[0001] Gegenstand der Erfindung ist eine bi-elastische Kettenwirkware mit ausgewogenem Verhalten
der elastischen Kräfte in Längs- und Querrichtung.
[0002] Im Gegensatz zur Weberei, wo die Gewebe aus rechtwinklig miteinander verkreuzten
Fadensystemen gebildet werden, werden bei der Kettenwirkerei nebeneinander liegende,
in Längsrichtung verlaufende Kettfäden miteinander zu Maschen verschlungen. Dies geschieht
auf Kettenwirkma
- schinen, Raschelmaschinen und Häkelgalonmaschinen.
[0003] Ein Teil der Kettfäden (ca. 5 bis 50 Gew.-%) können Elasthangarne sein, die der Wirkware
elastische Eigenschaften verleihen. Aus solchen elastischen Wirkwaren lassen sich
hochelastische Artikel wie Miederwaren und Badeanzüge herstellen. (Bela von Falkai,
Synthesefasern, Verlag Chemie, Weinheim, Deerfield Beach, Florida; Basel, 1981, S.
189 bis 190 und 348 bis 351).
[0004] Ein Nachteil der mit Hife von Kettfäden aus Elasthangarnen hergestellten elastischen
Kettenwirkwaren ist, daß kein ausgewogenes Verhalten der elastischen Kräfte der Wirkware
in Quer- und Längsrichtung erreichbar ist. Dies ist unabhängig davon, in welchem Verhältnis
die Elasthangarne zu den übrigen Garnen, nachfolgend Hartfasergarne genannt, eingesetzt
werden.
[0005] Es wurde nun überraschend gefunden, daß sich eine bi-elastische Kettenwirkware mit
ausgewogenem Verhalten der elastischen Kräfte in Längs- und Querrichtung herstellen
läßt, wenn man quer zur Gewirkebahn laufende Schußfäden aus Elasthangarn mit Hilfe
der Nadelhaken und der Abschlag- bzw. Einschließplatinen zu Fadenschleifen umformt
und diese in das Grundkettengewirke aus Hartfasergarn einbindet.
[0006] Gegenstand der Erfindung ist daher eine bi-elastische Kettenwirkware, gekennzeichnet
durch in die Maschen des Grundkettengewirkes horizontal eingebundene Fadenschleifen
aus Elasthangarn. Diese Fadenschleifen sind vorzugsweise eineinander hängend.
[0007] Das Grundkettengewirke besteht vorzugsweise ausschließlich aus Hartfasergarnen. Für
diesen Fall bietet die erfindungsgemäße bi-elastische Kettenwirkware einen weiteren
fertigungstechnischen Vorteil, da gegenüber herkömmlichen elastischen Kettenwirkwaren
die parallelen, in Längsrichtung verlaufenden Elasthangarne wegfallen, so daß das
aufwendige und kostenintensive Schären der Elasthangarne zu Elasthangarnteilkettbäumen
entfällt und die Elasthangarne zur Verarbeitung als Schußgarn, welches zu Fadenschleifen,
vorzugsweise zu ineinanderhängenden Fadenschleifen geformt wird, von einfachen Spulen
abgezogen werden können.
[0008] Vorzugsweise werden Elasthangarne eingesetzt, die eine Dehnbarkeit von mindestens
250 %, vorzugsweise 450 bis 650 % aufweisen, insbesondere solche mit Titern von 10
bis 960 dtex, vorzugsweise 33 bis 480 dtex.
[0009] Es können blanke Elasthanfilamentgarne, aber auch umwundene oder umsponnene Elasthanfilamentgarne
eingesetzt werden. Bevorzugt sind blanke Elasthanfilamentgarne.
[0010] Die erfindungsgemäße Wirkware wird hergestellt, indem das von der Spule abgezogene
Elasthangarn als Schußfaden beim Maschenbildungsvorgang in der Fang- oder der Legestellung
unter die Nadelspitzen geführt wird, wodurch beim Abschlagen Fadenschleifen gebildet
werden. Dies kann auf allen Wirkmaschinen, wie Kettenwirkmaschinen, Raschelmaschinen
und Häkelgalonmaschinen manuell oder nach entsprechender Umrüstung maschinell geschehen.
[0011] Die neue Technik ist bei allen Legungen der Kettenwirkerei anwendbar.
