[0001] Die Erfindung betrifft strahlenhärtbare Bindemittel aus Umsetzungsprodukten von Thio-
und/oder Dithiogruppen enthaltenden Polyolen, gegebenenfalls schwefelfreien Polyolen
und Hydroxyalkylacrylaten.
[0002] Die Umsetzung von präpolymeren Isocyanaten mit Hydroxyalkylacrylaten ist allgemein
bekannt und führt zu den sogenannten Urethanacrylaten, die in Abmischung mit den verschiedensten
Vinylmonomeren wertvolle Rohstoffe für UV-Licht und elektronenstrahlhärtende Lacke
darstellen. Beschrieben sind solche Produkte beispielsweise in der DE-AS 1 644 797,
in der britischen Patentschrift 743 514, in der US-PS 3 297 745.
[0003] Allgemein kennzeichnend für solche Urethanacrylate ist ihre leichte Darstellbarkeit
und die Möglichkeit, durch Variation der verwendeten Komponenten das Eigenschaftsbild
in weiten Grenzen zu beeinflussen. Die Erfahrung zeigt jedoch, daß Urethanacrylate
wie alle durch Vinylpolymerisation vernetzenden Lackrohstoffe bei ihrem Härtungsvorgang
durch Luftsauerstoff stark inhibiert werden. Belichtet manbeispielsweise ein mit einem
Photoinitiator versehenes Urethanacrylat durch einen fotografischen Halbtonstufenkeil
mit UV-Licht, so läßt sich leicht feststellen, daß die Vernetzunpspeschwindigkeit
an der Harzoberfläche um Größenordnungen differiert, je nachdem, ob in Gegenwart von
Luftsauerstoff oder in einer inertgasatomosphäre belichtet wird. Im allgemeinen läßt
sich sagen, daß nur solche Urethanacrylate in Gegenwart von Luftsauerstoff innerhalb
praxisgerechter Zeiten zu härten sind, in denen eine große Häufung von Vernetzungsstellen
vorhanden ist. Der Fachmann weiß jedoch daß mit solchen Produkten hergestellte Filme
auch in dünnen Schichten außerordentlich hart und spröde sind, so daß sie für eine
Lackierung von flexiblen Materialien wie beispielsweise Kunststoff-Folien, Papier
oder Textilien ausfallen.
[0004] Verringert man jedoch die Vernetzungsdichte solcher Urethanacrylate, um zu elastischen
Filmen zu kommen, so ist sehr bald der Punkt erreicht, an dem die Reaktivität des
Systems nicht mehr ausreicht, die Luftinhibierung der Filmoberfläche bei der UV-Lichthärtung
zu überspielen. Diese Überzüge werden dann selbst nach längerer Belichtungszeit nicht
mehr klebfrei. Es hat natürlich nicht an Versuchen gefehlt, diesen entscheidenden
Mangel zu beseitigen. So werden, wie z.B. in der DE-AS 2 157 115 und der DE-AS 2 158
529 bzw. in der DE-OS 2 601 408, Urethanacrylate beschrieben, die mit ungesättigten
Fettsäuren modifiziert sind. Da solche Rohstoffe, wie allgemein bekannt ist, unter
dem Einfluß von Luftsauerstoff Vernetzungsreaktionen eingehen können, sollte ein solcher
Vorgang die Sauerstoffinhibierung der Acrylester-Polymerisation kompensieren. Es zeigt
sich jedoch in der Praxis, daß der gewünschte Effekt keinesfalls mit der notwendigen
Geschwindigkeit eintritt. Auch solche Bindemittel zeigen unmittelbar nach der Härtung
zunächst eine klebrige Oberfläche.
[0005] Eine weitere Möglichkeit, zu Urethanacrylaten mit geringerer Inhibierung durch Luftsauerstoff
zu kommen, besteht darin, synergistisch wirkende Substanzen wie z.B. tertiäre Amine
in das Harz mit einzubauen. Solche Produkte zeigen auch bei geringer Vernetzungsdichte
eine deutlich gesteigerte Reaktivität. Urethanacrylate dieser Art werden z.B. in der
DE-OS 2 140 306 beschrieben. Es gelingt auf diese Weise jedoch nicht, Bindemittel
herzustellen, die hochelastisch sind und z.B. über eine Bruchdehnung von >100% verfügen.
Aminmodifizierte Urethanacrylate mit praxisgerechter Aushärtungsgeschwindigkeit erwiesen
sich zu hart und spröde für die Beschichtung plastischer Materialien.
[0006] Gemäß DE-OS 2 433 908 wird ein Verfahren zur Herstellung strahlungshärtbarer Urethanacrylate
u.a. mit Thioäthergruppen beansprucht, wobei diese aus N-Methylolthioäthern des (Meth)Acrylamids,
die mindestens noch eine sekundäre Hydroxygruppe tragen, Diisocyanat und Polyhydroxyverbindungen
erhalten werden sollen. Ein experimenteller Beleg für solche härtbaren Urethanacrylate
mit Thioäthergruppen und ihre Eigenschaften läßt sich aus der genannten Offenlegungsschrift
jedoch nicht entnehmen. Eine Nacharbeitung des Beispiels B der DE-OS 2 433 908 mit
der Änderung, daß anstelle des Glycerins 1 Mol Thioglycerin (HS-CH,-CHOH-CH
2OH)eingesetzt wurde, ergab ein harzartiges Produkt. Dieses wurde in Beispiel 1 der
DE-OS 2 433 908 anstelle von N-(2-Hydroxy- propyloxymethyl)-acrylamid eingesetzt.
Bereits nach kurzer Zeit wurde ein Gel erhalten, daß nicht mehr mit 1,4-Butandioldiacrylat
verdünnbar war.
