[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Entschwefelungsmitteln
mit einem Gehalt von 1 - 6 Gew% an chemisch gebundenem Wasser auf Basis von Calciumoxid
und Kohlenstoff enthaltendem Calciumcarbid für Roheisen- und Stahlschmelzen.
[0002] Es ist allgemein bekannt, Roheisen- und Stahlschmelzen mit Hilfe von Calciumoxid
(nachfolgend kurz als Kalk bezeichnet) und ggf. noch Kohlenstoff enthaltendem Calciumcarbid
(nachfolgend Carbid genannt) zu entschwefeln (DE-PS
11 60 4
57.
DE-
PS 20 3
7 758, DE-PS 22 36 160).
[0003] Bei der Herstellung solcher Entschwefelungsmittel ging man in der Regel bislang so
vor, daß man in schmelzflüssiges Carbid die erforderliche Menge an feinteiligem Kalk
eintrug, um in der Schmelze eine homogene Mischung zu erzeugen, die man anschließend
abkühlen ließ und zerkleinerte.
[0004] Bevorzugt trug man dabei den feinteiligen Kalk in den Strahl des aus dem Ofen abgestochenen
Carbides ein. Obwohl die in Carbidschmelze eintragbare Menge Kalk begrenzt und das
Arbeiten mit flüssigem Carbid mit Gefahren verbunden ist, war man in Fachkreisen bisher
der Auffassung, auf diese Methode nicht verzichten zu können, da man der Meinung war,
nur eine in der Schmelze hergestellte Mischung von CaC
2 und Ca0 sei für eine Entschwefelung von Metallschmelzen am besten geeignet. Entschwefelungsmittel
auf der Basis von Calciumcarbid, welche Stoffe enthalten, die bei der Temperatur der
Metallschmelze Wasser abspalten, sind bereits aus der DE-AS 22 52 795 bekannt. Diese
Mittel, welche Mischungen von handelsüblichem Carbid mit beispielsweise Ca(OH)
2 als wasserabspaltendem Stoff und ggf. Kohlenstoff darstellen, haben den Nachteil,
daß sie durch mechanisches Vermischen hergestellte Gemenge sind, in denen Carbidteilchen
getrennt neben Ca(OH)
2-Teilchen vorliegen, was bei Einsatz dieser Produkte zu einem höheren Verbrauch, ungleichmäßigen
und heftigen Gasreaktionen und einer großen Streubreite bezüglich der Entschwefelungswirkung
führt, wodurch ein gezielter Einsatz dieser Mittel erschwert wird.
[0005] Überraschenderweise wurde nun gefunden, daß man die Nachteile der bekannten Arbeitsweisen
vermeiden und ein hochwirksames Entschwefelungsmittel für Roheisen- und Stahlschmelzen
erhalten kann, wenn man zunächst auf thermischem Wege aus Kalk und Koks ein Calciumcarbid-Calciumoxid-Ausgangsschmelzgemisch
mit einem beliebigen Ca0-Gehalt von 20 bis 80 Gew% erzeugt, welches man durch Abkühlenlassen
zu einem Block erstarren läßt. Während der erstarrte Block noch eine Durchschnittstemperatur
von mehr als 400°C, vorzugsweise zwischen 400°C und der Erstarrungstemperatur der
Schmelze aufweist, bricht man ihn dann auf Korngrößen kleiner als 150 mm vor und gibt
auf das zerkleinerte und noch mindestens 400°C heiße Gemisch Calciumoxid in einer
solchen Menge auf, daß der sich in der entstehenden Mischung ergebende Gesamtgehalt
an Ca0 dem im Endprodukt gewünschten CaO-Gehalt entspricht. Vorzugsweise gibt man
so viel Calciumoxid auf, daß sich in der Mischung ein Gesamtgehalt an Ca0 von über
45 bis 90 Gew% ergibt. Anschließend wird dann diese Mischung unter intensiver Vermengung
mir freiem Kohlenstoff und Carbonat in Gegenwart von Luft oder Stickstoff mit einem
Feuchtigkeitsgehalt von 5 bis 20 g/m
3 (bei 1,013 bar und 273,15 K) bei Temperaturen unterhalb 100°C, vorzugsweise bei 10
- 50°C, auf Korngrößen kleiner als 10 mm, vorzugsweise kleiner als 0,1 mm, gemahlen.
