[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Bestimmung der Abschreckwirkung eines eine
schroffe Abkühlung von stählerenen Werkstücken bewirkenden Abschreckmediums, insbesondere
beim Härten von Stahl, bei dem ein aus Stahl bestehender Probekörper mittels des Abschreckmediums
abgeschreckt wird und sodann an dem abgeschreckten Probekörper Härtemessungen vorgenommen
werden, aus denen eine für die Abschreckwirkung charakteristische Kenngröße abgeleitet
wird. Außerdem bezieht sich die Erfindung auf einen Probekörper zur Durchführung dieses
Verfahrens.
[0002] Beim Härten von aus Stahl bestehenden Werkstücken wird in der Regel derart vorgegangen,
daß die Werkstücke in einer Ofenkammer auf die Härtetemperatur gebracht und sodann
durch ein Abschreckmedium schroff abgekühlt, d.h. abgeschreckt werden. Als Abschreckmedium
wird überwiegend Wasser oder Öl verwendet, wobei die Werkstücke dann in entsprechende
Wasser- oder Ölbäder eingetaucht werden, doch ist es auch bekannt, zu diesem Zwecke
Salzbäder oder insbesondere für sehr große Werkstücke Luft als Abschreckmedium zu
verwenden.
[0003] Die Eigenschaften der gehärteten Stahlteile hängen u.a. von den Abschreckbedingungen
ab. In der Härtereipraxis wird dabei die sogenannte Abschreckwirkung von Wasser- oder
Ölbädern meist lediglich aufgrund empirischer Erfahrungswerte grob beschrieben, beispielsweise
durch Begriffe wie "mild" und
[0004] "schroff". Die Abschreckwirkung selbst hängt von dem Wärmeübergang zwischen dem Werkstück
und dem Abschreckmedium ab und ist deshalb einer genauen Messung nur schwer zugänglich,
weil die Wärmeübergangsbedingungen während des Abschreckvorganges starken Änderungen
unterworfen sind. Beim Eintauchen eines erwärmten Werkstückes in ein Wasser- oder
ölbad ergibt sich in dem hohen Temperaturbereich (von ca. 600 bis 800
0 C) zunächst eine sogenannte Filmphase, während der sich ein Film verdampften Abschreckmediums
auf der Werkstückoberfläche bildet, der den Wärmeübergangswert bestimmt. Bei absinkender
Oberflächentemperatur setzt beispielsweise in der Gegend von 500 C in der Nähe der
Werkstückoberfläche ein Siedevorgang ein, der eine Blasenbildung zur Folge hat, die
ihrerseits einen Rühreffekt hervorruft, durch den der Wärmeübergangswert steil auf
einen extrem hohen Wert ansteigt, um nach einer gewissen Haltezeit auf einen Wert
abzusinken, der niedriger liegt als während der Filmphase und dessen Größe dadurch
bestimmt ist, daß nunmehr der Wärmeaustausch zwischen der Werkstückoberfläche und
dem umgebenden Medium bis zur vollständigen Auskühlung des Werkstückes durch Konvektion
stattfindet.
