(19)
(11) EP 0 165 481 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
27.12.1985  Patentblatt  1985/52

(21) Anmeldenummer: 85106102.8

(22) Anmeldetag:  17.05.1985
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4C14C 3/02, C14C 9/02
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE FR GB IT LI NL SE

(30) Priorität: 24.05.1984 DE 3419405

(71) Anmelder: Henkel Kommanditgesellschaft auf Aktien
40191 Düsseldorf (DE)

(72) Erfinder:
  • Friese, Hans-Herbert, Dr.
    D-4019 Monheim (DE)
  • Ploog, Uwe, Dr.
    D-5657 Haan (DE)
  • Pieper, Friedrich
    D-4018 Langenfeld (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren zur Herstellung von Leder und Pelzen


    (57) Verfahren zur Herstellung von Leder und Pelzen durch Chrom- oder Aluminiumgerbung, gekennzeichnet durch den Einsatz von C12-C24-Alkylsulfobernsteinsäureestern und nichtionischen und/oder anionischen Emulgatoren als elektrolytbeständige Fettungsmittel in der Gerbflotte.


    Beschreibung


    [0001] Aus DE-OS 16 69 347 ist ein Verfahren zum Fetten von Leder bekannt unter Verwendung von in Wasser emulgierbaren Sulfobernsteinsäureestern, die erhalten worden sind durch Veresterung von alkoholische Hydroxylgruppen sowie lipophile Reste enthaltenden fett- oder ölartigen Verbindungen mit Maleinsäureanhydrid und Umsetzung des Veresterungsproduktes mit einer dem eingesetzten Maleinsäureanhydrid annähernd äquimolaren Menge eines Sulfits oder Bisulfits. Die Anwendung derartiger Verbindungen beschränkt sich jedoch auf die Lederfettung. Ein Einsatz während der Chrom- oder Aluminiumgerbung bzw. - Nachgerbung ist wegen der mangelhaften Emulsionsbeständigkeit der Sulfobernsteinsäureester gegenüber Chrom- oder Aluminiumsalzen nicht möglich.

    [0002] Es wurde nun die überraschende Feststellung gemacht, daß Sulfobernsteinsäureester auch während der Chrom- oder Aluminiumgerbung bzw. -nachgerbung in der Gerbflotte als Fettungsmittel bei der Herstellung von Leder und Pelzen eingesetzt werden können, wenn man sie mit bestimmten anionischen oder nichtionischen Emulgatoren kombiniert.

    [0003] Gegenstand der Erfindung ist somit ein Verfahren zur Herstellung von Leder und Pelzen durch Chrom- oder Aluminiumgerbung bzw. -nachgerbung, gekennzeichnet durch die Verwendung einer Kombination aus

    (A) 90 bis 40 Gewichtsprozent Sulfobernsteinsäureestern, die als Veresterungskompomente C12-C24-Fettreste enthalten und

    (B) 10 bis 60 Gewichtsprozent nichtionischen und/oder anionischen Emulgatoren aus der Gruppe der Alkylenoxidaddukte an C8-C20-Fettalkohole,-Alkylphenole, -Fettsäuren oder-Fettsäurealkanolamide und deren Schwefelsäureester in Form ihrer Alkali-, Ammonium-oder Aminsalze


    in einer Gesamtmenge von 0,1 bis 6,0 Gewichtsprozent, bezogen auf Blößen- bzw. Falzgewicht, als Fettungsmittel in der Gerbflotte.

    [0004] Das Verhältnis der Komponenten (A) : (B) in der Gerbflotte beträgt vorzugsweise 85 : 15 - 50 : 50 Gewichtsprozent. Die Komponenten können der Flotte getrennt oder in Form eines konfektionierten Produktes zugesetzt werden.

    [0005] Die Herstellung der Sulfobernsteinsäureester (A) erfolgt in bekannter Weise durch Veresterung von Maleinsäureanhydrid mit 1 bis 2 Äquivalenten der gewünschten Veresterungskomponente und anschließende Umsetzung mit einer dem Maleinsäureanhydrid annähernd äquivalenten Menge eines Sulfits oder Bisulfits. Als Veresterungskomponente kommen Fettreste mit 12 bis 24 C-Atomen sowie Hydroxylgruppen enthaltende Verbindungen in Betracht

