[0001] Gedämmte Putzfassaden werden dadurch erhalten, daß man auf Polystyrol-Hartschaumplatten
Glasfasergewebe auflegt und auf diese den Putz aufträgt. Um dem Putz eine genügende
Haftfestigkeit zu vermitteln, werden diesem relativ hohe Kunststoffanteile beigemischt.
Diese Kunststoffanteile sind aber von erheblichem Nachteil, da sie den Wasserdampfdurchlaß
stark sperren. In den Grenzbereich zwischen Hartschaumplatte und Putz unvermeidbar
durch feuchte Luft eindringendes kondensierendes Wasser kann somit wegen der Sperrwirkung
des Kunststoffes nicht durch den Putz diffundieren und drückt den Putz bei Frosteinwiikung
von der Platte ab, was zu Schäden an der Fassade führt.
[0002] Versuche, den Kunststoffanteil zu senken, gelangen z.B. durch Verwendung von Polybutadienstyrol,
wobei Anteile von lediglich 2,5 Gewichtsprozent Kunststoff im Mörtel erreicht wurden.
Da jedoch dieser Kunststoff dem Mörtel einen erheblich höheren Wasserdampfsperrwert
vermittelt als herkömmliche Kunststoffe, hat dessen Verwendung nicht zu befriedigenden
Ergebnissen geführt.
[0003] Gemäß der DE-OS 25 16 916 wurde eie anderer Weg t-ten.Die bis zum Anmeldetag dieser
Anmeldung geltende Lehre bestand darin, einen Haftputz mit relativ heben Kunststoffanteilen
zu verwenden und Spannungen zwischen Mörtel und der durch Treibmittel- bzw. Lösungsmittelverlust
stark schwindenden Schaumplatte dadurch zu mindern; daß durch vorgeschriebene Mindestlagerzeiten
die Nachschwindung bis zu einem gewissen Grade abgebaut wurde. Es liegt jedoch auf
der Hand, daß diese Lösung letztlich nicht befriedigt, da die Differenzspannung zwischen
Putz und Mörtel nach der Verarbeitung ständig zunimmt und so den Verbund, der, siehe
oben, durch den hohen Wasserdampfsperrwert ohnehin recht empfindlich ist, durch zusätzliche
Kräfte obendrein belastet.
[0004] Gemäß der DE-OS 25 16 916 ist es erstmals gelungen, den Kunststoffanteil des Mörtels
soweit herabzusetzen, daß die Wasserdampfsperrwirkung tolerierbar wurde. Kunststoffanteile
waren gleichwohl auch dort nötig, da eine gewisse Haftwirkung zur anfänglichen Befestigung
des feuchten unabgebundenen Mörtels unabdingbar war.
[0005] Die vorliegende Erfindung hat sich zur Aufgabe gestellt, den Kunststoffanteil des
Mörtels noch weiter zu senken, bzw. die Verwendung von Mörteln zu gestatten, die keinerlei
Kunststoffanteile mehr aufweisen.
[0006] Die Lösung der Aufgabe besteht darin, daß auf die Rillen aufweisenden Hartschaumplatten
zunächst mit Hilfe von über die Platten verteilten Befestigungselementen ein Glasfasergewebe
in einem Abstand von etwa 1 bis 2 mm von der Plattenoberfläche an dieser befestigt
wird, wonach dann ein kunststoffarmer Putz auf die derart vorbereitete Platte aufgetragen
wird. Auf diese Weise ist es erstmals möglich, gedämmte Fassaden herzustellen, die
optimale Wasserdampfdurchgangswerte aufweisen.
[0007] Als besonders vorteilhaft ist anzusehen, einen Mörtel mit 0 bis 1 Gewichtsprozent
Kunststoffanteil zu verwenden, da auf diese Weise Fassaden herstellbar sind, bei denen
der Wasserdampfeinfluß keinerlei negative Auswirkungen hat.
[0008] Erfindungsgemäß wird das Glasfasergewebe mit Hilfe von punktförmig über die Platte
verteilten Kleber- oder Mörtelportionen beabstandet auf die Platte geklebt, wobei
der Kleber oder Mörtel, da er hier Haftwirkung entfalten soll, einen hohen Kunststoffanteil
aufweist.
[0009] Die Erfindung kann somit auch darin gesehen werden, die Kunststoffanteile örtlich
begrenzt in sehr kleinen Zonen zusammenzufassen und den wesentlichen Hauptbestandteil
des Putzes von Kunststoff weitgehend freizuhalten.