[0005] Um trotz dieser grundsätzlichen. technologischen Schwierigkeiten die Abschreckwirkung
von Abschreckbädern vergleichsweise abschätzen zu können, wird in der Praxis häufig
die sogenannte H-Wert-Methode nach Grossmann benutzt (vgl. beispielsweise "Härtereitechnische
Mitteilungen" Band 6, Heft 2 (1953, Seiten 9 ff.). Bei diesem Verfahren wird in starker
Vereinfachung des Abschreckvorganges die sogenannte Abschreckintensität H mit einem
mittleren Wärme- übergangskoeffizienten für den Wärmeübergang von dem Werkstück auf
das Abschreckmedium definiert. Die Messung des H-Wertes erfolgt meist indirekt über
Härtemessungen an einem in dem Härtemedium abgeschreckten Stahl-Probekörper. Dabei
geht das Verfahren von der Vorstellung aus, daß innerhalb verschiedener Querschnitte
von unterschiedlich dimensionierten gehärteten Werkstücken desselben Stahles alle
Punkte mit gleichen Härtewerten während des Abschreckens auch die gleiche Abkühlungsgeschwindigkeit
erfahren haben. Mit dem aus den Härtemessungen gewonnenen H-Wert kann sodann eine
Umrechnung auf andere Werkstückformen und -querschnitte erfolgen. Diese Methode ist
aus prinzipiellen Gründen verhältnismäßig ungenau; auch stellt der H-Wert nur einen
Richtwert dar, der nicht direkt überprüft werden kann. Bei einem anderen bekannten
Verfahren, der sogenannten Silber- kugel-Methode,wird ein insbesondere kugelförmiger
Probekörper aus Silber (gegebenenfalls auch aus Kupfer) in das Abschreckmedium eingebracht,
wobei der Temperaturverlauf während des Abschreckvorganges gemessen wird. Wegen der
hohen Wärmeleitfähigkeit von Silber (gegebenenfalls Kupfer) treten in einem Probekörper
bis etwa 20 mm Wandstärke selbst bei hoher Abschreckwirkung nur geringe Temperaturunterschiede
auf. Es kann deshalb aus dem Abkühlungsverlauf der Wärmeübergang an der Oberfläche
des Probekörpers einfach berechnet werden:
Q - Wärmestromdichte an der Oberfläche in MW/m2
c - spezifische Wärmekapazität des Werkstoffs in J/(kg.K) 8- Dichte des Werkstoffs
in kg/m3
V - Volumen der Probe in m3
A - Oberfläche der Probe in m2
Δϑ- Temperaturintervall in K
Δt- Zeitintervall in s
k - Faktor für bestimmte Probe in 10-6.J/(m2.K)
[0006] Die Messung des Temperaturverlaufes kann aber mit der erforderlichen Genauigkeit
nur im Laboratorium erfolgen. Auch kann der wesentliche Einfluß von Betriebsbedingungen,
wie Abschreckbadumwälzung und -temperatur nicht berücksichtigt werden, während eine
indirekte Messung der Wärmestromdichte an der Oberfläche über die Härte des Materials
bei Silber und Kupfer nicht möglich ist. Diesem Verfahren kommt deshalb keine betriebstechnische
Bedeutung zu.
[0007] Aufgabe der Erfindung ist es, ein einfaches unter den praktischen Bedingungen des
Härtereibetriebes durchführbares Verfahren zu schaffen, das es gestattet, mit ausreichender
Genauigkeit eine für die Wärmeübertragung während des Abschreckvorganges und damit
für die Abschreckwirkung unmittelbar charakteristische Kenngröße zu ermitteln, die
die Bestimmung des Abkühlungsverlaufes bei Werkstücken verschiedener Form, Abmessungen
und Stoffwerte gestattet.
[0008] Zur Lösung dieser Aufgabe wird, ausgehend von dem eingangs genannten Verfahren, bei
dem ein aus Stahl bestehender Probekörper benutzt wird, erfindungsgemäß derart vorgegangen,
daß:
a) ein Probekörper verwendet wird, bei dem das Verhältnis V/A zwischen 2 und 12 mm
liegt (V = Volumen, A = Oberfläche),
b) nach dem Abschrecken die Härte des Probekörpers an wenigstens einer Stelle an dem
unterhalb der Oberfläche des Probekörpers liegenden Ort bestimmt wird, an dem beim
Abschrecken die Abkühlungsgeschwindig- keit angenähert proportional zu der Wärmestromdichte an der
Oberfläche ist (Ort der integralen mittleren Temperatur,
c) aus den Härtemeßergebnissen mittels der Werkstoffeigenschaften des Probekörpers
die zugehörige Abkühlungsgeschwindigkeit Δϑ/Δt in dem für die Abschreckung jeweils
wesentlichen Temperaturbereich Δϑ bestimmt wird und
d) daraus nach der Formel Q = k.Δϑ/Δt der Mittelwert der Wärmestromdichte Q auf der
Oberfläche des Probekörpers berechnet und diese sodann als Kenngröße für die Abschreckwirkung
verwendet wird. (k = Materialkonstante für den Probekörper).
