[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine dekorative Platte, aufgebaut aus einer Kernschicht
               und einer ein- oder beidseitigen dekorativen Schicht und auf ein Verfahren zu ihrer
               Herstellung. Platten dieser Art werden für Innen- oder Außenanwendungen im Bausektor
               eingesetzt, wobei sie je nach ihrer Dicke als Verkleidungsplatten oder als selbsttragende
               Elemente verwendet werden.
 
            [0002] Die bisher verwendeten dekorativen Platten sind beispielsweise dekorative Schichtpreßstoffplatten
               (DIN 16 926), sog. "high pressure laminates" (H.P.L.-Platten). Sie bestehen aus einem
               in der Hitze verpreßten Stapel von harzgetränkten Papierbahnen als Kernschicht und
               einer Deckschicht aus harzgetränktem Dekorpapier. Diese Platten zeigen den Nachteil,
               daß sie von Mineralsäuren, insbesondere bei Konzentrationen über 10 % und einer Einwirkungszeit
               von länger als 10 Min., angegriffen werden. Außerdem sind diese Platten in Standardausführung
               nicht ausreichend witterungsbeständig, da der in der Deckschicht verwendete Harztyp
               hydrolyseempfindlich ist. Platten dieser Art können deshalb als Arbeitsplatten in
               chemischen Labors oder zur Herstellung von Naßzellen, die mit Säuren gereinigt werden
               müssen, nur beschränkt verwendet werden. Bei Anwendung im Außenbereich sind zusätzliche
               aufwendige Maßnahmen erforderlich, um ihre Beständigkeit gegen Witterungseinflüsse
               zu verbessern.
 
            [0003] Laminate und Platten auf Kunststoffbasis wie Polyester- oder Acrylat-Platten sind
               dagegen besonders kratzempfindlich und gegenüber organischen Lösungsmitteln nicht
               ausreichend widerstandsfähig. Aus diesem Grund sind sie für diese Anwendungen ebenfalls
               weniger geeignet.
 
            [0004] Eine insbesondere für Außenanwendungen, für den Innenausbau und zur Herstellung
               von Spezialmöbeln geeignete dekorative Platte, deren Oberfläche nicht hydrolyseempfindlich
               und ausreichend beständig ist gegen Witterungseinflüsse, Mineralsäuren und organische
               Lösungsmittel sowie hohe Oberflächenhärte aufweist, ist Gegenstand der nicht vorveröffentlichten
               EP-Anmeldung 85105851.1. Sie ist aufgebaut aus einer Kernschicht und ein- oder beidseitiger
               dekorativer Schicht. Zumindest die äußerste Schicht der Platte auf wenigstens einer
               der beiden Plattenoberflächen besteht überwiegend aus einem Kunstharz aus einer oder
               mehreren durch Strahlung polymerisierten Komponenten, ausgewählt aus der Gruppe der
               ungesättigten Acrylate und Methacrylate. Diese Schicht zeigt eine besonders hohe Oberflächenhärte.
               Sie ist bei einer Kratzbeanspruchung von mindestens 1,5 N, vorzugsweise 2 bis 7 N
               (DIN 53 799, Teil 10) noch kratzfest. Bei dem Verfahren zur Herstellung dieser Platte
               wird eine flüssige Oberflächenschicht, welche die durch Strahlung polymerisierbaren
               Komponenten umfaßt, auf eine Unterlage aufgetragen und anschließend durch Strahlung
               polymerisiert. Erst nach einem weiteren Schritt, bei dem die durch Strahlung polymerisierte
               Oberflächenschicht zusammen mit der Unterlage bei erhöhter Temperatur verpreßt wird,
               zeigt die Plattenoberfläche die geforderten Eigenschaften.
 
