(19)
(11) EP 0 047 797 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
24.03.1982  Patentblatt  1982/12

(21) Anmeldenummer: 80105530.2

(22) Anmeldetag:  15.09.1980
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)3A47L 13/16, A47L 13/17
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE FR GB LI NL SE

(71) Anmelder: Firma Carl Freudenberg
D-69469 Weinheim (DE)

(72) Erfinder:
  • Schmidt, Klaus, Dr.
    D-6945 Hirschberg 1 (DE)

(74) Vertreter: Weissenfeld-Richters, Helga, Dr. 
Höhnerweg 2
69469 Weinheim
69469 Weinheim (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Reinigungstuch


    (57) Die Mikrofasern bestehen aus einem polymeren Werkstoff. Sie weisen einen im wesentlichen porenfreien Faserkern und einen den Faserkern umgebenden, offenporig geschäumten Fasermantel auf, und sie sind gegebenenfalls mit andersartigen Fasern gemischt oder durch diese abgedeckt. Die andersartigen Fasern können gekräuselt sein. In den Poren des geschäumten Mantels der Mikrofasern kann ein Detergens, ein Baketerizid und/oder ein Fungizid und/ oder ein Konservierungsmittel enthalten sein.


    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Reinigungstuch mit einem Gehalt an porösen Fasern.

    [0002] Bestimmungsgemäß ist ein Reinigungstuch dafür vorgesehen, Schmutz von der Oberfläche eines zu reinigenden Gegenstandes abzulösen und im Inneren zu speichern. Die Speicherkapazität ist im wesentlichen von dem enthaltenen Porenvolumen abhängig, und man ist deshalb seit langem bemüht, dieses möglichst optimal zu gestalten. Eine in dieser Hinsicht seit langem genutzte Möglichkeit besteht wegen des Gehaltes an Hohlräumen in der Verwendung natürlich gewachsener Fasern. Diese sind jedoch relativ brüchig, und es kann deshalb schon nach kurzem Gebrauch zur Ablösung von Faserbestandteilen kommen, die sich in Gestalt von staubförmigen Partikeln oder Fusseln auf den zu reinigenden Flächen niederschlagen.

    [0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Reinigungstuch zu entwickeln, das diesen Nachteil bei sonst guten Gebrauchseigenschaften nicht mehr aufweist.

    [0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Reinigungstuch der eingangs genannten Art gelöst, das dadurch gekennzeichnet ist, daß die porösen Fasern Mikrofasern aus einem polymeren Werkstoff sind, die einen im wesentlichen porenfreien Faserkern und einen offenporig geschäumten Fasermantel aufweisen, und wobei die Mikrofasern gegebenenfalls mit andersartigen Fasern vermischt und/oder abgedeckt und durch ein Bindemittel verklebt oder autogen verschweißt sind.

    [0005] Die andersartigen Fasern können aus dem selben polymeren Werkstoff bestehen wie die Mikrofasern, was Vorteile in physiologischer Hinsicht und/oder in bezug auf die Beständigkeit gegenüber aggressiven Reinigungsflüssigkeiten bieten kann. Bei einer Ausführung, bei der die Mikrofasern und die andersartigen Fasern aus verschiedenen polymeren Werkstoffen bestehen, ergibt sich demgegenüber der Vorteil, die mechanischen Eigenschaften des Reinigungstuches in größerem Rahmen modifizieren zu können. Insbesondere läßt sich auf diese Weise der Wunsch nach einer guten Abriebbeständigkeit besser mit einer guten Flexibilität vereinen.

    [0006] Als besonders vorteilhaft hat sich in diesem Zusammenhang die Verwendung einer Fasermischung erwiesen, bei der die Mikrofasern aus Polycarbonat bestehen und die andersartigen Fasern aus Polyamid, Polypropylen oder Zellwolle.

    [0007] Die Mikrofasern haben bevorzugt ein bandförmiges Profil, das demjenigen einer liegenden Acht vergleichbar ist. Das Verhältnis aus der größten Breite eines solchen Profils und der größten Dicke liegt im Bereich von 2,5 bis 5. Durch die überwiegend flachliegende Anordnung des Profils dieser Fasern innerhalb des Reinigungstuches ist ihre mechanische Widerstandsfähigkeit relativ groß, was sich positiv in bezug auf_die Beständigkeit gegen Abrieb auswirkt. Der größte Durchmesser-beträgt 1 bis 20 D.