[0012] Das Einführen von Schußfäden in Kettengewirke ist zwar mit Hartfasergarnen und Elasthangarnen
schon bekannt, wurde aber bisher in grundsätzlich anderer Weise und zu einem anderen
Zweck durchgeführt.
[0013] Die Schußfäden aus Hartfasergarnen nehmen nämlich nicht an der Maschenbildung teil
und sollen dem Gewirke eine der Webware entsprechende Stabilität geben. Sie werden
aus diesem Grund zwischen Nadelmasche und Platinenmasche glatt eingelegt.
[0014] Gewirke aus Hartfasergarnen mit zwischen Nadelmaschen und Platinenmaschen glatt eingelegten
Schußfäden aus Elasthangarn finden keine Anwendung, da die glatt eingelegten Schußfäden
im Gewirke keine genügende Einbindung erhalten. Ein solches Gewirke wäre nur in einer
Richtung elastisch. Glatt eingelegte Schußfäden aus Elasthangarnen finden daher nur
Verwendung in Kombination mit Kettfäden aus Elasthangarnen, die aber erfindungsgemäß
möglichst vermieden werden sollten.
[0015] Fig. 1 zeigt eine erfindungsgemäße Kettenwirkware mit einfacher Legung. (1) bezeichnet
dabei die in Längsrichtung verlaufenden Kettfäden aus Hartfasergarnen.
[0016] Die stärker ausgezogenen Linien (2) und (3) bezeichnen zwei Schußfäden aus Elastharngarn,
die in die Maschenbildung einbezogen sind.
[0017] Fig. 2 zeigt eine Kettenwirkware gleicher Legung mit Schußfäden (4) und (5) aus Hartfasergarnen
zur Verbesserung der Flächenstabilität der Wirkware. (1) bezeichnet wiederum die Kettfäden
aus Hartfasergarnen.
[0018] Fig. 3 zeigt eine Kettenwirkware gleicher Legung, bei der die Kettfäden (6) und (7)
Elasthangarne sind. (1) bezeichnet wiederum die Kettfäden aus Hartfasergarnen.
Beispiel
[0019] Auf einer Raschelmaschine in der Feinheit 64 E, 130" Arbeitsbreite wurde gemäß folgender
technischer Beschreibung gearbeitet.
[0020] Material: Legeschiene I Polyamidfilamentgarn
44 dtex f 10
[0021] Fadenzahl: Legeschiene I 4140 Fäden
[0022] Legung: Legeschiene I 4-6/2-4/4-2/2-4/0-2/
2-0/4-2/2-4/4-2/6-4//
[0023] Material: Schußfaden zu Fadenschleifen umgeformt aus aus Elasthanfilamentgarn 160
dtex.
[0024] In jeder Maschenreihe wurde ein Elasthanfaden horizontal in die Maschenbildung einbezogen.
Rohmaschenzahl/cm: 27,4
[0025] Es wird eine Ware mit 48 Maschenreihen/cm und 25 Maschenstäbchen/cm erhalten, die
ein Flächengewicht von 230 g/m
2 aufweist.
[0026] Die Elastizität in Längsrichtung beträgt 220 %, die Elastizität in Querrichtung beträgt
250 %.
[0027] Der Elasthan-Gewichtsanteil beträgt 50 %.
1. Bi-elastische Kettenwirkware, gekennzeichnet durch in die Maschen des Grundkettengewirkes
horizontal eingebundene Fadenschleifen aus Elasthangarn.
2. Bi-elastische Kettenwirkware nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Fadenschleifen
aus Elasthangarn ineinanderhängend sind.
3. Bi-elastische Kettenwirkware nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Grundkettengewirke
ausschließlich aus Hartfasergarnen besteht.
4. Bi-elastische Kettenwirkware nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Elasthangarn
eine Dehnung von mindestens 250 % aufweist.
5. Bi-elastische Kettenwirkware nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Elasthangarn
eine Dehnung von 450 bis 650 % und einen Titer von 10 bis 960 dtex aufweist.
6. Verfahren zur Herstellung von bi-elastischer Kettenwirkware, dadurch gekennzeichnet,
daß das von einer Spule abgezogene Elastharngarn als Schußfaden beim Maschenbildungsvorgang
in der Fang- oder der Legestellung unter die Nadelspitzen geführt wird und beim Abschlagen
Fadenschleifen gebildet werden.