(19)
(11) EP 0 063 735 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
03.11.1982  Patentblatt  1982/44

(21) Anmeldenummer: 82103083.0

(22) Anmeldetag:  10.04.1982
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)3D02G 1/02
(84) Benannte Vertragsstaaten:
CH DE FR GB IT LI NL

(30) Priorität: 18.04.1981 DE 3115759

(71) Anmelder: HOECHST AKTIENGESELLSCHAFT
65926 Frankfurt am Main (DE)

(72) Erfinder:
  • Heinrich, Karl
    D-8934 Grossaitingen (DE)
  • Heichlinger, Norbert
    D-8901 Königsbrunn (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zur Herstellung von texturierten Polyestergarnen aus Filamenten mit nicht-rundem Querschnitt und die dabei erhaltenen Garne


    (57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen texturierter Multifilamentgarne mit profilierten Filamenten aus Polyestern durch Streckfalschdrahttexturieren, wobei als Zuliefergarne Multifilamentgarne mit hoher Vororientierung entsprechend einer Doppelbrechung von mehr als 65 x 10-3 eingesetzt werden, die ohne Reduzierung der Drallzahl, jedoch bei Temperaturen, die nicht über 30 °C über der Glasumwandlungstemperatur (Einfriertemperatur) des Polymeren liegen, simultan verstreckt und falschdrahttexturiert werden, sowie die dabei erhaltenen Glitzergarne, deren Querschnittsprofile durch diesen speziellen Texturierprozeß weitgehend erhalten geblieben sind.


    Beschreibung


    [0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen von texturierten Profilgarnen, bei denen das Profil weitgehend erhalten geblieben ist, durch simultanes Verstrecken und Falschdrahttexturieren von vororientierten Polyestergarnen, sowie die dabei erhaltenen Glitzergarne.

    [0002] Für spezielle modische Effekte werden Glitzergarne gefordert, d.h. texturierte Garne, die aus Einzelfilamenten mit einem scharf ausgeprägten Profil bestehen und die nur eine relativ geringe Kräuselung aufweisen. Aus Kostengründen werden heute texturierte Garne überwiegend durch simixltanes Strecktexturieren von Schnellspinngarnen hergestellt. Beim simultanen Strecktexturieren verstärkt sich aber die für das Falschdrahttexturieren typische Neigung der Filamente, unabhängig von ihrem Ausgangsquerschnitt einen mehr oder minder hexagonalen Querschnitt anzunehmen, wie das z. B. von Bigler in "Melliand Textilberichte"1969, Seite 85 ff dargestellt wurde.

    [0003] Beim klassischen Falschdrahttexturierverfahren, bei dem der Texturiermaschine bereits fertig verstreckte Garne vorgelegt werden, ist beispielsweise aus der DE-AS 21 01 315 bekannt, daß eine geringere Drehung und auch eine etwas verminderte Texturiertemperatur zu einem besseren Erhalt des Profils führen. Diese Maßnahmen führen jedoch beim simultanen Strecktexturieren nicht zum Erfolg, auch nicht bei Verwendung sogenannter Schnell- .spinngarne, wie sie z. B. in der DE-OS 22 11 843 beschrieben werden.

    [0004] Eine Möglichkeit zur Herstellung von Garnen aus scharf profilierten Einzelfilamenten, die eine schwache Kräuselung aufweisen, wird in EP-OS 11 915 beschrieben. Bei - diesem Verfahren werden schnell gesponnene Garne aus profiliertem Material einem Zahnradkräuselverfahren unterworfen. Dieses Kräuselverfahren führt bekannterweise zu einer geringeren Deformierung der Einzelfilamente. Die Deformationen sind meist auf die Stellen der Einzelfilamente beschränkt, in denen den Filamenten eine Richtungsänderung aufgezwungen wurde. Das Zahnradkräuselverfahren ist jedoch mit dem Nachteil verbunden, daß allen Filamenten eines Garnes eine gleichförmige und gleichphasige Kräuselung aufgezwungen wird, so daß in den daraus hergestellten textilen Flächengebilden zwangsläufig ungewünschte Musterbildungen auftreten. Im Gegensatz dazu wird bei der Falschdrallkräuselung eine dreidimensionale, statistisch gleichmäßige Kräuselung erzielt. Musterbildungen werden bei der Verarbeitung derartiger Garne nicht beobachtet.

