[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein photographisches Material, das in mindestens
einer Schicht als Bindemittel eine Gelatine mit einem Gehalt an Mikrogel, Oligomeren
der a-Gelatine, a-Gelatine und Bruchstücken der a-Gelatine (Peptiden) enthält.
[0002] Gelatine ist bekanntlich ein gereinigtes Protein, welches durch partielle Hydrolyse
aus dem Skleroprotein (Gerüsteiweiss) Kollagen gewonnen wird. Aufgrund der Verschiedenartigkeit
der in der Gelatineproduktion eingesetzten Rohstoffe, nämlich Hautmaterial von Rindern
und Kälbern, Schweineschwarten und Ossein (entmineralisierte, meist zerkleinerte Knochen),
sowie der technologisch sehr unterschiedlichen Herstellungsverfahren variiert die
gewonnene Gelatine in ihren chemischen und physikalischen Eigenschaften erheblich.
[0003] Gewöhnlich wird das Rohmaterial einem alkalischen Aufschluss, z.B. mittels Kalkmilch
oder Natronlauge, unterworfen (sog. « Aescherung ») und anschliessend in einer im
wesentlichen neutralen Lösung ausgeschmolzen. Daneben ist auch das sog. « saure Aufschlussverfahren
» bekannt, bei dem die alkalische Vorbehandlung entfällt und in saurem Medium ausgeschmolzen
wird. Die jeweils anfallenden Gelatinelösungen werden filtriert, konzentriert und
getrocknet. Einzelheiten der Gelatineherstellungsverfahren sind z.B. aus G. Reich,
« Kollagen », 1966, S. 242 ff, Verlag Theodor Steinkopff, Dresden und A.G. Ward und
A. Courts, «
Sc
ience and Technology of Gelatin », 1977, Academic Press, bekannt.
[0004] Die Eigenschaften der so gewonnenen Gelatine hängen im weitem Masse vom verwendeten
Rohmaterial, vom gewählten Aufschlussverfahren und besonders stark von den Reaktionsbedingungen
während des Aufschlusses, der Extraktion und der Trocknung ab. Die Methoden der Gelatineherstellung
und die Erzielung bestimmter gewünschter Eigenschaften beruhen zu einem grossen Teil
auf empirischer Erfahrung. Man erreicht damit zwar einen beachtlichen Grad von Reproduzierbarkeit.
Es hat sich allerdings gezeigt, dass Gelatinen, welche für die Herstellung photographischer
Produkte verwendet werden, stets im praktischen Versuch getestet werden müssen. Andernfalls
wäre es nicht möglich, photographische Materialien mit der erforderlichen Gleichmässigkeit
herzustellen.
[0005] Hauptbestandteil der Rohmaterialien ist das sog. Tropokollagen, ein wohldefiniertes
Proteinmolekül, welches aus zwei identischen α
1-Ketten und einer davon etwas abweichenden α
2-Kette besteht, welche in der Nähe ihrer N-terminalen Aminosäure miteinander verknüpft
sind. Die Aminosäuresequenz der a
1-Kette ist für den Fall des Kalbshaut-Kollagens genau bekannt ; das Polypeptid besteht
aus einer linearen Kette von 1 052 Aminosäuren. Siehe dazu P.I. Rose & S. Gross «
Photographic Gelatine », (Herausg. R.J. Cox), S. 89, Academic Press 1976.
[0006] Gelatine besteht aus einem Gemisch verschiedener Bruchstücke des Tropokollagens,
die beim sauren oder alkalischen Abbau entstehen. Man unterscheidet als Hauptbestandteile
die vier folgenden Fraktionen, die je nach Herkunft der Gelatine in verschiedenen
Mengenverhältnissen vorliegen :
1. a-Gelatine : Intakte a-Polypeptidketten Molekulargewicht 9,5 · 104
2. Oligomere der a-Kette, bestehend aus 2 bis 15 verknüpften a-Ketten Molekulargewicht
105-106
3. « Mikrogel » : Polymere von bis zu 1 000 verknüpften a-Ketten Molekulargewicht
107-108
4. « Peptide » : Verschieden grosse Spaltstücke der a-Kette Molekulargewicht 1 bis
9.104.
[0007] Ein typische Zusammensetzung herkömmlicher Gelatinesorten, welche durch alkalische
Vorbehandlung des Rohmaterials und anschliessende Extraktion mit Wasser bei etwa 45°
bis 60°C gewonnen werden, ist in der folgenden Tabelle 1 angegeben.

[0008] Siehe dazu A. Veis, « The Macromolecular Chemistry of Gelatin », Academic Press 1978,
ferner I. Tomka, Chimia 30 534 ff. (1976 No. 12). Die Zerlegung der Gelatine in die
verschiedenen Fraktionen wurde von I. Tomka et al. in J. Phot. Sci., 23 97 (1975)
eingehend beschrieben.
[0009] Es hat sich inzwischen gezeigt, dass die vier Hauptfraktionen der Gelatine deren
physikalische Eigenschaften und Verwendbarkeit in ganz unterschiedlicher Art bestimmen
:
Wertvollster Bestandteil sind die a-Fraktion und deren Oligomere bis zu einer Grösse
von ca. 10-15 a-Einheiten. Dank der speziellen Konfiguration in der Aminosäuresequenz
sind sie weitgehend bestimmend für die Erstarrungseigenschaften der Gelatinelösungen.
Lösungen dieser Fraktionen besitzen wegen des nach oben begrenzten Molekulargewichts
eine niedrige bis mittlere Viskosität, wie sie für die Herstellung photographischer
Schichten vielfach erwünscht ist.
[0010] Die als « Mikrogel bezeichnete Fraktion mit höchstem Molekulargewicht trägt erfahrungsgemäss
wegen ihres ohnehin geringen Anteils nicht viel zur Netzstruktur der gelierten Gelatine
bei und vermag insbesondere nicht, die Erstarrungsgeschwindigkeit wesentlich zu beeinflussen.
