[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Polyamiden durch Polymerisation
von Caprolactam, Extraktion des Polymerisats mit Wasser, Aufkonzentrieren des Extrakts
und Rückführen des Konzentrats in die Polymerisation.
[0002] Die bei der Polymerisation von t-Caprolactam entstehenden Polyamide enthalten niedermolekulare
Anteile, die aus Caprolactam und Oligomeren bestehen. In der Praxis werden diese niedermolekularen
Anteile durch Extraktion mit heißem Wasser entfernt. Aus diesen Extraktionswässern
kann man den Caprolactam-Anteil zurückgewinnen, reinigen und gegebenenfalls wieder
in die Polymerisation einführen. Es ist auch möglich, durch Zusatz von spaltenden
Reagenzien, die in den Extraktwässern enthaltenen Oligomeren zu Caprolactam umzusetzen,
dieses gleichfalls zu isolieren, zu reinigen und wieder zu verwenden.
[0003] Die deutsche Patentanmeldung DOS 25 01 348 betrifft ein Verfahren zur Herstellung
von Polyamiden durch Polymerisation von ε-Caprolactam, Extraktion des Polymerisats
mit Wasser und Aufkonzentrieren des Wasssrs, Monomere und Oligomere enthaltenden Extrakts
unter Ausschluß von Luftsauerstoff, wobei die extraktberührten Oberflächen in Werkstoffen
ausgeführt sind, die sich unter den Bedingungen der Aufkonzentrierung inert verhalten,
und das Konzentrat ohne weitere Reinigung oder Auftrennung allein oder gemeinsam mit
anderen Polyamid bildenden Ausgangsstoffen polymerisiert wird.
[0004] Bevorzugt wird dabei das Konzentrat gemeinsam mit den Monomeren in die kontinuierliche
Caprolactam-Polymerisation zurückgeführt. In der besonders bevorzugten Ausführungsform
dieser Erfindung wird die Aufkonzentrierung mehrstufig durchgeführt, wobei in der
letzten Stufe in einem Dünnschichtverdampfer ein Feststoffgehalt von mehr als 90 %
erreicht wird.
[0005] Es wurde nun gefunden, daß eine so weitgehende Aufkonzentrierung, die vor allem in
der letzten Stufe technisch aufwenidg und störungsanfällig ist, gar nicht notwendig
ist, wenn man den Extrakt, der auf einen Feststoffgehalt von maximal 60 Gew.% aufkonzentriert
wurde, vor der Polymerisation in einem Wärmeaustauscher kurzzeitig auf Temperaturen
oberhalb von 1400c erhitzt und unmittelbar in die erste Stufe der Polymerisation einführt.
[0006] Das Verfahren wird angewandt bei der kontinuierlichen Polymerisation von ε-Caprolactam.
Neben ε-Caprolactam können in untergeordneten Mengen auch andere Polyamid bildende
Monomere, wie Aminocarbonsäure, Lactame, Dicarbonsäuren und Diamine sowie deren Salze
mitverwendet werden. Ferner können die üblichen Katalysatoren, Regler und sonstige
Additive bei der Polymerisation zugegen sein. Besonders bevorzugt ist die Polymerisation
in VK-Rohren (nach H. Klare, Synthetische Fasern aus Polyamiden, Akademie-Verlag Berlin
1963, S. 1C9 ff.), die drucklos oder mit einem Unterdruck von bis zu 0,5 bar oder
einem Überdruck von bis zu 5 bar ausgeführt wird. In einer speziellen Variante des
erfindungsgemäßen Verfahrens verwendet man ein VK-Rohr nach
DT-AS 14 95 198.
[0007] Zur Ausführung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird das nach dem Polymerisationsschritt
anfallende, in der Regel granulierte Rohpolymerisat mit heißem Wasser diskontinuierlich
oder kontinuierlich extrahiert. Die Extraktion kann dabei einstufig oder bevorzugt
mehrstufig und gegebenenfalls auch unter Überdruck erfolgen. In einer bevorzugten
Ausführungsform wird eine mehrstufige kontinuierliche Gegenstromextraktion angewandt.
