[0001] Die Erfindung betrifft eine Anordnung zur Erkennung von Sprachpausen in einem Sprachsignal,
das von Störsignalen überlagert sein kann.
[0002] Derartige Anordnungen sind z.B. die Voraussetzung für die Unterdrückung von Störsignalen
beim Telefonieren aus akustisch gestörter Umgebung. Während der Sprachpause werden
charakteristische Parameter des Störsignales gemessen und dazu verwendet, die Störungen
vor der Übertragung möglichst vollständig aus dem zu übertragenden Signal mit adaptiven
Filtern herauszufiltern.
[0003] Aus der DE-AS 24 55 47, Spalte 10 ist eine Anordnung in analoger Technik zur Erkennung
von Sprachpausen bekannt, der folgende Wirkungsweise zugrunde liegt: Das Sprachsignal
wird in gleich lange Abschnitte zerlegt und für jeden Abschnitt wird durch Gleichrichtung
und Mittelwertbildung ein Spannungswert gewonnen, der zur mittleren Lautstärke des
Abschnittes proportional ist. Schließlich wird durch Mittelwertbildung über mehrere
Sprachabschnitte ein weiterer Spannungswert bestimmt, der zur mittleren Gesprächslautstärke
proportional ist. Durch einen Vergleich der beiden Mittelwerte wird entschieden, ob
ein Abschnitt einer Sprachpause angehört oder nicht.
[0004] Bei dieser Pausenerkennung ist unter anderem nicht berücksichtigt, daß z.B. stimmlose
Laute zu einem Leistungseinbruch im Sprachsignal führen und die betreffenden Sprachabschnitte
deshalb fälschlicherweise als Sprachpausen angesehen werden. Derartige Fehlentscheidungen
treten bei der bekannten Anordnung- um so häufiger auf, je stärker das Sprachsignal
von Störsignalen überlagert ist.
[0005] Es ist deshalb Aufgabe der Erfindung, eine Anordnung zur Erkennung der Pausen in
einem gestörten Sprachsignal anzugeben, bei der Fehlentscheidungen im oben erläuterten
Sinne vermieden werden. Die Anordnung soll darüberhinaus eine Sprachpausenerkennung
auch dann ermöglichen, wenn sich die mittlere Geräuschleistung nur langsam verändert.
[0006] Diese Aufgabe wird durch die im Kennzeichen des Anspruches 1 angegebenen Merkmale
gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen geben die Unteransprüche an.
[0007] Anhand der Figuren soll die Erfindung näher erläutert werden.
[0008] Es zeigt:
Figur 1 ein Blockschaltbild der erfindungsgemäßen Anordnung
Figur 2, 3 und 4 Diagramme zur Erläuterung der Wirkungsweise der erfindungsgemäßen
Anordnung
[0009] Im Blockschaltbild nach Fig.l werden aus dem an einer Klemme E angelegten,gestörten
Sprachsignal durch einen Analog-Digital-Umsetzer A/D zu Abtastzeitpunkten kT
o Abtastwerte x(k) gewonnen, wobei k eine natürliche Zahl und l/T die Abtastfrequenz
darstellt. Die Abtastwerte werden an einen Mittelwertbildner M weitergegeben.
[0010] Der Mittelwertbildner M erzeugt zu allen Taktzeitpunkten T(n) mit dem zeitlichen
Abstand mT aus den Beträgen von m aufeinanderfolgenden Abtastwerten einen sogenannten
Kurzzeitmittelwert.

