(19)
(11) EP 0 000 783 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
21.02.1979  Patentblatt  1979/04

(21) Anmeldenummer: 78100628.3

(22) Anmeldetag:  09.08.1978
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)2C08L 23/12, C08K 3/34, C08K 7/00
// C08L23/08
(84) Benannte Vertragsstaaten:
BE DE FR GB

(30) Priorität: 16.08.1977 DE 2736792

(71) Anmelder: BASF Aktiengesellschaft
67063 Ludwigshafen (DE)

(72) Erfinder:
  • Theysohn, Rainer, Dr.
    D-6700 Ludwigshafen (DE)
  • Zeitler, Gerhard, Dr.
    D-6711 Hessheim (DE)
  • Mueller-Tamm, Heinz, Dr.
    D-6700 Ludwigshafen (DE)
  • Merkel, Helmut, Dr.
    D-6713 Freinsheim (DE)
  • Wurmb, Rolf, Dr.
    D-6900 Heidelberg (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Polypropylen-Formmasse


    (57) Die Erfindung liegt auf dem Gebiet von Polypropylen-Formmassen, die so modifiziert sind, daß sie sowohl kältezäh als auch steif sind. Die erfindungsgemäßen Massen bestehen aus oder im wesentlichen aus (1) 40 bis 98 Volumenteilen eines bestimmten relativ hochkristallinen Polypropylens; (2) 1 bis 50 Volumenteilen eines bestimmten Mischpolymerisats, das (2.1) 100 Gewichtsteile Äthylen, (2.2) 5 bis 40 Gewichtsteile eines Esters der Acxyl- bzw. Methacrylsäure mit einem Alkanol, insbesondere des Esters der Acrylsäure mit n-Butanol, und/oder eines Vinylesters einer Alkancarbonsäure sowie (2.3) - gegebenenfalls - bis zu 10 Gewichtsteile Acryl bzw. Methacrylsäure einpolymerisiert enthält; sowie (3) 1 bis 10 Volumenteilen eines anorganischen, plättchenförmigen Füllstoffs, insbesondere Talkum, der ein bestimmtes Seitenverhältnis (Plättchendicke : Plättchendurchmesser) hat; mlt der Maßgabe, daß die Summe der Volumenteile unter (1), (2) und (3) 100 Volumenteile beträgt.


    Beschreibung


    [0001] Polypropylen, insbesondere hochkristallines Polypropylen, ist ein als Formmasse geschätzter Werkstoff, da e sich z.B. durch leichte Verarbeitbarkeit auszeichnet und zu Formteilen führt, die eine gute Wärmeformbeständigkeit und eine hohe Steifigkeit haben.

    [0002] Ein bekannter Nachteil des Polypropylens ist indessen, daß seine Zähigkeit (etwa die Bruchzähigkeit nach DIN 53 443) sehr stark abnimmt mit Temperaturen, die unterhalb seines Glaspunkts - also ca. +4°C - liegen. Dies bedeutet für die Praxis, daß bei Temperaturen unterhalb von +4°C der Gebrauchswert von Formteilen aus Polypropylen erheblich eingeschränkt ist.

    [0003] Es hat daher nicht an Versuchen gefehlt, die Kältezähigkeit von Polypropylen-Formmassen zu verbessern.

    [0004] Ein relativ gelungener - und inzwischen auch praktisch ausgeübter - Versuch besteht darin, in die Formmassen zusätzlich zum Polypropylen untergeordnete Mengen bestimmter anderer linearer, thermoplastischer Polymerisate einzubringen. Zu diesen zusätzlichen thermoplastischen Polymerisaten zählen insbesondere auch Mischpolymerisate aus übergeordneten Mengen Äthylen und untergeordneten Mengen eines Alkylesters der Acryl- bzw. Methacrylsäure (vgl. OE-PS 237 286).

    [0005] Die guten Eigenschaften, die ein Zusatz der genannten thermoplastischen Mischpolymerisate in Polypropylen-Formmassen mit sich bringt, müssen indes wiederum mit einem gewissen Nachteil erkauft werden, nämlich einem deutlich spürbaren Abfall in den Steifigkeitswerten (etwa im Zug-E-Modul nach DIN 53 457).

    [0006] Eine Aufgabenstellung zur vorliegenden Erfindung war es dementsprechend, Polypropylen-Formmassen der vorstehend geschilderten Gattung aufzuzeigen, die nicht nur eine gute Kältezähigkeit, sondern auch gute Steifigkeitswerte mit sich bringen.

    [0007] Es wurde gefunden, daß diese Aufgabe gelost werden kann mit Polypropylen-Formmassen, die aufgebaut sind aus (1) einem bestimmten Polypropylen, (2) einem bestimmten thermoplastischen Mischpolymerisat aus (2.1) Äthylen, (2.2) einem Alkylester der Acryl- bzw. Methacrylsäure und/oder einem Vinylester einer Alkancarbonsäure sowie (2.3) - gegebenenfalls - der Acryl- bzw. Methacrylsäure sowie (3) einem bestimmten anorganischen, plättchenförmigen Füllstoff.

