[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung von Stahldraht mit hoher
Zugfestigkeit und niedrigen Kriech5 und Relaxationseigenschaften, bei welchem der
Stahldraht einer Verformung und einer Wärmebehandlung unterzogen wird.
[0002] Aus der AT-PS 32 609 ist ein Verfahren zur Verhinderung des Hartziehens des Drahtes
beim Ziehen von Stahldraht bekanntgeworden, wobei zwischen den einzelnen Verformungsschritten
jeweils eine Kühlung des Drahtes vorgenommen wird, um unerwünschte Festigkeitsänderungen
zu verhindern. Beim Ziehen wird der Draht erhitzt, wodurch die Härte und Sprödigkeit
des Drahtes beseitigt wird, worauf durch Abkühlung nach jeder Verformungsstufe der
ursprüngliche Zustand des Drahtes wieder hergestellt werden soll, um eine weiterführende
Verformung zu ermöglichen.
[0003] Stahldrähte mit niedrigen Reiaxationseigenschaften wurden bisher durch Kaltverformung,
beispielsweise durch Ziehen oder Walzen, hergestellt. Anschließend daran erfolgt eine
Wärmebehandlung unter Zugspannung in Abhängigkeit von der gewählten Stahlsorte bei
Temperaturen zwischen 200 und 600°C und eine Abkühlung auf Raumtemperatur.
[0004] Die Erfindung zielt nun darauf. ab, einen kaltverformten Stahldraht mit hoher Zugfestigkeit
und besonders niedrigen Kriech-und Relaxationseigenschaften herzustellen und bei diesem
Verfahren neben der Sicherstellung der hohen Festigkeitswerte mit möglichst geringem
Energieaufwand zu arbeiten.
[0005] Zur Lösung dieser Aufgabe besteht die Erfindung im wesentlichen darin, daß der Stahldraht
vor Eintritt in die letzte Verformungsstufe auf eine gegenüber der für die Wärmebehandlung
erforderlich Temperatur geningere Temperatur erwärmt wird, welche zuzüglich der Verformungswärme
bei einer Verformung von bis zu 50 % Querschnittsabnahme die gewünschte Behandlungstemperatur
ergibt, und daß nach dieser Verformung der Stahldraht bei der Behandlungstemperatur
gereckt wird. Die Abkühlung erfolgt anschließend in bekannter Weise durch geeignete
Kühlaggregate. Es zeigt sich, daß bei Führung des Verfahrens auf diese Weise neben
der Erzielung besonders niedriger Kriech-und Relaxationseigenschaften und neben einer
Einspa-rung an Energie auch eine höhere Zugfestigkeit des erzeugten Endproduktes im
Vergleich mit konventionell hergestellten Produkten beobachtet werden kann. Die für
die Verformung erforderlichen Zugkräfte werden für eine Reckung bei Behandlungstemperatur
ausgenützt.
[0006] Die durch die Verformungswärme in der letzten Verformungsstufe entstehende Temperaturerhöhung
ist abhängig vom Verformungsgrad dieser letzten Stufe und vom Durchmesser des vorgezogenen
Drahtes. Unter Berücksichtigung dieser Parameter hat es sich im Rahmen des erfindungsgemäßen
Verfahrens als besonders vorteilhaft erwiesen, die Wärmebehandlung bei Temperaturen
zwischen 200°C und der Rekristallisationstemperatur des Stahles, insbesondere zwischen
250°C und 600°C, vorzunehmen und die Erwärmung vor der letzten Verformungsstufe im
Falle der Verwendung von Ziehsteinen auf Temperaturen von 30 bis 100 ° C unterhalb
der gewünschten Behandlungstemperatur und im Falle der Verwendung von Walzen vor dem
letzten Walzenstich auf Temperaturen von 30 bis 80°G unterhalb der gewünschten Behandlungstemperatur
vorzunehmen.