Die nach der Extraktion im allgemeinen mit einer Temperatur von 80 bis 110°C anfallenden
Extraktionswässer enthalten normalerweise 0,5 bis 15 Gew.% Feststoff. Die Extraktionswässsr
werden dann auf Feststoffgehalte von maximal 60 Gew.% aufkonzentriert. Die Aufkonzentrierung
kann einstufig oder bevorzugt mehrstufig erfolgen. Als Verdampfer eignen sich Röhrenverdampfer
mit oder ohne-Zwangsumlauf. wie z.B. Robert-Verdampfer, Fallstromverdampfer, Plattenverdampfer
oder Entspannungsverdampfer.
[0008] In einer bevorzugten Ausführungsform erfolgt die Aufkonzentrierung 3- bis 4-stufig
nach der Gleichstromschaltung mit Anfangstemperaturen von 150 bis 180°C und Drücken
von 4 bis 10 bar derart, daß Endtemperaturen von 95 bis 120°C bei Drücken von 0,5
bis 2 bar und Konzentrationen von 45 bis 55 Gew.% erhalten werden. Bei der Extraktion
und Aufkonzentrierung sind die in der DOS 25 01 348 vorgeschriebenen Maßnahmen, wie
strenger Ausschluß von Luftsauerstoff und ausschließlich Kontakt mit sich inert verhaltenden
Werkstoffen einzuhalten. Nach einer Variante des Verfahrens können die erhaltenen
Konzentrate mit t-caprolactam verdünnt werden.
[0009] Erfindungsgemäß wird das Konzentrat vor der Polymerisation in einem Wärmeaustauscher
kurzzeitig auf Temperaturen oberhalb von 140°c, vorzugsweise zwischen 180°C und 280°
C erhitzte Dabei können übliche Wärmeaustauscher mit ausreichend dimensioniertem Wärmeübergang
verwendet werden. Bevorzugt sind einfache Röhrenbündelwärmeaustauscher mit Vorrichtungen
zur Gleichverteilung der Produktaufgabe auf die einzelnen Rohre, die von oben nach
unten durchströmt werden. Als besonders vorteilhaft hat es sich erwiesen, die Wärmeaustauscher-Rohre
über ihre gesamte Länge ober absatzweise bis auf Spalte von 1 bis 3 mm zu quetschen.
Vorteilhafterweise mündet das untere Ende eines so gestaltenen Wärmeaustauschers direkt
auf dem VK-Rohr-Kopf, der die erste Stufe der Polymerisation.darstellt. Zur Beheizung
des Wärmeaustauschers verwendet man z.B. gespannten Wasserdampf, ein dampfförmiges
Gemisch aus Diphenyl und Diphenyloxid oder auch flüssige Wärmeträger, wie z.B. Öle.
Die Eingangstemperatur des Wärmeträgers im Wärmeaustauscher soll vorzugsweise 190
bis 350°C, insbesondere 210 bis 300°C betragen. Es kann angenommen werden, daß durch
die so erzeugten hohen Temperaturdifferenzen ein teilweiser Abbau der Oligomeren erfolgt.
Bevorzugt werden Verweilzeiten von weniger als 10 Minuten, insbesondere von weniger
als 3 Minuten angewandt. Im Wärmeaustauscher wird im wesentlichen Normaldruck eingehalten,
bei Anwendung hoher Temperaturen kann es vorteilhaft sein, leicht erhöhte Drücke,
z.B. bis zu 6 bar, einzuhalten.
[0010] Die erfindungsgemäß behandelten Konzentrate werden dann in den gerührten oberen Teil
des VK-Rohres der kontinuierlichen Polymerisation zugegeben. Bei der erfindungsgemäßen
Behandlung des Konzentrats im Wärmeaustauscher bildet sich Wasserdampf. Bevorzugt
wird dieser Wasserdampf im VK-Rohr-Kopf mit den dort üblichen Vorrichtungen abgetrennt.
