[0001] Die Erfindung betrifft ein neues saures galvanisches Nickelbad, das neben üblichen
Glanz- und Netzmitteln spezielle heteroaromatische Sulfobetaine als Glanz- und Einebnungsmittel
enthält.
[0002] Es ist bereits bekannt, Umsetzungsprodukte von heterocyclischen Stickstoffbasen vom
aromatischen Typ mit Sultonen als Glanzbildner und Einebnungsmittel in galvanischen
Nickelbädern zu verwenden. Sie stellen nach ihrem chemischen Aufbau innere Salze von
Aminoalkansulfonsäuren (Sulfobetaine) dar. Die Einebnungseffekte dieser Substanzklasse
sind durchaus befriedigend. Die ihnen zugeschriebenen Mängel sind leichte Zersetzbarkeit
unter gewissen Bedingungen, was zur Beeinträchtigung der Einebnungseffekte führt und
dann eine kostspielige Regeneration des Elektrolyten erforderlich macht.
[0003] Ein weiterer grundsätzlicher Mangel dieser Verbindungsklasse besteht in der schlechten
Einebnung im niederen Stromdichtebereich.
[0004] Herstellungs- und auch Anwendungsprobleme haben sich aus der Tatsache heraus entwickelt,
daß der Ausgangsstoff Sulton, insbesondere Propansulton, zu den stark cancerogenen
Stoffen gerechnet wird.
[0005] Eine weitere Gruppe von Glanzzusätzen für saure galvanische Nickelbäder ist in der
DAS 11 91 652 beschrieben. Hier handelt es sich um Sulfobetaine heterocyclischer Stickstoffbasen
vom aromatischen Typ, die beispielsweise durch Alkylierung von Pyridin mit Dialkylsulfaten
erhalten werden. Als Anion fungiert hier eine Alkylsulfatgruppe.
[0006] Auch dieser Glanzbildnertyp bringt befriedigende Einebnungswerte nur im hohen Stromdichtebereich.
[0007] Ein weiterer Nachteil dieser Verbindungsklasse besteht, wie hinlänglich aus der Literatur
bekannt, in der leichten Verseifbarkeit von Schwefelsäurehalbestern auch unter schwach
sauren Bedingungen. Die dabei entstehenden Pyridiniumverbindungen wirken zwar ebenfalls
noch als Glanzbildner und Einebner, führen aber bei geringsten überdosierungen zu
Versprödungen und Verbrennungen im hohen Stromdichtebereich, so daß auch hier kostspielige
Reinigungsoperationen erforderlich sind.
[0008] Das Ziel der Erfindung bestand. darin, solche Mittel zu finden, welche diese Nachteile
nicht bewirken, und die vor allem auch bei niedrigen Stromdichten wirksam sind.
[0009] überraschenderweise wurde nun gefunden, daß Einebnungsmittel und Glanzbildner für
schwach saure Nickelelektrolyte, wie sie gemäß dem Patentanspruch definiert sind,
alle diese Nachteile nicht aufweisen.
[0010] Stickstoffbasen, aus denen die Glanzbildner hergestellt werden, gehorchen der Formel
II
![](https://data.epo.org/publication-server/image?imagePath=1980/02/DOC/EPNWA1/EP79101652NWA1/imgb0001)
in der
![](https://data.epo.org/publication-server/image?imagePath=1980/02/DOC/EPNWA1/EP79101652NWA1/imgb0002)
R, R
1 und R
2 gemäß Formel I definiert sind.
[0011] Es handelt sich hierbei um ein- oder mehrkernige heterocyclische Stickstoffbasen
vom aromatischen Typ, wie z.B. Pyridin, Imidazol, Thiazol, Pyridazin, Pyrazin, Pyrimidin,
Chinolin, Isochinolin und andere, wie 1,2 und 1,3-Benzdiazine, Naphthiridine, Pyridopyridine,
Triazine und Acridine.
[0012] Unter den Gruppen
R,
R1 und
R2 sind
z.B. Methyl-, Äthyl-, n- und Isopropyl- sowie n-und Isobutylgruppen zu verstehen.
[0013] Vorzugsweise wählt man Pyridin, Picolin, Chinolin, Pyrimidin und Isochinolin als
Ausgangsbasen.
[0014] Die Stickstoffbasen werden zunächst mit Arylalkylhalogeniden der Formel III
![](https://data.epo.org/publication-server/image?imagePath=1980/02/DOC/EPNWA1/EP79101652NWA1/imgb0003)
umgesetzt, in der R
3 und n gemäß Formel I im Patentanspruch definiert sind und Hal für Chlor oder Brom
steht.
