[0001] Verfahren zur Entmetallisierung und Entasphaltierung von Schwerölen, schweren Erdölfraktionen
und/oder Rückständen der Erdöldestillation.
[0002] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Entmetallisierung und Entasphaltierung von
Schwerölen, schweren Erdölfraktionen und/ oder Rückständen der Erdöldestillation durch
Extraktion unter Verwendung von paraffinischen Kohlenwasserstoffen als Lösungsmittel.
[0003] In den letzten Jahren hat die Umwandlung von schweren Einsatzprodukten, wie Schweröl,
schwere Erdölfraktionen und/oder Rückstände der Erdöldestillation, in marktgängige
Produkte, wie Benzin oder Mitteldestillate, wegen der stark gestiegenen Rohölpreise
sowie des stetig steigenden Förderanteils an schwerem Rohöl für die Betreiber der
Erdölraffinerien eine immer größere ökonomische Bedeutung gewonnen. Zur Zeit hängt
deshalb die Wirtschaftlichkeit der modernen Raffinerien stark davon ab, in welchem
Umfang die weiter oben genannten schweren Einsatzprodukte in marktgängige Produkte
umgewandelt werden können.
[0004] Die heute in der Raffinerietechnik angewandten Konversionsprozesse zur Umwandlung
schwerer Produkte in leichte Produkte lassen sich in drei Hauptkategorien einteilen,
nämlich thermisches Cracken, katalytisches Cracken und katalytisches Hydrocracken,
zu dem auch die hydrierende katalytische Entschwefelung zu rechnen ist. Dabei sind
im allgemeinen die katalytischen Verfahren den thermischen überlegen, weil sie die
besonders erwünschten Produkte Benzin und Dieselkraftstoff in höheren Ausbeuten liefern.
[0005] Bei der Verarbeitung derartiger schwerer Einsatzprodukte tritt jedoch das Problem
der Katalysatordesaktivierung auf Grund der in ihnen enthaltenen Metalle und Asphalte
auf. Trotz der positiven Entwicklung in den vergangenen Jahren auf dem Katalysatorensektor
bzw. der Anwendung modifizierter Konversionsverfahren bleibt das Problem der Metalle
und Asphalte in diesen Einsatzprodukten als negativer Faktor bei deren wirtschaftlicher
Konvertierung bestehen.
[0006] Die Verwendung von gasförmigen Kohlenwasserstoffen im überkritischen Bereich zum
Zwecke der Entasphaltierung von Erdölrohstoffen ist zwar bereits aus einer Reihe von
Literaturstellen bekannt, wie z.B. UdSSR-Urheberschein Nr. 113 325 oder Zeitschrift
"Petroleum", August 196o, Seite 298 - 3oo. Eine gleichzeitige Entmetallisierung der
Einsatzprodukte wird in diesen Veröffentlichungen jedoch nicht vorbeschrieben. In
der Zeitschrift "Hydrocarbon Processing", Mai 1976, Seite 125 - 128, wird ferner ein
insbesondere mit flüssigem Pentan arbeitendes Extraktionsverfahren beschrieben, bei
dem zum Zwecke der Energieeinsparung die Aufarbeitung der beladenen Lösungsmittelphase
teilweise unter überkritischen Bedingungen erfolgt. Hierbei soll neben einer Entasphaltierung
auch eine gewisse Entmetallisierung der Einsatzprodukte erreicht werden, so daß eine
katalytische Weiterverarbeitung der entsprechend behandelten Einsatzprodukte möglich
sein soll, ohne daß die weiter oben geschilderten Schwierigkeiten auftreten.
[0007] Der Erfindung liegt nun die Aufgabe zu Grunde, ein verbessertes Verfahren zur gleichzeitigen
Entmetallisierung und Entasphaltierung derartiger schwerer Einsatzprodukte zu schaffen,
das sich gegenüber den bekannten Verfahren durch eine höhere Ausbeute sowie eine bessere
Produktqualität auszeichnet.