[0007] Da der in der DE-OS 2 433 908 vorgeschlagene Weg. zu Thioäthergruppen enthaltenden
photopolymerisierbaren Überzugsmitteln zu gelangen, nicht gangbar ist, konnte u.E.
nicht erwartet werden, daß erfindungsgemäß einzusetzende Thio- und/oder Dithiogruppen
enthaltende Polyole in den erfindungsgemäßen Urethanacrylaten zu verdünnbaren, nicht
gelierten Bindemitteln führen. Da ferner in der DE-OS 2 433 908 keine Aussage über
den Einfluß der Thioäthergruppen auf das Überzugsmittel gemacht wird, lag es auch
nicht nahe, die Reaktivität von Urethanacrylat-Bindemitteln aus den anspruchsgemässen
Komponenten A), B) and C) und die Elastizität der daraus hergestellten Filme durch
Einbau von Thio- und/oder Dithioäthergruppen zu verbessern.
[0008] Aus der DE-OS 2 115 373 ist es weiterhin bekannt, lichtempfindliche Zusammensetzungen
aus einem Polyurethan-Vorpolymerisat, einem Photosensibilisator und gegebenenfalls
äthylenisch ungesättigten Monomeren herzustellen. Das Polyurethan-Vorpolymerisat wird
aus einer Hydroxylkomponente, die mindestens 5 Ätherbindungen und eine äthylenisch
ungesättigte Doppelbindung an den Endgruppen aufweist, mit einem Polyisocyanat erhalten.
Durch die Vielzahl der Ätherbindungen von mindestens 5 soll u.a. eine Steigerung der
Elastizität im Endprodukt erreicht werden. Ausgehend von dieser Lehre war es nicht
zu erwarten, daß bei den erfindungsgemäßen Zusammensetzungen bereits der Einbau einer
Hydroxylkomponente mit nur einer Thioäthergruppe nicht nur eine unerwartete Verbesserung
der Elastizität des Endproduktes, sondern gleichzeitig eine überraschende Steigerung
der Reaktivität bewirken würde, wie die nachstehenden Beispiele und Vergleichsversuche
belegen.
[0009] Es war deshalb sehr überraschend und nicht zu erwarten, daß der Einbau von Schwefel
in Form von Thio- und/oder Dithiogruppen in Urethanacrylate zu Bindemitteln führt,
die nicht nur, reaktiver, sondern vor allem nach der Strahlenhärtung sehr viel elastischer
als vergleichbare schwefelfreie Bindemittel sind. Dabei ist es unerheblich, wie der
Schwefel in das Harz eingebaut wird, ob in Form von Thio-(―S) oder Dithiogruppen (―S―S―);
aber nur in dieser Form, d.h. in der formalen Oxydationsstufe -1 bzw. -2 ist er hinsichtlich
der Elastizität sehr wirksam. Ein reines Zumischen von Thioäthern zu diesen Bindemitteln
hat zwar eine reaktivitätssteigernde Wirkung, jedoch keinen Einfluß auf die Elastizität.
[0010] Gegenstand der Erfindung ist somit ein strahlenhärtbares Bindemittel, bestehend aus
einem Umsetzungsprodukt aus
A) 1 Grammäquivalent NCO eines Polyisocyanats mit 2 bis 3, insbesondere 2, Isocyanatgruppen
pro Molekül);
B) 0 bis 0,7 Grammäquivalenten OH eines Polyols mit mindestens 2, insbesondere 2 bis
6, OH-Gruppen pro Molekül, frei von organisch gebundenem Schwefel, mit OH-Zahlen von
50 bis 1830 mg KOH/g Substanz;
C) 0,01 bis 0,7 Grammäquivalenten OH eines Hydroxyalkylacrylats mit 2 bis 6, insbesondere
2 bis 4, C-Atomen in der Alkylgruppe,
gegebenenfalls in Mischung mit anderen copolymerisierbaren Monomeren, dadurch gekennzeichnet,
daß das Umsetzungsprodukt zusätzlich.
D) 0,01 bis 0,3 Grammäquivalente OH eines Thio- oder Di thio- bzw. Thio- und Dithiogruppen
enthaltenden Polyols mit mindestens 2, insbesondere 2 bis 4, OH-Gruppen pro Molekül
mit OH-Zahlen von 50 bis 920 mg KOH/g Substanz
eingebaut enthält, die Summe der OH-Grammäquivalente B bis D 1 bis 1,2 ist und der
Gehalt an organisch gebundenem Schwefel, herrührend aus den Thio- und Dithiogruppen,
0,01 bis 10 Gew.-%, insbesondere 0,1 bis 5 Gew.-%, bezogen auf Bindemittel, beträgt.
[0011] Gegenstand der Anmeldung sind weiterhin die Abmischungen der schwefelmodifizierten
Urethanacrylate mit mono- und/oder polyfunktionellen Vinylmonomeren als strahlenhärtende
Bindemittel.
[0012] Unter dem Begriff Polyisocyanate werden di- und höherfunktionelle Isocyanate verstanden,
vorzugsweise di- und trifunktionelle, insbesondere difunktionelle. Beispielhaft seien
genannt: Toluylendiisocyanate, Diphenylmethandiisocyanate, isophorondiisocyanat, Xylylendiisocyanat,
Hexamethylendiisocyanat.
[0013] Die Polyisocyanate können mit di- und höherfunktionellen Polyolen oder Di- und Polyaminen
mit mindestens zwei primären Aminogruppen zu präpolymeren Isocyanaten umgesetzt werden,
wobei die Polyolkomponente auch ein Polyäther- und/oder Polyesterpolyol sein kann
(vgl. britische Patentschrift 743 514 und US-PS 2 969 386).
[0014] Unter einem Grammäquivalent NCO wird die Menge einer Verbindung in Gramm verstanden
in der eine Isocyanatgruppe enthalten ist. Entsprechend ist ein Grammäquivalent OH
die Menge einer Verbindung in Gramm, in der eine Hydroxylgruppe enthalten ist.
