[0001] Die Erfindung bezieht sich auf einen Elektronenbeschleuniger mit einem dem aus der
Beschleunigungsröhre austretenden Elektronenstrahl ausgesetzten Target, mit einem
dem Target in Strahlenrichtung nachgeschalteten Elektronenabsorber, mit einem Kollimator
zur Ausblendung eines Röntgenstrahlenkegels und mit einem zur Ausblendöffnung des
Kollimators zentrierten Ausgleichskörper.
[0002] Durch die US-PS 41 21 109 ist ein für den Einsatz in der Strahlentherapie bestimmter
Elektronenbeschleuniger bekannt. Zur Erzeugung von Röntgenstrahlung wird bei diesem
Elektronenbeschleuniger ein Target dem aus der Beschleunigungsröhre austretenden Elektronenstrahl
ausgesetzt. In Strahlenrichtung hinter dem Target sind ein Elektronenabsorber, in
dem die übriggebliebenen Elektronen aus der Röntgenstrahlung herausgefiltert werden
und ein Kollimator mit einer Durchlaßöffnung für die Ausblendung des maximalen, zur
Anwendung kommenden, meist kegelförmigen Röntgenstrahlenfeldes angeordnet. In der
Durchlaßöffnung des Kollimators ist ein Ausgleichskörper eingebaut, durch den die
Dosisleistung der austretenden Röntgenstrahlung über ihren gesamten Querschnitt hinweg
ausgeglichen wird. Bei solchen Elektronenbeschleunigern wird es jedoch als nachteilig
empfunden, daß zusätzlich zu den therapeutisch erwünschten Röntgenquanten auch noch
Neutronen erzeugt werden, die die Strahlenbelastung des Patienten in höchst unerwünschter
Weise erhöhen.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Strahlenbelastung des Patienten insgesamt
auf das therapeutisch Notwendige zu beschränken und insbesondere die Strahlenbelastung
durch Neutronen zu veringern.
[0004] Bei einem Elektronenbeschleuniger der eingangs genannten Art ist daher erfindungsgemäß
die dem Target zugewandte Randzone des Kollimators zur Reduzierung der Neutronenerzeugung
aus einem Material mit geringem Wirkungsquerschnitt für ( γ, n)-Prozesse gefertigt.
Dieser Lösung liegt die überraschende Erkenntnis zugrunde, daß die Neutronen nur zu
einem sehr geringen Teil in den im Nutzstrahlenkegel eingebauten Teilen, d.h. dem
Target, dem Elektronenabsorber oder dem Ausgleichskörper, erzeugt werden. Der überwiegende
Teil der Neutronen wird auf der der Strahlenquelle zugewandten Seite des Kollimators
erzeugt. Die dort erzeugten Neutronen durchdringen den Kollimator und führen zu der
beobachteten diffusen Bestrahlung der Umgebung. Die Verwendung eines Materials mit
geringem Wirkungsquerschnitt für ( r , n)-Prozesse für die dem Target zugewandte Randzone
des Kollimators führt zu einer ganz entscheidenden Herabsetzung der Zahl der je Zeiteinheit
insgesamt erzeugten Neutronen. Da Isotope mit geringem Wirkungsquerschnitt für ( γ,
n)-Prozesse durchweg unter den Elementen mit geringer Ordnungszahl zu finden sind,
eignen sie sich nicht für Röntgenstrahlenkollimatoren. Anders ausgedrückt, werden
gerade bei Kollimatoren, wegen der besseren Röntgenstrahlenabsorption, üblicherweise
gerade solche Materialien verwandt, die eine höhere Ordnungszahl und damit auch einen
sehr viel höheren Wirkungsquerschnitt für ( 6, n)-Prozesse aufweisen. Durch die Beschränkung
der Verwendung von Material mit geringem Wirkungsquerschnitt für (γ, n)-Prozesse auf
jene dem Target zugewandten Bereiche des Kollimators werden einerseits die spezifischen
Absorptionseigenschaften des Kollimators für Röntgenstrahlen nur in geringem, durch
Vergrößerung der Wandstärke noch kompensierbarem Maße verschlechtert und wird zugleich
die Erzeugung von Neutronen gerade in jenen Bereichen mit größerer Röntgenstrahlendichte
reduziert oder je nach Art des verwendeten Materials und der maximal benutzten Quantenenergie
ganz unterbunden.
