[0001] Die weltweit gestiegenen Kosten der Kraftstoffe für Verbrennungsmotoren haben zu
intensiven Bemühungen der Kraftstoffersparnis geführt. Eine der Möglichkeiten von
Brennstoffeinsparungen besteht in der thermischen Isolierung des Verbrennungsraumes,
d. h. der Zylinderwandungen, des Zylinderkopfes, insbesondere aber des Kolbenbodens,
über den ein wesentlicher Teil der Wärme abfließt.
[0002] Nun sind zwar keramische Stoffe bekannt, welche mit Wärmeleitfähigkeitsuerter λ von
<2 bis 3 W/m °K als thermische Isolatoren von Kolbenböden hervorragend geeignet wären,
doch sind solche mit Keramik isolierten Kolbenböden bzw. Kolbenbrennraummulden bisher
unbekannt geblieben. Der Grund hierfür ist in den Schwierigkeiten zu sehen, welche
mit dem Aufbringen keramischen Materials auf den metallischen Kolben verbunden sind.
So war es bisher ni:ht möglich, eine Verbindung zwischen Keramikteilen und dem Kolbenwerkstoff,
z. B. dem hierfür bevorzugten Silumin (Al-Gußlegierung mit 10 bis 25% Si), herzustellen
welche die unter den im Verbrennungsmotor herrschenden Temperaturen bzw. Temperaturunterschieden
erforderliche mechanische Festigkeit besitzt.
[0003] Aufgabe der Erfindung ist es daher, einen Kolben für Verbrennungsmotoren zu schaffen,
dessen Boden bzw. dessen Brennraummulde mit einem festhaftenden wärmeisolierenden
Belag aus keramischen Material versehen ist.
[0004] Nunmehr wurde überraschenderweise gefunden, daß sich ein keramischer Körper mit den
üblichen metallischen kolbenwerkstoffen einwandfrei und mit großer Festigkeit verbinden
läßt, wenn der keramische Körper auf der mit den Kolbenwerkstoff zu verbindenden Seite
eine Oberfläche aus metallischem bzw. metallkeramischen Material aufweist. Durch Aufgießen
geschmolzenen Kolbenmetalls auf eine solche Oberfläche läßt sich eine bisher nicht
gekannte B ndefestigkeit zwischen wärmeisolierendem keramischem Materia und Kolbenwerkstoff
erreichen.
[0005] Somit wird die oben umrissene Aufgabe gelöst durcen die Schaffung eines Kolbens für
Verbrennungskraftmasch nen, welcher dadurch gekennzeichnet.ist, daß der Kolberdoden
bzw. dessen Brennraummulde mit einem wärmeisoliererden Belag versehen ist, welcher
auf seiner dem Verbrenrungsraum zugewandten Seite vollständig aus keramischen Material
besteht und auf seiner dem Kolbenboden bzw. dessen.Brennraummulde zugewandten Seite
einen mit den Kolbenmetall verschmolzenen, metallischen bzw. metallkeramischei Stoff
aufweist, wobei die dem Kolbenboden bzw. dessen Brennraummulde zugewandte Seite des
Belages eine mit der Kolbenmetall fest verschnolzene Verbindung aufweis
[0006] Vorzugsweise besitzt das keramische Material des Belages einen Leitfähigkeitswert
λ von <2 bis 3 W/m °K, um eine besonders wirksame Wärmedämmung zu erzielen. Bevorzugt
verwendbare keramische Stoffe sind ZrSiO
4, Aluminiumtitanat, Siliciumnitrid, das unter der Bezeichnung "Mullit" bekannte synthetische
Al-Si-Mischoxyd der Formel 3Al
2O
3.2SiO
2, sowie ein teilmodifiziertes Zr0
2, welches als "PSZ" (=partial stabilized zirconoxide) bekannt ist und Ca0 und/oder
MgO als Stabilisatoren aufweist.
