[0001] Gegenstand der Erfindung sind Konstruktionsteile für gasförmige Wasserstoffisotope
enthaltende Medien, insbesondere Rohre für den Prozeßwärmetransport, aus Nickelbasislegierungen
mit 40 bis 70 % Nickel, 15 bis 30 % Chrom, 0 bis 20 % Kobalt, 5 bis 10 % Molybdän
und 0 bis 20 % Eisen.
[0002] Beispielsweise bei der Kohleveredlung, bei der Methanreformierung mit Wasserdampf
oder in der Petrochemie werden Konstruktionswerkstoffe benötigt, die neben einer guten
Hochtemperaturfestigkeit bei 850 bis 1100° C und Oxidationsbeständigkeit auch einen
hohen Widerstand gegen permeierende Wasserstoffatome aufweisen müssen. Es gibt Überlegungen,
die für die Kohleveredlung erforderliche Energie aus nuklearen Quellen zu entnehmen,
beispielsweise aus einem Hochtemperaturreaktor mit Helium als Wärmeträger. Da dieser
Wärmeträger auch das radioaktive Wasserstoffisotop Tritium enthalten kann, dessen
Übertritt in das Produktgas der Kohleveredlung soweit wie möglich verhindert werden
muß, sind für die verwendbaren Konstruktionswerkstoffe in besonierem Maße hohe Permeationshemmwerte
bei hohen Temperaturen erforderlich.
[0003] Die Permeationswerte für Wasserstoff bzw. Tritium liegen bei bekannten, meist nickel-
und chromhaltigen Hochtemperaturwerkstoffen sehr nahe beieinander und sind, vor allem
beim Einsatz im nuklearen Bereich, aber unzulässig hoch. Daher wurde bereits vorgeschlagen,
derartige Hochtemperaturwerkstoffe mit einer wasserstoffpermeationshemmenden Oxidschicht
zu versehen.
[0004] In der DE-OS 31 04 112 wird eine Oxidschicht beschrieben, die auf allen Hochtemperaturlegierungen
ganz allgemein erzeugt wird. Der Nachteil dabei ist jedoch, daß keine definierte Wasserstoffpermeationshemmung
erzielt werden kann, so daß ein praktischer Einsatz solcher mit einer Oxidschicht
versehenen Werkstoffe wegen stark schwankender Permeationshemmung problematisch ist,
ebenso das Anpassen der Oxidschichtdicke an das jeweilige Permeationsproblem bei Anwendung
des gesamten Spektrums von Hochtemperaturlegierungen. Fallweise unterscheiden sich
die Hemmwirkungen der Oxidschichten nur unerheblich vom Substrat. Bei gleicher Substratqualität
innerhalb der vorgegebenen Rahmenzusammensetzung der Hochtemperaturlegierung und bei
gleicher Oxidschichtdicke sind in Abhängigkeit von der erlaubten Schwankung der Legierungszusammensetzung
und der erlaubten Verunreinigung weiterhin z.T. erhebliche Schwankungen der Permeationshemmwirkung
festzustellen. Die in der genannten Schrift und auch in den DE-OSen 31 08 160 und
32 15 314 beschriebenen Oxidschichten sind daher zwar als Korrosionsschutzschichten
geeignet, jedoch nicht zuverlässig als Wasserstoffpermeationsbarriere.
[0005] Der vorliegenden Erfindung lag daher die Aufgabe zu Grunde, Konstruktionsteile für
gasförmige Wasserstoffisotope enthaltende Medien, insbesondere Rohre für den Prozeßwärmetransport
aus Nickelbasislegierungen mit 40 bis 70 % Nickel, 15 bis 30 % Chrom, 0 bis 20 % Kobalt,
5 bis 10 % Molybdän und 0 bis 20 % Eisen zu schaffen, die zu einer optimalen Ausbildung
von Permeationshemmungsbarrieren definierter und daher gezielt einsetzbarer hoher
Hemmungsqualität führen.
[0006] Die Aufgabe wurde erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Konstruktionsteile zumindest
in der Oberflächenzone 0,5 bis 0,8 % Mangan enthalten und die Teile durch eine Temperaturbehandlung
bei 850 bis 1000° C in einer oxidierenden Atmosphäre mehrstufig während einer Behandlungszeit
von insgesamt 15 bis 45 Stunden mit einer 1 bis 10 µm dicken Oxidschicht versehen
sind.
[0007] Es hat sich überraschend herausgestellt, daß eine Zulegierung von 0,5 bis 0,8 % Mangan
insgesamt im Zusammenwirken mit einer 1 bis 10 µm dicken Oxidschicht, die mehrstufig
bei 850 bis 1000° C in oxidierender Atmoshäre während einer Behandlungszeit von insgesamt
15 bis 45 Stunden aufgebracht ist, eine definierte, reproduzierbare, hervorragende
Permeationshemmwirkung gegenüber Wasserstoffisotope zur Folge hat.
