[0001] Wäßrige Lösungen von Polyurethanen oder Polyurethanharnstoffen sind seit langem bekannt
(vgl. z.B. Angewandte Chemie, 82, (197
0) Seiten 53 bis 55, dort Lit.Zit. 4-8, 10a).
[0002] Die in den bekannten, in Wasser löslichen Polyurethanen bzw. Polyurethanharnstoffen
eingebauten hydrophilen Zentren können sowohl salzartige, d.h. ionische Gruppen als
auch hydrophile nichtionische Gruppen darstellen.
[0003] Zu den erstgenannten "Polyurethanionomeren" gehören sowohl chemisch fixierte Kationen,
d.h. insbesondere chemisch eingebaute Ammoniumionen aufweisende Polyurethane als auch
chemisch fixierte Anionen, d.h. insbesondere chemisch eingebaute Sulfonat- oder Carboxylatgruppen
aufweisende Polyurethane. Zu den letztgenannten nichtionischen, in Wasser löslichen
gehören insbesondere die Polyäthylenoxidketten aufweisenden Polyurethane bzw. Polyurethanharnstoffe.
[0004] Die Lösungen dieser Polyurethane besitzen je nach Art des hydrophilen Zentrums verschiedene,
charakteristische Eigenschaftsbilder. So sind Polyurethanionomerlösungen, da die in
ihnen enthaltenen Salzgruppen in ihrer Löslichkeit praktisch nicht temperaturabhängig
sind, gegen Erhitzen bis zum Sieden stabil, nichtionische Lösungen koagulieren dagegen
beim Erhitzen (bei ca. 60°C), da die Polyäthylenoxid-Ketten bei höherer Temperatur
ihre Löslichkeit in Wasser allmählich verlieren. Im Gegensatz zu Ionomeren sind diese
Lösungen aber gegen den Zusatz praktisch unbegrenzter Mengen an Elektrolyten beständig
und auch nach dem Gefrieren und Auftauen stabil.
[0005] Die Empfindlichkeit gegenüber Elektrolyten ist bei Lösungen kationischer Polyurethane
besonders groß, aber auch Lösungen von Polyurethan-Polycarboxylaten sind empfindlich.
Geringe Mengen von wäßrigen Elektrolytlösungen verursachen Trübungen, größere Mengen
führen zu schleimigen oder käsigen Abscheidungen. Auch dann, wenn Ausflockungen nicht
auftreten, ändert sich doch der kolloidchemische Zustand, was sich beispielsweise
in veränderter Viskosität und Rheologie bemerkbar macht.
[0006] Diese Elektrolytinstabilität ist in vielen Fällen außerordentlich nachteilig und
erschwert oder hemmt sogar den praktischen Einsatz der Produkte. So ist z.B. für die
Verwendung von Polyurethan-Ionomerlösungen zur Herstellung von Pigmentpasten, zur
Oberflächenbeschichtung von anorganischen Substraten wie Füllstoffen und Fasern, als
Färbereihilfsmittel eine gewisse Beständigkeit gegenüber Elektrolyten erforderlich.
[0007] Durch die vorliegende Erfindung werden nunmehr neue in Wasser lösliche Polyurethane
zur Verfügung gestellt, die in Form ihrer wäßrigen Lösung sowohl den Vorteil einer
ausgezeichneten Frost- und Elektrolytbeständigkeit als auch den Vorteil einer sehr
guten Temperaturbeständigkeit aufweisen. Wie nämlich überraschend gefunden wurde,
gelingt die Herstellung derartiger in Wasser löslicher Polyurethane dann, wenn in
das Polyurethan sowohl Äthylenoxid-Einheiten aufweisende hydrophile Segmente als auch
ionische Gruppen eingebaut werden. Dies ist durchaus überraschend, da sich herausstellte,
daß Mischungen von wäßrigen Lösungen ionischer und nichtionischer Polyurethane keineswegs
eine derartige Kombination erstrebenswerter Eigenschaften aufweisen. Derartige Mischungen
weisen vielmehr vor allem die Nachteile der Einzelbestandteile auf.
[0008] Durch den Einbau hydrophiler Polyäthersegmente, entweder innerhalb der Polymer-Hauptkette
oder an deren Enden oder auch in Form von seitenständigen Ketten wird ein überraschend
wirksamer Schutz von Polyurethanen welche
oder COO
G-Gruppen aufweisen, gegenüber der Einwirkung von Elektrolyten erzielt. Selbst bei hohem
Gehalt an kationischen Zentren, z.B. mehr als 20 Milliäquivalenten pro 100 g Polyurethan
an
werden die Lösungen durch verdünnte Natriumchloridlösung nicht mehr gefällt.
[0009] Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind somit elektrolytstabile wäßrige Lösungen
von Polyurethanionomeren mit im wesentlichen linearem Molekularaufbau, gekennzeichnet
durch
a) hydrophile Polyalkylenoxid-Polyätherketten mit einem Gehalt an Äthylenoxid-Einheiten
von 2 bis 50 Gew.-%, bezogen auf das gesamte Polyurethan und
b) einen Gehalt an =N⊕=,
oder -COO e Gruppen von 16 bis 250 Milliäquivalenten pro 100 g.
[0010] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist schließlich auch das bevorzugte Verfahren
zur Herstellung der erfindungsgemäßen in Wasser löslichen Polyurethane mit im wesentlichen
linearer Molekülstruktur durch Umsetzung von organischen Diisocyanaten mit im Sinne
der Isocyanatpolyadditionsreaktion difunktionellen endständige gegenüber Isocyanatgruppen
reaktionsfähige Wasserstoffatome aufweisenden organischen Verbindungen des Molekulargewichtsbereichs
300 bis 6000 unter Mitverwendung von die Löslichkeit der Polyurethane gewährleistenden
Aufbaukomponenten mit hydrophilen Gruppen bzw. in derartige hydrophile Gruppen überführbaren
Gruppen, wobei die zumindest teilweise Überführung der letztgenannten Gruppen in hydrophile
Gruppen während oder anschließend an die Polyadditionsreaktion erfolgt, sowie gegebenenfalls
unter Mitverwendung der in der Polyurethanchemie an sich bekannten Kettenverlängerungsmittel
eines unter 300 liegenden Molekulargewichts sowie gegebenenfalls unter Mitverwendung
der in der Polyurethanchemie üblichen Hilfs-und Zusatzstoffe, dadurch gekennzeichnet,
daß als Aufbaukomponenten mit hydrophilen Gruppen bzw. mit in hydrophile Gruppen überführbaren
Gruppen sowohl
a) Mono- oder Diisocyanate und/oder im Sinne der Isocyanatpolyadditionsreaktion mono-
oder difunktionelle Verbindungen mit gegenüber Isocyantgruppen reaktionsfähigen Wasserstoffatomen
mit Äthylenoxid-Einheiten aufweisenden hydrophilen Ketten als auch
b) Mono- oder Diisocyanate und/oder im Sinne der IsocyanatPolyadditionsreaktion mono-
oder difunktionelle Verbindungen mit gegenüber Isocyanatgruppen reaktionsfähigen Wasserstoffatomen
mit ionischen Gruppen oder in ionische Gruppen überführbaren Gruppen
mitverwendet werden, wobei die Art und Menge bzw. Neutralisierungs- oder Quaternierungsgrad
der Komponenten a) und b) so bemessen wird, daß im letztlich erhaltenen Polyurethan
2 bis 50 Gew.-% an Äthylenoxid-Einheiten und 16 bis 250 Milliäquivalent pro 100 g
an ionischen Gruppen vorliegen.