[0015] Unter Komponente B werden vorzugsweise aliphatische, gesättigte, 2-6 wertige, insbesondere
2-4 wertige, Polyole mit OH-Zahlen von 50-1830, vorzugsweise 100-1060 mg KOH/g Substanz
verstanden oder die vorgenannten Polyole, deren aliphatische Ketten eine oder mehrere
gleiche oder verschiedene Gruppen der Reihe Phenylen, Cyclohexylen, Oxy(―O―), Carboxylato
Ureylen
und Oxycarbonylamino
enthalten oder Mischungen der Polyole. Die Komponente B ist frei von organisch gebundenem
Schwefel.
[0016] Ganz besonders werden als Komponente B oxäthylierte aliphatische, gesättigte Di-
und/oder Triole mit OH-Zahlen von 100 bis 1060 mg KOH/pro Gramm Substanz bevorzugt.
[0017] Beispiele für Komponente B sind:
1. Aliphatische gesättigte, 2-6 wertige Alkohole, insbesondere 2-4 wertige Alkohole
wie z.B. Äthylenglykol, Propandiol-1,2 Propandiol-1,3, Neopentylglykol, Butandiol-1,4,
Hexandiol-1,6, Oekandiot-1,10, Glycerin, Trimethylolpropan, Pentaerythrit, Dipentaerythrit
sowie die Oxalkylierungsprodukte der 2-6 wertigen Alkohole mit 1,2-Alkylenoxiden wie-Äthylenoxid
oder Propylenoxid; cycloaliphatische Diole wie Cyclohexandiol-1,4 und 4,4'-Dihydroxy-cyclohexyl-2,2-alkane,
wie 4,4'-Dihydroxy-cyclohexyl-2,2-propan und araliphatische 2-wertige Alkohole, die
gegebenenfalls 1--2 Äthersauerstoffatome enthalten wie bis(oxäthyliertes Bisphenol
A sowie bis(oxpropyliertes) Bisphenol A.
2. Gesättigte oder ungesättigte, vorzugsweise gesättigte Polyester mit mindestens
zwei freien Hydroxylgruppen aus den unter 1. genannten Alkoholen und mindestens einer
Polycarbonsäure oder deren Anhydriden, insbesondere Dicarbonsäuren wie Maleinsäure,
Fumarsäure, Mesaconsäure, Citraconsäure, Itaconsäure, Bernsteinsäure, Glutarsäure,
Adipinsäure, Sebacinsäure, Phthalsäure, Isophthalsäure, Terephthalsäure, Trimellitsäure,
Hexahydrophthalsäure Tetrahydrophthalsäure, Endomethylentetrahydrophthalsäure, Mefhylhexahydrophthalsäuren.
3. Mischungen 1. und 2.
4. Ureylen- und/oder Oxycarboxylamino (=Urethan)-gruppen enthaltende Polyole, erhalten
aus den unter 1. und 2. genannten Polyolen und den unter A) und in der Anmeldung im
einzelnen genannten Polyisocyanaten.
[0018] Als Hydroxyalkylacrylate C) kommen beispielsweise 2-Hydroxyäthyl-, 2-Hydroxypropyl-,
2-Hydroxybutyl-, 3-Hydroxypropyl-, 4-Hydroxybutyl- und 6-Hydroxyhexylacrylat in Frage.
Bevorzugt werden 2-Hydroxyäthylacrylat, 2-Hydroxypropylacrylat und 4-Hydroxybutylacrylat.
[0019] Unter Komponente D) werden vorzugsweise aliphatische, gesättigte 2-4 wertige, insbesondere
2-wertige, Polyole mit OH-Zahlen von 50 bis 920 und mit mindestens einer Thio- und/oder
mindestens einer Dithio-, vorzugsweise mindestens einer Thiogruppe in der aliphatischen
Kette, die zusätzlich eine oder mehrere, gleiche oder verschiedene Gruppen der Reihe
Phenylen, Cyclohexylen, Oxy, Carboxylato, Ureylen und Oxycarbonylamino enthalten kann
oder Mischungen der Polyole verstanden.
[0020] Ganz besonders bevorzugt sind als Komponente D) gesättigte aliphatische Glykole,
die eine oder mehrere Thiogruppen in der aliphatischen Kette enthalten, gesättigte
aliphatische Glykole, die eine oder mehrere Thiogruppen und ein oder mehrere Oxy-
und ein oder mehrere Carboxylatogruppen in der aliphatischen Kette enthalten, gesättigte
aliphatische Glykole, die ein oder mehrere Thiogruppen und ein oder mehrere Oxygruppen
(-0-) in den aliphatischen Ketten enthalten, sowie Glykole, erhalten durch Umsetzung
eines Mol eines Diglycidyläthers eines Glykols oder Diphenols bzw. eines Diglycidylesters
einer Dicarbonsäure mit 2 Molen eines Mercaptans, alle besonders bevorzugten Glykole
sollen OH-Zahlen von etwa 200 bis 920 besitzen.
[0021] Als Komponenten D) mit mindestens zwei aliphatischen Hydroxylgruppen und mindestens
einer Thio- oder Dithiogruppe und mit OH-Zahlen von 50 bis 920 seien im einzelnen
beispielhaft genannt: 1. Oxalkylierungsprodukte mit zwei aliphatischen Hydroxylgruppen
aus Schwefelwasserstoff oder Thiodiglykolen und 1,2-Alkylenoxiden bzw. 1,2-Cycloalkylenoxiden
wie Äthylenoxid, 1,2-Propylenoxid, 1,2-Butylenoxid, Cyclohexylenoxid oder deren Mischungen
Styroloxid, insbesondere Äthylenoxid. Für Äthylenoxid beispielhaft angegeben, entsprechen
diese Oxalkylierungsprodukte der allgemeinen Formel
in der x bzw. y ganze Zahlen > 0 bedeuten, so daß OH-Zahlen von 50 bis 920 resultieren.
2. Kondensationsprodukte aus gemäß D1) erhaltenen Oxalkylierungsprodukte, beispielsweise
Thiodiglykol, mit sich selbst oder untereinander und gegebenenfalls in Gegenwart schwefelfreier
zwei- und mehrwertiger Alkohole. Die Kondensationsprodukte besitzen OH-Zahlen von
50 bis < 920.