[0008] Wird z.B. die Hemmwirkung von bekannten üblichen Nickelbasislegierungen, die mit
einer Oxidschiht versehen sind und 0,08 % Mn enthalten, mit 40 gemessen, wobei das
Substrat allein mit 1 angesetzt ist, ergeben sich bei gleicher Oxidschicht, jedoch
mit einem Mangangehalt von 0,5 % bzw. 0,77 % Hemmwerte von 900 bzw. 780. Dieselbe
Nickelbasislegierung mit vergleichbarer Oxidschicht, jedoch mit einem Mangangehalt
von über 0,8 %, weist jedoch wieder abfallende Permeationshemmwerte auf, die auf bekannte
Weise gemessen werden.
[0009] Es ist also mit dem erfindungsgemäßen Konstruktionsteilen möglich, eine gewünschte
hohe Permeationshemmung einzustellen, wobei die Hochtemperatur- und Festigkeits- sowie
Korrosionseigenschaften erhalten bleiben.
[0010] In einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung werden die Konstruktionsteile
oberflächig zunächst mit einem 0,1 bis 1,0 µm dicken Manganüberzug, z.B. durch Bedampfen,
beschichtet und nachfolgend der Mangangehalt von 0,5 bis 0,8% in der Oberflächenzone
der Konstruktionsteile durch Diffusionsbehandlung beispielsweise bei 950° C, eingestellt,
wonach sich die Ausbildung der Oxidschicht anschließt.
[0011] Fallweise kann somit eine Zulegierung von 0,5 bis 0,8 % Mangan als Gesamtgehalt über
das gesamte Volumen des Konstruktionsteils vermieden werden, falls die Auslegung der
Konstruktion dieses im speziellen Anwendungsfall erfordert. Mit dieser vorteilhaften
Ausgestaltung werden die gleichen überraschend hohen Permeationshemmwerte erzielt,
ohne daß an die Diffusionszone besondere zusätzliche Ansprüche zu stellen sind.
[0012] Es ist besonders günstig, wenn die Ausbildung der Oxidschicht in drei Stufen erfolgt
und die Behandlungszeit bei einer Nickelbasislegierung mit höherem.Eisengehalt und
geringem Kobaltgehalt, z.B. 19 % Fe und 2 % Co, ca. 5 Stunden je Stufe und bei einer
Nickelbasislegierung ohne Eisengehalt und höherem Kobaltgehalt, z.B. 0 % Fe und 12
% Co, ca. 15 Stunden je Stufe beträgt, wobei die oxidierende Atmosphäre aus Wasserstoff-Wasserdampf-Gemischen
oder aus reinem Wasserdampf besteht. Diese Dreistufenbehandlung heilt zwischenzeitlich
entstandene Schichtfehler aus und führt zu einer Oxidschicht guter Qualität.
[0013] Es können jedoch auch zwei, vier oder mehr Behandlungsstufen angewendet werden, deren
Gesamtzeit zwischen ca. 15 bis ca. 45 Stunden liegt. Als oxidierende Atmosphäre sind
fallweise auch CO oder C0
2 geeignet.
[0014] Vor dem Aufbringen der Oxidschicht wird das betreffende Konstruktionsteil gesäubert
und zweckmäßigerweise einer Wasserstoffglühung unterzogen. Damit wird das Konstruktionsteil
oberflächig blank und die durch die Oberflächenbearbeitung anverformte Oberfläche
rekristallisiert.
[0015] Folgende Beispiele sollen die Vorteile der erfindungsgemäßen Konstruktionsteile näher
darstellen:
Beispiel 1:
[0016] Es wurden Chargen einer Nickel-Chrom-Kobalt-Molybdänlegierung der Zusammensetzung
etwa 0,07 % Kohlenstoff, 21,5 % Chrom, 1,15 % Aluminium, 0,5 % Titan, 11,9 % Kobalt,
8,6 % Molybdän, 0,07 % Silizium und Mangangehalten von 0,08%; 0,5 %; 0,77 % und 1,1
%, Rest einschließlich erschmelzungsbedingten Verunreinigungen Nickel, erschmolzen,
geschmiedet, gewalzt und rekristallisierend geglüht. Aus diesen Materialien wurden
Proben gefertigt und unter identischen Bedingungen vorbehandelt und mit einer Oxidschicht
versehen. Die Vorbehandlung umfaßt einen mechanischen Schleifvorgang (220-1200 grit,
vorzugsweise 1200 grit) und eine Wasserstoffglühung von 0,5 - 3 Stunden bei 900 -
1000° C, vorzugsweise bei 950° C. Anschließend erfolgt eine dreistufige Oxidation
bei 850 - 1000° C, je 15 Stunden, vorzugsweise 925° C mit Wasserstoff-Wasserdampfgemischen
oder mit reinem Wasserdampf. Anschließend wurden die Proben auf ihre Permeationshemmwirkung
geprüft. Dabei wurden an Proben mit einem Mangangehalt von 0,08 % ein Hemmwert von
nur 40 gemessen, während Proben mit einem erfindungsgemäßen Mangangehalt von 0,5 %
bzw. 0,77 % Hemmwerte von 900 bzw. 780 erbrachten. Proben mit einem Mangangehalt von
1,1 % erzielten hingegen eine geringere Permeationshemmung von 400.
