[0001] Für die elektrolytische Herstellung von Chlor und Natronlaage stehen verschiedene
Verfahren zur Verfügung: Das Diaphragma-, das Amalgam- und neuerdings das Membran-Verfahren.
üblicherweise wird insbesondere bei den beiden zuletzt genannten Verfahren die Sole
im Kreis geführt, wobei beim Durchgang durch die Elektrolysezelle ein Teil des Salzes
zersetzt wird und die in der Elektrolysezelle verarmte Sole durch Auflösen von festem
Salz wieder aufgestärkt wird.
[0002] Die vorliegende Erfindung bezieht sich insbesondere auf Verfahren zur elektrolytischen
Herstellung von Chlor und Natronlauge aus sulfathaltigem Salz, bei denen die Sole
im Kreislauf geführt wird.
[0003] Die Verunreinigungen des Salzes werden im Solekreislauf angereichert, wenn sie nicht
durch fortlaufende Reinigungsoperationen bis auf bei der Elektrolyse tolerierbare
Restgehalte entfernt werden. Nach Durchlaufen der Elektrolysezelle wird die Sole angesäuert
und entchlort. Im weiteren Verlauf des Solekreislaufs gibt es dann verfahrens- und
anlagenbedingte Varianten. Die Mehrzahl der großtechnischen Anlagen sind bis heute
Amalgamanlagen, die meisten von ihnen haben offene Salzlösestationen. In diesem Fall
ist vor der Wiederaufsättigung eine Alkalisierung der Sole erforderlich, um Emissionen
von Restchlor sicher zu vermeiden. Üblicherweise wird der erforderliche Natronlaugeüberschuß
bei der Wiederaufsättigung gleich mit zugegeben, so daß die Hydroxyde von Magnesium
und Eisen schon während des Lösevorganges mit ausfallen. Anschließend wird durch Zugabe
von Bariumverbindungen und Soda Calciumcarbonat und Bariumsulfat gefällt. Soda und
Natronlauge werden im Überschuß angewandt, um möglichst vollständige Fällung zu erreichen.
Bariumverbindungen werden im Unterschuß zugesetzt, damit diese vollständig umgesetzt
werden. Ein gewisser Sulfatgehalt in der Sole ist tolerierbar. Die tolerierbare Grenze
von wenigen g/1 wird beim Membranverfahren durch die derzeit verfügbaren Membranen
bestimmt. Es ist zu erwarten, daß in Zukunft auch sulfatfeste Membranen zur Verfügung
stehen werden. Beim Amalgamverfahren mit Graphitanoden bestimmt der mit dem Sulfatgehalt
steigende Graphitabbrand die obere Grenze. Beim Einsatz von Titananoden sind relativ
hohe Sulfatgehalte bis zu 30 g Sulfat/l beim Amalgamverfahren beherrschbar.
[0004] Eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, ein Verfahren bereitzustellen, das
ohne die relativ teuren Bariumverbindungen zur Sulfatfällung auskommt. Ferner ist
es Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die Sulfatfällung unter völligem Verzicht auf
Fällchemikalien durchzuführen, wobei möglichst direkt verwertbare Sulfatverbindungen
anfallen sollen.
[0005] Es wurde gefunden, daß das Sulfat aus der im Kreislauf geführten Sole unter bestimmten
weiteren Bedingungen als Glaubersalz durch Kühlungskristallisation entfernt werden
kann, ohne daß das Elektrolyseverfahren negativ beeinflußt wird.
[0006] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist nun ein Verfahren zur Herstellung von Chlor
und Natronlauge aus sulfathaltigem Natriumchloridsalz durch Elektrolyse, bei dem eine
sulfathaltige Natriumchloridsole im Kreislauf geführt wird zwischen Verarmung der
Sole an Natriumchlorid in der Elektrolysezelle und Wiederaufstärkung der Sole durch
Auflösung von sulfathaltigem Salz, wobei die Sole nach Verlassen der Elektrolysezelle
durch Ansäuern mit Salzsäure entchlort wird und das mit den Salz in die Sole eingeführte
Sulfat aus der Sole entfernt wird, dadurch gekennzeichnet, daß
a) aus dem Solekreislauf ein erster Teilstrom abgezweigt wird, zu dem die zum Ansäuern
der Sole notwendige Salzsäure zugegeben wird, der Teilstrom nach einer Verweilzeit
die zur Zersetzung des bei der Elektrolyse gebildeten, in dem Teilstrom enthaltenen
Chlorats ausreicht, mit dem Solehauptstrom vereinigt wird, und
b) aus dem Solestrom ein zweiter Teilstrom abgezweigt wird, der zweite Teilstrom derart
gekühlt wird, daß eine dem gesamten in die Sole eingeführten Sulfat entsprechende
Menge Na2SO4. 10H2O auskristallisiert, der Kristallbrei abgetrennt und der zweite Teilstrom mit dem
Sole-Hauptstrom wiedervereinigt wird.
