[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Stabilisierung von pyrophoren, im wesentlichen
aus Eisen bestehenden nadelförmigen Metallteilchen durch Reaktion mit sauerstoffhaltigen
Gasen bei erhöhter Temperatur.
[0002] Die Verwendung von nadelförmigen ferromagnetischen Metallteilchen mit Einbereichsverhalten
als magnetisierbares Material für die Herstellung von magnetischen Aufzeichnungsträgern
ist bekannt. Die mit solchen Materialien erreichbaren hohen Koerzitivfeldstärken und'hohen
Werte für die remanente Magnetisierung waren schon frühzeitig der Anlaß dafür, nach
Wegen zu suchen, diese Stoffe auf einfache Weise herzustellen. Ein Nachteil dieser
in ihren magnetischen Eigenschaften hervorragenden Materialien liegt in ihrem pyrophoren
Charakter. Als Ursache für das pyrophore Verhalten wird einerseits die überaus- große
Feinkörnigkeit der Metallpulver mit Teilchengrößen von 50 bis 2.000 A und die sich
daraus ergebende große freie Oberfläche angesehen. Andererseits werden auch Gitterstörungen
als Ursache diskutiert (vgl. Hollemann-Wiberg, Lehrbuch der anorganischen Chemie,
1964, Seite 398). Es ist zwar möglich, den pyrophoren Charakter der Metallpulver durch
Wärmebehandlung zu beseitigen. Bei der Wärmebehandlung tritt aber bei diesen feinteiligen
Metallpulvern, besonders bei solchen aus nadelförmigen Teilchen, durch Versinterungsprozesse
eine beträchtliche Erhöhung der Teilchendicke bzw. der Verlust der Nadelform ein.
Da jedoch die Koerzitivfeldstärke bei ferromagnetischen Metallpulvern an die Nadelform
gebunden ist und ein Maximum bei Teilchendicken zwischen 100 und 500 Å erreicht, muß
zum Erzielen guter magnetischer Eigenschaften die Teilchengröße in diesem Bereich
erhalten bleiben, so daß eine reine Wärmebehandlung zur Beseitigung des pyrophoren
Charakters von Metallpulver ungeeignet ist.
[0003] Es ist nun bekannt, pyrophore Metallpulver in der Weise zu stabilisieren, daß man
die Metallteilchen durch kontrol- ; lierte Oxidation mit einer Oxidschicht umhüllt.
Dies kann bei einer Temperatur zwischen 20 und 50°C durch überleiten von Inertgas
geschehen, das zunächst wenig Sauerstoff enthält und dessen Sauerstoff-Konzentration
im Laufe der Reaktion langsam gesteigert wird (DE-OS 20 28 536). In ähnlicher Weise
wird auch gemäß den,in den DE-OSen 22 12 934 und 23 61 539 offenbarten Verfahren vorgegangen.
Diese Verfahren haben jedoch den Nachteil, daß wegen der hohen Reaktionsenthalpie
bei der Bildung der Eisenoxidhülle einerseits die Reaktionstemperatur möglichst tief
und andererseits auch der Sauerstoffgehalt des Gases sehr niedrig sein muß, damit
durch entsprechende Wärmetransportvorgänge, beispielsweise durch den Gasstrom im Reaktionsraum,
die entstehende Reaktionswärme abgeführt werden kann. Dadurch sind entsprechend vorgenommene
Stabilisierungsprozesse meist sehr zeitaufwendig. Auch sind die oxidischen Schutzschichten
u.U. nicht einheitlich genug, so daß bei der späteren Verarbeitung dieser Metallpulver
zu Magnetschichten für magnetische Aufzeichnungsträger beim mechanischen Beanspruchen
der Teilchen während des Dispergierens in einem organischen Bindemittel nicht stabilisierte
Oberflächenbereiche entstehen. Zwar lassen sich bei höheren Temperaturen knapp unterhalb
der Selbstentzündlichkeitstemperatur kürzere Stabilisierungszeiten erreichen, jedoch
ist dann die Kontrolle des Reaktionsablaufs äußerst kritisch und die Ergebnisse sind
nur schwer reproduzierbar. Auch das in der DE-OS 25 24 520 offenbarte Verfahren, bei
dem unter Einhaltung einer durch den Gasstrom geregelten, bei 40°C liegenden Reaktionstemperatur
zur Verkürzung der Reaktionszeit die Reaktion mit dem sauerstoffhaltigen Gas unter
erhöhtem Druck durchgeführt wird, kann nicht voll befriedigen, da es bei dem erreichbaren
Ergebnis zu aufwendig ist.