[0009] Bei diesem Verfahren wird auf Temperaturmessungen unter Betriebsbedingungen verzichtet;
es wird vielmehr durch einfache Härtemessungen an dem abgeschreckten Probekörper ein
Mittelwert der Wärmestromdichte Q an der Oberfläche des Probekörpers während des Abschreckvorganges
in dem jeweils wesentlichen Temperaturbereich bestimmt.
[0010] Daß es möglich ist, durch eine solche Härtemessung eine für den Abkühlungsverlauf
eindeutig kennzeichnende Wärmestromdichte Q bestimmen, ist keineswegs selbstverständlich.
Bei sehr kleinen Probekörpern (V/A < 2 mm) ist nämlich die Kühlgeschwindigkeit, wie
sich herausgestellt hat, beim Abschrecken in Flüssigkeiten für genaue Messungen wesentlich
zu hoch. Auch hängt der Wärmeübergang von den Probekörperabmessungen ab. Schon beim
Umsetzen vom Ofen in das Abschreckbad entsteht ein wesentlich zu hoher Temperaturverlust,
wobei das Meßergebnis obendrein noch durch Verzunderung und Entköhlung wesentlich
beeinträchtigt und verfälscht würde. Andererseits wird aber bei größeren Probekörpern
(V/A > 2 mm) der Temperaturverlauf über den Querschnitt des Probekörpers gesehen,
durch die schlechte Wärmeleitfähigkeit des Stahls zunehmend verzerrt. Man konnte daher
derartige Probekörper bisher nur zur relativen Kennzeichnung der Abschreckwirkung
benutzen, nicht dagegen zur absoluten Bestimmung des Wärmeübergangs. Wegen des verzerrten
Temperaturverlaufes stehen die an einzelnen Meßstellen gewonnenen Meßwerte für die
Härte in keinem einfachen Zusammenhang mit dem Wärmeübergang an der Oberfläche.
[0011] Die Erfindung hat nun erkannt, daß überraschenderweise es in einem solchen verhältnismäßig
großen Probekörper einen Ort (je nach der Gestalt des Körpers eine Fläche, eine Linie
oder ein Punkt) gibt, der sich selbst unter den extremen Wärmeübertragungsbedingungen
beim Abschrecken in Wasser oder öl nur wenig verlagert, wenn von einer kurzen Anlaufphase
abgesehen wird, die härtetechnisch unbedeutend ist und wenn außerdem das Verhältnis
Volumen/ Oberfläche (V/A) des Probekörpers in dem Bereich zwischen V/A von 2 bis 12
mm liegt. Dieser unterhalb der Oberfläche des Probekörpers liegende Ort ist dadurch
bestimmt, daß an ihm beim Abschrecken die Abkühlungsgeschwindigkeit angenähert proportional
zu der Wärmestromdichte an der Oberfläche ist. Es handelt sich deshalb um den Ort
der sogenannten integralen mittleren Temperatur, der mittels der Theorie der instationären
Wärmeleitvorgänge berechnet werden kann.
[0012] Da der Temperaturverlauf an diesem Ort der integralen mittleren Temperatur wie bei
einer Silber- oder sehr dünnen Stahlprobe nicht verzerrt ist, und lediglich die Abkühlung
langsamer als an der Oberfläche verläuft, ergibt eine Härtemessung an diesem Ort einen
genauen indirekten Meßwert für die Wärmestromdichte an der Oberfläche.