    [0008] Bevorzugt werden Mikrofasern verwendet, deren Molekularstruktur infolge einer vorausgegangenen Verstreckung zumindest eine teilweise Orientierung erfahren hat. Die Zugfestigkeit solcher Mikrofasern ist größer als diejenige einer vergleichbaren Mikrofaser mit einer orientierungslosen amorphen Molekularstruktur.

    [0009] Als andersartige Fasern kommen bevorzugt synthetisch hergestellte Stapelfasern oder Endlosfasern zur Anwendung, vorzugsweise Kräuselfasern. Alle handelsüblichen Qualitäten sind geeignet, wobei es bevorzugt ist, solche auszuwählen, deren Durchmesser um das 5- bis 20-fache größer ist als der größte Durchmesser der Mikrofasern. Aus einer gleichmäßigen Vermischung beider Faserarten resultiert neben einer verbesserten Sprungelastizität eine vergrößerte Fülligkeit mit verbessertem Schmutzaufnahmevermögen. Optimale Eigenschaften werden durch die Einlagerung gekräuselter Stapelfasern erreicht.

    [0010] Die Stapelfasern oder Endlosfasern können aus einem polymeren Werkstoff bestehen, der einen niedrigeren Schmelzpunkt aufweist als derjenige der Mikrofasern: Eine entsprechende Ausführung läßt sich einfach herstellen und durch eine Punktschweißung verfestigen. Dabei wird das Reinigungstuch in voneinander getrennten Flächenbereichen zusammengepresst und auf eine Temperatur oberhalb des Erweichungspunktes der Stapelfasern oder Endlosfasern erwärmt. Deren Substanz verschmilzt vollständig zu fensterähnlich erscheinenden Flächen, in die die in ihrer Gestalt vollkommen unveränderten Mikrofasern eingebunden sind. Eine entsprechende Punktschweißung läßt sich im großtechnischen Maßstab unter Verwendung eines beheizten Kalanders realisieren, dessen Walzen eine entsprechende Oberflächengravierung aufweisen. Die einzelnen Schweißstellen können bei einem Flächengewicht des Reinigungstuches von 120 g/m2 einen Durchmesser von 0,3 mm und einen gegenseitigen Abstand von 1,2 bis 2,8 mm haben. Die Bindung kann aber auch mit Ultraschall oder Hochfrequenz erfolgen. In den Zwischenräumen zwischen den Schweißflächen liegen die Fasern ohne jede gegenseitige Bindung lose aufeinander auf. Sie sind in diesen Bereichen dementsprechend beweglich, und aufzunehmender Schmutz wird leicht in das Innere des Reinigungstuches hineintransportiert.

    [0011] Durch die Anordnung einer besonderen Schicht aus Stapel- oder Endlosfasern auf den Oberflächen des Reinigungstuches ergibt sich eine größere mechanische Widerstandsfähigkeit insbesondere gegenüber Abrieb. Es ist selbstverständlich, daß eine derartige Stapel- oder Endlosfaserabdeckschicht nur eine relativ geringe Dichte haben darf.

    [0012] Nach einer vorteilhaften Ausgestaltung ist es vorgesehen, daß in die Poren des offenporig geschäumten Fasermantels der Mikrofasern ein Detergens, ein Netzmittel, ein Bakterizid und/oder ein Fungizid und/ oder ein Konservierungsmittel eingelagert ist. Die Poren der Mikrofasern erstrecken sich im wesentlichen senkrecht zur Oberfläche, und sie haben eine überwiegend zylindrische Gestalt und gleichmäßige Verteilung. Sie sind, bedingt durch ihre geringe Größe, nicht kompressibel, und ein darin eingelagerter Wirkstoff läßt sich deshalb nicht durch einen mechanischen Vorgang aus den Poren entfernen, sondern lediglich durch die Einwirkung eines Lösungsmittels, beispielsweise von Wasser. Dieser Effekt wird erfindungsgemäß für eine wesentliche Erweiterung und Verbesserung der Gebrauchseigenschaften ausgenutzt, indem die Substanzen aus den vorstehend genannten Wirkstoffklassen in die Poren eingelagert werden. Die erzielte Wirkung ist in jedem Falle eine Langzeitwirkung. Sie ist u.a. auch durch den natürlichen Verschleiß begrenzt. Eine ähnlich gleichmäßige und sparsame Anwendung derartiger Wirkstoffe war unter den Gegebenheiten, die bei einem normalen Haushalt bestehen, bisher nicht möglich.

