[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein neues Verfahren zur Herstellung von neuen,
seitenständige Hydroxylgruppen aufweisenden Isocyanat-Polyadditionsprodukten sowie
die nach diesem Verfahren erhältlichen Verbindungen.
[0002] Das erfindungsgemäße Verfahren beruht auf dem Prinzip der Umsetzung von Isocyanatgruppen
und Oxazolidingruppen aufweisenden Reaktivsystemen mit Wasser, wobei die Kettenverlängerungsreaktion
im wesentlichen unter Ausbildung von Harnstoffgruppen aus den Isocyanatgruppen und
den aus den Oxazolidinen hydrolytisch freigesetzten Aminogruppen erfolgt, während
die bei der hydrolytischen Spaltung der Oxazolidingruppen sich ebenfalls bildenden
vergleichsweise reaktionsträgen Hydroxylgruppen an der Rekation nicht teilhaben und
seitenständig in den Verfahrensprodukten vorliegen.
[0003] Das Prinzip der Vernetzung von Isocyanatgruppen und Oxazolidingruppen aufweisender
Reaktivsysteme unter dem Einfluß von Feuchtigkeit ist bereits aus zahlreichen Veröffentlichungen
bekannt (vgl. z.B. DT-OS'en 1 952 091, 1 952 092, 2 018 233, 2 446 438, 2 458 588
bzw. US-PS'en 3 661 923, 3 743 626, 3 864 335 oder 4 002 601). Bei den Kompositionen
dieser Veröffentlichungen handelt es sich im allgemeinen um in Abwesenheit von Feuchtigkeit
lagerstabile Oxazolidine und Isocyanate aufweisende Systeme, die unter dem Einfluß
von Luftfeuchtigkeit, d.h. unter dem Einfluß von
Wasserspuren zu hochmolekularen vernetzten Gebilden reagieren. Durch den langsamen
Zutritt des Wassers in Form von Luftfeuchtigkeit bedingt reagieren dabei sowohl die
Aminogruppen als auch die Hydroxylgruppen des hydrolytisch gespaltenen Oxazolidins
mit den Isocyanatgruppen ab. Dies führt daher auch weniger zu Kettenverlängerungsreaktionen
als zu echten Vernetzungen der Polyisocyanatkomponente, wobei in den entstehenden
Verfahrensprodukten praktisch keine seitenständigen Hydroxylgruppen mehr vorliegen.
Irgendwelche Hinweise auf das nachstehend beschriebene erfindungsgemäße Verfahren
sind den genannten Veröffentlichungen nicht zu entnehmen.
[0004] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung von im wesentlichen
linearen Isocyanat-Polyadditionsprodukten mit seitenständigen Hydroxylgruppen durch
Umsetzung von freie Isocyanatgruppen und Oxazolidingruppen aufweisenden Reaktivsystemen
mit Wasser, dadurch gekennzeichnet, daß man
a) im wesentlichen lineare Präpolymere, welche endständig sowohl Isocyanatgruppen
als auch Oxazolidingruppen oder
b) ein im wesentlichen lineare NCO-Präpolymere und Bisoxazolidine aufweisendes Gemisch
durch Vermischen mit Wasser kettenverlängert, wobei die Wassermenge so bemessen wird,
daß pro Mol an im Rekationsgemisch vorliegenden Oxazolidingruppen mindestens 1 Mol
Wasser vorliegt.
[0005] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist insbesondere auch eine Ausführungsform
dieses Verfahrens, bei welcher als Präpolymere chemisch eingebaute hydrophile Gruppierungen
und/ oder externe Emulgatoren enthaltende Präpolymere verwendet werden und das Wasser
in einem solchen überschuß zum Einsatz gelangt, daß unmittelbar wäßrige Dispersionen
bzw. Lösungen der Polyadditionsprodukte entstehen.
[0006] Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind schließlich auch die nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren erhältlichen Isocyanat-Polyadditionsprodukte.
[0007] Durch das erfindungsgemäße Verfahren wird erstmals eine Möglichkeit eröffnet, gezielt
vorwiegend lineare und daher in gängigen Lösungsmitteln lösliche Polyurethane herzustellen,
welche seitenständige Hydroxylgruppen aufweisen und daher einer nachträglichen Vernetzungsreaktion
beispielsweise mit organischen Polyisocyanaten zugänglich sind. Wegen ihrer linearen
Struktur sind die erfindungsgemäßen Verfahrensprodukte bei gleichzeitigem Einbau von
hydrophilen Gruppen und/oder bei Mitverwendung von externen Emulgatoren auch ohne
Schwierigkeit in wäßrige Dispersionen oder Lösungen überführbar, aus denen dann ebenfalls
nachträglich einfach vernetzbare Flächengebilde hergestellt werden können.
[0008] Ausgangsmaterialien für das erfindungsgemäße Verfahren sind im wesentlichen lineare,
im statistischen Mittel 1,8 bis 2,2, vorzugsweise 2, endständige Isocyanatgruppen
aufweisende Präpolymere, welche im allgemeinen ein mittleres Molekulargewicht von
500 bis 10 000, vorzugsweise 800 bis 4000, aufweisen.
[0009] Die Herstellung der NCO-Präpolymeren erfolgt nach bekannten Methoden der Polyurethanchemie
durch Umsetzung überschüssiger Mengen an organischen Polyisocyanaten, vorzugsweise
Diisocyanaten, mit geeigneten, vorzugsweise difunktionellen, Verbindungen mit gegenüber
Isocyanatgruppen reaktionsfähigen Gruppen. Ausgangsmaterialien zur Herstellung der
NCO-Präpolymeren sind demzufolge
[0010] 1. beliebige organische Polyisocyanate, vorzugsweise Diisocyanate der Formel
wobei Q für einen aliphatischen Kohlenwasserstoffrest mit 4 bis 12 Kohlenstoffatomen,einen
cycloaliphatiachen Kohlenwasserstoffrest mit 6 bis 15 Kohlenatoffatomen, einen aromatischen
Kohlenwasserstoffrest mit 6 bis 15 Kohlenstoffatomen oder einen araliphatischen Kohlenwasserstoffrest
mit 7 bis 15 Kohlenstoffatomen bedeutet. Beispiele derartiger bevorzugt einzusetzender
Diisocyanate sind Tetramethyhdiisocyanat, liexametliylendiisocyanat, Dodecamethylendiisocyanat,
1,4-Diisocyanato-cyclohexan, 1-Isoyanato-3,3,5-trimethyl-5-isocyanatomethylcyclohexan,
4,4'-Diisocyanatodicyclohexylmethan, 4,4'-Diisocyanato-dicyclohexylpropan-(2,2), 1,4-Diisocyanatobenzol,
2,4-Diiaocyanatotoluol, 2,6-Diisocyanatotoluol, 4,4'-Diisocyanatodiphenylmethan, 4,4'-Diiaocyanato-diphenylpropan-(2,2),
p-Xylylen-diiaocyanat oder α,α,α',α'-Tetramethyl-m- oder p-xylylen-diisocyanat, sowie
aus diesen Verbindungen bestehende Gemische.