[0013] Es hat sich als vorteilhaft herausgestellt, wenn ein Probekörper aus einem unlegierten
oder schwach legierten Stahl mit ca. 0,4% C verwendet wird, wobei in der Praxis eine
größere Anzahl von solchen Probekörpern aus einem einheitlichen Material, d.h. aus
einer Schmelze hergestellt werden. Einige dieser Probekörper können dann als Eichkörper
verwendet werden. Zu diesem Zweck wird derart vorgegangen, daß der Zusammenhang zwischen
der gemessenen Härte und der Abkühlungsgeschwindigkeit des Probekörpers an dem Ort
der integralen mittleren Temperatur dadurch bestimmt wird, daß bei einem aus dem gleichen
Material bestehenden Eichkörper an dem Ort der integralen mittleren Temperatur zunächst
unmittelbar die Abkühlungsgeschwindigkeit Δϑ/Δt während des Abschreckvorganges und
sodann die Härte gemessen werden. Zweckmäßig ist es, wenn mittels mehrerer Eichkörper
die Eichung bei verschiedenen Härtetemperaturen und gegebenenfalls über unterschiedliche
Haltezeiten vorgenommen und daraus ein funktioneller Zusammenhang (Eichkurve) zwischen
der Härte und der Abkühlungsgeschwindigkeit Z\9 Δt in einem vorbestimmten Bereiche
hergestellt wird.
[0014] Bei geringeren Ansprüchen an die Genauigkeit kann auf diese Eichung verzichtet werden,
wenn die Härtbarkeit des Probekörperwerkstoffes (Härte R = f(Δϑ/Δt) z.B. aus dem sogenannten
Jominy-Versuch oder aus Zeit-Temperatur-Umwandlungs-Schaubildern genügend genau bekannt
ist.
[0015] Besonders einfache Verhältnisse ergeben sich, wenn für die Eichung Abschreckmedien
verwendet werden, bei denen in dem für die Abschreckung jeweils wesentlichen Temperaturbereich
die Wärmestromdichte Q im wesentlichen konstant ist.
[0016] Da bei der indirekten Messung über die Härte an dem Ort der integralen mittleren
Temperatur lediglich ein Mittelwert der Wärmestromdichte Q und damit des Wärmeüberganges
während des für die Abschreckung jeweils wesentlichen Temperaturbereiches des Werkstoffes
des Probekörpers bestimmt wird, kann es zweckmäßig sein, an dem abgeschreckten Probe-
und/oder Eichkörper zusätzlich die Randhärte und/oder die Kernhärte (in der Probenmitte)
zu bestimmen.. Daraus ergeben sich Rückschlüsse auf Veränderungen der Wärmestromdichte,
beispielsweise beim Ubergang von der Film- zu der Siedephase.
[0017] Für die praktische Durchführung des Verfahrens hat es sich als vorteilhaft erwiesen,
daß ein scheibenförmiger Probekörper mit einer Dicke S von 6 bis 24 mm und eher Breite
L von L > 6.S verwendet wird, wobei die Härte auf einer im Abstand X von 0,21 S unter
einer Stirnfläche liegenden, entsprechend freigelegten ebenen Querschnittsfläche gemessen
wird. Diese Querschnittsfläche bildet den für diesen geometrisch einfachen Probekörper
berechneten Ort der integralen mittleren Temperatur. Zur Erleichterung der Handhabung
kann dabei ein scheibenförmiger Probekörper von polygonaler Gestalt verwendet werden.
[0018] Zur Durchführung des Verfahrens kann aber auch ein zylindrischer Probekörper mit
einem Durchmesser D von 8 bis 48 mm und einer Länge L von L>3D benutzt werden, wobei
die Härte dann auf einer im Abstand X von 0,15D unter der Umfangsfläche liegenden,
entsprechend freigelegten Zylinderfläche gemessen wird, die den vorausberechneten
Ort der integralen mittleren Temperatur bildet.
[0019] In ähnlicher Weise kann schließlich auch ein kugelförmiger Probekörper mit einem
Durchmesser D von 12 bis 72 mm Verwendung finden, bei dem die Härte auf einer im Abstand
X von 0,11D unter der Oberfläche liegenden entsprechend freigelegten Kugelfläche gemessen
wird, die hier den Ort der integralen mittleren Temperatur bildet.
[0020] Gegenstand der Erfindung ist neben dem geschilderten Verfahren auch ein Probekörper
zur Durchführung dieses Verfahrens, der aus unlegiertem oder schwach legiertem Stahl
besteht und bei dem das Verhältnis V/A zwischen 2 und 12 mm liegt (V = Volumen, A
= Oberfläche). Dieser Probekörper kann in verschiedener Ausführungsform entweder eine
scheibenförmige, zylindrische oder kugelförmige Gestalt aufweisen, wie dies Gegenstand
von Unteransprüchen ist.
