(57) Die Erfindung betrifft Formkörper mit hoher Härte und hoher Zähigkeit für die Bearbeitung
von Metallen, Hartmetallen, Keramiken und Gläsern aus gesintertem Borkarbid und einer
Bindemetallphase. Mit der Erfindung sollen derartige Formkörper vorgestellt werden,
bei welchen die Festigkeit, insbesondere die Zähigkeit gegenüber Formkörpern aus reinem
B
4C erhöht ist und die sich für Schneid- oder Schleifwerkzeuge oder für Anwendungen,
bei denen mechanischen Verschleißbelastungen oder hohen Flächenpressungen begegnet
werden muß, wie z. B. bei Düsen, besonders gut eignen. Die erfindungsgemäßen Formkörper
sind dadurch gekennzeichnet, daß
a) die Bindemetallphase aus Molybdän und/oder Wolfram oder deren Legierungen mit anderen
Metallen, deren Schmelzpunkt oberhalb der unteren Sintertemperaturgrenze von 1800°
C liegt, und deren Legierungspartner keine flüssigen boridischen oder carbidischen
Verbindungen im Sinterbereich von 1800° bis 1950° C bilden, besteht,
b) das B4C undotiert oder mit Kohlenstoff bis 2,0 Gew.-% dotiert, in einem Volumen-Anteil von
wenigstens 65 Vol.-% im Formkörper enthalten ist und
c) der Bindemetallphasen-Anteil dem Restvolumen des Formkörpers im Bereich von 5 bis
35 Vol.-% entspricht.
[0001] Die Erfindung betrifft Formkörper mit hoher Härte und hoher Zähigkeit für die Bearbeitung
von Metallen, Hartmetallen, Keramiken und Gläsern aus gesintertem Borkarbid und einer
Bindemetallphase.
[0002] Borkarbid ist gegen Sandstrahlen besonders widerstandsfähig. Dadurch eröffnen sich
für borkarbidhaltige Sinterkörper gewisse Anwendungsmöglichkeiten, wobei allerdings
die geringe Bruchfestigkeit derselben zu berücksichtigen ist. Bei einem Vergleich
der Verschleißwerte von Hartmetallen und Hartstoffen, bestimmt nach der Sandstrahlmethode,
ist der Verschleißwert eines Sinterkörpers mit 95 Gew.-% Borkarbid (20 Gew.-% C) und
5 Gew.-% Fe gegenüber den Verschleißwerten von Sinterkörpern aus WC-Co oder TiC-Fe-Cr
oder TiC-VC-Fe-Ni der niedrigste (R.K.Kieffer, P.Schwarzkopf "Hartstoffe und Hartmetalle",
Springer-Verlag 1953, Seiten 524 und 525). An anderer Stelle dieser Druckschrift (Seite
327) wird erwähnt, daß Versuche, Borkarbid mit zähen Metallen abzubinden, gescheitert
seien.
[0003] Werden B
4C-Partikel mit Pulver der bekannten Bindemetalle Cobalt oder Nickel gesintert, so
kommt es zu unerwünschten chemischen Reaktionen und zur Bildung von weiteren Phasen,
beispielsweise von Boriden. Hierdurch können durch die unterschiedlichen Eigenschaften
der bereits vorhandenen und der sich bildenden Phasen bereits beim Abkühlen Risse
und Lücken im Formkörper entstehen.
[0004] Der Erfindung lag die Aufgabe zugrunde, Formkörper auf B
4C vorzustellen, bei welchen die Festigkeit, insbesondere die Zähigkeit gegenüber Formkörpern
auf reinem B
4C erhöht ist und die sich für Schneid- oder Schleifwerkzeuge oder für Anwendungen,
bei denen mechanischen Verschleißbelastungen oder hohen Flächenpressungen begegnet
werden muß, wie z. B. bei Düsen, besonders gut eignen. Aufgabe der Erfindung ist es
auch, ein einfaches Verfahren zur Herstellung solcher Formkörper bereitzustellen.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren sollen Schneidplättchen für spanabhebende Bearbeitung
oder andere Formkörper für Werkzeuge zum Schleifen, Honen, Reiben etc. von Metallen,
insbesondere Nichteisenmetallen, von Hartmetallen, von Keramiken und von Gläsern hergestellt
werden können.