[0011] Es ist selbstverständlich auch möglich, die in der Polyurethan-Chemie an sich bekannten
höherfunktionellen Polyisocyanate oder auch an sich bekannte modifizierte, beispielsweise
Carbodiimidgruppen, Allophanatgruppen, Isocyanuratgruppen, Urethangruppen und/oder
Biuretgruppen aufweisende Polyisocyanate (mit)zuverwenden.
[0012] 2. Beliebige organische Verbindungen mit mindestens zwei Gegenüber Isocyanatgruppen
reaktionsfähigen Gruppen, insbesondere insgesamt zwei Aminogruppen, Thiolgruppen,
Carboxylgruppen und/oder Hydroxylgrunpen aufweisende organische Verbindungen des Molekulargewichtsbereichs
62 - 10.000, vorzugsweise 1.000 bis 6.000. Bevorzugt werden die entsprechenden Dihydroxyverbindungen
eingesetzt. Die Mitverwendung von im Sinne der Isocyanat-rolyadditionsreaktion tri-
oder höherfunktionellen Verbindungen in geringen Anteilen zur Erzielung eines gewissen
Verzweigungsgrades ist ebenso möglich wie die bereits erwähnte mögliche Mitverwendung
von tri- oder höherfunktionellen rolyisocyanaten zum gleichen Zweck.
[0013] Vorzugsweise einzusetzende Hydroxylverbindungen sind die in der Polyurethan-Chemie
an sich bekannten Hydroxypolyester, Hydroxypolyäther, Hydroxypolythioäther, Hydroxypolyacetale,
Hydroxypolycarbonate und/oder Hydroxypolyesteramide. Die in Frage kommenden Hydroxylgruppen
aufweisenden Polyester sind z.B. Umsetzungsprodukte von mehrwertigen, vorzugsweise
zweiwertigen und gegebenenfalls zusätzlich dreiwertigen Alkoholen mit mehrwertigen,
vorzugsweise zweiwertigen, Carbonsäuren.Anstelle der freien Polycarbonsäuren können
auch die entsprechenden Polycarbonsäureanhydride oder entsprechende Polycarbonaäureester
von niedrigen Alkoholen oder deren Gemische zur Herstellung der Polyester verwendet
werden. Die Polycarbonsäuren können aliphatischer, cycloaliphatischer, aromatischer
und/oder heterocyclischer Natur sein und gegebenenfalls, z.B. durch Halogenatome,
substituiert und/oder ungesättigt sein. Als Beispiele hierfür seien genannt:
Bernsteinsäure, Adipinsäure, Korksäure, Azelainsäure, Sebacinsäure, Phthalsäure. Isophthalsäure,
Trimellitëäure, Phthalsäureanhydrid, Tetrahydrophthalsäureanhydrid, Hexahydrophthalsäureanhydrid,
Tetrachlorphthalsäureanhydrid, Endomethylentetrahydrophthalsäureanhydrid, Glutaraäureanhydrid,
Maleinsäure, Maleineäureanhydrid, Fumarsäure, dimere und trimere Fettsäuren wie Ölsäure,
gegebenenfalls in Mischung mit monomeren Fettsäuren, Terephthalsäuredimethylester,
Terephthalsäure-bis-glykolester. Als mehrwertige Alkohole kommen z.B. Äthylenglykol,
JPropylenglykol-(1,2) und -(1,3), Butylenclykol-(1,4) und -(2,3), Hexandiol-(1,6),
Octandiol-(1,8), Neopentylglykol-Cyclohexandimethanol-(1,4-Bis-hydroxymethylcyclohexan),
2-Methyl-1,3-propandiol, Glycerin, Trimethylolpropan, Hexantriol-(1,2,6), Butantriol-(1,2,4),
Trimethyloläthan, Pentaerythrit, Chinit, Mannit und Sorbit, Methylglykosid, ferner
Diäthylenglykol, Triäthylenglykol, Tetraäthylenglykol, Polyäthylenglykole, Dipropylenglykol,
rolypropylenglykole, Dibutylenglykol und Polybutylenglykole in Frage. Die Polyester
können anteilig endständige Carboxylgruppen aufweisen. Auch Polyester aus Lactonen,
z.H.ε-Caprolacton oder Hydroxycarbonsäuren, z.B.ω-Hydroxycapronsäure, sind einsetzbar.
[0014] Auch die erfindungagemäß in Frage kommenden, vorzugsweise zwei Hydroxylgruppen aufweisenden
Polyäther aind solche der an sich bekannten Art und werden z.B. durch Polymerisation
von Epoxiden wie Äthylenoxid, Propylenoxid, Butylenoxid, Tetrahydrofuran, Styroloxid
oder Epichlorhydrin mit sich selbst, z.B. in Gegenwart von BF
3, oder durch Anlagerung dieser Epoxide, gegebenenfalls im Gemisch oder nacheinander,
an Startkongonenten mit reaktionsfähigen Wasseratoffatomen wie Alkohole und Amine,
z.B. Wasser, Äthylenglykol, Propylenglykol-(1,3) oder -(1,2), 4,4'-Dihydroxy-diphenylpropan,
Anilin, hergestellt.
[0015] Auch durch Vinylpolymerisate modifizierte Polyäther, wie sie z.B. durch Polymerisation
von Styrol, Acrylnitril in Gegenwart von Polyäthern entstehen (amerikanische Patentschriften
3 383 351, 3 304 273, 3 523 093, 3 110 695, deutsche Patentschrift 1 152 536), sind
ebenfalls geeignet. Die anteilig gegebenenfalls mitzuverwendenden höherfunktionellen
Polyäther entstehen in analoger Weise durch an sich bekannte Alkoxylierung von höherfunktionellen
Startermolekülen z.B. Ammoniak Äthanolamin, Äthylendiamin oder Sukrose.