[0011] Als Mittelwert ist das arithmetische Mittel aus den Beträgen der Abtastwerte verwendet,
da zu dessen Bestimmung der Bausteineaufwand geringer ist als z.B. zur Bildung des
quadratischen Mittels. Jeder Kurzzeitmittelwert G(n) ist näherungsweise ein Maß für
die mittlere Leistung des gestörten Sprachsignales über einen Zeitraum von etwa 100
ms. Durch diese Angabe und durch die Abtastfrequenz ist auch die Zahl m der Abtastwerte
festgelegt, die zur Bestimmung eines der Kurzzeitmittelwerte G(n) erforderlich sind.
Wird z.B. das gestörte Sprachsignal mit 10 kHz abgetastet, so muß m etwa 1000 betragen.
Jede der Größen G(1), G(2)... ergibt sich also aus etwa tausend aufeinanderfolgenden
Abtastwerten.
[0012] Die Einheit GL der Fig. 1 führt eine Glättung der Folge der Kurzzeitmittelwerte G(n)
durch. Näheres über den Zweck und die Art und Weise der Glättung wird weiter unten
angegeben.
[0013] Parallel zur Glättung wird durch den Block PA der Fig. 1 aus den Kurzzeitmittelwerten
ein Schätzwert P(n) für die mittlere Geräuschleistung, d.h. für die mittlere Leistung
des Störsignales bestimmt. Genaueres über den Schätzwert P(n) wird ebenfalls weiter
unten ausgeführt. Ein Vergleicher V in Fig. 1 vergleicht eine vom Schätzwert P(n)
abhängige Schwelle S mit den geglätteten Kurzzeitmittelwerten GG(n). Ist der geglättete
Kurzzeitmittelwert GG(n) kleiner als die Schwelle S, wird ein Signal an eine Einheit
EN weitergeleitet. Hat die Einheit EN z.B. zu zwei aufeinanderfolgenden Taktzeitpunkten
T(n-1) und T(n) ein derartiges Signal erhalten, so läßt sie ihrerseits durch ein eigenes
Signal an einer Klemme A das Vorliegen einer Sprachpause erkennen.
[0014] Das Diagramm a) der Fig. 2 zeigt ein mögliches Ausgangssignal AM des Mittelwertbildners
M, d.h. eine mögliche Folge der Kurzzeitmittelwerte G(l), G(2) ... In dem Diagramm
a) ist das Ausgangssignal AM so normiert, daß sein absolutes Maximum den Wert 1 annimmt.
Bei den eingetragenen Amplitudenschwellen handelt es sich um den Schätzwert P (n)
(untere Schwelle, unterbrochen gezeichnet) und die Schwelle S (obere Schwelle, durchgezogen).
Im Diagramm b) ist schematisch das zugehörige Sprachsignal S mit seinen wahren Pausen
P abgebildet. Würde eine Pausenbestimmung aufgrund der Unterschreitung der oberen
Amplitudenschwelle im Diagramm a) - diese Pausenbestimmung ist im Diagramm c) abgebildet
- vorgenommen werden, so würde sich eine Vielzahl von Fehlentscheidungen ergeben,
wie ein Vergleich der Diagramme b) und c) zeigt. Eine Verschiebung der oberen Schwelle
nach unten würde zwar dazu führen, daß die im Diagramm c) enthaltenen Leistungseinbrüche,
die nicht auf Sprachpausen beruhen, auch nicht angezeigt würden, jedoch würde dann
die Aussage über die Pausenlängen erheblich verfälscht werden.
[0015] Daher ist bei der erfindungsgemäßen Anordnung vor der Entscheidung auf Pause eine
Glättung des Ausgangsignales AM vorgesehen, und zwar entweder mit Hilfe eines linearen
Digitalfilters, durch das aus drei aufeinanderfolgenden Kurzzeitmittelwerten G(n),
G(n-l) und G(n-2) ein Wert GG(n) des geglätteten Signales erhalten wird, oder mit
Hilfe eines Median-Filters.
[0016] Bei der linearen Filterung hat sich ein Filter mit den Koeffizienten 1/4, 1/2 und
1/4 als günstig erwiesen.
[0017] Bei der Medianfilterung werden z.B. fünf aufeinanderfolgende Kurzzeitmittelwerte
G(n) ... G(n-4) der Größe nach geordnet und dann der mittlere Wert als Ausgangswert
GG(n) des Filters ausgelesen. Wie das Ausgangssignal des Mittelwertbildners M nach
der Glättung mit einem linearen Digitalfilter aussieht, ist dem Diagramm a) der Fig.
3 zu entnehmen. Im Diagramm b) sind wiederum schematisch die wahren Sprachabschnitte
und die wahren Pausen des Sprachsignales aufgetragen, und das Diagramm c) zeigt die
Sprachabschnitte und Sprachpausen,wie sie sich analog zum Diagramm c) in Fig. 1 ergeben.
Durch die lineare Glättung ist die Zahl der Fehlentscheidungen erheblich zurückgegangen,
wie der Vergleich von Fig. 2 und Fig. 3 zeigt. Auch bei Glättung mit einem Median-Filter
verringert sich - wie dem Diagramm c) der Fig. 4 zu entnehmen ist - die Zahl der Fehlentscheidungen.
[0018] Eine weitere Maßnahme, kürzere Leistungseinbrüche im gestörten Sprachsignal nicht
als Pausen zu mißdeuten, besteht darin, z.B. einen Leistungseinbruch erst bei zweimaligem
Unterschreiten der oberen Amplitudenschwelle in der Fig. 2, 3 oder 4 als Sprachpause
anzusehen.
[0019] Die in der Fig. 2, 3 und 4 eingezeichneten Amplitudenschwellen werden - wie oben
schon angedeutet - von der Einheit PA in Fig. 1 ermittelt, und zwar wird zunächst
für jeden Zeitpunkt T(n) der Schätzwert P(n) der Geräuschleistung bestimmt. Diese
Größe soll ein ungefähres Maß für die mittlere Leistung des Störsignales sein, wobei
die Mittelungszeit in der Größenordnung einer Sekunde liegt.
[0020] Weil der Schätzwert P(n) der Geräuschleistung während längerer Sprachpausen - auf
deren Erkennung wird weiter unten eingegangen - auf einen aktuellen Wert gebracht
wird, liefert die erfindungsgemäße Anordnung auch dann noch gute Ergebnisse, wenn
sich die oben erwähnte mittlere Leistung des Störsignales nur langsam verändert, d.h.,wenn
sie in Zeitintervallen der Größe ein bis zwei Sekunden als stationär anzusehen ist.
[0021] Fällt der Zeitpunkt T(n) in eine längere Sprachpause, so wird der Schätzwert P(n)
als Linearkombination aus dem vorangegangenen Schätzwert P(n-l) und dem Kurzzeitmittelwert
G(n) nach der Gleichung