    [0005] Der oben zitierten EP-OS 11 915 kann weiterhin entnommeh werden, daß man bisher der Ansicht war, daß es nicht möglich ist, Fäden mit relativ schwacher Kräuselung überhaupt nach einem Falschdrahtverfahren zu erzeugen.

    [0006] Es bestand daher immer noch die Aufgabe, ein Verfahren zur Herstellung von texturierten Profilgarnen zur Verfügung zu stellen, bei dem schnell gesponnene Polyesterfilamentgarne unter Erhaltung ihrer Profilausprägung simultan verstreckt und falschdrahttextuiert werden können, ohne daß dabei die bekannte und unerwünschte Deformation der Filamente zu Sechsecken auftritt. Die Filamente sollen weiterhin nur eine geringe Bauschigkeit aufweisen, die etwa den sogenannten set-Garnen entspricht. Das Schrumpfvermögen dieser Garne, ausgedrückt durch den Thermoschrumpf bei 200°C soll dabei 20 % nicht übersteigen, möglichst sogar unter 10 % liegen.

    [0007] überraschend wurde nun gefunden, daß es möglich ist, Filamentgarne hoher Vororientierung zu diesen gewünschten Garnen zu verarbeiten, wenn sie einer simultanen Streck-falschdrahttexturierung unterworfen werden, wobei die Fäden bei einer Temperatur verstreckt und texturiert werden, die weniger als etwa 30°C über der Einfriertemperatur (zur Definition siehe Ludewig, "Polyesterfasern", Akademieverlag Berlin (1975), Seiten 13 und 14) der Fäden liegt.

    [0008] Unter Fäden bzw. Garnen mit hoher Vororientierung werden dabei solche verstanden, die eine Doppelbrechung von mehr als 65 x 10-3 aufweisen, entsprechend einer Spinnabzugsgeschwindigkeit von etwa 4000 Meter pro Minute oder mehr. Der auf die Garne aufgebrachte Falschdrall soll dabei in der Größenordnung liegen, die durch die Heberlein-Formel (vgl. z. B. GB-PS 707 839, Anspruch 1) gegeben ist oder noch darüber liegen.

    [0009] Bevorzugt erfolgt das erfindungsgemäß notwendige simultane Streckfalschdrahttexturieren ohne Einsatz einer Heizvorrichtung bei Raumtemperatur.

    [0010] Die Doppelbrechung der Einsatzgarne wird meist unter 120 . 10-3, bevorzugt sogar unter 90.. 10-3 gewählt, d.h., bei herkömmlichen Spinnanlagen werden meist Spinnabzugsgeschwindigkeiten unter 5 000 m/min benutzt.

    [0011] Das erfindungsgemäße Verfahren setzt den Einsatz von Spinngarnen oder -fäden voraus, die bereits eine hohe Vororientierung aufweisen, die z. B. durch eine Doppelbrechung von über 65 x 10-3 beschrieben werden kann. In üblichen Spinnanlagen entstehen derartig vororientierte Garne bei Spinnabzugsgeschwindidkeiten von über 4000 Meter pro Minute. Es wurde nun gefunden, daß sich derartig hochorientierte,aber noch nicht vollverstreckte Spinnfäden mit Hilfe von Falschdrahttexturiermaschinen in ein schwach gekräuseltes Texturiergarn überführen lassen, wenn diese Fäden bei Temperaturen bis zu 30°C über der Einfriertemperatur dem vollen Falschdrall und einem gleichzeitigen Verstrecken ausgesetzt werden. Unter diesen gewählten Bedingungen werden texturierte Garne erhalten, die sich durch eine geringe Kräuselung - etwa der von set-Garnen - auszeichnen und insbesondere keine Verformungen des Profils der Einzelfilamente aufweisen. Die fehlende bzw. außerordentlich geringe Deformierung des Profils der Einzelfilamente führt bei Einsatz von Garnen,, deren Einzelfilamente z. B. ein scharfkantiges Dreiecksprofil aufweisen, zu Glitzergarnen, die für modische Effekte besonders gefragt sind. Die so texturierten Fäden weisen darüber hinaus einen geringen Thermoschrumpf bei 200°C auf.

    [0012] Bei einer vorgegebenen Vororientierung der Einsatzgarne innerhalb des erfindungsgemäßen Bereichs legt die Verstreek- und Texturiertemperatur dann noch die Höhe des Thermoschrumpfes fest, in geringerem Umfang auch die Kräuselung, die zahlenmäßig durch die Einkräuselung dargestellt werden kann. Die Glitzerwirkung, d. h. die Profilerhaltung bleibt im erfindungsgemäßen Temperaturbereich unterhalb von etwa 100°C bei Polyethylenterephthalat weitgehend temperaturunabhängig, wie auch aus Beispiel 7 bzw. Figur 4 zu ersehen ist.

