[0001] Aus DE-OS 16 69 347 ist ein Verfahren zum Fetten von Leder bekannt unter Verwendung
von in Wasser emulgierbaren Sulfobernsteinsäureestern, die erhalten worden sind durch
Veresterung von alkoholische Hydroxylgruppen sowie lipophile Reste enthaltenden fett-
oder ölartigen Verbindungen mit Maleinsäureanhydrid und Umsetzung des Veresterungsproduktes
mit einer dem eingesetzten Maleinsäureanhydrid annähernd äquimolaren Menge eines Sulfits
oder Bisulfits. Die Anwendung derartiger Verbindungen beschränkt sich jedoch auf die
Lederfettung. Ein Einsatz während der Chrom- oder Aluminiumgerbung bzw. - Nachgerbung
ist wegen der mangelhaften Emulsionsbeständigkeit der Sulfobernsteinsäureester gegenüber
Chrom- oder Aluminiumsalzen nicht möglich.
[0002] Es wurde nun die überraschende Feststellung gemacht, daß Sulfobernsteinsäureester
auch während der Chrom- oder Aluminiumgerbung bzw. -nachgerbung in der Gerbflotte
als Fettungsmittel bei der Herstellung von Leder und Pelzen eingesetzt werden können,
wenn man sie mit bestimmten anionischen oder nichtionischen Emulgatoren kombiniert.
[0003] Gegenstand der Erfindung ist somit ein Verfahren zur Herstellung von Leder und Pelzen
durch Chrom- oder Aluminiumgerbung bzw. -nachgerbung, gekennzeichnet durch die Verwendung
einer Kombination aus
(A) 90 bis 40 Gewichtsprozent Sulfobernsteinsäureestern, die als Veresterungskompomente
C12-C24-Fettreste enthalten und
(B) 10 bis 60 Gewichtsprozent nichtionischen und/oder anionischen Emulgatoren aus
der Gruppe der Alkylenoxidaddukte an C8-C20-Fettalkohole,-Alkylphenole, -Fettsäuren oder-Fettsäurealkanolamide und deren Schwefelsäureester
in Form ihrer Alkali-, Ammonium-oder Aminsalze
in einer Gesamtmenge von 0,1 bis 6,0 Gewichtsprozent, bezogen auf Blößen- bzw. Falzgewicht,
als Fettungsmittel in der Gerbflotte.
[0004] Das Verhältnis der Komponenten (A) : (B) in der Gerbflotte beträgt vorzugsweise 85
: 15 - 50 : 50 Gewichtsprozent. Die Komponenten können der Flotte getrennt oder in
Form eines konfektionierten Produktes zugesetzt werden.
[0005] Die Herstellung der Sulfobernsteinsäureester (A) erfolgt in bekannter Weise durch
Veresterung von Maleinsäureanhydrid mit 1 bis 2 Äquivalenten der gewünschten Veresterungskomponente
und anschließende Umsetzung mit einer dem Maleinsäureanhydrid annähernd äquivalenten
Menge eines Sulfits oder Bisulfits. Als Veresterungskomponente kommen Fettreste mit
12 bis 24 C-Atomen sowie Hydroxylgruppen enthaltende Verbindungen in Betracht
[0006] Die Fettreste können gesättigt oder ungesättigt, gerad- oder verzweigtkettig sein.
Sie können sich herleiten von Fettalkoholen, durch Oxosynthese hergestellten verzweigtkettigen
Alkoholen, oder Fettsäuremono- oder -diglyceriden z. B. C
12-C
18-Kokosfettalkohol, C
16-C
18-Talgalkohol C
8-C
24-Oxoalkohol, C
16-C
18-Talgfettsäuremonoglycerid, oder von Addukten von 1 bis 6 Mol Alkylenoxid an die genannten
Fettalkohole oder Fettsäureglyceride oder an Fettsäuren,z.B. das Addukt von 2 bis
3 Mol Ethylenoxid an C
16-C
18-Talgfettalkohol oder von 4 bis 6 Mol Ethylenoxid an ein C16-C24-Fettsäuregemisch
oder von 2 Mol Ethylenoxid an ein C
12-C
18-Fettsäuregemisch. Die Sulfobernsteinsäureester werden in Form ihrer Salze, vorzugsweise
Natrium- und/oder .Ammoniumsalze, verwendet.