[0007] Die metallische Komponente des metallkeramischen Stoffes des wärmeisolierenden Belages
besteht aus bzw. enthält vorzugsweise Eisen oder Eisenlegierungen, während als Kolbenwerkstoff
Al-Gußlegierungen mit Vorteil anwendbar sind. Als solche kommen das bereits oben erwähnte
Silunin in Frage, aber es können auch andere Al-Gußlegierungen verwendet werden. Beispiele
solcher anderer Al - Gußlegierungen sind eutektische Al-Si-Legierungen mit 11 bis
13 Si und kleineren Zusätzen von Cu, Ni und Mg; übereutektische Al-Si-Legierungen
mit etwa 17 bis 25% Si und kleineren Zusätzen von Cu, Ni und Mg; und Aluminium-Kupferlegierungen
Al Cu 4 mit Ni- und Mg-Zusätzen.
[0008] Der erfindungsgemäße Kolben mit wärmeisolierendem Belag des Kolbenbodens bzw. seiner
Brennraummulde kann hergestellt werden, indem man
a) einen als wärmeisolierenden Belag vorgesehenen, flächenhaft ausgebildeten Körper,
welcher
i) in seiner äu3eren Gestalt der Form des Kolbenbodens bzw. seiner Brennraummulde
angeglichen ist,
ii) auf seiner dem Verbrennungsraun der Verbrennungskraftmaschine zugewandten Seite
aus einer oder mehreren Schichten vollständig keramischen Materials besteht und
iii) auf seiner dem Kolbenboden bzw. dessen Brennraummulde zugewandten Seite eine
oder mehrere Schichten metallischer bzw. metallkeramischer Stoffe trägt,
heißisostatisch verpreßt und dann
b) das geschmolzene Kolbenmetall auf den erhaltenen Preßkörper aufgießt.
[0009] Dieses Aufgießen erfolgt in der Weise, daß man den Preßkörper in die Kolbenform einsetzt
und mit dem Kolbennaterial eingie3t.
[0010] Unter einen "flächenhaft ausgebildeten Körper" ist hier ein Gebilde zu verstehen,
dessen Längen- und Breitenabmessungen um ein Vielfaches größer sind als seine Tiefenabnessung,
so daß das Gebilde etwa mit der Form einer Matte oder eines Teppichs vergleichbar
ist.-Bei der bevorzugten Verwendung von Eisen bzw. Eisenlegierungen als metallische
bzw. metallkeramische Komponente des heißisostatisch verpreßten Schichtkörpers und
einer Al-Gußlegierung als Kolbenwerkstoff bilden sich dann beim Aufgießen des geschmolzenen
Kolbenme
talls auf den Preßkörper, analog dem Al-Fin-Verfahren (USA-Patentschrift 2 455 457),
intermetallische Fe-Al-Verbindungen, welche eine besonders feste mechanische Verbindung
zwischen Kolbenmetall und wärmeisolierendem belag gewährleisten. "ber auch unter Verwendung
anderer Kolbenmetalle und metallkeramischer Stoffe lassen sich Bindefestigkeiten zwischen
Kolben und keramischem Belag erzielen, welche den bisher erzielten Bindefestigkeiten
in jedem Falle überlegen sind.
[0011] Das heißisostatische Verpressen des porösen Schichtkörpers erfolgt im allgemeinen
bei Temperaturen von etwa 1000 bis 1450, vorzugsweise von etwa 1200 bis 1350 und insbesondere
bei 1300 °C. Die dabei anzuwendenden Drücke liegen gewöhnlich im Bereich von etwa
1000 bis 1500, vorzugsweise in Bereich von etwa 1200 bis 1300 bar.
