[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft einen universell einsetzbaren Drallbrenner mit
einem Regelbereich, der es erlaubt, bei stark unterschiedlichen Massenstrombeaufschlagungen,
eingesetzten Brennstoffen und Gehalten an brennbaren Stoffen in der Verbrennungsluft
jeweils optimale Verbrennungs- und Ausbrandergebnisse zu erhalten.
[0002] Seit den grundlegenden Arbeiten von Averbuch (s. z.B. V. Averbuch: Beiträge zur Verbrennungstechnik
- Fraktionierte Verbrennung, drallüberlagerte Schwingungen-, Supratherm- Combustorenbau,
Paris 1973) werden Drallbrenner für Verbrennungsvorgänge mit hoher räumlicher Leistungsdichte
eingesetzt. Solche Brenner sind unter dem Begriff "Combuster" bzw. "Pulsocombuster"
bekannt geworden.
[0003] In Combustoren werden die Verbrennungsluft und/oder die zu verbrennenden Gase unter
einem solchen Drall eingeführt, daß sich im Verbrennungsraum ein überkritisches Drallströmungsfeld
mit peripherer Vorwärts-und axialer Rückströmung ausbildet. Aufgrund der dadurch stark
verlängerten Strömungswege einzelner Gasmoleküle und der erhöhten Durchmischung der
Reaktionspartner ist die Wahrscheinlichkeit für das Aufeinandertreffen der Reaktionspartner
gegenüber der Verbrennung in herkömmlichen Brennern wesentlich erhöht und damit die
hohe Leistungsdichte bewirkt.
[0004] Für die Verbrennungscharakteristik, insbesondere einen optimalen Ausbrand, des Combustors
ist die Einstellung optimaler Strömungsverhältnisse im Verbrennungsraum notwendig.
Die Strömungsverhältnisse werden insbesondere durch die Verteilung von axialen und
tangentialen Strömungskomponenten sowie deren Absolutwerten beschrieben.
[0005] Bei einem vorgegebenen Combustor sind die Strömungsverhältnisse im Verbrennungsraum
durch die Einströmgeschwindigkeit und den Winkel unter dem die Verbrennungsluft und/oder
zu verbrennenden Gase in die dem Verbrennungsraum vorgeschaltete Vorkammer eingeleitet
werden, bestimmt.
[0006] In den bekannten Combustoren können daher nur innerhalb eines engen Regelbereichs
für den durchgesetzten Massenstrom optimale Verbrennungscharakteristiken gewährleistet
werden..Ein größerer Regelbereich wird verlangt, wenn nicht nur unterschiedliche Massenströme
durchgesetzt werden, sondern auch chemisch'unterschiedliche Brennstoffe und/oder zu
verbrennende Gase verbrannt werden sollen.
[0007] Es wurde nun ein Drallbrenner gefunden, der diesen großen Regelbereich zur Verfügung
stellt.
[0008] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist daher ein Drallbrenner, bestehend aus
einer zylindrischen Brennkammer (1)
einer Vorkammer (2)
einer in der Achse der Vorkammer (2) angeordneten zylindrischen Durchführung (3) zur
Brennkammer (3) für die Aufnahme von Brennstoffzufuhr-, Zünd- sowie gegebenenfalls
Flammenüberwachungseinrichtungen, einer freien Durchtrittsöffnung zwischen Vorkammer
(2) und Brennkammer (1) in Form eines konzentrisch um die Durchführung (3) angeordneten
Ringspaltes (4) sowie einer außen am Mantel der Vorkammer (2) angebrachten Einströmkammer
(5) für die Verbrennungsluft und/oder zu verbrennenden Gase, wobei die Einströmkammer
(5) zwei parallele, am Mantel der Vorkammer (2) längs je einer Mantellinie parallel
zur Brennerachse drehbar befestigte Drallklappen (6a, 6b) enthält,
sodaß ein Einströmkanal (7) gebildet wird, der dem einströmenden Gas einen durch Drehung
der Drallklappen (6a, 6b) einstellbaren Einströmwinkel (x) zwischen senkrecht zur
Brennerachse (α= 0°) und tangential in die Vorkammer (2) (α ≲ 90°), aufprägt, wobei
sich der Qurschnitt des Einströmkanals (7) mit dem Einströmwinkel (.X) proportional
cos verändert.