[0007] Bei Ersatz der Bariumsulfatfällung durch die Glaubersalz-Kühlungskristallisationsfällung
kann eine Anreicherung von Chlorat im Solekreislauf auftreten. Die Zersetzung des
Chlorats erfolgt bei relativ hohem Salzsäureilberschuß innerhalb von wenigen Minuten.
Die Chloratentfernung aus einem Teilstrom reicht aus, um den Chloratgehalt im Solekreislauf
auf einem tolerierbaren Wert zu halten. Insbesondere ist es ausreichend, den Teilstrom
für die Chloratentfernung mengenmäßig in der Größenordnung der für das Ansäuern zur
Entchlorung notwendigen Menge Salzsäure zu halten. Bevorzugt beträgt der Volunenstrom
des ersten Teilstrom etwa die Hälfte bis zum Doppelten des Volumenstroms der Salzsäure.
Bevorzugt wird 15 bis 25 %ige, besonders bevorzugt etwa 20 %ige, Salzsäure eingesetzt.
Eine so verdünnte Salzsäure ist noch ausreichend, um die Chloratzersetzung zu bewirken.
Bei höherkonzentrierter Salzsäure kann es zur Ausfällung von festem Natriumchlorid
kommen. In einem technischen Prozeß wird zum Verdünnen der Salzsäure zweckmäßigerweise
Kondensat aus der Chlorkühlung abgezweigt, das aus Umweltschutzgründen ohnehin der
Sole wieder zugeführt wird. Der Soleteilstrom, in dem die Chloratentfernung erfolgt,
beträgt beispielsweise ca. 0,5 bis 2 % des Solehauptstroms.
[0008] Ist die Entfernung von Chlorat aus dem Solekreislauf sichergestellt, kann die Glaubersalzfällung
völlig unproblematisch nach bekannten Gesetzmäßigkeiten erfolgen. nie starke Abhängigkeit
der Löslichkeit des Glaubersalzes in konzentrierter Sole von der Temperatur ist bekannt.
Zum Beispiel beträgt die Löslichkeit des Glaubersalzes, angegeben in g SO
4/1, bei 5°C ca. 15 und bei 0°C ca. 10.
[0009] Die die Glaubersalz-Kühlungskristallisationsfällung bestimmenden Parameter wie Teilstrommenge
und Temperatur, auf die gekühlt wird, können in einfacher Weise für die bei einer
technischen Elektrolysezelle vorliegenden sonstigen Parameter angegeben werden.
[0010] Ist in einer Elektrolyseanlage beispielsweise ein Sulfatgehalt von 25 g/1 tolerierbar,
wird ferner ein Natriumchloridsalz mit 0,5 % Sulfatgehalt zur Aufstärkung einer Sole,
die in der Elektrolysezelle um 40 g/1 verarmt wurde, eingesetzt, so ist ein Teilstrom
von 2 % des Solestromes auf 5°C abzukühlen, damit das bei der Auflösung von 40 g Salz
pro 1 Sole eingeführte Sulfat entfernt wird. Bei stärkerer Abkühlung kann der Teilstrom
für die Kühlungskristallisation kleiner gehalten werden. Bevorzugt erfolgt die Abkühlung
der Sole in diesem zweiten Teilstrom auf Temperaturen zwischen -5 und 10°C, besonders
bevorzugt auf Temperaturen zwischen 0 und 5°C.
[0011] Damit steht ein sicheres, die sonstigen Elektrolysebedingungen nicht beeinflussendes
Verfahren zur Verfügung, das unter Verzicht auf Fällchemikalien eine ausreichende
Sulfatentfernung aus der Sole gewährleistet, wobei das ausgefällte Sulfat ferner noch
in Form einer direkt verwertbaren Sulfatverbindung als Glaubersalz anfällt.