[0008] Das der Lösung dieser Aufgabe dienende Verfahren der eingangs genannten Art ist erfindungsgemäß
dadurch gekennzeichnet, daß die Extraktion unter Verwendung von C
3- bis C
7-Paraffinen sowie deren Gemischen als Lösungsmittel unter überkritischem Druck und
überkritischer Temperatur des verwendeten Lösungsmittels durchgeführt wird, wobei
der Extraktionsdruck 4oo bar und die Extraktionstemperatur 350°C nicht übersteigt
und anschließend aus der aus der Extraktionsstufe abgezogenen beladenen Lösungsmittelphase
die extrahierten Kohlenwasserstoffe durch Druck- oder Partialdruckerniedrigung und/oder
Temperaturänderung in einer oder mehreren Stufen abgetrennt werden, worauf das von
den Kohlenwasserstoffen befreite Lösungsmittel nach entsprechender Wiederverdichtung
und Wiedereinstellung der Extraktionstemperatur in die Extraktionsstufe zurückgeführt
wird.
[0009] Bei Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens können dabei bei einer praktisch vollständigen
Entasphaltierung Extraktausbeuten bis zu 9o % sowie Entmetallisierungsgrade bis zu
93 % erzielt werden. Im Gegensatz zu den bisher üblichen Lösungsmittelextraktionen
wurde bei Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens im überkritischen Temperaturbereicheine
Ausbeutesteigerung mit abfallender Extraktionstemperatur beobachtet.
[0010] Welcher Extraktionsdruck und welche Extraktionstemperatur innerhalb des weiter oben
genannten Bereiches beim erfindungsgemäßen Verfahren zur Anwendung gelangt, richtet
sich nach dem jeweils verwendeten Lösungsmittel, wobei der Extraktionsdruck und die
Extraktionstemperatur selbstverständlich nicht unter dem kritischen Druck p
K und der kritischen Temperatur T
K des verwendeten Lösungsmittels liegen dürfen. Dagegen können diese Werte ohne weiteres
überschritten werden.
[0011] Die nachfolgende Tabelle gibt eine Übersicht über die T
K- und p
K-Werte für verschiedene unter das erfindungsgemäße Verfahren fallende Normal- und
Iso-Paraffine.
![](https://data.epo.org/publication-server/image?imagePath=1986/45/DOC/EPNWA1/EP86100910NWA1/imgb0001)
[0012] Weitere Einzelheiten des erfindungsgemäßen Verfahrens ergeben sich aus den vorliegenden
Unteransprüchen sowie aus der nachfolgenden Erläuterung des in der Abbildung dargestellten
Fließschemas.
[0013] Bei der im Fließschema dargestellten Anlage besteht die Extraktionskolonne 1 aus
einem Abtriebsteil 2 und einem Verstärkerteil 3, die beide mit Einbauten versehen
sein können, wie sie in der Extraktionstechnik üblich sind. Selbstverständlich muß
die Extraktionskolonne 1 konstruktiv so ausgeführt werden, daß sie ein Arbeiten im
überkritischen Bereich ermöglicht. Das aufzuarbeitende schwere Einsatzprodukt wird
aus dem Behälter 4 über die Leitung 5 in den mittleren Teil der Extraktionskolonne
1 eingeleitet. Die erforderliche Druckeinstellung wird dabei über den Kompressor 6
und die Temperatureinstellung über den Wärmeaustauscher 7 vorgenommen. Das Ventil
lo dient der Regelung der Einsatzproduktmenge. Im Sumpf der Extraktionskolonne 1 ist
der Wärmeaustauscher 8 und am Kopf der Wärmeaustauscher 9 installiert. Die beladene
Lösungsmittelphase wird über die Leitung 11 und der Extraktionsrückstand über die
Leitung 12 aus der Extraktionskolonne 1 abgezogen. Der Wärmeaustauscher 8 dient dabei
der Austreibung des im Extraktionsrückstand gelösten Restlösungsmittels, während der
Wärmeaustauscher 9 der Einstellung des Rücklaufes dient, durch den die in der Extraktionskolonne
1 aufsteigende beladene Lösungsmittelphase von Verunreinigungen befreit wird. Durch
das Ventil 13 kann der Abzug des Extraktionsrückstandes über die Leitung 12 geregelt
werden. Aus der über die Leitung 11 abgezogenen beladenen Lösungsmittelphase können
je nach Einsatzproduktzuusammensetzung beliebige Fraktionen abgeschieden werden. Im
Falle der im Fließschema dargestellten Anlage ist die Abscheidung von drei Fraktionen
vorgesehen. Diesem Zwecke dienen die drei hintereinander angeordneten Abscheiderkolonnen
14, 15 und 16, die nacheinander von der Lösungsmittelphase durchflossen werden. Die
Wärmeaustauscher 17, 18 und 19 dienen dabei der für die Abscheidung der jeweiligen
Fraktion erforderlichen Temperatureinstellung, wobei der Abzug der einzelnen Fraktionen,
die jeweils bestimmte entmetallisierte und entasphaltierte Reinprodukte enthalten,
über die Leitungen 2
0, 21 und 22 erfolgt, die den Abscheiderkolonnen 14, 15 und 16 zugeordnet sind. Die
Ventile 23, 24 und 25 regeln die Druckreduzierung bei der Zufuhr zu den einzelnen
Abscheiderkolonnen 14, 15 und 16, während der Abzug aus diesen Kolonnen über die Ventile
26, 27 und 28 gesteuert wird. Die Abscheidung der einzelnen Fraktionen in diesen Kolonnen
basiert-auf dem Prinzip der Dichteänderung. Die Leitung 29 verbindet die Abscheiderkolonne
14 mit der Abscheiderkolonne 15 und die Leitung 3o die Abscheiderkolonne 15 mit der
Abscheiderkolonne 16.