Dabei ist es vorteilhaft, zur Vermeidung von Umweltbelastungen und von Substanzverlusten
das in dem Wasserdampf tensionsmäßig enthaltene Caprolactam durch Teilkondensation
oder Fraktionierung zurückzuhalten.
[0011] Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren werden in der Gesamtbilanz die eingesetzten
Monomeren vollständig in Polymeres umgewandelt, wobei keine Extraktwässer anfallen,
die die Ausbeute vermindern und die Umwelt belasten. Das Verfahren zeichnet sich durch
seine Einfachheit und Betriebssicherheit aus, da keine Apparate mit bewegten Teilen
erforderlich sind. Ein ganz wesentlicher und überraschender Vorteil des erfindungsgemäßen
Verfahrens ist, daß die der Polymerisation zugesetzten Konzentrate die Polymerisation
von Caprolactam katalysieren. Die Durchsatzleistung bei der kontinuierlichen Polymerisation
von Caprolactam kann dadurch erheblich gesteigert werden, je nach den gewählten Bedingungen
um zwischen 10 und 60 %. Besonders günstig ist, daß die zu behandelnden Extraktwässer
unter den erfindungsgqmäßen Bedingungen stets homogen einphasig sind und nicht zu
Ablagerungen und Verstopfungen neigen. Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen
Verfahrens gegenüber dem Verfahren nach der DOS 25 01 348 liegt darin, daß aufwendige
und teuere Vorrichtungen zur Abtrennung und Rückgewinnung von Lactamdämpfen nur einmal,
nämlich im Kondensationsverfahren selbst und nicht nochmals in der Aufkonzentrierung
von Extraktwässern auf hohe Feststoffkonzentrationen erforderlich sind.
[0012] Die in den Beispielen genannten Teile und Prozente beziehen sich auf das Gewicht.
Beispiel 1 (Vergleichsversuch)
[0013] Für die Durchführung der Beispiele wurde ein VK-Rohr gemäß der DAS 14 95 198 verwendet.
Die oberste Zone des VK-Rohres mit dem vergrößerten Durchmesser (VK-Rohr-Kopf) wurde
gerührt. Der zylindrische, nicht gerührte VK-Rohr-Teil war durch Wärmeaustauscher
in 3 Zonen unterteilt, die von oben nach unten mit steigenden Zahlen bezeichnet werden.
Die Temperaturen bei dem Versuch betrugen:
VK-Rohr-Kopf: 257 bis 259°C; Zone 1: 259 bis 264°C;
Zone 2: 270 bis 278°C; Zone 3: 266 bis 271°C.
[0014] Der VK-Rohr-Kopf war mit einer Füllkörperkolonne versehen, um durch Teilkondensation
Lactamdämpfe zurückzuerhalten. Der Druck nach Kolonne wurde auf 100 mm Wassersäule
gehalten. Der Zulauf bestand aus 100 Gewichtsteilen/Zeiteinheit ε-Caprolactamschmelze
mit 90
oC, die 0,5 Gewichtsteile Wasser und 0,3 Gewichtsteile Benzoesäure als Katalysator
enthielten. Das ausgetragene Endprodukt wurde granuliert, mit heißem Wasser extrahiert
und getrocknet. Der K-Wert (nach Fikentscher, Cellulosechemie 13, 58 (1932) 1 %ig
in 96 %iger Schwefelsäure) berrug 69. Die Ausbeute an Polymerem,bezogen auf den Caprolactamzulauf,
betrug 89,5 %.
Beispiel 2 (Vergleichsversuch)
[0015] Es wurden die gleichen Bedingungen wie bei Beispiel 1 gewählt. Der Zulauf und damit
der Durchsatz wurde auf 150 Gewichtsteile/Zeiteinheit erhöht. Der K-Wert nach Extraktion
fiel dadurch aif 67 ab. Die Ausbeute an Polymerem, bezogen auf den Caprolactamzulauf,
betrug 86,5 %.
Beispiel 3
[0016] Es wurden die gleichen Bedingungen wie in Beispiel 1 gewählt. Der Zulauf zum VK-Rohr
betrug 135 Gewichtsteile/ Zeiteinheit. Die aus der Extraktion des Rohpolymerisats
mit heißem Wasser erhaltenen Extraktwässer wiesen einen Feststoffgehalt von 5 % auf.
