[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines oberflächengehärteten
Sintereisenteiles, wobei ein Sintereisenteil pulvermetallurgisch gefertigt und das
Sintereisenteil einer zur Härtung von Eisenteilen geeigneten Wärmebehandlung unterzogen
wird.
[0002] Sintereisenteile können durch eine nachfolgende Wärmebehandlung in ihren Eigenschaften
wesentlich verbessert werden. Derartige Wärmebehandlungsverfahren zur Erzielung einer
größeren Härte sind Aufkohlen oder Carbonitrieren als Vorstufe, sowie Härten, Einsatzhärten,
Nitrieren und Oxidieren als eigentliche Härteverfahren.
[0003] Die Aufkohlung von Sintereisenteilen in kohlenstoffabgebenden Mitteln erfolgt vorzugsweise
in der Gasatmosphäre bei Temperaturen zwischen 820 und 930 °C. Die Härtung erfolgt
durch nachfolgendes Abschrecken, vorzugsweise in einem Ölbad.
[0004] Als Einsatzhärte wird ein Aufkohlen oder Carbonitrieren mit direkt anschließendem
Abschrecken bezeichnet. Das Carbonitrieren, bei dem gleichzeitig neben kohlenstoffauch
stickstoffabgebende Medien verwendet werden, wird bei Temperaturen von 720 bis 950
°C durchgeführt. Durch dieses Verfahren lassen sich Oberflächen von hohem Verschleißwiderstand
erzielen.
[0005] Auch durch eine Wärmebehandlung in ausschließlich stickstoffabgebenden Medien, dem
Nitrieren bei Temperaturen von 480 bis 580 C werden harte verschleißfeste Oberflächen
erzeugt. Schließlich ist noch die Behandlung von Sintereisenteilen in überhitztem
Wasserdampf zu erwähnen, wodurch ebenfalls eine Steigerung der Härte und Verschleißfestigkeit
neben der Erhöhung der Korrosionsbeständigkeit zu erzielen ist. Bei diesem Verfahren
wird eine Eisenoxidschicht, und zwar Magnetit (=Fe
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3) gebildet.
[0006] Der Begriff Wärmebehandlungsverfahren in dieser Schrift entspricht somit der Definition,
wie sie aus dem vom Fachverband Pulvermetallurgie herausgegebenen Werkstoffleistungsblatt
"Wärmebehandlung von Sintermetallteilen; Sint 06, Ausgabe Nov. 1979, Beuth Verlag
GmbH, Berlin 30 und Köln 1 gegeben wurde und umfasst sämtliche Verfahren, die dort
in Abschnitt 3 angegeben wurden.
[0007] Im Gegensatz zu Massiveisenteilen, bei denen durch Härten nach einem Aufkohlen, Carbonitrieren
oder Nitrieren eine definierte Oberflächenhärtung leicht zu erzielen ist, ist dies
bei Sintereisenteilen ohne besondere Maßnahmen nicht möglich. Durch die offenen, von
der Oberfläche zugänglichen Poren können gasförmige oder flüssige Behandlungsmedien
in das Sintermetallteil eindringen. Freilich ist dieser Vorgang von der Raumerfüllung
bzw. der Sinterdichte abhängig. So wird angegeben ( a.a.O.), daß bei einer Raumerfüllung
von etwa 85 %, was einer Sinterdichte von ca. 6,6 g/cm entspricht, beim Aufkohlen
stets mit einer Durchkohlung zu rechnen ist, d.h. nach dem Abschrecken zu einer Durchhärtung
führt.
[0008] Häufig ist jedoch erwünscht, ausschließlich eine Oberflächenhärtung zu erhalten.
Die Beschränkung der Aufkohlung auf eine Randschicht gelingt bisher erst ab einer
Raumerfüllung von mehr als etwa 90 %, was einer Sinterdichte von 7,0 g/cm
3entspricht. Die Forderung nach einem Sintereisenteil mit einer geringeren Raumerfüllung
und gleichzeitiger Oberflächenhärtung konnte bisher nicht erfüllt werden.
[0009] Als Vorbehandlungsverfahren vor der Wärmebehandlung sind verschiedene Entfettungsverfahren
bekannt.