Wegen ihres teilweise extrem hohen Molekulargewichts ist diese Fraktion jedoch in
starkem Masse für die Viskosität der wässerigen Gelatinelösungen bestimmend. Ein hoher
Anteil an Mikrogel ist deshalb in den Fällen erwünscht, wo man aus giesstechnischen
Gründen eine hohe Viskosität bevorzugt ; auf viskositätserhöhende Zusätze kann in
diesen Fällen verzichtet werden ; ist in anderen Fällen eine niedrige Viskosität erwünscht,
so wird man Gelatine mit niedrigem Mikrogelgehalt bevorzugen.
[0011] Die Fraktion der Peptide, d.h. der Spaltstücke der a-Gelatine ist - in Bezug auf
die physikalischen Eigenschaften - der am wenigsten wertvolle Bestandteil der Gelatine.
Es hat sich gezeigt, dass die Peptide am Aufbau des Netzwerkes nicht teilnehmen, sondern
weitgehend in Solform verbleiben. Sie schwächen damit die Netzstruktur und verzögern
die Gelbildung. Langsam erstarrende Gelatinen enthalten damit stets einen grossen
Anteil an Peptiden.
[0012] Es hat sich darüber hinaus gezeigt, dass die Gelbildung noch durch einen weiteren
Faktor gestört werden kann : Natives Kollagen enthält ausschliesslich Aminosäuren
in L-Konfiguration. Bei länger dauerndem Aufschluss kann eine allmähliche Racemisierung
auftreten, wodurch ein Teil der L-Aminosäuren in die D-Form umgelagert wird. Bei grösseren
Anteilen an D-Aminosäuren innerhalb der Ketten kann der Aufbau eines zusammenhängenden
Netzwerkes aus sterischen Gründen gestört werden ; die Erstarrungszeit der Lösungen
wird dadurch erheblich verlängert. Gelatine mit möglichst kleinem Gehalt an D-Aminosäureresten
ist daher anzustreben.
[0013] Bei zahlreichen Anwendungen von Gelatine auf dem lebensmittel-, Pharma- und Photogebiet
ist es höchst erwünscht, eine rasch erstarrende Gelatine zu haben, weil diese sich
beispielsweise technologisch besonders bequem handhaben lässt und reproduzierbare
Erzeugnisse von gleichbleibender Qualität ergibt. Die Erstarrungszeiten bekannter
Gelatinen (gemessen bei 16 °C und mit 2,5 g Gelatine in 1 dl Wasser) liegen weit oberhalb
einer Minute, was in vielen Anwendungsfällen zu erheblichen Schwierigkeiten führt.
[0014] Es ist Aufgabe der Erfindung, eine neue Gelatine als Bindemittel für photographische
Emulsionen vorzuschlagen, deren Erstarrungszeit kleiner als diejenige bekannter Gelatinesorten
ist und insbesondere unterhalb einer Minute liegen.
[0015] Die Aufgabe wird erfindungsgemäss dadurch gelöst, dass die Gelatine einen Gehalt
an Bruchstücken der a-Gelatine (Peptide) kleiner als 25 Gew.% hat.
[0016] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist daher ein photographisches Material, das
auf einem Träger in mindestens einer Schicht als Bindemittel Gelatine mit einem Gehalt
an Mikrogel, Oligomeren der a-Gelatine, a-Gelatine und Bruchstücken der a-Gelatine
(Peptiden) enthält, dadurch gekennzeichnet, dass in der Gelatine der Gehalt an Bruchstücken
der a-Gelatine (Peptide) mit einem Molekulargewicht von höchstens g. 104 kleiner als
25 Gewichtsprozent ist.
[0017] Gegenstand der vorliegenden Erfindung sind ferner ein Verfahren zur Herstellung der
erfindungsgemässen photographischen Materialien, die Verwendung der neuen Gelatinen
als Bindemittel in photographischen Schichten (Materialien) sowie die Verwendung der
photographischen Schichten (Materialien) zur Herstellung photographischer Abbildungen.
[0018] Der Peptidgehalt liegt insbesondere unter 20 Gewichtsprozent und vorzugsweise auch
unter 10 Gewichtsprozent.
[0019] Bevorzugte Gelatinen enthalten in der Regel 2 bis 20, vorzugsweise 5 bis 15 Gewichtsprozent
Mikrogel, 30 bis 70 Gewichtsprozent Oligomere der a-Gelatine (n = 2-15), 20 bis 60
Gewichtsprozent a-Gelatine und weniger als 25 Gewichtsprozent an Peptiden.
[0020] Gleichzeitig beträgt der Gehalt an Aminosäureresten mit D-Konfiguration in den gelbildenden
Fraktionen höchstens 5 Gewichtsprozent.
[0021] Das Molekulargewicht der Bestandteile des Mikrogels liegt etwa zwischen 10
7 und 10
8, die Oligomeren der a-Gelatine weisen Molekulargewichte im Bereich von etwa 10
5 bis 10
6 auf, während das Molekulargewicht der a-Gelatine etwa 9.5.10
4 beträgt und die Bruchstücke der a-Gelatine (Peptide) ein solches von etwa 10
4 bis 9.104 aufweisen.
[0022] Eine erfindungsgemässverwendete Gelatine zeichnet sich auch dadurch aus, dass sie
eine hohe Viskosität besitzt. Der bevorzugte Viskositätsbereich liegt zwischen 2,5
und 12,5 mPa.s, vorzugsweise zwischen 4,5 und 10,5 mPa.s.
[0023] Die angegebenen Viskositätswerte beziehen sich auf eine 6,67 %ige Gelatinelösung
(6,67 g Gelatine in 100 ml Wasser) bei 60 °C. Für 6,67 %ige Lösungen der Gelatine
und bei 40 °C beträgt die Viskosität etwa 8 bis 20 mPa.s.