[0011] Für das bevorzugte, obengenannte Verfahren zur Herstellung der erfindungsgemäßen
Polyurethanelastomeren geeignete organische Diisocyanate sind solche der allgemeinen
Formel R(NCO)
2' wobei R für einen organischen Rest steht, wie er durch Entfernung der Isocyanatgruppen
aus einem organischen Diisocyanat des Molekulargewichtsbereichs 112-1000, vorzugsweise
140-400, erhalten wird. Besonders bevorzugte für das erfindungsgemäße Verfahren geeignete
Diisocyanate sind solche der angegebenen allgemeinen Formel, bei welchen R für einen
zweiwertigen aliphatischen Kohlenwasserstoffrest mit 4-18 Kohlenstoffatomen, einen
zweiwertigen cycloaliphatischen Kohlenwasserstoffrest mit 5-15 Kohlenstoffatomen,
einen zweiwertigen aromatischen Kohlenwasserstoffrest mit 6-15 Kohlenstoffatomen oder
einen araliphatischen Kohlenwasserstoffrest mit 7-15 Kohlenstoffatomen steht. Typische
Vertreter von für das erfindungsgemäße Verfahren bevorzugt geeigneten organischen
Diisocyanaten sind z.B. Tetramethylendiisocyanat, Hexamethylendiisocyanat, Dodecamethylendiisocyanat,
Cyclohexan-1,3- und -1,4-diisocyanat, 1-Isocyanato-3-isocyanatomethyl-3,5,5-trimethylcyclohexan,
4,4'-Diisocyanatodicyclohexylmethan oder auch aromatische Diisocyanate, wie 2,4-Diisocyanatotoluol,
2,6-Diisocyanatotoluol, aus diesen Isomeren bestehende Gemische, 4,4'-Diisocyanatodiphenylmethan,
1,5-Diisocyanatonaphthalin usw.
[0012] Für das erfindungsgemäße Verfahren geeignete, im Sinne der Isocyanat-Polyaddition
difunktionelle endständige, gegenüber Isocyanat reaktionsfähige Gruppen aufweisende
Verbindungen des Molekulargewichtsbereichs 300-6000, vorzugsweise 500-3000, sind insbesondere
1. die in der Polyurethan-Chemie an sich bekannten Dihydroxypolyester aus Dicarbonsäuren,
wie Bernsteinsäure, Adipinsäure, Korksäure, Azelainsäure, Sebacinsäure, Phthalsäure,
Isophthalsäure, Terephthalsäure, Tetrahydrophthalsäure usw. und Diolen, wie z.B. Äthylenglykol,
Propylenglykol-1,2, Propylenglykol-1,3, Diäthylenglykol, Butandiol-1,4, Hexandiol-1,6,
Octandiol-1,8, Neopentylglykol, 2-Methypropandiol-1,3, oder die verschiedenen isomeren
Bishydroxymethylcyclohexane;
2. die in der Polyurethan-Chemie an sich bekannten Polylactone, wie z.B. die auf den
oben genannten zweiwertigen Alkoholen gestartete Polymerisate des F-Caprolactons;
3. die in der Polyurethan-Chemie an sich bekannten Polycarbonate, wie sie durch Umsetzung
beispielsweise der oben genannten Diole mit Diarylcarbonaten oder Phosgen zugänglich
sind;
4. die in der Polyurethan-Chemie an sich bekannten Polyäther, wie z.B. die unter Verwendung
von zweiwertigen Startermolekülen, wie Wasser, den oben genannten Diolen oder 2 N-H-Bindungen
aufweisende Amine hergestellten Polymerisate bzw. Mischpolymerisate des Styroloxids,
Propylenoxids, Tetrahydrofurans, Butylenoxids oder Epichlorhydrins. Auch Äthylenoxid
kann anteilmäßig mitverwendet werden mit der Maßgabe, daß der verwendete Polyäther
maximal ca. 10 Gewichtsprozente an Äthylenoxid enthält. Im allgemeinen werden jedoch
solche Polyäther eingesetzt, die ohne Mitverwendung von Äthylenoxid erhalten wurden;
5. die in der Polyurethan-Chemie an sich bekannten Polythioäther, Polythiomischäther,
Polythioätherester;
6. die in der Polyurethan-Chemie an sich bekannten Polyacetale, beispielsweise aus
den oben genannten Diolen und Formaldehyd; sowie
7. difunktionelle endständige, gegenüber Isocyanatgruppen reaktionsfähige Gruppen
aufweisende Polyätherester.
[0013] Bevorzugt werden beim erfindungsgemäßen Verfahren Dihydroxypolyester, Dihydroxypolylactone,
Dihydroxypolyäther und
Dihydroxypolycarbonate eingesetzt.
[0014] Grundsätzlich könnten die erfindungsgemäßen Verbindungen jedoch auch ohne Mitverwendung
von höhermolekularen Polyhydroxylverbindungen, d.h. ausschließlich unter Verwendung
von Diisocyanaten und niedermolekularen Reaktionspartnern (Molgewicht <300) hergestellt
werden.
[0015] Als beim erfindungsgemäßen Verfahren zur Herstellung der wasserlöslichen Polyurethane
mitzuvertiendende Kettenverlängerer eines unter 300 liegenden Molekulargewichts kommen
beispielsweise die bei der Herstellung der Dihydroxypolyester beschriebenen niedermolekularen
Diole oder auch Diamine, wie Diaminoäthan, 1,6-Diaminohexan, Piperazin, 2,5-Dimethylpiperazin,
1-Amino-3-aminomethyl-3,5,5-trimethylcyclohexan, 4,4'-Diaminodicyclohexylmethan, 1,4-Diaminocyclohexan,
1,2-Propylendiamin oder auch Hydrazin, Aminosäurehydrazide, Hydrazide von Semicarbazidocarbonsäuren,
Bis-hydrazide und Bis-semicarbazide in Betracht.
