[0001] Die Erfindung betrifft eine Druckentlastungsfassade für durch plötzliche Druckdifferenzen
gefährdete Gebäude.
[0002] Plötzliche Druckdifferenzen können durch Verpuffungen, Explosionen oder Detonationen
verursacht werden, wobei die Geschwindigkeit des Druckanstieges bei Verpuffungen am
kleinsten und bei Detonationen am größten ist. Damit ein plötzlicher Druckanstieg
nicht zu einer Zerstörung des gesamten Gebäudes führt, ist es erforderlich, in der
Fassade mehrere "Sollbruchstellen" vorzusehen. Bisher ist es üblich, speziell dünn
verglaste Fenster für diese "Sollbruchstellen" vorzusehen. Wenn der Druckanstieg im
Innern' des Gebäudes einen bestimmten Wert erreicht, bersten diese dünn verglasten
Fenster und ermöglichen so eine schnelle Druckentlastung; alle tragenden Wandteile
bleiben dabei unbeschädigt.
[0003] Durch die CH-PS 531 124 ist eine Lösung bekanntgeworden, bei der Glasscheiben mit
der Zerfallcharakteristik von thermisch vorgespanntem Glas verwendet werden. Dabei
wird auf der Niederdruckseite jeder Scheibe ein spitzer Anschlag so montiert, daß
der Abstand zur Scheibe kleiner ist als die maximale Auslenkung des unter dem Anschlag
befindlichen Scheibenbereichs, den die Scheibe ohne Bruch gerade noch erleiden kann.
[0004] Voraussetzung für diese bekannten Lösungsvorschläge ist ein ausreichend großer Glasbereich
bezogen auf die Gesamtfassade, um bei einem plötzlichen Druckanstieg eine ausreichend
schnelle Druckentlastung gewährleisten zu können. Diese Voraussetzung ist jedoch beispielsweise
dann nicht mehr gegeben, wenn die einzelnen Gebäudeteile geschlossene Sektoren bilden,
die nur auf einer Seite eine Fassade erhalten.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Druckentlastungsfassade zu entwickeln,
die einen vergrößerten Fassadenflächen-Anteil für eine Druckentlastung aufweist.
[0006] Diese Aufgabe wird gemäß der Erfindung dadurch gelöst, daß tafelförmige Wandelemente,
vorzugsweise die unterhalb der Fenster liegenden Brüstungsteile, in ihrem Randbereich
auf ihrer dem Gebäude zugewandten Seite jeweils einen umlaufenden, senkrecht auf der
Fassadenebene stehenden Halteschenkel aufweisen, der an seinem freien Rand in eine
verdickte Klemmleiste übergeht, die in einen Klemmschlitz eines in der Fassade festgelegten
Kunststoffprofils eingedrückt und dort : in elastischem Formschluß lösbar gehalten
ist.
[0007] Erfindungsgemäß werden also neben dem Fensterbereich auch die unterhalb der Fenster
liegenden Wandflächen in den Druckentlastungsbereich mit einbezogen. Zur Montage werden
die Wandelemente senkrecht zur Fassadenebene in die Kunststoffprofile eingedrückt,
die aus Gummi, Neopren o.dgl. bestehen kön- nen und an der Fassade so festgelegt sind,
daß sie auch dann ihre ursprüngliche Lage beibehalten, wenn bei einem plötzlichem
Druckanstieg die Wandelemente aus ihrer Klemmhalterung herausgedrückt werden. Dabei
ist der elastische Formschluß vorzugsweise so ausgelegt, daß sich das Wandelement
bei einem Rauminnendruck von 0,05 bis 0,1 bar löst.
[0008] In einer zweckmäßigen Ausgestaltung kann die Klemmleiste im Querschnitt gesehen in
Eindrückrichtung eine steile Anlaufschräge aufweisen, die in eine entgegengesetzt
verlaufende flache Ablaufschräge übergeht, die von einer Klemmlippe des Kunststoffprofils
hintergriffen wird, die in einen sich zur Fassadenaußenseite konisch erweiternden
Einschubschlitz übergeht. Dadurch ist einerseits ein leichtes Eindrücken der Klemmleiste
in ihren elastischen Formschluß gewährleistet. Andererseits aber wird in überraschender
Weise erreicht, daß dieser elastische Formschluß die an dem Wandelement angreifenden
Wind-Sog-Kräfte aufnimmt, sich aber bei Erreichen eines bestimmten Rauminnendruckes
nahezu schlagartig löst. Dieser Effekt kann zusätzlich dadurch sichergestellt werden,
daß die Klemmlippe einen in Auszugsrichtung hinter ihr angeordneten, allseitig umschlossenen
Profilhohlraum begrenzt. Dadurch wird einerseits eine ausreichende Festigkeit und
andererseits eine ausreichende Flexibilität der Klemmlippe sichergestellt.