[0024] Es ist ferner möglich, durch Vermischen geeigneter Gelatinefraktionen, die sich jeweils
durch niedrigen Peptidgehalt bzw. hohe Viskosität auszeichnen, zu besonders kurzen
Erstarrungszeiten zu gelangen. In entsprechenden Versuchen wurden beispielsweise Erstarrungszeiten
von 2 bis 20 Sekunden bei 16 °C mit 2,5 g Gelatine in 1 dl Wasser erzielt.
[0025] Ein bevorzugtes Verfahren zur Herstellung einer erfindungsgemässverwendeten Gelatine
zeichnet sich dadurch aus, dass die Gelatine aus in herkömmlicher Weise alkalisch
vorbehandeltem Rohmaterial in einem Temperaturbereich (Sudtemperatur) zwischen 70
und 100 °C während einer Zeitdauer (Sudzeit) von 5 bis 120 Minuten bei einem pH-Wert
(Sud-pH) zwischen 5,5 und 7,0 ausgeschmolzen (extrahiert) wird.
[0026] Bei der Herstellung der erfindungsgemässverwendeten Gelatine geht man am besten von
alkalisch (z.B. mit wässerigen Calciumhydroxyd- oder Natriumhydroxyd-Lösungen) in
herkömmlicher Weise vorbehandeltem Rohmaterial aus, obwohl grundsätzlich auch in saurem
Medium gearbeitet werden kann. Um die gewünschten kurzen Erstarrungszeiten zu erhalten,
ist es wesentlich, dass man im Gegensatz zur bisher üblichen, schonenden Langzeit-Extraktion
(mit längerer Verweilzeit des Extraktionswassers bzw. der sich stetig anreichernden
Gelatinelösung bei niedriger Temperatur) eine Hochtemperatur-Kurzzeitreaktion ausführt.
Hierunter versteht man, dass die Gelatine in einem Temperaturbereich (Sudtemperatur)
zwischen etwa 70 und 100 °C während einer Zeitdauer (Sudzeit) von etwa 5 bis 120 Minuten
extrahiert oder ausgeschmolzen wird. Der pH-Wert (Sud-pH) liegt dabei zwischen etwa
5,5 und 7,0, vorzugsweise zwischen 6,5 und 7,0. Auch ein schwach alkalischer Sud-pH
bis etwa 8,5 kann geeignet sein. Ein besonders vorteilhafter Bereich für die Sudtemperatur
liegt zwischen etwa 70 und 82 °C, eine besonders bevorzugte Sudzeit liegt zwischen
etwa 20 und 40 Minuten.
[0027] Die auf diese Weise anfallenden, wässerigen Gelatinelösungen werden innerhalb von
1 bis 60 Minuten, vorzugsweise innerhalb 1 bis 5 Minuten auf Temperaturen von unterhalb
55 °C, vorzugsweise unterhalb 45 °C abgekühlt. Wichtig ist ausserdem eine kurzfristige
Ueberführung in die Gelphase. Diese Ueberführung erfolgt bei den erfindungsgemässen
Herstellungsverfahren innerhalb von 5 bis 45 Minuten, vorzugsweise innerhalb von 5
bis 15 Minuten.
[0028] Während somit nach den bekannten Verfahren über mehr als 2 Stunden und bei verhältnismässig
niedrigen Temperaturen unterhalb 70 °C extrahiert wird, ist es für die erfindungsgemässverwendeten
Gelatine notwendig, sehr kurzzeitig unter Sicherstellung guter Wärmeübergangsverhältnisse
bei höheren Temperaturen zu extrahieren. Durch Einsatz der Elektrophorese-Methode,
welche die Feststellung der jeweiligen Gelatinezusammensetzung ermöglicht, kann das
erfindungsgemässe Verfahren so geführt werden, dass zu bestimmten Zeiten in bestimmten
Abzugsfolgen Gelatinen mit hohen Viskositäten bei gleichzeitiger Peptidarmut anfallen.
[0029] Ein weiteres Verfahren zur Herstellung der erfindungsgemässverwendeten Gelatinen
ist die Fraktionierung von handelsüblichen Gelatinen, wobei mit Hilfe der Gelchromatographie
die Zusammensetzung überprüft wird.
[0030] Die erfindungsgemässverwendeten Gelatinen haben nicht nur eine besonders günstige
Erstarrungszeit, sondern sind gleichzeitig aufgrund ihrer hohen Viskosität für die
Anwendung in gewissen modernen Giesstechniken, z.B. Vorhangguss, deswegen besonders
geeignet, weil ihnen keine viskositätserhöhenden Stoffe, z.B. zur Herstellung photographischer
Schichten, beispielsweise Natriumzellulosesulfat, zugesetzt zu werden brauchen. In
manchen Anwendungsfällen beeinträchtigen diese Zusatzstoffe nämlich die übrigen Eigenschaften
des Gelatineerzeugnisses (Verfärbung).
[0031] Ein weiterer entscheidender Vorteil der erfindungsgemässverwendeten Gelatine liegt
darin, dass bei industriellen Verfahren der Gelatine-Trocknungsprozess abgekürzt werden
kann. Unter Beibehaltung einer üblichen Trocknungsstrecke können beispielsweise die
Temperaturen der Trocknungsluft angehoben werden, da der Schmelzpunkt der erfindungsgemässverwendeten
Gelatine um 1 bis 3 °C höher als herkömmlicher Gelatinesorten ist. Bei anderen industriellen
Verfahren kann das Anblasen mit Kühlluft entfallen oder reduziert werden.
[0032] Photographische Materialien bestehen in der Regel aus einer flächigen Unterlage,
auf welche mindestens eine, meist jedoch mehrere dünne Schichten aufgetragen sind.