            [0005] Diese dekorative Platte zeigt allerdings die häufig unerwünschte Eigenschaft, mehr
               oder weniger stark zu glänzen. Bei Verwendung von strukturierten Trennmedien bei der
               abschließenden Hitzeverpressung kann die Plattenoberfläche zwar eine entsprechend
               der Oberfläche des Trennmediums strukturierte, beispielsweise eine orangenschalenartige
               Oberflächenstruktur, erhalten, doch ist ihr Oberflächenglanz nach wie vor sehr hoch.
               Auch das Hinzufügen von bekannten Mattierungsmittel wie Siliciumdioxid-Pigmente in
               die äußerste Oberflächenschicht der Platte erniedrigt den Glanz praktisch nicht,
               denn die zunächst nach der Strahlungspolymerisation noch seidenmatte pigmenthaltige
               Oberfläche wird eigenartigerweise wieder glänzend, sobald die Platte anschließend
               der Hitzeverpressung unterworfen wird.
 
            [0006] Es ist somit Aufgabe der Erfindung, eine witterungsbeständige, säure- und lösungsmittelfeste
               dekorative Platte anzugeben, die eine hohe Oberflächenhärte und nur geringen Oberflächenglanz
               aufweist.
 
            [0007] Diese Aufgabe wird gelöst durch die im Anspruch 1 angegebene Platte und durch das
               Verfahren zu ihrer Herstellung mit den im Anspruch 6 genannten Merkmalen; die Unteransprüche
               betreffen besondere Ausführungsformen der Platte bzw. Weiterbildungen des Verfahrens.
               Die Platte ist ein flächenhafter Körper, dessen Oberflächenform und Oberflächenstruktur
               dem Anwendungszweck angepaßt ist und der z.B. auch gebogene Form aufweisen kann. Unter
               einer Platte im Sinne der Erfindung sind auch Folien zu verstehen.
 
            [0008] Bei der nach DIN 53799, Teil 10, durchgeführten Messung der Kratzfestigkeit wird
               die Kraft bestimmt, mit der eine Diamantnadel einen sichtbaren Kratzer auf der Plattenoberfläche
               erzeugt. Diese Beurteilung erfolgt unmittelbar nach der Einwirkung der Diamantnadel,
               da infolge der Elastizität der Oberflächenschicht nach der Kratzbeanspruchung eine
               allmähliche Rückstellung der Oberflächendeformation erfolgen kann. Die Kratzfestigkeit
               ist ein Maß für die Oberflächenhärte.
 
            [0009] Überraschenderweise wurde gefunden, daß diese dekorative Platte mit der speziellen
               durch Strahlung polymerisierten Kunstharzschicht auf wenigstens einer der Außenoberflächen
               gegenüber den bisher bekannten Platten nicht nur eine ausgezeichnete Witterungsbeständigkeit,
               sondern überraschenderweise eine erhöhte Oberflächenhärte besitzt. Sie ist außerdem
               wesentlich unempfindlicher gegenüber Säuren und organischen Lösungsmitteln.
 
            [0010] Als Meßgröße für den Glanz der Plattenoberfläche wird der Reflektometerwert mit einem
               Reflektometer Typ RB/Dr. Lange nach DIN 67 530 bestimmt. Ein nach dieser Norm bestimmter
               Reflektometerwert stellt eine optische Kenngröße für die Oberfläche eines Prüfkörpers
               dar, die mit dem Glanz der Oberfläche im Zusammenhang steht. Es ist dabei zu berücksichtigen,
               daß der Glanz keine rein physikalische, sondern auch eine physiologisch und psychologisch
               bedingte Größe ist. Eine unmittelbare Messung des Glanzes ist daher nicht möglich,
               jedoch läßt sich das "Glanzvermögen", nämlich der Anteil, den die Oberfläche aufgrund
               ihrer Reflexions-Eigenschaften zur Entstehung des Glanzeindrucks beiträgt, grundsätzlich
               in geeigneter Weise messen. Der Reflektometerwert kann als Maß für das Glanzvermögen
               benutzt werden, denn im wesentlichen ist er durch die Reflexions-Eigenschaften der
               Oberfläche bestimmt.
 