[0010] Zu einem anderen Zweck, nämlich der Erhöhung der Korrosionsbeständigkeit von Sintermetallteilen
werden diese nach der DE-OS 19 47 963 wenigstens an der Oberfläche mit einem Alkalisilikat
imprägniert und das Silikat ausgehärtet.
[0011] Die Imprägnierung von Sintermetallteilen mit Alkalisilikat ist aus der DE-PS 20 50
576 als Vorbehandlung von Sintermetallkörpern, auf die eine Metallschicht unter Verwendung
von Metallsalzbädern aufgebracht werden soll, bekannt.
[0012] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren anzugeben, das es erlaubt, ein oberflächengehärtetes
Sintereisenteil mit einer definierten Einhärtetiefe zu schaffen-, unabhängig von seiner
Raumerfüllung bzw. Sinterdichte.
[0013] Die Erfindung wird dadurch gelöst, daß das Sintereisenteil vor Durchführung der Wärmebehandlung
mit einer Alkalisilikatlösung imprägniert wird, daß die an der Oberfläche des Sintereisenteils
anhaftende Alkalisilikatlösung abgespült wird und daß das imprägnierte Sintereisenteil
bei erhöhter Temperatur getrocknet wird. Vorzugsweise als Alkalisilikatlösung eine
Natriumsilikatlösung verwendet.
[0014] Die Vorteile der vorliegenden Erfindung liegen darin, daß nunmehr auch relativ poröse
Sintereisenteile durch eine normale Wärmebehandlung zum Zweck der Härtung mit einer
sehr verschleißfesten Oberflächenschicht versehen werden können, ohne daß dadurch
die Eigenschaften des Kernes des Sintereisenteiles verändert werden.
[0015] Ein weiterer entscheidender Vorteil liegt in der Tatsache, daß mit der Verhinderung
des Eindringens des Kohlenstoffs, Stickstoffs oder Sauerstoffs im Innern des Körpers
die mit der Aufnahme von Fremdatomen verbundene Volumenzunahme des Sintereisenwerkstoffes
verhindert wird. Hierdurch ist es möglich, auch bei oberflächengehärteten Sintereisenteilen,
die üblicherweise bei Sintereisenteilen einzuhaltenden Toleranzen von IT 6 und IT
7 einzuhalten. Durch die bisher mögliche Einsatzhärtung sind dagegen nur Toleranzbereiche
von IT 9 möglich.
[0016] Nicht zu unterschätzen ist auch die Tatsache, daß die' Korrosionsbeständigkeit der
Sintereisenteile durch die Auskleidung der Poren mit Alkalisilikat erheblich gesteigert
wird.
[0017] Im folgenden wird das erfindungsgemäße Verfahren beispielhaft erläutert. Die Sintereisenteile
werden nach dem Sinterprozeß in einem Behälter , an dem eine Pumpe und ein Vorratsgefäß
mit Alkalislilikatlösung angeschlossen ist, so lange evakuiert, bis ein Vakuum von
4 bis 20 torr erreicht ist. Bei noch laufender Vakuumpumpe wird der Hahn zur Pumpe
geschlossen und der Hahn zum Vorratsgefäß geöffnet, so daß die Alkalisilikatlösung
in starkem Strahl einfließen kann. Wenn die Imprägnierflüssigkeit ca. 5 cm über den
Sinterteilen steht, wird die Imprägnierlösungszugabe unterbrochen und das Vakuum im
Behälter langsam aufgehoben. Hierauf bleiben die Sintereisenteile ca. 30 Minuten unter
Atmosphärendruck in der Alkalisilikatlösung stehen. Die Sinterteile werden nun aus
der Lösung genommen. Man lässt die Teile abtropfen und spült schließlich mit kaltem
Wasser. Das Spülen erfolgt entweder durch wiederholtes Tauchen in Wasser oder die
Teile werden sodann an Luft oder mit ölfreier Preßluft getrocknet und stufenweise
im Trockenschrank von 50 bis zu 180 °C erwärmt und getrocknet. Die Trocknungstemperatur
kann ohne Nachteile auch wahlweise weiter erhöht werden, was dann der Fall sein wird,
wenn die Trocknung im selben Ofen erfolgt, in dem die Härtung durchgeführt wird.