[0005] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß durch Formkörper gelöst, bei denen
a) die Bindemetallphase aus Molybdän und/oder Wolfram oder deren Legierungen mit anderen
Metallen, deren Schmelzpunkt oberhalb der unteren Sintertemperaturgrenze von 1800°
C liegt, und deren Legierungspartner keine flüssigen boridischen oder carbidischen
Verbindungen im Sinterbereich von 1800° bis 1950° C bilden, besteht,
b) das B4C, undotiert oder mit Kohlenstoff bis zu2,0 Gew.-% dotiert, in einem Volumen-Anteil
von wenigstens 65 Vol.-% im Formkörper enthalten ist und
c) der Bindemetallphasen-Anteil dem Rest-Volumen des Formkörpers im Bereich von 5
bis 35 Vol.-% entspricht.
[0006] In einer bevorzugten Ausführung der Erfindung liegt der Bindemetallphasen-Anteil
im Bereich zwischen 10 und 15 Vol.-% des Formkörper-Volumens.
[0007] Das Verfahren zur Herstellung eines Formkörpers gemäß der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet,
daß
a) B4C-Partikel von Korngrößen im Bereich von 1 um bis 1650 um mit metallischem Pulver
aus Mo und/oder W oder deren Legierungen mit anderen Metallen, deren Schmelzpunkt
oberhalb der unteren Sintertemperaturgrenze von 1800° C liegt, und deren Legierungspartner
keine flüssigen bori-
dischen oder carbidischen Verbindungen im Sinterbereich von 1800° bis 1950° C bilden,
in einer Korngröße im Bereich zischen 35 pm und 100 um homogen gemischt werden,
b) das Pulver in eine Graphit-Matrize eingefüllt wird,
c) das Pulvergemisch auf eine Temperatur im Bereich von 1800° C bis 2000° C erhitzt,
bei einem Druck von 100 N/mm2 bis 300 N/mm2 und einer Preßdauer zwischen 5 und 20 Minuten oder durch Schlagverdichten unter SchutzgasAtmosphäre
endverdichtet wird,
d) danach mit einer Kühlrate zwischen 100° C/min. und 200° C/min. abgekühlt wird,
wobei
e) die Dauer des Aufheizens und Abkühlens insgesamt die
[0008] Dauer des Pressens nach Schritt c) nicht übersteigt.
[0009] Mo und W gehören zu den Metallen mit geringen Bildungswärmen sowohl der Metallboride
als auch der Karbide. Der niedrigste Schmelzpunkt eines Mo-Borids liegt mit 1950°
C, entsprechend 0,75 T
Schm' bereits im Sinterbereich von Mo. Um ein feinkörniges Sintermaterial zu erhalten,
wird das B
4C mit Kohlenstoff dotiert. Hierzu wird dem Pulvergemisch aus Schritt a) 0,1 bis 2,0
Gew.-% aktivierter Kohlenstoff, bezogen auf das Produktgewicht, vor Schritt b) homogen
zugemischt. Im Falle eines Vorpressens kann der Preßling auf die Sintertemperatur
erhitzt und danach in die Matrize eingeführt werden. Der endverdichtete Preßling kann
heiß aus der Matrize ausgestoßen und anschließend abgekühlt werden. Die Sintertemperatur
liegt bei Kohlenstoffdotierung in der Nähe des oberen Bereichswertes. Das Heißpressen
von Mo- und B
4C-Pulvern erfolgt bei Temperaturen, bei denen beide Materialien verdichtet werden,
aber noch keine schmelzflüssige Phase auftritt. Das Wesentliche des erfindungsgemäßen
Verfahrens ist die verhältnismäßig schnelle Ausführung des Heißpressens, bei welcher
auch ein noch so geringer Anteil des Metallpulvers im Pulvergemisch als metallische
Phase im Formkörper-Produkt erhalten bleibt und die B
4C-Partikel einbettet.
[0010] Es wurden Formkörper hergestellt: mit 5 Vol.-% Mo (entspricht 20 Gew.-%) und 95 Vol.-%
B
4C; mit 15 Vol.-% Mo und 85 Vol.-% B
4C; und mit 35 Vol.-% Mo (entspricht 80 Gew.-%) und 65 Vol.-% B
4C.
[0011] Die erfindungsgemäß hergestellten Formkörper zeigen im Anschliff deutlich die Trennung
der eingebetteten B
4C-Partikel (B
4C dunkel, Mo hell) von dem umgebenden Mo-Bereich. Diese Unterschiede werden auch bei
den Aufnahmen im Rasterelektronenmikroskop und einem Röntgenscan des gleichen Ausschnitts
bestätigt. Mit der Röntgen-Feinstrukturanalyse läßt sich das metallische Mo in den
Preßlingen nachweisen. Die eindeutige Trennung von B
4C-haltigen Bereichen und Mo-haltigen Zwischenschichten mit Stärken bis herunter zu
3 pm wurde nachgewiesen.
[0012] Im folgenden wird ein Durchführungsbeispiel der Erfindung beschrieben.
