[0001] Die Erfindung bietet eine Lösung der Egalitätsprobleme beim Färben von carrierfrei
färbbaren Polyesterfasern, sogen. NCD-Fasern, indem oxethylierte Alkylphenole oder
Naphthole als Egalisiermittel eingesetzt werden.
[0002] "Normale", also nicht carrierfrei färbbare Polyesterfasern bestehen aus dem relativ
hochkristallinen Polyethylenterephthalat und lassen sich bekanntlich nur bei Temperaturen
oberhalb 100°C oder unter Anwendung von Färbehilfsmitteln, den "Carriern", die die
Faser für die Dispersionsfarbstoffe gewissermaßen aufschließen, in befriedigender
Weise färben. Problematisch bleibt jedoch auch bei Anwendung der Carrier das Färben
von Polyester- fasern in Mischung mit anderen, temperaturempfindlichen Fasern, also
insbesondere mit Wolle und Polyurethanfasern. Hierbei wird der andere Faseranteil
mit Carriern beladen, die anschließend ausgewaschen werden müssen. Die Verwendung
der meisten Carrier muß aus ökologischen Gründen zunehmend eingeschränkt werden. Ferner
erfordert das Färben bei hoher Temperatur einen relativ hohen Energieaufwand, der
zunehmend nachteilig ins Gewicht fällt.
[0003] Die in den letzten Jahren entwickelten carrierfrei färbbaren Polyesterfasern bestehen
zwar im wesentlichen nach wie vor aus Polyethylenterephthalat. Dieses ist aber durch
den Einbau bestimmter Anteile anderer Molekülbausteine, also anderer Dicarbonsäuren
und/oder Hydroxycarbonsäuren und/oder Diole im Sinne einer verminderten Kristallinität
und damit verbesserten Färbbarkeit modifiziert, so daß sich die Anwendung von Carriern
oder hoher Temperatur erübrigt und Farbstoff eingespart werden kann bzw. tiefere Farbtöne
erzielt werden können.
[0004] Das rasche Aufziehen der Dispersionsfarbstoffe auf die carrierfrei färbbaren Polyesterfasern
bedingt andererseits Egalitätsprobleme (vgl. beispielsweise J. Hürten, "Neue Erfahrungen
mit carrierfrei färbbaren Polyester- fasern", Textilveredelung 12, 1977, 485 bis 490).
Diese lassen sich auch bei intensiver Bewegung von Flotte und/oder Färbegut sowie
sorgfältiger Temperaturführung beim Beginn des Färbens nicht immer beherrschen. Auch
die Verwendung von Fettsäurepolyglykolethern als Egalisierhilfsmittel (P. Braun u.a.
"Untersuchungen an carrierfrei färbbaren Polyesterfasern", Chemiefasern/Textilindustrie
1976, 550 bis 556, insbesondere 554) schafft keine befriedigende Abhilfe.
[0005] Der Erfindung lag daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Färben von carrierfrei
färbbaren Polyester- fasern mit Dispersionsfarbstoffen zu entwickeln, das diese Nachteile
vermeidet, also bei Benutzung der üblichen Färbeaggregate mit Sicherheit zu egalen
Färbungen führt.
[0006] Die Lösung dieser Aufgabe besteht in dem Verfahren nach dem Anspruch.
[0007] Die nach diesem Verfahren erhältlichen Färbungen sind selbst bei nur schwacher Bewegung
der Färbeflotte bzw. des Färbegutes egal, und beim Färben von aufgewickelten Textilbahnen
treten keine Unterschiede in der Färbung zwischen innerem und äußerem Bahnende auf.
[0008] Das erfindungsgemäße Verfahren wird unter den für das Färben von NCD-Fasern üblichen
Bedingungen durchgeführt.
[0009] Diese sind:
je nach Farbstoffart und gewünschter Farbintensität 0,01 bis 15 % vom NCD-Fasergewicht
an Dispersionsfarbstoff; Färbetemperatur 20 bis 100, vorzugsweise 40 bis 100°C; Flottenlänge
1 : 5 bis 1 : 100, vorzugsweise 1 : 10 bis 1 : 30;
Färbezeit 30 bis 180 Minuten;
pH 3 bis 8, vorzugsweise 4,5 bis 5,5.
[0010] Das erfindungsgemäße lgalisiermittel wird in Mengen von 0,5 bis 20, vorzugsweise
1 bis 4 %, bezogen auf das Gewicht der NCD-Fasern, eingesetzt. Im Rahmen dieser Grenzen
richtet sich die Menge hauptsächlich nach der Art und Menge des eingesetzten Farbstoffs.
[0011] Das Egalisiermittel besteht aus einem oxethylierten Alkylphenol oder Alkylnaphthol
mit 5 bis 14, vorzugsweise 9 Kohlenstoffatomen im Alkylrest. Der Oxethylierungsgrad,
d.h. die Zahl der angelagerten Ethylenoxidmoleküle, beträgt 4 bis 25, vorzugsweise
8 bis 12.
[0012] Der Begriff Dispersionsfarbstoff ist dem Fachmann geläufig und dem Colour Index oder
auch L. Diserens, "Die neuesten Fortschritte in der Anwendung der Farbstoffe", 2.
Auflage, Verl. Birkhäuser, Basel 1949, Bd. 2, S. 254 ff. zu entnehmen. Er bedarf keiner
näheren Erläuterung, zumal für das Färben von Polyesterfasern praktisch keine andere
Farbstoffklasse in Betracht kommt.
[0013] Die Egalität der Färbungen wird durch das erfi dungsgemäße Verfahren erheblich verbessert.
Davon abgesehen ist es im Hinblick auf die ökologie keineswegs gleichgültig, ob als
Färbehilfsmittel einer der fast durchweg toxischen Carrier oder das vergleichsweise
harmlose, biologisch weitgehend abbaubare erfindungsgemäße Egali- siermittel eingesetzt
wird. Die Erfindung bedingt also in doppelter Hinsicht einen technischen Fortschritt.
[0014] Dieser war überraschend, weil die für das erfindungsgemäße Verfahren als Egalisiermittel
hervorragend geeigneten Verbindungen sich beim Färben normaler Polyesterfasern nicht
gut bewährt und daher in die Praxis keinen Eingang gefunden hatten (s. auch Vergleichsversuch
9b).
[0015] Die in den Beispielen genannten Prozente beziehen sich auf das Gewicht des zu färbenden
Polyesterfasermaterials.
[0016] EO steht für Ethylenoxid, PO für Propylenoxid.
Beispiel 1
[0017] 10 g.eines Gewirkes aus handelsüblichen carrierfrei färbbaren Polyesterfasern (mit
EÖ/PO-Blockpolymeren modifiziertes Polyethylenterephthalat) wurden mit einer Kombination
aus

