Beschreibung und Beispiele
[0001] Unter der Vielzahl der zum Verkleben von Werkstoffen verwendeten Stoffe, wie Vinylpolymerisate,
Butadienpolymerisate, Olefinpolymerisate, Ketonharze, Alkydharze, Alkyl-, Terpen-
u.a. modifizierte Phenolharze, Phenol-Formaldehydharze, ungesättigte Polyester, Polyurethane
und andere, nehmen die Epoxidverbindungen einen breiten Raum ein.
[0002] Epoxidverbindungen mit mehr als einer Epoxygruppe im Molekül, gelegentlich auch als
Epoxidharze bezeichnet, eignen sich besonders zum Verkleben unporöser Werkstoffe,
wie Metalle. Aufgrund der dichten, undurchlässigen Metalloberfläche können flüchtige
Bestandteile nicht aus den Klebefugen entweichen. Für die Verklebung von Metallen
werden daher Klebstoffe bevorzugt, die lösungs- und dispergiermittelfrei sind und
bei deren Vernetzung keine Spaltprodukte entstehen. Diese Voraussetzungen werden von
Klebstoffen auf Epoxidharzbasis erfüllt.
[0003] Epoxidharze (im Schrifttum auch Äthoxylinharze genannt) sind Umsetzungsprodukte von
Alkylenoxiden mit beispielsweise Polyphenolen, die mit Hilfe von Härtungsmitteln irreversibel
gehärtet werden. Der Härtungsprozeß hat die Aufgabe, die Klebstoffschicht unlöslich
und unschmelzbar zu machen. Bei der Härtung dieser Harze werden keine Spaltprodukte
frei, so daß kein Substanzverlust entsteht und meist eine schrumpffreie Härtung erreicht
wird.
[0004] Es ist bekannt, als Härter für Epoxidharz-Klebstoffe beispielsweise Polycarbonsäuren
und ihre Anhydride, Polyalkohole, Amine, Amide, Amidoamine, aber auch Phenol-Formaldehyd-
und Carbamid-Formaldehyd-Vorkondensate, Polyester, Alkoholate mehrwertiger Metalle,
Metallsalze von Sikkativsäuren, Metallphenolate, komplexe Zinnverbindungen, Zinkfluorborat,
Polyisocyanate und Titansäureester einzusetzen.
[0005] Bei der dem Stand der Technik entsprechenden Verwendung dieser gebräuchlichen Härter
liegen die gebrauchsfertigen Kleber entweder als Zweikomponenten-Systeme vor, da beim
Zusammengeben von Harz und Härter sofort die Härtungsreaktion einsetzt; oder die Härter
werden als sog. latente Härter dem Harz beigegeben und die Härtungsreaktion setzt
erst bei erhöhten Temperaturen ein. Im ersteren Fall ist beim Gebrauch dieser Kleber
eine Topfzeit zu beachten, nach deren Überschreitung eine weitere Verarbeitung nicht
mehr erfolgen kann. Im zweiten Fall werden zur Härtung relativ hohe Temperaturen und
lange Zeiten benötigt, was nicht bei allen Werkstoffen anwendbar ist. Daneben ist
bei den meisten dieser gebräuchlichen Härter eine physiologische Unbedenklichkeit
nicht gegeben.
[0006] Ziel der vorliegenden Erfindung war es, geeignete Epoxidharz-Härtemittel-Systeme
für Verklebungen zu finden, die eine Formulierung von Zweikomponenten-Systemen überflüssig
machen und eine Aushärtung der Verklebung schon bei relativ niedrigen Temperaturen
und in kurzen Zeiten ermöglichen.
[0007] Es wurde nun überraschenderweise gefunden, daß man zu Verklebungen von Werkstoffen
ohne die beschriebenen Nachteile gelangt, wenn man Epoxidharze mit speziellen Imidazolinen
als Härter einsetzt.
[0008] Gegenstand der Erfindung ist daher ein Verfahren zum Verkleben von Werkstoffen unter
Verwendung von in der Wärme härtbaren Einkomponenten-Systemen aus 1.2-Epoxidverbindungen
mit mindestens einer 1.2-Epoxidgruppen im Molekül und cyclischen Amidinen sowie gegebenenfalls
den üblichen Zusätzen, dadurch gekennzeichnet, daß man als cyclische Amidine Imidazolin-Derivate
der allgemeinen Formel