[0018] Die besonderen Vorteile bei der Verwendung von Alkalisilikatlösung gegenüber anderen
Imprägnierlösungen bestehen in den äußerst geringen Kosten des Imprägniermittels selbst,
ferner in seiner niedrigen Viskosität, die eine einfache Handhabung zuläßt. Außerdem
ist die Alkalisilikatlösung nicht brennbar, ist geruchslos und hat.keine toxischen
Eigenschaften. In geschlossenen Vorratsbehältern zeigt sie keine Alterungserscheinungen
bzw. Aushärtungen.
[0019] Durch die Benetzung des Metalls ist eine nur geringe Imprägnierzeit erforderlich.
Die Trocknungszeiten sind im Vergleich zu denjenigen anderer Imprägniermittel relativ
kurz. Nach erfolgter Aushärtung des Imprägniermittels können die oben angegebenen
Wärmebehandlungsverfahren zur Härtung von Eisenteilen angewendet werden. Da nun die
Porenwände durch das Alkalisilikat vor Eindringen von Kohlenstoff, Stickstoff bzw.
Sauerstoff weitgehendst geschützt sind, tritt eine Aufkohlung, Carbonitrierung, Nitrierung
bzw. Oxidation lediglich über die Oberfläche ein. Das Eindringen dieser Elemente in
das Sintereisenteil wird somit ähnlich wie bei massiven Eisenteilen nur von der Oberfläche
durch die Diffusionsgeschwindigkeit der Fremdatome im Metall gesteuert. Hieraus folgt,
daß die Einlagerung der Fremdatome lediglich in einer Oberflächenschicht erfolgt und
es somit eine Oberflächenhärtung mit einer gezielten Einhärtetiefe erreicht wird.
[0020] Zur näheren Erläuterung der Erfindung wird folgendes Beispiel angegeben.
[0021] Es wurde ein Sintereisenteil aus einem Standardeisenpulver ohne weitere Zusätze durch
Pressen des Sinterpulvers und Glühen des Presslings in nichtoxidierender Atmosphäre
hergestellt. Die Dichte betrug 6,6 g/cm
3, die Raumerfüllung betrug 84 %. Ein Teil der Sintereisenteile wurde nach vorgehend
beschriebenen Verfahren mit Natriumsilikatlösung imprägniert, abgespült und bei 180
C getrocknet. Bei dem anderen Teil der Sintereisenteile wurde diese Behandlung nicht
durchgeführt. Sowohl die imprägnierten, als auch die nicht imprägnierten Sintereisenteile
wurden derselben Aufkohlungsbehandlung unterworfen. Die Aufkohlungszeit betrug 2 Stunden
bei einer Temperatur von 870 °C; als Aufkohlungsmedium wurde Endogas mit einem Taupunkt
- 2 °C verwendet.
[0022] Die Härtung erfolgte durch nachfolgendes Abschrecken in einem Ölbad. Anschließend
wurden die Teile aufgeschnitten und die Vickershärte HV 0,3 in verschiedenen Abständen
von der Oberfläche gemessen. Das Messergebnis ist in Fig. 1 dargestellt. Die Kurven
zeigen die Härte in Abhängigkeit vom Abstand zur Oberfläche. Aus der Kurve (A), die
bei Teilen ohne Natriumsilikatimprägnierung gemessen wurde, ergibt sich, daß bis zu
einer Tiefe von 1,5 mm von der Oberfläche die Härte praktisch konstant ist. Demgegenüber
fällt die Kurve (B) für das Teil mit einer Natriumsilikatbehandlung steil ab und erreicht
bei etwa 0,5 mm Tiefe bereits den Wert des Ausgangsmaterials vor dem Härten.
1. Verfahren zur Herstellung eines oberflächengehärteten Sintereisenteils, bei dem
man
a. ein Sintereisenteil pulvermetallurgisch fertigt,
b. das Sintereisenteil mit einer Alkalisilikatlösung imprägniert,
c. die an der Oberfläche des Sintereisenteils anhaftende Alkalisilikatlösung abspült,
d. die imprägnierten Sintereisenteile trocknet,
e. das Sintereisenteil einer zur Härtung von Eisenteilen geeigneten Wärmebehandlung
unterzieht,
wobei die Verfahrensschritte a. und e. den Oberbegriff und die Verfahrensschritte
b. bis d. den kennzeichnenden Teil bilden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß die Alkalisilikatlösung
Natriumsilikatlösung ist.
3. Sintereisenteile hergestellt nach einem Verfahren nach Anspruch 1 oder Anspruch
2.