[0015] n bedeutet 1 bis 3 und R
3 steht für einen Phenylen- oder Thienylenrest, der unsubstituiert oder durch Chlor,
Brom, C
1- bis C
4-Alkyl, wie Methyl- Äthyl-, n- und Isopropyl oder n- und Isopropylgruppen substituiert
sein kann. Die -(CH
2)
n-Gruppierung kann somit die Methylen-, Äthylen-oder n-Propylengruppe bedeuten.
[0016] Bevorzugte Verbindungen der Formel III sind Arylalkylhalogenide, wie Benzylchlorid,
Phenyläthylchlorid oder Phenylpropylchlorid, d.h. R
3 bedeutet in diesem Fall den unsubstituierten Phenylenrest. Die genannten Verbindungen
sind technisch am leichtesten zugänglich, doch sind auch substituierte Vertreter geeignet
- es sei diesbezüglich auf die Beispiele verwiesen.
[0017] Die Produkte, die aus der Umsetzung der Verbindungen der Formeln II und III resultieren,
sind heterocyclische Ammoniumsalze der Formel IV
![](https://data.epo.org/publication-server/image?imagePath=1980/02/DOC/EPNWA1/EP79101652NWA1/imgb0004)
in der die Definitionen für die Formeln I bis III gelten. Sie werden abschließend
z.B. mit Schwefeltrioxid oder Chlorsulfonsäure sulfiert.
[0018] Die Sulfierung führt man zweckmäßigerweise in aliphatischen chlorierten Kohlenwasserstoffen,
wie Äthylenchlorid, Propylenchlorid u.a. durch.
[0019] Beide Reaktionsschritte, sowohl die Reaktion der Stickstoffbasen mit den Arylalkylhalogeniden
als auch die Sulfierung der heterocyclischen Ammoniumsalze, stellen übliche, dem Fachmann
geläufige, Operationen dar - sie bedürfen daher keiner speziellen Erläuterung, und
es sei im übrigen auf die Beispiele verwiesen.
[0020] Bei der Sulfierung arbeitet man im allgemeinen mit molaren Mengen an Sulfierungsmittel,
doch kann man auch mit bis zu 2,5-molaren (m = 2,5), vorzugsweise bis zu 1,5-molaren
Mengen (m = 1,5) umsetzen. Setzt man mehr als 1 Mol Sulfierungsmittel um, so müssen
die überschüssigen durch die positive Ladung der Stickstoffbase nicht erfaßten Sulfogruppen
neutralisiert werden. Im letzteren Falle enthalten die Verbindungen Gegenkationen.
[0021] Als Gegenkationen sind Alkalimetall- sowie die äquivalente Menge ("halbe" Menge)
an Erdalkalimetall- oder zweiwertigen Übergangsmetallionen, wie des Eisens oder Nickels
geeignet.
[0022] Auch gegebenenfalls substituierte Ammoniumionen erfüllen diese Funktion - es seien
NH
4⊕, Cyclohexylammonium, Tributylammonium u.a. zu nennen. Besonders bevorzugt sind Natrium-,
Kalium- oder Cyclohexylammoniumkationen.
[0023] Die erfindungsgemäßen Verbindungen haben gegenüber den Sulton-Umsetzungsprodukten
gemäß dem Stand der Technik den Vorteil der toxikologischen Unbedenklichkeit bei Synthese
und Anwendung.
[0024] Benzylpyridiniumchlorid wird z.B. schon über Jahre als Egalisiermittel bei der Färbung
von anionisch modifizierten Polyacrylnitrilfasern eingesetzt. Die zusätzliche Sulfierung
führt nach den Erfahrungen zu einem noch unbedenklicheren Produkt. Die so erhaltenen
Sulfobetaine sind im schwach sauren Medium (Anwendungsbedingungen) stabiler als die
säureempfindlichen Schwefelsäurehalbester. Gegebenenfalls durch elektrochemischen
Abbau auftretende Spaltprodukte tragen aromatische Sulfonsäuregruppierungen L J und
wirken somit selbst noch als sekundäre Glanzbildner.
[0025] Es zeigte sich, daß die neue Substanzklasse zufälligerweise einem lang gehegten Wunsch
der Galvanofachfirmen näherkommt, daß gute Einebner nicht nur im hohen Stromdichtebereich
wirksam sind, sondern auch akzeptable Werte bei niedrigeren Stromdichten liefern und
somit auch die Makrostreufähigkeit nicht zu stark negativ beeinflussen, wie es z.Zeit
bei gebräuchlichen Produkten auf Basis Pyridiniumschwefelsäurehalbester-betain bzw.
Pyridinium-alkansulfonat-betain der Fall ist.
