[0001] Die Erfindung betrifft eine hochwarmfeste, gegen Temperaturwechsel unempfindliche,
kobaltfreie Nickel-Eisen-Gußlegierung mit großer thermodynamischer Stabilität der
Gefügebestandteile, die zudem hohe Wärmehärte, hervorragende Beständigkeit gegen Oxidation,
Korrosion und Verschleiß sowie gute Schweißeigenschaften aufweist und sich insbesondere
als Werkstoff für Kernreaktorbauteile eignet.
[0002] An Legierungen, die beispielsweise im Flanschbereich von Kernreaktoren einsetzbar
sind, werden für bestimmte Begleitelemente folgende Grenzwerte gefordert: Co < 0,1%,
B < 0,01%, Ta < 0,002%.
[0003] Eisenbasislegierungen sind in der Regel wegen geringer Warmfestigkeit und mangelnder
Korrosionsbeständigkeit nur bedingt verwendbar.
[0004] Nickel-Chrom-Bor-Silizium-Legierungen kommen wegen ungenügender Zähigkeit und Korrosionsbeständigkeit
nicht in Betracht, so daß deren Vorteile, wie niedriger Schmelztemperaturbereich,
nicht ausgenutzt werden können.
[0005] Aus der DE-PS 27 14 674 ist eine für Kernreaktor-Bauteile geeignete Legierung auf
Nickelbasis mit 0,2 bis 1,9% C, 18 bis 32% Cr, 1,5 bis 8% W, 6 bis 12% Mo und Fakultativzusätzen
von bis 2% Si, je bis 3% Mn, Nb/Ta, Zr, V und bis 0,9% B, Rest 15 bis 40% Ni mit guter
Kalt- und Warmhärte, guter Korrosionsbeständigkeit und Reibeigenschaft sowie Schweißbarkeit
und hoher Dauerfestigkeit bekannt.
[0006] Aufgabe der Erfindung ist es, eine gefügestabile hochwarmfeste Nickel-Eisen-Gußlegierung
vorzuschlagen, die bei sonst gleichen guten Eigenschaften wie die der vorerwähnten
Legierung gemäß DE-PS 27 14 674 bessere Zunderbeständigkeit ähnlich der von Kobaltlegierungen
hat.
[0007] Zur Lösung dieser Aufgabe wird erfindungsgemäß eine Legierung der in den Ansprüchen
gekennzeichneten Zusammensetzung vorgeschlagen. Vorteilhafte Ausgestaltungen sind
in den Unteransprüchen gekennzeichnet.
[0008] Von der bekannten Legierung gemäß DE-PS 27 14 674 unterscheidet sich die erfindungsgemäße
in einem fehlenden Gehalt an Wolfram und einem erhöhten Gehalt an Molybdän. Wolfram
ist vergleichsweise kostenaufwendiger und zudem unsicherer verfügbar als Molybdän.
Ferner kann die bekannte Legierung eisenfrei sein bzw. einen Maximalgehalt von 59,
3 % Fe aufweisen, während bei der erfindungsgemäßen Legierung der Eisengehalt mit
18 bis 26 % im Hinblick auf die Erzielung der geforderten Eigenschaften eng begrenzt
ist. Das gleiche gilt für den Gehalt an Chrom, das in Mengen von 22 bis 26 % vorzuliegen
hat. Im Mischkristall gelöstes Chrom sorgt vornehmlich für große Oxidations- und Korrosionsbeständigkeit
, während das im Karbid abgebundene Chrom zusätzlich den Verschleißwiderstand bestimmt.
Der Bildung grober Primärkarbide wurde aus Zähigkeitsgründen durch die obere Grenze
des Chromgehalts entgegengewirkt. Höhere Chromgehalte verschlechtern außerdem in nicht
tragbarer Weise das Schweißverhalten.
[0009] Molybdän in Mengen von 12, 5 bis 14, 5 % verbessert in der erfindungsgemäßen Legierung,
wenn es im Mischkristall gelöst ist, die Warmfestigkeit und Korrosionsbeständigkeit
und, im Karbid abgebunden, den Verschleißwiderstand. Einen Ersatz des Bildners von
Karbid und intermetallischer Phasen Wolfram durch den Bildner nicht unbedingt gleicher
Phasen Molybdän lehrt die'DE-PS 27 14 674 nicht, vielmehr geht die bekannte Lehre
dahin, einen Mindestgehalt von 1, 5 % Wolfram vorzusehen. Es war auch nicht vorherzusehen,
daß bei einem Fehlen von Wolfram in der Legierung die nachfolgend noch näher zu schildernde
beträchtliche Verbesserung der Zunderbeständigkeit eintreten würde. Darüber hinaus
ist der DE-PS 27 14 674 die der Erfindung zugrunde liegende Erkenntnis nicht zu entnehmen,
daß durch sorgfältige Begrenzung der sich gegenseitig beeinflussenden Elemente Nickel,
Eisen, Chrom und Molybdän die an hochmolybdänhaltigen Werkstoffen sonst häufig zu
beobachtende katastrophale Oxidation durch Entstehen flüchtiger Oxide unterbleibt.
Es war also nicht vorherzusehen, daß durch das Überschreiten des in der DE-PS 27 14
674 angegebenen Maximalgehalts für Molybdän von 12 % nicht nur gleiche, sondern wesentlich
verbesserte Zunderbeständigkeit erzielt werden kann.
[0010] Der zur Karbidbildung benötigte Kohlenstoff hat einem Mindestwert zur Erzielung guter
Schweißeigenschaft zu genügen und ist auf einen Höchstwert von 1,6 % begrenzt, um
die Bildung grober Primärbcarbide zu vermeiden und um ausreichende Härte zu gewährleisten.
[0011] Von besonderer Bedeutung ist auch der effektive Kohlenstoffgehalt, der nach der Formel

