[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft einen Vliesstoff, der überwiegend aus synthetischen
Fasern besteht und mit einer Schicht aus inerten fasrigen Feststoffteilchen versehen
ist,und der für den Einsatz als Trägerbahn in Dachbahnen geeignet ist, die gegen Flugfeuer
und strahlende Wärme beständig sind. Solche Dachbahnen sind meist ein- oder beidseitig
mit Bitumen beschichtet, können aber auch eine Beschichtung aus Elastomeren oder Plastomeren
aufweisen.
[0002] Zur Verbesserung des Brandverhaltens derartiger Dachbahnen nach DIN 4102/Teil 7 werden
häufig Schichtstoffe, wie sie z.B. in der DE-PS 28 27 136 beschrieben sind, als Trägerbahn
eingesetzt.
[0003] Aus der DE-OS 32 26 041 ist es bekannt, auf ein loses, d.h. unverfestigtes, Mineralfaservlies
eine dünne Schicht von ebenfalls losen Kunstoffasern aufzubringen und diesen Schichtstoff
durch Nadeln zu verfestigen. Durch eine Hitzebehandlung ist es möglich, die Kunststofffasern
mit den Mineralfasern zu verschmelzen. Durch dieses Verschmelzen werden formstabile
Mineralfaserblankets erhalten.
[0004] Als Trägerbahn für Dachbahnen ist ein Schichtstoff aus einem Synthesefaservlies und
einem Mineralfaservlies aus dem DE-GM 77 39 489 bekannt. Die beiden Vliesschichten
aus synthetischem und mineralischem Fasermaterial sind dort durch Binden oder Kleben
miteinander verbunden. Verwendet werden hierzu thermoplastische und vernetzende Duromere.
[0005] Solche Trägerbahnen führen zu Dach- und Dichtungsbahnen mit hinreichend hoher Verarbeitungsstabilität
beim Bituminieren und bei der Verlegung. Ihre Dimensionsstabilität erlaubt sogar einlagige
Verlegung auf dem Dach. Das Brandverhalten dieser Dachbahnen nach DIN 4102/Teil 7,
ist durch die Mineralfaserschicht deutlich verbessert.
[0006] Trägerbahnen aus Mischvliesen aus mineralischen und synthetischen Fasern, wie sie
in DE-GM 77 23 547 beschrieben sind, ergeben dagegen keine ausreichende Verbesserung
des Brandverhaltens.
[0007] Es ist weiterhin vorgeschlagen worden, Vliesstoffe aus flammhemmenden Faserrohstoffen
herzustellen. Der Einsatz derartiger Faser- bzw. Fädenrohstoffe bei der Herstellung
der benötigten Vliese führte jedoch nicht zu dem erwünschten vollen Erfolg. Ein Ausbreiten
des Brandes in unteren Schichten einer Dachabdeckung konnte so nicht verhindert werden.
Auch flammhemmende Zusätze zur Bitumenmasse bzw. zur Polymermasse zeigten keinen Erfolg.
Die flammhemmenden Zusätze fließen in einem Brandfall mit dem Bitumen davon, so daß
der zurückbleibende Vliesstoff und die unteren Schichten nicht mehr durch diese Zusätze
geschützt werden.
[0008] Ferner wurde vorgeschlagen, den Vliesstoff mit einer an sich bekannten flammhemmenden
Ausrüstung zu versehen, die bei den Verarbeitungstemperaturen der
Be-schichtungsmasse und der Dachbahn sich noch inert verhält, bei höheren Temperaturen
jedoch eine weitgehend geschlossene, vorzugsweise schaumartige Schicht ausbildet.
[0009] Soweit die bekannten Trägerbahnen aus zwei weitgehend fertig hergestellten Vliesschichten
bestehen, die dann nachträglich durch verschiedene Techniken miteinander verbunden
werden, bleibt nahezu unvermeidlich eine gewisse Neigung zur Delaminierung unter extremen
mechanischen und/oder thermischen Bedingungen.
[0010] Außerdem sind sie, obwohl sie eine Verbesserung des Brandverhaltens zeigen, in ihrer
Herstellung aus zwei Schichten aufwendig.