Beispiel 2:
[0017] Es wurden Proben aus Chargen einer Nickel-Chrom-Eisen-Molybdänknetlegierung mit etwa
0,06 % Kohlenstoff, 0,1 % Aluminium, 21 % Chrom, 18,9 % Eisen, 8,7 % Molybdän, 0,6
% Wolfram, 0,4 % Silizium und Mangangehalten von 0,37 % bzw. 0,7 %, Rest einschließlich
erschmelzungsbedingten Verunreinigungen Nickel, gefertigt und unter identischen Bedingungen
vorbehandelt und mit einer Oxidschickt versehen. Die Vorbehandlung umfaßt einen mechanischen
Schleifvorgang 1200 grit und eine Wasserstoffglühung von einer Stunde bei 1000° C.
Es schloß sich eine dreimalige Oxidation von je 5 Stunden mit reinem Wasserdampf an.
Anschließend wurden die Proben auf ihre Permeationshemmwirkung geprüft. Dabei wurde
an Proben mit 0,37 % Mangan eine Hemmwirkung von nur etwa 50, an Proben mit 0
97 % Mangan jedoch eine Hemmwirkung von 1100 gemessen. Entfernt man die Oxidschichten
von der Metalloberfläche, so werden wieder die niedrigen Permeationswerte gemessen,
die dem blanken, nicht oxidschichtgeschützten Metall entsprechen.
[0018] Demgegenüber werden im Gegensatz zur vorliegenden Erfindung keine verbesserten Permeationshemmwerte
für Wasserstoff, Deuterium und Tritium erhalten, wenn auf die blanken Proben der erfindungsgemäßen
Zusammensetzung von außen künstlich Chrom z.B. aufgedampft wird und diese Chromschicht
anschließend unter den in den Beispielen angegebenen Bedingungen oxidiert wird. Das
bedeutet, daß der erfindungsgemäße definierte Mangangehalt in ursächlichem Zusammenhang
mit der Ausbildung von ausgezeichneten, definiert permeationshemmenden Oxidschichten
aus dem Konstruktionsteil heraus steht.
1. Konstruktionsteile für gasförmige Wasserstoffisotope enthaltende Medien, insbesondere
Rohre für den Prozeßwärmetransport, aus Nickelbasislegierungen mit 40 bis 70 % Nickel,
15 bis 30 % Chrom, 0 bis 20 % Kobalt, 5 bis 10 % Molybdän und 0 bis 20 % Eisen,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Konstruktionsteile zumindest in der Oberflächenzone 0,5 bis 0,8 % Mangan enthalten
und die Teile durch eine Temperaturbehandlung bei 850 bis 1000° C in einer oxidierenden
Atmosphäre mehrstufig während einer Behandlungszeit von insgesamt 15 bis 45 Stunden
mit einer 1 bis 10 µm dicken Oxidschicht versehen sind.
2. Konstruktionsteile nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Konstruktionsteile oberflächig zunächst mit einem 0,1 bis 1,0 pm dicken Manganüberzug
beschichtet sind und nachfolgend der Mangangehalt von 0,5 bis 0,8 % in der Oberflächenzone
der Konstruktionsteile durch Diffusionsbehandlung eingestellt ist.
3. Konstruktionsteile nach Anspruch 1 und 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Ausbildung der Oxidschicht in drei Stufen erfolgt ist und die Behandlungszeit
bei einer Nickelbasislegierung mit höherem Eisengehalt und geringem Kobaltgehalt ca.
5 Stunden je Stufe und bei einer Nickelbasislegierung ohne Eisengehalt und mit höherem
Kobaltgehalt ca. 15 Stunden je Stufe betragen hat, wobei die oxidierende Atmosphäre
aus Wasserstoff-Wasserdampf-Gemischen oder aus reinem Wasserstoff bestand.