[0016] Unter den Polythioäthern seien insbesondere die Kondensationsprodukte von Thiodiglykol
mit sich selbst und/oder mit anderen Glykole.., Dicarbonsäuren, Formaldehyd, Aminocarbonsäuren
oder Amiroalkoholen angeführt. Je nacl. den CO-Kotrponenten handelt es sicl bei den
Trodukten um Polythiomischäther, Tolythioäthereater, Polythioätheresteranude.
[0017] Als Polyacetale kommen z.B. die aus Glykolen, wie Diäthylenglykol, Triäthylenglykol,
4,4'-Diäthoxy-diphenyldimethylmethan, Hexandiol und Formaldehyd herstellbaren Verbindungen
in Frage. Auch durch Dolymerisation cyclischer Acetale lassen sich erfindungsgemäß
geeignete Polyacetale herstellen.
[0018] Als HydroxylGruppen aufweisende Polycarbonate kommen solche der an sich bekannten
Art in Betracht. die z.B. durch Umsetzung von Diolen wie Propandiol-(1,3), Butandiol-(1.4)
und/oder Hexandiol-(1,6), Diäthylenglykol, Triäthylenglykol, Tetraäthylenglykol mit
Diaryloarbonaten, z.B. Diphenylcarbonat, oder Phosgen, hergestellt werden können.
[0019] Zu den Polyesteramiden und Polyamiden zählen z.B. die aus mehrwertigen gesättigten
und ungesättigten Carbonsäuren bzw. deren Anhydriden und mehrwertigen gesättigten
und ungesättigten Aminoalkoholen, Diaminen, Polyaminen und ihren Mischungen gewonnener,
vorwiegend linearen Kondensate. Auch bereits Urethan- oder Harnstoffgruppen enthaltende
Polyhydroxylverbindungen sind verwendbar.
[0020] Auch niedermolekulare Polyole können (mit)verwendet werden, wie z.B. Äthandiol, rropandiol-1,2
und -1,3, Butandiol-1,4 und -1,3, pentandiole, Hexardiole, Trimethylolpropan, Hexantriole,
Glycerin und Fentaerythrit.
[0021] Vertreter der genannten im erfindungsgemäßen Verfahren zu verwendenden Polyieccyanat-
und Hydroxyl-Verbindungen sind z.B. in High Polymers, Vol. XVI, "Polyurethanes, Chemistry
and Technology", verfaßt von Saunders-Frisch, Interacience Publiahers, New York, London,
Band I, 1962, Seiten 32-42 und Seiten 44-54 und Band II, 1964, Seiten 5-6 und 198-199,
sowie im Kunststoff-Handbuch, Band VII, Vieweg-Höchtlen, Carl-Hanser-Verlag, München,
1966, z.B. auf den Seiten 45 bis 71, beschrieben.
[0022] Falls beim erfindungsgemäßen Verfahren gemäß der o.g. besonderen Ausführungsform
hydrophil modifizierte Präpolymere zum Einsatz gelangen sollen, erfolgt deren Herstellung
nach bekannten Verfahren des Standes der Technik beispielsweise gemäß den in DT-OS'en
1 495 745, 1 495 847, 2 446 440, 2 340 512,
US-PS 3 479 310, GB-PS'en 1 158 088 oder 1 076 688 beschriebenen Methoden. Dies bedeutet,
daß bei der Herstellung der Präpolymeren neben den bereits beispielhaft genannten
Ausgangsmaterialien chemisch fixierte hydrophile Gruppen aufweisende, vorzugsweise
im Sinne der Isocyanatadditinsreaktion mono- und insbesondere difunktionelle Aufbaukomponenten
der beispielhaft in den o.g. Literaturstellen bezüglich der Herstellung von wäßrigen
Polyurethandispersionen oder -lösungen beschriebenen Art, d.h. beispielsweise ionische
bzw. potentielle ionische Gruppen aufweisende Diisocyanate, Diamine oder Dihydroxyverbindungen
bzw. Polyäthylenoxideinheiten aufweisende Diisocyanate oder Glykole mitverwerdet werden.
[0023] Zu den bevorzugten hydrophil modifizierten Aufbaukomponenten gehören insbesondere
die Sulfonatgruppen aufweisenden aliphatischen Diole gemäß
DT-
OS 2 446 440, die kationischen oder auch anionischen einbaufähigen inneren Emulgatoren
gemäß deutscher Patentanmeldung P 26 51 506.0 und auch die in dieser Patentanmeldung
beschriebenen, monofunktionellen einbaufähigen Polyäther.
[0024] Bei der Herstellung der NCO-Präpolymeren nach an sich bekannten Prinzipien des Standes
der Technik werden die Reaktionspartner im allgemeinen in solchen Mengenverhältnissen
eingesetzt, die einem Verhältnis von Isocyanatgruppen zu gegenüber NCO reaktiven Wasserstoffatomen,
vorzugsweise aus Hydroxylgruppen, von 1,05 bis 10, vorzugsweise von 1,1 bis 3 entsprechen.
[0025] Die Reihenfolge der Zugabe der einzelnen Reaktionapartner ist hierbei weitgehend
beliebig. Man kann sowohl die Hydroxylverbindungen abmischen und dazu das Polyisocyanat
zufügen oder auch zur Polyisocyanatkomponente das Gemisch der Hydroxylverbindungen
oder die einzelnen Hydroxylverbindungen nach und nach eintragen.
[0026] Die Herstellung der NCO-Präpolymere erfolgt vorzugsweise in der Schmelze bei 30 bis
190
oC, vorzugsweise bei 50 bis 120
oC. Die Herstellung der Präpolymere könnte selbstverständlich auch in Gegenwart von
organischen Lösungsmitteln erfolgen.
[0027] Geeignete Lösungsmittel, die z.B. in einer Menge bis zu 25 Gew.-%, bezogen auf den
Feststoff, eingesetzt werden können, wären z.B. Aceton, Methyläthylketon, Essigsäureäthylester,
Dimethylformamid oder Cyclohexanon.