[0005] In zweckmäßiger Weiterbildung der Erfindung kann die aus Material mit geringem Wirkungsquerschnitt
für (γ, n)-Prozesse gefertigte Randzone radial zum Target eine Ausdehnung aufweisen,
die etwa der Halbwertstiefe der Röntgenstrahlung in diesem Material entspricht. Diese
Relation gibt einen guten Anhaltspunkt für die Optimierung des Kollimators. Denn in
den tieferen Schichten des Kollimators, d.h. nach Durchlaufen der Halbwertstiefe für
die Röntgenstrahlung, ist sowohl wegen der Absorption der Röntgenstrahlung als auch
wegen des quadratischen Abstandsgesetzes nur noch mit einer vergleichsweisen geringen
Röntgenquantendichte und somit geringeren Erzeugungsrate für die Neutronen zu rechnen.
Jene Teile können daher ohne allzugroßen Einfluß auf die Neutronenproduktion aus einem
die Röntgenquanten gut abschirmenden Schwermetall, wie z.B. Wolfram oder Blei, gefertigt
werden.
[0006] Eine weitere Optimierung des Kollimators läßt sich dadurch erreichen, daß die aus
Material mit geringem Wirkungsquerschnitt für (γ, n)-Prozesse gefertigte Randzone
sich quer zur Richtung der Symmetrieachse der Ausblendöffnung bis in einen Abstand
vom Target erstreckt, der etwa das 1,5fache des Abstandes zwischen dem Target und
dem dem Target nächstliegenden Rand der Ausblendöffnung des Kollimators beträgt. Das
führt dazu, daß nur ein verhältnismäßig kleiner Teil des Kollimators aus einem Röntgenstrahlen
weniger gut absorbierenden Material gefertigt werden muß.Die vom Target weiter entfernten
Zonen des Primärkollimators werden wegen des quadratischen Abstandsgesetzes ohnehin
mit einer geringeren Röntgenquantendichte beaufschlagt, so daß auch in diesem Bereich
weniger Neutronen durch ( γ, n)-Prozesse erzeugt werden. Ihre Auskleidung mit einem
Material mit geringerem Wirkungsquerschnitt für ( yv, n)-Prozesse ergäbe daher keine
so große Reduzierung der Neutronenproduktion, daß man dafür eine Verschlechterung
der Röntgenstrahlenabsorption in Kauf nehmen sollte.
[0007] Weitere Einzelheiten der Erfindung werden anhand des in der Figur gezeigten Ausführungsbeispiels
näher erläutert.
[0008] Die Figur zeigt eine schematische Darstellung eines Elektronenbeschleunigers mit
einem Target für die Erzeugung von Röntgenbremsstrahlung und mit einem erfindungsgemäßen
Kollimator zur Ausblendung eines Röntgenstrahlenkegels.
[0009] In der Figur erkennt man das strahlenaustrittsseitige, in der Ebene der Symmetrieachse
1 des letzten Hohlraumresonators 2 aufgeschnittene Ende der Beschleunigungsröhre 3
eines Elektronenbeschleunigers. In der Schnittebene erkennt man die zylindersymmetrische
Form des letzten Hohlraumresonators 2 mit dem längs der Symmetrieachse beschleunigten
Elektronenstrahl 4 und die Anordnung des die Beschleunigungsröhre austrittsseitig
vakuumdicht abschließenden, für Elektronen durchlässigen Fenster 5. In Strahlenrichtung
hinter dem Fenster 5 ist eine Bleifolie als Target 6 angeordnet. Das Target 6 ist
in einer Bohrung 7 einer Trägerplatte 8 gelagert. Unmittelbar hinter dem Target befindet
sich noch in der Bohrung 7 der Trägerplatte 8 ein erster Elektronenabsorber 9. Er
besteht aus einer etwas 20 mm starken Kupferscheibe. In Strahlenrichtung hinter diesem
Elektronenabsorber ist ein Kollimator 10 für die Röntgenstrahlung angeordnet. Der
Kollimator 10 ist mit einer kegelförmigen Ausblendöffnung 11 für den Durchtritt des
maximalen Nutzstrahlenkegels 12 versehen. Der dem Target zugewandte vordere Abschnitt
dieser kegelförmigen Ausblendöffnung 11 ist zur Aufnahme eines weiteren, aus Aluminium
gefertigten Elektronenabsorbers 13 zylindrisch aufgebohrt. Hinter diesem weiteren
Elektronenabsorber 13 ist ein Ausgleichskörper 14 am Kollimator 10,in dessen kegelförmige
Ausblendöffnung 11 hineinragend, befestigt:
[0010] Die dem Target 6 zugewandte Randzone der kegelförmigen Ausblendöffnung 11 des Kollimators
10 ist zylinderförmig ausgenommen. Das herausgenommene Volumenelement ist mit einem
in seinen äußeren Abmessungen angepaßten ringförmigen Körper 15 aus einem Material
mit geringem Wirkungsquerschnitt für ( C, n)-Prozesse ersetzt. Die Stärke dieses ringförmigen
Körpers wird in Strahlenrichtung zweckmäßigerweise etwa so groß gewählt wie die Halbwertstiefe
für Röntgenquanten in diesem Material. Die Ausdehnung dieses ringförmigen Körpers
15 quer zur Symmetrieachse 1 der kegelförmigen Ausblendöffnung 11 des Kollimators
10 erstreckt sich bis zu einem Abstand vom Target 6, der 1,5 mal so groß ist wie der
Abstand des Targets 6 von dem ihm nächstliegenden Randabschnitt der Ausblendöffnung
11 des Kollimators 10 einschließlich des ringförmigen Körpers 15.