[0014] Das von den extrahierten Kohlenwasserstoffen befreite Lösungsmittel wird über die
Leitung 31 zur Extraktionskolonne 1 zurückgeführt und über den Verteiler 32 von unten
in diese Kolonne wieder eingeleitet. Die erforderliche Wiederverdichtung erfolgt hierbei
über den Kompressor 33, während die Wärmeaustauscher 34 und 35 der Wiedereinstellung
der Extraktionstemperatur dienen. Etwaige Lösungsmittelverluste können durch die Zufuhr
von frischem Lösungsmittel über = w= die Leitung 36 ausgeglichen werden, wobei der
Kompressor 37 für eine entsprechende Vorverdichtung des frischen Lösungsmittels in
der Leitung 36 sorgt. Die Ventile 38 und 39 dienen der Regulierung der Lösungsmittelströme
in den dazugehörigen Leitungen.
[0015] Der über die Leitung 12 abgezogene Extraktionsrückstand enthält die Asphaltene, in
denen die Metallbestandteile des Einsatzproduktes angereichert sind. Dieser Extraktionsrückstand
kann als fester oder flüssiger Brennstoff verwertet werden. Er kann aber auch durch
Partialoxidation in ein wasserstoffreiches Gas umgewandelt werden, das sowohl für
Hydrier- und Cracking-Prozesse als auch für Synthesezwecke eingesetzt werden kann.
Eine weitere Verwertungsmöglichkeit für den Extraktionsrückstand besteht darin, diesen
als Ersatz für die sogen. Petrolkohle in der Metall- und Zementindustrie einzusetzen.
Bei Vermischung mit Schweröl kann dieser Rückstand gegebenenfalls auch als asphaltartiges
Material im Straßenbau und für Isolierzwecke genutzt werden.
[0016] Selbstverständlich kann das erfindungsgemäße Verfahren auch in der Weise variiert
werden, daß anstelle der im Fließschema vorgesehenen drei Abscheiderkolonnen 14 bis
16 für die Aufarbeitung des Extraktes mehr oder weniger als drei Abscheiderkolonnen
eingesetzt werden. Das Fließschema zeigt nur die für die Verfahrenserläuterung unbedingt
notwendigen Anlageteile, während alle erforderlichen Meß-und Regeleinrichtungen sowie
sonstige Hilfsaggregate nicht dargestellt sind.
[0017] Die Wirksamkeit des erfindungsgemäßen Verfahrens wird durch die nachfolgenden Ausführungsbeispiele
belegt.
Beispiel 1:
[0018] Mit iso-Butan als Lösungsmittel wurden 1 kg/h Vakuumrückstand einer Erdöldestillation
kontinuierlich durch Gegenstromextraktion bei einem Druck von 8o bar und einer Temperatur
von 140°C extrahiert, wobei das Lösungsmittelverhältnis L = 6 betrug. Zur Erhöhung
des Entmetallisierungsgrades wurde in der Extraktionskolonne ein Rücklauf durch Erhöhung
der Kopftemperatur auf 150°C erzeugt, der einen Strippeffekt auf die entgegenströmende
beladene Gasphase ausübt. Der eingesetzte Vakuumrückstand enthielt Metallgehalte von
25 ppm Fe, 77 ppm Ni, 182 ppm V und 13 % Konradson-Koks. Durch die extraktive Behandlung
konnten aus dem Einsatz 58 % Ausbeute mit 1,1 ppm Fe, 5,5 ppm Ni, 8,2 ppm V und 4,9
% Konradson-Koks gewonnen werden. Der Entmetallisierungsgrad beträgt damit 96 %.