            [0011] Das durch diese Norm festgelegte Reflektometersystem lehnt sich an die Norm ASTM
               D 523-67 beschriebenen Anordnungen an. Die Einstrahlungswinkel 20°, 60° und 85° sind
               willkürlich gewählt.
 
            [0012] Die 20° Meßgeometrie wird benutzt für Prüfkörper, deren 60° Reflektometerwert über
               70 liegt, die 85° Meßgeometrie für Prüfkörper, deren 60° Reflektometerwert unter
               30 liegt.
 
            [0013] Im Reflektometer wird eine Lichtquelle zentrisch in der Öffnung einer Blende abgebildet.
               Die Lichtstrahlen treffen unter dem festgelegten Einstrahlungswinkel (20°, 60° oder
               85°) auf der Plattenoberfläche auf und werden gestreut reflektiert. Mit einem hinter
               der Blende befindlichen photoelektronischen Empfänger wird der durch die Blende gehende
               Lichtstrom gemessen.
 
            [0014] Die Kernschicht hat die Trägerfunktion der Platte. Sie besteht beispielsweise aus
               Holz. Auch Platten oder Folien aus Kunststoff, z.B. auf Basis von Polyvinylchlorid,
               Polyäthylen und Polystyrol, oder aus Metall, z.B. aus Stahl, Aluminium, Kupfer, Messing
               oder anderen Legierungen, sind als Kernschicht geeignet. Die durch Strahlung polymerisierte
               Kunstharzschicht befindet sich direkt auf der Oberfläche dieser Kernschichten oder
               ist mittels Leimfolien oder Leimfugen, vorzugsweise aber mit haftvermittelnden Kunstharzen,
               wie z.B. Phenol-Formaldehyd- oder Resorcin-Formaldehyd-Vorkondensat, mit der Kernschicht
               verbunden. Leimfugen sind reine Klebstoffschichten, Leimfolien sind Trägerschichten,
               welche mit Klebstoff beschichtet oder getränkt werden. Haftvermittler sind Substanzen,
               die ohne selbst Klebstoff zu sein, die Verbindung zweier verschiedenartiger Materialien
               fördern.
 
            [0015] Die Kernschicht kann außerdem aus den bei H.P.L.-Platten üblichen mit hitzehärtbarem
               Kunstharz, insbesondere Phenol-Formaldehyd-Harz, imprägnierten Bögen aus Papier, insbesondere
               Natronkraftpapier, bestehen, die in der Hitze verpreßt werden. In Abhängigkeit von
               der gewünschten Plattendicke sind 1 bis etwa 100 Bögen übereinanderliegend in der
               Hitze verpreßt.
 
            [0016] Die Kernschicht kann auch aus unter Druck verfestigtem Vliesstoff oder Matten aus
               Mineralfasern, Glasfasern, Kunststoffasern oder einem Fasergemisch, bevorzugt jedoch
               aus Cellulose bestehen. Cellulosehaltige Faserschichten sind z.B. wirr abgelegte
               Holzfasern oder Holz späne. Der Vliesstoff, bzw. die Matte, aus Holz- und/oder Cellulosefasern
               wird hergestellt durch Aufbringen eines Kunstharzes auf die Fasern, Trocknung der
               beharzten Fasern, Formung einer Fasermatte und Vorverdichtung dieser Matte unter
               Einwirkung von Druck (EP-A-0 081 147).
 
            [0017] Auf der (den) äußere(n) Oberfläche(n) dieser faserhaltigen Kernschicht befindet sich
               gegebenenfalls ein Underlay, welches ein hitzehärtbares Aminoplast- oder Phenoplast-Harz
               enthält. Diese Schicht besteht z.B. aus einem pigmentierten oder unpigmentierten Vliesstoff
               oder Papier.
 