Mindestens eine dieser Schichten ist lichtempfindlich und besteht im Falle von konventionellem
photographischem Material aus einer feinen Dispersion von Silberhalogenid in einem
hydrophilen kolloidalen Bindemittel. Die lichtempfindlichen und gegebenenfalls weiteren,
nicht lichtempfindlichen Schichten können ausserdem eine Anzahl weiterer Substanzen,
wie z.B. Farbstoffe, Farbkuppler, Sensibilisatoren, Stabilisatoren, Lösungsmittel,
Netzmittel oder Härtungsmittel, ferner auch zusätzliche, nicht hydrophile Bindemittel
in disperser Form enthalten.
[0033] Seit der Erfindung der Trockenplatte ist Gelatine das bevorzugte hydrophile Bindemittel
für photographische Schichten und ist, ungeachtet der Fortschritte in der Herstellung
polymerer Substanzen, bis heute praktisch nicht ersetzbar. Grund dafür sind die einzigartigen
Eigenschaften der Gelatine, die in keinem anderen natürlichen oder synthetischen Stoff
in derart günstiger Weise vereinigt sind :
- Chemische Eigenschaften der Gelatine und ihrer natürlichen Begleitstoffe, welche
die Herstellung von Silberhalogenidschichten mit besonders hoher Lichtempfindlichkeit
erlauben ;
- Quellbarkeit und Permeabilität für wässerige Verarbeitungslösungen ;
- Günstige Eigenschaften als Schutzkolloid, welche die Herstellung und Stabilisierung
feindisperser Emulsionen und Dispersionen, insbesondere von Silberhalogeniden gestatten
;
- Physikalische Eigenschaften der Gelatinelösungen, welche den Auftrag und das Trocknen
dünner gleichmässiger Schichten begünstigen.
[0034] Die Technologie der Herstellung von photographischen Materialien bringt es mit sich,
dass Gelatinen von sehr unterschiedlichen Eigenschaften zur Verfügung stehen müssen.
Dies betrifft vor allem deren chemische Eigenschaften, von denen die Sensitometrie
der lichtempfindlichen Schichten in hohem Masse abhängt. Es ist der Gelatineindustrie
gelungen, die wechselnden Anforderungen der photographischen Technik in immer weiterem
Ausmass zu erfüllen und insbesondere auch die Ansprüche, die an die Reproduzierbarkeit
des Materials gestellt werden; zu befriedigen.
[0035] Bei der Herstellung photographischer Materialien, insbesondere bei der präzisen und
rationellen Herstellung der dünnen photographischen Schichten, spielen neben den chemischen
auch die physikalischen Eigenschaften der verwendeten Gelatine eine ausschlaggebende
Rolle. Zwei Eigenschaften sind dabei besonders wichtig : die Viskosität der wässerigen
Lösungen und deren Erstarrungsgeschwindigkeit.
[0036] Wässerige Gelatinelösungen sind bekanntlich nur bei höheren Temperaturen flüssig.
Unterhalb von etwa 30 °C erstarren sie innert kürzerer oder längerer Zeit zu einem
elastischen Gel. Eine Ausnahme hiervon machen nur sehr verdünnte Lösungen mit einer
Konzentration von weniger als etwa 1 %, die bei allen Temperaturen flüssig bleiben.
Die Fähigkeit, zu einem nichtfliessenden Gel zu erstarren, ist ein wichtiges Merkmal,
welches die Herstellung und Trocknung von präzisen dünnen Schichten sehr erleichtert,
wenn nicht überhaupt erst ermöglicht.
[0037] Der Auftrag der photographischen Schichten auf die Unterlage erfolgt stets in flüssigem
Zustand, wobei oftmals sogar mehrere flüssige Schichten gleichzeitig aufgebracht werden.
Die Schichten müssen anschliessend getrocknet werden. Dies erfolgt am schnellsten
und zweckmässigsten durch Aufblasen von warmer Luft. Da es nicht möglich ist, ein
Material mit ungetrockneten Schichten aufzurollen, müssen Schichtauftrag und Trocknung
stets in einem Durchgang kontinuierlich erfolgen. Beim Trocknungsvorgang ist es wesentlich,
dass die mit hoher Präzision aufgegossenen Schichten weder durch die Schwerkraft noch
durch die sich bewegende warme Luft deformiert werden. Diese Forderung kann bei gelatinehaltigen
Schichten in besonders einfacher Weise dadurch erfüllt werden, dass man die Schichten
vor Beginn des Trocknungsvorganges möglichst rasch zu einem Gel erstarren lässt, indem
man den beschichteten Träger durch eine Kühistrecke leitet. Je rascher nun die Erstarrung
der Schicht erfolgt, desto geringer wird der technische Aufwand für die Kühlstrecke
und desto höher kann auch die Durchlaufgeschwindigkeit gewählt werden. Eine allgemeine
beschreibung der beschichtungs- und Trocknungstechnologie photographischer Materialien
findet sich z.B. in B. M. Deryagin et al. « Film Coating Theory •, Focal Press 1964.
[0038] Die Erstarrungsgeschwindigkeit von Gelatinelösungen ist im allgemeinen konzentrations-
und temperaturabhängig. Sie kann durch Erhöhung der Gelatinekonzentration in der Beschichtungslösung
verbessert werden. Einer solchen Arbeitsweise sind aber von der Beschichtungstechnik
gewisse Grenzen gesetzt, die nicht überschritten werden können. Auch kolloidchemisch
sind allzu konzentrierte Giesslösungen oft instabil und können z.B. zu Entmischungen
oder zum Ausflocken einzelner Komponenten neigen.