verwendet, in welcher n = 1 oder 2 sein kann, R gleiche oder verschiedene Reste aus
der Gruppe Wasserstoff-, Alkyl-, Aryl-, Aralkyl-, Cycloalkyl- und heterocyclischer
Rest bedeuten und R' einen Alkyl-, Aryl-, Alkylen- oder Arylenrest, der gegebenenfalls
mit einem Alkyl-, Aryl-, Aralkyl-, Cycloalkyl- oder heterocyclischen Rest substituiert
sein kann und im Falle von n = 1 auch Wasserstoff bedeutet, wobei außerdem mehrere
Reste vorhanden sein können.
[0009] Die vorstehend beschriebenen Imidazolin-Derivate gelangen besonders in Mengen von
insbesondere 3 - 60 Gew.-%, vorzugsweise 4 - 40 Gew.-%, bezogen auf die Harzgewichtsmengen
Härter, zum Einsatz. Es können unter Umständen auch kleinere oder größere Zusätze
vorteilhaft sein.
[0010] Geeignete cyclische Amidine im Sinne der vorliegenden Erfindung, die der früher beschriebenen
allgemeinen Formel entsprechen, sind beispielsweise: 2-Phenylimidazolin, 2-Phenyl-4-methyl-imidazolin,
2-(m-Tolyl)-4-methyl-imidazolin, 2-(m-Pyridyl)-imidazolin, 1,4-Tetramethylen-bis-(4-methyl-imidazolin-2),
2-Methyl-imidazolin, 2,4-Dimethyl-imidazolin, 2-Äthyl-imidazolin, 2-Äthyl-4-methyl-imidazolin,
2-Benzyl-imidazolin, 2-(o-Tolyl)-imidazolin, 2-(p-Tolyl)-imidazolin, Tetramethylen-bis-imidazolin,
1,1,3-Trimethyl-1,4-tetramethylen-bis-imidazolin, 1,1,3-Trimethyl-1,4-tetramethylen-bis-4-methyl-imidazolin,
1,3,3-Trimethyl-1,4-tetramethylen-bis-4-methylimidazolin, 1,2-Phenylen-bis-imidazolin,
1,3-Phenylen-bis-4-methyl-imidazolin u.a.m. Es können auch Gemische der Imidazolin-Derivate
erfindungsgemäß eingesetzt werden.
[0011] Die erfindungsgemäß einsetzbaren Imidazolin-Derivate können nach bekannten Verfahren
aus gegebenenfalls substituierten geminalen Diaminen und aliphatischen oder aromatischen
Mono- bzw. Dinitrilen gegebenenfalls in Gegenwart von H
2S, elementarem Schwefel oder Sulfurylchlorid als Katalysator hergestellt werden.
[0012] Aus der großen Zahl der 1,2-Epoxidverbindungen, welche erfindungsgemäß eingesetzt
werden können, seien genannt: Die Epoxide aus ein- oder mehrfach ungesättigten Kohlenwasserstoffen:
Äthylen, Propylen, Butylen, Butadien, Cyclohexen, Vinylcyclohexen, Dicyclopentadien,
Cyclododecatrien, Polybutadiene, Styrol; halogenhaltige Epoxide, wie Epichlorhydrin;
Epoxiäther der einfachen Alkohole, Methyl-, Äthyl-, Butyl-, 2-Äthylhexylalkohol; Epoxiäther
mehrwertiger Alkohole: Äthylen-, Propylen-, Butylenglykol, Polyglykol, Glycerin, Pentaerythrit;
Epoxidäther ein- und mehrwertiger Phenole: Phenol, Kresol, Resorcin, Hydrochinon,
4,4'-Dihydroxidiphenyl, 4,4'-Dihydroxidiphenylmethan, 2,2-Bis-(4-hydroxiphenyl)-propan,
4,4'-Dihydroxidiphenylsulfon, Phenol-Formaldehyd-Kondensationsprodukte; N-haltige
Epoxide: das N,N-Diglycidylanilin, N,N'-Dimethyldiglycidyl-4,4'-diaminodiphenylmethan.
Bevorzugt werden solche, die mehr als eine Epoxigruppe im Molekül besitzen.
[0013] Ebensogut wie die reinen Epoxidverbindungen können auch deren Gemische, beispielsweise
solche von Mono- und Polyepoxiden erfindungsgemäß umgesetzt werden.
[0014] Die Herstellung der erfindungsgemäßen Klebstofformulierungen erfolgt in denkbar einfacher
Weise: Zunächst werden die Epoxidharze, soweit es sich um Festharze handelt, zerkleinert.
Danach werden beide Reaktionspartner innig miteinander vermischt, wobei für eine gleichmäßige
Verteilung der erfindungsgemäßen Amidine im Epoxidharz gesorgt wird. Gelangen feste
Epoxidharze zum Einsatz, sollte die Korngröße des so erhaltenen Pulvers nicht über
500 µm betragen. Eine Zugabe von Lösungsmittel ist nicht erforderlich - die bei der
Verwendung von flüssigen oder halbflüssigen Epoxidharzen in diesen gegebenenfalls