    [0013] Eine besondere Glitzerwirkung, d. h. eine besonders geringe Verformung der scharfkantigen Profile wird bei Einsatz von Spinnfäden oder -garnen beobachtet, die mit Aufwickelgeschwindigkeiten von etwa 4200 bis. 4800 Meter pro Minute auf herkömmlichen Spinnanlagen erhalten wurden. Bei einer weiteren Steigerung der Abzugsgeschwindigkeit und damit verbunden einem weiteren Anstieg der Vororientierung auf Werte der Doppelbrechung von mehr als 120 x 10-3 wird eine Zunahme der Flusigkeit beobachtet, die zumindest bei Einsatz der derzeit gebräuchlichen Spinnanlagen und Texturiermaschinen einen Einsatz dieser Garne verbietet.

    [0014] Das erfindungsgemäße Verfahren unterscheidet sich grundlegend von dem in der US-PS 41 73 860 beschriebenen Verfahren. Bei diesem Verfahren der Vorliteratur werden nur gering orientierte Garne, die z. B. mit einer Aufwickelgeschwindigkeit von 1000 Meter pro Minute erhalten wurden, strecktexturiert. Bei dem Verstrecken derartiger Garne bildet sich ein deutlich sichtbarer Verstreckpunkt aus, bei dem der Durchmesser der Einzelfilamente sprunghaft verringert wird und eine fühlbare Verstreckwärme frei wird. Besonders darauf hingewiesen sei, daß nach dieser Vorliteratur ein Verstrecken von Polyestermultifilamenten nur möglich ist, wenn zusätzlich ein kleiner Heizer eingesetzt wird, der wiederum wenigstens für eine hinreichende Überschreitung der Einfriertemperatur sorgt, die bei Polyestern deutlich höher als bei Polyamiden liegt. Ein derartiger Heizer wird bei dem Einsatz niedrigorientierter Garne in jedem Fall benötigt, da sonst ein ungleichmäßig verstrecktes Garn, in dem verstreckte und unverstreckte Stellen sich abwechseln, erhalten wird.

    [0015] Auch das in der GB-PS 85 25 79 beschriebene simultane Falschdrahttexturierverfahren konnte als Vorbild für die vorliegende Erfindung nicht benutzt werden, da es wie die US-PS 41 73 860 nur auf die Verarbeitung von gering vororientiertem Fädenmaterial beschränkt ist. Das in der GB-PS 85 25 79 beschriebene Verfahren fordert eine Verstreckung wenigstens im Verhältnis 1 : 2. Darüberhinaus sind die Beispiele nur auf die Verarbeitung von Polyamidgarnen gerichtet, bei denen ein Kaltverstrecken möglich ist. Bei der Anwendung dieses Verfahrens wird ein stark gekräuseltes Garn nach dem Auslösen der Kräuselung erhalten, die Einzelfilamente weisen die typische Deformation zu Sechsecken auf. Derartige Garne zeigen keine oder nur eine außerordentlich geringfügige Glitzerwirkung.

    [0016] Entscheidend für das erfindungsgemäße Verfahren ist, daß die Fäden bzw. Garne beim simultanen Verstrecken und Falschdrahttexturieren nicht Temperaturen annehmen, die mehr als 30°C über der Einfriertemperatur des verstreckten Polymeren liegen. Diese Temperaturen werden bei der Verstreckung der üblichen Polyamidfäden unter Ausbildung eines Verstreckpunktes mit Sicherheit überschritten. Als Folge davon sind bei der Strecktexturierung Deformationen des Profils der Einzelfilamente unvermeidlich. Das- gleiche gilt entsprechend für wenig orientierte Spinnfäden aus Polyestern. Hier kommt jedoch als weiterer negativer Effekt noch hinzu, daß sich gering orientierte Polyesterfäden, die z. B. mit 1000 oder 2000 Meter pro Minute aufgewickelt wurden, nicht bei Temperaturen unterhalb der Einfriertemperatur gleichmäßig verstrecken lassen. Wie nachfolgend noch in den Beispielen im einzelnen gezeigt werden kann, ist es erforderlich, daß die Einsatzgarne für die Streck-Falschdrahttexturierung von Profilgarnen eine Doppelbrechung von etwa 65 x 10-3 bis 120 x 10-3 aufweisen, um eine gute

    [0017] Profilerhaltung und einen geringen Thermoschrumpf zu erhalten.