3. Oxalkylierungsprodukte aus Alkylenoxiden, wie unter D1) angegeben, und Dimercaptoalkanen
wie Dimercaptoäthan, Dimercaptobutan oder Dimercaptodialkylsulfiden wie Dimercaptodiäthylsulfid.
4. Dihydroxydialkylsulfide mit mehr als 2 C-Atomen in der Alkylgruppe wie 4,4'-Dihydroxydibutylsulfid
und deren Oxalkylierungsprodukte mit Alkylenoxiden, wie unter D1) angegeben.
5. Oxalkylierungsprodukte aus Alkylenoxiden, wie unter D1) angegeben, und 3- und höherwertigen
Mercaptoalkanolen (die Funktionalität bezieht sich auf Summe aus HS- und HO-), wie
Thioglycerin und Dithioglycerin.
6. Oxalkylierungsprodukte aus Alkylenoxiden, wie unter D1) angegeben, und Thiodiglykolsäure,
Dithiodiglykolsäure; Alkylen-bis(thioglykolsäuren) wie Methylen-bis(thioglykolsäure),
Äthylen-bis(thioglykolsäure), Tetramethylen-bis(thioglykolsäure); Dialkyldisulfid-dicarbonsäuren
wie Diäthyldisulfid-2.2'-dicarbonsäure.
7. Oxalkylierungsprodukte aus Alkylenoxiden, wie unter D1) angegeben, und Mercaptomonocarbonsäuren
wie Thioglykolsäure, Thiomilchsäure, Mercaptobuttersäuren, Mercaptododecansäure, wobei
die Carboxylgruppe und die Mercaptogruppe (-SH) oxalkyliert sind.
8. Kondensationsprodukte (Polyester aus den unter D6) genannten, Thio- und/oder Dithiogruppen
enthaltenden Dicarbonsäuren und aliphatischen, gesättigten 2-6 wertigen vorzugsweise
2-wertigen Alkoholen, wie unter B1) beschrieben und/oder mindestens einem der unter
D1) bis D5) genannten Thio-oder Dithiogruppen enthaltenden Di- und Polyol.
9. Anlagerungsprodukte von di- und höherfunktionellen 1,2-Epoxidverbindungen, z.B.
Diglycidyläther des Bisphenol A oder Hexahydrophthalsäurediglycidylester und Schwefelwasserstoff
im Sinne der Gleichung.
oder mit Mercaptoalkanolen im Sinne der Gleichung
oder mit Thio- und/oder Dithiogruppen enthaltenden Dicarbonsäuren, wie unter D6) angegeben,
im Sinne der Gleichung
oder mit Dimercaptoalkanen oder Dimercaptodialkylsulfiden.
[0022] Die schwefelhaltigen Polyole können in Abmischung mit üblichen Polyolen, Polyätherpolyolen,
Polyesterpolyolen bei Temperaturen von 20° bis 150°C mit Polyisocyanaten zu präpolymeren
schwefelhaltigen Polyisocyanaten umgesetzt werden.
[0023] In einer anschließenden Reaktion können diese schwefelhaltigen präpolymeren Isocyanate
mit Hydroxyalkylacrylaten bei Temperaturen von 20 bis 90°C umgesetzt werden, wobei
die Reaktionen sowohl im Eintopfverfahren als auch in mehreren Stufen durchgeführt
werden können.
[0024] Die Umsetzung der Polyisocyanate mit den Polyolen kann in an sich bekannter Weise
z.B. mit Zinnoctoat, Dibutylzinndilaurat oder tertiären Aminen katalysiert werden.
Ebenso kann das Urethanacrylat durch Zugabe geeigneter Inhibitoren und Antioxydantien
je 0,001-0,1 Gew.-%, bezogen auf Gesamtmischung vor vorzeitiger und unerwünschter
Polymerisation geschützt werden. Diese Polymerisationsinhibitoren werden auch zur
Erzielung einer hohen Dunkellagerstabilität zweckmäßigerweise eingesetzt.
[0025] Geeignete Hilfsmittel dieser Art sind beispielsweise Phenole und Phenolderivate,
vorzugsweise sterisch gehinderte Phenole, die in beiden o-Stellungen zur phenolischen
Hydroxygruppe Alkylsubstituenten mit 1-6 C-Atomen enthalten, Amine, vorzugsweise sekundäre
Acrylamine und ihre Derivate, Chinone, Kupfer-I-Salze organischer Säuren oder Anlagerungsverbindungen
von Kuper(I)halogeniden an Phosphite.
[0026] Namentlich seien genannt: 4,4'-Bis-(2,6-di-tert.-butyl-phenol), 1.3.5-Trimethyl-2.4.6-tris-(3.5-di-
tert.-butyl-4-hydroxy-benzyl)-benzol, 4.4'-Butyliden-bis-(6-tert.-butyl-m-kresol),
3.5-Di-tert.-butyl-4-hydroxybenzyl-phosphonsäurediäthylester, N,N'-Bis-(ß-naphtyl)-p-phenylendiamin,
N,N'-Bis-( 1 - methylheptyl)-p-phenylendiamin, Phenyl-ß-naphtylamin, 4,4'-Bis-(a,a-dimethylbenzyl)-diphenylamin,
1.3.5-Tris-(3.5-di-tert.-butyl-4-hydroxy-hydrocinnamoyl)-hexahydro-s-triazin, Hydrochinon,
p-Benzochinon, 2.5-Di-tert.-butylchinon, Toluhydrochinon, p-tert.-Butylbenzcatechin,
3-Methylbrenzcatachin, 4-Äthylbrenzcatechin, Chloranil, Naphthochinon, Kupfernaphthenat,
Kupferoctoat, Cu(I)CI/Tri- phenylphosphit, Cu(I)CI/Trimethylphosphit, Cu(I)CI/Trischloräthyl-phosphit,
Cu(l)CI/Tripropylphosphit, p-Nitrosodimethylanilin.