[0021] In der Zeichnung sind das erfindungsgemäße Verfahren und ein Eichkörper zur Durchführung
dieses Verfahrens veranschaulicht. Es zeigen:
Fig. 1 einen scheibenförmigen Eichkörper in der Draufsicht,
Fig. 2 den Eichkörper nach Fig. 1, geschnitten längs der Linie II - II der Fig. 1,
in einer Seitenansicht,
Fig. 3 ein Diagramm zur Veranschaulichung der Abkühlungsgeschwindigkeit an dem Ort
der integralen mittleren Temperatur bei einem dem Eichkörper nach Fig. 1 entsprechenden
Probekörper, und
Fig. 4 ein Diagramm zur Veranschaulichung des Zusammenhanges zwischen der an dem Ort
der integralen mittleren Temperatur bei einem dem Eichkörper nach Fig. 1 entsprechenden
Probekörper gemessenen Härte und der mittleren Wärmestromdichte Q an der Oberfläche
des Probekörpers.
[0022] Zur Bestimmung der Abschreckwirkung, beispielsweise eines Wasser- oder Ölbades, wird
eine größere Anzahl von Probekörpern aus einheitlichem Werkstoff, und zwar unlegiertem
bis schwach legiertem Stahl mit ca. 0,4% C, aus einer Schmelze hergestellt. Einige
dieser Proben werden als Eichkörper benutzt, auf jeweilige Härtetemperatur erwärmt
und in Abschreckbädern unterschiedlicher Abschreckwirkung gehärtet. Diese Eichkörper
1 sind in der aus den Fig. 1 und 2 ersichtlichen Weise - ebenso wie die entsprechenden
Probekörper - in Gestalt dünner sechseckiger Scheiben ausgebildet, für die die Stärke
S zwischen 4 und 24 mm und die Breite (oder der Durchmesser) L > 6.S sind. In die
Eichkörper 1 ist in einem Abstand X = 0,21 S unterhalb einer Stirnfläche seitlich
wenigstens eine Bohrung 2 eingearbeitet, die etwa bis zum Mittelpunkt der Scheibe
ragt und in die ein Thermoelement 3 eingesteckt ist.
[0023] Beim Abschrecken des auf die jeweilige Härtetemperatur erwärmten Eichkörpers 1 wird
mittels des Thermoelementes 3 der Temperaturverlauf an einer Stelle gemessen, die
in dem erwähnten Abstand von 0,21 S von der oberen Stirnfläche des Eichkörpers liegt
und sich damit auf einer Querschnittsfläche befindet, die. als der sogenannte Ort
der integralen mittleren Temperatur bezeichnet ist und sich dadurch auszeichnet, daß
auf ihr die
Abkühlungsgeschwindig- keit angenähert proportional zu der Wärmestromdichte Q an der
Oberfläche während der für die Abschreckwirkung wesentlichen Zeitspanne ist. Dieser
gemessene Temperaturverlauf während des Abschreckvorganges in dem härtetechnisch kritischen
Temperaturbereich ist in Fig. 3 dargestellt. Das Diagramm zeigt, daß während der Kühlzeit
Δt für den härtetechnisch kritischen Temperaturbereich A ϑ ein im wesentlichen linearer
Zusammenhang zwischen der Kühlzeit t und derTemperatur ϑ besteht, während der Temperaturverlauf
auf der Oberfläche (am Rand) und in der Scheibenmitte (im Kern) von dieser linearen
Abhängigkeit wesentlich abweicht.
[0024] Aus der Kühlzeit A t für den härtetechnisch kritischen Temperaturbereich Δϑ, den
Stoffwerten und den Abmessungen des Probekörpers kann der Mittelwert der Wärmestromdichte
Q nach der Beziehung Q = K.Δϑ/Δt unmittelbar abgeleitet werden.