[0013] Beispiel:
Mittels einer semiisostatischen Heißpresse mit einer Druckkraft von ca. 80 kN wurden
Preßlinge gesintert. Es wurden Formkörper hergestellt und getestet, die Mo-Anteile
enthielten zwischen 5 Vol.-% und 35 Vol.-%. Dazu wurden die homogen gemischten Pulver
aus Molybdän (37 - 140 pm) und Borkarbid (0,1 - 1360 um) in eine Graphit-Matrize eingefüllt.
Mit von zwei Seiten beweglichen Stempeln wurden unter Druck von 10 und 30 MPa und
bei Temperaturen von 18500 - 2000° C viereckige und runde Plättchen hergestellt.
[0014] Die Aufheizgeschwindigkeiten betrugen zwischen 100 and 200° C/min. Die Haltezeiten
lagen zwischen 10 und 20 min. Die Abkühlgeschwindigkeiten lagen im Bereich von 100
- 200° C/min.
[0015] Das Preßverfahren ließ jedoch noch wesentlich höhere Abkühlgeschwindigkeiten zu.
[0016] Die so entstandenen Formkörper wurden in einen Werkzeugaufnehmer eingespannt und
in Stahlhalter einer Drehbank befestigt. Mit den Schneidplatten wurden verschiedene
Stähle, auch Austenite, spanabhebend bearbeitet.
[0017] Im optischen Vergleich mit einer mit TiN beschichteten Hartstoffschneidwendeplatte
war die Verschleißfestigkeit der Formkörper mit 10 bzw. 15 Vol.-% Mo viel besser.
[0018] Mit derselben Anordnung wurde A1
20
3 bearbeitet, wobei sowohl großflächig abgetragen werden konnte, als auch Schnitte
erzielt wurden. Außerdem ließen sich TaC- und TiN-Oberflächen abtragen.
1. Formkörper mit hoher Härte und hoher Zähigkeit für die Bearbeitung von Metallen,
Hartmetallen, Keramiken und Gläsern aus gesintertem Borkarbid und einer Bindemetallphase
dadurch gekennzeichnet, daß
a) die Bindemetallphase aus Molybdän und/oder Wolfram oder deren Legierungen mit anderen
Metallen,deren Schmelzpunkt oberhalb der unteren Sintertemperaturgrenze von 1800°
C liegt, und deren Legierungspartner keine flüssigen boridischen oder carbidischen
Verbindungen im Sinterbereich von 1800° C bis 1950° C bilden, besteht,
b) das B4C, undotiert oder mit Kohlenstoff bis 2,0 Gew.-% dotiert, in einem Volumen-Anteil
von wenigstens 65 Vol.-% im Formkörper enthalten ist und
c) der Bindemetallphasen-Anteil dem Rest-Volumen des Formkörpers im Bereich von 5
bis 35 Vol.-% entspricht.
2. Formkörper nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Bindemetallphasen-Anteil
im Bereich zwischen 10 und 15 Vol.-% des Formkörper-Volumens liegt.
3. Verfahren zur Herstellung eines Formkörpers gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß
a) B4C-Partikel von Korngrößen im Bereich von 1 um bis 1650 um mit metallischem Pulver
aus Mo und/oder W oder deren Legierungen mit anderen Metallen, deren Schmelzpunkt
oberhalb der unteren Sintertemperaturgrenze von 1800° C liegt, und deren Legierungspartner
keine flüssigen boridischen oder carbidischen Verbindungen im Sinterbereich von 1800°
C bis 1950 0 C bilden, in einer Korngröße im Bereich zwischen 35 um und 100 um homogen gemischt
werden,
b) das Pulvergemisch in eine Graphit-Matrize eingefüllt wird,
c) das Pulvergemisch auf eine Temperatur im Bereich von 1800° C bis 2000° C erhitzt,
bei einem Druck von 100 N/mm2 bis 300 N/mm 2 und einer Preßdauer zwischen 5 und 20 Minuten oder durch Schlagverdichten unter Schutzgas-Atmosphäre
endverdichtet wird,
d) danach mit einer Kühlrate zwischen 100 °C/min. und 200° C/min. abgekühlt wird,
wobei
e) die Dauer des Aufheizens und Abkühlens insgesamt die Dauer des Pressens nach Schritt
c) nicht übersteigt.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß dem Pulvergemisch aus Schritt
a) 0,1 bis 2,0 Gew.-% aktivierter Kohlenstoff, bezogen auf das Produktgewicht, vor
Schritt b) homogen zugemischt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß der endverdichtete
Preßling heiß aus der Matrize ausgestoßen und anschließend abgekühlt wird.