[0009] In einer zweckmäßigen Weiterentwicklung kann das Kunststoffprofil eine erste Dichtlippe
aufweisen, die den Halteschenkel des Wandelementes zur Außenseite abdeckt und am Rand
des 'Wandelementes anliegt. Zusätzlich kann das Kunststoffprofil noch eine zweite
Dichtlippe aufweisen, die den Halteschenkel des Wandelementes zur Innenseite abdeckt
und gegen die Innenfläche des Wandelementes anliegt. Das Kunststoffprofil dient somit
nicht nur Halterung eines Wandelementes, sondern auch zu dessen Abdichtung. Gleichzeitig
bildet das erfindungsgemäße Kunststoffprofil eine hervorragende Schalldämpfung. Der
Halteschenkel des Wandelementes ist von den Dichtlippen des Kunststoffprofils allseitig
abgedeckt, wobei weder die Befestigung noch die Abdichtung von außen sichtbar sind,
so daß sich eine optisch ansprechende Lösung ergibt. Außerdem liegen die Kunststoffprofile
und damit auch deren Dichtlippen geschützt vor der Sonnenbestrahlung.
[0010] Das Kunststoffprofil ist vorzugsweise in einem Metallprofil gehalten. Letzteres kann
einen U-förmigen Querschnitt aufweisen, wobei an den freien Rändern der beiden U-Schenkel
jeweils eine rechtwinklige Hinterschneidung zur Halterung des Kunststoffprofils vorgesehen
sein kann. Dadurch läßt sich einerseits das Kunststoffprofil in einfacher Weise montieren,
andererseits wird sichergestellt, daß das Kunststoffprofil beim Lösen des Wandelementes
nicht ebenfalls aus dem Metallprofil herausgezogen wird.
[0011] Der Halteschenkel kann Teil eines auf der Innenseite des Wandelementes befestigten
Winkelprofils sein. Außerdem können die Wandelemente in ihrem Randbereich ausgeklinkt
sein, so daß der lichte Abstand zwischen der Haltekonstruktion und den Wandelementen
verringert werden kann.
[0012] Die Klemmleiste des Halteschenkels kann kammartige Einschnitte aufweisen. Dadurch
wird die Halterungslänge der Klemmleiste im Kunststoffprofil verringert. Durch Wahl
der Anzahl und/ oder Länge der Einschnitte in Profillängsrichtufig läßt sich die Klemmverbindung
in einfacher Weise verschiedenen Druckverhältnissen anpassen.
[0013] In der Zeichnung ist eine als Beispiel dienende Ausführungsform der Erfindung schematisch
dargestellt. Die Darstellung zeigt im Ausschnitt einen Horizontalschnitt durch eine
Druckentlastungsfassade. Dargestellt ist lediglich der Befestigungsbereich zweier
benachbarter Wandelemente. Alle übrigen Einzelheiten der Fassadenkonstruktion sowie
der Fensteranordnung sowie -ausbildung wurden fortgelassen.
[0014] Die Zeichnung zeigt zwei benachbarte tafelförmige Wandelemente 1, die unterhalb von
Fenstern angeordnete Brüstungsteile sein können. Von dem Traggerippe der Fassade ist
lediglich ein Pfosten 2 schematisch angedeutet. Der Gebäudebereich ist mit 3 und die
Wetteraußenseite mit 4 bezeichnet.
[0015] Die Wandelemente 1 sind in ihrem Randbereich 1a ausgeklinkt und hier auf ihrer dem
Gebäude 3 zugewandten Seite mit einem umlaufenden, senkrecht auf der Fassadenebene
stehenden Halteschenkel 5 versehen. Der Halteschenkel 5 ist Teil eines Winkelprofils
6, das auf der Innenseite des Wandelementes 1 aufgenietet oder sonstwie befestigt
sein kann. Der Halteschenkel 5 geht an seinem freien Rand in eine verdickte Klemmleiste
7 über, die in einen Klemmschlitz 8 eines in der Fassade festgelegten Kunststoffprofils
9 eingedrückt und dort in elastischem Formschluß lösbar gehalten ist.