[0025] Außerdem wird bei dem Eichkörper 1 nach der Abschreckung in der Mitte eine Ausfräsung
4 bis auf die Tiefe des Ortes der integralen mittleren Temperatur, d.h. bei dem Eichkörper
nach Fig. 1 einer Tiefe von 0,21 S hergestellt, worauf auf dem Grund der Vertiefung
die Härte R gemessen wird.
[0026] Aus den so gewonnenen korrespondierenden Q- und R-Werten wird die in Fig. 4 dargestellte
Eichkurve aufgestellt.
[0027] Zur betriebsmäßigen Bestimmung der Abschreckwirkung eines bestimmten Abschreckbades
oder allgemeinen Abschreckmediums werden nun die eingangs genannten, aus dem gleichen
Material wie die Eichkörper bestehenden Probekörper verwendet. Dazu wird jeweils ein
Probekörper auf die Härtetemperatur erwärmt und sodann mittels des Abschreckmediums
abgeschreckt. Anschließend wird die Vertiefung 4 angebracht und damit der Ort der
integralen mittleren Temperatur freigelegt. Aus der an diesem Ort gemessenen Härte
R wird über die Eichkurve nach Fig. 4 unmittelbar der entsprechende Wert der mittleren
Wärmestromdichte Q für das jeweilige Abschreckmedium abgelesen.
[0028] Der Wert der mittleren Wärmestromdichte Q ist eine unmittelbare Kenngröße für die
zu erzielende Abschreckwirkung. Für Werkstücke unterschiedlicher Gestalt kann zusammen
mit den für das Werkstück .kennzeichnenden Größen (Oberfläche, Gestalt, Wärmeleitfähigkeit
etc.) die an dem Werkstück zu erwartende Abschreckwirkung verhältnismäßig genau in
an sich bekannter Weise vorausberechnet werden.
[0029] Bei geringeren Ansprüchen an die Genauigkeit kann auf die geschilderte Eichung verzichtet
werden, wenn die Härtbarkeit des Probenkörperwerkstoffes (Härte R = f (Δϑ/Δt)), z.B.
aus dem Jominy-Versuch oder aus Zeit-Temperatur-Umwandlungs-Schaubildern genau genug
bekannt ist. Dann wird bei der Bestimmung .der Abschreckwirkung eines , Abschreckmediums
derart vorgegangen, daß wiederum in der geschilderten Weise bei dem abgeschreckten
Probekörper die Härte R an dem Ort der integralen mittleren Temperatur gemessen und
daraus zunächst die Abkühlungsgeschwindigkeit Δϑ/Δt an diesem Ort bestimmt wird. Diese
kann sodann ihrerseits nach der Beziehung Q = K.Δϑ/Δt in den entsprechenden Q-Wert
umgerechnet werden.
Ausführungsbeispiel
[0030] Probe- und Eichkörperform: Scheibe, sechseckig, wegen der Handhabung Abmessungen:
S = 12,5 mm; L = 75 mm Meßfläche: X = 2,6 mm unter der Oberfläche in Proben- bzw.
Eichkörpermitte
[0031] Werkstoff: 37 Mn Si 5 (0,37 % C, 1,2 % Mn, 1,2 % Si) spez. Wärmekapazität (650 oC,
unterkühlter Austenit) :
Dichte: δ = 7 800 kg/m
3 Volumen/Oberfläche (ohne Kanten): V/A = S/2 = 0,00625 m Probenfaktor: k = 10
-6.cδ. V/A = 0,034 Härtetemperatur: 850°C / 30 Minuten
[0032] Eichversuch 1 (Öl mit geringer Bewegung)
Eichversuch 2 (Öl mit starker Umwälzung) Δϑ/Δt (850→600 °C) = 25 K/s Q
2 = 0,039.25 = 0,85
MW/m2 R
2 = 48 HRC Eichversuch 3 (Wasser)
Mit diesen drei Meßwertpaaren (gegf. auch mehr) wurde die Eichkurve für die gesamte
Probenmenge nach Fig. 4 ermittelt.
