[0001] Halbgebleichte Zellstoffe haben Weißgehalte, die zwischen ungebleichtem und hochgebleichtem
Zellstoff liegen. Handelsübliche, hochgebleichte Zellstoffe weisen einen Weißgehalt
von 88 bis mehr als 90 % Elrepho (R457) auf.
[0002] Angebleichte und halbgebleichte Zellstoffe betreffen den
Be-reich zwischen ungebleicht (bei Sulfatzellstoffen 20 bis 30 %
Elrepho, bei Sulfitzellstoffen 50 bis 60 % Elrepho) und ca. 80 bis 88 % Elrepho.
[0003] Handelsübliche, halbgebleichte Sulfatzellstoffe weisen einen Weißgrad von 70 bis
75 % Elrepho auf.
[0004] Halbgebleichte Zellstoffe haben bereits heute einen Markt. Für viele Papierqualitäten
sind mittlere Weißgehalte des Zellstoffes durchaus ausreichend. Dazu gehören holzhaltige
Produkte, wie Zeitungs- und Illustriertenpapiere sowie am oberen Ende der Skala auch
LWC-Papiere (Light-weight-coated papers) und andere gestrichene holzhaltige Qualitäten.
Da der Zellstoff in diesen Papiersorten zur Steigerung der Festigkeit eingesetzt wird,
beträgt sein Anteil nur zwischen 10 und 50 %. Der resultierende Weißgehalt dieser
Papiere wird durch den überwiegend vorhandenen Holzschliffanteil bestimmt. Mit der
Zellstoffweiße kann der Gesamtweißgehalt, beispielsweise von Zeitungspapier, nur in
sehr begrenztem Umfang angeboten werden.
[0005] Die Herstellung halbgebleichten Zellstoffs über eine bekannte Bleiche - z.B. C-E-H
- bietet jedoch kaum Vorteile für den Produzenten. Der Ausbeuteverlust wird bei der
bekannten Bleiche durch den Chlorbedarf der ersten Stufe und die Menge an alkalisch
extrahierbarem Material in der darauf folgenden E-Stufe bestimmt. (Das Papier 35,
S. V 25 ff (1981).
[0006] Eine unvollständige Chlorierung bringt keine Vorteile, da der dann verbleibende Ligninanteil
entweder zu einem erhöhten Hypochlorit-Bedarf mit entsprechend stärkerer Belastung
durch diese Stufe führt oder zu einer Braunfärbung des Zellstoffs bei Anwendung von
wenig Hypochlorit. Ob der Zellstoff nach den C-E-Stufen mit einer geringen Hypochlorit-Menge
auf Weißgehalte um 70 % Remission oder mit einer D-E-D-Sequenz auf 90 % Remission
gebleicht wird, spielt für die Gesamtausbeute und Abwasserbelastung nur eine untergeordnete
Rolle.
[0007] An einem Bleichverfahren, bei dem im Gegensatz zur bekannten Chlorierung das Lignin
teilweise erhalten bleibt, aber dennoch eine Weiße von 70 % oder 75 % Remission erreichbar
ist, besteht daher grundsätzlich ein erhebliches Interesse.
[0008] Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung von halbgebleichten Zellstoffen,
welches dadurch gekennzeichnet ist, daß man die Delignifizierung und Bleiche mit Sauerstoffüberdruck
bei gleichzeitiger Anwesenheit von Wasserstoff- peroxid, Alkali und Natriumsilikat
in wässriger Suspension durchführt. Dabei kann man eine Stoffdichte von 10 bis 30
%, vorzugsweise von 10 bis 20 %, eine Temperatur von 50 bis 110°C, vorzugsweise von
60 bis 90°C, einen Sauerstoffdruck von 1 bis 10 bar, vorzugsweise von 2 bis 4 bar,
eine Peroxidmenge von 0,25 bis 3 %, vorzugsweise von 0,5 bis 2 %, eine Natronlaugemenge
von 1,0 bis 5 %, vorzugsweise von 1 bis 3 % uns eine Natriumsilikatmenge von 1,0 bis
6 %, vorzugsweise von 2 bis 4 % einhalten.
[0009] In einer Ausführungsform kann man nach dem Einmischen des Sauerstoffs bis zur Peroxid-Zugabe
eine Verweilzeit bis zu 60 Minuten bestehen lassen.
[0010] Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich insbesondere zur Bleiche von Laub- und
Nadelholzsulfit und -sulfat- Zellstoff auf Weißgehalte von 40 bis 80 % (Elrepho R
457).
[0011] Im Gegensatz zur Anwendung bekannter Bleichchemikalien mit den oben beschriebenen
Nachteilen bietet die einstufige bekannte Bleiche mit Wasserstoffperoxid erhebliche
Vorteile. Unter weitgehendem Erhalt der Ausbeute werden bei Sulfitzellstoffen Weißgehalte
von 70 bis 80 % Remission in einer einzigen Behandlungsstufe zugänglich. Nachteilig
für die Anwendung des bekannten Verfahrens sind die relativ hohen Kosten des Wasserstoffperoxides,
da zum Erreichen dieses Weißbereiches bis zu 3 % H
20
2 aufgewendet werden müssen. (Das Papier 35, S v 25 ff (1981).
[0012] Das erfindungsgemäße Verfahren ermöglicht gegenüber dem bekannten Peroxid-Bleichverfahren
deutliche Verringerung des Peroxideinsatzes bei vergleichbaren Resultaten hinsichtlich
Weißgrad, Ausbeute und Festigkeiten. Es wird ein Zellstoff erhalten, der neben einem
hohen Ligningehalt einen hohen Weißgrad aufweist, wobei keine Verringerung der Ausbeute
erfolgt.
[0013] Eine besonders einfache Art der Anwendung im technischen Maßstab ist die Kombination
einer Sauerstoff- und Alkalieinmischung bei mittlerer Stoffdichte mit einer gegebenenfalls
direkt anschließenden Einmischung von Wasserstoffperoxid und Natriumsilikat. Die Zugabe
des Sauerstoffes kann über einen Refiner erfolgen. Während der kurzen Verweilzeit
des Stoffstromes beim Aufwärtspumpen zu dem Bleichturm in einem Rohr wird durch Sauerstoff
eine Teildelignifizierung und eine Oxidation der peroxidverbrauchenden, gelösten organischen
Substanzen bewirkt. Wird der Zellstoff anschließend in einen der üblichen abwärts
arbeitenden Türme ausreagieren gelassen, so wird erheblich weniger Peroxid zum Erreichen
eines gleichen Weißgehaltes benötigt, wie ohne Sauerstoffzusatz. Eine zeitliche Trennung
der Sauerstoff- und-Peroxidzugabe ist ebenfalls möglich. Die Peroxidzugabe zum sauerstoffvorbehandelten
Zellstoff kann erst direkt vor dem Turmeingang stattfinden. Eine Waschstufe zwischen
beiden Einmischvorgängen kann zwar soll aber nicht vorhanden sein, da durch die übliche
Verwendung von Kreislaufwasser dabei nur erneut Peroxidverbraucher eingeschleppt werden.
In gleicher Art kann vom Sauerstoffmischer aus direkt in einen Aufwärtsturm gearbeitet
werden. Der Arbeitsdruck bei dieser Anwendung liegt bei 2 bis 4 bar.
[0014] Überraschenderweise ist es mit dem erfindungsgemäßen Verfahren möglich, Kiefern-Sulfat-Zellstoff
sowie Sulitzellstoff einstufig auf einen Weißgehalt von ca. 70 % Elrepho (R 457) zu
bleichen.
[0015] Beispiele: Die angegebenen Prozentwerte werden auf ofentrokkenen (ctro) Zellstoff
bezogen.
Beispiel 1
[0016] Ein harter Fichtensulfitzellstoff mit Kappa 28 und Ausgangsweiße 51,9 und Festigkeiten
von 5,8 km Reißlänge und 1410 mNm/m Weiterreißarbeit bei 20 SR soll auf einen Weißgehalt
von 70 % Remission (Elrepho R 457) gebleicht werden.
a) Nach dem Verfahren der bekannten einstufigen Peroxidbleiche werden dabei folgende
Chemikalienmengen eingesetzt:

b) Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren werden folgende . Chemikalienmengen benötigt:
1,5 % H2O2, 1,4 % NaOH und 3,0 % Natriumsilikat-Lösung
[0017] Diese Chemikalien werden mit dem ungebleichten Zellstoff unter gleichzeitiger Einwirkung
eines Überdruckes von 3 bar Sauerstoffdruck gemischt, Sauerstoffverbrauch 1,1%. Nach
2 Stdn. bei 75 °C und einer Stoffdichte von 14 % erhält man folgende Resulate:

[0018] Der Peroxidbedarf wird durch das erfindungsgemäße Verfahren um über 30 % vermindert.
Da die Vorteile der Bleiche mit Peroxid, hohe Ausbeute, geringe Abwasserbelastung
und gute Festigkeitswerte erhalten bleiben, wird die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens
durch die Anwendung des preiswerten Sauerstoffs erheblich verstärkt.
Beispiel 2
[0019] Fichten-Magnefite-Zellstoff für die Anwendung in Zeitungspapier soll auf einen Weißgehalt
von 60 gebleicht werden. Die Ausgangsweiße liegt bei 50,7, Kappa bei 32 und die Festigkeiten
bei 20 SR bei 8,1 km Reißlänge und 1210 mNm/m Weiterreißarbeit.
[0020] a) Die Bleiche wird nach dem bekannten Verfahren der einstufigen Peroxidbleiche durchgeführt
mit:
1,25 % H2021 1,2 % NaOH und 3,0 % Natriumsilikat-Lösung