            [0018] Direkt auf die faserhaltige Kernschicht oder auf diese Underlayschicht folgt in einer
               bevorzugten Ausführungsform eine durch Strahlung polymerisierte Kunstharzschicht,
               die dekorativ ist, d.h. durch zugesetzte Farbstoffe besonderen optischen Effekt oder
               dekorative Wirkung zeigt. Auf der dekorativen durch Strahlung polymerisierten Kunstharzschicht
               kann noch eine klare, d.h. transparente und farbstofffreie, durch Strahlung polymerisierte
               Kunstharzschicht vorhanden sein, welche die äußerste(n) Oberfläche(n) der Platte bildet
               (bilden); doch ist es durchaus möglich, diese klare Kunstharzschicht wegzulassen,
               so daß dann die dekorative(n) Kunstharzschicht(en) die äußerste(n) Schicht(en) bildet
               (bilden).
 
            [0019] Anstelle der dekorativen Kunstharzschicht kann auch eine Dekorschicht auf Basis einer
               eingefärbten und/oder bedruckten Kunststoffolie oder auf Basis von Papier ver wendet
               werden, die gewöhnlich aus einem pigmentierten, eingefärbten und/oder bedruckten Dekorpapier
               besteht. Auf der Kunststoffolie bzw. dem Dekorpapier befindet sich die durch Strahlung
               polymerisierte, in diesem Fall transparente und farbstofffreie Kunstharzschicht. Das
               Dekorpapier enthält für diesen Zweck übliches hitzehärtbares Kunstharz, insbesondere
               Aminoplast-Harz, und befindet sich auf Kernschichten, die aus dem bei H.P.L.-Platten
               typischen Natronkraftpapier bzw. aus phenolbeharzten wirr abgelegten Holz- oder Cellulosefasern
               aufgebaut sind.
 
            [0020] Die für die Herstellung der obersten durch Strahlung polymerisierten Kunstharzschicht
               vorgesehenen Verbindungen umfassen durch aktinische Strahlung radikalisch polymerisierbare
               Acrylsäureester oder Methacrylsäureester, die einzeln oder zusammen in einem polymerisierbaren
               Gemisch vorliegen. Die bevorzugte Komponente ist ein polyfunktionelles, d.h. mehrfach
               ungesättigtes, Präpolymeres. Im copolymerisierbaren Gemisch ist neben dieser überwiegenden
               Komponente gegebenenfalls eine weitere Komponente mit verdünnender Wirkung vorhanden,
               welche als Verdünnungsmonomer bzw. Verdünnungsoligomer bezeichnet wird. Im Gemisch
               hat das polyfunktionelle Präpolymere einen Anteil von 50 bis 100, insbesondere 60
               bis 90 Gew.-% vom Gesamtgewicht der copolymerisierbaren Komponenten. Präpolymere
               mit niedriger Viskosität (kleiner als 100 Poise bei 20°C) werden ohne die eine Verdünnung
               bewirkenden Monomeren bzw. Oligomeren eingesetzt.
 
            [0021] Die verwendeten Komponenten haben eine starke Neigung bei Einwirkung von aktinischer
               Strahlung radikalisch zu polymerisieren. Als aktinische Strahlung kommt nahes UV-Licht
               oder energiereiche Strahlung, z.B. Elektronen- Korpuskular- oder Röntgenstrahlung
               in Betracht. Das radikalisch polymerisierbare Präpolymere ist ein polyfunktionelles
               ungesättigtes aliphatisches oder aromatisches Acrylat oder Methacrylat, vorzugsweise
               ein ungesättigtes Polyesteracrylat-Oligomeres, insbesondere aber ein aliphatisches
               Urethanacrylat-Oligomeres. Aromatische Urethanacrylat-Oligomere führen zwar ebenfalls
               zu kratzfesten Oberflächenschichten, vergilben aber nach einiger Zeit bei Außenanwendungen.
 