[0028] Die Art und Mengenverhältnisse der bei der Herstellung der NCO-Präpolymeren eingesetzten
Ausgangsmaterialien werden im übrigen vorzugsweise so gewählt, daß die NCO-Präpolymeren
a) eine mittlere NCO-Funktionalität von 1,8 bis 2,2, vorzugsweise 2,
b) einen Gehalt an kationischen oder anioniachen eingebauten Gruppen von 0 bis 100,
vorzugsweise 0,1 bis 100 und insbesondere 0,5 bis 50 Milli-Äquivalent pro 100 g Feststoff,
c) einen Gehalt an seitenständig, endständig und/oder innerhalb der Hauptkette eingebauten,
innerhalb eines Polyäthersegments vorliegenden Äthylenoxid-Einheiten von 0 bis 30,
vorzugsweise 0,5 bis 30 und insbesondere 1 bis 20 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht
des Präpolymeren und
d) ein mittleres Molekulargewicht von 500 bis 10.000, vorzugsweise 800 bis 4.000 aufweisen.
[0029] Zu den bevorzugten NCO-Präpolymeren gehören, wie bereits dargelegt, solche, welche
entweder ionische Gruppen der unter b) genannten Art, d.h. insbesondere -COO
-, -SO
3- oder = N
+ =, oder nichtionische Gruppen der unter c) genannten Art oder sowohl ionische als
auch nichtionische Gruppen der genannten Art aufweisen. Es ist jedoch auch möglich,
beim erfindungsgemäßen Verfahren NCO-Präpolymere einzusetzen, bei deren Herstellung
keine der unter 3, genannten hydrophilen Aufbaukomponenten mitverwendet wurden, bei
denen der Gehalt der oben unter b) bzw. c) genannten Gruppen somit 0 beträgt.
[0030] Im Falle der Verwendung derartiger NCO-Präpolymerer, die im übrigen die oben unter
a) und d) genannten Eigenschaften aufweisen, ist die Herstellung von wäßrigen Dispersionen
bzw. Lösungen der erfindungsgemäßen Verfahrensprodukte bei der Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens nur möglich, falls externe Emulgatoren mitverwendet werden. Geeignete derartige
Emulgatoren sind beispielsweise von R. Heusch in "Emulsionen", Ullmann, Band 10, Seiten
449-473, Weinheim 1975, beschrieben. Geeignet sind sowohl ionische Emulgatoren wie
z.B. Alkali- und Ammoniumsalze von langkettigen Pettsäuren oder langkettigen Aryl(Alkyl)sulfonsäuren,
als auch nichtionische Emulgatoren wie z.B. äthoxylierte Alkylbenzole mit einem mittleren
Molgewicht von 500 bis 10 000.
[0031] Diese externen Emulgatoren werden vor der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
mit den NCO-Prilpolymeren innig durchmischt. Sie gelangen im allgemeinen in Mengen
von 1 bis 30 , vorzugaweiae 5 bia 20 Gew.-5, bezogen auf das Gewicht des NCO-Präpolymeren
zum Einsatz. Es ist durchaus möglich, auch bei Verwendung von hydrophil modifizierten
NCO-Präpolymeren deren Hydrophilie durch zusätzliche Mitverwendung derartiger externer
Emulgatoren zu erhöhen, obwohl dies im allgemeinen nicht erforderlich ist.
[0032] Wie bereits dargelegt, ist der Einbau hydrophiler Gruppen bzw. die Mitverwendung
externer Emulgatoren bei der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens nicht unbedingt
erforderlich, sondern erfolgt im allgemeinen nur dann, wenn die erfindungsgemäßen
Verfahrensprodukte in Form wäßriger Dispersionen bzw. Lösungen erhalten werden sollen.
Es ist somit durchaus denkbar, das erfindungsgemäße Verfahren beispielsweise in dem
oben beispielhaft genannten Lösungsmittel durchzuführen, wobei dann Lösungen der erfindungsgemäßen
Verfahrensprodukte in diesen Lösungsmitteln erhalten werden.
[0033] Die oben beispielhaft genannten NCO-Präpolymeren mit 1,8-2,2, vorzugsweise 2, endständigen
Isocyanatgruppen kommen beim erfindungsgemäßen Verfahren vorzugsweise im Gemisch mit
Bisoxazolidinen zum Einsatz. Unter "Bisoxazolidinen" sind hierbei beliebige organische
Verbindungen zu verstehen, die 2, unter dem Einfluß von Wasser eine Hydroxyl- und
eine sekundäre Aminogruppe bildende, Oxazolidingruppen aufweisen und ansonsten unter
den Bedingungen des erfindungsgemäßen Verfahrens inert sind. Zu den bevorzugten Bisoxazolidinen
gehören solche, welche 2 Gruppen der Formel
aufweisen, wobei
R1 und R2 für gleiche oder verschiedene Reste stehen und Wasserstoff, aliphatische Kohlenwasserstoffreste
mit 1-4 Kohlenstoffatomen, cycloaliphatische Kohlenwasserstoffreste mit 5-7 Kohlenstoffatomen
oder aromatische Kohlenwasserstoffreste mit 6-10 Kohlenstoffatomen bedeuten bzw. zusammen
mit dem Ring-Kohlenstoffatom gemeinsam einen 5- oder 6- gliedrigen cycloaliphatischen
KohlenwasserstoffRing bilden können,
X für einen Rest der Formel
steht, wobei R3 und R4 für gleiche oder verschiedene Reste stehen und C1-C4-Alkylreste, vorzugsweise jedoch Wasserstoff bedeuten und m 2 oder 3 bedeuten,
Y für einen Rest der Formel
steht, in welcher R3 und R4 die bereits genannte Bedeutung haben und n für eine ganze Zahl von 2 bis 6 steht.
[0034] Zu den besonders bevorzugten Bisoxazolidinen gehören solche in welchen 2 Reste der
o.g. Formel über einen zweiwertigen Rest der Formel
verknüpft sind, wobei
A und A' für gleiche oder verschiedene Reste stehen und -COO- oder -OCO-NH- bedeuten
und
Z für einen zweiwertigen aliphatischen Kohlenwasserstoffrest mit 2-14 Kohlenstoffatomen,
einen zweiwertigen cycloaliphatischen Kohlenwasserstoffrest mit 5-14 Kohlenstoffatomen
oder einen Arylenrest mit 6-15 Kohlenstoffatomen steht.
[0035] Beim erfindungsgemäßen Verfahren werden entweder Gemische der beispielhaft genannten
NCO-Präpolymeren mit den beispielhaft genannten Bisoxazolidinen oder aber überwiegend
lineare Isocanatgruppen und Oxazolidingruppen aufweisende Präpolymere eingesetzt.