    [0006] Die Fettreste können gesättigt oder ungesättigt, gerad- oder verzweigtkettig sein. Sie können sich herleiten von Fettalkoholen, durch Oxosynthese hergestellten verzweigtkettigen Alkoholen, oder Fettsäuremono- oder -diglyceriden z. B. C12-C18-Kokosfettalkohol, C16-C18-Talgalkohol C8-C24-Oxoalkohol, C16-C18-Talgfettsäuremonoglycerid, oder von Addukten von 1 bis 6 Mol Alkylenoxid an die genannten Fettalkohole oder Fettsäureglyceride oder an Fettsäuren,z.B. das Addukt von 2 bis 3 Mol Ethylenoxid an C16-C18-Talgfettalkohol oder von 4 bis 6 Mol Ethylenoxid an ein C16-C24-Fettsäuregemisch oder von 2 Mol Ethylenoxid an ein C12-C18-Fettsäuregemisch. Die Sulfobernsteinsäureester werden in Form ihrer Salze, vorzugsweise Natrium- und/oder .Ammoniumsalze, verwendet.

    [0007] Geeignete Emulgatoren (B), die in Kombination mit den Sulfobernsteinsäureestern (A) eingesetzt werden, sind beispielsweise die Addukte von 5 bis 25 Mol Ethylenoxid an C8-C20-Fettalkohole oder-Alkylphenole wie C12-C18-Kokosfettalkohol + 8 EO, C16-C18-Talgfettalkohol + 20 EO, Nonylphenol + 9 EO, oder die Sulfate der Addukte von 1 bis 6 Mol Ethylenoxid an C8-C20-Fettalkohole,-Fettsäuren oder -Fettsäurealkanolamide, z.B. die Sulfate von C12-C18-Kokosfettsäureethanol- amid + 2 EO, C8-C16-Fettsäureethanolamid + 2 EO oder C12-C18-Kokosfettalkohol + 5 EO in Form ihrer Alkali-oder Ammoniumsalze, vorzugsweise Natriumsalze.

    [0008] Die Sulfobernsteinsäureester werden zusammen mit den Emulgatoren den Gerb- oder Nachgerbflotten vor, während oder nach der Gerbstoffzugabe zugesetzt, wobei je nach gewünschtem Ledertyp 0,1 bis 6,0 Gewichtsprozent, vorzugsweise O,5 bis 4,0 Gewichtsprozent Aktivsubstanz, bezogen auf das Blößen- oder Falzgewicht, eingesetzt werden. Die Flotten zeichnen sich durch gute Beständigkeit aus. Man erhält Leder bzw. Pelzfelle von sehr guter Weichheit. Die Festnarbigkeit ist gegenüber den üblicherweise verwendeten Sulfitierungsprodukten wesentlich verbessert.

    [0009] In dem beanspruchten Verfahren können Sulfobernsteinsäureester (A) und Emulgatoren (B) zusammen mit üblichen elektrolytbeständigen Fettungsmitteln, wie sulfitierten ölen, z.B. Fischöl, oder durch Sulfochlorierung und nachfolgende Verseifung von ungesättigten Fettsäureestern, wie Talgfettsäuremethylester, oder langkettigen Paraffinen, z.B. Chlorparaffinsulfonat, in der Gerbflotte eingesetzt werden.

    A) Herstellungsbeispiele für Sulfobernsteinsäureester


    1. C 16/18-Alkylsulfosuccinat, Na-/Amnoniumsalz



    [0010] 192,3 g (0,72 Mol) Oleyl-cetylalkohol (J.Z. 50,5,OHZ. 209) wurden in einem 2 1 Dreihalskolben, versehen mit Stickstoffspülung, Rührung und Thermometer vorgelegt und bei<80°C mit 70,2 g (0,72 Mol) Maleinsäureanhydrid zur Umsetzung gebracht. Nach Erreichen einer Säurezahl von 155 wurde das Umsetzungsprodukt bei ca. 60 °C mit einer Lösung von 69,5 g (0,37 Mol) Natriumbisulfit in 615,5 g Wasser und 52,5 g konzentriertem Ammoniak versetzt und bei 60 bis 65 °C noch 3,5 Stunden gerührt. Das fertige Produkt wurde mit Ammoniakwasser (10 %ig) auf pH 7 eingestellt.

    [0011] Aussehen: milchige, niedrigviskose Suspension von guter Beständigkeit.