[0010] Das Verfahren wird dabei z/weckmäßigerweise so durchgeführt, daß man unabgebundene
kunststoffreiche Stempel mit wirksamen Haftflächen in der Größenordnung zwischen 20
bis 2000 mm2 auf die Hartschaumplatten aufbringt und sofort anschließend darauf das
Glasfasergewebe legt. Der kunststoffreiche Mörtel weist dabei eine Zusammensetzung
auf, die an Zement 10 bis 80, vorzugsweise 40 bis 60 Gewichtsprozent, an Sand, Quarzsand
oder anderen mineralischem Füllstoff 0 bis 80, vorzugsweise 30 bis 50 Gewichtsprozent
und an Kunststoff 2 bis 50, vorzugsweise 10 bis 20 Gewichtsprozent enthält. Man läßt
den Mörtel abbinden und trägt dann den eigentlichen Putz auf. überraschenderweise
wird der aufgetragene kunststoffarme, also keine Haftwirkung aufweisende Putz von
dem Glasfasergewebe ausreichend festgehalten, wobei unterstrichen werden muß, daß
das Auftragen des Putzes hier wie beim Stande der Technik in senkrechter Anordnung
auf die an der zu dämmenden Wand befestigten Platten erfolgt.
[0011] Der beste Verbund zwischen der gerillten Platte und dem abgebundenen Putz wird dann
erhalten, wenn Hartschaumplatten mit größtmöglicher Nachschwindung eingesetzt werden,
d.h., wenn Platten verwendet werden, die frisch produziert wurden und wegen des hohen
Treibmittel- bzw. Lösungsmittelanteils nach herkömmlicher Lehre mindestens 3 Monate
gelagert werden müßten.
[0012] Ein weiterer ganz wesentlicher Vorteil der vorliegenden Erfindung besteht darin,
daß die Platten nunmehr werkseitig vorbereitet, d.h. mit dem Glasfasergewebe versehen
werden können.
[0013] Dies war beim Stande der Technik nicht möglich, da das Gewebe zwingend so an auf
dem Mauerwerk angebrachten Platten befestigt werden mußte, daß das Glasfasergewebe
nicht an den Rändern der Platten Stöße bildete, da dies unweigerlich an den Stoßkanten
nach kurzer Zeit zu Rißbildung führte.
[0014] Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren können die Stöße des Gewebes mit den Stoßkanten
der Hartfaserplatten zusammenfallen, ohne daß eine Rißbildung entsteht. Dies muß als
äußerst überraschend bezeichnet werden, da gerade Platten mithoher Nachschwindung
zum Einsatz kommen und man daher annehmen mußte, daß die Stoßkanten mehr noch als
beim Stand der Technik Bereiche höherer Gefährdung darstellen.
[0015] Als besonders erfindungswesentlich wird daher angesehen, Hartschaumplatten werkseitig
mit deckungsgleichen oder nur geringfügig über die Ränder überstehenden Glasfasergewebematten
zu versehen.
[0016] Diese Platten können mühelos an der Mauer befestigt werden, da keine großen überlappungen
des Gewebes nötig sind bzw. da auf diese auch ganz verzichtet werden kann.
[0017] Um zu vermeiden, daß beim Auftragen des Putzes an den Plattenstößen dieser im nassen
Zustand nicht ausreichend gehalten wird, ist vorgesehen, insbesondere nahe der Plattenkanten
die notwendigen Befestigungselemente anzuordnen.
[0018] Im Bedarfsfall ist es natürlich auch möglich, die Glasfasergewebebahnen auf der Baustelle
an den Hartschaumplatten anzubringen. Dabei können sowohl die einzelnen Platten in
oben geschilderter Weise armiert werden, oder aber größere Bahnen auf der bereits
auf dem Mauerwerk befindlichen Dämmschicht befestigt werden, wozu erfindungsgemäß
die Verwendung von sich dübelartig verspreizenden Befestigungselementen aus vorzugsweise
nicht korrodierendem Metall oder Kunststoff vorgeschlagen wird. Es genügt dabei, diese
"Schikanen" aufweisenden Elemente in den Polystyrol-Hartschaum zu drücken und an kopfseitigen
Haken oder dergleichen das Glasfasergewebe zu befestigen.
[0019] Als vorteilhaft hat sich weiterhin erwiesen, die notwendigen Rillen nicht in die
Platten mitzuformen, sondern diese nachträglich einzufräsen.