[0039] Mit den erfindungsgemässverwendeten Gelatinen kann man diese Nachteile bei der Herstellung
photographischer Schichten (Materialien) weitgehend überwinden. Gegenstand der vorliegenden
Er-' findung ist damit auch die Verwendung dieser Gelatinen als Bindemittel zur Herstellung
photographischer Schichten (Materialien) bzw. ein Verfahren zur Herstellung von photographischen
Materialien bestehend aus einem Träger und mindestens einer photographischen Schicht,
dadurch gekennzeichnet, dass man als Bindemittel für mindestens eine Schicht eine
dieser Gelatinenverwendet. Ein weiterer Gegenstand der Erfindung sind die so erhaltenen
photographischen Materialien. Sie bzw. die Schichten des Materials zeichnen sich durch
gute mechanische Eigenschaften aus. Die gute Verträglichkeit der erfindungsgemässverwendeten
Gelatine mit photographischen Additiven (z.B. Farbstoffen oder Farbkupplern) sowie
das optimale Verhalten bei der photographischen Verarbeitung (nach der Belichtung
des photographischen Materials) wirken sich äusserst vorteilhaft auf die Bildwiedergabe
aus.
[0040] Ausser in der photographischen Industrie sind die erfindungsgemässverwendeten Gelatinen
in der pharmazeutischen und Nahrungsmittelindustrie von besonderem Vorteil. In der
pharmazeutischen Industrie werden medizinische Präparate häufig in Gelatine-Hartkapseln
verpackt. Diese Hartkapseln werden in einem Tauchverfahren hergestellt, bei dem sich
dann besonders gleichmässige Kapseln in reproduzierbarer Weise ergeben, wenn die Erstarrungszeit
der verwendeten Gelatine sehr kurz ist. Diese Hartkapselherstellung im Tauchverfahren
ist ein weiteres wichtiges Anwendungsgebiet für die erfindungsgemässverwendete, rash
erstarrende Gelatine, wobei wegen der hohen Viskosität dieser Gelatine auch die Fliesseigenschaften
in vorteilhafter Weise ausgenutzt werden können.
[0041] Entsprechendes gilt für Speisegelatine, bei der kurze Erstarrungszeiten ebenfalls
höchst erwünscht sein können. Beispielsweise müssen in der Süsswarenindustrie bei
der Herstellung von Marshmallows die hergestellten Schaumstränge nach etwa 30 Sekunden
so weit erstarrt sein, dass sie geschnitten werden können. Während dieser Zeit läuft
der Schaumstrang auf 20 bis 30 m langen Kühlbändern. Eine Verkürzung der Erstarrungszeit
bringt hier eine frühere Schnittmöglichkeit und eine erhebliche Einsparung bei der
Anlagengrösse mit sich. Auch bei der Herstellung von Gummibonbons führt eine Verkürzung
der Erstarrungszeit zu einer Beschleunigung des Produktionsverfahrens und zu einer
Einsparung an z.B. Puderkästen und Lagerraum. Desgleichen führt in der Fisch- und
Fleischwarenindustrie eine Reduzierung der Erstarrungszeit der Gelatine zu einer Leistungssteigerung
und einer Reduzierung der Anlagengrösse, da beispielsweise kürzere Kühltunnel eingesetzt
werden können. Auch im Haushalt ist eine Gelatine mit kurzer Erstarrungszeit von Vorteil,
da es beispielsweise bei der Herstellung von « Götterspeise » oder « Sülze » nicht
mehr erforderlich ist, die mit Gelatinelösung gefüllten Gefässe mehrere Stunden lang
in den Kühlschrank zu stellen. Die zu langsame Erstarrung handelsüblicher Gelatinen
stellte weiterhin bisher ein unüberwindbares Hindernis für die Verwendung von Gelatine
bei der Herstellung von Tortenguss dar. Durch die zu langsame Erstarrung dringt die
noch flüssige Gelatinelösung in den Tortenboden ein und weicht diesen auf. Für Tortenguss
werden deshalb nur schnell erstarrende Geliermittel wie Pektin, Agar-Agar, Carragheene
und Alginate eingesetzt. Eine Verkürzung der Erstarrungszeit erschliesst der Gelatine
auch dieses Anwendungsgebiet, wobei der Ersatz der zuvor genannten Geliermittel durch
Gelatine deswegen besonders vorteilhaft ist, weil jene Geliermittel, die nicht nur
im Konditoreigewerbe, sondern auch in anderen Zweigen der Nahrungsmittelindustrie
wegen ihrer kurzen Erstarrungszeit häufig eingesetzt werden, mit geschmacklichen und
texturmässigen Nachteilen verbunden sind.
Beispiel 1
[0042] Knochenschrot aus schlachtfrischen Rohknochen wird durch Wasserentfettung schonend
entfettet und unter milden Bedingungen in herkömmlicher Weise mazeriert. Anschliessend
wird in der üblichen Weise alkalisch geäschert und neutralisiert. Ein erster Abzug
wird bei einem Sud-pH-Wert von 6,5 und einer Temperatur von 72 °C während 35 Minuten
und ein zweiter Abzug bei gleichem pH-Wert bei 78 °C während weiteren 20 Minuten extrahiert.
Hierauf wird bei einem Sud-pH von 6,5 und bei 80 °C der dritte Abzug entsprechend
50 bis 65 % der Gesamtausbeute während 25 Minuten in einem herkömmlichen Rührkessel
extrahiert. Ein teilkontinuierliches Extraktionsverfahren führt zu denselben Ergebnissen.
Die anfallende Gelatinelösung wird innerhalb 3 bis 5 Minuten auf 50 °C herabgekühlt
und im Verlauf von etwa 10 Minuten in die Gelphase überführt. Die im dritten Abzug
gewonnene Gelatine hat die in Tabelle 2 unter der Probenummer 4 angegebenen Kenndaten.
[0043] Auch der zweite (Tabelle 2, Probenummer3) und vierte (Tabelle 2, Probenummer 1) Abzug
(Sud-pH-Wert 6,7, bei 84 °C und 20 Minuten), generell die mittleren Abzüge entsprechend
etwa 45 bis 75
% der Gesamtausbeute können noch brauchbare, hochviskose Gelatinen mit nierigem Peptidgehalt
im Sinne der Erfindung ergeben.