[0036] Diese letztgenannten Präpolymeren können auf einfache Weise durch Umsetzung der oben
beispielhaft genannten vorwiegend difunktionellen NCO-Präpolymeren mit Hydroxylgruppen
aufweisendenden Oxazolidinen der Formel
in welcher
R1, R2, X und Y die bereits genannte Bedeutung haben,hergestellt werden.
[0037] Bei dieser Herstellung der Isocyanatgruppen und Oxazolidine aufweisenden Präpolymeren
gelangen die Reaktonspartner vorzugsweise in solchen Mengenverhältnissen zum Einsatz,
daß auf jedes Mol Isocyanatgruppen des NCO-Präpolymeren 0,37-0,53, vorzugsweise 0,4-0,51
Mol Hydroxylgruppen des Hydroxyoxyzolidins entfallen. Auf diese werden Reaktionsgemische
erhalten, welche pro verbleibender Isocyanatgruppe ca.0,6-1,1, vorzugsweise ca. 0,65-1,05
Oxazolidingruppen aufweisen. Da es sich bei den Monohydroxyoxazolidinen um monofunktionelle
Verbindungen handelt, tritt bei dieser Umsetzung keine Mole- külvergrö8erung spürbaren
Ausmaßes ein. Auch bei den Umsetzungsprodukten handelt es sich somit ebenso wie bei
den als Ausgangsmaterialien eingesetzten NCO-Präpolymeren um im wesentlichen lineare
Verbindungen.
[0038] Sowohl bei den Hydroxyoxazolidinen als auch bei den genannten Bisoxazolidinen handelt
es sich um literaturbekannte Verbindungen (vgl. z.B. die eingangs bezüglich der feuchtigkeitshärtenden
Oxazolidin-Kompositionen des Standes der Technik genannten Literaturstellen). Besonders
bevorzugt einzusetzende Bisoxazolidine bzw. Hydroxyoxazolidine sind die entsprechenden
in US-PS 4 002 601 bzw. DT-OS 2 446 438 genannten Verbindungen.
[0039] Die N-Hydroxyalkyl-oxazolidine werden nach literaturbekannten Methoden hergestellt,
wobei ein Keton oder ein Aldehyd unter cyclisierender Dehydratisierung mit einem Bis-(hydroxyalkyl)-amin
kondensiert wird und das Reaktionswasser üblicherweise durch ein inertes Schleppmittel
bzw. durch die im Uberschuß eingesetzte Carbonylverbindung azeotrop entfernt wird.
[0040] Als Carbonylverbindungen
eignen sich insbesondere nachstehend aufgeführte Aldehyde und Ketone:
Formaldehyd, Acetaldehyd, Propionaldehyd, Butyraldehyd, Isobutyraldehyd, Benzaldehyd,
Tetrahydrobenzaldehyd, Aceton, Methyläthylketon, Methylpropylketon, Methylisopropylketon,
Diäthylketon, Methylbutylketon, Methylisobutylketon, Methylt-butylketon, Diisobutylketon,
Cyclopentanon und Cyclohexanon. Bevorzugt einzusetzende Carbonylverbindungen sind
entsprechend der vorstehenden Definition der bevorzugten Reste R, und R2 Formaldehyd sowie die genannten aliphatischen Aldehyde bzw. Ketone.
[0041] Als Bis-(hydroxyalkyl)-amine
eignen sich besonders Bis-(2-hydroxyäthyl)-amin und Bis-(2-hydroxypropyl)-amin. Im
Prinzip ebenso geeignet sind jedoch auch beispielsweise Bis-(2-hydroxybutyl)-amin,
Bis-(2-hydroxyhexyl)-amin, Bis-(3-hydroxyhexyl)-amin, oder N-(2-hydroxypropyl)-N-(6-hydroxyhexyl)-amin.
[0042] Ausgehend von den oben beschriebenen Hydroxyoxazolidinen lassen sich die erfindungsgemäß
zu verwendenden, vorzugsweise Urethangruppen aufweisenden, Bisoxazolidine durch Umsetzung
mit Diisocyanaten der Formel
(in der Z die oben angegebene Bedeutung besitzt) z.B. Hexamethylendiisocyanat, 3,3,5-Trimethyl-5-isocyanatomethyl-
cyclohexylisocyanat (IPDI), 4,4'-Diisocyanato-dicyclohexylmethan, 2,4- und 2,6-Diisocyanatotoluol
oder 4,4'-Diisocyanatodiphenylmethan herstellen. Auch die Umsetzung mit Dicarbonsäuren,
aliphatischer, cycloaliphatischer oder aromatischer Natur der Formel
führt zu erfindungsgemäß einsetzbaren, Estergruppen aufweisenden Bisoxazolidinen.
[0043] Außer den Dicarbonsäuren können unter HCI-Abspaltung auch deren Bischloride oder
unter Alkoholabspaltung deren Bisester eingesetzt werden. Darüber hinaus ist es möglich,
vor diesen angeführten Dimerisierungsreaktionen die OH-Gruppe mit stöchiometrischen
Mengen von Hydroxycarbonsäuren oder den entsprechenden Lactonen umzusetzen. Hier kommt
der Einsatz von z.B. Hydroxypropionsäure, Hydroxybuttersäure, Hydroxycapronsäure usw.,
bzw. deren Lactonen in Frage. Diese zusätzliche Modifizierung ist jedoch weniger bevorzugt.
[0044] Bei der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens werden nun
a) die beispielhaft genannten Oxazolidin- und Isocyanatgruppen aufweisenden Präpolymeren
oder
b) Gemische der beispielhaft genannten NCO-Präpolymeren mit den beispielhaft genannten
Bisoxazolidinen, in welchen die Mengenverhältnisse der Komponenten im allgemeinen
so gewählt sind, daß für jedes Mol Isocyanatgruppen 0,6 bis 1,1, vorzugsweise 0,65
bis 1,05, Mol Oxazolidingruppen vorliegen,
mit Wasser vermischt. Hierbei wird das Wasser nicht wie in den eingangs genannten
Vorveröffentlichungen in Form von Luftfeuchtigkeit sondern in flüssiger Form eingesetzt.