Diese Wässer wurden unter strengem Ausschluß von Luftsauerstoff durch Stickstoffabdeckung
einem Umlaufverdampfer zugeführt. Alle extratkberührten Teile waren in V2A ausgeführt.
Der Umlaufverdampfer wurde mit Dampf beheizt. Die Beheizung wurde so bemessen, daß
sich eine Festoffkonzentration von 50 bis 55 % und eine Temperatur von ca. 100 bis
105°C bei einem Überdruck von 200 mm Wassersäule einstellte. Dieses Konzentrat wurde
mit einer Temperatur von 100°C aus dem Umlaufverdampfer kontinuierlich von oben einem
auf dem VK-Rohr-Kopf aufgesetzten Röhrenbündelverdampfer zugeführt. Die Menge an Konzentrat
betrug zwischen 25 und 30 Gewichtsteilen/Zeiteinheit. Der Rührenbündelwärmetauscher
wurde mit einem dampfförmigen Gemisch aus Diphenyl und Diphenyloxid beheizt. Die Eingangstemperatur
des Dampfes in den Wärmeaustauscher betrug 260°C, die Temperatur des ablaufenden Kondensates
betrug 250°C. Die Verweilzeit lag bei etwa 1 min. Über die Kolonne am VK-Rohr-Kopf
wurden 12 bis 15 Gewichtsteile pro Zeiteinheit Wasser ausgetragen.
[0017] Aus dem VK-Rohr wurden ca. 150 Gewichtsteile Rohpolymerisat ausgetragen, das nach
der Extraktion und Trocknung einen K-Wert von 69 hatte. Die Ausbeute an Polymerem,
bezogen auf Caprolactamzulauf, betrug 99 bis 100 %.
[0018] Das so hergestellte Poly-ε-Caprolactam zeigte die gleiche helle Eigenfarbe wie das
gemäß Beispiel 1 hergestellt. In der Schmelzviskosität und den Eigenschaften der aus
diesen Polyamiden hergestellten Formteilen ergab sich kein Unterschied. Im Vergleich
dazu zeigten die Produkte gemäß Beispiel 2 eine niedere Schmelzviskosität und daraus
hergestellt Fertigteile eine geringere Zähigkeit.
1. Verfahren zur Herstellung von Polyamiden durch kontinuierliche Polymerisation von
ε-Caprolactam, Extraktion des Polymerisates mit Wasser, Aufkonzentrieren des Extraktes,
welcher Wasser, Monomere und Oligomere enthält, wobei die extraktberührten Oberflächen
in Werkstoffen ausgeführt sind, die sich unter den Bedingungen der Aufkonzentrierung
inert verhalten, und Rückführen des Konzentrates in die Polymerisation ohne weitere
Reinigung oder Auftrennung, dadurch gekennzeichnet, daß man den auf einen Feststoffgehalt
von maximal 60 Gew.% aufkonzentrierten Extrakt in einem Wärmeaustauscher kurzzeitig
auf Temperaturen oberhalb von 140°C erhitzt und dann unmittelbar in die erste Stufe
der Polymerisation einführt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man den 0,5 bis 15 Gew.%
Feststoff enthaltenden Extrakt so aufkonzentriert, daß man Konzentrate mit 45 bis
55 Gew.% Feststoffgehalt bei Temperaturen von 95 bis 120°C erhält.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die Verweilzeiten im
Wärmeaustauscher <10, vorzugsweise < 3 Minuten hält.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Eingangstemperatur des
Wärmeträgers im Wärmeaustauscher 190 bis 350oC, vorzugsweise 210 bis 300°C beträgt und der Wärmeaustauscher aus parallelen Rohren
besteht.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Polymerisation in einem
im wesentlichen bei Normaldruck betriebenen VK-Rohr durchgeführt wird und die Zugabe
des Konzentrates im VK-Rohr-Kopf erfolgt.