[0007] Geeignete Emulgatoren (B), die in Kombination mit den Sulfobernsteinsäureestern (A)
eingesetzt werden, sind beispielsweise die Addukte von 5 bis 25 Mol Ethylenoxid an
C
8-C
20-Fettalkohole oder-Alkylphenole wie C
12-C
18-Kokosfettalkohol + 8 EO, C
16-C
18-Talgfettalkohol + 20 EO, Nonylphenol + 9 EO, oder die Sulfate der Addukte von 1 bis
6 Mol Ethylenoxid an C
8-C
20-Fettalkohole,-Fettsäuren oder -Fettsäurealkanolamide, z.B. die Sulfate von C
12-C
18-Kokosfettsäureethanol- amid + 2 EO, C
8-C
16-Fettsäureethanolamid + 2 EO oder C
12-C
18-Kokosfettalkohol + 5 EO in Form ihrer Alkali-oder Ammoniumsalze, vorzugsweise Natriumsalze.
[0008] Die Sulfobernsteinsäureester werden zusammen mit den Emulgatoren den Gerb- oder Nachgerbflotten
vor, während oder nach der Gerbstoffzugabe zugesetzt, wobei je nach gewünschtem Ledertyp
0,1 bis 6,0 Gewichtsprozent, vorzugsweise O,5 bis 4,0 Gewichtsprozent Aktivsubstanz,
bezogen auf das Blößen- oder Falzgewicht, eingesetzt werden. Die Flotten zeichnen
sich durch gute Beständigkeit aus. Man erhält Leder bzw. Pelzfelle von sehr guter
Weichheit. Die Festnarbigkeit ist gegenüber den üblicherweise verwendeten Sulfitierungsprodukten
wesentlich verbessert.
[0009] In dem beanspruchten Verfahren können Sulfobernsteinsäureester (A) und Emulgatoren
(B) zusammen mit üblichen elektrolytbeständigen Fettungsmitteln, wie sulfitierten
ölen, z.B. Fischöl, oder durch Sulfochlorierung und nachfolgende Verseifung von ungesättigten
Fettsäureestern, wie Talgfettsäuremethylester, oder langkettigen Paraffinen, z.B.
Chlorparaffinsulfonat, in der Gerbflotte eingesetzt werden.
A) Herstellungsbeispiele für Sulfobernsteinsäureester
1. C 16/18-Alkylsulfosuccinat, Na-/Amnoniumsalz
[0010] 192,3 g (0,72 Mol) Oleyl-cetylalkohol (J.Z. 50,5,OHZ. 209) wurden in einem 2 1 Dreihalskolben,
versehen mit Stickstoffspülung, Rührung und Thermometer vorgelegt und bei<80°C mit
70,2 g (0,72 Mol) Maleinsäureanhydrid zur Umsetzung gebracht. Nach Erreichen einer
Säurezahl von 155 wurde das Umsetzungsprodukt bei ca. 60 °C mit einer Lösung von 69,5
g (0,37 Mol) Natriumbisulfit in 615,5 g Wasser und 52,5 g konzentriertem Ammoniak
versetzt und bei 60 bis 65 °C noch 3,5 Stunden gerührt. Das fertige Produkt wurde
mit Ammoniakwasser (10 %ig) auf pH 7 eingestellt.
[0011] Aussehen: milchige, niedrigviskose Suspension von guter Beständigkeit.