[0006] Bei der Vermengung mit freiem Kohlenstoff und Carbonat gibt man bevorzugt eine solche
Menge davon zu, daß das Endprodukt 0,5 bis 8 Gew% freien Kohlenstoff und 0,5 bis 20
Gew% Carbonate des Calciums, Magnesiums oder Natriums enthält.
[0007] Vorzugsweise setzt man ein Calciumcarbid-Calciumoxid-Ausgangsschmelzgemisch mit einem
Ca0-Gehalt von 20 bis 45 Gew% ein, das in bekannter Weise auf thermischem Wege aus
Kalk und Koks gewonnen wurde. Man kann aber auch so verfahren, daß man zunächst ein
Calciumcarbid-Calciumoxid-Ausgangsschmelzgemisch mit einem Ca0-Gehalt von über 45
bis 80 Gew% herstellt, indem man in eine vorliegende Calciumcarbidschmelze, die einen
Calciumoxidgehalt bis zu 45 Gew% aufweist, feinteiliges Calciumoxid bis zu einem Ca0-Gehalt
von höchstens 80 Gew% einträgt und erst dann das Ganze zu einem Block erstarren läßt,
bevor man diesen bei Temperaturen oberhalb 400°C vorbricht.
[0008] Außer daß das Vermischen des Kalkes mit einer Carbidschmelze und den damit verbundenen
Schwierigkeiten vermieden werden kann, besitzt das erfindungsgemäße Verfahren u.a.
auch die weiteren Vorteile, daß zur Erzeugung der Carbidschmelze nicht jeweils eine
bestimmte Möllerzusammensetzung eingestellt und der Kalk vorher nicht auf eine bestimmte
Korngröße feingemahlen werden muß, sondern daß von einem Carbidblock ausgegangen werden
kann, dessen CaC
2 : CaO-Gewichtsverhältnis innerhalb eines sehr weiten Bereiches schwanken, d.h. praktisch
beliebig sein kann, und der Kalk auch in grobkörniger Form, beispielsweise in einer
Korngröße zwischen 8 und 60 mm, eingesetzt werden kann.
[0009] Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäß hergestellten Mittels besteht darin, daß
auf der Oberfläche jedes einzelnen Kornes Ca(OH)
2 dicht neben CaC
2 vorliegt, wodurch die Entschwefelungsreaktion sehr früh und gleich- mäßig in Gang
gesetzt wird. Dadurch werden bei vergleichbaren Entschwefelungsergebnissen geringere
Mengen des Entschwefelungsmittels benötigt und gezieltere Ergebnisse ermöglicht.
Beispiel 1
[0010] Aus einer für die Herstellung von technischem Carbid üblichen Schmelze mit einem
CaC
2-Gehalt von 80 Gew% und Ca0-Gehalt von 20 Gew% wurde in einem Tiegel durch Abkühlenlassen
dieser Schmelze in bekannter Weise ein Carbidblock entsprechender Zusammensetzung
erzeugt.
[0011] Nachdem sich der Block auf eine Durchschnittstemperatur von etwa 600°C abgekühlt
hatte, wurde er auf Korngrößen kleiner als 150 mm vorgebrochen und das noch 500°C
heiße Carbid mit so viel Kalk einer Korngröße von 8 bis 60 mm überschichtet, daß die
sich ergebende Mischung einen Ca0-Gehalt von insgesamt 50 Gew% enthielt. 850 kg dieser
Mischung wurden mit 100 kg Kalkstein (Körnung kleiner 1 mm) und 50 kg Koksgrus (Körnung
kleiner 3 mm) vermischt und unter Durchleiten von 1500 m
3/h Luft mit einem Feuchtigkeitsgehalt von 10 g/m
3 (bei 15°C) in einer Rotationsmühle mit einem Durchsatz von 500 kg/h bei 50°C auf
Korngrößen zwischen 0 und 0,1 mm gemahlen. Das erhaltene Produkt enthielt 2 Gew% chemisch
gebundenes Wasser.
[0012] Mit 1500 kg dieses Produktes wurden 300 000 kg einer Roheisenschmelze, die 0,03 Gew%
Schwefel enthielt, in bekannter Weise entschwefelt. Der S-Gehalt des behandelten Eisens
betrug weniger als 0,005 Gew%.
Beispiel 2
[0013] In bekannter Weise wird aus Kalk und Koks Calciumcarbid thermisch hergestellt,wobei
die Kalk-Koks-Mischung im gesamten Möller auf ein Gewichtsverhältnis von etwa 110
: 40 eingestellt wird, was einem Carbid mit einem CaO-Gehalt von etwa 45 Gew% entspricht.