Beispiel 2
[0019] Mit iso-Butan als Lösungsmittel wurden 1 kg/h Vakuumrückstand einer Erdöldestillation
kontinuierlich durch Gegenstromextraktion bei einem Druck von loo bar und einer Temperatur
von 150°C extrahiert, wobei das Lösungsmittelverhältnis L = 6 betrug. Zur Erhöhung
des Entmetallisierungsgrades wurde in der Extraktionskolonne ein Rücklauf durch Erhöhung
der Kopftemperatur auf 163°C erzeugt, der einen Strippeffekt auf die entgegenströmende
beladene Gasphase ausübt. Der eingesetzte Vakuumrückstand enthielt Metallgehalte von
25 ppm Fe, 77 ppm Ni, 182 ppm V und 13 % Konradson-Koks. Durch die extraktive Behandlung
konnten aus dem Einsatz 65 % Ausbeute mit 1,8 ppm Fe, 8,6 ppm Ni, 12,1 ppm V und 5,9
% Konradson-Koks gewonnen werden. Der Entmetallisierungsgrad beträgt damit 93 %.
Beispiel 3
[0020] Mit n-Heptan als Lösungsmittel wurden 1 kg/h Vakuumrückstand einer Erdöldestillation
kontinuierlich durch Gegenstromextraktion bei einem Druck von 4o bar und einer Temperatur
von 280°C extrahiert, wobei das Lösungsmittelverhältnis L = 4,1 betrug. Zur Erhöhung
des Entmetallisierungsgrades wurde in der Extraktionskolonne ein Rücklauf durch Erhöhung
der Kopftemperatur auf 295°C erzeugt, der einen Strippeffekt auf die entgegenströmende
beladene Gasphase ausübt. Der eingesetzte Vakuumrückstand enthielt Metallgehalte von
25 ppm Fe, 77 ppm Ni, 182 ppm V und 13 % Konradson-Koks. Durch die extraktive Behandlung
konnten aus dem Einsatz 89 % Ausbeute mit 1,5 ppm Fe, 27,8 ppm Ni, 69 ppm V und lo,2
% Konradson-Koks gewonnen werden. Der Entmetallisierungsgrad beträgt damit 51 %.
1. Verfahren zur Entmetallisierung und Entasphaltierung von Schwerölen, schweren Erdölfraktionen
und/oder Rückständen der Erdöldestillation durch Extraktion unter Verwendung von paraffinischen
Kohlenwassestoffen als Lösungsmittel, dadurch gekennzeichnet, daß die Extraktion unter
Verwendung von C3- bis C7-Paraffinen sowie deren Gemischen als Lösungsmittel unter überkritischem Druck und
überkritischer Temperatur des verwendeten Lösungsmittels durchgeführt wird, wobei
der Extraktionsdruck 4oo bar und die Extraktionstemperatur 3500C nicht übersteigt und-anschließend aus der aus der Extraktionsstufe abgezogenen beladenen
Lösungsmittelphase die extrahierten Kohlenwasserstoffe durch Druck- oder Partialdruckerniedrigung
und/oder Temperaturänderung in einer oder mehreren Stufen abgetrennt werden, worauf
das von den Kohlenwasserstoffen befreite Lösungsmittel nach entsprechender Wiederverdichtung
und Wiedereinstellung der Extraktionstemperatur in die Extraktionsstufe zurückgeführt
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß in der Extraktionsstufe
mit einer oder mehreren Kolonnen gearbeitet wird
3. Verfahren nach den Ansprüch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß bei'einer mehrstufigen
Aufarbeitung der beladenen Lösungsmittelphase je nach Einsatzproduktzusammensetzung
beliebige Fraktionen abgeschieden werden.
4. Verfahren nach den Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Extraktion
unter Verwendung von iso-Butan oder n-Heptan sowie deren Gemischen als Lösungsmittel
durchgeführt wird.