[0020] Ein weiteres erfindungsgemäßes wesentliches Merkmal ist noch darin zu sehen, daß
bandgeschäumte Platten mit verdichteter Oberfläche eingesetzt werden, die verfahrensbedingt
ohne Formtrennmittel hergestellt werden. Bei Dämmplatten mit Formtrennmittel auf der
Oberfläche kann die Haftung eines kunststoffarmen Mörtels herabgesetzt sein.
[0021] Durch die erfindungsgemäße Verwendung von äußerst geringen Kunststoffzusatzmengen
zu Zement-Mörtel-Mischungen wird auf den Polystyrol-Hartschaumplatten eine Beschichtung
erreicht, die nach dem Abbinden eine einwandfreie Grundlage darstellt für rein mineralisch
aufgebaute Außenputze oder Farbanstriche. Die Haftung ist durch Saugfähigkeit der
Armierungsbeschichtung sowie Artverwandtheit beider Beschichtungsmassen sehr gut.
[0022] Der Wärmeausdehnungskoeffizient für Zement-Mörtel-Mischungen wird durch die geringen
Kunststoffzusätze so gut wie nicht beeinflußt.
[0023] Es ist zwar auch möglich, auf diese Armierungsbeschichtung kunststoffmodifizierte
mineralische Außenputze bzw. Farbanstriche oder auch übliche Kunststoffdisperions-
pu'tze aufzubringen. Der unterschiedliche Wärmeausdehnungskoeffizient zwischen Armierungsbeschichtung
und Kunststoffdispersionsputz wirkt sich in diesem Fall, wie auch sonst, nicht sehr
nachteilig aus, weil der höhere Ausdehnungskoeffizient für Kunststoffdispersionsputze
durch den elastischen Charakter dieser Putzbeschichtung ausgeglichen wird.
[0024] Die mineralisch aufgebauten Putze oder Farbanstriche, die auf die Armierungsbeschichtung
aufgetragen werden, haben jedoch gegenüber den Kunststoffdispezsiansputzen und Kunststoff-Fassadenfarben
den Vorteil, daß sie Wasserdampf sehr gut passieren lassen und sich in Farbe und Eigenschaften
im Laufe der Jahre nicht verändern. Die Kunststoffdispersions-Farbanstriche verschmutzen
infolge erhöhter elektrostatischer Aufladung stärker, verspröden im Laufe der Zeit
durch Zersetzung infolge UV-Einstrahlung und können infolge ihres erhöhten Wasserdampfdiffusionswiderstandes
vom Untergrund abgedrückt werden. Außerdem erweichen sie bei direkter Sonnenbestrahlung,
was dazu führen kann, daß sich Dampfblasen bilden, die in der Nacht infolge Abkühlung
wieder verschwinden, bis das Ge-
J füge porös und rissig wird. 1
[0025] Die Wasserdampfdiffusionswiderstandsfaktoren der in Anwendung befindlichen Anstriche
sind:

Nach dem Ankleben diser Dämmplatten wird der kunststoffmodifizierte Zement-Mörtel
von Hand oder mittels einer Mörtelspritzmaschine aufgebracht und geglättet. Diese
Beschichtung kann,entsprechend eingefärbt, in diesem Zustand belassen oder mit einem
üblichen Putz beschichtet oder mit einem Farbanstrich versehen werden.
[0026] Die nachfolgende Figurenbeschreibung dient der näheren Erläuterung der vorliegenden
Erfindung.
[0027] Es ist in Fig. 1 eine erfindungsgemäße Dämmplatte in Draufsicht und in Fig. 2 in
Frontansicht gezeigt.
[0028] Auf der Polystyrol-Hartschaumplatte 1 befinden sich die Befestigungselemente 2, auf
denen das Glasfasergewebe 3 angebracht (aufgeklebt) ist, die Rillen 4 sind schwalbenschwanzartig
hinterschnitten. Es ist jedoch auch ohne Nachteil möglich, Rillen mit senkrechten
Wänden vorzusehen.
[0029] Weiterhin ist es möglich, in an sich bekannter Weise an den Rändern zur Erleichterung
der Montage stufenartige Vorsprünge 5 und Rücksprünge 5' anzuordnen, um derart gleichzeitig
Überlappungen herzustellen.
[0030] Es ist auch möglich, das Gewebe über die Ränder überstehen zu lassen, um die anfängliche
Haftung der nassen Armierungsbeschichtung im Randbereich zu erhöhen. Auf die Qualität
der fertigen Dämmschicht hat dies jedoch keinen Einfluß.
