[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine MD-Dampfturbine in einflutiger Bauweise für eine
Hochtemperaturdampfturbinenanlage mit Zwischenüberhitzung, der über Bohrungen im Gehäuse
des Einströmteiles Kühldampf zu einem oberhalb der Läuferoberfläche liegenden Ringraum
zugeleitet wird, der von einem Führungsblech begrenzt ist, das auf der einen Seite
vor der Stopfbuchse und auf der anderen Seite an einem die Wellendichtung bildenden
Ansatz der ersten Leitschaufeln endet, wobei die Laufschaufeln, zumindest der ersten
Reihen, mit über der Läuferoberfläche liegenden Axialkanälen versehen sind, welche
die weiteren Ringräume zwischen der Wellendichtung der benachbarten Leitschaufeln
und der Läuferoberfläche miteinander verbinden.
[0002] Eine derartige MD-Dampfturbine, der zur Läuferkühlung Kühldampf zugeführt wird, der
dem Zwischenüberhitzer vor der Wiedererhitzung abgenommen wird, ist aus W. Traupel
"Thermische Turbomaschinen", Band II., 2. Auflage 1968, Seiten 341/342 bekannt. Der
Kühldampf wird bei der bekannten MD-Dampfturbine in einen benachbart zur Stopfbuchse
liegenden Ringraum, gebildet durch Aussparungen im Gehäuse des Einströmteiles und
des Läufers, eingeleitet und auch zum Teil als Sperrdampf ausgenutzt. Das eng an der
Läuferoberfläche entlanggeführte Führungsblech trennt vom freien Einströmraum für
den Arbeitsdampf im Einströmteil einen Bereich ab und leitet darin einen Teil des
Kühldampfes an der Läuferoberfläche entlang bis unter dem die Wellendichtung bildenden
Ansatz der ersten Leitschaufel, an dem das Führungsblech endet. Somit gelangt der
Kühldampf in den Bereich der ersten Schaufelreihen. Allerdings findet durch die dünne
Wand des Führungsbleches hindurch bereits vom einströmenden Dampf, der mit 583° C
angenähert 150° C heißer ist als der Kühldampf, eine Wärmeabgabe an den Kühldampf
statt, so daß sich dieser bereits erwärmt, bevor er die Schaufeln erreicht. Die Schaufelfüße
der ersten beiden Laufschaufelreihen sind mit oberhalb der Läuferoberfläche liegenden
Axialkanälen versehen, so daß der Kühldampf bis in den Bereich der dritten Leitschaufel
eine etwas kühlere Unterströmung bildet und an diesen hochbeanspruchten Stellen die
Temperaturen der Läuferoberfläche herabgesetzt werden. Dadurch kann auch bei Hochtemperaturdampfturbinen
für den Läufer ein ferritischer Werkstoff verwendet werden anstelle des für die Wärmedehnungen
und die Fertigung ungünstigen austenitischen Stahls.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, bei einer MD-Dampfturbine der eingangs
beschriebenen Art die Wärmebeanspruchung des Läufers an den ersten Schaufelreihen
durch den zusätzlichen Kühldampf noch zu verringern, um den Vorteil einer Verwendung
von ferritischen oder martensitischen Werkstoffen auch bei noch höheren Frischdampftemperaturen
beizubehalten.
[0004] Zur Lösung dieser Aufgabe ist gemäß der Erfindung die MD-Dampfturbine so ausgebildet,
daß die Wand des Einströmteiles bis zur Wellendichtung der ersten Leitschaufel geführt
ist und auf ihrer dem Läufer zugewandten Oberfläche das Führungsblech trägt, daß der
Läuferkörper axiale Kühlbohrungen enthält, die, zumindest bei den ersten Reihen, eine
Verbindung zwischen den Schaufelfüßen benachbarter Laufschaufeln herstellen, und daß
an jeder Laufschaufel dieser Reihen in den Schaufelfüßen Verbindungskanäle vorgesehen
sind-, die in die Axialkanäle münden.