[0011] Bei der Inbetriebnahme des Elektronenbeschleunigers treffen die beschleunigten Elektronen,
die das Fenster 5 der Beschleunigungsröhre 3 durchdrungen haben, auf das Target 6
auf und erzeugen dort Röntgenbremsstrahlung. Die so erzeugten Röntgenquanten erzeugen
im Target 6 aufgrund von (γ, n)-Prozessen auch Neutronen. Dies läßt sich nicht vermeiden,
weil jene Elemente höherer Ordnungszahl, die einen guten Wirkungsgrad bei der Erzeugung
von Röntgenquanten aufweisen, auch eine niedrige Energieschwelle und zugleich einen
verhältnismäßig hohen Wirkungsquerschnitt für ( γ, n)-Prozesse aufweisen. Dennoch
ist die Zahl der insgesamt im Target 6 erzeugten Neutronen wegen des verhältnismäßig
kleinen Volumens des Targets, im vorliegenden Fall eine ca. 0,3 mm starke Bleifolie,
vernachlässigbar gering. Die übrigen, im Nutzstrahlenkegel 12 befindlichen Elemente,
wie Elektronenabsorber 9, 13 und Ausgleichskörper 14, bestehen aus Kupfer, Eisen oder
Aluminium und haben daher schon von Haus aus einen deutlich niedrigeren Wirkungsquerschnitt
für ( γ, n)-Prozesse. Sie tragen daher auch kaum zur Erzeugung von Neutronen bei.
[0012] Anders sieht es mit dem dem Röntgenstrahlenkegel begrenzenden Kollimator 10 aus.
Er besteht wegen des geforderten hohen Absorptionskoeffizienten für Röntgenstrahlung
aus einem Material hoher Ordnungszahl, vorzugsweise aus Wolfram, Tantal oder Blei.
Auch ist sein durchstrahltes Volumen verhältnismäßig groß. Im allgemeinen werden 80
% aller bei solchen Anlagen erzeugten Neutronen in ihm erzeugt. Und zwar tragen dabei
insbesondere die Bereiche des Kollimators zur Neutronenerzeugung bei, in denen die
Röntgendosisleistung besonders hoch ist. Das sind insbesondere die dem Target 6 nächstliegenden
Bereiche des Kollimators 10. Die Produktionsrate von Neutronen nimmt direkt proportional
mit der Röntgenquantendichte im Material des Kollimators ab.