zwischen 1,1 und 1,6 liegen soll. Dabei erreicht die Härte bei einem effektiven Kohlenstoffgehalt
von etwa 1,3% einen Größtwert (Fig. 1).
[0012] Mangan dient als Desoxidations- und Entschwefelungsmittel, ist jedoch begrenzt auf
maximal 0, 2 %,um Porenbildung im Guß oder Schweißgut zu vermeiden.
[0013] Silizium erhöht die Korrosionsbeständigkeit in sauren reduzierten Lösungen und begünstigt
das Fließverhalten in flüssiger Phase.
[0014] Niob/Tantal wird zur Kornverfeinerung zugesetzt.
[0015] Durch geeignete Desoxidationsmittel wie Kalzium, Magnesium, Aluminium, Zirkonium
und seltene Erdmetalle wird die Form der Sonderkarbide gesteuert.
[0016] Das Gefüge der erfindungsgemäßen Legierung besteht nach metallografischer und röntgenografischer
Untersuchung aus Primärdendriten mit kubischflächenzentrierter Struktur und Restschmelzneutektikum,
das sich aus Mischkristall und Karbiden vom Typ M
7C
3 sowie M
6C zusammensetzt..
[0017] Zwischen 350 und 600° C weist die erfindungsgemäße Legierung eine überraschend hohe
thermodynamische Stabilität auf. Fig. 2 belegt dies. Fig. 2a zeigt das Gefüge in 1000-facher
Vergrößerung für den schnell abgeschreckten Gußzustand, während Fig. 2b den Gefügezustand
nach eine anschließenden 1000h-Glühung bei 600° C zeigt. Gefügeänderungen sind nicht
wahrnehmbar. Die Zusammensetzung der bei den in den Figuren 1 bis 3 wiedergegebenen
Versuchen eingesetzten erfindungsgemäßen Legierung (in Gew.-%) war wie folgt:

Die Gefügestabilität wird durch Härtemessungen bestätigt. Da im Flanschbereich von
Kernreaktoren die Anwendungstemperaturen bei 350° C und im Störfalle zeitweise sogar
bei 500° C liegen, wurde die Härte an Guß- und WIG-Schweißgut nach zeitlich gestaffelten
Glühungen zwischen 350 und 600° C ermittelt. Fig. 3 zeigt das relativ schmale Streuband
der Härte mit Werten zwischen 45 und 48 HRC für Glühzeiten bis 1000 h. Die Härte wird
demnach durch das Primärgefüge der erfindungsgemäßen Legierung bestimmt. Überalterungsvorgänge
deuten sich bis 600° C im Härteverlauf nicht an.
[0018] In weiteren Untersuchungen wurde die erfindungsgemäße Legierung mit der handelsüblichen
Kobaltbasislegierung, Werkstoff-Nr. 3177.0 verglichen. Die untersuchten Werkstoffe
hatten folgende Zusammensetzung:

[0019] Fig. 4 zeigt, daß die erfindungsgemäße Legierung gegenüber der bekannten Kobaltlegierung
bis mindestens 900°C eine überlegene Warmhärte aufweist. Der vergleichsweise große
Formänderungswiderstand bei hoher Temperatur ist kennzeichnend für die Warmfestigkeit
der erfindungsgemäßen Legierung.
[0020] Die Temperaturwechselbeständigkeit wird günstig beeinflußt durch großen Elastizitätsmodul
und kleinen Ausdehnungskoeffizienten (Fig. 5), Im gesamten untersuchten Temperaturbereich
bis 900°C weist die erfindungsgemäße Nickellegierung einen kleineren Ausdehnungskoeffizienten
und einen größeren Elastizitätsmodul auf als die zum Vergleich herangezogene bekannte.Kobaltlegierung.
[0021] Der Widerstand der beanspruchten Nickellegierung gegenüber Oxidation (Zunderbeständigkeit)
ist gemäß Fig. 6 groß. Das Oxidationsverhalten der neuen Legierung bis 900°C ist mit
dem der Kobaltlegierung gleich. Demgegenüber weist die handelsübliche Legierung gemäß
DE-PS 27 14 674 Neigung zur katastrophal Oxidation auf, wie aus dem starken Anstieg
der Oxidation oberhalb von 800°C hervorgeht.
[0022] Eine Gegenüberstellung von Korrosionswerten ist der folgenden Tabelle zu entnehmen.
Die Prüfergebnisse zeigen, daß die erfindungsgemäße Nickellegierung der Kobalt-Vergleichslegierung
überlegen ist im Widerstand gegenüber Schwefelsäure und Salzsäure.

[0023] Aufgrund ihrer Eigenschaftskombination, insbesondere von Warmhärte, Korrosions- und
Zunderbeständigkeit eignet sich die erfindungsgemäße Legierung besonders gut für Kernreaktorbauteile
und zum Panzern von Ventilen.
1.Hochwarmfeste gegen Temperaturwechsel unempfindliche kobaltfreie Nickel-Eisen-Gußlegierung
mit großer thermodynamischer Stabilität der Gefügebestandteile, die zudem hohe Warmehärte,
hervorragende Beständigkeit gegen Oxidation, Korrosion und Verschleiß sowie gute Schweißeigenschaften
aufweist und sich insbesondere als Werkstoff für Kernreaktorbauteile eignet, bestehend
aus
1, 1 bis 1,6 %C 0,5 bis 1,5 % Si
0,01 bis 0,2 % Mn
22 bis 26 % Cr
12,5 bis 14,5 % Mo
0,2 bis 0,8 %Nb
35 bis 40 % Ni
18 bis 26 % Fe 0, 1 % Co 0,01 % B 0,002 % Ta.
2. Legierung nach Anspruch 1 gekennzeichnet durch
1,25 bis 1, 55 % C
0,8 bis 1,30 % Si
0,02 bis 0, 15 % Mn
24 bis 26 % Cr
12,5 bis 13,5 % Mo
0, 3 bis 0, 7 % Nb
35 bis 37,5 % Ni
19 bis 26 % Fe
< 0, % Co
0,01 % B
0,002 % Ta
3. Legierung nach Anspruch 1 mit der Maßgabe, daß
für % Ceff = % C + 0, 86 · %N + 1,11 % B ist.
4. Legierung nach Anspruch 2 mit der Maßgabe, daß

für % C
eff = %C + 0,86 ˙ % N + 1,11 ˙ %B ist.
5. Verwendung der Legierung nach Ansprüchen 1 bis 4 als Werkstoff fürKernreaktor-Bauteile
6. Verwendung der Legierung nach Ansprüchen 1 bis 4 als Werkstoff zum Panzern von
Verschleißteilen, wie Ventilen, Heißdampfarmaturen, Kettensägen.