[0005] Durch die Dicke der Wand des Einströmteiles, die zwischen der Läuferoberfläche und
dem Einströmkanal des zwischen- überhitzten Arbeitsdampfes liegt, und durch die zwischen
dem Führungsblech und der Wand verbleibenden, von Luft bzw. Dampf gefüllten Zwischenräume
wird ein Wärmeübergang zum Kühldampf erschwert, der in den Ringraum zwischen dem Führungsblech
und der Läuferoberfläche eingeleitet wird. Der in dem eng gehaltenen Ringraum unter
dem Führungsblech mit relativ großer Geschwindigkeit strömende kalte Dampf beaufschlagt
die gesamte Läuferoberfläche zwischen der Stopfbuchse und der Wellendichtung der ersten
Leitschaufelreihe wie mit einem Schleier. Dieser wird durch den engen Abstand.des
FührungsbJeches zur Läuferoberfläche in Rotation versetzt, so daß der Kühldampf.durch
den erhaltenen Drall leicht in die axialen Kühlbohrungen im Läuferkörper eintritt,
welche die Schaufelfüße der ersten Laufschaufelreihen untereinander verbinden'..Im
Bereich der Schaufelfüße verteilt sich der Kühldampf wieder ringförmig entlang der
Laufschaufelnut um den gesamten Umfang. Durch die radial gerichteten Verbindungskanäle
in jeder Laufschaufel wird jede einzelne Laufschaufel dieser Reihen und der benachbarte
Läuferbereich wirkungsvoll gekühlt, wobei der Kühldampf in die Axialkanäle übergeleitet
wird und sich dort mit dem von der ersten Wellendichtung herkommenden Kühldampfanteil
wermischt. Man erhält auf diese Weise sowohl eine gute Kühlung der Läuferoberfläche,
als auch eine gute Kühlung der Schaufelfüße der ersten Laufschaufelreihen und des
dortigen Läuferbereiches, und der Kühldampf wird über die Axialkanäle unter den Wellendichtungen
allmählich mit dem aktiven Dampfstrom vermischt, ohne daß sich eine störende und den
Wirkungsgrad beeinträchtigende Sekundärströmung ausbilden kann.
[0006] Auf diese Weise werden trotz der hohen Temperatur des Arbeitsdampfes im Einströmteil
die sich auf der Läuferoberfläche und an den Laufschaufelfüße der hochbeanspruchten
ersten Reihen einstellenden Temperaturen soweit herabgesetzt, daß sich die Verwendung
von hochwärmebeständigem austenitischem Stahl für den Läufer erübrigt. Schwierigkeiten
hinsichtlich der bei unterschiedlichen Werkstoffen im Gehäuse gegebenen unterschiedlichen
Dehnungen infolge der Wärmespiele werden somit vermieden. Auch die Steifigkeit des
Läufers verbessert sich durch die über einen relativ weiten Bereich des Läufers (von
der dritten Reihe der Laufschaufeln bis zum Austritt der Stopfbuchse) gegebene niedrige
Temperatur. Daraus resultiert eine günstigere Lage der biegekritischen Drehzahl bei
einem dickeren Läuferkörper, als er bei Verwendung von austenitischem Stahl möglich
wäre. Durch die verbesserte Läuferstabilität (Spaltanregung und Ölfilmanregung) läßt
sich der Beschaufelungsaufbau auch bei einer Kammerturbine wirkungsgradmäßig günstiger
gestalten.
[0007] Diese besondere Kühlung des MD-Dampfturbinenteiles kann sowohl bei stationären Anlagen
als auch bei Schiffsturbinen eingesetzt werden, um den Prozeßwirkungsgrad mit Hilfe
höherer Frischdampftemperaturen zu verbessern. Gerade bei Schiffsturbinen als hochtourige
und kleine Maschinen mit relativ hohen Laständerungsgeschwindigkeiten und Drehzahländerungen
ist es wegen der höheren Sicherheit besonders vorteilhaft, den Läufer zu kühlen und
damit in ferritischen oder martensitischen Stahl statt in austenitischen auszuführen,
um im Bereich der zulässigen Wärmebeanspruchungen zu bleiben.
[0008] Die Axialkanäle und die Verbindungskanäle in den Schaufelfüßen der Laufschaufeln
können jeweils als Bohrungen , ausgeführt werden. Es ist aber zweckmäßig, diese als
seitliche, offene Aussparungen auszubilden, weil sie dann in einfacher Weise durch
Ausfräsen hergestellt werden können. Weiterhin empfiehlt es sich, die Bohrungen für
die Einleitung des Kühldampfes -in den unteren Teilfugenflanschen von Gehäuse und
Einströmteil anzuordnen, da die Leitungen beim Aufdecken des Gehäuseoberteiles nicht
aufgetrennt werden müssen.
[0009] Im folgenden sei die Erfindung noch anhand des in den Fig. 1 bis 4 in unterschiedlichen
Maßstäben dargestellten Ausführungsbeispiels näher erläutert. Die Fig. 1 und 2 zeigen
jeweils Teile eines Längsschnittes einer gemäß der Erfinduog ausgebildeten MD-Dampfturbine.
In Fig. 3 ist eine Ansicht auf die erste Laufschaufelreihe dieser MD-Dampfturbine
teilweise dargestellt. Weiterhin zeigt die Fig. 4 einen Teil eines Radialschnittes
durch die Flansche des Gehäuses und des Einströmteiles.