[0021] b) Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren wird derselbe Zellstoff wie folgt gebleicht:
0,75 % H2O2, 1,1 % NaOH und 3,0 % Natriumsilikat-Lösung werden in einer Sauerstoffeinmischerapparatur
bei einem Sauerstoffpartialdruck von 2 bar mit dem Zellstoff umgesetzt. Sauerstoffverbrauch
1,2 % bez. auf Zellstoff. Nach 10 Minuten Reaktionszeit in einem Steigrohr wird drucklos
in einem Turm zuendegebleicht.

Beispiel 3
[0022] Kiefern-Sulfatzellstoff soll einstufig auf einen Weißgehalt von> 50 gebleicht werden.
[0023] Die Ausgangsweiße beträgt 23,4, die Kappa-Zahl 37
a) Nach dem bekannten Verfahren der einstufigen Peroxidbleiche werden 2,8 % H202, 2,2 % NaOH und 3,5 % Natriumsilikat- Lösung eingesetzt.

b) Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren wird wie folgt gearbeitet:
22 % NaOH werden bei 14 % Stoffdichte, 85 °C und einem Sauerstoffpartialdruck von
3 bar mit dem Zellstoff gemischt. Der Sauerstoffverbrauch liegt bei 1,8 % bez. auf
Zellstoff. Nach einer Reaktionszeit von 5 Minuten (= Verweilzeit im Reaktionsrohr)
werden in einem zweiten Mischer 1,8 % H202 und 3,5 % Natriumsilikatlösung zugegeben. Dabei sinkt die Stoffdichte auf 12 %, die
Temperatur auf 80°C.
[0024] Nach 90 Minuten erhält man folgendes Ergebnis:

Beispiel 4
[0025] Kiefern-Sulfatzellstoff soll einstufig auf einen Weißgehalt um 70 (R 457) gebleicht
werden. Nach dem bekannten Bleichverfahren mit nur einer Peroxidstufe ist dies nicht
möglich. Weißgehalte 55 sind von der Ausgangsweiße 23,4 und mit einer Kappa-Zahl von
37 nicht zu erreichen.
[0026] Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren ist das gewünschte Weißniveau jedoch wie folgt
zu erreichen:
Bei einer Stoffdichte von 25 %, einer Temperatur von 100°C wird der Zellstoff mit
3,0 % NaOH gemischt. Ein Sauerstoffpartialdruck von 7 bar wird während einer Reaktionszeit
von 90 Minuten aufrechterhalten (Verbrauch 2,1 %). Direkt nach dem Reaktor wird der
Zellstoff mit 1,8 % H2O2 und 4,0 % Natriumsilikatlösung gemischt. Eine Stoffdichte von 18 % wird eingestellt.
Die Temperatur sinkt dabei auf 83°C. Nach einer Stufe Verweilzeit ergibt sich folgendes
Resultat:

Dieser Zellstoff ist für die Anwendung als Zellstoffanteil in Zeitungs-, Illustrierten-
und LWC-Papieren hervorragend geeignet. Dabei wurde bei der Bleiche nicht nur im Vergleich
zu konventionellen Bleichverfahren wie z.B. CEH eine um 4 % höhere Bleichausbeute,
sondern auch eine um 50 % geringere Abwasserbelastung erreicht. Letztere enthält zudem
keine chlorierten Verbindungen.
1. Verfahren zur Herstellung von halbgebleichten Zellstoffen, dadurch gekennzeichnet,
daß man die Bleiche mit Sauerstoffüberdruck bei gleichzeitiger Anwesenheit von Wasserstoffperoxid,
Alkali und Natriumsilikat in wässriger Suspension durchführt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man eine Stoffdichte von
10 bis 30 %, eine Temperatur von 50 bis 110 °C, einen Sauerstoffdruck von 1 bis 10
bar, eine Peroxidmenge von 0,25 bis 3 %, eine Natronlaugemenge von 1,0 bis 5 %, und
eine Natriumsilikatmenge von 1,0 bis 6 % einhält.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß man nach Einmischen
des Sauerstoffs bis zur Peroxid- Zugabe eine Verweilzeit bis zu-60 Minuten bestehen
lassen kann.