[0014] Dem Abstichstrahl dieses Carbides wird Ca0 der Körnung 3-8 mm in einer solchen Menge
zudosiert, daß sich im Abstichtiegel ein Durchschnittsgehalt von ca. 80 Gew% Ca0 ergibt
(auf 1 Tonne Abstichstrahl etwa 1,2 - 1,3 t Ca0).
[0015] Nach dem Abkühlen des Tiegels auf eine Durchschnittstemperatur von nicht unter 600°C,
was bereits nach 4 Stunden der Fall ist, wird der Block auf eine Korngröße kleiner
als 150 mm vorgebrochen und auf das heiße Gemisch soviel Kalk der Körnung 8 bis 60
mm geschichtet, daß der Durchschnitts-Ca0-Gehalt 90 Gew% beträgt. 875 kg dieser Mischung
werden mit 100 kg Kalkstein (Körnung kleiner 1 mm) und 25 kg Koksgrus (Körnung kleiner
3 mm) vermischt und unter Durchleiten von 1500 m
3/h Luft mit einem Feuchtigkeitsgehalt von 10 g/m
3 (bei 15
0C) in einer Rotationsmühle mit einem Durchsatz von 500 kg/h bei 50°C auf eine Korngröße
kleiner als 0,1 mm gemahlen. Das erhaltene Produkt enthält 2,5 Gew% chemisch gebundenes
Wasser.
[0016] Mit diesem Gemisch werden, bezogen auf den Calciumcarbidgehalt, die gleichen Entschwefelungsergebnisse
erzielt, wie im Beispiel 1 geschildert.
1. Verfahren zur Herstellung von Entschwefelungsmitteln mit einem Gehalt von 1 - 6
Gew% chemisch gebundenem Wasser auf Basis von Calciumoxid und Kohlenstoff enthaltendem
Calciumcarbid für Roheisen- und Stahlschmelzen, dadurch gekennzeichnet, daß man zunächst
aus Kalk und Koks ein Calciumcarbid-Calciumoxid-Schmelzgemisch mit einem CaO-Gehalt
von 20 bis 80 Gew% erzeugt, welches man durch Abkühlenlassen zu einem Block erstarren
läßt; daß man dann, während der erstarrte Block noch eine Durchschnittstemperatur
von mehr als 400°C aufweist, diesen auf Korngrößen kleiner als 150 mm vorbricht und
auf das zerkleinerte und noch mindestens 400°C heiße Gemisch Calciumoxid entsprechend
dem im Endprodukt gewünschten CaO-Gehalt aufgibt, anschließend die Mischung unter
intensiver Vermengung mit freiem Kohlenstoff und Carbonat in Gegenwart von Luft oder
Stickstoff mit einem Feuchtigkeitsgehalt von 5 bis 20 g/m3 (bei 1,013 bar und 273,15 K) bei Temperaturen unterhalb 100°C auf Korngrößen kleiner
als 1o mm mahlt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Endprodukt 0,5 bis 8
Gew% freien Kohlenstoff und 0.5 bis 20 Gew% Carbonate des Calciums, Magnesiums oder
Natriums enthält.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß man auf das vorgebrochene
Gemisch grobkörniges Ca0 mit einer Korngröße von 8 bis 60 mm aufgibt.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß man auf
das vorgebrochene Gemisch soviel Ca0 aufgibt, daß die entstehende Mischung über 45
bis 90 Gew% Ca0 enthält.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß man das
Vorbrechen bei Temperaturen zwischen 400°C und der Erstarrungstemperatur vornimmt.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß man auf
thermischem Wege aus Kalk und Koks ein Calciumcarbid-Calciumoxid-Ausgangsschmelzgemisch
mit einem CaO-Gehalt von 20 - 45 Gew% erzeugt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß man das
Calciumcarbid-Calciumoxid-Ausgangsschmelzgemisch mit einem CaO-Gehalt von über 45
bis 80 Gew% herstellt, indem man in eine vorliegende Calciumcarbidschmelze, die einen
Calciumoxidgehalt bis zu 45 Gew% aufweist, feinteiliges Calciumoxid bis zu einem CaO-Gehalt
von höchstens 80 Gew% einträgt und erst dann zu einem Block erstarren läßt.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß man die
Mischung bei 10 - 50°C auf Korngrößen kleiner als 10 mm mahlt.
9. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß man die
Mischung auf Korngrößen kleiner als 0,1 mm mahlt.