[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Anlage zum Warmwalzen von band- oder tafelförmigem
Walzgut mit einem reversierbaren Vorgerüst und einem reversierbaren Fertiggerüst.
[0002] Um bei Warmwalzanlagen, die für eine geringere oder mittlere Kapazität ausgelegt
sind, die Vor- und Fertigstiche nicht mit einem einzigen Arbeitswalzenpaar durchführen
zu müssen, ist es bekannt, ein Vorgerüst und getrennt davon ein Fertiggerüst einzusetzen.
Dadurch wird der Vorteil erreicht, daß die Walzenrauhigkeit und der Walzendurchmesser
an die jeweiligen Erfordernisse des Verformungsvorganges angepaßt werden können, weil
für die Vorstiche Arbeitswalzen mit einem größeren Durchmesser und einer größeren
Walzenrauhigkeit verwendet werden können. Mit diesem Vorteil wird allerdings der Nachteil
erkauft, daß die Kapazität des Vorgerüstes schlecht ausgenützt wird und daß ein vergleichsweise
hoher Temperaturverlust durch den notwendigen Transport des Walzgutes zum Fertiggerüst
unvermeidbar ist. Dies hat zur Folge, daß insbesondere bei dünnen Warmbändern die
erforderlichen Endwalztemperaturen kaum eingehalten werden können, vor allem bei höheren
Bundgewichten, wobei erschwerend hinzukommt, daß auf Grund der für eine entsprechende
Qualität des Walzgutes erforderlichen hohen Anzahl von Einzelstichen auf dem Fertiggerüst
mit einem weiteren erheblichen Temperaturverlust zu rechnen ist. Außerdem können die
zu walzenden Bänder nur bei einem oder ganz wenigen Stichen entzundert werden, um
höhere Temperaturverluste zu vermeiden. Eine Beeinträchtigung der Qualität der Bandoberfläche
ist dementsprechend in der Praxis kaum zu verhindern. Wegen der unvermeidbaren Temperaturverluste
ergibt sich schließlich eine Beschränkung der erreichbaren Banddicke nach unten, weil
bei Banddicken bis etwa 2 mm bereits die zulässige Bandendtemperatur erreicht wird.
[0003] Damit mit einer geringeren Stichanzahl das Auslangen gefunden werden kann, was geringere
Temperaturverluste ergibt, ist es bereits bekannt (FR-PS 1 132 772), zwei oder drei
Gerüste unmittelbar hintereinander anzuordnen, so daß das Wa
-bgut in den Gerüsten gleichzeitig gewalzt und folglich entsprechend weniger Durchläufe
notwendig werden. Nachteilig bei diesen bekannten Walzanlagen ist wiederum, daß durch
die gleichartigen Gerüste keine Anpassung der Walzendurchmesser und der Walzenrauhigkeit
an die jeweiligen Erfordernisse möglich ist. Das Vorordnen eines Vorgerüstes würde
bei solchen zweigerüstigen Anlagen die durch das Vorgerüst bedingten Nachteile nicht
ausschalten.
[0004] Der Erfindung liegt demnach die Aufgabe zugrunde, diese Mängel zu vermeiden und eine
Anlage zum Warmwalzen von band- oder tafelförmigem Walzgut der eingangs geschilderten
Art so zu verbessern, daß eine wirtschaftliche Erzeugung von dünnem Warmband mit einer
guten Oberflächenqualität auch für mittlere und höhere Bundgewichte gewährleistet
werden kann.
[0005] Die Erfindung löst die gestellte Aufgabe dadurch, daß das Vorgerüst und das Fertiggerüst
unmittelbar hintereinander angeordnet und vom wahlweisen Einzelbetrieb auf einen Tandembetrieb
umstellbar sind.