1. Verfahren zur Herstellung gedämmter Putzfassaden durch Aufbringen von Glasfasergewebe
und Putz auf die gerillte Oberfläche von Polystyrolhartschaumplatten, wobei diese
eine definierte Nachschwindung von mindestens 1 mm/m aufweisen, dadurch gekennzeichnet,
daß zunächst mit Hilfe von über die Platte verteilten Befestigungselementen ein Glasfasergewebe
in einem Abstand von vorzugsweise 1 bis 2 mm von der Plattenoberfläche an dieser befestigt
wird, wonach dann ein kunststoffarmer Putz auf die derart vorbereitete Platte aufgetragen
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Putz einen Kunststoffanteil
von 0 bis 1% aufweist.
3. Verfahren nach Anspruch 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Befestigungselemente
aus üblichen Klebemitteln bestehen.
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Kleber aus Mörtel
mit hohem Kunststoffanteil besteht.
5. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Glasfasergewebe
an der Platte mit Hilfe von Befestigungselementen der folgenden Zusammensetzung angebracht
wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß Platten mit größtmöglicher
Nachschwindung verwendet werden.
7. Verfahren nach Anspruch 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Platten vor dem
Anbringen an die zu dämmende Wand mit dem Glasfasergewebe versehen werden.
8. Verfahren nach Anspruch 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß Flasfasergewebe vorzugsweise
im Randbereich der Platten mit Hilfe der Befestigungselemente an den Platten befestigt
wird.
9. Verfahren nach Anspruch 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß das Glasfasergewebe
mit Hilfe von in die Hartschaumplatten einsteckbaren, dübelartig verspreizenden Befestigungselementen
an den Platten befestigt wird.
10. Verfahren nach Anspruch 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Rillen in die
Hartschaumplatten gefräst werden.
11. Verfahren nach Anspruch 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Rillen schwalbenschwanzartig
hinterschnitten sind.
12. Verfahren nach Anspruch 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß bandgeschäumte Polystyrol-Hartschaumplatten
verwendet werden.
13. Verfahren nach Anspruch 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß nach dem Abbinden
der Armierungsbeschichtung mineralische Farbanstriche aufgetragen werden.
14. Verfahren nach Anspruch 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet, daß nach dem Abbinden
der Armierungsbeschichtung hydraulisch abbindende Putze üblicher Art aufgetragen werden.
15. Verfahren nach Anspruch 1 bis 14, dadurch gekennzeichnet, daß nach dem Abbinden
der Armierungsbeschichtung kunststoffmodifizierte hydraulisch abbindende Putze oder
Anstrichfarben aufgetragen werden.
16. Verfahren nach Anspruch 1 bis 15, dadurch gekennzeichnet, daß eine Armierungsbeschichtung
(Mörtel), bestehend aus Zement und Sand, gegebenenfalls unter Zusatz von Kalk verwendet
wird, dem als Kunststoff }1ethylcellulose,Acrylate, Methacrylate und deren Copolymere,
z.B. Styrolacrylate, ferner vorzugsweise Vinylacetate und deren Copolymerisate zugegeben
wird.
17. Dämmplatte aus Polystyrol-Hartschaum mit einer Nachschwindung von mehr als 1 mm/m
sowie mit Rillen versehener Oberfläche nach Anspruch 1 bis 16, gekennzeichnet durch
mittels Befestigungselementen in einem Abstand von 1 bis 2 mm von der Oberfläche einseitig
angebrachtem Glasfasergewebe.
18.Dämmplatte nach Anspruch 17, dadurch gekennzeichnet, daß die Befestigungselemente
aus kunststoffreichem Mörtel oder Kleber bestehen.
19. Dämmplatte nach Anspruch 17 und 18, dadurch gekennzeichnet, daß die Befestigungselemente
aus Mörtel der folgenden Zusammensetzung bestehen:
20. Dämmplatte nach Anspruch 17 bis 19, dadurch gekennzeichnet, daß die Rillen in
die Platte eingefräst sind.
21. Dämmplatte nach Anspruch 17 bis 20, dadurch gekennzeichnet, daß die Rillen schwalbenschwanzartig
hinterschnitten sind.
22. Dämmplatte nach Anspruch 17 bis 21, dadurch gekennzeichnet, daß sie aus bandgeschäumtem
Material besteht.