    [0008] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist dementsprechend eine Polypropylen-Formmasse, bestehend aus oder im wesentlichen bestehend aus

    (1) 40 bis 98, vorzugsweise 60 bis 85, Volumenteilen eines einen kristallinen Anteil von über 90, vorzugsweise über 95, % sowie einen Schmelzindex (2,16 kg, 230°C) von 0,1 bis 20, vorzugsweise 0,5 bis 5, aufweisenden Polypropylens,

    (2) 1 bis 50, vorzugsweise 15 bis 35, Volumenteilen eines einen Schmelzindex (2,16 kg, 230°C) von 0,1 bis 20, vorzugsweise 0,5 bis 5, einen Zug-E-Modul (nach DIN 53 457) von weniger als 1 000 Nmm-2 sowie eine Glastemperatur von weniger als -20°C aufweisenden Mischpolymerisats, das

    (2.1) 100 Gewichtsteile Äthylen,

    (2.2) 5 bis 40 Gewichtsteile eines Esters der Acryl- bzw. Methacrylsäure mit einem C1- bis C8-Alkanol und/oder eines Vinylesters einer C2- bis C4-Alkancarbonsäure sowie

    (2.3) - gegebenenfalls - bis zu 10 Gewichtsteile Acryl- bzw. Methacrylsäure


    einpolymerisiert enthält, sowie

    (3) 1 bis 10, vorzugsweise ·2 bis 8, Volumenteile eines anorganischen, plättchenförmigen Füllstoffs, der ein Seitenverhältnis (Plättchendicke : Plättchendurchmesser) von 1 : 5 bis 1 : 600, vorzugsweise 1 : 10 bis 1 : 300, sowie eine Plättchendicke von 0,005 bis 20, vorzugsweise 0,01 bis 2/um hat,


    wobei die Summe der Volumenteile unter (1), (2) und (3) 100 Volumenteile beträgt.

    [0009] Zur stofflichen Seite der neuen Formmassen ist im einzelnen das folgende zu sagen:

    (1) Polypropylene mit den geforderten Kenndaten sind aus der Polymerchemie als solche bekannt und im Handel erhältlich, so daß sich nähere Ausführungen erübrigen.

    (2) Für die thermoplastischen - also im unvernetzten Zustand vorliegenden - Mischpolymerisate aus Äthylen, einer Ester-Komponente sowie - gegebenenfalls - einer SäureKomponente, gilt sinngemäß das zum Polypropylen (1) Gesagte. Es ist jedoch ergänzend festzustellen, daß solche Mischpolymerisate am besten geeignet sind, die aus 100 Gewichtsteilen Äthylen und 30 bis 55 Gewichtsteilen der Ester-Komponente aufgebaut sind, d.h. zu etwa 65 bis 77 Gewichtsprozent aus einpolymerisiertem Äthylen und - auf 100 % ergänzend - zu etwa 35 bis 23 % Gewichtsprozent aus einpolymerisiertem Ester bestehen. Wie sich des weiteren gezeigt hat, sind solche Mischpolymerisate für den erfindungsgemäßen Zweck am besten geeignet, deren Ester-Komponente n-Butylacrylat ist.

    (3) Der anorganische plättchenförmige Füllstoff mit den geforderten Kenndaten ist vorzugsweise ein entsprechend dimensioniertes Talkum; es eignen sich aber auch andere Schichtsilikate, wenn auch im allgemeinen weniger gut. Der Füllstoff kann - wie einschlägig üblich - vorbehan- . delt sein, z.B. zur Verbesserung der Haftfestigkeit und Verträglichkeit gegenüber der Polymermatrix. Als Mittel zu einer solchen Vorbehandlung seien - beispielhaft - genannt Stearate und Polymerdispersionen.

    (4) Falls gewünscht, können die erfindungsgemäßen Formmassen zusätzlich zu den Komponenten (1), (2) und (3) einschlägig übliche Hilfs- bzw. Zusatzstoffe in den üblichen Mengen enthalten, z.B. Verarbeitungshilfsmittel, Stabilisatoren, farbgebende Stoffe, flammhemmende Stoffe etc.



    [0010] Das Herstellen der neuen Formmassen aus ihren Komponenten kann unmittelbar aus diesen erfolgen oder - wie in vergleichbaren Fällen einschlägig vielfach geübt - überein Konzentrat des Füllstoffs (3) in einer der Polymerisationskomponenten (1) oder (2). Es versteht sich von selbst, daß man für eine möglichst homogene Verteilung der Komponenten untereinander Sorge trägt; - d.h. daß man zweckmäßigerweise über den schmelzflüssigen Zustand des Polypropylens und unter intensiven Mischbedingungen die anderen Komponenten zuarbeitet, etwa in einem Zweischneckenkneter.