    [0013] Die Poren haben einen Durchmesser von 0,01 bis 0,5 µ, vorzugsweise von 0,05 bis 0,2 P, und die Summe ihrer Querschnitte überdeckt 1 bis 95 %, vorzugsneise 10 bis 70 % der gesamten Oberfläche. Sie bilden zusammen eine regelrechte, klar von dem porenfreien Faserkern abgegrenzte, geschäumte Sicht, die 40 bis 80 %, vorzugsweise 60 %, des gesamten Querschnittes überdeckt. Das enthaltene Speichervolumen ist dementsprechend erheblich.

    [0014] Die Vliesstruktur des vorgeschlagenen Reinigungstuches kann auch durch ein Bindemittel stabilisiert werden, welches durch Imprägnieren und/ oder Drucken ein- und/oder aufgebracht ist. Bevorzugt kommen Bindemittel zur Anwendung, die aus einem geschäumten Weichkunststoff bestehen, beispielsweise aus einem Polyurethan- oder einem Latexschaum. Sofern ein Druckverfahren angewendet wird, ergibt sich die Möglichkeit, das Bindemittel musterartig auf einer oder auf beiden Oberflächen zu verteilen. Im erstgenannten Falle ergibt sich der Vorteil, groben Schmutz zunächst mit der bedruckten Seite des Reinigungstuches ablösen zu können, der teilweise von den Zwischenräumen aufgenommen wird, das Tuch anschließend zu wenden und den Reinigungsvorgang durch Benutzung der unbedruckten Vorderseite des Reinigungstuches abzuschließen. Eine gute Wirksamkeit durch Anwendung der bedruckten Seite wird insbesondere dann erreicht, wenn das musterartig auf die Oberfläche des Reinigungstuches aufgedruckte Bindemittel die Oberfläche reliefartig überragt, wenn die einzelnen Bindemittelflächen scharfkantig begrenzt und nicht breiter als 2 bis 3 mm sind. Die gegenseitige Zuordnung kann beliebig sein. Das Verhältnis aus den gegenseitigen Abständen und der Breite der einzelnen Teilflächen soll jedoch nicht mehr als 5 betragen. Die Teilflächen können durch Großbuchstaben gebildet werden, die einander unter Einhaltung der gestellten Bedingung zugeordnet sind.

    [0015] Eine beispielhafte Ausführung des erfindungsgemäßen Reinigungstuches ist in den in der Anlage beigefügten Aufnahmen wiedergegeben.

    Abbildung 1 zeigt eine drapierfähige Ausführung des Reinigungstuches im Maßstab 1 : 4.

    Abbildung 2 zeigt eine erfindungsgemäße Ausführung im Maßstab 1 : 20, bei der die punktverfestigte Oberfläche umgeben von den reinigungswirksamen Flächen aus Feinstfasern sichtbar wird.

    Abbildung 3, Maßstab 1 : 20, nimmt Bezug auf ein Feinstfaservlies, welches beidseitig mit einem dünnen Vlies abgedeckt und durch eine Punktschweißung verfestigt ist. In die dabei gebildeten Schweißflächen sind die Fasern der dünnen Abdeckvliese eingebunden. Der Durchgriff der Feinstfaserlage durch die öffnungen zwischen den Fasern der Abdeckvliese ist deutlich zu erkennen.




    Ansprüche

    1. Reinigungstuch mit einem Gehalt an porösen Fasern, dadurch gekennzeichnet, daß die porösen Fasern Mikrofasern aus einem polymeren Werkstoff sind, die einen im wesentlichen porenfreien Faserkern und einen offenporig geschäumten Fasermantel aufweisen, und wobei die Mikrofasern gegebenenfalls allein oder mit andersartigen Fasern vermischt und/oder einseitig oder beidseitig durch diese abgedeckt und durch ein Bindemittel verklebt oder autogen verschweißt sind.
     
    2. Reinigungstuch nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die andersartigen Fasern synthetisch hergestellte Stapel- oder Endlosfasern sind, die vorzugsweise eine starke Kräuselung haben.
     
    3. Reinigungstuch nach Anspruch 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Bindemittel ein geschäumter Weichkunststoff ist.
     
    4. Reinigungstuch nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Bindemittel musterartig auf der Oberfläche verteilt ist.
     
    5. Reinigungstuch nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Bindemittel die Oberfläche wenigstens auf einer Seite in Form erhabener Teilflächen überragt.
     
    6. Reinigungstuch nach Anspruch 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Poren des offenporig geschäumten Fasermantels ein Detergens, ein Netzmittel, ein Bakterizid und/oder ein Fungizid und/oder ein Konservierungsmittel enthalten.
     




    Zeichnung