[0004] Aufgabe der Erfindung war es daher, ein Verfahren zur Stabilisierung pyrophorer,
im wesentlichen aus Eisen bestehender nadelförmiger ferromagnetischer Metallteilchen
bereitzustellen, das unter Vermeidung der vorgenannten Nachteile . stabiliserte Metallteilchen
liefert, welche insbesonders bei ihrer Verwendung als magnetische Materialien für
magnetische Aufzeichnungsträger durch eine verbesserte Einarbeitbarkeit in das schichtbildende
organische Bindemittel, eine erhöhte Koerzitivfeldstärke und eine höhere remanente
Magnetisierung ergeben.
[0005] Es wurde nun überraschend gefunden, daß sich die pyrophoren im wesentlichen aus Eisen
bestehenden nadelförmigen ferromagnetischen Teilchen durch Reaktion mit sauerstoffhaltigen
Gasen aufgabengemäß stabilisieren lassen, wenn in einer ersten Stufe bei einer Temperatur
zwischen 25 und 45°C bis zu 1/3 der im Endzustand vorliegenden Passivierungsschicht
gebildet und daran anschließend in einer zweiten Stufe bei einer Temperatur zwischen
50 und 70°C bis zur Ausbildung der gesamten Passivierungsschicht die pyrophoren Metallteilchen
mit einem sauerstoffhaltigen Inertgas behandelt werden, mit der Maßgabe, daß der jeweilige
Temperaturbereich durch den Sauerstoffgehalt des Inertgasstromes eingestellt wird.
[0006] Dies läßt sich insbesondere dann erreichen, werüi`die pyrophoren Metallteilchen in
einer ersten Stufe 0,5 bis 2 Stunden bei einer Temperatur zwischen 25 und 45°C und
daran anschließend in einer zweiten Stufe während 2 bis 20, insbe- ''sondere 4 bis
10 Stunden bei einer Temperatur zwischen 50 und 70
0C'mit einem sauerstoffhaltigen Inertgas behandelt werden, mit der Maßgabe, daß der
jeweilige Temperaturbereich durch den Sauerstoffgehalt des Inertgasstromes eingestellt
wird.
[0007] Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens werden die in bekannter Weise hergestellten
feinteiligen pyrophoren ferromagnetischen und nadelförmigen, im wesentlichen aus Eisen
bestehenden Metallteilchen einem sauerstoffhaltigen Inertgasstrom, im allgemeinen
einem Luft/Stickstoffstrom ausgesetzt. Dies kann dadurch geschehen, daß in einem Drehrohrofen
der Gasstrom über das Material geleitet wird oder daß das Verfahren in hierfür bekannten
Wirbelschichtöfen mit einem Luft/Inertgasgemisch als Wirbelgas durchgeführt wird.
Dabei wird die Temperatur während des Stabilisierungsprozesses der pyrophoren Metallteilchen
durch die Regelung des Sauerstoffgehalts des Gasstromes eingestellt.
[0008] Für das erfindungsgemäße Verfahren ist es wesentlich, daß die beiden Stufen des Stabilisierungsprozesses
unmittelbar hintereinander durchgeführt werden. Das Ende der Stabilisierung der Metallteilchen
läßt sich dann am Abfall der Reaktionstemperatur bei sonst gleichbleibenden Verfahrensbedingungen
erkennen.
[0009] Im Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens hat es sich außerdem als besonders vorteilhaft
herausgestellt, wenn bei der Stabilisierung der Unterschied der Reaktionstemperaturen
zwischen der ersten und der zweiten Stufe 15 bis 20
oC beträgt.
[0010] Als Ausgangsmaterialien werden nadelförmige ferromagnetische Metallpulver eingesetzt,
die im wesentlichen aus Eisen bestehen, gegebenenfalls aber auch Kobalt und/oder L
ickel enthalten können. Die Herstellung der pyrophoren ' Metallpulver erfolgt zweckmäßig
in an sich bekannter Weise durch Reduktion der zugehörigen pulverförmigen Metalloxide
durch Einwirkung eines gasförmigen Reduktionsmittels, bevorzugt Wasserstoff oder ein
Wasserstoff enthaltendes Gas, bei Temperaturen bis 500 C, vorzugsweise zwischen 250
und 400°C.
[0011] Das erfindungsgemäße Verfahren erlaubt eine wirkungsvolle Stabilisierung der feinteiligen
ferromagnetischen im wesentlichen aus Eisen bestehenden Metallteilchen. Durch das
Zwei-Stufen-Verfahren werden die feinteiligen Metallteilchen von einer besonders einheitlichen
und gleichmäßign oxidischen Hülle umschlossen, ein Ergebnis, das sich beispielsweise
durch eine sogenannte Nachpassivierung von bereits passiviertem Material bei einer
höheren Temperatur nicht erreichen läßt.