[0011] Diese Nachteile werden durch den erfindungsgemäßen Vliesstoff überwunden. Überraschenderweise
wurde gefunden, daß das Brandverhalten von Vliesstoffen aus mit einem Bindemittel
verfestigten Fasern oder Filamenten bzw. von daraus hergestellten Dachbahnen deutlich
verbessert wird, wenn der Vliesstoff eine Schicht im Bindemittel verteilter inerter
fasriger Feststoffteilchen enthält.
[0012] Inert bedeutet, daß die Feststoffteilchen gegen den Angriff von Hitze und Feuer beständig,
d.h. nicht oder nur schwer entflammbar sind.
[0013] Unter fasrigen Feststoffteilchen sind solche zu verstehen, deren räumliche Ausdehnung
mindestens in einer Dimension groß ist gegenüber der wirksamen öffnungsweite der Vliesschicht,
wie sie für Geotextilien in Heft 56 (1983) der Mitteilungen des Franzius-Instituts
für Wasserbau-und Küsten-Ingenieurwesen der Universität Hannover, Seite 379 bis 381
definiert wird.
[0014] Beispiele für derartige fasrige Feststoffteilchen sind mineralische Fasern, insbesondere
sogenannte Kurzschnittfasern, wie sie zur Herstellung von Naßvliesen verwendet werden
und die durch Schneiden oder durch Mahlen von Mineralwollen, Glasfasern oder keramischen
Fasern hergestellt werden. Diese mineralischen Fasern weisen meist Durchmesser zwischen
5 und 50 µm auf, ihre Länge kann zwischen 50 µm und 18 mm liegen. In der Praxis wird
jedoch die Obergrenze der Längsausdehnung der fasrigen Feststoffteilchen durch ihre
Dispergierbarkeit im gelösten oder emulgierten Bindemittel festgelegt.
[0015] Als fasrige Feststoffteilchen können jedoch auch andere geformte Gebilde aus inerten
Materialien verwendet werden, soweit ihre räumliche Ausdehnung in mindestens einer
Dimension groß ist gegenüber der wirksamen öffnungsweite der Vliesschicht und soweit
sie sich im Bindemittel dispergieren lassen.
[0016] Anstelle mineralischer Fasern können als inerte fasrige Feststoffteilchen auch flammfest
ausgerüstete Zellulosefasern oder andere Fasern benutzt werden, die dem erfindungsgemäßen
Vliesstoff über den Flammschutz hinaus weitere Eigenschaften vermitteln, wie sie Einstoff-Vliese
nicht aufweisen, also z.B. Farbgebung oder Färbbarkeit, bessere Haftvermittlung zu
Beschichtungen, Hydrophilie oder Hydrophobie, elektrische Leitfähigkeit oder antistatische
Wirkungen (Metallfasern),oder unterschiedliche Schrumpfvermögen zum Schaffen von Kräuseleffekten.
.
[0017] Für die Verfestigung von Vliesstoffen werden Bindemittel häufig in Form wässriger
Dispersionen oder wässriger Lösungen verwendet. Bekannte Bindemittel in Form wässriger
Dispersionen sind Homo-, Co- oder Terpolymerisate aus Acrylsäureestern, Acrylsäureamiden,
Acrylnitril, Butadien und Styrol.
[0018] Besonders geeignet für die Herstellung des erfindungsgemäßen Vliesstoffes sind aber
Bindemittel auf Basis von wasserlöslichen Harnstoff-Formaldehyd-, Melamin-Formaldehyd-,
Phenol-Formaldehyd-Kondensaten oder in Wasser dispergierte Polymerisate von Vinylidenchlorid
und Vinylchlorid, die allein oder im Gemisch angewendet werden.
[0019] Die Bindemittel können nach verschiedenen, z.B. in "Vliesstoff", G. Thieme Verlag
Stuttgart, New York, herausgegeben von J. Lünenschloß und W. Albrecht 1982, Seite
177 bis 199, beschriebenen Verfahren appliziert werden. Gängigstes Verfahren ist die
Foulardierung in einem Trog mit nachfolgendem Quetschwalzenpaar. Durch Einwirkung
von Wärme wird dem Bindemittel Wasser entzogen und die Bindemittel-Filament-Bindung
gebildet.