[0012] Die Erfindung sei nunmehr durch die nachfolgenden Beispiele näher erläutert:
Beispiel 1:
[0013] Ein Brennraummuldeneinsatz aus Zr0
2 wurde innseitig mit einem passenden Dorn versehen. Danach wurde außenseitig mittels
einer Molybdänkapsel Carbonyleisenpulver aufgebracht. Die so präparierte und gekapselte
Probe wurde dann in eine heißisostatische Presse eingesetzt. Das HIPEN selbst erfolgte
bei Temperaturen zwischen 1200 und 1300 °C, bei Drücken zwischen 1000 und 1500 bar,
die Preßzeit betrug 1 - 2 Stunden. Die so hergestellte Verbundbrennraummulde wurde
in Silumin eingegossen und zeigte sehr gute Haftfestigkeit, wobei diese Verbindungsfestigkeit
der Festigkeit des Kolbenwerkstoffes entspricht.
Beispiel 2:
[0014] Ein vorgeformter Brennraummuldeneinsatz aus ZrO
2 wurde innseitig mit einem passenden Dorn versehen. Außenseitig wurde mittels einer
Molybdänkapsel ein Gemisch aus Carbonyleisenpulver und Zr0
2-Pulver, bei einen Carbonyleisenpulvergehalt von 10 - 90%, aufgebracht. Nach Einsetzen
in die
[0015] heißisostatische Presse erfolgte das Pressen wie in Beispiel 1. Auch diese Verbundbrennraummulde
wurde in Silumin eingegossen und zeigte sehr gute Verbindfestigkeit, die der Festigkeit
des Kolbenwerkstoffes gleichkommt.
1. Wärmedämmender Kolben für Verbrennungskraftmaschinen, dadurch gekennzeichnet, daß
der Kolbenboden bzw. dessen Brennraummulde mit einem wärmeisolierenden Belag versehen
ist, welcher auf seiner dem Verbrennungsraum zugewandten Seite vollständig aus keramischem
Material besteht und auf seiner dem Kolbenboden bzw. dessen Brennraummulde zugewandten
Seite einen mit dem Kolbenmetall verschmolzenen, metallischen bzw. metallkeramischen
Stoff aufweist.
2. Kolben nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das keramische Material des
Belages einen Wärmeteitfähigkeitswert λ von < 2 bis 3 W/m°K besitzt.
3. Kolben nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das keramische Material PSZ,
Mullit, ZrSiO4, Aluminiumtitanat oder Siliziumnitrid ist.
4. Kolben nach einen der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die metallische
Komponente des metallkeramischen Stoffs des Belages aus Eisen besteht bzw. Eisen enthält.
5. Kolben nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der
Kolbenwerkstoff eine Al-Gußlegierung oder Grauguß (unlegiert bzw. legiert) ist.
6. Kolben nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Al-Gußlegierung Silumin,
Al Si 12 Cu Mg Ni, Al Si 18 Cu Mg Ni , Al Si 25 Cu Mg Ni oder Al Cu 4 Ni Mg ist.
7. Verfahren zur Herstellung eines wärmedämmenden Kolbens für Verbrennungskraftmaschinen
nach Anspruch 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß man
a) einen als wärmeisolierenden Belag vorgesehenen flächenhaft ausgebildeten Körper,
welcher
i) in seiner äußeren Gestalt der Form des Kolbenbodens bzw. seiner Brennraummulde
angeglichen ist,
ii) auf seiner dem Verbrennungsraum der Verbrennungskraftmaschine zugewandten Seite
aus einer oder mehreren Schichten vollständig keramischen Materials besteht und
iii) auf seiner dem Kolbenboden bzw. dessen Brennraummulde zugewandten Seite eine
oder mehrere Schichten metallischer bzw. metallkeramischer Stoffe trägt,
heißisostatisch verpreßt und dann
b) das geschmolzene Kolbenmetall auf den erhaltenen Preßkörper aufgießt.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß man das heißisostatische
Pressen bei einem Druck von etwa 1000bis 1500 bar, vorzugsweise etwa 1200 bis 1300
bar, und bei einer Temperatur von etwa 1000 bis 1450 °C, vorzugsweise etwa 1200 bis
1350 °C durchführt.