[0012] Solche stabilisierten Metallteilchen eignen sich damit in hervorragender Weise zur
Herstellung von magnetischen Aufzeichnungsträgern, da sie sich ohne besondere Vorsichtsmaßnahmen
verarbeiten und vor allem ausgezeichnet in das schichtbildende organische Bindemittel
einarbeiten lassen. Diese besonders gute Stabilität beim Dispergieren der nach dem
erfindungsgemäßen Verfahren erhaltenen stabilisierten Metallteilchen ergibt magnetische
Aufzeichnungsschichten mit einer merklich höheren remanenten Magnetisierung. Weiter
ist hervorzuheben, daß neben einer erhöhten Koerzitivfeldstärke in der Magnetschicht
das gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellte Material im allgemeinen auch
eine engere Schaltfeldstärkenverteilung, d.h. eine hinsichtlich der Ummagnetisierung
engere Teilchengrößenverteilung aufweist.
[0013] Die Vorteile der erfindungsgemäß hergestellten Metallteilchen wird anhand der Beispiele
gegenüber den Vergleichsversuchen nach dem Stand der Technik aufgezeigt.
Beispiel 1
[0014] 4000 Teile eines pyrophoren nadelförmigen ferromagnetischen Eisenpulvers, hergestellt
nach den Angaben in Beispiel 1 der US-PS 4 155 748, werden in einem Wirbelschichtofen
mit einem Stickstoffstrom von 10 Nm
2/h fluidisiert. Dem Stickstoffstrom wird dann anschließend Luft in einer solchen Menge
zudosiert, daß die Produkttemperatur, hervorgerufen durch den exothermen Oxidationsvorgang,
sich auf 40
0C einstellt. Nach 30 Minuten wird der Luftanteil am Wirbelgas derart angehoben, daß
die Produkttemperatur nunmehr 60°C beträgt. Nach weiteren 1,5 Stunden beginnt die
Temperatur abzufallen. Jetzt wird der Stickstoffanteil des Wirbelgases durch Luft
ersetzt und nach dem Abkühlen des stabilisierten Materials aus dem Wirbelofen ausgetragen.
[0015] 392 Teile eines so stabilisierten Eisenpulvers werden mit 105 Teilen einer 20%igen
Lösung eines Polyphenoxyharzes mit einem Molekulargewicht von 30 000 in einem Gemisch
aus gleichen Teilen Tetrahydrofuran und Dioxan, 392 Teilen einer 12,5%igen Lösung
eines thermoplastischen Polyesterurethans aus Adipinsäure, 1,4-Butandiol und 4,4'-Diisocyanatodiphenylmethan
in einem Gemisch aus gleichen Teilen Tetrahydrofuran und Dioxan, 47,7 Teilen eines
handelsüblichen anionenaktiven Netzmittels auf Basis Phosphorsäureester und 973 Teilen
des genannten Lösungsmittelgemisches gemischt und 8 Stunden lang in einer Schüttelkugelmühle
mit Hilfe von Stahlkugeln mit einem Durchmesser von 2 mm dispergiert. Danach wird
mit 212 Teilen der oben erwähnten 12,5%igen Lösung eines thermoplastischen Polyesterurethans
aus Adipinsäure, 1,4-Butandiol und 4,4'-Diisocyanatodiphe- nylmethan in einem Gemisch
aus gleichen Teilen Tetrahydrofuran und Dioxan, 56,7 Teilen der oben genannten Phenoxy-
. harzlösung und 1,12 Teilen eines handelsüblichen Silikonöls versetzt und eine weitere
Stunde dispergiert. Danach wird die Dispersion filtriert und in bekannter Weise auf
eine 6
/um dicke Polyäthylenterephthalatfolie in einer solchen Stärke aufgetragen, daß nach
dem Ausrichten der nadelförmigen Teilchen durch Vorbeiführen an einem Magnetfeld und
anschließendem Trocknen und Kalandrieren eine Magnetschicht mit einer Schichtdicke
von 7,1
/um verbleibt.
[0016] Die magnetischen Eigenschaften dieser Schicht wurden mit einem Schwingmagnetometer
bei einem Meßfeld von 160 kA/m bestimmt. Bestimmt wird die Koerzitivfeldstärke Hc
[kA/m], die remanente Magnetisierung M [mT], das Verhältnis von remanenter Magnetisierung
zu Sättigungsmagnetisierung M
r/M
m und der Richtfaktor RF, d.h. das Verhältnis der remanenten Magnetisierung in der
Schicht längs zu quer der magnetischen Vorzugsrichtung. Die gemessenen Werte sind
in Tabelle 1 angegeben.