unter Anwendung von 2 % eines C
9-Alkylphenols mit 10 EO im Flottenverhältnis 1 : 20 wie folgt gefärbt:
Die Farbflotte, die auf pH 5,5 eingestellt war, wurde unter langsamer Bewegung des
Färbegutes in der Flotte (Labor-Färbeapparat Typ "Marney") in 20 Minuten von 70°C
auf Kochtemperatur aufgeheizt und bei Kochtemperatur 60 Minuten gehalten. Danach wurde
die Ware warm und kalt mit frischem Wasser gespült und mit einer Lösung aus 1,5 g/1
Natriumdithionit und 3 ml/l NaOH der Dichte 1,355 bei 70°C 15 min gereinigt. Dann
wurde das Material mit warmem und kaltem Wasser bis pH 7 gespült. Die so erzielte
braune Färbung war egal ausgefallen. Kontrollfärbungen ohne Hilfsmittel oder mit 1
bzw. 2 g/1 eines Hilfsmittels auf Basis eines ethoxilierten Ricinusöls (47 Mol EO/Mol
Ricinusöl) fielen stark unegal aus. Ebenso unegal fielen Färbungen mit 1 bis 2 g/l
einer Stearinsäure mit 6 EO sowie mit einer ölsäure mit 12 EO aus.
Beispiel 2
[0018] 10 g Gewirke aus handelsüblichen carrierfrei färbbaren Polyesterfasern (zwar andere
als bei Beispiel 1, aber prinzipiell gleichartig) wurden mit einer Kombination aus

unter Anwendung von 2 % eines sechsfach oxäthylierten Isooctylphenols im Flottenverhältnis
1:20 gefärbt. Der Färbevorgang wurde wie im Beispiel 1 beschrieben durchgeführt. Die
Färbung in einem Beigeton fiel egal aus; da- . gegen wurde die Kontrollfärbung ohne
Hilfsmittel unegal.
Beispiel 3
[0019] 10 g Gewirke aus handelsüblichen, carrierfrei färbbaren Polyesterfasern (mit Polyethylenoxid
modifiziertes Poly- ethylenterephthalat) wurde mit einer Kombination aus

unter Anwendung von 1 % eines C
14Alkylphenols mit 9 EO im Flottenverhältnis 1:20 gefärbt. Der Färbevorgang wurde wie
bei Beispiel 1 durchgeführt. Die Färbung in einem Orangeton fiel egal aus; die Kontrollfärbung
ohne Hilfsmittel wurde dagegen unegal.
Beispiel 4
[0020] 10 g Gewirke aus den gleichen carrierfrei färbbaren Polyesterfasern wie bei Beispiel
3 wurden mit einer Farbstoffkombination wie in Beispiel 3 unter Anwendung von 4 %
eines C
9Alkylphenols mit 20 EO im Flottenverhältnis 1:30 gefärbt. Der Färbevorgang wurde wie
bei Beispiel 1 durchgeführt. Die Färbung fiel egal aus; die Kontrollfärbung ohne Hilfsmittel
wurde dagegen unegal.
Beispiel 5
[0021] Ein Streifen von 13 cm Breite und 8 m Länge (500 g) eines Gewirkes aus den gleichen
carrierfrei färbbaren Polyester- fasern wie bei Beispiel 1 wurde auf einen perforierten
Zylinder gewickelt und in einem Laborfärbeapparat bei der Zirkulationsrichtung von
innen nach außen und einer Durchflußmenge von 15 1/kg/min mit