Wesentlich ist hierbei, daß die Wassermenge so bemessen wird, daß sie mindestens zur
Hydrolyse der Oxazolidingruppen ausreicht, d.h. daß pro Mol Oxazolidingruppen mindestens
1 Mol Wasser zum Einsatz gelangt. Im allgemeinen wird man jedoch stets einen mindestens
100 %igen Überschuß über diese Menge an Wasser einsetzen, selbst wenn nicht die Herstellung
von wäßrigen Dispersionen oder Lösungen der erfindungsgemäßen Verfahrensprodukte sondern
beispielsweise deren Lösungen in organischen Lösungsmitteln hergestellt werden sollen.
Durch den Zusatz des Wassers in flüssiger Form und durch die genannte Wassermenge
wird eine Additionsreaktion zwischen den Isocyanatgruppen und den aus den Oxazolidingruppen
hydrolytisch gebildeten Hydroxylgruppen weitgehend ausgeschlossen, da selbst bei Verwendung
eines Oxazolidin-Unterschusses bezogen auf Isocyanatgruppen dann stets eine Kettenverlängerungsreaktion
zwischen den Isocyanatgruppen und dem überschüssig vorliegenden Wasser im Vergleich
zur Additionsreaktion zwischen Isocyanatgruppen und Hydroxylgruppen vorrangig abläuft.
Bei der Herstellung von wäßrigen Lösungen bzw. Dispersionen bei der Durchführung des
erfindungsgemäßen Verfahrens wird das Wasser im allgemeinen in Mengen von 4
0 bis 300 , vorzugsweise 55 bis 230 Gew.%, bezogen auf Oxazolidin- und Isocyanatgruppen
aufweisendes Reaktivsystem eingesetzt.
[0045] Bei der Herstellung von Lösungen der erfindungsgemäßen Verfahrensprodukte in organischen
Lösungsmitteln wird bei der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens im allgemeinen
wie folgt verfahren:
Das Isocyanatgruppen und Oxazolidingruppen aufweisende Reaktivgemisch wird in einem
geeigneten Lösungsmittel, welches vorzugsweise mit Wasser mischbar sein sollte, zu
einer 5 bis 95 , vorzugsweise 20 bis 70 gew.-%igen Lösung gelöst. Zu dieser Lösung
wird dann unter Rühren das Wasser als solches oder im Gemisch mit mit Wasser mischbarem
Lösungsmittel zugesetzt. Die Temperatur hierbei liegt im allgemeinen zwischen O und
80°c. Es bildet sich dann sofort eine Lösung des erfindungsgemäßen Verfahrensprodukts
in dem Lösungsmittel bzw. Lösungsmittel/Wasser-Gemisch. Geeignete Lösungsmittel sind
beispielsweise Dimethylformamid, Dimethylsulfoxid, Aceton, Methyläthylketon oder aber
auch Gemische von beispielsweise tertiären Alkoholen wie tert.-Butanol mit aromatischen
Lösungsmitteln wie z.B. Toluol.
[0046] Bei der besonders bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens unter
gleichzeitiger Herstellung von wäßrigen Dispersionen bzw. Lösungen der erfindungsgemaßen
Verfahrensprodukte in Wasser wird entweder das wie dargelegt hydrophil modifizierte
oder einen externen Emulgator enthaltende Reaktivsystem, insbesondere falls es sich
hier um eine Flüssigkeit handelt, direkt mit dem Wasser verrührt, oder man verfährt
nach dem oben dargelegten Prinzip unter Mitverwendung eines Hilfslösungsmittels, wobei
als Hilfslösungsmittel zweckmäßigerweise ein mit Wasser mischbares Lösungsmittel eines
unter 100°C liegenden Siedepunktes verwendet wird, welches nach erfolgter erfindungsgemäßer
Umsetzung destillativ entfernt werden kann. Bei dieser Herstellung von wäßrigen Dispersionen
oder Lösungen erfolgt die Dispergierung bzw. Lösung der Präpolymeren und deren Kettenverlängerung
praktisch simultan. Von entscheidendem Vorteil gegenüber den vorbekannten Verfahren
des Standes der Technik zur lösunggmittelfreien bzw. -armen Herstellung von wäßrigen
Folyurethandispersionen ist hierbei, daß bereits vor dem Zusammenbringen der Präpolymeren
mit dem Wasser eine innige Durchmischung mit dem Kettenverlängerer erfolgt, bzw. bereits
vor dem Zusammenbringen mit Wasser eine chemische Fixierung der kettenverlängernden
Gruppe (Oxazolidingruppe) erfolgt, so daß die Kettenverlängerung zu besonders homogenen
Produkten führt. Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich vorzüglich zur Herstellung
von wäßrigen Dispersionen bzw. Lösungen, die einen Feststoffgehalt von 10 bis 70,
vorzugsweise 30 bis 65 Gew.-% aufweisen.
[0047] In den Dispersionen weisen die Teilchen der diskontinuierlichen Phase im allgemeinen
Durchmesser von 50 bis 1000 nm auf. Auch die Herstellung von Solen mit mittlerem Teilchendurchmesser
der diskontiuierlichen Phase von etwa 1-50 nm bzw. klaren, wäßrigen Lösungen, in welchen
der Festkörper in molekulardisperser Form oder höchstens in Form von Assoziaten vorliegt,
ist erfindungsgemäß möglich.
[0048] ob beim erfindungsgemäßen Verfahren Lösungen oder Dispersionen der Polyurethane in
Wasser erhalten werden, ist vor allen vom Molekulargewicht und der Hydrophilie der
gelösten bzw. dispergierten Teflchen abhängig, welche ihrerseits durch geeignete Wahl
von Art und Mengenverhältnie der Ausgangematerialien, insbesondere bei der Herstellung
der NCO-Präpolymeren,nach den bekannten Prinzipien der Polyurethan-Chemie eingestellt
werden können. So führt beispielsweise die Verwendung von einem NCO-Präpolymeren mit
einer geringfügig unter 2 liegenden mittleren NCO-Funktionalität zu einem Abbruch
der Polyadditionsreaktion, bevor allzu hohe Molekulargewichte erreicht sind. Die nach
dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten, in wäßriger Dispersion bzw. Lösung
vorliegenden Polyurethane sind den bekannten in organischen Lösungsmitteln hergestellten
Polyurethanen ebenbürtig. Aus ihnen hergestellte Filme weisen eine ausgezeichnete
mechanische Festigkeit und Hydrolysebeatändigkeit auf und können für die verschiedensten
Einsatzgebiete verwendet werden.