[0009] Prinzipskizzen einer Ausführungsform des erfindungsgemäßen Drallbrenners sind in
den Figuren 1 und 2 dargestellt.
[0010] Figur 1 zeigt einen Schnitt in einer Ebene, die die Brennerachse enthält.
[0011] Figur 2 zeigt einen Schnitt A-A nach Figur 1.
[0012] Die in den Figuren angegebenen Ziffern und Buchstaben bezeichnen im Einzelnen:

[0013] Der Brennraum kann aus hitzebeständigem anorganischem oxidischem Material bestehen.
Dies ist insbesondere dann vorteilhaft, wenn korrosive Gase und/oder Flüssigkeiten
verbrannt werden. Die korrosiven Gase können mit der Verbrennungsluft über die Einströmkammer
unter Drall eingeführt werden, oder durch gegebenenfalls in der zylindrischen Durchführung
durch die Vorkammer vorgesehene Zufuhrorgane.
[0014] Korrosive Flüssigkeiten werden durch in der zylindrischen Durchführung vorgesehene
Zufuhrorgane vorzugsweise unter Verdüsung eingeführt..
[0015] Werden z.B. Schwelgase verbrannt, wird bei einer kramischen Brennerwand die Anbackung
von Teer an dieser aufgrund der hohen Temperatur und eines gegebenenfalls katalytischen
Selbstreinigungseffektes verhindert.
[0016] Der Brennraum kann aber auch aus einem doppelwandigen Metallzylinder bestehen, wobei
die Verbrennungsluft und/oder zu verbrennenden Gase vor der Einleitung in die Einströmkammer
im Gegenstrom durch den durch den doppelwandigen Metallzylinder gebildeten Ringkanal
geleitet werden, wobei die Gase unter Kühlung des Brennkammermantels vorerhitzt werden.
Dabei kann die Brennkammerwand zur Vermeidung eines Angriffs durch korrosive Gase
durch eine Beschichtung aus hitzebeständigem anorganischem oxidischem Material, wie
z.B. hochschmelzende Emaillierungen usw., beschichtet sein.
[0017] Zur Vermeidung der Anbackung von Teer bei der Verbrennung von Schwelgasen kann die
Brennerwand ferner mit katalytischen selbstreinigenden Beschichtungen.versehen sein.
Solche Beschichtungen sind z.B. aus der Emailindustrie zur Herstellung von Küchenherden
bekannt.
[0018] Das Verhältnis von Brennkammerradius R zu Brennkammerlänge beträgt im allgemeinen
zwischen 0,2 und 0,3.
[0019] Die Vorkammer, besteht, wie in Figur 1 dargestellt, aus einem oberen, zylindrischen
Teil mit einem Durchmesser R
1 von dem 1- bis 1,5-fachen des Brennraumdurchmessers R. Daran schließt sich ein im
wesentlichen sich konisch zur Brennkammer hin verengender Teil an, dessen Radius R
A am Eintrittsort in den Brennraum die äußere Ringspaltbegrenzung bildet. Der Radius
R
A am Eintritt der Vorkammer in die Brennkammer beträgt vorzugsweise zwischen 0,5 und
0,7 des Radius R der Brennkammer.
[0020] Der Radius R
B der zylindrischen Durchführung durch die Vorkammer zur Aufnahme von Brennstoffzufuhr-,
Zünd- und Flammenüberwachungseinrichtungen kann etwa 0,4 bis 0,6
RA betragen.
[0021] Die Einströmkammer mit den Drallklappen ist am oberen zylindrischen Teil der Vorkammer
angebracht. Die Öffnung, mit der der durch die Drallklappen und die obere und untere
Begrenzung der Einströmkammer gebildete Einströmkanal in die Vorkammer mündet, erstreckt
sich vorzugsweise über einen Winkelbereich zwischen 30 und 45° des Vorkammermantels.
Die Querschnittsfläche der öffnung soll etwa der Querschnittsfläche des Ringspaltes,
der den Durchtritt von der Vorkammer zur Brennkammer bildet, entsprechen. Die Länge
der Drallklappen in Strömungsrichtung soll das 1,8- bis 2,5-fache der Breite der Eintrittsöffnung
in die Vorkammer betragen, so daß sich eine Strömungsrichtung parallel zu den Drallklappen
am Eintrittsort zur Vorkammer ausbilden kann.