[0016] Geeignete Aufbaukomponenten sind auch z.B. Oleyldiäthanolamin, Stearyldiäthanolamin,
Addukte langkettiger Alkylisocyanate an Diäthanolamin oder andere Aminoalkohole, Veresterungsprodukte
langkettiger Fettsäuren mit Glycerin oder Trimethylolpropan, Addukte von 6-24 C-Atome
aufweisenden Aminen oder Phenolen an Glycid oder 3-Äthyl-3-hydroxymethyl-oxetan.
[0017] Neben den genannten im Sinne der Isocyanatpolyadditionsreaktion difunktionellen Aufbaukomponenten
können in besonderen Fällen, in welchen eine geringe Verzweigung der Polyurethane
erwünscht ist, auch die in der Polyurethan- chemie an sich bekannten tri- und höherfunktionellen
Aufbaukomponenten in geringen Anteilen mitverwendet werden. Vorzugsweise werden die
Aus-angskomponenten jedoch so gewählt, daß die Funktionalität im Mittel 2,1 nicht
überschreitet.
[0018] Beim erfindungsgemäßen Verfahren können:
a) beliebige Mono- oder Diisocyanate und/oder im Sinne der Isocyanatpolyadditionsreaktion
mono- oder difunktionelle Verbindungen mit gegenüber Isocyanatgruppen reaktionsfähigen
Wasserstoffatomen mit Äthylenoxid-Einheiten aufweisenden hydrophilen Ketten und
b) beliebige Mono- oder Diisocyanate und/oder im Sinne der Isocyanatpolyadditonsreaktion
mono- oder difunktionelle Verbindungen mit gegenüber Isocyanatgruppen reaktionsfähigen
Wasserstoffatomen mit ionischen Gruppen oder in ionische Gruppen überführbaren Gruppen
mitverwendet werden.
[0019] Zu den bevorzugten hydrophilen Aufbaukomponenten mit seitenständigen Äthylenoxid-Einheiten
aufweisenden hydrophilen Ketten gehören sowohl Verbindungen der Formel
und/oder Verbindungen der Formel
[0020] Besonders bevorzugte Aufbaukomponente a) sind solche der erstgenannten Formel (I).
[0021] In obigen Formeln (I) und (II) stehen
R für einen zweiwertigen Rest, wie er durch Entfernung der Isocyanatgruppen aus einem
Diisocyanat der Formel R(NCO)2 der vorstehend genannten Art erhalten wird,
R' für Wasserstoff oder einen einwertigen Kohlenwasserstoffrest mit 1 bis 8 Kohlenstoffatomen,
vorzugsweise für Wasserstoff oder eine Methylgruppe,
R" für einen einwertigen Kohlenwasserstoffrest mit 1 bis 12 Kohlenstoffatomen, vorzugsweise
einen unsubstituierten Alkylrest mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen,
X für den Rest, wie er durch Enfernen des endständigen Sauerstoffatoms aus einer Polyalkylenoxidkette
mit 5 bis 90, vorzugsweise 20 bis 70 Kettengliedern erhalten wird, welche Kettenglieder
zumindest zu 40 %, vorzugsweise zumindest zu 65 % aus Äthylenoxid-Einheiten bestehen
und die neben Äthylenoxid-Einheiten auch Propylenoxid-, Butylenoxid- oder Styroloxid-Einheiten
darstellen können, wobei unter den letztgenannten Einheiten Propylenoxid-Einheiten
bevorzugt sind,
M Y für Sauerstoff oder -NR -, wobei R" bezüglich seiner Definition R" entspricht,
Z für einen Rest, der in seiner Bedeutung der Definition von Y entspricht.
[0022] Die Herstellung der Verbindungen der obengenannten Formeln (I) und (II) kann gemäß
den Verfahrensweisen der DT-OS 2 314 512 bzw. 2 314 513 erfolgen, wobei in Ergänzung
der dort gemachten Offenbarung darauf hingewiesen wird, daß anstelle der dort als
Ausgangsmaterial erwähnten Polyätheralkohole auch solche eingesetzt werden können,
deren Polyäthersegment außer Äthylenoxid-Einheiten auch bis zu 60 Gew.-%, bezogen
auf Polyäthersegment an Propylenoxid-, Butylenoxid- oder Styroloxid-, vorzugsweise
Propylenoxid-Einheiten aufweisen. Der Anteil derartiger "gemischter Polyäthersegmente"
kann in speziellen Fällen spezifische Vorteile mit sich bringen.
[0023] Auch Äthylenoxideinheiten aufweisende Dihydroxypolyäther des Molekulargewichtsbereichs
300-6000, vorzugsweise 500-3000, können als hydrophile Aufbaukomponente beim erfindungsgemäßen
Verfahren mitverwendet werden. Auch hydrophile Äthergruppen, d.h. Polyäthylenoxid-Einheiten
aufweisende Dihydroxypolycarbonate sind als hydrophile Aufbaukomponente geeignet.
[0024] Weitere besonders bevorzugte hydrophile Aufbaukomponenten zum Einbau endständiger
oder seitenständiger hydrophiler Äthylenoxideinheiten aufweisender Ketten sind Verbindungen
der Formel
und/oder Verbindungen der Formel
wobei
x, Y, Z, R, R" die oben erläuterte Bedeutung haben.
[0025] Erfindungswesentliche Aufbaukomponenten b) sind beispielsweise im Sinne der Isocyanatpolyadditionsreaktion
mono-oder difunktionelle Vertreter der im US-Patent 3 479 310, Kolonne 4, Zeile 11
bis Kolonne 5, Zeile 46, beispielhaft erwähnten Verbindungen bzw. die entsprechenden
durch einfache Neutralisation oder Quaternierung zugänglicher Verbindungen mit salzartigen
Gruppen. Geeignete Neutralisations- oder Quaternierungsmittel sind beispielsweise
die in dem genannten US-Patent in Kolonne 6, Zeilen 14 bis 39 genannten Verbindungen.
[0026] Für den Einbau von tertiären Sulfoniumgruppen in das Polyurethan werden beispielsweise
die in der US-Patentschrift 3 419 533, Kolonne 3, Zeile 75 bis Kolonne 4, Zeile 51
aufgeführten Verbindungen als Aufbaukomponenten eingesetzt.
[0027] Grundsätzlich ist es ohne Belang auf welche Weise die kationischen Zentren in das
Polyurethan eingebaut wurden. So kann man z.B. außer den in den beiden genannten Patentschriften
aufgeführten Methoden auch ein Epoxigruppen tragendes Polyurethan oder NCO-Präpolymer
herstellen und durch Umsetzung der Epoxigruppe mit einem primären oder sekundären
Amin das basische Zentrum einführen, das anschließend durch eine anorganische oder
organische Säure oder ein Alkylierungsmittel in die Salzform übergeführt wird.