    2. Sulfosuccinat auf Basis Glvcerindioleat



    [0012] 218 g (0,35 Mol) Glycerindioleat und 34,5 g (0,35 Mol) Maleinsäureanhydrid wurden in einer Stickstoff-Atmosphäre unter Rühren so lange erhitzt, bis eine Säurezahl von 80 erreicht war. Dann wurden 35 g (0,18 Mol) Natriumbisulfit, gelöst in 300 g Nasser und neutralisiert mit ca. 27 g konzentriertem Ammoniak zugegeben und die Mischung 1 Stunde bei 75 °C gerührt. Es entstand eine weiße Emulsion mit 53 % Feststoffgehalt.

    3. C 12/18-Alkylsulfosuccinat, Na-Salz



    [0013] 207 g (1 Mol) C 12/18-Kokosfettalkohol (techn.) und 98 g (1 Mol) Maleinsäureanhydrid wurden in einer Stickstoff-Atmosphäre bis zum Erreichen einer Säurezahl von 185 gerührt und dann unter Rühren bei 75 °C mit einer Lösung von 132,5 g (1,05 Mol) Natriumsulfit in 1020 g Wasser umgesetzt; Dauer 1 Stunde. Es wurde eine bei Raumtemperatur erstarrende Paste mit ca. 30 % Aktivsubstanz erhalten.

    B. Anwendungsbeispiele


    4. Chronaerbug für Rindnappa



    [0014] Ausgangsmaterial: Geäscherte und gespaltene Rindshäute ca. 2,5 mm




    5. Nachgerbung von Rindnappa



    [0015] Ausgangsmaterial: Rindleder chromgegerbt Falzstärke 1 mm


    6. Chromgerbung für weiche Rindoberleder



    [0016] Ausgangsmaterial: Geäscherte und gespaltene Rindshäute ca. 4 mm




    7. Nachaerbunq für weiche Rindoberleder



    [0017] Ausgangsmaterial: Rindleder, chromgegerbt Falzstärke 1,6 mm




    8. Herstellung von Bekleiduncsleder



    [0018] Ausgangsmaterial: Neuseeländer Schafpickelblößen




    9. Herstellung von Lammvelour



    [0019] Ausgangsmaterial: Gewaschene und entfettete Lammfelle




    Ansprüche

    1. Verfahren zur Herstellung von Leder und Pelzen durch Chrom- oder Aluminiumgerbung bzw. -Nachgerbung, gekennzeichnet durch die Verwendung einer Kombination aus

    (A) 90 bis 40 Gewichtsprozent Sulfobernsteinsäureestern, die als Veresterungskompomente C12-C24-Fettreste enthalten und

    (B) 10 bis 60 Gewichtsprozent nichtionischen und/oder anionischen Emulgatoren aus der Gruppe der Alkylenoxidaddukte an C8-C20-Fettaikohoie,-Alkyiphenole, -Fettsäuren oder-Fettsäurealkanolamide und deren Schwefelsäureester in Form ihrer Alkali-, Ammonium-oder Aminsalze


    in einer Gesamtmenge von 0,1 bis 6,0 Gewichtsprozent, bezogen auf Blößen- bzw. Falzgewicht, als Fettungsmittel in der Gerbflotte.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch ein Verhältnis der Komponenten (A) : (B) wie 85 : 15 - 50 : 50 Gewichtsprozent.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, gekennzeichnet durch die Verwendung von Sulfobernsteinsäureestern (A), deren Veresterungskomponenten sich von C12-C24-Fettalkoholen oder -Fettsäuremono- oder - Diglyceriden, oder Addukten von 1 bis 6 Mol Alkylenoxid an C12-C24-Fettalkohole oder -Fettsäuremono- oder - Di-glyceride oder -Fettsäuren ableiten.
     
    4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, gekennzeichnet durch die Verwendung von Addukten von 5 bis 25 Mol Ethylenoxid an C8-C20-Fettalkohole, -Alkylphenole, -Fettsäuren oder -Fettsäurealkanolamide und/oder 'von Schwefelsäureestern der Addukte von 1 bis 6 Mol Ethylenoxid an C8-C20-Fettalkohole, - Fettsäuren oder -Fettsäurealkanolamide in Form ihrer Alkali-oder Ammoniumsalze als Emulgatoren (B).
     
    5. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4, gekennzeichnet durch den Einsatz von 0,5 bis 4,0 Gewrichtsprozent der Komponenten (A) + (B), bezogen auf das Blößen- oder Falzgewicht, in der Gerb- oder Nachgerbflotte.
     
    6. Verfahren nach Anspruch 1 bis 5, gekennzeichnet durch die Mitverwendung elektrolytbeständiger Fettungsmittel in der Gerbflotte.
     





    Recherchenbericht