[0012] Bei der weiteren Bearbeitung der Erfindung wurde festgestellt, daß es bei der Entfernung
der übrigen Verunreinigungen zu Schwierigkeiten bei der Filtration kommen kann. Insbesondere,
wenn Natriumchloridsalze mit relativ hohem Magnesiumgehalt eingesetzt werden, kann
die Filtration nach der Fällung des Magnesiumhydroxids Schwierigkeiten bereiten. Das
nach dem Stand der Technik eingesetzte Bariumsulfat diente offenbar gleichzeitig als
Filterhilfsmittel für diese weiteren Verunreinigungen. Diese Schwierigkeiten können
vermieden werden, wenn vor der Wiederaufsättigung lediglich soviel Natronlauge zur
Sole zugesetzt wird, daß diese annähernd neutral ist und Chloremissionen in der Lösestation
noch nicht auftreten. Bevorzugt soll der pH-Wert der Sole für die Wiederaufsättigung
auf 6 bis 8,5 eingestellt werden. Wird danach zunächst mit Soda das Calciumcarbonat
gefällt und anschließend die restliche Lauge für die Hydroxidfällung (Magnesiumhydroxid,
Eisenhydroxid, etc.) zugegeben, so ergibt sich eine ausgezeichnet filtrierbare Sole.
[0013] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist demnach auch die besonders bevorzugte Kombination
aus Glaubersalz-Kühlungskristallisationsfällung, Chloratentfernung und der zuletzt
beschriebenen Fällung der weiteren Verunreinigungen.
1) Verfahren zur Herstellung von Chlor und Natronlauge aus sulfathaltigem Natriumchloridsalz
durch Elektrolyse, bei dem eine sulfathaltige Natriumchloridsole im Kreislauf geführt
wird zwischen Verarmung der Sole an Natriumchlorid in der Elektrolysezelle und Wiederaufstärkung
der Sole durch Auflösung von sulfathaltigem Salz, wobei die Sole nach Verlassen der
Elektrolysezelle durch Ansäuern mit Salzsäure entchlort wird und das mit dem Salz
in die Sole eingeführte Sulfat aus der Sole entfernt wird, dadurch gekennzeichnet,
daß
a) aus dem Solekreislauf ein erster Teilstrom abgezweigt wird, zu dem die zum Ansäuern
der Sole notwendige Salzsäure zugegeben wird, der Teilstrom nach einer Verweilzeit,
die zur Zersetzung des bei der Elektrolyse gebildeten, in dem Teilstrom enthaltenen
Chlorats ausreicht, mit dem Solehauptstrom vereinigt wird, und
b) aus dem Solestrom ein zweiter Teilstrom abgezweigt wird, der zweite Teilstrom derart
gekühlt wird, daß eine dem gesamten in die Sole eingeführten Sulfat entsprechende
Menge Na2SO4 · 10H20 auskristallisiert, der Kri- stallbrei abgetrennt wird und der zweite Teilstrom mit dem Solehauptstrom wiedervereinigt
wird.
2) Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß in dem Solekreislauf ein
Sulfatgehalt von 10 bis 30 g/1, vorzugsweise 15 bis 25 g/1 aufrechterhalten wird.
3) Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Abkühlung der
Sole im zweiten Teilstrom auf -5 bis 10°C, vorzugsweise 0 bis 5°C, erfolgt.
4) Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß in den
ersten Teilstrom 15 bis 25 %ige Salzsäure eingeführt wird.
5) Verfahren nach einen der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Volumenstrom
des ersten Teilstroms etwa der Hälfte bis zum Doppelten der zum Ansäuern der Sole
für die Entchlorung notwendigen Salzsäure entspricht.
6) Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Sole
zur Wiederaufstärkung durch Zugabe von Natriumhydroxid auf einen pH-Wert von 6 bis
8,5 eingestellt wird.
7) Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß nach der Wiederaufstärkung
der Sole zunächst durch Zugabe von Soda die als Verunreinigung mit den Salz eingeführten
Calciumionen als Calciumcarbonat und danach durch weitere Zugabe von Natriumhydroxid
weitere Verunreinigungen gefällt werden und das Gefällte gemeinsam abfiltriert wird.