[0022] Wesentliches erfindungsgemäßes Bestandteil des Drallbrenners ist die neuartige Einströmkammer,
die zwei parallelogrammartig um getrennte Achsen drehbare Drallklappen aufweist. Durch
gleichzeitige parallelogrammartige Verdrehung der Drallklappen wird einerseits der
Einströmwinkel der Verbrennungsluft und/oder zu verbrennenden Gase in die Vorkammer
eingestellt und gleichzeitig der Querschnitt des Einströmkanals in charakteristischer
Weise verändert, so daß durch Verstellen nur einer Stellgröße, nämlich des Drallklappenwinkels
α, sowohl die Einströmgeschwindigkeit als auch der Einströmwinkel charakteristisch
so verändert werden können, daß in der Brennkammer für einen extrem weiten Regelbereich
jeweils optimale Strömungsverhältnisse gewährleistet werden können.
[0023] Die in Figur 1 dargestellte Ausbildung der vorliegenden Erfindung stellt lediglich
das einfachste Prinzip dar. Je nach der gestellten Aufgabe umfaßt der erfindungsgemäße
Drallbrenner eine Vielzahl von Variationen.
[0024] Wird z.B. eine Vorwärmung der Verbrennungsluft und/oder der zu verbrennenden Gase
verlangt, so kann die Vorkammer als konzentrisch um die Brennkammer angeordneter Ringkanal
ausgebildet sein, wobei Brennkammer und Ringkammer durch 2 konzentrische Metallzylinder
gebildet werden. Die Einströmkammer kann in diesem Fall in der Höhe des Brenneraustritts
außen an der als Ringkanal. ausgebildeten Vorkammer angebracht sein. Dabei kann es
zweckmäßig sein, auf dem Umfang des Vorkammermantels mehrere Einströmkammern bzw.
mehrere parallelogrammartig verstellbare Drallklappen anzuordnen, so daß jeder dadurch
gebildete Einströmkanal eine entsprechend geringere Querschnittsfläche aufweist.
[0025] Wenn die Verbrennung zumindest zeitweise explosibler Gase verlangt wird, wobei die
Gase durch die Einströmkammer eingeführt werden, kann er den Durchgang von der Vorkammer
zur Brennkammer bildende Ringspalt rückzündsicher ausgebildet sein (z.B. gemäß. DE-OS
2 745 493).
[0026] Eine besondere Eigenschaft der erfindungsgemäßen Einströmkammer ist, daß diese dem
einströmenden Gas bei konstantem Gasdurchsatz in Abhängigkeit von dem Drallklappenwinkel
α einen linear abhängigen Drallgrad aufprägt. Durch diese lineare Abhängigkeit'wird
die Einstellung des optimalen Arbeitspunktes des Brenners erleichtert.
[0027] Die besonderen Eigenschaften des erfindungsgemäßen Einströmorgans machen dies auch
für eine Vielzahl anderer Anwendungsgebiete geeignet, bei denen Gase und/oder Flüssigkeiten
unter Drall behandelt werden.
[0028] Der erfindungsgemäße Brenner wird anhand des nachfolgenden Beispiels näher erläutert.
Beispiel
[0029] Es wird ein Brenner entsprechend Figur 1 mit folgenden Abmessungen eingesetzt:

Versuch 1
[0030] Abhängigkeit des Drallgrades von dem Drallklappenwinkel α
[0031] Der Brenner wird mit einem konstanten Gasstrom beaufschlagt und die Geschwindigkeitsprofile
im Brennraum mit Hilfe der Hitzdrahttechnik ermittelt. Aus den gewonnenen Daten läßt
sich der Drallgrad am Ringspalt zurückrechnen. Der Drallgrad ist definiert als:

mit
D = Drallstrom um die Ringspaltachse
I = Impulsstrom in Richtung Ringspaltachse
R' = Geometriekonstante der Dimension Länge (≈ R1).
[0032] Der ermittelte Drallgrad bBE in Abhängigkeit vom Drallklappenwinkel α ist in Figur
3 dargestellt. Es ergibt sich ein im wesentlichen linearer Verlauf im Bereich α =
20° bis α = 68°. Der Drallklappenwinkel α = 68° entspricht dem Winkel, bei dem die
äußere Drallklappe eine Tangentenfläche am Vorkammermantel bildet.