[0028] Beim erfindungsgemäßen Verfahren wird Art und Menge der Komponenten a) so gewählt,
daß in den erfindungsgemäßen Polyurethanen 2 bis 50, vorzugsweise 11 bis 20 Gew.-%
an in den Äthersegmenten eingebauten Äthylenoxid-Einheiten -CH
2-CH
2-O-vorliegen. Die Art und Menge bzw. der Neutralisations- oder Quarternierungsgrad
der Komponenten b) wird beim erfindungsgemäßen Verfahren so gewählt, daß in den erfindungsgemäßen
Polyurethanen 16 bis 250 Milliäquivalent pro 100 g, vorzugsweise 20 bis 100 Milliäquivalent
pro 100 g an =N
⊕=, -COO
6 oder -S - -Gruppen vorliegen. Vorzugsweise liegt die Summe der Anzahl der Milliäquivalente
eingebauter ionischer Gruppenpro 100 g Polyurethan und der Anzahl an "Pseudomilliäquivalenten"
an eingebauten Äthylenoxid-Einheiten pro 100 g Polyurethan bei 40 bis 300 und besonders
bevorzugt zwischen 60 und 200.
[0029] Unter einem "Pseudomilliäquivalent" an eingebauten Äthylenoxid-Einheiten soll hierbei
die Menge an innerhalb einer Polyalkylenoxid-Kette eingebauten Äthylenoxid-Einheiten
verstanden werden, die zur Löslichkeit des Polyurethans in Wasser den gleichen Beitrag
liefert wie ein Milliäquivalent an eingebauten ionischen Gruppen. (Die Wirksamkeit
der obengenannten ionischen Gruppen bezüglich ihres Beitrags zur Löslichkeit des Polyurethans
hängt ausschließlich von der Anzahl der Milliäquivalente ionischer Gruppen und nicht
von der Art der ionischen Gruppen ab.) Bei den wäßrigen Polyurethanlösungen hängt
die Löslichkeit von der Konzentration der eingebauten hydrophilen Zentren im Polyurethan
ab. Wie sich aufgrund eingehender Studien der Anmelderin herausstellte, kann man in
einem beliebigen, in Wasser löslichen, auschließlich ionisch modifiziertem Polyurethan
bei ansonsten völlig analogem Molekülaufbau die ionischen Gruppen stets durch eine
bestimmte Menge an innerhalb einer Polyätherkette angeordnetem Äthylenoxid zu ersetzen,
daß ein entsprechendes ausschließlich nichtionisch modifiziertes Polyurethan erhalten
wird, das in Wasser gleiche Löslichkeit aufweist, (wobei eine analoge Herstellungsweise
der Polyurethanlösungen vorausgesetzt wird), wenn die im ionisch modifizierten Polyurethan
vorliegenden Milliäquivalente an ionischen Gruppen durch die gleiche Anzahl an "Pseudomilliäquivalenten"
an nicht ionischen Gruppen ersetzt werden. So entsprechen einem Milliäquivalent an
eingebauten ionischen Gruppen 0,5 g an innerhalb einer Polyätherkette eingebauten
Äthylenoxid- Einheiten. Unter einem "Pseudomilliäquivalent" an nichtionischen Gruppen
sind demzufolge 0,5 g an innerhalb einer Polyätherkette eingebauten Äthylenoxid-Einheiten
zu verstehen. Demzufolge weist ein ausschließlich ionisch modifiziertes Polyurethan
mit einem Gehalt an 40 Milliäquivalent pro 100 g an einer der obengenannten ionischen
Gruppen die gleiche Wasserlöslichkeit auf wie ein analog aufgebautes und hergestelltes
auschließlich nichtionisch modifiziertes Polyurethan mit einem Gehalt an 20 g pro
100 g an innerhalb einer Polyätherkette eingebautem Äthylenoxid.
[0030] Die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Herstellung der wasserlöslichen
Polyurethane kann nach den an sich bekannten Methoden der Polyurethanchemie sowohl
nach dem Einstufen- als auch dem Zweistufen-Verfahren (Präpolymer-Verfahren) erfolgen.
[0031] Bei der Herstellung der wasserlöslichen Polyurethane kommen die Reaktionspartner
in einem Äquivalentverhältnis von Isocyanatgruppen zu gegenüber Isocyanatgruppen reaktionsfähigen
Gruppen von 0,8:1 bis 2,5:1, vorzugsweise 0,95:1 bis 1,5:1 zum Einsatz. Bei der Verwendung
eines NCO-Überschusses entstehen dabei naturgemäß NCO-Gruppen aufweisende Verbindungen,
die bei ihrer Überführung in eine wäßrige Lösung mit dem Wasser unter Kettenverlängerung
zu dem Endprodukt weiterreagieren. Dementsprechend beinhaltet das obige Äquivalent-
verhältnis alle am Aufbau der erfindungsgemäßen Polyurethane beteiligten Komponenten
inclusive dem gegebenenfalls in Form wäßriger Lösungen verwendeten Aminogruppen aufweisenden
Kettenverlängerungsmittel, nicht jedoch den Anteil des zur Lösung der Polyurethane
eingesetzten Wassers, welches mit gegebenenfalls vorliegenden NCO-Gruppen aufweisenden
Verbindungen unter Kettenverlängerungsreaktion reagiert. Im Rahmen der vorliegenden
Erfindung werden im übrigen gegebenenfalls im Reaktionsgemisch vorliegende Carboxylgruppen
(Komponente b)) nicht als gegenüber Isocyanatgruppen reaktionsfähige Gruppen betrachtet,
was sich angesichts der Reaktionsträgheit dieser Gruppen gegenüber Isocyanatgruppen
rechtfertigt.
[0032] Sowohl bei der Durchführung des Einstufen- als auch des Zweistufen-Verfahrens kann
in Gegenwart oder auch Abwesenheit von Lösungsmitteln gearbeitet werden. Geeignete
Lösungsmittel, insbesondere wenn, wie unten beschrieben - während oder im Anschluß
an die Polyurethanherstellung die Überführung der Polyurethane in eine wäßrige Lösung
beabsichtigt ist, sind beispielsweise mit Wasser mischbare, gegenüber Isocyanatgruppen
indifferente Lösungsmittel mit einem unter 100°C liegenden Siedepunkt wie z.B. Aceton
oder Methyläthylketon.