[0020] Der mit diesen Bindemitteln zu verfestigende Vliesstoff kann aus Fasern oder Filamenten
aus den bekannten synthetischen Polymeren bestehen. Bevorzugt ist jedoch ein Vliesstoff
aus genadelten Filamenten aus Polyester, vorzugsweise Polyethylenterephthalat, der
nach dem bekannten spunbond-Verfahren, d.h. durch Ablegen der frischgesponnenen Polyesterfilamente
zu einem Vlies, gebildet wurde.
[0021] Die inerte fasrigen Feststoffteilchen werden bevorzugt der wässrigen Bindemittelflotte
zugesetzt und durch Rühren in der Schwebe gehalten. Das Absetzen der Feststoffteilchen
kann aber auch durch Zugabe eines Verdickungsmittels, z.B. auf Basis löslicher Zellulosederivate,
verhindert werden.
[0022] Zur Herstellung des erfindungsgemäßen Vliesstoff wird das Bindemittel mit den darin
dispergierten inerten fasrigen Feststoffteilchen von einer Seite auf das Vlies aus
Fasern oder Filamenten aus synthetischen Polymeren aufgebracht.
[0023] Es ist jedoch ebenso möglich, dieses Vlies aus Fasern oder Filamenten aus den bekannten
synthetischen Polymeren mit dem Bindemittel zu tränken und dann die inerten fasrigen
Feststoffteilchen aufzubringen.
[0024] Auf dem Vlies aus Fasern oder Filamenten bildet sich dabei zuerst eine schichtartige
Ansammlung der inerten fasrigen Feststoffteilchen, die bei der anschließenden Verdampfung
des mit der wässrigen Bindemittelsuspension in das Vlies eingebrachten Wassers und
die Aushärtung des Bindemittels fest in dieses Bindemittel eingelagert mit dem verfestigten
Vlies aus Fasern oder Filamenten den erfindungsgemäßen Vliesstoff bildet.
[0025] Für die dabei eintretende Schichtbildung ist die Größeneinschränkung der inerten
fasrigen Feststoffteilchen auf solche mit einer räumlichen Ausdehnung in mindestens
einer Dimension, die groß ist gegenüber der wirksamen öffnungsweite der Vliesschicht
entscheidend, da hierdurch ein Eindringen in die unterliegende Vliesschicht weitgehend
vermieden wird.
[0026] In dem erfindungsgemäßen Vliesstoff kann der Anteil an inerten fasrigen Feststoffteilchen
zwischen 30 und 200 g/m
2 liegen, der der übrigen Fasern und Filamente kann 50 bis 350 g/m
2 betragen. Der Anteil der inerten fasrigen Feststoffteilchen am Gesamtgewicht des
erfindungsgemäßen Vliesstoffes sollte zwischen 10 und 50 %, vorzugsweise zwischen
20 und 30 %,liegen.
1. Vliesstoff aus mit einem Bindemittel verfestigten Fasern oder Filamenten, dadurch
gekennzeichnet, daß der Vliesstoff eine Schicht im Bindemittel verteilter inerter
fasriger Feststoffteilchen enthält.
2. Vliesstoff aus genadelten, mit einem Bindemittel verfestigten und nach dem spunbond-Verfahren
abgelegten Polyesterfilamenten, dadurch gekennzeichnet, daß der Vliesstoff eine Schicht
im Bindemittel verteilter inerter fasriger Feststoffteilchen enthält.
3. Vliesstoff nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Feststoffteilchen
Kurzschnittfasern aus anorganischem Material mit einer Länge zwischen 50 um bis 18
mm sind.
4. Vliesstoff nach wenigstens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,daß
der Anteil der inerten fasrigen Feststoffteilchen 10 bis 50 % seines Gesamtgewichts
beträgt.
5. Verfahren zur Herstellung eines Vliesstoffes nach wenigstens einem der vorhergehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Feststoffteilchen dem wässrigen Bindemittel
zugesetzt und mit diesem auf das Vlies aufgebracht werden.
6. Verfahren zur Herstellung eines Vliesstoffes nach wenigstens einem der Ansprüche
1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Feststoffteilchen auf das mit dem Bindemittel
versehenen Vlies in dünner Schicht aufgerieselt oder gestreut werden.