[0049] Wegen der in den erfindungsgemäßen Verfahrensprodukten eingebauten seitenständigen
Hydroxylgruppen lassen sich diese nach Formgebung beispielsweise durch Abdunsten des
Lösungsmittels bzw. Wassers,nachdem der Lösung bzw. der Dispersion ein chemisch oder
thermisch aktivierbares Vernetzungsmittel zugegeben worden war
lvernetzen. Geeignete Vernetzungsmittel sind z.B. Polyisocyanate mit blockierten Isocyanatgruppen
oder gegenüber Hydroxylgruppen reaktionsfähige Melaminharze. Auch bei einem Verzicht
einer chemischen Vernetzung der erfindungsgemäßen Verfahrensprodukte über die seitenständigen
Hydroxylgruppen können diese von Vorteil sein, da sie oft die physikalische Affinität
der erfindungsgemäßen Verfahrensprodukte zu Substraten, die mit den erfindungsgemäßen
Verbindungen beschichtet werden, erhöhen
[0050] Alle in den nachfolgenden Beispielen genannten Teile sind Gewichtsteile.
Beispiel
[0051] 1237,5 Teile eines Polybutylenadipats (MG= 2250) und 191,3 Teile eines vierfach propoxylierten
Adduktes aus 2-Butendiol-1,4 und Natriumbisulfit (MG= 425), im folgenden als "Addukt"
bezeichnet, wurden bei 120°C im Wasserstrahlvakuum entwässert Zu diesem Gemisch wurden
bei 70°C 488,4 Teile 1-Isocyanato-3-isocyanatomethyl-3,5,5-trimethylcyclohexan gegeben
und die Mischung nach Anheben der Temperatur auf 100°C solange gerührt, bis der NCO-Gehalt
der Schmelze 5,3 % betrug. Nach Abkühlen auf 60°C wurden 437,4 Teile eines Bisoxazolidins
der Formel
eingerührt und die Mischung anschließend unter kräftigem Rühren mit 5060 Teilen entionten
Wassers versetzt. Die entstandene wäßrige Dispersion hatte einen Feststoffgehalt von
30 % und eine Viskosität von 14 Sekunden (Fordbecher, 4 mm). Sie zeigte im durchscheinenden
Licht einen Tyndall-Effekt. Die Dispersion trocknet zu einem klaren, farblosen und
klebfreien Film auf, der folgende mechanische Daten besitzt:
[0052] Zugfestigkeit: 37,2 MPa
[0053] Bruchdehnung: 620 %
[0054] 330 Teile der Dispersion wurden mit 15 Teilen eines Hexamethyl/Butyloxymethylmelamins
versetzt und zu einem Film vergossen. Nach der Trocknung wurde der Film 20 Minuten
auf 130°C erhitzt. Die an diesem Film gemessenen mechanischen Werte waren:
[0055] Zugfestigkeit: 45,3 MPa
[0056] Bruchdehnung: 410 %
[0057] Der Film war nach dem Befeuchten mit Toluol und Aceton nicht klebrig und löste sich
in heißem DMF nicht auf.
Beispiel 2
[0058] Das NCO-Präpolymer aus Beispiel 1 wurde bei 60°C mit 361,8 Teilen eines Bisoxazolidins
der Formel
versetzt. Unter kräftigem Rühren wurden 5100 Teilen entionten Wassers zugegeben. Die
entstandene Dispersion hatte einen Festkörpergehalt von 30 % und eine Viskosität von
18 Sekun- . den (Fordbecher, 4 mm). Sie zeigte im durchscheinenden Licht einen Tyndall-Effekt.
[0059] Die Dispersion trocknet zu einem klaren, farblosen und klebfreien Film auf, der nach
völliger Entfernung des Wassers eine Shore-A-Härte von 78 aufwies. Nach 20-minütigem
Erhitzen auf 130°C war die Härte auf 85 (Shore-A) angestiegen und der Film in heißem
DMF nur noch quellbar, jedoch nicht mehr löslich.
Beispiel 3
[0060] 600 Tiele eines Polyäthanoldiolphthalates (MG-2000) und 525 Teile eines Polyäthandiolphthalatadipates
(MG-1750) sowie 170,4 Teile des in Beispiel 1 beschriebenen Adduktes wurden bei 120°C
im Wasserstrahlvakuum entwässert. Zu diesem Gemisch wurden bei 70°C 285,6 Teile Hexamethylendiisocyanat
gegeben und die Mischung nach Anheben der Temperatur auf 100°C solange gerührt, bis
der
NCO-Gehalt der Schmelze 4,8 % betrug. Nach dem Abkühlen auf 80°C wurden 209 Teile eines
Oxazolidins der Formel
eingerührt und die Mischung anschließend unter kräftigem Rühren mit 4070 Teilen entionten
Wassers versetzt. Die entstandene wäßrige Dispersion hatte einen Feststoffgehalt von
30 % und eine Viskosität von 15 Sekunden (Fordbecher, 4 mm). Die Dispersion zeigte
im durchscheinenden Licht einen Tyndall-Effekt. Die Dispersion trocknete nach dem
Vergießen zu einem klaren, harten Film auf, der jedoch mit dem Fingernagel leicht
zu ritzen war. Die Bleistifthärte betrug HB-H. Nach 20-minütigem Erhitzen auf 130°C
war die die auf 3 H angestiegen.
Beispiel 4
[0061] 300 Teile eines Polyäthandiolphthalats (MG=2000) und 612,5 Teile eines Polyäthandiolphthalatadipates
(MG-1750) sowie 13,4 Tiele 1,1,1-Trishydroxymethylpropan und 148,8 Teile des in Beispiel
1 beschriebenen Addukt wurden bei 120°C im Wasserstrahlvakuum entwässert. Zu diesem
Gemisch wurden bei 70°C 285,6 Teile Hexamethylendiisocyanat gegeben und die Mischung
nach Anheben der Temperatur auf 100°C solange gerührt, bis der NCO-Gehalt der Schmelze
4,3 % betrug. Nach dem Abkühlen auf 80°C wurden 252,7 Teile eines Oxazolidins der
Formel
eingerührt und die Mischung anschließend unter kräftigem Rühren mit 2230 Teilen
entionten Wassers versetzt. Es entstand eine wäßrige Dispersion mit einem Feststoffgehalt
von 40 % und einer Viskosität von 20 Sekunden (Fordbecher, 4 mm). Die Dispersion zeigte
im durchscheinenden Licht einen Tyndall-Effekt.