    [0018] Ein wesentlicher Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens liegt darin, daß erstmals ein Strecktexturierverfahren zur Verfügung gestellt werden konnte, das die übliche Verformung der Filamente zu Sechsecken weitestgehend vermeidet. Die Wirkung dieser Profilerhaltung führt zu einer deutlichen Verbesserung des Glitzereffektes bei Fäden mit Dreiecksprofilen. Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich aber ebenso zum Erhalt von andersartigen Querschnitten z. B. multilobalen Querschnitten mit Antiglitzerwirkung, wie sie in der US-PS 38 46 969 beschrieben werden..

    [0019] Die Kräuselwerte der erfindungsgemäß hergestellten Glitzergarne liegen im Bereich der sogenannten set-Garne, also von Garnen, die auf sogenannten Doppelheizer-Falschdrahttexturiermaschinen oder durch einen getrennten Dämpfprozeß hergestellt worden sind. Im Gegensatz dazu ist jedoch bei dem erfindungsgemäßen Verfahren kein Heizer oder nur ein Heizer mit wesentlich geringeren Temperaturen als sonst üblich erforderlich.

    [0020] Das erfindungsgemäße Verfahren liefert also überraschenderweise ohne die Anwendung von Wärme oder nur unter Anwendung von relativ geringen Temperaturen Garne mit geringer Einkräuselung und geringem Thermoschrumpf, die nach dem Stand der Technik nur durch Falschdrahttexturierprozesse mit einer Temperatur des Texturierheizers von über 200°C und einer ähnlichen Temperatur des zweiten set-Heizers erhalten werden, oder durch einen an das Texturieren anschließenden Dämpfprozeß der aufgespulten texturierten Garne. Darüber hinaus liefert das erfindungsgemäße Verfahren durch einen simultanen Strecktexturierprozeß Garne, deren Profilerhaltung sogar besser ist als die von Garnen, die.durch getrennte Streck- und Texturierverfahren hergestellt werden, wie aus den Beispielen zu ersehen ist.

    [0021] Diese Profilerhaltung bei dem erfindungsgemäßen Strecktexturierverfahren ist darüberhinaus überraschend, da die starke Deformation der Filamente zu Sechsecken bisher beim simultanen Strecktexturieren als ein unangenehmes Charakteristikum dieses Verfahrens angesehen und hingenommen wurde.

    [0022] Die folgenden Beispiele zeigen den Vergleich des erfindungsgemäßen texturierten Profilgarns mit klassischen HE- und set-Garnen, sowie die Abgrenzung des beanspruchten Bereichs der Vororientierung und der Streck- und Texturiertemperatur an Hand der Parameter Einkräuselung, Thermoschrumpf und Glitzerwirkung.

    [0023] Als Kenngrößen werden dabei die Einkräuselung EK nach DIN 53 840 angegeben, sowie der Kräuselschrumpf bei 120°C als relative Veränderung der Garnlängen unter einer Vorlast von 0,01 cN/tex vor und nach der Hitzebehandlung von 120°C, der Thermoschrumpf bei 200°C als relative Längenänderung unter einer Vorlast von 0,02 cN/tex vor und nach einer Hitzebehandlung bei 200°C, sowie die Glitzerkurve nach Knopp als Maß für die Profilerhaltung, wie im folgenden beschrieben:

    [0024] Die Glitzerkurven wurden mit Hiife eines Zeiss-Goniometers GP2 bestimmt, die genaue Meßmethode ist von Knopp in den "Lenzinger Berichten", Folge 36, Februar 1974, Seiten 160 - 167 beschrieben. Zur eigentlichen Untersuchung werden parallel aufgewickelte Profilfäden unter einem Beleuchtungswinkel von 45° untersucht und die Intensität des reflektierten Lichts in Abhängigkeit vom 'Winkel gegenüber der Probenebene aufgenommen.