Beispiel 2
[0044] Kräftiger Rinderspalt wird wie üblich geschnitten, gewaschen und mit wässeriger Calciumhydroxyd-oder
Natriumhydroxydlösung unter den üblichen Bedingungen geäschert. Hierauf wird wie im
Beispiel 1 verfahren. Es fallen hochviskose, peptidarme Gelatinen an, und zwar bereits
in den ersten Abzügen entsprechend 0 bis 20 % der Gesamtausbeute. Die Werte für Sud-pH,
Sudtemperatur und Sudzeit betragen : 7,0, 90 °C bzw. 15 Minuten. Ebenso wie in Beispiel
1 werden die anfallenden Gelatinelösungen innerhalb 3 bis 5 Minuten auf 50 °C herabgekühlt
und im Verlaufe von etwa 10 Minuten in die Gelphase überführt. Die Daten einer so
gewonnenen Gelatine sind in Tabelle unter der Probenummer 2 angegeben.
Beispiel 3
[0045] Frische oder gefrorene Schweineschwarten werden in üblicher Weise gewaschen und gesäuert.
Hierauf wird unter entsprechenden Bedingungen wie in Beispiel 1 angegeben weitergearbeitet,
wobei der Sud-pH-Wert allerdings bei 5,0 liegt. Die Sudtemperatur beträgt 72 °C, die
Sudzeit 15 Minuten. Die Kenndaten der erhaltenen Gelatine sind in Tabelle 2 unter
der Probennummer 5 aufgeführt.

[0046] Zur Definition der Grössen : Grenzviskosität, Gelfestigkeit und Erstarrungszeit siehe
A. Veis « The Macromolecular Chemistry of Gelatin 1964, Academic Press und J. Brandrup,
E. M. Immergut « Polymer Handbook 1978, Interscience.
Beispiel 4
[0047] Die folgende Tabelle 3 illustriert die Bedeutung der Gelatinezusammensetzung der
erfindungsgemässverwendeten Gelatinen und ihres Gehaltes an den verschiedenen Fraktionen,
insbesondere an Peptid-Spaltstücken und an Mikrogel. Die mit den Nummern 6 bis 10
bezeichneten Gelatineproben werden durch Fraktionieren handelsüblicher Gelatinen hergestellt.
Die Zusammensetzung der Fraktionen wird durch präparative Gelchromatographie festgestellt.

[0048] Die Viskositätsmessung einer 6,67 %igen Lösung der Gelatinen 6 bis 10 ergibt bei
40 °C die Werte : 13, 8, 14, 9 und 40 mPa.s.
[0049] Aus der Tabelle 3 ist ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen der Erstarrungszeit
und dem Gehalt der Gelatine an Peptiden ersichtlich. Dagegen sind die Gelfestigkeit
sowie die Viskosität der Gelatinelösungen innerhalb des von der Tabelle 3 erfassten
Bereiches vom Peptidgehalt weitgehend unabhängig.
[0050] Dagegen zeigt es sich deutlich, dass zwischen Gehalt an Mikrogel und der Viskosität
der Lösungen eine gute Korrelation besteht.
[0051] Tabelle 4 zeigt zum Vergleich die entsprechenden Werte von fünf verschiedenen Handelsgelatinen.

[0052] Wie bei den Gelatinen gemäss Tabelle 3 ist auch hier der Zusammenhang zwischen Erstarrungszeit
und Peptidgehalt einerseits, sowie zwischen Viskosität und Mikrogelgehalt andererseits
zu erkennen. Da jedoch die handelsüblichen Gelatinen 11 bis 15 durchvegs höhere Peptidgehalte
aufweisen, erreicht man in keinen Fall die kurzen Erstarrungszeiten der Gelatinen
6 bis 10.
Beispiel 5
[0053] Unter Verwendung einer gemäss Beispiel 1 hergestellten Gelatine (Gelatineprobe No.
4 aus Tabelle 2) wird in folgender Weise eine einen chromogenen Kuppler enthaltende
Silberhalogenidemulsion hergestellt und zu einer photographischen Schicht verarbeitet:
150 mg einer rot sensibilisierten Silberhalogenidemulsion, enthalten 24,37 g Silberbromid
und 7 g Gelatine werden vermischt mit 300 g einer feindispersen Emulsion, enthaltend
20 g des Zweiäquivalent-Cyankupplers der Formel

10 g Trikresylphosphat, 2,5 g eines anionaktiven Dispergators und 15 g Gelatine. Zu
der Mischung werden noch 550 g einer 7 %igen wässerigen Gelatinelösung hinzugefügt.
[0054] Man erhält 1 000 g einer giessfertigen Lösung, enthaltend 1,4 % Silber, 2 % Kuppler
und 6,05 % Gelatine. Die Viskosität bei 40 °C beträgt 16mPa.s und die Erstarrungszeit,
bei 16°C gemessen, 20 Sekunden. Genau die gleiche Erstarrungszeit wird gemessen, wenn
lediglich eine 6,05 % der gleichen Gelatine No.4 ohne weitere Zusätze enthaltende
Lösung verwendet wird.
[0055] Die giessfertige Lösung wird mit einer Schichtdicke entsprechend einem Flächengewicht
von 20 g pro m
2 auf einen Glasträger aufgetragen, durch kurzes Abkühlen erstarrt und schliesslich
durch Aufblasen von warmer Luft getrocknet. Man erhält eine lichtempfindliche Schicht,
die nach Belichtung unter einer transparenten Vorlage und nach der üblichen Verarbeitung
durch Farbentwicklung, Silberbleichen und Fixieren ein negatives Blaugrünbild der
Vorlage liefert.
Beispiel 6
[0056] Eine Giesslösung wird aus 5,2 g erfindungsgemässverwendeten Gelatine der Probenummer
16 (vgl. Tabelle 5), 1,5 g Magentafarbstoff der Formel

und 93,3 g Wasser hergestellt. (Giesslösung No. 1).