[0010] Die MD-Dampfturbine einer Hochtemperaturdampfturbinenanlage mit Zwischenüberhitzung,
die als Schiffsturbine eingesetzt wird, ist in einflutiger Kammerbauweise ausgebildet.
Das Gehäuse 1 mit dem Einströmteil 2 umgibt den als Trommelläufer ausgebildeten Läufer
3. Dieser trägt sechs Reihen von Laufschaufeln 4, vor denen jeweils ein im Gehäuse
1 befestigter Leitschaufelboden 5 liegt. Jeder Leitschaufelboden 5 ist auf der der
Läuferoberfläche 6 zugewandten Seite mit einer Wellendichtung 7 versehen, die sich
bis zur benachbarten Laufschaufel 4 erstreckt und somit jeweils einen Ringraum 8 oberhalb
der Läuferoberfläche 6 begrenzt. Die Laufschaufeln 4 sind mit ihren Schaufelfüßen
9 in Nuten 10 des Läufers 3 eingesetzt.
[0011] Die Wand 11 des Einströmteiles 2 ist bis zur Wellendichtung 7 des Leitschaufelbodens
5 der ersten Reihe geführt. Auf der anderen Seite des Einströmteiles 2 liegt die Stopfbuchse
12.
[0012] Bei einer Hochtemperaturdampfturbinenanlage hat der der MD-Dampfturbine vom Zwischenüberhitzer
zugeführte Arbeitsdampf eine sehr hohe Temperatur, z. B. 600°C. Dadurch werden die
mit dem heißen Dampf zuerst in Berührung gelangend
An Teil-, w
;e die Wand 11 des Einströmteiles 2, die ersten Leitschaufelböden 5 und die ersten
Reihen der Laufschaufeln 4 und der dortige Läuferbereich sehr stark beansprucht. Damit
die dort auftretenden Erwärmungen in zulässiger Weise noch mit ferritischen oder martensitischen
Werkstoffen aufgenommen werden können, ist dort eine gesonderte Kühlung mit Kühldampf
vorgesehen, der nach Austritt aus der Hochdruckturbine vor dem Zwischenüberhitzer
entnommen wird. Dieser Kühldampf wird über ein nicht dargestelltes regelbares Reduzierventil
über Bohrungen 13, die in den unteren Teilfugenflanschen 14 des Gehäuses 15 des unteren
Einströmteiles 2 in einem Ringkanal 16 eingeleitet, der zum Läufer 3 hin offen ist.
Das untere Gehäuse 15 und die Wand des Einströmteiles 2 tragen dort auf ihrer dem
Läufer 3 zugewandten Oberfläche 17 ein Führungsblech 18, das im Bereich des Ringkanals
16 Öffnungen 19 für den Durchtritt des Kühldampfes aufweist. Dieses Führungsblech
18 erstreckt sich auf der einen Seite bis vor die Stopfbuchse 12 und endet auf der
anderen Seite an der Wellendichtung 7 des ersten Leitschaufelbodens 5. Es begrenzt
einen oberhalb der Läuferoberfläche 6 liegenden Ringraum 20.
[0013] Der über den Ringkanal 16 in den Ringraum 20 einströmende Kühldampf teilt sich dort
auf in den eigentlichen Kühldampfstrom zur Kühlung der aktiven Läuferpartie und in
den Sperrdampf für die Stopfbuchse 12. Durch den Ringkanal 16 ist der Kühldampf über
den gesamten Gehäuse- bzw. Läuferumfang verteilt worden. Er bildet in dem Ringraum
20 einen. kalten Dampfschleier, der über der Läuferoberfläche 6 strömt. Da das Führungsblech
18 bis dicht an die Läuferoberfläche 6 herangeführt ist, wird der Kühldampf im Ringraum
20 in Umfangsrichtung beschleunigt und in Rotation versetzt.
[0014] Der Läufer 3 der MD-Dampfturbine enthält, gleichmäßig über den Umfang verteilt, axiale
Kühlbohrungen 21, welche in der Höhe der Schaufelfüße 9 der Laufschaufeln 4 liegen
und deren beide-erste Reihen miteinander verbinden..In diesen beiden Reihen sind die
Schaufelfüße 9 jeder Laufschaufel 4 mit seitlich liegenden, radial gerichteten Aussparungen
22 versehen, die in oberhalb der Läuferoberfläche 6 liegende Axialkanäle 23 münden,
welche die Ringräume 8 zwischen der Wellendichtung 7 der benachbarten Leitschaufelböden
5 und der Läuferoberfläche 6 miteinander verbinden. Diese Axialkanäle 23,übernehmen
außerdem noch die Aufgabe der bei einer Kammerturbine üblichen Ausgleichsbohrungen.