[0006] Durch das unmittelbare Aufeinanderfolgen der beiden Walzgerüste wird es in vorteilhafter
Weise möglich, das Vorgerüst und das Fertiggerüst in einem Tandembetrieb zu fahren,
der unter einer guten Kapazitätsausnützung des Vorgerüstes eine rasche Dickenreduktion
des Walzgutes erlaubt, so daß das Walzgut bei noch zulässigen Endtemperaturen zu dünnen
Stärken ausgewalzt werden kann. Die Oberflächenqualität des Walzgutes wird dabei durch
das Vorgerüst nicht beeinträchtigt, weil dem Vorgerüst das Fertiggerüst nachgeordnet
ist und der letzte Stich bzw. die letzten Stiche mit dem Fertiggerüst allein ausgeführt
werden können. Die üblichen Vorstiche werden selbtverständlich am Vorgerüst durchgeführt.
[0007] Durch die erreichbare rasche Dickenreduktion des Walzgutes kann nicht nur eine ausreichende
Endtemperatur für Warmbänder mit einer Dicke unter 2 mm sichergestellt, sondern auch
eine Kapazitätssteigerung gegenüber Warmwalzanlagen mit getrenntem Vor- und Fertiggerüst
erreicht werden.
[0008] In der Zeichnung ist der Erfindungsgegenstand beispielsweise dargestellt. Es zeigen
Fig. 1 eine erfindungsgemäße Anlage zum Warmwalzen von band- oder tafelförmigem Walzgut
in Seitenansicht und
Fig. 2 eine Warmwalzanlage nach der Erfindung in einem Blockschaltbild.
[0009] Wie vor allem der Fig. 2 entnommen werden kann, wird das Walzgut in einem Ofen 1
auf die gewünschte Walztemperatur gebracht. Das erwärmte Walzgut wird dann in einem
Zunderwäscher 2 entzundert, bevor es dem Vorgerüst 3 und dem unmittelbar an das Vorgerüst
3 anschließenden Fertiggerüst 4 zugeleitet wird. Diesen beiden Gerüsten 3 und 4 sind
Warmhalteöfen 5 vor- und nachgeordnet, um zu hohe Temperaturverluste zu vermeiden.
Das fertiggewalzte Warmband wird auf einem Haspel 6 aufgewickelt, dem eine Schere
7 vorgeordnet ist. Zum Antrieb des Walzgutes auf einem Rollgang 8 sind Treiber 9 an
entsprechenden Stehen vorgesehen.
[0010] Die dargestellte Anlage unterscheidet sich von üblichen Warmwalzanlagen vergleichbarer
Art dadurch, daß das Vorgerüst 3 und das Fertiggerüst 4 unmittelbar hintereinanderliegen
und von einem wahlweisen Einzelbetrieb auf einen Tandembetrieb umgestellt werden können.
Nach den erforderlichen Vorstichenkann folglich durch den gleichzeitigen Einsatz beider
Gerüste .3 und 4 eine sehr rasche Dickenabnahme des Walzgutes erzielt werden. Damit
wird der Temperaturhaushalt wesentlich verbessert, was zu einer besseren Entzunderung
und einer Steigerung der Oberflächenqualität führt. Darüber hinaus wird die Walzkapazität
vergrößert und die Länge der Walzanlage um etwa 1/3 verringert, was mit einer erheblichen
Verringerung der Investitionskosten verbunden ist. Die Oberflächenqualität wird schließlich
durch das Trennen von Vor-und Fertigstichen weiter verbessert, wobei sich für die
Arbeitswalzen wegen der möglichen Aufteilung in Einzelstiche eine vergleichsweise
hohe Standzeit ergibt. Daß durch den beliebigen Einsatz eines der beiden Gerüste oder
beider Gerüste unterschiedlichsten Anforderungen Rechnung getragen werden kann, braucht
wohl nicht näher ausgeführt zu werden.
Anlage zum Warmwalzen von band- oder tafelförmigem Walzgut mit einem reversierbaren
Vorgerüst (3) und einem reversierbaren Fertiggerüst (4), dadurch gekennzeichnet, daß
das Vorgerüst (3) und das Fertiggerüst (4) unmittelbar hintereinander angeordnet und
vom wahlweisen Einzelbetrieb auf einen Tandembetrieb umstellbar sind.