[0057] Um die verbesserte Erstarrungscharakteristik der Gelatine hervorzuheben, werden gleiche
Giesslösungen jedoch unter Verwendung üblicher Gelatinen (Nos. 17 und 18, Tabelle
5) hergestellt (Giesslösungen Nos. 2 und 3). Die Erstarrungszeiten sind in Tabelle
6 wiedergegeben. Kürzere Erstarrungszeiten sind in der photographischen Technologie
von Vorteil.

[0058] Die Abkühlzeit ist diejenige Zeit, innerhalb welcher die Erstarrungstemperatur, bei
welcher die Erstarrungszeit der Gelatinen bestimmt und, in der Messaparatur eingestellt
wird.
[0059] Die gemessene Erstarrungszeit ist in allen Fällen eine Funktion der Erstarrungstemperatur
und ist umso länger, je höher die gewählte Erstarrungstemperatur ist. Wie aus der
Tabelle ersichtlich ist, verhält sich die Gelatine 16 in jedem Fall günstiger als
die Vergleichsgelatinen 17 und 18 ; der Effekt ist jedoch bei höherer Erstarrungstemperatur
ausgeprägter.
Beispiel 7
[0060] Mit diesem Beispiel kann gezeigt werden, dass sich die erfindungsgemässverwendeten
Gelatinen in sensitometrischer Hinsicht gleich verhalten wie handelsübliche Vergleichsgelatinen.
Dazu wird eine für graphische Materialien geeignete Silberhalogenidemulsion hergestellt,
indem das Silberhalogenid einmal in einer Lösung der Gelatine No. 16, und zum Vergleich
in einer Lösung der handelsüblichen Gelatine No. 18 gefällt und anschliessend durch
physikalische und chemische Reifung in üblicher Weise zur gebrauchsfertigen Emulsion
weiterverarbeitet wird.
[0061] Die charakteristischen und photographisch relevanten Grössen für die beiden Emulsionen
sind in der nachfolgenden Tabelle 7 wiedergegeben.

[0062] Die obige Tabelle zeigt, dass, abgesehen von geringfügigen Unterschieden, die von
der nicht genau identischen Provenienz der beiden Gelatinen herrühren, die photographischen
Eigenschaften, vor allem die relative Empfindlichkeit der beiden Emulsionen, unter
gleichen Fäll- und Reifbedingungen zu sehr ähnlichen Werten führen. Dabei besitzt
aber, wie im vorangehenden Beispiel6 gezeigt wurde, die Emulsion mit der erfindungsgemässverwendeten
Gelatine wesentlich günstigere physikalische Eigenschaften.
Beispiel 8
[0063] In diesem Beispiel wird als weiteter Test für die photographische Verwendbarkeit
der Gelatinen ein Vergleich der Schleier/Empfindlichkeits-Beziehung bei verzwillingten
oktaedrischen Emulsionen durchgeführt. Unter Verwendung der Gelatinen 16 und 18 werden
die Silberhalogenidemulsionen 3 und 4 hergestellt. Die sensitometrischen Eigenschaften
der Emulsionen werden nach Schwefel- und Schwefel/Gold-Sensibilisierung sowie mit
Hoch-(Blitzlicht) und Niederintensitätsbelichtung ermittels. Die Resultate werden
auf die Korngrösse 0,75
ILm umgerechnet. Die Auswahl der Gelatine für die vorliegende hochempfindliche Emulsion
ist besonders problematisch im Hinblick auf das Erreichen guter Empfindlichkeit/Schleier-Verhältnisse.
Die Ergebnisse, welche nach Entwicklung von 3 Minuten bei 20 °C erzielt werden, sind
in der Tabelle 8 zusammengestellt.

[0064] Die Tabelle zeigt, dass mit der Gelatine No. 16 unter identischen Herstellungsbedingungen
auch in diesem Fall photographische Emulsionen hergestellt werden können, deren sensitometrische
Eigenschaften (Empfindlichkeit und Verhältnis von Maximalschwärzung und Schleier)
sehr weitgehend mit denjenigen, die aus einer handelsüblichen Gelatine hergestellt
werden, übereinstimmen.
[0065] Gleichzeitig ist jedoch die aus der Gelatine No. 16 hergestellte Emulsion wegen ihrer
geringeren Erstarrungszeit von höherem Gebrauchswert für die Herstellung photographischer
Materialien.
1. Photographisches Material, das auf einem Träger in mindestens einer Schicht als
Bindemittel Gelatine mit einem Gehalt an Mikrogel, Oligomeren der a-Gelatine, a-Gelatine
und Bruchstücken der a-Gelatine (Peptiden) enthält, dadurch gekennzeichnet, dass in
der Gelatine der Gehalt an Bruchstücken der a-Gelatine (Peptide) mit einem Molekulargewicht
von höchstens 9-104 kleiner als 25 Gewichtsprozent ist.
2. Photographisches Material nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Peptidgehalt
in der Gelatine kleiner als 20 Gewichtsprozent ist.
3. Photographisches Material nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass der Peptidgehalt
in der Gelatine kleiner als 10 Gewichtsprozent ist.
4. Photographisches Material nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
dass der Gehalt an Mikrogel in der Gelatine zwischen 2 und 20 Gewichtsprozent, an
Oligomeren der a-Gelatine (n = 2 bis 15) zwischen 30 und 70 Gewichtsprozent und an
a-Gelatine zwischen 20 und 60 Gewichtsprozent beträgt.
5. Photographisches Material nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass der Gehalt
an Mikrogel in der gelatine zwischen 5 und 15 Gewichtsprozent, an Oligomeren der a-Gelatine
(n = 2 bis 15) zwischen 30 und 70 Gewichtsprozent und an a-Gelatine zwischen 20 und
60 Gewichtsprozent beträgt.
6. Photographisches Material nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
dass die Gelatine weniger als 5 Gewichtsprozent an Aminosäureresten in D-Konfiguration
enthält.