Vergleichsbeispiel 1
[0017] Es wird wie in Beispiel 1 beschrieben verfahren, jedoch wird der Stabilisierungsprozeß
nur bei einer Produkttemperatur von 40°C durchgeführt. Der Abfall der Reaktionstemperatur
trat nach 3,5 Stunden ein. Die Verarbeitung des stabilisierten Eisenpulvers zur Magnetschicht
wurde ebenfalls wie in Beispiel 1 angegeben durchgeführt. Die magnetischen Eigenschaften
sind in Tabelle 1 angegeben.
Vergleichsversuch 2
[0018] Es wird wie in Vergleichsversuch 1 angegeben verfahren, jedoch wird die Stabilisierung
bei einer Produkttemperatur von 60°C während 2 Stunden durchgeführt. Die magnetischen
Eigenschaften sind in Tabelle 1 angegeben.
Vergleichsversuch 3
[0019] Unter geeigneten Vorsichtsmaßnahmen wird ein wie in Beispiel 1 eingesetztes unstabilisiertes
Eisenpulver in der dort angegebenen Weise zu einer Magnetschicht verarbeitet. Die
magnetischen Eigenschaften sind in Tabelle 1 angegeben.
Vergleichsversuch 4
[0020] Ein gemäß Vergleichsversuch 1 bei einer Produkttemperatur von 40
0C stabilisiertes Eisenpulver wird anschließend bei 60°C nachpassiviert. Zur Einstellung
dieser Temperatur bei der Nachpassivierung ist es aber wegen der nicht mehr ausreichenden
Reaktionswärme erforderlich, die nötige Wärme von außen zuzuführen. Bei der Nachpassivierung
beträgt der Luftanteil am Stickstoffwirbelgas 34 Volumenprozent. Nach 8 Stunden wird
das Eisenpulver abgekühlt, aus dem Wirbelschichtofen ausgetragen und wie in Beispiel
1 beschrieben zu einer Magnetschicht verarbeitet. Die magnetischen Eigenschaften sind
in Tabelle 1 angegeben.

Beispiel 2
[0021] Ein pyrophores nadelförmiges ferromagnetisches Eisenpulver, hergestellt nach den
Angaben in Beispiel 4 der US-PS 4 155 748, wird in gleicher Weise wie in Beispiel
1 beschrieben stabilisiert. Jedoch wird in der ersten Stufe die Temperatur von 40°C
eine Stunde lang aufrechterhalten. Die Weiterverarbeitung des stabilisierten Eisenpulvers
zur Magnetschicht erfolgt ebenfalls wie in Beispiel 1 beschrieben. Die magnetischen
Eigenschaften sind in Tabelle 2 angegeben.
Vergleichsversuch 5
[0022] Es wird wie in Beispiel 2 beschrieben verfahren, jedoch wird der Stabilisierungsprozeß
nur bei einer Temperatur (40°C) durchgeführt. Der Abfall der Reaktionstemperatur trat
nach 5,5 Stunden ein. Die Weiterverarbeitung erfolgt entsprechend Beispiel 2. Die
magnetischen Werte sind in Tabelle 2 angegeben.

1. Verfahren zur Stabilisierung pyrophorer, im wesentlichen aus Eisen bestehender
nadelförmiger ferromagnetischer Metallteilchen durch Reaktion mit sauerstoffhaltigen
Gasen bei erhöhter Temperatur, dadurch gekennzeichnet, daß in einer ersten Stufe bei
einer Temperatur zwischen 25 und 450C bis zu 1/3 der im Endzustand vorliegenden Passivierungsschicht gebildet und daran
anschließend in einer zweiten Stufe bei einer Temperatur zwischen 50 und 70°C bis
zur Ausbildung der gesamten Passivierungsschicht die pyrophoren Metallteilchen mit
einem sauerstoffhaltigen Inertgas behandelt werden, mit der Maßgabe, daß der jeweilige
Temperaturbereich durch den Sauerstoffgehalt des Inertgases eingestellt wird.
2. Verfahren gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die pyrophoren Metallteilchen
in einer ersten Stufe 0,5 bis 2 Stunden bei einer Temperatur zwischen 25 und 45°C
und daran anschließend in einer zweiten Stufe während 2 bis 20 Stunden bei einer Temperatur
zwischen 50 und 70°C mit einem sauerstoffhaltigen Inertgas behandelt werden, mit der
Maßgabe, daß der jeweilige Temperaturbereich durch den Sauerstoffgehalt des Inertgasstromes
eingestellt wird.
3. Verfahren gemäß Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Unterschied
der Reaktionstemperaturen zwischen der ersten und zweiten Stufe 15 bis 200C beträgt.