[0033] Bei der Durchführung des Einstufenverfahrens werden bevorzugt die oben unter 1. bis
7. genannten difunktionellen endständige, gegenüber Isocyanatgruppen reaktionsfähige
Gruppen aufweisenden Verbindungen des Molekulargewichtsbereichs 500 bis 6000 mit den
hydrophilen Kettenverlängerern a) und b) sowie dem gegebenenfalls mitzuverwendenden
Kettenverlängerer eines unter 500 liegenden Molekulargewichts gemischt. Der so erhaltenen
Mischung wird anschließend die Diisocyanatkomponente in Abwesenheit von Lösungsmitteln
zugegeben, wonach das Reaktionsgemisch vorzugsweise bei 50 bis 150
0c liegenden Temperaturen, gegebenenfalls nach Zugabe der in der Polyurethanchemie
an sich bekannten Katalysatoren zur Reaktion gebracht wird. Die Menge der Diisocyanatkomponenten
wird hierbei so gewählt, daß ein NCO/OH-Verhältnis von 0,8 bis 1,05 vorliegt. Während
der Reaktion steigt die Viskosität der Reaktionsmischung an, so daß der Mischung nach
und nach eines der genannten Lösungsmittel zugegeben wird. Schließlich wird eine organische
Lösung des aureagierten Polyurethans erhalten, deren Konzentration vorzugsweise auf
10 bis 70, insbesondere 15 bis 55, Gew.-% Feststoff eingestellt wird. Bei diesem Einstufen-Verfahren
empfiehlt sich insbesondere die Verwendung von tertiären Aminen mit 2 alkoholischen
Hydroxylgruppen als Komponente b). Falls als Komponente b) Verbindungen eingesetzt
werden, welche in ionische Gruppen überführbare Gruppen aufweisen, empfiehlt sich
diese Überführung durch an sich bekannte Neutralisation oder Quaternierung im Anschluß
an die Polyadditionsreaktion entweder in organischer Lösung oder dergestalt, daß das
in organischer Lösung vorliegende Polyurethan während seiner Uberführung in eine wäßrige
Lösung durch im Wasser vorliegende Neutralisationsmittel neutralisiert wird.
[0034] Die Überführung der Polyurethane in eine wäßrige Lösung erfolgt zweckmäßigerweise
durch Zugabe von Wasser zu der gerührten Lösung oder Schmelze. Nach destillativer
Entfernung des gegebenenfalls vorhandenen Lösungsmittels bleibt eine rein wäßrige
Lösung zurück.
[0035] Bei der Durchführung des Zweistufenverfahrens wird vorzugsweise zunächst in der Schmelze
aus überschüssigem Diisocyanat, höhermolekularer Verbindung mit gegenüber Isocyanatgruppen
reaktionsfähigen Gruppen der oben unter 1. bis 7. beispielhaft genannten Art sowie
hydrophilem Kettenverlängerer a) und gegebenenfalls b) unter Einhaltung eines NCO/
OH-Verhältnisses von 1,1:1 bis 3,5:1, vorzugsweise 1,2:1 bis 2,5:1, in Abwesenheit
von Lösungsmitteln oder auch bereits in Gegenwart von Lösungsmitteln ein NCO-Präpolymer
hergestellt, welches bei Abwesenheit von Lösungsmitteln anschließend, beispielsweise
in einem geeigneten Lösungsmittel aufgenommen wird. Die so erhaltene Lösung des Präpolymeren
kann dann in an sich bekannter Weise mit dem Kettenverlängerungsmittel der oben beispielhaft
aufgeführten Art eines unter 300 liegenden Molekulargewichts zur Reaktion gebracht
werden. Zur Herstellung der erfindungsgemäßen Polyurethanlösungen empfiehlt sich eine
besondere Variante des Zweistufenverfahrens, bei welcher die beschriebene Lösung des
NCO-Präpolymeren mit der Lösung des Kettenverlängerungsmittels - hier werden bevorzugt
die genannten Diamine bzw. Hydrazinderivate als Kettenverlängerer eingesetzt - in
geringen Mengen Wasser oder einem Wasser/Lösungsmittelgemisch so versetzt, daß das
NCO/NH-Verhältnis zwischen 2,5 und 1,05 liegt. Diese Umsetzung kann bei Raumtemperatur
oder auch vorzugsweise bei 25-60°C erfolgen. Durch nachträgliche Zugabe des restlichen
Wassers und anschließender Entfernung des Lösungsmittels wird schließlich die wäßrige
Polyurethanlösung erhalten. Es ist bei dieser Verfahrensvariante jedoch auch möglich,
den Kettenverlängerer in der Gesamtmenge des in der Lösung schließlich vorliegenden
Wassers (50-200 Gew.-%, bezogen auf festes Polyurethan) zu lösen. Bei der Durchführung
des Zweistufenverfahrens ist es durchaus möglich und oft auch bevorzugt die Komponente
b) nicht in das Präpolymer einzubauen, sondern vielmehr wäßrige Lösungen von Diaminocarboxylaten
bei der beschriebenen Kettenverlängerungsreaktion anstelle oder in Kombination mit
den vorstehend genannten Diaminen bzw. Hydrazinderivaten einzusetzen.
[0036] Das beschriebene Zweistufenverfahren wird jedoch ohne größere Schwierigkeiten vorzugsweise
lösungsmittelfrei durchgeführt und zwar dergestalt, daß man das beschriebene NCO-Präpolymer
lösungsmittelfrei herstellt und als Schmelze in das Wasser einrührt, wobei auch hier
die genannten Aminogruppen aufweisenden ionischen oder nichtionischen Kettenverlängerer
in im Wasser gelöster Form vorliegen können.
[0037] Selbstverständlich ist es aber auch möglich, das Polyurethan wie bei festen Thermoplasten
üblich, in der Schmelze aus den Komponenten aufzubauen, z.B. in einer Form, auf einem
Stahlband oder in einer Schnecke, das feste Produkt zu zerkleinern und anschließend
in Wasser zu lösen.
[0038] Die erfindungsgemäßen in Wasser löslichen Polyurethane sind von überwiegend linearem
Molekularaufbau und sind durch einen Gehalt an innerhalb einer Polyätherkette eingebautem
Äthylenoxid von 2 bis 50, vorzugsweise 11 bis 20 Gew.-% und einem Gehalt an =N =,
-COO oder -S - -Gruppen von 16 bis 250, vorzugsweise 20 bis 100 Milliäquivalent pro
100 g gekennzeichnet. Vorzugsweise ist die seitenständige Polyalkylenoxidkette, die
die erfindungswesentlichen Äthylenoxid-Einheiten aufweist über Gruppierungen
i) der Formel
oder
ii)der Formel
verbunden, wobei
R, R", R'", X, Y und Z die oben genannte Bedeutung haben.
[0039] Die vorstehend beschriebene Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens stellt lediglich
einen bevorzugten, nicht jedoch den einzigen Weg zu den erfindungsgemäßen Polyurethanen
dar. Ein weiterer Weg zu den erfindungsgemäßen Polyurethanen besteht beispielsweise
in der Einführung der nichtionischen seitenständigen hydrophilen Gruppen in ein bereits
ionische Gruppen oder in ionische Gruppen überführbare Gruppen aufweisendes, vorzugsweise
lineares Polyurethanelastomer durch Umsetzung dieses Elastomeren mit hydrophilen Monoisocyanaten
der Formel
in welcher
R, X, Y, R" und R''' die vorstehend genannte Bedeutung haben.