[0033] Die Unsicherheit des Q-Wertes als Folge einer eventuellen Verlagerung des Ortes der
integralen mittleren Temperatur (ΔX = + 0,4 mm) sowie anderer Fehler beträgt etwa
+ 10 %, was ein praktisch völlig ausreichendes Ergebnis darstellt. Mit dem Verfahren
kann die Abschreckwirkung mit einer objektiven und absoluten Meßgröße vorgegeben und
im Betrieb kontrolliert werden. Die Härtestreuung kann vermindert und in bestimmten
Fällen der Legierungsanteil im Stahl abgesenkt werden.
[0034] Ein Eichversuch ist ausreichend, wenn Probekörper aus einheitlichem Material, aber
unterschiedlicher Stärke, gleichzeitig in einem Abschreckmedium abgeschreckt werden.
[0035] Als Probe- und Eichkörper können grundsätzlich auch andere geometrisch einfach gestaltete
Körper verwendet werden, die ohne Schwierigkeit eine Vorausberechnung der Lage des
Ortes der integralen mittleren Temperatur gestatten. Bevorzugt werden Zylinder und
Kugeln, wobei bei dem zylindrischen Probekörper der Durchmesser D zwischen 8 und 48
mm und die Länge L größer als 3.D sein müssen, während der Ort der integralen mittleren
Temperatur auf einer Zylinderfläche im Abstand X = 0,15 D von der Außenumfangsfläche
liegt. Bei einem kugelförmigen Probekörper kommt ein Durchmesserbereich von D = 12
bis 72 mm infrage. Der Ort der integralen mittleren Temperatur ist eine Kugelfläche
, die im Abstand X = 0,11 D von der Oberfläche liegt.
[0036] Bei einem scheiben- und zylinderförmigen Probekörper kann der Wärmefluß durch die
Umfangsfläche bzw. die Stirnfläche vernachlässigt werden, wenn die angegebenen Mindestmaße
für den Wert L eingehalten werden. Der Abstand X des Ortes der integralen mittleren
Temperatur verschiebt sich dabei unter praktischen Bedingungen um maximal + 15%. Mit
der Scheibenform für den Probekörper wird wegen des geringsten Querschnittes die höchste
Genauigkeit erreicht, jedoch kommen aus praktischen Erwägungen auch die anderen Probekörperformen
in Frage.
[0037] Um den Kanteneinfluß bei Probekörpern mit kleinerem L zu vermindern, kann bei einem
scheibenförmigen Probekörper die Umfangsfläche wärmeisoliert werden, was in gleichem
Maße auch für die Stirnfläche eines zylindrischen Probekörpers gilt. Diese Wärmeisolation
muß insoweit wärmebeständig sein, daß sie dem Abschreckvorgang standhält. Sie kann
beispielsweise aus einer Keramikschicht,aus Asbest- oder Glasfasergewebe und dergl.
bestehen.
1. Verfahren zur Bestimmung der Abschreckwirkung eines eine schroffe Abkühlung von
stählernen Werkstücken bewirkenden Abschreckmediums, insbesondere beim Härten von
Stahl, bei dem ein aus Stahl bestehender Probekörper mittels des Abschreckmediums
abgeschreckt wird und sodann an dem abgeschreckten Probekörper Härtemessungen vorgenommen
werden, aus denen eine für die Abschreckwirkung charakteristische Kenngröße abgeleitet
wird, dadurch gekennzeichnet, daß
a) ein Probekörper verwendet wird, bei dem das Verhältnis V/A zwischen 2 und 12 mm
liegt (V = Volumen, A - Oberfläche),
b) nach dem Abschrecken die Härte des Probekörpers an wenigstens einer Stelle an dem
unterhalb der Oberfläche des Probekörpers liegenden Ort bestimmt wird, an dem Abschrecken
die Abkühlungsgeschwindigkeit angenähert proportional zu der Wärmestromdichte an der
Oberlfäche ist (Ort der integralen mittleren Temperatur,
c) aus den Härtemeßergebnissen mittels der Werkstoffeigenschaften des Proberkörpers
die zugehörige Abkühlungsgeschwindigkeit Δϑ/Δt in dem für die Abschreckung jeweils
wesentlichen Temperaturbereich Δϑ bestimmt wird und
d) daraus nach der Formel Q = k.Δϑ/Δt der Mittelwert der Wärmestromdichte Q auf der
Oberfläche des Probekörpers berechnet und diese sodann als Kenngröße für die Abschreckwirkung
verwendet wird (k = Materialkonstante für den Probekörper).