    [0025] Diese Meßmethode hat den Vorteil, daß sie neben ihrer guten Praxisbezogenheit gut reproduzierbare Werte liefert, die summarisch die Veränderung bzw. die Verformungen des Profils wiedergeben. Im Gegensatz dazu können z. B. bei mikroskopischen Untersuchungen stets nur kleine Bereiche von Einzelfilamenten geprüft und ausgewertet werden. Eine summarische Auswertung, die auch nicht ständig auftretende Verformungen mit berücksichtigt, ist praktisch nur über Lichtreflexionsmessungen an einer größeren Zahl von Einzelfilamenten möglich.

    [0026] Entsprechende Reflexionsmessungen wurden sowohl an den Ausgangsgarnen als auch an den daraus hergestellten texturierten Garnen durchgeführt. Die erhaltenen Meßkurven sind in den Figuren 2 - 4 wiedergegeben.

    [0027] Die Werte sind in willkürlichen Einheiten angegeben, 100 Skalenteile entsprechen dem Reflexionswert der zum Meßgerät gehörenden polierten Schwarzglasplatte unter einem Winkel von 45°, dem sogenannten Schwarzstandard. Figur 1 zeigt die Reflexionswerte dieses Schwarzstandards in Abhängigkeit vom Winkel gegenüber der Probenebene.

    [0028] Der Maximalwert der Reflexion der gemessenen Garne unter einem Winkel von 45° wurde auch in die Tabellen mit aufgenommen.

    Beispiel 1 - Vergleichsbeispiel



    [0029] Als Ausgangsgarn-diente ein verstrecktes multifiles Garn ("Kops-Ware") aus Polyethylenterephthalat dtex 76f24 glz, dessen Filamente ein gut ausgeprägtes Dreieckprofil aufwiesen.

    [0030] Die textilen Werte dieses Garnes sind in der nachfolgenden Tabelle aufgeführt. Dieses Ausgangsgarn wurde einer Falschdrahttexturiermaschine der Firma Barmag AG vom Typ-FK 5 vorgelegt und daraus einmal ein hochelastisches Texturiergarn (HE-Garn) unter Verwendung nur eines Heizers und zum anderen ein set-Garn unter Verwendung von 2 Heizern hergestellt. Die weiteren Arbeitsbedingungen sind in der nachfolgenden Tabelle zusammengefaßt worden. Als Drallgeber diente ein Barmag Friktionsdrallgeber, der aus 3 Sätzen von je 3 Scheiben aus Sinterkeramik bestand.

    [0031] Den Werten dieser Tabelle kann entnommen werden, daß in beiden Fällen ein leichte Überlieferung des Garnes auf dem ersten Heizer und während des Texturierens erfolgte, die Fäden also auf keinen Fall noch verstreckt wurden. Beim set-Verfahren wurde in üblicher Weise eine weitere Uberlieferung des Garnes während der Behandlung in dem zweiten Heizer durchgeführt. Zur Charakterisierung der Drallerteilung wurde das D/Y-Verhältnis angegeben, d.h. der Quotient aus der Umfangsgeschwindkeit der Drallgeberscheiben (D von "disc") und der Lineargeschwindigkeit des Garnes (Y von "yarn"). Ein weiterer angegebener Verfahrensparameter ist die Spannung der Fäden vor dem Drallgeber (F1) und nach dem Drallgeber (F2). Als Maßeinheit für diese Spannungsmessungen wurde (cN) gewählt.





    [0032] Aus der Tabelle und den Figuren 2 und 3 ist ersichtlich, daß bei der Texturierung auch bereits verstreckter Garne der Reflexionswert bei 45° um mehr als 40 % abnimmt gegenüber dem nichtgekräuselten Material. Figur 2 zeigt die Reflexionswerte des Ausgangsmaterials (Kurve 1) und des erhaltenen HE-Garnes (Kurve 2), während in Figur 3 neben dem Ausgangsmaterial (Kurve 1) die Reflexionswerte des erhaltenen set-Garnes (Kurve 2) in Abhängigkeit vom Winkel gegenüber der Probenebene-wiedergegeben sind.

    Beispiele 2 - 6 Vororientierungsreihe



    [0033] Die folgenden Beispiele zeigen den Einfluß der Vororientierung auf die entscheidenden Kenngrößen Profilausprägung/Glitzerwirkung und 200°C-Thermoschrumpf.

    [0034] Als Einsatzgarne dienten Polyethylenterephthalat-Multifilamente, die mit Aufwickelgeschwindigkeiten von 3000 bis 4900 Meter pro Minute erhalten worden waren. Die Einzelfilamente wiesen jeweils ein scharfkantiges Profil auf, das im Querschnitt einem gleichseitigen Dreieck entsprach. Die weiteren Eigenschaften der Fäden und die Texturiertemperatur sind in der nachfolgenden Tabelle zusammengefaßt.