[0016] Die Klemmleiste 7 weist im Querschnitt gesehen in Eindrückrichtung eine steile Anlaufschräge
10 auf, die in eine entgegengesetzt verlaufende flache Ablaufschräge 11 übergeht.
Letztere wird von einer Klemmlippe 12 des Kunststoffprofils 9 hintergriffen, die in
den sich zur Fassadenaußenseite konisch erweiternden Klemmschlitz 8 übergeht und einen
in Auszugsrichtung hinter ihr angeordneten, allseitig umschlossenen Profilhohlraum
13 begrenzt.
[0017] Das Kunststoffprofil 9 weist eine erste Dichtlippe 14 auf, die den Halteschenkel
5 des Wandelementes 1 zur Wetteraußenseite 4 abdeckt und am Rand des Wandelementes
anliegt. Ferner weist das Kunststoffprofil 9 eine zweite Dichtlippe 15 auf, die den
Halteschenkel 5 des Wandelementes zur Innenseite abdeckt und gegen die Innenfläche
des Wandelementes anliegt.
[0018] Das Kunststoffprofil 9 ist in einem Metallprofil 16 gehalten, das im Querschnitt
U-förmig ausgebildet ist. An den freien Rändern der beiden U-Schenkel ist jeweils
eine rechtwinklige Hinterschneidung 17 angeordnet, die das Kunststoffprofil 9 hintergreifen
bzw. in einen entsprechenden Schlitz dieses Kunststoffprofils eingreifen.
1. Druckentlastungsfassade für durch plötzliche Druckdifferenzen gefährdete Gebäude,
dadurch gekennzeichnet, daß tafelförmige Wandelemente (1), vorzugsweise die unterhalb
der Fenster liegenden Brüstungsteile, in ihrem Randbereich (1a) auf ihrer dem Gebäude
zugewandten Seite jeweils einen umlaufenden, senkrecht auf der Fassadenebene stehenden
Halteschenkel (5) aufweisen, der an seinem freien Rand in eine verdickte Klemmleiste
(7) übergeht, die in einen Klemmschlitz (8) eines in der Fassade festgelegten Kunststoffprofils
(9) eingedrückt und dort in elastischem Formschluß (11,12) lösbar gehalten ist.
2. Druckentlastungsfassade nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch eine solche Auslegung
des elastischen Formschlusses (11,12), daß sich das Wandelement (1) bei einem Rauminnendruck
von 0,05 - 0,1 bar löst.
3. Druckentlastungsfassade nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die
Klemmleiste (7) im Querschnitt gesehen in Eindrückrichtung eine steile Anlaufschräge
(10) aufweist, die in eine entgegengesetzt verlaufende flache Ablaufschräge (11) übergeht,
die von einer Klemmlippe (12) des Kunststoffprofils (9) hintergriffen wird, die in
den sich zur Fassadenaußenseite konisch erweiternden Einklemmschlitz (8) übergeht.
4. Druckentlastungsfassade nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Klemmlippe
(12) einen in Auszugsrichtung hinter ihr angeordneten, allseitig umschlossenen Profilhohlraum
(13) begrenzt.
.5. Druckentlastungsfassade nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß das Kunststoffprofil (9) eine erste Dichtlippe (14) aufweist, die den Halteschenkel
(5) des Wandelementes (1) zur Außenseite (4) ; abdeckt und am Rand des Wandelementes
anliegt.
6. Druckentlastungsfassade nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Kunststoffprofil
(9) eine zweite Dichtlippe (15) aufweist, die den Halteschenkel (5) des Wandelementes
(1) zur Innenseite abdeckt und gegen die Innenfläche des Wandelementes anliegt.
7. Druckentlastungsfassade nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß das Kunststoffprofil (9) in einem Metallprofil (16) gehalten ist.
8. Druckentlastungsfassade nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß der Halteschenkel (5) Teil eines auf der Innenseite des Wandelementes (1) befestigten
Winkelprofils (6) ist.
9. Druckentlastungsfassade nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Wandelemente (1) : in ihrem Randbereich (1a) ausgeklinkt sind.
10. Druckentlastungsfassade nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß die Klemmleiste (7) des Halteschenkels (5) kammartige Einschnitte aufweist.