[0040] Die llerstellung derartiger hydrophiler Monoisocyanate geschieht in Analogie der
in der DT-OS 2 314 512 beschriebenen Verfahrensweise wobei jedoch auch hier in Ergänzung
der dort gemachten Offenbarung darauf hingewiesen wird, daß anstelle der dort als
Ausgangsmaterial erwähnten monofunktionelle Polyätheralkohole auch solche eingesetzt
werden können, deren Polyäthersegment außer Äthylcroxid-Einheiten auch bis zu 60,
vorzugsweisc bis zu 35 Gew.-% bezogen auf Polyäthersegment an Propylenoxid-, Butyloxid-
oder Styroloxid, vorzugsweise Propylenoxid-Einheiten aufweisen.
[0041] Bei der Herstellung der erfindungsgemäßen Polyurethane unter Verwendung dieser hydrophilen.Monoisocyanate
wird vorzugsweise aus den genannten Ausgangsmaterialien ein lineares Polyurethan hergestellt
unter Verwendung eines Äquivalentverhältnisses Isocyanatgruppen : gegenüber Isocyanatgruppen
reaktionsfähigen Gruppen von vorzugsweise 1 : 1, welches ionische Gruppen bzw. in
ionische Gruppen überführbare Gruppen jedoch noch keine hydrophilen Polyäthersegmente
aufweist. Dieses lineare Polyurethanelastomer wird dann in der Schmelze oder in einem
geeigneten Lösungsmittel beispielsweise der obengenannten Art bei 50 bis 150°C mit
den hydrophilen Monoisocyanaten umgesetzt, wobei vor allem eine Addition der Isocyanatgruppe
des hydrophilen Monoisocyanats an die aktiven Wasserstoffatome der im linearen Polyurethan
vorliegenden Urethan- und/oder Harnstoffgruppen eintritt. Gegebenenfalls vorliegende
in ionische Gruppen überführbare Gruppen werden dann anschließend durch an sich bekannte
Neutinelisation- bzw. Quarternierung zumindest teilweise in die entsprtchenden ionischen
Gruppen überführt. Bei dieser Ausführungsform der Herstellung der erfindungsgemäßen
Polyurethane ist bei Verwendung von Carboxylgruppen aufweisenden Aufbaukomponenten,
deren Carboxylgruppen anschließend durch Neutralisation in Carboxylatgruppen überführt
werden sollen, darauf zu achten, daß nur solche Carboxylgruppen aufweisende Verbindungen
mitverwendet werden, deren Carboxylgruppen gegenüber Isocyanatgruppen eine geringere
Reaktivität gegenüber Isocyanatgruppen aufweisen als Urethan- oder Harnstoffgruppen.
[0042] Ferner ist eine Arbeitsweise besonders bevorzugt, nach welcher ein Präpolymer mit
endständigen NCO-Gruppen mit einem monofunktionellen hydrophilen Polyäther umgesetzt
wird, so daß ein polymeres Polyurethan mit endständigen hydrophilen Polyäthersegmenten
gebildet wird. Selbstverständlich kann ein solches Produkt auch nach einem Einstufenverfahren
erhalten werden, indem ein entsprechender hydrophiler monofunktioneller Polyäther
beim Aufbau des Polyurethans als Aufbaukomponente mit eingesetzt wird. Schließlich
kann man selbstverständlich auch ein Präpolymer mit endständigen OH, SH, NH
2, NHR oder COOH Gruppen mit einem hydrophilen Monoisocyanat der Formel
umsetzen. Hierbei haben R, X, Y, R" die vorstehend genannte Bedeutung.
[0043] Diese Gruppe von erfindungsgemäßen Polyurethanen ist durch die Gruppierung
gekennzeichnet, wobei
U für -O-CO-NH-, -NH-CO-NH-, -NH-CO-, -S-CO-NH- steht und
R, X, Y, R" die vorstehend genannte Bedeutung haben.
[0044] Sofern Polyurethane mit endständigen monofunktionellen hydrophilen Polyäthern hergestellt
werden, wird vorzugsweise für eine zumindest geringe Verzweigung dieser Produkte Sorge
getragen, z.B. durch anteilige Mitverwendung tri- oder polyfunktioneller Aufbaukomponenten
oder durch teilweise Allophanatisierung, Trimerisierung oder Biuretisierung.
[0045] Das so erhaltene als Schmelze oder als Lösung vorliegende erfindungsgemäße Polyurethan
kann dann durch Vermischen mit Wasser und gegebenenfalls anschließendem Abdestillieren
des Hilfslösungsmittels in eine wäßrige Lösung überführt werden.
[0046] Die erfindungsgemäßen wäßrigen Polyurethanlösungen sind klar und zeigen auch beim
Verdünnen auf einen Feststoffgehalt von z.B. 5-10 % keinen Tyndall-Effekt. Bei Raumtemperstur
aus den Lösungen aufgetrocknete Schichten lösen sich wieder glatt und kar in Wasser.
[0047] Die Lösungen sind trotz ihres relativ hohen Gehaltes an ionischen Gruppen weitgehend
unempfindlich gegen Elektrolyte; dies erlaubt z.B. die sauer katalysierte Vernetzung
mit Formaldehyd oder Formaldehydderivaten; ebenso ist ihre Pigmentierung mit elektrolyt-aktiven
Pigmenten oder Farbstoffen möglich. Eine weitere Eigenschaft der erfindungs
= gemäßen Dispersionen ist ihre Verträglichkeit mit Alaunlösungen bei der Papierleimung.
[0048] Die Lösungen der Polyurethanmassen in Wasser sind stabil, lager- und versandfähig
und können zu beliebig späterem Zeitpunkt, z. B. foragebend, verarbeitet werden. Sie
trocknen im allgemeinen unmittelbar zu formstabilen Kunststoffüberzügen auf, jedoch
kann die Formgebung der Verfahrensprodukte auch in Gegenwart von an sich bekannten
Vernetzungsritteln erfolgen. Je nach der gewählten chemischen Zusemmensetzung und
dem Gehalt an Urethangruppen erhält man Polyurethane mit unterschiedlichen Eigenschaften.
So können weiche klebrige Kassen, thermoplastische und gummielastiache Produkte der
verschiedensten Härtegrade bis zu glasharten Duroplasten erhalten werden. Die Hydrophilie
der Produkte kann ebenfalls in gewissen Grenzen schwanken. Die elastischen Produkte
lassen sich bei höheren Temperaturen,beispielsweise 1
00 - 180°C. thermoplastisch verabeiten, sofern sie nicht chemisch vernetzt sind.