[0013] Wird das Material des Kollimators 10 bis in einer Tiefe, die der Halbwertstiefe für
Röntgenstrählen entspricht, durch ein Material mit geringem Wirkungsquerschnitt für
(γ, n)-Prozesse ersetzt, so wird die Neutronenproduktion bei minimalem Materialaustausch
relativ-stark reduziert. In diesem Fall ist in Strahlenrichtung hinter diesem ringförmigen
Körper 15 die Dichte der Röntgenquanten so stark abgesunken, daß ein Ersatz auch dieses
Bereiches durch ein Material mit geringem Wirkungsquerschnitt für ( Ö , n)-Prozesse
wenig sinnvoll erscheint. Denn eine zusätzliche geringfügige Verringerung der Neutronenproduktion
würde durch eine stärker ins Gewicht fallende Verringerung der Abschirmung der Röntgenstrahlung
erkauft werden. Anderes würde nur gelten, wenn infolge einer Vergrösserung der gesamten
Wandstärke des Kollimators die Vergrößerung der Schichtdicke der aus Material mit
geringem Wirkungsquerschnitt für (γ, n)-Prozesse bestehenden Abschnitte nicht auf
Kosten der Stärke der aus einem Material mit hoher Ordnungszahl bestehenden Wandabschnitte
erfolgen würde. In diesem Fall müßte die Wandstärke des Kollimators vergrößert werden.
Aus dem gleichen Grunde ist auch die seitliche Ausdehnung des ringförmigen Körpers
quer zur Symmetrieachse der kegelförmigen Ausblendöffnung 11 des Kollimators 10 auf
einen Abstand vom Target zu begrenzen, der etwa dem 1,5fachen des Abstandes des Targets
vom nächstliegenden Randabschnitt der Ausblendöffnung des Kollimators entspricht.
Auch in diesem Fall würde eine weitere Vergrößerung des aus einem Material mit geringem
Wirkungsquerschnitt für (γ, n)-Prozesse bestehenden ringförmigen Körpers quer zur
Symmetrieachse der Ausblendöffnung nur noch eine relativ geringe Herabsetzung der
Neutronenproduktion bewirken. Eine fertigungstechnisch etwas aufwendigere, aber besonders
rationelle Ausnutzung des Materials mit geringem Querschnitt für ( r , n)-Prozesse
ergibt sich daher, wenn der ringförmige Körper 15 zum Kollimator 10 hin die Form einer
Kugelkalotte 16 erhält.
[0014] Als Material mit geringem Wirkungsquerschnitt für ( γ, n)-Prozesse sind Kohlenstoff,
Aluminium, Beryllium, Calcium, Eisen und allenfalls noch Kupfer zu nennen. Während
Kohlenstoff und Aluminium besonders geringere Wirkungsquerschnitte für (γ, n)-Prozesse
aufweisen, ist dafür bei Eisen und Kupfer mit einer geringeren Reichweite der Röntgenquanten
zu rechnen, die den Nachteil des etwas größeren Wirkungsquerschnittes für (γ, n)-Prozesse,
bezogen auf die Abmessung der gewählten Abschirmung, wieder etwas kompensieren.
1. Elektronenbeschleuniger mit einem dem aus der Beschleunigungsröhre austretenden
Elektronenstrahl ausgesetzten Target, mit einem dem Target in Strahlenrichtung nachgeschalteten
Elektronenabsorber, mit einem Kollimator zur Ausblendung eines Röntgenstrahlenkegels
und mit einem zur Ausblendöffnung des Kollimators zentrierten Ausgleichskörper, dadurch
gekennzeichnet , daß die dem Target (6) zugewandte Randzone (15) des Kollimators (10)
zur Reduzierung der Neutronenerzeugung aus einem Material mit geringem Wirkungsquerschnitt
für ( γ, n)-Prozesse gefertigt ist.
2. Elektronenbeschleuniger nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß die aus Material
mit geringem Wirkungsquerschnitt für (&" , n)-Prozesse gefertigte Randzone (15) radial
zum Target (6) eine Ausdehnung aufweist, die etwa der Halbwertstiefe der Röntgenstrahlung
in diesem Material entspricht.
3. Elektronenbeschleuniger nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß die aus Material
mit geringem Wirkungsquerschnitt für ( γ, n)-Prozesse gefertigte Randzone (15) sich
quer zur Richtung der Symmetrieachse der Ausblendöffnung bis in einem Abstand vom
Target (6) erstreckt, der etwa das 1,5fache des Abstandes zwischen dem Target und
dem dem Target nächstliegenden Rand der Ausblendöffnung (6) des Kollimators (10) beträgt.
4. Elektronenbeschleuniger nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß die Randzone
(15) die Form eines Ringes mit rechteckigem Querschnitt hat.
5. Elektronenbeschleuniger nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß die Randzonge
(15) die Form einer Kugelkalotte (16) mit zentraler Bohrung hat.
6. Elektronenbeschleuniger nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet , daß sich der
Kugelmittelpunkt mit dem Target deckt.