2. Sulfosuccinat auf Basis Glvcerindioleat
[0012] 218 g (0,35 Mol) Glycerindioleat und 34,5 g (0,35 Mol) Maleinsäureanhydrid wurden
in einer Stickstoff-Atmosphäre unter Rühren so lange erhitzt, bis eine Säurezahl von
80 erreicht war. Dann wurden 35 g (0,18 Mol) Natriumbisulfit, gelöst in 300 g Nasser
und neutralisiert mit ca. 27 g konzentriertem Ammoniak zugegeben und die Mischung
1 Stunde bei 75 °C gerührt. Es entstand eine weiße Emulsion mit 53 % Feststoffgehalt.
3. C 12/18-Alkylsulfosuccinat, Na-Salz
[0013] 207 g (1 Mol) C 12/18-Kokosfettalkohol (techn.) und 98 g (1 Mol) Maleinsäureanhydrid
wurden in einer Stickstoff-Atmosphäre bis zum Erreichen einer Säurezahl von 185 gerührt
und dann unter Rühren bei 75 °C mit einer Lösung von 132,5 g (1,05 Mol) Natriumsulfit
in 1020 g Wasser umgesetzt; Dauer 1 Stunde. Es wurde eine bei Raumtemperatur erstarrende
Paste mit ca. 30 % Aktivsubstanz erhalten.
B. Anwendungsbeispiele
4. Chronaerbug für Rindnappa
[0014] Ausgangsmaterial: Geäscherte und gespaltene Rindshäute ca. 2,5 mm
5. Nachgerbung von Rindnappa
[0015] Ausgangsmaterial: Rindleder chromgegerbt Falzstärke 1 mm
6. Chromgerbung für weiche Rindoberleder
[0016] Ausgangsmaterial: Geäscherte und gespaltene Rindshäute ca. 4 mm
7. Nachaerbunq für weiche Rindoberleder
[0017] Ausgangsmaterial: Rindleder, chromgegerbt Falzstärke 1,6 mm
8. Herstellung von Bekleiduncsleder
[0018] Ausgangsmaterial: Neuseeländer Schafpickelblößen
9. Herstellung von Lammvelour
[0019] Ausgangsmaterial: Gewaschene und entfettete Lammfelle
1. Verfahren zur Herstellung von Leder und Pelzen durch Chrom- oder Aluminiumgerbung
bzw. -Nachgerbung, gekennzeichnet durch die Verwendung einer Kombination aus
(A) 90 bis 40 Gewichtsprozent Sulfobernsteinsäureestern, die als Veresterungskompomente
C12-C24-Fettreste enthalten und
(B) 10 bis 60 Gewichtsprozent nichtionischen und/oder anionischen Emulgatoren aus
der Gruppe der Alkylenoxidaddukte an C8-C20-Fettaikohoie,-Alkyiphenole, -Fettsäuren oder-Fettsäurealkanolamide und deren Schwefelsäureester
in Form ihrer Alkali-, Ammonium-oder Aminsalze
in einer Gesamtmenge von 0,1 bis 6,0 Gewichtsprozent, bezogen auf Blößen- bzw. Falzgewicht,
als Fettungsmittel in der Gerbflotte.
2. Verfahren nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch ein Verhältnis der Komponenten
(A) : (B) wie 85 : 15 - 50 : 50 Gewichtsprozent.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, gekennzeichnet durch die Verwendung von Sulfobernsteinsäureestern
(A), deren Veresterungskomponenten sich von C12-C24-Fettalkoholen oder -Fettsäuremono- oder - Diglyceriden, oder Addukten von 1 bis
6 Mol Alkylenoxid an C12-C24-Fettalkohole oder -Fettsäuremono- oder - Di-glyceride oder -Fettsäuren ableiten.
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, gekennzeichnet durch die Verwendung von Addukten
von 5 bis 25 Mol Ethylenoxid an C8-C20-Fettalkohole, -Alkylphenole, -Fettsäuren oder -Fettsäurealkanolamide und/oder 'von
Schwefelsäureestern der Addukte von 1 bis 6 Mol Ethylenoxid an C8-C20-Fettalkohole, - Fettsäuren oder -Fettsäurealkanolamide in Form ihrer Alkali-oder
Ammoniumsalze als Emulgatoren (B).
5. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4, gekennzeichnet durch den Einsatz von 0,5 bis 4,0
Gewrichtsprozent der Komponenten (A) + (B), bezogen auf das Blößen- oder Falzgewicht,
in der Gerb- oder Nachgerbflotte.
6. Verfahren nach Anspruch 1 bis 5, gekennzeichnet durch die Mitverwendung elektrolytbeständiger
Fettungsmittel in der Gerbflotte.