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß ein Probekörper aus einem
unlegierten oder schwach legierten Stahl mit ca. 0,4% C verwendet wird.
3. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
ein scheibenförmiger Probekörper mit einer Dicke S von 6 bis 24 mm und einer Breite
L von L > 6.S verwendet wird und daß die Härte auf einer im Abstand X = 0,21 S unter
einer Stirnfläche liegenden, entsprechend freigelegten ebenen Querschnittsfläche gemessen
wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß ein scheibenförmiger Probekörper
von polygonaler Gestalt verwendet wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß ein zylindrischer
Probekörper mit einem Durchmesser D von 8 bis 48 mm und einer Länge L von L > 3 D
verwendet wird und daß die Härte auf einer im Abstand X = 0,15 D unter der Umfangsfläche
liegenden entsprechend freigelegten Zylinderfläche gemessen wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß ein kugelförmiger
Probekörper mit einem Durchmesser D von 12 bis 72 mm verwendet wird und die Härte
auf einer im Abstand X = 0,11 D unter der Oberfläche liegenden entsprechend freigelegten
Kugelfläche gemessen wird.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
der Zusammenhang zwischen der gemessenen Härte und der Abkühlungsgeschwindigkeit des
Probekörpers an dem Ort der integralen mittleren Temperatur dadurch bestimmt wird,
daß bei einem aus gleichem Material bestehenden Eichkörper an dem Ort der integralen
mittleren Temperatur zunächst unmittelbar die Abkühlungsgeschwindigkeit Δϑ/Δt während
des Abschreckvorganges und sodann die Härte gemessen werden.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß mittels mehrerer Eichkörper
die Eichung bei verschiedenen Härtetemperaturen und gegebenenfalls über unterschiedliche
Haltezeiten vorgenommen und daraus ein funktioneller Zusammenhang (Eichkurve) zwischen
der Härte und der Abkühlungsgeschwindigkeit Δϑ/Δt in einem vorbestimmten Bereich hergestellt
wird.
9. Verfahren nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, daß für die Eichung Abschreckmedien
verwendet werden, bei denen in dem für die Abschreckung jeweils wesentlichen Temperaturbereich
Δϑ die Wärmestromdichte Q im wesentlichen konstant ist.
10. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
an dem abgeschreckten Probe- und/oder Eichkörper zusätzlich die Randhärte und/oder
die Kernhärte (in der Probenmitte) bestimmt werden.
11. Probekörper zur Durchführung des Verfahrens nach einem der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß er aus unlegiertem oder schwach legiertem Stahl besteht
und ein Verhältnis V/A zwischen 2 und 12 mm aufweist (V = Volumen, A = Oberfläche).
12. Probekörper nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß er aus einem schwach
legierten Stahl mit etwa 0,4% C besteht.
13. Probekörper nach Anspruch 11 oder 12, dadurch gekennzeichnet, daß er eine scheibenförmige
Gestalt mit einer Stärke S von 4 bis 24 mm und einer Breite (Durchmesser L) > 6.S
aufweist.
14. Probekörper nach Anspruch 11 oder 12, dadurch gekennzeichnet, daß er eine zylinderförmige
Gestalt mit einem Durchmesser von 8 bis 48 mm und einer Länge L > 3D aufweist.
15. Probekörper nach Anspruch 11 oder 12, dadurch gekennzeichnet, daß er eine kugelförmige
Gestalt mit einem Durchmesser D von 12 bis 72 mm aufweist.
16. Probekörper nach Anspruch 13 oder 14, dadurch gekennzeichnet, daß er im Bereiche
der Umfangsfläche bzw. der Stirnfläche eine Wärmeisolation aufweist.