[0049] Die Verfahrensprodukte sind zur Beschichtung bzw. zum Überziehen und zum Imprägnieren
von gewebten und nichtgewebten Textilien, Leder, Papier, Holz, Metallen, Keramik,
Stein, Beton, Bitumen, Hartfaser, Stroh, Glas, Porzellan, Kunststoffen der verschiedensten
Art, Glasfasern, zur antistatischen und knitterfreien Ausrüstung, als Binder für Vliese,
Älebstoffe, Haftvermittler, Kaschierungsmittel, Hydrophobiermittel, weichmacher, Bindemittel,
z. B. für Kork- oder Holzmehl. Glasfasern, Asbest, papierartige Materialien, Plastik-oder
Gummiabfälle, keramische Materialien, als Hilfsmittel ic Zeugdruck und in der Papierindustrie,
als Zusatz zu Polymerisaten, als Schlichtemittel, beispielsweise für Glasfasern. und
zur Lederausrüstung geeignet.
[0050] Durch Mitverwendung von Vinylpolymerisaten oder aktiven bzw. inaktiven Füllstoffen
kann man die Eigenschaften der Verfahrtnsprodukte abwandeln. Verwendbar sind beispielsweice
Polyäthylen, Polypropylen, Polyvinylacetat, Äthylen-Virylacetat-Copolymerisate, die
gegebenenfalls (teilweise) verseiftmd/oder mit Vinylchlorid gepfropft sein können,
Styrol-Butadien-Copolymerisate, Äthylen-(Pfropf)-Copolyneri- sate, Polyaczylate, Ruß,
Kieselsäure, Asbest, Talkum, Kaolin, Titandioxid, Glas als Pulver oder in Form von
Fasern, Cellulose. Je nach gewünschtem Eigenschaftsbild und Verwendungszweck der Endprodukte
können bis zu 70 %, bezogen auf Cesamttrockensubstanz, solcher Füllstoffe im Endprodukt
enthalten sein.
[0051] Selbstverständlich können auch Farbstoffe, Füllstoffe, Pigmente, Weichmacher oder
die rheologischen Eigenschaften beeinflussende Zusätze beigefügt werden, ebenso z.B.
Polymerdispersionen, Ruß-und Kresolsäure-Sole.
[0052] Die Trocknung der nach verschiedenen Applikationstechniken erhaltenen Produkte kann
bei Raumtemperatur oder bei erhöhter Temperatur erfolgen.
[0053] Die nachfolgenden Beispiele sollen die Zusammensetzung, Herstellung und einige physikalische
Eigenschaften erläutern.
Beispiel 1
[0054] 262 g (0,444 Mol) eines auf Propylenglykol gestarteten Poly- äthylenoxid/Polypropylenoxid-Diols
mit einem Anteil an Polyäthylenoxid von 70 Gew.-%, OHZ 190 werden zusammen mit 50
g (0,023 Mol) eines nichtionisch-hydrophilen Kettenverlängerers, der in Analogie zu
der in US-PS 3 905 929 beschriebenen Arbeitsweise durch Umsetzung von äquivalenten
Teilen
i) eines Polyäthermonoalkohols aus n-Butanol, Äthylenoxid und Propylenoxid (im Gewichtsverhältnis
83:17) der OHZ 30;
ii) Hexandiisocyanat-1,6 und
iii) Diäthanolamin
hergestellt wird und ein mittleres Molekulargewicht von 2140 aufweist, 1 Stunde bei
120°C und 15 Torr im Wasserstrahlpumpen- Vakuum entwässert. Man läßt auf 80°C abkühlen,
fügt 102,3 g Hexandiisocyanat-1,6 zu und rührt 2 Stunden bei 120°C nach. Das erhaltene
Prepolymer weist einen NCO-Gehalt von 2,07 % auf, es wird unter Kühlung mit 100 ml
Aceton verdünnt, dann werden bei 60°C (Badtemperatur) 9,5 g (0,08 Mol) N-Methyldiäthanolamin
zugegeben und 1 Stunde bei 60°C Außentemperatur verrührt. Man verdünnt bei konstanten
Temperaturbedingungen mit weiteren 200 ml Aceton, fügt 1,6 g (0,022 Mol) 1,2-Diaminopropan
in 50 ml Aceton gelöst zu, rührt eine Stunde nach und quaterniert dann eine Stunde
mit 9,5 g (0,075 Mol) Dimethylsulfat. Die Ammoniumsalzbildung wird durch Zugabe von
8 g H
3P0
4 (85 %ig) gelöst in 50 ml Wasser vervollständigt, man rührt weiter bei 60°C Außentemperatur
bis sich IR-spektroskopisch kein NCO mehr nachweisen läßt (was im allgemeinen nach
1 Stunde der Fall ist) und verdünnt bei 50°C mit 750 ml Wasser. Nach Abdestillation
des Acetons bei 50°C im Wasserstrahlpumpenvakuum verbleibt eine kationische Polyurethanlösung
mit einem Feststoffgehalt von 37,5 Gew.-%, einer Viskosität von 700 cP bei 22°C, einem
pH von 2,4 sowie bezogen auf 100 g Polyurethan 20 Milliäquivalenten an quatärem Stickstoff
und 100 PseudoMilliäquivalenten an Äthylenoxid-Einheiten. 50 g dieser auf 10 % Feststoff
eingestellten Polyurethanlösung können mit 10 g einer 10 %igen Kochsalzlösung vermischt
werden, ohne daß Koagulation eintritt (s. allgemeine Vorschrift zur Bestimmung der
Elektrolytstabilität ionischer PU-Lösungen).
Allgemeine Vorschrift zur Bestimmung der Elektrolytstabilität ionischer PU-Lösungen
[0055] 50 ml einer auf 10 % Feststoff eingestellten ionischen PU-Lösung werden in einem
Erlenmeyerkolben vorgelegt und unter kräftigem Rühren mit einem Magnetrührer bei Raumtemperatur
tropfenweise aus einer Vorratsbürette mit 10 %iger wäßriger NaCl-Lösung versetzt.