Beispiel 5
[0062] 1000 Teile eines Äthandiol/Butandiol-1,4/Diäthylenglykolpoly- adipates (MG = 2000)
sowie 1100 Teile eines Adduktea aus stöchiometrischen Mengen (i) eines auf n-Butanol
gestarteten Polyätheralkohols aus 83 % Äthylenoxid und 17 % Propylenoxid (MG - 1900),
(ii) Hexamethylendiisocyanat und (iii) Diäthanolamin wurden bei 120°C im Wasserstrahlvakuum
entwässert. Zu diesem Gemisch wurden 369,2 Teile Hexamethylendiisocyanat gegeben und
die Mischung nach Anheben der Temperatur auf 100°C solange gerührt, bis der NCO-Gehalt
der Schmelze 4,1 % betrug. Nach dem Abkühlen auf 30°C wurden 358,2 Teile eines Oxazolidins
der Formel
eingerührt und die Mischung anschließend unter kräftigem Rühren mit 6160 Teilen entionten
Wassers versetzt. Die entstandene Dispersion hatte einen Festkörpergehalt von 30 %.
Die Dispersion zeigte im durchscheinenden Licht einen Tyndall-Effekt.
Beispiel 6
[0063] 1192,5 Teile eines Polybutandioladipates (MG -2250) und 137,5 Teile eines auf Bisphenol
A gestarteten Propylenoxidpolyäther (MG = 550) sowie 85,5 Teile eines auf n-Butanol
gestarteten Polyätheralkohols aus 85 % Äthylenoxid und 15 % Propylenoxid und 85,2
Teile des in Beispiel 1 beschriebenen Addukts wurden bei 120°C im Wasserstrahlvakuum
entwässert. Zu diesem Gemisch wurden bei 70°C 488,4 Teile 1-Isocyanato-3-isocyanatomethyl-3,5,5-trimethylcyclohexan
gegeben und die Mischung nach Anheben der Temperatur auf 100°C solange gerührt, bis
der NCO-Gehalt 5,0 % betrug. Nach dem Abkühlen auf 60°C wurden 437,4 Teile eines Bisoxazolidins
der Formel
eingerührt und die Mischung anschließend unter kräfigem Rühren mit 3320 Teilen entionten
Wassers versetzt. Die entstandene Dispersion hatte einen Festkörpergehalt von 40 %
und eine Viskosität von 18 Sekunden (Fordbecher, 4 mm). Sie zeigte im durchscheinenden
Licht einen Tyndall-Effekt. Die Dispersion trocknet zu einem klaren, farblosen und
elastischen Film auf, der folgende mechanische Daten besitzt:
[0064] Zugfestigkeit: 28,6 MPa
[0065] Bruchdehnung: 930 %
[0066] 250 Teile der Dispersion wurden mit 20 Teilen eines Butanonverkappten Triisocyanatohexylbiurets
vermischt. Nach dem Auftrocknen eines Films wurde dieser 30 Minuten auf 160°C erhitzt.
Die an diesem Film gemessenen mechanischen Daten waren:
[0067] Zugfestigkeit: 41,7 MPa
[0068] Bruchdehnung: 430 %
Beispiel 7
[0069] 500 Teile eines Polyäthylenphthalats (MG = 2000) und 332 Teile eines auf Bisphenol
A gestarteten Polypropylenglykol- äthers (MG = 550) sowie 13,4 Teile Trishydroxymethylpropan
und 104 Teile des in Beispiel 1 beschriebenen Addukts wurden bei 120°C im Wasserstrahlvakuum
entwässert. Zu diesem Gemisch wurden bei 70°C 320 Teile Hexandiisocyanat geben und
die Mischung nach Anheben der Temperatur auf 100°C solange gerührt, bis der NCO-Gehalt
4,7 % betrug. Nach dem Abkühlen auf 40°C wurden 246 Teile eines Oxazolidins der Formel
eingerührt und die Mischung anschließend unter kräftigem Rühren mit einer Mischung
aus 2260 Teilen entionten Wassers und 76 Teilen Äthylenglykolmonoäthylester versetzt.
Es bildete sich eine Dispersion mit einem Festkörpergehalt von 40 %. Sie zeigte im
durchscheinenden Licht einen Tyndall-Effekt.
Beispiel 8
[0070] 552 Teile eines auf Bisphenol A gestarteten Polypropylenglykol- äthers (MG = 550)
wurden bei 120°C im Wasserstrahlvakuum entwässert und bei 70°C mit 320 Teilen Hexandiisocyanat
vermischt. Nach dem Anheben der Temperatur auf 100
9C wurde das Gemisch solange gerührt, bis der NCO-Gehalt 8,7 betrug. Die Mischung wurde
auf 50°C abgekühlt und 238 Teile eines Addukts von 20 Molen Äthylenoxid an 1 Mol iso-Nonylphenol
wurden in ihr aufgelöst. Nach der Zugabe von 320 Teilen eines Oxazolidins der Formel
und 84 Teilen Äthylenglykolmonoäthyläther wurden unter kräftigem Rühren 2500 Teile
entionten Wassers zugesetzt. Es entstand eine Dispersion mit einem Festkörpergehalt
von 38 %. Sie zeigte im durchscheinenden Licht einen Tyndall-Effekt. Nach dem Ausgießen
und Auftrocknen bildete sich ein klarer zäher Film, der hohe Härte besaß.
Beispiel 9
[0071] 556 Teile eines auf Bisphenol A gestarteten Polypropylenglykoläthers ( MG =550) und
93,6 Teile des in Beispiel 1 beschriebenen Addukts wurden bei 120°C im Wasserstrahlvakuum
entwässert. Zu diesem Gemisch wurden bei 70°C 320 Teile Hexandiisocyanat gegeben und
die Mischung nach Anheben der Temperatur auf 100°C solange gerührt, bis der NCO-Gehalt
6,3 % betrug. Bei 70°C wurde nach dem Vermischen mit 80 Teilen eines Oxazolidins der
Formel
12 Stunden lang gerührt. Darauf wurden 105 Teile Äthylenglykolmonoäthyläther zugesetzt
und bei 50
0C 1590 Teile entionten Wassers eingerührt. Die entstandene Dispersion hatte einen
Festkörpergehalt von 40 % und zeigte im durchscheinenden Licht einen Tyndall-Effekt.
Sie trocknete zu einem klaren zähen und glänzenden Film auf.