[0007] Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich hiebei im besonderen für die Herstellung
von Stahldrähten, insbesondere von Spannbetondrähten, und kann in vorteilhafter Weise
auch bei Federstahldrähten und hochfesten Stahlseildrähten angewendet werden. Ein
wesentlicher Vorteil der erfindungsgemäßen Verfahrensführung liegt hiebei darin, daß
der Draht nicht auf die volle Behandlungstemperatur erwärmt werden muß und zusätzlich
ein geringer Kraftaufwand für das Ziehen erforderlich ist Dadurch ergibt sich eine
große Einsparung im Energieaufwand. Bei Anwendung dieses Verfahrens wurden in besonders
einfacher Weise gute Ergebnisse in bezug auf die niedrige Relaxation der Stahldrähte
und ein außergewöhnlich großer Zuwachs der Zugfestigkeit in der letzten Verformungsstufe
erreicht.
[0008] In vorteilhafter Weise wird die Verformung vorzugsweise mit 10 bis 40 % Querschnittsabnahme
durchgeführt, wobei die entsprechende Temperaturergänzung auf die Behandlungstemperatur
vorgenommen wird. Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich in vorteilhafter Weise
für unlegierte Stahlsorten mit 0,30 bis 1,20 Gew.% Kohlenstoff oder legierte Stähle
mit bis zu 5 Gew.% Mangan und bis zu 3 Gew.% Silizium.
[0009] Die Erfindung wird nachfolgend an Hand von Ausführungsbeispielen und in der Zeichnung
- schematisch dargestellten Ausführungsbeispielen von für die Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens geeigneten Vorrichtungen näher erläutert. In der Zeichnung zeigen Fig.1
eine Anordnung von Einrichtungen für die Durchführung
[0010] des erfindungsgemäßen Verfahrens unter Verwendung von Ziehsteinen und Fig.2 eine
abgewandelte Anordnung analog der Fig.1 unter Verwendung eines Walzgerüstes.
[0011] In Fig.1 ist mit 1 der zu verarbeitende, vorzugsweise bereits kaltverformte, Stahldraht
bezeichnet, welcher bei 2 einer Erwärmung auf eine Temperatur unterworfen wird, welche
geringer ist als die für die Behandlung erforderliche Temperatur. Mit 3 ist die letzte
Verformungsstufe mit einem oder mehreren Ziehsteinen bezeichnet. Anschließend an 3
folgt eine Abkühlvorrichtung 4, in welcher der Stahldraht in geeigneter Weise abgekühlt
wird. Der abgekühlte Draht wird einer Vorrichtung 5 zugeführt. In dieser Vorrichtung
5 wird die für die Verformung des Drahtes erforderliche Zugkraft aufge bracht. In
der Strecke zwischen 3 und 4 bewirkt diese Zugkraft eine Reckung des Drahtes bei der
Behandlungstemperatur.
[0012] Bei der Darstellung nach Fig.2 ist mit 1 wiederum der vorgewalzte, vorzugsweise bereits
kaltverformte, Draht bezeichnet. Vor der letzten Verformungsstufe in Form eines Walzenstiches
ist das Erwärmungsaggregat 2 angeordnet. Der Walzvorgang durch nicht angetriebene
Walzen ist durch das Walzgerüst 6 schematisch angedeutet. Nach dem Verlassen der letzten
Verformungsstufe erfolgt die Abkühlung in einer analogen Abkühlvorrichtung 4, wie
sie bereits in Fig.1 dargestellt wurde. Anschließend ist wiederum eine Vorrichtung
5 vorgesehen.
[0013] Die Erfindung wird nachfolgend noch an Hand von Ausführungsbeispielen näher erläutert.
Beispiel 1:
[0014] Für die Herstellung von Spannbetondraht mit einem Durchmesser von 7 mm wurde ein
vorgezogener Draht mit einem Durchmesser von 8,1 mm auf eine Temperatur von 320°C
vor dem Eintritt in den letzten Ziehstein erwärmt. Bei dieser Temperatur wurde nachfolgend
auf einen Durchmesser von 7,0 mm gezogen, wobei eine Temperatursteigerung von 80°C,
ausgehend von 320° auf 400°C beobachtet wurde. Der Draht bestand aus unlegiertem Stahl
mit einem Kohlenstoffgehalt von 0,83 Gew.% und einem Mangangehalt von 0,66 Gew.%.