Deshalb haben auch die anderen Reihen entsprechende Axialkanäle 24 in den Laufschaufeln
4.
[0015] Von den im Ringraum 20 vor dem ersten Leitschaufelboden 5 befindlichen Kühldampf
tritt ein Teil in die Ringräume 8 unterhalb der Wellendichtung 7 der Leitschaufelböden
5 ein und strömt an der Läuferoberfläche 6 entlang. Ein anderer Teil des Kühldampfes
tritt, begünstigt durch den in ihm vorhandenen Drall, in die axialen Kühlbohrungen
21 ein und wird den Schaufelfüßen 9 der beiden ersten Reihen der Laufschaufeln 4 zugeführt.
In jeder dieser beiden ersten Reihen der Laufschaufeln 4 verteilt sich der Kühldampf
entlang der Läufernuten 10 jeweils um den gesamten Umfang des Läufers 3 und tritt
in die in jeder Laufschaufel 4 vorhandenen, axial gerichteten Verbindungskanäle 22
über, von denen aus der Kühldampf in die Axialkanäle 23 strömt und sich dort wieder
mit dem anderen Kühldampfanteil vereint. Neben der Kühlung der Läuferoberfläche 6
erzielt man so auch noch zusätzlich eine Kühlung der Schaufelfüße 9 der Laufschaufeln
4 und des benachbarten Läuferteils.
[0016] Die Aufteilung der Kühldampfströme.hängt von der Dimensionierung der Querschnitte
der axialen Kühlbohrungen 21 und der Wellendichtung 7 sowie von deren. Fertigungsgenauigkeit
ab. Die Querschnitte und Druckverhältnisse sind so gewählt, daß die Kühlwirkung nach
der zweiten Reihe der Laufschaufeln 4 nur noch gering ist und eine Durchmischung mit
dem aktiven Arbeitsdampf stattgefunden hat, ohne daß der in den_Ringräumen 8 erfolgende
Übergang des Kühldampfes in den Arbeitsdampf eine deh Wirkungsgrad benachteiligende
Sekundärströmung erzeugt. Mit einer derartig aufgebauten Kühlung der hochbeanspruchten
aktiven Teile des Läufers 3 der MD-Dampfturbine erreicht man einen ausreichend hohen
Kühleffekt bei geringen Kühldampfmengen an den am stärksten beanspruchten Stellen,
so daß die Grenze der Warmfestigkeit des für den Läufer 3 verwendeten ferritischen
oder martensitischen Stahls nicht erreicht wird.
1. MD-Dampfturbine in einflutiger Bauweise für eine Hochtemperaturdampfturbinenanlage
mit Zwischenüberhitzung, der über Bohrungen im Gehäuse des Einströmteiles Kühldampf
zu einem oberhalb der Läuferoberfläche liegenden Ringraum zugeleitet wird, der von
einem Führungsblech begrenzt ist, das auf der einen Seite vor der Stopfbüchse und
auf der anderen Seite an einem die Wellendichtung bildenden Ansatz der ersten Leitschaufeln
endet, wobei die Laufschaufeln, zumindest der ersten Reihen, mit über der Läuferoberfläche
liegenden Axialkanälen versehen sind, welche die weiteren Ringräume zwischen der Wellendichtung
der benachbarten Leitschaufeln und der Läuferoberfläche miteinander verbinden, dadurch
gekennzeichnet , daß die Wand (11) des Einströmteiles (2) bis zur Wellendichtung (7)
der ersten Leitschaufeln (5) geführt ist und auf ihrer dem Läufer (3) zugewandten
Oberfläche (17) das Führungsblech (18) trägt, daß der Läuferkörper (3) axiale Kühlbohrungen
(21) enthält, die, zumindest bei den ersten Reihen, eine Verbindung zwischen den Schaufelfüßen
(9) benachbarter Laufschaufeln (4) herstellen, und daß an jeder Laufschaufel (4) dieser
Reihen in den Schaufelfüßen (9) radial gerichtete Verbindungskanäle (22) vorgesehen
sind, die in die Axialkanäle (23) münden.
2. MD-Dampfturbine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet , daß die Bohrungen (13)
für die Einleitung des Kühldampfes in den unteren Teilfugenflanschen (14) des Gehäuses
(15) des Einströmteiles (12) angeordnet sind.
3. MD-Dampfturbine nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Axialkanäle
(23) und die Verbindungskanäle (22) in den Schaufelfüßen (9) als seitliche, offene
Aussparungen ausgebildet sind.
4. MD-Dampfturbine nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet
, daß die MD-Dampfturbine als Kammerturbine ausgebildet ist.