[0026] Die Bäder enthalten die erfindungsgemäß zu verwendenden Betaine in Mengen von 0,05
bis 3 g/l, vorzugsweise von 0,1 bis 0,5 g/1 Badflüssigkeit. Ansonsten enthalten sie
die üblichen primären und sekundären Glanzmittel, wie Acetylenalkohole, Acetylenamine
oder oxalkylierte Acetylenalkohole bzw. Sulfonamide, Saccharin, Vinylsulfonat, Bisbenzolsulfonamid
u.a. in Mengen von 0,1 bis 5 g/l bzw. 0,01 bis 3 g/l. Ferner enthalten sie übliche
Netzmittel in Konzentrationen von 0,1 bis 1 g/l.
[0027] Es hat sich gezeigt, daß die Betaine mit all diesen üblichen Zusätzen völlig verträglich
sind. Die anwendbaren Stromdichten liegen in einem sehr weiten Bereich; man kann Werte
von 0,05 bis 15 A/dm
2 bei Badtemperaturen zwischen 40 und 80°C wählen.
[0028] Die nun folgenden Beispiele erläutern die Herstellung und Verwendung der Sulfobetaine.
Genannte Teile sind Gewichtsteile.
Beispiel 1
[0029] Zu 237 Teilen Pyridin werden bei 80 - 90°C 381 Teile Benzylchlorid getropft. Man
rührt 1 Stunde bei 90 - 100°C nach. Das Produkt wird in 2600 Teilen Äthylenchlorid
gelöst. Innerhalb von 60 Minuten tropft man 720 Teile Schwefeltrioxid so zu, daß 40°C
nicht überschritten werden. Danach erhitzt man 5 Stunden unter Rückfluß. Man kühlt
auf 25
0C, trennt das Äthylenchlorid ab, löst das Sulfiergemisch in Wasser und entfernt letzte
Reste Äthylenchlorid mit Wasserdampf. Mit 444 Teilen Calciumhydroxid wird neutralisiert,
15 Teile Aktivkohle zugegeben, Gips und Aktivkohle entfernt und die Lösung des Benzylpyridiniumsulfobetains
durch Einengen auf einen Gehalt von 50 % Wirksubstanz eingestellt.
Beispiel 2
[0030] Nach der Methode wie in Beispiel 1 beschrieben, stellt man die Benzyl-2-picoliniumchloride
her und trägt 658,5 Teile in 2600 Teile Äthylenchlorid ein. Man sulfiert und arbeitet
wie unter 1. auf.
Beispiel 3
[0031] Nach der Methode wie in Beispiel 1 beschrieben, stellt man die Benzylmethylimidazoliniumchloride
her und trägt 622,5 Teile in 2600 Teile Äthylenchlorid ein. Man sulfiert und arbeitet
wie unter 1. auf.
[0032] Nach der in Beispiel 1 vorbeschriebenen Methode wurden die in der folgenden Tabelle
angeführten Verbindungen als 50%ige Lösungen hergestellt.
[0033]
![](https://data.epo.org/publication-server/image?imagePath=1980/02/DOC/EPNWA1/EP79101652NWA1/imgb0006)
[0034] Zur anwendungstechnischen Prüfung wurden die in den vorgehenden Beispielen vorgestellten
Verbindungen auf ihre Eignung als Glanzbildner und Einebner untersucht.
[0035] Als Prüfungen wurden in einer 250 ml Hullzelle bei 50 - 55°C Nickelabscheidungen
über 10 Min. bei 2,2 A durch die Zelle auf nicht polierte messingplattierte Eisenbleche
vorgenommen. Beurteilt wurde die Metallabscheidung über den gesamten Stromdichtebereich,
insbesondere die Einebnung (Verschwinden der Ziehstreifen des Ausgangsbleches) im
niederen Stromdichtebereich.
Beispiel 25
[0036] Nach den oben angegebenen Verfahren wurde ein Elektrolyt folgender Zusammensetzung
getestet.
[0037] Wattscher Elektrolyt
![](https://data.epo.org/publication-server/image?imagePath=1980/02/DOC/EPNWA1/EP79101652NWA1/imgb0007)
[0038] über den Stromdichtebereich von 0,5-11 A/dm
2 wurde eine glänzende, duktile und sehr gut eingeebnete Nickelabscheidung erhalten.
In niederen Stromdichtebereichen < 0,5 A/dm
2 waren schwache Ziehstreifen des eingesetzten Bleches zu sehen.
Beispiel 26 '
[0039] Anstelle von Benzylpyridinium-sulfobetain in Beispiel 25 wurde Benzyl-2-Picolinium-sulfobetain
gemäß Beispiel 2 als Glanzbildner und Einebner eingesetzt.
[0040] Es wurden glänzende duktile sehr gut eingeebnete Nickelabscheidungen im Stromdichtebereich
zwischen 0,8 und
11 A/dm
2 erhalten.
[0041] Im niederen Stromdichtebereich <:0,8 A/dm
2 waren die Ziehstreifen des eingesetzten Bleches sichtbar.