7. Photographisches Material nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
dass die Gelatine eine Viskosität von 2,5 bis 12,5 mPa.s besitzt (6,67 %ige wässrige
Gelatinelösung, 60 °C).
8. Photographisches Material nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Gelatine
eine Viskosität von 4,5 bis 10,5 mPa.s besitzt (6,67 %ige wässrige Gelatinelösung,
60 °C).
9. Photographisches Material nach Anspruch 1; dadurch gekennzeichnet, dass die Schicht
eine Silberhalogenidemulsionsschicht oder eine Hilfsschicht ist.
10. Verfahren zur Herstellung von photographischen Materialien mit verschiedenen,
sich auf einem Trägermaterial befindlichen Schichten, dadurch gekennzeichnet, dass
man als Bindemittel für mindestens eine Schicht eine Gelatine gemäss einem der Ansprüche
1 bis 8 verwendet.
11. Verwendung der Gelatinen nach den Ansprüchen 1 bis 8 als Bindemittel zur Herstellung
photographischer Schichten.
12. Verwendung der photographischen Materialien nach den Ansprüchen 1 bis 9 zur Herstellung
photographischer Abbildungen.
1. A photographic material which contains, on a base, in at least one layer, as a
binder, gelatin which contains microgel, oligomers of a-gelatin, a-gelatin and fragments
of a-gelatin (peptides), wherein the gelatin contains less than 25 per cent by weight
of fragments of a-gelatin (peptides) with a molecular weight of not more than 9 x
104.
2. A photographic material according to claim 1, wherein the peptide content of the
gelatin is less than 20 per cent by weight.
3. A photographic material according to claim 2, wherein the peptide content of the
gelatin is less than 10 per cent by weight.
4. A photographic material according to any one of claims 1 to 3, wherein the content
of microgel in the gelatin is between 2 and 20 per cent by weight, the content of
oligomers of α-gelatin (n = 2 to 15) is between 30 and 70 per cent by weight and the
content of a-gelatin is between 20 and 60 per cent by weight.
5. A photographic material according to claim 4, wherein the content of microgel in
the gelatin is between 5 and 15 per cent by weight, the content of oligomers of α-gelatin
(n = 2 to 15) is between 30 and 70 per cent by weight and the content of a-gelatin
is between 20 and 60 per cent by weight.
6. A photographic material according to any one of claims 1 to 5, wherein the gelatin
contains less than 5 per cent by weight of aminoacid radicals in the D-configuration.
7. A photographic material according to any one of claims 1 to 6, wherein the gelatin
has a viscosity of 0.002 5 to 0.012 5 Pa.s (6.67 % aqueous gelatin solution, 60 °C).
8. A photographic material according to claim 7, wherein the gelatin has a viscosity
of 0.004 5 to 0.010 5 Pa.s (6.67 % aqueous gelatin solution, 60 °C).
9. A photographic material according to claim 1, wherein the layer is a silver halide
emulsion layer or an auxiliary layer.
10. A process for the production of photographic material with diverse layers located
on a base material, wherein a gelatin according to any one of claims 1 to 8 is used
as the binder format least one layer. i
11. The use of a gelatin according to any one of claims 1 to 8 as a binder for the
production of a photographic layer.
12. The use of photographic material according to any one of claims 1 to 9 for the
production of photographic images.
1. Matériau photographique, qui contient sur un support, dans au moins une couche,
de la gélatine comme liant ayant une teneur en microgel, en oligomères de gélatine
a, en gélatine a et en fragments de gélatine a (peptides), caractérisé par le fait
que dans la gélatine, la teneur en fragments de gélatine a (peptides) ayant un poids
moléculaire maximum de 9-104 est inférieure à 25% en poids.
2. Matériau photographique selon la revendication 1, caractérisé par le fait que la
teneur en peptides dans la gélatine est inférieure à 20 % en poids.
3. Matériau photographique selon la revendication 2, caractérisé par le fait que la
teneur en peptides dans la gélatine est inférieure à 10 % en poids.
4. Matériau photographique selon l'une des revendications 1 à 3, caractérisé par le
fait que la teneur en microgel dans la gélatine se situe entre 2 et 20 % en poids,
en oligomères de la gélatine a (n = 2-15) entre 30 et 70 % en poids, et en gélatine
a entre 20 et 60 % en poids.
5. Matériau photographique selon la revendication 4, caractérisé par le fait que la
teneur en microgel dans la gélatine se situe entre 5 et'15 % en poids, en oligomères
de gélatine a (n = 2 à 15) entre 30 et 70 % en poids, et en gélatine a entre 20 et
60 % en poids.
6. Matériau photographique selon l'une des revendications 1 à 5, caractérisé par le
fait que la gélatine contient moins de 5 % en poids de restes amino-acide sous la
forme d.
7. Matériau photographique selon l'une des revendications 1 à 6, caractérisé par le
fait que la gélatine a une viscosité de 0,002 5 à 0,012 5 Pa.s (solution aqueuse de
gélatine à 6,67 %, 60 °C).
8. Matériau photographique selon la revendication 7, caractérisé par le fait que la
gélatine a une viscosité de 0,004 5 à 0,010 5 Pa.s (solution aqueuse de gélatine à
6,67 %, 60°C)..
9. Matériau photographique selon la revendication 1, caractérisé par le fait que la
couche est une couche d'émulsion d'halogénures d'argent ou bien une couche auxiliaire.
10. Procédé pour la préparation de matériaux photographiques avec diverses couches
se trouvant sur un support, caractérisé par le fait qu'on utilise comme liant, pour
au moins une couche, une gélatine selon l'une des revendications 1 à 8.
11. Utilisation des gélatines selon les revendications 1 à 8, comme liant, pour la
fabrication de couches photographiques.
12. Utilisation de matériaux photographiques selon les revendications 1 à 9 pour la
production d'images photographiques.