neu bestimmt. Der Wert der in dieser Gleichung auftretenden Konstante a liegt zwischen
Null und Eins. Ein typischer Wert für a ist 0,5. Liegt keine längere Sprachpause vor,
so wird der vorangegangene Schätzwert beibehalten, d.h. es wird P(n) = P(n-1) gesetzt.
Zu Beginn der Pausenerkennung Mird der Schätzwert zu Null gewählt.
[0022] Um die längeren Sprachpausen zu erkennen, wird laufend geprüft, ob die Differenz
zweier aufeinanderfolgender
Kurzzeitmittelwerte betragsmäßig unter eine Schwelle D fällt. Ist z.B. K mal nacheinander
die Ungleichung

erfüllt, so wird dieser Umstand als Vorliegen einer längeren Sprachpause gewertet
und der neue Schätzwert P(n) nach der oben angegebenen Gleichung bestimmt. Die Schwelle
D ist proportional zum Kurzzeitmittelwert G(n) gewählt, um zu gleichen Aussagen zu
gelangen, wenn z.B. die Pegel aller Signale verdoppelt würden. Der Proportionalitätsfaktor
y und die Anzahl K sind experimentell so zu bestimmen, daß durch die Anordnung möglichst
wenige Fehlentscheidungen gefällt werden. Typische Werte sind K = 10 und y = 1,1.
[0023] Ein anderer Weg, einen möglichst guten Schätzwert
P(n) für eine langsam veränderliche Geräuschleistung zu erhalten, besteht darin, zu
jedem Taktzeitpunkt T(n) eine Vergrößerung des schon vorhandenen Schätzwertes P(n-l)
um einen festen Betrag c vorzunehmen, wenn der Schätzwert P(n-l) kleiner als der Kurzzeitmittelwert
G(n) ist. Jedes Mal also, wenn die Ungleichung P (n-1) < G(n) erfüllt ist, wird P(n)
= P(n-l) + c gesetzt.
[0024] Die Konstante c ist so zu wählen, daß der Schätzwert bei ungehinderter Vergrößerung
in ein bis zwei Sekunden die Aussteuerungsgrenze erreicht hat. Liegt andererseits
der schon vorhandene Schätzwert P(n-1) über dem augenblicklichen Kurzzeitmittelwert
G(n), so wird der neue Schätzwert P(n) gegenüber dem vorhandenen erniedrigt, und zwar
gemäß der Gleichung