Beispiel 27
[0042] Anstelle der erfindungsgemäß zu verwendenden Verbindungen wurden Produkte gemäß dem
Stand der Technik als Einebner und Glanzbildner eingesetzt, und zwar Pyridiniumpropansulfonat
und Pyridinium(hydroxyäthylsulfat-2) gemäß DT-AS 11 91 652.
[0043] Auch mit diesen Verbindungen wurde im hohen und mittleren Stromdichtebereich durchaus
akzeptable Einebnungs- und Glanzwerte bei den abgeschiedenen Nickelschichten erhalten.
Die Ziehstreifen der eingesetzten Bleche sind hier bis zum Stromdichtebereich von
1,5 - 2 A/dm
2 noch deutlich zu erkennen, was für schlechtere Einebnung im niederen Stromdichtebereich
und ganz allgemein für eine geringere Makrostreufähigkeit der Elektrolyte unter Verwendung
dieser Einebner und Glanzbildner im Vergleich zu den erfindungsgemäßen Produkten spricht.
Beispiel 28
[0044] Anstelle von Benzylpyridinium-sulfobetain gemäß Beispiel 25 wurde Benzyl-4-Picolinium-sulfobetain
(Beispiel 5) eingesetzt.
[0045] Es wurden vergleichbare gute Ergebnisse zu Beispiel 26 erhalten.
Beispiel 29
[0046] Nach der vorher beschriebenen Methode wurde ein Elektrolyt mit anderer Grundzusammensetzung
getestet.
[0047] Wattscher Elektrolyt
![](https://data.epo.org/publication-server/image?imagePath=1980/02/DOC/EPNWA1/EP79101652NWA1/imgb0008)
Unter diesen Abscheidungsbedingungen wurden über den gesamten Stromdichtebereich von
0,5 - 11 A/dm
2 hochglänzende, duktile sehr gut eingeebnete Nickelabscheidungen erhalten.
[0048] Im Vergleich zu den vorbeschriebenen Pyridiniumpropansulfonat-bzw. Pyridinium-(hydroxyäthylsulfat-2),
bei denen die Ziehstreifen bei Stromdichten <1 A/dm
2 deutlich zu erkennen sind, erbringen die neuen Verbindungen streifenfreie Abscheidungen
bis 0,5
A/
dm
2.
Beispiel 30
[0049] .Nach der vorher beschriebenen Methode wurde ein Elektrolyt folgender Zusammensetzung
untersucht:
[0050] Wattscher Elektrolyt
![](https://data.epo.org/publication-server/image?imagePath=1980/02/DOC/EPNWA1/EP79101652NWA1/imgb0009)
[0051] Im Stromdichtebereich von 0,5 - 11 A/dm
2 wurden hochglänzende, sehr gut eingeebnete duktile Nickelabscheidungen erhalten.
Beispiel 31
[0052] Analog zu Versuch 30 wurden die Einebner und Glanzbildner Benzyl-2-Picolinium-, Benzyl-4-Picolinium-
und Benzyl-3--Picolinium-Sulfobetaine (gemäß Beispielen 2, 5 und 15) untersucht. Im
Stromdichtebereich von 1 - 11 A/dm
2 wurden hochglänzende, gut eingeebnete, duktile Nickelabscheidungen erhalten.
Beispiel 32
[0053] Nach der vorher beschriebenen Methode wurde ein Elektrolyt folgender Zusammensetzung
untersucht.
[0054] Wattscher Elektrolyt
![](https://data.epo.org/publication-server/image?imagePath=1980/02/DOC/EPNWA1/EP79101652NWA1/imgb0010)
[0055] Im Stromdichtebereich von 0,1 - 11 A/dm wurden hochglänzende, sehr gut eingeebnete,
duktile Nickelabscheidungen erhalten.
Beispiel 33
[0056] Nach der vorher beschriebenen Methode wurde ein Elektrolyt folgender Zusammensetzung
untersucht:
[0057] Wattscher Elektrolyt
![](https://data.epo.org/publication-server/image?imagePath=1980/02/DOC/EPNWA1/EP79101652NWA1/imgb0011)
[0058] Im Stromdichtebereich von 1 - 11 A/dm
2 wurden hochglänzende, sehr gut eingeebnete, duktile Nickelabscheidungen erhalten.
Beispiel 34
[0059] Nach der vorher beschriebenen Methode wurde ein Elektrolyt folgender Zusammensetzung
untersucht.
[0060] Wattscher Elektrolyt
![](https://data.epo.org/publication-server/image?imagePath=1980/02/DOC/EPNWA1/EP79101652NWA1/imgb0012)
[0061] Im Stromdichtebereich zwischen 0,5 und 11 A/dm
2 wurden hochglänzende, sehr gut eingeebnete, duktile Nickelabscheidungen erhalten.