[0027] Weitere geeignete Stabilisatoren sind in "Methoden der organischen Chemie" (Houben-Weyl),
4. Auflage, Band XIV/1, S. 433-452, 756, Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 1961, beschrieben.
Sehr gut geeignet ist z.B. p-Benzochinon und/oder Hydrochinonmonomethyläther in einer
Konzentration von 0.001 bis 0,05 Gew.-%, bezogen auf Gesamtmischung.
[0028] Die erfindungsgemäßen Umsetzungsprodukte können teilweise ohne Zusatz copolymerisierbarer
Monomerer oder Lösungsmittel zur Anwendung gelangen. Da es sich jedoch in vielen Fällen
um viskose Produkte handelt, empfiehit es sich, sie mit copolymerisierbaren Monomeren
abzumischen, um verarbeitungsgerechte Viskositäten zu erhalten und/oder die Eigenschaften
der Härtungsprodukte zu variieren.
[0029] Geeignete Monomere sind:
1) Ester der Acryl- oder Methacrylsäure mit aliphatischen C1―C8, cycloaliphatischen C5―C6, araliphatischen C7―C8 Monoalkoholen, beispielsweise Methylacrylat, Athylacrylat, n-Propylacrylat, n-Butylacrylat,
Methylhexylacrylat, 2-Äthylhexylacrylat und die entsprechenden Methacrylsäureester;
Cyclopentylacrylat, Cyclohexylacrylat oder die entsprechenden Methacrylsäureester;
Benzylacrylat, ß-Phenyl- äthylacrylat und entsprechende Methacrylsäureester;
2) Hydroxyalkylester der Acryl- oder Methacrylsaüre mit 2-4 C-Atomen in der Alkoholkomponente,
wie 2-Hydroxyäthylacrylat, 2-Hydroxypropylacrylat, 3-Hydroxypropylacrylat, 2-Hydroxybutylacrylat,
4-Hydroxybutylacrylat oder entsprechende Methacrylsäureester;
3) Di- und Polyacrylate sowie Di- und Polymethacrylate von Glykolen mit 2 bis 6 C-Atomen
und Polyolen mit 3-4 Hydroxylgruppen und 3 bis 6 C-Atomen, wie Äthylenglykoldiacrylat,
Propandiol-1,3- diacrylat, Butandiol-1,4-diacrylat, Hexandiol-1,6-diacrylat, Trimethylolpropantriacrylat,
Pentaerythrittri-und -tetraacrylat sowie entsprechende Methacrylate, ferner Di(meth)acrylate
von Polyätherglykolen des Glykols, Propandiol-1,3, Butandiol-1,4;
4) Aromatische Vinyl und Divinylverbindungen, wie Styrol, Methylstyrol, Divinylbenzol;
5) N-Methylolacrylamid oder N-Methylolmethacrylamid sowie entsprechende N-Methylolalkyläther
mit 1―4. C-Atomen in der Alkyläthergruppe bzw. entsprechende N-Methylolallyläther,
insbesondere N-Methoxymethyl(meth)acrylamid, N-Butoxymethyl(meth)acrylamid und N-Allyloxymethyl(meth)-acrylamid;
6) Vinylalkyläther mit 1-4 C-Atomen in der Alkylgruppe, wie Vinyl methyl äther, Vinyläthyläther,
Vinylpropyläther, Vinylbutyläther;
7) Trimethylolpropanidallyäthermono(meth)acrylat, Vinylpyridin, N-Vinylcarbazol, Triallylphosphat,
Triallylisocyanurat und andere.
[0030] Es können auch Gemische aus einem oder mehreren der vorgenannten Monomeren eingesetzt
werden. Die Zusätze betragen etwa 5-50 Gew.-%, vorzugsweise 20-40 Gew.-%, bezogen
auf Mischung aus erfindungsgemäßen Reaktionsprodukten und zusätzlichen Monomeren.
[0031] Ebenso ist es möglich, eine geeignete Viskosität durch Abmischen mit inerten Lösungsmitteln
wie Butylacetat, Äthylacetat, Äthanol, Isopropanol, Butanol, Aceton, Äthylmethylketon,
Diäthylketon, Cyclohexan, Cyclohexanon, Cyclopentan, Cyclopentanon, n-Heptan, n-Hexan,
n-Octan, Isooctan, Toluol, Xylol, Methylenchlorid, Chloroform, 1,1-Dichloräthan, 1,2-Dichloräthan,
1,1,2-Trichloräthan, Tetrachlorkohlenstoff einzustellen, Um eine solche verarbeitungsgerechte
Viskosität zu erhalten, können 5 bis 50 Gew.-%, vorzugsweise 20 bis 40 Gew.-% an Lösungsmitteln,
bezogen auf Mischung aus erfindungsgemäßen Reaktionsprodukte und Lösungsmittel, zugesetzt
werden.
[0032] Natürlich ist es auch möglich, Mischungen aus zusätzlichen Monomeren und Lösungsmitteln
innerhalb der angegebenen Mengenverhältnisse einzusetzen.
[0033] Die Härtung der erfindungsgemäßen Reaktionsprodukte, gegebenenfalls in Mischung mit
anderen copolymerisierbaren Monomeren erfolgt mittels energiereicher Strahlung, wie
UV-Licht, Elektronen-oder Gammastrahlen.
[0034] Vorzugsweise werden die erfindungsgemäßen Reaktionsprodukte als durch UV-Licht härtbare
Überzugsmassen eingesetzt, wobei ihr besonderer Vorteil darin liegt, daß sie auch
in Gegenwart von Luftsauerstoff in sehr kurzen Zeiten aushärten. Für diese Anwendung
ist der Zusatz von Photoinitiatoren erforderlich.