die den neuen Schätzwert als Linearkombination des vorangegangenen Schätzwertes und
des augenblicklichen Kurzzeitmittelwertes G(n) darstellt. Die Erniedrigung des Schätzwertes
läßt sich am deutlichsten erkennen, wenn die Konstante β zu Eins gewählt wird. Dann
ergibt sich nämlich P(n) = G(n) < P(n-1). Werte um 0,5 haben sich jedoch für die Konstante
β als günstiger erwiesen.
[0025] Die Schwelle S, die zur Pausenentscheidung herangezogen wird, ist proportional zum
Schätzwert P(n). Typisch für den Zusammenhang zwischen der Schwelle S und dem Schätzwert
P(n) ist die Gleichung S = 1,1 P(n).
1. Anordnung zur Erkennung von Sprachpausen in einem Sprachsignal, das von Störsignalen
überlagert sein kann, dadurch gekennzeichnet,
a) daß zu jedem Taktzeitpunkt T(n) eines Taktes mit einer Periodendauer von etwa 100
ms
-- durch einen Mittelwertbildner (M) ein Kurzzeitmittelwert G(n) bestimmt wird, der
ein Mittel der Beträge oder der Betragsquadrate aller Abtastwerte des gestörten Sprachsigales
darstellt, die zwischen den Taktzeitpunkten T(n-1) und T(n) liegen,
-- durch einen Block (PA) ein Schätzwert P(n) der Geräuschleistung ermittelt wird,
der sich als Funktion des Schätzwertes P(n-1) zum vorangegangenen Taktzeitpunkt und
des Kurzzeitmittelwertes G(n) ergibt,
-- durch eine Einheit (GL) ein geglätteter Kurzzeitmittelwert GG(n)gewonnen wird,
der sich aus dem momentanen Kurzzeitmittelwert G(n) sowie aus vorangegangenen Kurzzeitmittelwerten
ergibt,
b) daß zu jedem Taktzeitpunkt T(n) von einem Vergleicher (V) geprüft wird, ob der
geglättete Kurzzeitmittelwert GG(n) unter eine vom Schätzwert P(n) abhängige erste
Schwelle (S) fällt und - wenn diese Bedingung einmal oder mehrmals lückenlos nacheinander
erfüllt wurde
- ein Signal für das Vorliegen einer Sprachpause abgegeben wird.
2. Anordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Kurzzeitmittelwert G(n)
das arithmetische Mittel aus den Beträgen der Abtastwerte verwendet wird.
3. Anordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Schätzwert P(n) nur
dann nach der Gleichung

mit a als einer ersten Konstanten bestimmt wird, wenn die Differenz der Kurzzeitmittelwerte
G(n) - G(n-1) betragsmäßig unter einer zweiten Schwelle (D) liegt und dieser Fall
lückenlos für eine Anzahl K vorangegangener Taktzeitpunkte eingetreten ist, und daß
anderenfalls der Schätzwert P(n) gleich dem vorangegangenen Schätzwert P(n-1) gesetzt
wird.
4. Anordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Schätzwert P(n) nur
dann nach der Gleichung

mit c als einer zweiten Konstanten bestimmt wird, wenn die Ungleichung

erfüllt ist, und daß anderenfalls der Schätzwert P(n) mit einer dritten Konstanten
β zu

gewählt wird.
5. Anordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die erste Schwelle (S) proportional
zum Schätzwert P(n) gewählt wird.
6. Anordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die für die Glättung vorgesehene
Einheit (GL) drei Kurzzeitmittelwerte G(n), G(n-1) und G(n-2) nach der Formel

glättet, wobei die Konstanten c
o, c
1,
c2 alle größer oder gleich Null sind und ihre Summe den Wert Eins hat.
7. Anordnung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die für die Glättung vorgesehene
Einheit (GL) als Median-Filter ausgebildet ist.
8. Anordnung nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die zweite Schwelle (D)
proportional zum Kurzzeitmittelwert G(n) gewählt wird.