enthaltenen sog. reaktiven Verdünner werden in diesem Sinne nicht als Lösungsmittel
verstanden.
[0015] Die so erhaltenen Klebstofformulierungen können erforderlichenfalls mit üblichen
Zusätzen, wie Füllstoffen, Pigmenten, Farbstoffen u.a. versetzt werden - so können
Harz und/oder Härter beispielsweise angefärbt werden, um sichtbare Klebefugen unauffälliger
erscheinen oder aber sog. Schattenfugen besonders hervortreten zu lassen.
[0016] Das erfindungsgemäße Verfahren kann Verwendung finden zum Verkleben der mannigfaltigsten
Werkstoffe, z.B. Metalle, Leichtmetalle, aber auch nichtmetallische Werkstoffe wie
Keramik, Glas, Leder, Gummi, Holz, temperaturbeständiger Kunststoff u.a. mit sich
selbst oder mit anderen Werkstoffen. Auch kann es zur Herstellung von Sandwichkonstruktionen
aus Metallen und anderen Werkstoffen herangezogen werden.
[0017] Die mit den erfindungsgemäß eingesetzten Amidinen formulierten Klebstoffe erfüllen
voll die Forderung nach Lösungsmittelfreiheit, außerdem liegen sie als Einkomponenten-Systeme
vor. Dadurch entfallen die eingangs geschilderten Nachteile wie Ablüft- und Topfzeit
und es erfolgt eine schwundfreie Härtung ohne die Bildung von Spaltprodukten. Durch
diese Eigenschaften sind sie u.a. bestens geeignet zum Verkleben unporöser Werkstoffe,
wie z.B. Metallen. Durch die benötigten relativ niedrigen Härtungstemperaturen ist
u.a. eine Verklebung von temperaturempfindlichen Werkstoffen, wie gelötete Metallteile,
möglich.
[0018] Weiterhin wurde festgestellt, daß als wesentlicher technischer Fortschritt die Applikation
der erfindungsgemäßen Klebstoffformulierungen im Falle der Verwendung von festen Epoxidharzen
auf elektrostatischem Wege erfolgen kann. Damit ist es möglich, exakt dosierbare,
dünne Schichten aufzubringen, was beispielsweise beim Verkleben von Folien von Vorteil
ist.
[0019] Als weitere Vorteile müssen die gute Temperaturbeständigkeit der Verklebungen, ihre
Chemikalienresistenz sowie im besonderen ihre Waschlaugen- und Heißwasserbeständigkeit
hervorgehoben werden. Außerdem haben akute orale Toxizitätsprüfungen (ZD
50, Ratte) der ausgehärteten Verklebungen, die mit den erfindungsgemäßen Amidinen hergestellt
wurden, ergeben, daß diese Formulierungen als nicht toxisch anzusehen sind.
[0020] Das erfindungsgemäße Verfahren wird durch die nachstehenden Beispielle illustriert.
Allgemeine Beschreibung der angewandten Methodik
[0021] Die verwendeten 1,2-Epoxidverbindungen, in der Praxis als Epoxidharze bezeichnet,
wurden mit den erfindungsgemäß eingesetzten Amidinen in den angegebenen Gewichtsverhältnissen
innig vermischt. Im Falle der Verwendung von Festharzen (Beispiele 1 bis 3) wurden
beide Komponenten vorzerkleinert, gemischt und auf eine Korngröße unter 500 µm vermahlen.
Bei der Verwendung von Flüssigharzen (Beispiele 4 bis 8) wurden die erfindungsgemäßen
Amidine fein gemahlen und in die Harze eingemischt, bis sie gleichmäßig verteilt waren.
Die so erhaltenen Klebstofformulierungen wurden auf verschiedene Substrate aufgebracht
und diese anschließend bei den angegebenen Temperaturen und Zeiten verklebt. Die Abmessungen
der Probekörper sowie die überlappte, d.h., verklebte Fläche entsprachen DIN 53 273.
Zur Charakterisierung der erhaltenen Verklebungen wurde die Scherfestigkeit gemäß
obiger Norm ermittelt. Ergänzend muß erwähnt werden, daß die verwendeten Werkstoffe
für diese Versuche zwar entfettet wurden, aber sonst keinerlei Vorbehandlung (wie
Aufrauhen, Anätzen o.ä.) vorgenommen worden ist.
Beispiel 1
[0022] 2-Phenyl-imidazolin wurde mit einem Epoxidharz nach folgender Formulierung kombiniert:

[0023] Mit dieser Har.; Härter-Formulierung wurden Testkörper aus verschiedenen Werkstoffen
verklebt und nach 30- bzw. 60-minütiger Härtung bei 100/120/140°C folgende Scherfestigkeitswerte
gemessen:

Beispiel 2
[0024] Die Harz-Härter-Formulierung des Beispiels 1 wurde auf elektrostatischem Wege auf
Testkörper aus V
2A appliziert und diese verklebt:

Beispiel 3
[0025] 2-Phenyl-4-methyl-imidazolin wurde mit dem Epoxidharz des Beispiels 1 formuliert:

Nach 30-minütiger Härtung wurden an V
2 A-Verklebungen folgende Werte gemessen:

Beispiel 4
[0026] 2-Phenyl-imidazolin wurde mit einem Epoxidharz wie folgt formuliert:

[0027] Mit dieser Formulierung wurden V
2A-
Testkörper während 30 Minuten bei 150°C verklebt und anschließend eine Scherfestigkeit
von 20,7 kp/cm
2 gemessen.
Beispiel 5
[0028] 2-Phenyl-imidazolin wurde mit einem Epoxidharz nach folgender Formulierung kombiniert:

[0029] Mit dieser Formulierung wurden Testkörper aus V
2A verklebt und anschließend bei + O°C, 20°C und 80°C die Scherfestigkeit ermittelt.
Außerdem wurden die Verklebungen 3 Tage einer Temperaturbelastung von 80°C ausgesetzt
und erneut auf ihre Scherfestigkeit geprüft.

Beispiel 6
[0030] Mit der Formulierung des Beispiels 5 wurden Testkörper aus V
2 A einerseits mit solchen aus Testgummi andererseits während 30 Minuten bei 100°C
verklebt und anschließend eine Scherfestigkeit von 11,6 kp/cm
2 gemessen.
Beispiel 7
[0031] Mit der Formulierung des Beispiels 5 wurden 2 mm starke Holzleisten während 24 Stunden
bei 50°C verklebt. Die Scherfestigkeit konnte hieran nicht gemessen werden, jedoch
wird die Klebefestigkeit dadurch charakterisiert, daß es nicht möglich war, die verklebten
Testkörper von Hand auseinanderzuziehen.
Beispiel 8
[0032] 2-Phenyl-imidazolin wurde mit einem Epoxidharz nach folgender Formulierung kombiniert:

[0033] Mit dieser Formulierung wurden V
2A-Testkörper während 30 Minuten bei 150°C verklebt und anschließend eine Scherfestigkeit
von 76,0 kp/cm
2 gemessen.