    [0011] Die erfindungsgemäßen Formmassen können auf den zur Verarbeitung von Polypropylen-Formmassen gängigen Verarbeitungsmaschinen zu den für Polypropylen bekannten und üblichen Formteilen verarbeitet werden, z.B. zu Folien, Profilen, Platten, Hohlkörpern und Karosserieteilen.

    Beispiel 1



    [0012] Es wird ausgegangen von einem Gemisch aus

    (1) 75 Volumenteilen eines einen kristallinen Anteil von 95 % sowie einen Schmelzindex (2,16 kg, 230°C) von 2,0 aufweisenden grießförmigen Polypropylens,

    (2) 25 Volumenteilen eines einen Schmelzindex (2,16 kg, (230°C) von 1,5, einen Zug-E-Modul (nach DIN 53 457) von 30 Nmm-2 sowie eine Glastemperatur von <-100°C aufweisenden grießförmigen Mischpolymerisats, das

    (2.1) 100 Gewichtsteile Äthylen sowie

    (2.2) 30 Gewichtsteile des Esters der Acrylsäure mit n-Butanol


    einpolymerisiert enthält, sowie

    (3) 5 Volumenteilen eines plättchenförmigen Talkums, das ein Seitenverhältnis (Plättchendicke : Plättchendurchmesser) von 1 : 10 bis 1 : 200, sowie eine Plättchendicke von 0,02 bis 1 µm hat.



    [0013] Dieses Gemisch wird in einem Zweischneckenkneter bei einer Temperatur von etwa 220°C homogenisiert, in Strängen ausgepreßt, abgekühlt und granuliert.

    [0014] Aus dem so erhaltenen Granulat werden bei Massetemperaturen von 220°C Prüfkörper spritzgegossen, und zwar für die Bestimmung des Zug-E-Moduls nach DIN 53 457, als Maß für die Steifigkeit und der Bruchzähigkeit nach DIN 53 443 B (25 mm Kalottenradius) als Maß für die Zähigkeit.

    [0015] Die an den Prüfkörpern ermittelten Werte sind in der unten stehenden Tabelle angegeben.

    Vergleichsversuch 1



    [0016] Das Beispiel wird wiederholt mit der einzigen Ausnahme, daß das Talkum in Wegfall kommt.

    [0017] Die an den entsprechenden Prüfkörpern-ermittelten Werte finden sich ebenfalls in der Tabelle.

    Vergleichsversuch 2



    [0018] Das Beispiel 1 wird wiederholt mit den beiden einzigen Ausnahmen, daß sowohl das Talkum als auch das Mischpolymerisat in Wegfall kommen.

    [0019] Die an den dabei erhaltenen Prüfkörpern gefundenen Werte sind wiederum in der Tabelle angegeben.



    [0020] Wie die Tabelle zeigt, ist die Steifigkeit bei den erfindungsgemäßen Formmassen etwa gleichgroß wie beim Polypropylen; die Kältezähigkeit ist bei den erfindungsgemäßen Formmassen sehr viel besser als beim Polypropylen. Sehr überraschend ist der positive Befund, daß die Absolutwerte der Zähigkeit bei den erfindunsgsgemäßen Formmassen so hoch liegen, daß ein Zusatz von plättchenförmigem Talkum in vergleichbaren anderen Polypropylen-Formmassen deren Zähigkeitswerte bekanntlich in erheblichem Maße drückt.


    Ansprüche

    Polypropylen-Formmasse, bestehend aus oder im wesentlichen bestehend aus

    (1) 40 bis 98 Volumenteilen eines einen kristallinen Anteil von über 90 % sowie einen Schmelzindex (2,16 kg, 230°C) von 0,1 bis 20 aufweisenden Polypropylens,

    (2) 1 bis 50 Volumenteilen eines einen Schmelzindex (2,16 kg, 230°C) von 0,1 bis 20, einen Zug-E-Modul (nach DIN 53 457) von weniger als 1 000 Nmm-2 sowie eine Glastemperatur von weniger als -20°C aufweisenden Mischpolymerisats, das

    (2.1) 100 Gewichtsteile Äthylen,

    (2.2) 5.bis 40 Gewichtsteile eines Esters der Acryl- bzw. Methacrylsäure mit einem C1- bis C8-Alkanol und/ oder eines Vinylesters einer C2- bis C4-Alkancarbonsäure sowie

    (2.3) - gegebenenfalls - bis zu 10 Gewichtsteile Acryl- bzw. Methacrylsäure


    einpolymerisiert enthält, sowie

    (3) 1 bis 10 Volumenteile eines anorganischen, plättchenförmigen Füllstoffs, der ein Seitenverhältnis (Plättchendicke : Plättchendurchmesser) von 1 : 5 bis 1 : 600 sowie eine Plättchendicke von 0,005 bis 20/um hat,


    wobei die Summe der Volumenteile unter (1), (2) und (3) 100 Volumenteile beträgt.