[0035] Als Photoinitiatoren sind die üblicherweise eingesetzen Verbindungen geeignet, beispielsweise
Benzophenon sowie ganz allgemein aromatische Ketoverbindungen, die sich vom Benzophenon
ableiten, wie Alkylbenzophenone, halogenmethylierte Benzophenone, gemäß der deutschen
Offenlegungsschrift 1 949010, Michlers Keton, Anthron, halogenierte Benzophenone.
Ferner eignen sich Benzoin und seine Derivate, etwa gemäß den deutschen Offenlegungsschriften
1 769 168, 1 769 853, 1 769 854, 1 807 297, 1 807 301, 1 916 678, 2 430 081 und der
deutschen Auslegeschrift 1 694 149. Ebenfalls wirksame Photoinitiatoren stellen Anthrachinon
und zahlreiche seiner Derivate dar, beispielsweise ß-Methylanthrachinon, tert. Butylanthrachinon
und Anthrachinoncarbonsäureester, ebenso Oximester gemäß der deutschen Offenlegungsschrift
1 795 089.
[0036] Werden die erfindungsgemäßen Reaktionsprodukte ohne Zusatz weiterer Monomerer gehärtet,
so werden als Photoinitiatoren bevorzugt die Oximester der deutschen Offenlegungsschrift
1 795 089 sowie Benzophenonderivate der deutschen Offenlegungsschrift 1 949 010 eingesetzt.
[0037] Die erwähnten Photoinitiatoren, die je nach Verwendungszweck der erfindungsgemäßen
Massen in Mengen zwischen 0,1 und 20 Gew.-%, vorzugsweise 0,1-5 Gew.-%, bezogen auf
polymerisierbare Komponenten eingesetzt werden, können als einzelne Substanz oder,
wegen häufiger vorteilhafter synergistischer Effekte, auch in Kombination miteinander
verwendet werden.
[0038] Häufig kann es vorteilhaft sein, sei es zur Verbesserung der filmbildenden Eigenschaften
der Harzmassen oder aber um eine besonders kratzfeste Oberfläche der Schichten zu
erhalten, weitere Zusätze zu verwenden. So ist ein Abmischen mit anderen Harztypen,
beispielsweise mit gesättigten oder ungesättigten Polyestern durchaus möglich.
[0039] Vorzugsweise werden die Harze in Mengen von 1-50 Gew.-%, bezogen auf die polymerisierbaren
Komponenten eingesetzt. Grundsätzlich jedoch sollten nur solche Harze mitverwendet
und ihre Menge soweit begrenzt werden, daß eine Beeinträchtigung der Reaktivität nicht
auftritt. Geeignete in de Lackindustrie gebräuchliche Lackharze sind in den Lackrohstofftabellen
von E. Karsten, 5. Auflage, Curt R. Vincentz Verlag, Hannover, 1972, Seiten 74―106,
195―258, 267―293, 335―347, 357―366 beschrieben.
[0040] Vorteilhafte Zusätze, die zu einer weiteren Steigerung der Reaktivität führen können,
sind bestimmte tert. Amine wie z.B. Triäthylamin und Triäthanolamin.
[0041] Die genannten Stoffe werden vorzugsweise in Mengen von 0 bis 5 Gew.-% bezogen auf
die polymerisierbaren Komponenten, eingesetzt.
[0042] Ein typisches erfindungsgemäßes Harz wird z.B. hergestellt durch Umsetzung eines
Diisocyanats (z.B. Toluylendiisocyanat mit Thiodiglykol, Hydroxyäthylacrylat und z.B.
einem trifunktionellen Polyäther auf Basis von äthoxyliertem Trimethylolpropan bei
60°C unter Überleiten von Luft in Gegenwart von 0,01 Gew.-Tin. Zinnoctoat als Katalysator
und 0,01 Gew.-Tln. p-Benzochinon als stabilisator. Nach Beendigung der Reaktion soll
der NCO-Gehalt des Harzes <0,1% sein und der elementaranalytisch bestimmte Schwefelgehalt
kann dann zwischen 0,7 und 1% liegen. Ein solches Harz kann mit Mono-, di- und/oder
trifunktionellen Acrylsäureestern abgemischt werden und ergibt, versehen mit einem
Photoinitiator eine UV härtende Beschichtung für Leder, Kunstleder oder Kunststoff,
die nach der Photopolymerisation den Ansprüchen hinsichtlich Knickechtheit bzw. Reibechtheit
genügt.
[0043] Als Strahlenquellen zur Durchführung der Photopolymerisation können künstliche Strahler,
deren Emission im Bereich von 2500-5000 A vorzugsweise 3000-4000 A liegt, verwendet
werden. Vorteilhaft sind Quecksilberdampf-, Xenon- und Wolfram-Lampen, insbesondere
Quecksilberhochdruckstrahler.
[0044] In der Regel lassen sich Schichten der erfindungsgemäßen Reaktionsprodukte mit einer
Dicke zwischen 1 µm und 0,1 mm (1 am = 10
―3mm) in weniger als einer Sekunde zu einem Film aushärten, wenn sie mit dem Licht einer
ca. 8 cm entfernten Quecksilberhochdrucklampe, beispielsweise vom Typ HTQ-7 der Firma
Philips, bestrahlt werden.
[0045] Werden Füllstoffe bei der Verwendung der erfindungsgemäßen Harzmassen als UV-Lichthärtende
Überzüge mitverwendet, so ist deren Einsatz auf solche beschränkt, die durch ihr Absorptionsverhalten
den Polymerisationsvorgang nicht unterdrücken. Beispielsweise können Talkum, Schwerspat,
Kreide, Gips, Kieselsäuren, Asbestmehie und Leichtspat als lichtdurchlässige Füllstoffe
verwendet werden.
[0046] Prinzipiell sind alle Füllstoffe, Pigmente und Verstärkungsmaterialien, wie sie in
der Lackchemie üblicherweise eingesetzt werden, verwendbar.
