[0001] Die Erfindung betrifft einen Werkstoff für elektrische Kontakte aus Silber, Zinnoxid
und einem weiteren Metalloxid und Verfahren zu seiner Herstellung.
[0002] Für die Herstellung von elektrischen Kontaktstücken hat sich für eine Vielzahl von
Anwendungsfällen Ag/Cd0 bisher am besten bewährt. Aufgrund der Umweltbelastung durch
Cd0 wird jedoch verstärkt versucht, Cd0 durch ein anderes Metalloxid zu ersetzen.
Bei diesen Untersuchungen zeigte es sich, dass Sn0
2 ein geeigneter Ersatz für Cd0 ist. Aufgrund der höheren thermischen Stabilität von
Sn0
2 gegenüber Cd0 ergibt sich zudem eine deutlich verminderte Abbrandrate, die zur längeren
Lebensdauer im Schaltgerät führt. Ein sehr wesentlicher Nachteil von Ag/SnO
2 besteht jedoch darin, dass der Übergangswiderstand am Kontakt nach einigen tausend
Schaltungen durch Deckschichtbildung zu hoch wird. Dies führt dann in der Regel zu
erhöhten Temperaturen im Schaltgerät, die zur Zerstörung des Gerätes führen können
und somit unzulässig sind.
[0003] Ein weiterer Nachteil dieser Ag/SnO
2-Werkstoffe gegenüber Ag/Cd0 besteht in der geringeren Sicherheit gegen Verschweissen.
Die Kräfte, die zum Zerreissen der Schweissbrücke erforderlich sind, sind teilweise
doppelt so hoch wie die bei Ag/Cd0-Kontakten. Damit besteht die Gefahr von Schaltstörungen
bei Einsatz von Ag/Sn0
2.
[0004] Es ist daher versucht worden, durch den Zusatz weiterer Metalloxide zu Ag/Sn0
2 die Verschweißsicherheit zu erhöhen, wobei beispielsweise Wismutoxid (DE-OS 27 54
335) oder Indiumoxid (DE-OS 24 28 147) verwendet werden. Diese Zusätze verbessern
zwar die Verschweißsicherheit bedingen jedoch eine erhöhte Temperatur am Kontakt und
am Schaltgerät, was die Lebensdauer der Geräte beeinträchtigt.
[0005] Aufgabe der Erfindung war es nun, einen Werkstoff für elektrische Kontakte aus Silber,
Zinnoxid und einem weiteren Metalloxid und ein Verfahren zu seiner Herstellung zu
schaffen, der eine hohe Lebensdauer besitzt, eine geringe Verschweissneigung und keine
erhöhten Temperaturen beim Schalten zeigt.
[0006] Diese Aufgabe wurde erfindungsgemäss dadurch gelöst, dass der Werkstoff 8 - 20 Gew.%
Zinnoxid, 0,05 - 5 Gew.% Wolframoxid, Rest Silber enthält. Mit diesem Werkstoff tritt
überraschenderweise eine starke Reduzierung der Übertemperatur ein, so dass die gleichen,
teilweise sogar niedrigere Temperaturen im Schaltgerät als bei Ag/Cd0 gefunden werden.
Auch die Verschweisskräfte von Ag/Sn0
2 können überraschenderweise durch den Zusatz von Wolframoxid wesentlich vermindert
werden.
[0007] Besonders bewährt hat sich ein Werkstoff, der aus 10 - 15 Gew.% Zinnoxid, 0,2 - 1,5
Gew.% Wolframoxid, Rest Silber besteht. Erstaunlicherweise werden schon durch sehr
geringe Wolframoxidgehalte deutliche Verbesserungen hinsichtlich der Übertemperatur
und Verschweisskraft erzielt. Besonders gute Ergebnisse erhält man, wenn das Sn0
2 gleichmässig ohne Agglomerate eingebracht wird, mit einer Primärkorngrösse von <
5
/um.
[0008] Diese feine Verteilung der Metalloxidkomponenten kann erreicht werden durch Naßsieben
des Sn0
2 vor dem Mischen, oder besonders vorteilhaft durch Mischen und Kneten der Silber-,
Zinnoxid- und Wolframoxidpulver in feuchtem Zustand. Durch das Naßsieben werden Sekundäragglomerate
des Sn0
2 vor dem Mischen entfernt. Bei der Herstellung über Mischen und Kneten im feuchten
Zustand werden durch die auftretenden hohen Scherkräfte Sekundäragglomerate zerstört
und damit wird eine gleichmässige und feinkörnige Verteilung der Komponente bewirkt.
[0009] Es ist für das Schaltverhalten unerheblich, ob Zinnoxid und Wolframoxid durch vorherige
Wärmebehandlung zu einem Mischoxid reagieren oder örtlich getrennt im Kontaktwerkstoff
vorliegen.
[0010] Die wesentlichen Verbesserungen im Schaltverhalten, die mit dem erfindungsgemässen
Werkstoff gegenüber Ag/Cd0 und Ag/SnO
2 erreicht wurden, verdeutlicht die folgende Tabelle anhand von Beispielen. Hierzu
wurde ein Schaltgerät 3 TB 54 der Firma Siemens verwendet, Die erfindungsgemässen
Werkstoffe wurden pulvermetallurgisch nach Naßkneten mit folgendem Strangpressen hergestellt.

1. Werkstoff für elektrische Kontakte aus Silber, Zinnoxid und einem weiteren Metalloxid,
dadurch gekennzeichnet, dass er 8 - 20 Gew.% Zinnoxid, 0,05 - 5 Gew.% Wolframoxid,
Rest Silber enthält.
2. Werkstoff nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass er 10 - 15 Gew.% Zinnoxid
und 0,2 - 1,5 Gew.% Wolframoxid enthält.
3. Verfahren zur Herstellung von Werkstoffen für elektrische Kontakte nach den Ansprüchen
1 bis 3 durch Sintern eines pulverförmigen Gemisches der Komponenten, dadurch gekennzeichnet,
dass das Pulvergemisch vor dem Sintern in feuchtem Zustand geknetet wird.