    [0035] Die Texturierung erfolgte an umgebauten Streckzwirnmaschinen, die mit einem Kontaktheizer von 125 cm Länge ausgerüstet waren sowie Friktionsdrallgeber der Firma Fischer AG mit 3 x 3 Keramikscheiben vom Typ "Kyocera" aufwiesen. Die weiteren Verfahrensbedingungen, insbesondere auch die Oberflächentemperatur des Texturierheizers sind in der nachfolgenden Tabelle zusammengefaßt worden, genauso wie die Prüfwerte der erhaltenen texturierten Fäden. Zur Charakterisierung der beim Texturieren auftretenden Deformation der Profile diente wiederum der relative Reflexionswert, der wie im Beispiel 1 beschrieben bestimmt wurde.

    [0036] Aus der Tabelle ist ersichtlich, daß die Reflexionswerte im Maximum, d.h. bei einem Winkel von 45°, mit steigender Doppelbrechung der Einsatzgarne zunehmen. Besonders gute Werte wurden zwischen 4000 und 4900 Meter pro Minute Abzugsgeschwindigkeit entsprechend einer Doppelbrechung von 65 bis 85 x 10-3 erhalten.

    [0037] Der Thermoschrumpf sinkt dagegen mit zunehmender Orientierung der Einsatzgarne und sinkt im erfindungsgemäßen Vororientierungsbereich auf Werte unter 10 % bei einer Doppelbrechung von über 75 x 10-3.

    [0038] 


    Beispiel 7 - Temperaturreihe



    [0039] Ausgangsgarne gemäß Beispiel 5 wurden simultan strecktexturiert, wobei die Temperatur des Texturierheizers zwischen Raumtemperatur, d. h. ohne Heizer, und 160°C verändert wurde. Die Ergebnisse der Reflexionswert-Bestimmungen sind in der Figur 4 wiedergegeben. Kurve 1 zeigt dabei die Reflexionswerte der vororientierten Einsatzgarne, Kurven 2 - 5 die der daraus hergestellten texturierten Garne: Kurve 2 ohne Heizer - Kurve 3 bei 80°C - Kurve 4 bei 100°C und Kurve 5 bei 160°C. Hieraus ist deutlich ersichtlich, daß der Reflexionswert unter einem Winkel von 45° als Maß für die Profilerhaltung bei normaler Strecktexturierung auf etwa die Hälfte des Wertes für glattes, nicht texturiertes Garn. absinkt. Bei Texturierheizertemperaturen bis zu etwa 100°C ergeben sich dagegen Werte von etwa 75 % dieses Normalwertes. Die Wahl der Texturiertemperaturen kann dann innerhalb der Grenzen der Erfindung entsprechend dem gewünschten Thermoschrumpf gewählt werden. Eine Texturiertemperatur von z.B. 160°C führt zu den gewohnten, stark voluminösen Garnen mit der gewohnten Verformung der Filamentquerschnitte zu Sechsecken.




    Ansprüche

    1. Verfahren zum Herstellen texturierter Multifilamentgarne mit profilierten Filamenten, deren fadenbildende Substanz aus hochmolekularen Polyestern besteht, durch Streckfalschdrahttexturieren, dadurch gekennzeichnet, daß als Zuliefergarne Multifilamentgarne mit hoher Vororientierung, die eine Doppelbrechung von mehr als 65 x 10-3 aufweisen, ohne Reduzierung der Drallzahl simultan falschdrahttexturiert und verstreckt werden, wobei die Garne nicht mehr als 30°C über die Glasumwandlungstemperatur des Polymeren erhitzt werden.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das simultane Strecktexturieren ohne Einsatz einer Heizvorrichtung bei Raumtemperatur erfolgt.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Doppelbrechung der Einsatzgarne unter 120 x 10-3, vorzugsweise im Bereich 70 bis 90 x 10-3 liegt.
     
    4. Falschdrahttexturiertes Garn aus Polyesterfilamenten mit Dreiecksprofil, dadurch gekennzeichnet, daß eine Profilerhaltung, dargestellt als Maximalwert der Reflexionskurve, mindestens 65 % des Wertes des glatten Zuliefergarnes beträgt und sein Thermoschrumpf bei 200°C unter 20 %, bevorzugt unter 10 % liegt.
     




    Zeichnung