[0047] Das Auftragen der Überzugsmittel auf geeignete Substrate kann mittels in der Lackindustrie
üblichen Methoden, wie Sprühen, Walzen, Rakeln, Drucken, Tauchen, Fluten, Streichen,
Pinseln, erfolgen.
[0048] Geeignete Substrate sind Papier, Kartonagen, Leder, Holz, Kunststoffe, Textilien,
keramische Materialien, Metalle, vorzugsweise Kunststoff und Leder. Da die Überzugsmittel
in Sekundenbruchteilen bis zu wenigen Sekunden zu Filmen mit ausgezeichneten mechanischen
Eigenschaften aushärten, ist es beispielsweise möglich, einen Beschichtungsvorgang
den in der Druckbranche üblichen Verarbeitungsgeschwindigkeiten anzupassen.
[0049] Die erfindungsgemäßen Bindemittel sind auch zur Herstellung von Photoreliefdruckplatten
bzw. Photoresistmaterialien hervorragend geeignet.
[0050] Der verwendete Philips-HTQ-7-Strahler ist eine Quecksilberhochdrucklampe der Firma
Philips.
[0051] In den folgenden Beispielen seien zur Verdeutlichung der Erfindung einige typische
Ausführungsformen dargelegt. Die in den Beispielen angegebenen Teile und Prozentgehalte
beziehen sich auf das Gewicht, sofern nicht anders vermerkt.
Beispiel 1
[0052] Es wird ein urethangruppenhaltiges erfindungsgemäßes Acrylat hergestellt durch Umsetzung
von
111 g lsophorondiisocyanat (0,5 Mol), mit 46,4 g Hydroxyäthylacrylat (0,4 Mol), 6,1
g Thiodiglykol (0,05 Mol) und 134 g eines oxäthylierten Trimethylolpropans mit einer
OH-Zahl 250 (Molgewicht 675).
[0053] Nach Vorlegen der gesamten Isocyanatmenge wird unter Kühlen und Rühren bei 40-50°C
innerhalb von 2 Stunden das Thiodiglykol zugetropft, wobei die Reaktionstemperatur
von 60°C nicht überschritten werden sollte. Anschließend wird unter Überleiten von
Luft nach Zugabe von 0,1 g Zinnoctoat und 0,15 g Benzochinon bei 50-60°C unter Kühlen
das Hydroxyäthylacrylat in der Weise eingetropft, daß die Temperatur 65°C nicht überschreitet.
Nach Erreichen des NCO-Wertes von ca. 14% (ca. 4 h) wird das oxäthylierte Trimethylolpropan
portionsweise zugegeben.
[0054] Es wird unter überleiten trockner Luft so lange bei 60°C gerührt, bis der NCO-Wert
0,1 Gew.-% beträgt. Es entsteht ein farb- und geruchloses mittelviskoses Harz.
Vergleich 1
[0055] Es wird wie unter Beispiel 1 verfahren jedoch mit der Änderung, daß statt 6,1 g Thiodiglykol
5,3 g Diäthylenglykol eingesetzt werden. Es resultiert ebenfalls ein farb- und geruchloses
Harz, frei von chemisch gebundenem Schwefel, mit einem NCO-Gehalt von < 0,1 Gew.-96.
Vergleich 2
[0056] Es wird wie unter Beispiel 1 verfahren, jedoch mit der Änderung, daß statt 6,1 g
Thiodiglykol 6,5 g N-Methyldiäthanolamin eingesetzt werden. Dieses Harz, frei von
chemisch gebundenem Schwefel, ist äußerlich von den Harzen nach Beispiel 1 und Vergleich
1 nicht zu unterscheiden.
Anwendung
[0057] Es werden jeweils 50 Teile der Harze nach Beispiel 1 und den Vergleichen 1 und 2
mit 10 Teilen Äthylacetat und mit 1,5 Teilen α-Cyanoäthyl-benzoinäthyläther (Photoinitiator)
versetzt und mit einem Rakel zu einem 200,um dicken Film auf einer Glasplatte ausgezogen.
Nach dem Ablüften werden die Filme auf einem Transportband mit regelbarer Bandgeschwindigkeit
unter einem Philips HTO 7-Brenner zu klebfreien Uberzügen ausgehärtet. Die so ausgehärteten
Filme wurden dann vorsichtig von der Glasplatte gelöst und ihre Bruchdehnung nach
DIN 53 455 geprüft. Ergebnisse siehe Tabelle 1.
[0058] Aus der Tabelle ist zu erkennen, daß das erfindungsgemäße Harz nach Beispiel 1 deutlich
reaktiver als ein unmodifiziertes und wesentlich elastischer als ein nicht schwefel-
bzw. ein stickstoffmodifiziertes Urethanacrylat ist.
Beispiel 2
[0059] Es wird ein präpolymeres Urethanacrylat gemäß Beispiel 1 hergestellt, jedoch mit
der Änderung, daß statt 6,1 g Thiodiglykol 22,4 g eines Polyesters aus Triäthylenglykol
und Methylenbisthioglykolsäure (OH-Zahl: 250) eingesetzt werden.
Vergleich 3
[0060] Es wird ein Harz analog Beispiel 1 hergestellt jedoch mit der Änderung, daß statt
6,1 g Thiodiglykol 20 g eines Polyesters aus Adipinsäure und Triäthylenglykol (OH-Zahl:
280) eingesetzt werden.
Anwendung
[0061] Es erfolgt die gleiche Anwendung wie zum Beispiel 1. Ergebnisse siehe Tabelle 2.
[0062] Wie ersichtlich wirkt sich auch hier der Einbau von organisch gebundenem Schwefel
positiv auf die Reaktivität und Elastizität aus.
Beispiel 3
[0063] 35 g eines Bisepoxids auf Basis von Hexahydrophthalsäurebisglycidylester (Epoxyäquivelentgewicht:
175) werden mit 40 g Undecancarbonsäure bei 90°C bis zur Säurezahl 0 umgesetzt. Das
Um-Nach 24 Stunden ist die Reaktion beendet und kein freies SH mehr nachweisbar. Das
Umsetzungsprodukt wird anschließend mit 34,8 g Toluylendiisocyanat und dann mit 23
g Hydroxyäthylacrylat umgesetzt. Es resultiert ein Harz mit einem NCO-Gehalt < 0,1
Gew.-%.