Nach zunehmender Trübung tritt zumeist schlagartige Koagulation der Lösung ein, jedenfalls
bei einem Verbrauch an Kochsalzlösung< 20 ml. Bei noch höherer Elektrolytstabilität
bereitet die Endpunktbestimmung manchmal Schwierigkeiten, da die Koagulation nur zögernd
unter teilweiser Ausflockung eintritt. In diesem Fall wird die Endpunktbestimmung
erleichtert, wenn man die Kochsalzlösung in 5 ml-Portionen zusetzt, nach jeder Zugabe
5 Minuten nachrührt und dann die Beurteilung vornimmt.
Beispiel 2
[0056] 177 g (0, 300 Mol) eines auf Propylenglykol gestarteten Polyätherdiols gemäß Beispiel
1 sowie 175 g (0, 100 Mol) eines Polyesterdiols aus Adipinsäure, Phthalsäureanhydrid
und Äthylenglykol sowie 107, 5 g (0, 050 Mol) des nichtionisch hydrophilen Kettenverlängerers
gemäß Beispiel 1 wurden eine Stunde bei 120°C, 15 Torr entwässert, auf 80°C gekühlt
und mit 109 g (0, 650 Mol) Hexandiisocyanat versetzt. Man läßt 2 Stunden bei 120°C
rühren, wobei ein Prepolymer mit einem NCO-Gehalt von 2, 19 % resultiert. Unter Kühlung
wird mit 200 ml Aceton verdünnt. Bei einer Badtemperatur von 60°C werden 11, 9 g (0,
100 Mol) N-Methyldiäthanolamin zugefügt und 60 Min. bei 60°C verrührt. Bei gleicher
Temperatur werden 3, 6 g (0, 050 Mol) 2-Diaminopropan zugegeben, mit weiteren 200
ml Aceton verdünnt 60 Min. gerührt und dann mit 11, 9 g (0, 094 Mol) Dimethylsulfat
quaterniert. Eine Stunde später werden zur Entfernung von im IR-Spektrum noch nachweisbaren
NCO-Gruppen 80 g Wasser zugegeben mit insgesamt weiteren 1200 ml Aceton verdünnt und
die nach 3 Stunden NCO-freie acetonische Polyurethanlösung mit 8 g Phosphorsäure (85
%ig) versetzt. Bei 50°C wird mit 1,4 1 auf 50°C vorgewärmtem Wasser verdünnt und das
Aceton im Wasserstrahlpumpen-Vakuum abdestilliert. Man erhält eine kationische, wäßrige
Polyurethanlösung, die bei 22°C eine Viskosität von 4500 cP sowie einen Feststoffgehalt
von 20, 5 % und einen pH-Wert von 2, 3 aufweist
1). 50 ml der auf 10 % Feststoff eingestellten Lösung können mit 25 ml einer 10 %igen
Kochsalzlösung vermischt werden bevor die erste sichtbare Ausfällung eintritt.
[0057] 1) Bezogen auf 100 g Feststoff enthält die Lösung 17 Milliäquivalent N
+ sowie 68 Pseudo-Milliäquivalent Äthylenoxid-Einheiten.
Beispiel 3 (Vergleichsbeispiel)
[0058] Als Vergleichsbeispiel zu Beispiel 2 wurde eine gleichartige Polyurethanlösung ohne
hydrophile Äthylenoxid-Einheiten hergestellt, wobei der Anteil an quartärem Stickstoff
so erhöht wurde, daß er der Summe an Milliäquivalenten quartärem Stickstoff und Pseudomilliäquivalenten
Äthylenoxid gemäß Beispiel 2 entsprach.
[0059] Zusammensetzung:
[0060] Die Herstellung der wäßrigen Polyurethanlösung erfolgte gemäß Beispiel 2. Die resultierende
kationische Polyurethanlösung weist einen Feststoffgehalt von 31 Gew. -%, eine Viskosität
von 600 cP bei 22°C sowie einen pH-Wert von 1, 8 auf. Bezogen auf 100 g Feststoff
enthält die Lösung 85 Milliäquivalent an quartärem Stickstoff. 50 ml der auf 10 %
Feststoff eingestellten Lösung koagulieren bereits bei Zugabe von weniger als 1 ml
einer 10 %igen Kochsalzlösung.
Beispiel 4
[0061] 133 g (0,074 Mol) eines Polyesterdiols aus Adipinsäure und Tetraäthylenglykol mit
einem mittleren Molgewicht von 1800 und 125 g (0,058 Mol) des nichtionisch-hydrophilen
Kettenverlängerers gemäß Beispiel 1 werden 30 Minuten bei 15 Rorr und 120°C entwässert,
auf 80°C gekühlt und 61,3 g Hexandiisocyanat-1, 6 hinzugefügt. Nach 2stündigem Rühren
bei 120°C erhält man ein Präpolymer mit einem NCO-Gehalt von 5, 35 Gew. -%. Unter
Abkühlung wird mit 100 ml Aceton verdünnt, bei 60°C (Badternperatur) werden 23,8 g
(0, 200 Mol) N-Methyldiäthanolamin mit 50 ml Aceton verdünnt zugefügt, eine Stunde
bei 60°C gerührt, 0,25 g (0, 003 Mol) 1,2-Diaminoproo pan zugegeben und eine Stunde
später bei gleicher Temperatur mit 23, 8 g (0, 189 Mol) Dimethylsulfat quaterniert.
30 Minuten nach der Dimethylsulfat. zugabe werden 20 ml Wasser zugefügt, dann wird
bei 60°C Badtemperatur gerührt bis sich IR-spektroskopisch kein NCO mehr nachweisen
läßt. Es werden 6 g 85 %ige Phosphorsäure und danach 900 ml Wasser zugegeben und das
Aceton bei 50°C im Wasserstrahlvakuum entfernt. Die resultierende wäßrige Polyurethanlösung
weist bei einem Feststoffgehalt von 30 Gew.-% eine Viskosität von 67 cP bei 22°C und
einen pH-Wert von 2, 3 auf. 100 g Feststoff enthalten 53 Milliäquivalent an quartärem
Stickstoff sowie 50 Pseudomilliäquivalent an Äthylenoxid-Einheiten. 50 ml einer auf
10 % Feststoff eingestellten Probe dieser Lösung vertragen den Zusatz von 100 ml einer
10 %igen Kochsalzlösung, ohne daß Koagulation eintritt.
Beispiel 5:
[0062] 230 g eines technischen Polyäthylenglykolgemisches mit einem mittleren Molekulargewicht
von 230 (wie es bei der Destillation von Tetraäthylenglykol als Rückstand anfällt)
und 119 g N-Methyldiäthanolamin werden miteinander vermischt und in die gerührte Mischung
werden bei 80°C 262 g eines technischen Polyisocyanatgemisches, wie es als Destillationsrückstand
bei der Produktion von Hexandiisocyanat-1, 6 anfällt (NCO-Gehalt ca. 32 Gew. -%) langsam
eingetropft. 30 Minuten nach Beendigung des Zutropfens läßt sich IR-spektroskopisch
kein NCO mehr nachweisen. Unter Kühlung werden nun gleichzeitig 173 g Phosphorsäure
(85 %ig) und 1769 g Wasser zugegeben. Die resultierende dünnflüssige Polyurethanlösung
hat bei einem Feststoffgehalt von 30 Gew. -% einen pH-Wert von 1, 6. 50 ml einer auf
10 % Feststoff eingestellten Probe dieser Dispersion vertragen 100 ml einer 10 %igen
Kochsalzlösung ohne Koagulation.