Nach der erfindungsgemäßen Behandlung wurde eine Zugfestigkeit von 1850 N/mm
2 festgestellt. Vor der Behandlung hatte der Draht eine Zugfestigkeit von 1630 N/mm
2.
[0015] Die Relaxationsprüfung des erfindungsgemäß behandelten Materials unter einer Anfangslast
von 70 % der Bruchlast ergab nach 1000 Stunden einen Spannungsabfall von 0,95 %.
[0016] Vergleichsweise wurde mit dem gleichen Vormaterial, vorgezogener Draht mit einem
Durchmesser von 8,1 mm und einer Zugfestigkeit von 1630 N/mm
2, eine Behandlung nach dem Stand der Technik durchgeführt. Dabei wurde der Draht in
üblicher Weise gezogen und anschließend der Behandlungstemperatur unterworfen, wonach
sich eine Zugfestigkeit von 1740 N/mm
2 einstellte.
Beispiel 2:
[0017] Für die Herstellung eines Stahldrahtes mit einem Durchmesser von 12 mm wurde ein
vorgezogener Draht mit einem Durchmesser von 14 mm eingesetzt. Es handelte sich hier
um einen unlegierten Stahl mit einem Kohlenstoffgehalt von 0,78 Gew.% und einem Mangangehalt
von 0,75 Gew.%. Vor dem letzten Walzenstich wurde der Draht auf eine Temperatur von
400°C erwärmt. Beim Walzvorgang durch Schleppwalzen nahm die Temperatur um weitere
45°C auf 445°C zu. Die nach dieser Behandlung und Abkühlung gemessene Zugfestigkeit
betrug 1690 N/mm
2. Die Prüfung der Relaxation ergab nach 1000 Stunden einen Spannungsabfall von 1,2
%, gemessen an der Anfangslast von 70 % der Bruchlast.
[0018] Je nach Stahlsorte werden beim erfindungsgemäßen Verfahren Behandlungstemperaturen
zwischen 200°C und der Rekristallisationstemperatur des Stahles angewendet, wobei
Verformungen bis 50 % Querschnittsabnahme, vorzugsweise 10 bis 35 %, zur Anwendung
gelangen.
[0019] Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich in erster Linie für die Behandlung von
unlegierten Stahlsorten mit 0,30 bis 1,20 Gew.% Kohlenstoff oder für legierte Stähle
mit bis zu 5 Gew.% Mangan und bis zu 3 Gew.% Silizium.
1. Verfahren zur Herstellung von Stahldraht (1) mit hoher Zugfestigkeit und niedrigen
Kriech-und Relaxationseigenschaften, bei welchem der Stahl einer Verformung und einer
Wärmebehandlung unterzogen wird, dadurch gekennzeichnet, daß der Stahldraht (1) vor
Eintritt in die letzte Verformungsstufe (4) auf eine gegenüber der für die Wärmebehandlung
erforderlichen Temperatur geringere Temperatur erwärmt wird, welche zuzüglich der
Verformungswärme bei einer Verformung von bis zu 50 % Querschnittsabnahme die gewünschte
Behandlungstemperatur ergibt, und daß nach dieser Verformung der Stahldraht bei der
Behandlungstemperatur gereckt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Wärmebehandlung bei
Temperaturen zwischen 200°C und dem Ac,-Punkt, insbesondere 250°C bis 600°C, vorgenommen
wird und daß die Erwärmung vor der letzten Verformungsstufe (4) im Falle der Verwendung
von Ziehsteinen auf Temperaturen von 30°C bis 100°C unterhalb der gewünschten Wärmebehandlungstemperatur
und im Fall der Verwendung von Walzen in der letzten Verformungsstufe (4) auf Temperaturen
von 30°C bis 80°C unterhalb der gewünschten Wärmebehandlungstemperatur vorgenommen
wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Verformung vorzugsweise
mit 10 bis 40 % Querschnittsabnahme durchgeführt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß unlegierte Stahlsorten
mit 0,30 bis 1,20 Gew.% Kohlenstoff oder legierte Stähle mit bis zu 5 Gew.% Mangan
und bis zu 3 Gew.% Silizium behandelt werden.