Vergleich 4
[0064] 35 g eines Bisepoxids auf Basis von Hexahydrophthalsäurebisglycidylester (Epoxyäquivalentgewicht:
175) werden mit 40 g Undecancarbonsäure bei 90°C bis zur Säurezahl 0 umgesetzt. Das
Umsetzungsprodukt wird anschließend bei t = 60°C mit 34,8 g Toluylendiisocyanat und
dann mit 23,0 g Hydroxyäthylacrylat umgesetzt. Es resultiert ein Harz mit einem NCO-Gehalt
0,1 Gew.-%. Im Vergleich 4 wurde anstelle des C
12-Mercaptans in Beispiel 3 eine aliphatische, gesättigte C
'2-Carbonsäure eingesetzt, da der entsprechende C
12-Alkohol (Laurylalkohol) unvollständig reagierte.
Anwendung
[0065] Es erfolgt die gleiche Anwendung wie zu den Beispielen 1 und 2. Ergebnisse siehe
Tabelle 3.
x) Film war trotz extrem langer Belichtungszeit noch stark klebrig.
[0066] Bei dieser Anwendung tritt der Vorteil der Schwefelmodifizierung deutlich hervor.
Beispiel 4
[0067] 417 g Toluylendiisocyanat werden mit 36 g Thiodiglykol, 220 g Hydroxyäthylacrylat,
670 g eines äthoxylierten Trimethylolpropans (OH-Zahl 250) in Gegenwart von 0,15 g
Zinnoctoat 8 Stunden bei 60°C umgesetzt, bis der NCO-Wert <0,1% beträgt. 500 g dieses
Harzes werden mit 175 g eines Triacrylats von äthoxyliertem Trimethylolpropan mit
einer OH-Zahl von 550,270 g Hydroxyäthylacrylat 50 g Benzophenon, 45 g Triäthanolamin
sowie mit 20 g eines handelsüblichen Alkydharzes aus Benzoesäure, 2-Äthylhexansäure,
Phthalsäure, gesättigte, verzweigte synthetische C
18-Carbonsäure, Trimethylolpropan und Glycerin vermischt. Es resultiert ein farbloses
Bindemittel mit einer Viskosität von 10 Poise bei t = 20°C.
Anwendung A
[0068] Ein gerauhtes Baumwollgewebe wurde in üblicher Weise nach dem Umkehrverfahren über
Trennpapier mit einer schwarz eingefärbten Lösung eines handelsüblichen aromatischen
Polyesterpolyurethans beschichtet. Nach dem Trocknen und Abziehen des Kunstleders
wurde es auf einer Druckmaschine mittels einer 48er Rasterwalze mit dem Bindemittel
nach Beispiel 5 bedruckt. Die Aushärtung erfolgte unter einem Quecksilberhochdruckbrenner
der Firma Hannovia (Hannovia-Strahler, 80 Watt/cm) mit einer Bandgeschwindigkeit 20
m/Min. Es wurde eine lösungsmittelfeste kratz- und reibfeste Oberfläche mit lackähnlichem
Glanz erhalten. Ein ähnliches Ergebnis wird erhalten, wenn man die Mischung mittels
eines 20µ-Rillenrakels aufträgt und wie vorstehend beschrieben weiterverfährt.
Anwendung B
[0069] Auf ein leicht geschliffenes in üblicher Weise mit 6 Gew.-% synthetischen und vegetablischen
Gerbstoffen nachgegerbtes Chromrindleder wurde eine übliche, rot eingefärbte Grundierung
aus einem weichen Polyacrylat-Binder (ca. 25 Shore A), Albumin und einem mittelharten
Butadien-Acrylnitrilbinder (ca. 40 Shore A) aufgespritzt, getrocknet, gebügelt, geprägt
und dann die in Beispiel 4 genannte mit Essigsäureäthylester 1 : 1 verdünnte UV-Licht-härtbare
Mischung gleichmäßig aufgepritzt. Nach dem Aushärten (Polymerisieren) mittels eines
Hanovia-Strahlers wurde eine glänzende, reibund lösungsmittelfeste Appretur erhalten.
Beispiel 5
[0070] Es wird ein Polythioäther durch Selbstkondensation von Thiodiglykol gemäß deutscher
Patentschrift 1 039 232 mit einer OH-Zahl von 350 hergestellt.
[0071] Es werden analog der Vorschrift von Beispiel 1 1 1 1 g (0,5 Mol) lsophorondiisocyanat
mit 46,4 g (0,4 Mol) Hydroxyäthylacrylat, 16 g des nach der deutschen Patentschrift
1 039 232 hergestellten Polythioäthers mit einer OH-Zahl von 350, sowie 84 g eines
oxäthylierten Trimethylolpropans mit einer OH-Zahl von 400, (MG 420) eingesetzt. Es
resultierte ein farbloses niedrig viskoses Harz.
[0072] 100 g des Harzes nach Bsp. 6 werden mit 3 g Benzophenon und 2,5 g Triäthanolamin
vermischt. Es wurde auf einer speziell vorbehandelten Polyesterfolie ein 500,u dicker
Film gegossen. Nach Abdecken des nassen Films mit einer sehr dünnen Kunststoff-folie
wurde durch ein Halbtonnegativ 90 Sekunden mit einer Leuchtstoffröhre vom Typ TL-Ak
(Firma Philips) belichtet. Nach Beendigung der Belichtung wurden die unbelichteten
Stellen mit Äthylacetat abgewaschen und das entstandene Relief 10 Sekunden unter einem
HTQ-7 Hochdruckstrahler nachbelichtet. Es entstand ein Relief mit einem scharfen Bild.