Versuch 2
[0033] Mit Hilfe der Hitzdrahttechnik (Gas-Wärme-International Nr. 1 (1977), Seite 5 bis
12) werden die mittleren Geschwindigkeitsprofile in tangentialer und axialer Richtung
in der Brennkammer über den Brennkammerradius in Höhe der in Figur 1 eingezeichneten
Meßebene M ermittelt. Die Ergebnisse sind in den Figuren 4 bis 6 dargestellt. Dabei
ist auf der Abszisse jeweils der Abstand r von der Brennraumachse aufgetragen und
auf der Ordinate die erhaltene mittlere Geschwindigkeit in m/s.
[0034] Figur 4. zeigt die Tangential- und Axialgeschwindigkeitsprofile in Abhängigkeit von
dem Gasmassenstrom m bei einem Drallklappenwinkel α = 27°. Der Verlauf der Axialgeschwindigkeit
zeigt positive Werte in der Nähe des Brennkammermantels, d.h. eine periphere Vorwärtsströmung.
Die axiale Rückströmung ist durch die negativen Werte der Axialgeschwindigkeitskomponente
im Bereich zwischen r = 0 bis 50 charakterisiert. Sowohl die Tangential- als auch
die Axialgeschwindigkeitsprofile behalten ihre wesentliche Charakteristik bei unterschiedlichen
Massenströmen bei. Lediglich die Absolutwerte verschieben sich.
[0035] In Figur 5 sind die Axialgeschwindigkeitsprofile bei einem Gasmassenstrom von 600
kg/h in Abhängigkeit vom Drallklappenwinkel α dargestellt.
[0036] In Figur 6 sind die Tangentialgeschwindigkeitsprofile bei ebenfalls konstantem Gasmassenstrom
von 600 kg/h in Abhängigkeit vom Drallklappenwinkel dargestellt. Die Geschwindigkeitsprofile
unterscheiden sich im wesentlichen durch die unterschiedlichen Absolutwerte der Strömungskomponente,
wobei wieder die charakteristischen Profilverläufe beibehalten worden sind.
[0037] Es sei noch bemerkt, daß die Geschwindigkeitsprofile der Figuren 4 bis 6 durch Einführen
kalter Luft ohne Verbrennung ermittelt wurden. Die angewandte Meßmethode der Hitzdrahttechnik
erlaubt keine Ermittlung der Geschwindigkeitsprofile im heißen Brenner. Es ist jedoch
davon auszugehen, daß die ermittelten Geschwindigkeitsprofile auch für den heißen
Brenner charakteristisch sind, wobei sich lediglich die Absolutwerte der Geschwindigkeitskomponenten
infolge der bei höherer Temperatur anderen Volumenerfüllung der Gase-ändern werden.
Weitere Änderungen der Geschwindigkeitsprofile können durch die zusätzliche Brennstoffzufuhr
bedingt sein.
[0038] Hat man nun z.B. für ein bestimmtes Brennstoff/Luftgemisch das optimale Geschwindigkeitsprofil
im Verbrennungsraum für einen optimalen Ausbrand ermittelt, so kann wie Figur 4 zeigt,
dieses Geschwindigkeitsprofil bei konstantem Drallklappenwinkel nur bei einem bestimmten
Gasmassenstrom verifiziert werden. Ändert sich der Gasmassenstrom, so kann das optimale
Profil durch Variation des Drallklappenwinkels in weiten Bereichen eingestellt werden,
indem bei höherem Massenstrom ein geringerer Drallklappenwinkel und bei niedrigerem
Massenstrom ein größerer Drallklappenwinkel eingestellt wird. Der optimale Drallklappenwinkel
bei konstantem Massenstrom ist ebenfalls abhängig von der chemischen Zusammensetzung
der Brennerbeschickung. Insbesondere bei der Abgasverbrennung fallen sowohl chemisch
als auch mengenmäßig unterschiedliche zu verbrennende Gase an. Werden die verbrannten
Abgase nun automatisch kontinuierlich analysiert, so kann der Analysenwert für eine
automatische Regulierung des Drallklappenwinkels eingesetzt werden, so daß für die
unterschiedlichen zu verbrennenden Gase jeweils ein optimaler Ausbrand erreicht wird.