in einem Flottenverhältnis 1:20 bei pH 5,5 gefärbt. Als Hilfsmittel wurden 2 % eines
C
9-Alkylphenols mit 9 EO gewählt. Die Färbeflotte wurde von 70°C auf Kochtemperatur
in 15 Minuten aufgeheizt und bei Kochtemperatur 60 Minuten belassen. Nach dem Färben
wurde gespült und wie bei Beispiel 1 reduktiv gereinigt und nochmals gespült. Der
Streifen war egal in einem olivgrünen Ton gefärbt und zeigte keine Farb- bzw. Tiefenunterschiede
zwischen Anfang und Ende. Die Kontrollfärbung ohne Hilfsmittel zeigte eine starke
Unegalität auf der gesamten Ware und eine starke Farbtonabweichung zwischen Innen-
und Außenseite der Wicklung.
Beispiel 6
[0022] 10 g Gewirke aus den gleichen carrierfrei färbbaren Polyesterfasern wie bei Beispiel
2 wurden mit einer Farbstoffkombination wie in Beispiel 5 unter Anwendung von 2 %
eines C
9-Dialkylphenols mit 16 EO im Flottenverhältnis 1:20 gefärbt. Der Färbevorgang wurde
wie bei Beispiel 1 durchgeführt. Die Färbung fiel egal aus; die Kontrollfärbung ohne
Hilfsmittel war dagegen unegal.
Beispiel 7
[0023] 10 g Gewirke aus carrierfrei färbbaren Polyesterfasern (®Diolen 42) wurden mit

unter Anwendung von 4 % eines Pentyl-2-Naphthols mit 12 EO im Flottenverhältnis 1:20,
wie in Beispiel 1 beschrieben, gefärbt. Die oliv-braune Färbung fiel egal aus, während
eine Vergleichsfärbung ohne Hilfsmittel unegal wurde.
Beispiel 8
[0024] 10 g Gewirke aus einer Fasermischung bestehend aus 50 Teilen carrierfrei färbbaren
Polyesterfasern und 50 Teilen Wolle wurden mit der Farbstoffkombination aus Beispiel
1 unter Anwendung von 2 % eines C
9-Alkylphenols mit 10 EO wie bei Beispiel 1 im Flottenverhältnis 1:20 gefärbt. Die
Färbung war egal, während eine Parallelfärbung ohne Hilfsmittel unegal wurde. Der
Egalitätsunterschied war besonders deutlich zu sehen, wenn der Wollanteil der Fasermischung
durch eine Behandlung bei Raumtemperatur mit einer Lösung von 30 ml/l Natronlauge
der Dichte 1,355 herausgelöst wurde.
Beispiel 9 Migrierversuche
[0025]
a) 20 g Gewirke aus carrierfrei färbbaren Polyester- fasern wurden mit 0,6 % Disperse
Orange 26 (C.I. 26077) bei 100°C und pH 5 im Flottenverhältnis 1:20 gefärbt. Dann
wurde das Gewirke - wie im Beispiel 1 angegeben - mit Natronlauge und Natriumdithionit
reduktiv nachgereinigt. 10 g des - wie oben beschrieben - vorgefärbten Materials wurden
anschließend zusammen mit 10 g eines nicht gefärbten gleichen PES-Materials im wäßrigen
Bad unter Zusatz von 4 % eines C9-Alkylphenols mit 10 EO bei pH 5 im Flottenverhältnis 1:20 60 min bei Kochtemperatur
behandelt. Das ursprünglich weiße Be- gleitmaterial hatte nach diesem Migrierversuch nahezu die gleiche Farbtiefe wie das
vorgefärbte Material. Ein Vergleichsversuch mit vorgefärbtem und ungefärbtem Material,
aber ohne Hilfsmittel, zeigte, daß in diesem Fall nur sehr wenig Farbstoff vom vorgefärbten
auf das Begleitmaterial migriert.
b) 20 g Gewirke aus normalen Polyesterfasern (färbbar nur mit Carrier oder bei Temperaturen
über 100°C) wurden im Flottenverhältnis 1:20 mit 0,6 % Disperse Orange 26 (C.I. 26077)
90 min bei 120°C gefärbt und anschließend wie im Beispiel 1 reduktiv nachgereinigt.
10 g des so vorgefärbten Materials wurden dann zusammen mit 10 g des gleichen ungefärbten
Materials mit 4 % eines C9-Alkylphenols mit 10 EO 60 min bei 120°C und pH 5 im Flottenverhältnis 1:20 behandelt.
Der gleiche Versuch wurde mit vorgefärbtem und ungefärbtem Material ohne Hilfsmittelzusatz
durchgeführt. Es zeigte sich, daß bei beiden Migrierversuchen (mit und ohne Hilfsmittel)
nur sehr wenig Farbstoff vom vorgefärbten Material auf das Begleitmaterial migriert
war.