            [0022] Im radikalisch copolymerisierbaren Gemisch wird neben dem Präpolymeren als zusätzliches
               geeignetes Monomeres bzw. Oligomeres ein Mono-, Di-, Tri-, Tetra-, Penta- oder Hexaacrylat
               bzw. -methacrylat, vorzugsweise aber ein Di- oder Triacrylat, verwendet. Diese Mono-
               bis Hexaacrylate bzw. -methacrylate sind Ester von Polyolen mit 1 bis 6 OH-Gruppen
               mit Acrylsäure bzw. Methacrylsäure und werden deshalb auch als Polyolacrylate bzw.
               Polyolmethacrylate bezeichnet. Geeignete Diacrylate sind Ester der Acrylsäure mit
               aliphatischen, zweiwertigen Alkoholen, insbesondere Äthylenglykol, 1,2-Propylenglykol,
               1,3-Propylenglykol, Butandiolen, 1,6-Hexandiol oder Neopentylglykol, mit aliphatischen
               Ätheralkoholen, insbesondere Diäthylenglykol, Dipropylenglykol, Dibutylenglykol,
               Polyäthylenglykole oder Polypropylenglykole, mit oxyalkylierten Verbindungen der zuvorgenannten
               aliphatischen Alkohole und Ätheralkohole oder auch mit aromatischen Dihydroxylverbindungen,
               insbesondere Bisphenol A, Brenzcatechin, Resorcin, Hydrochinon, p-Xylylenglykol oder
               p-Hydroxybenzylalkohol. Bevorzugte Diacrylate sind 1,6-Hexandioldiacrylat, Tripropylenglykoldiacrylat
               und 1,4-Butandioldiacrylat. Bevorzugte Triacrylate sind Trimethylolpropantriacrylat
               und Pentaerythrit-triacrylat.
 
            [0023] Geeignete polyfunktionelle Präpolymere sind außer den bereits genannten Urethanacrylat-
               und ungesättigten Polyesteracrylat-Oligomeren auch Epoxyacrylat- und Silikonacrylat-Oligomere,
               welche im radikalisch copolymerisierbaren Gemisch vorzugsweise mit den genannten
               Diacrylaten oder Triacrylaten verwendet werden.
 
            [0024] Die Präpolymeren sind an sich bekannte Verbindungen und werden beispielsweise hergestellt
               aus hydroxylierten Copolymeren, bei denen die Hydroxylgruppen statistisch entlang
               der Copolymerkette verteilt sind. Aus diesem Copolymer erhält man durch Veresterung
               der Hydroxylgruppen mit Acrylsäure statistisch ungesättigte Acryl-Copolymere. Zur
               Herstellung halbendständiger ungesättigter Acryl-Copolymere wird bei der Herstellung
               des hydroxylierten Copolymeren die Hydroxylgruppe am Ende der Kette angebracht. Urethanacrylat-Oligomere
               werden hergestellt durch Umsetzen von Hydroxygruppen enthaltenden (Meth)acrylsäureestern,
               z.B. von Hydroxyethylmethacrylat, mit mehrwertigen Isocyanaten, bevorzugt Diisocyanaten.
               Die Di- bzw. Polyisocyanate können bevorzugt Umsetzungsprodukte von Diolen, Polyätherdiolen
               oder Polyesterdio len mit einem stöchiometrischen Überschuß an monomerem Di- oder
               Polyisocyanat sein.
 
            [0025] Überwiegt im polymerisierbaren Gemisch das polyfunktionelle Präpolymere, so bestimmt
               es als Basisharz durch seine chemische Natur die Eigenschaften der gehärteten Oberflächenschicht.
               Das zugesetzte Mono- bis Hexaacrylat bzw. -methacrylat gestattet als Verdünnungsmonomer
               bzw. -oligomer die Einstellung der Viskosität des zu härtenden Gemisches, die normalerweise
               in einem Viskositätsbereich von 20 bis 100 Poise (20°C) liegt, und nimmt vollständig
               an der radikalischen Polymerisation teil. Bei der Bestrahlung ergibt sich die Aushärtung
               der Beschichtung durch radikalische Polymerisation zwischen den Doppelbindungen des
               Präpolymeren und des gegebenenfalls vorhandenen Verdünnungsmonomeren bzw. -oligomeren.
 
            [0026] Beim Aushärten unter Einwirkung von aktinischer Strahlung müssen Photoinitiatoren
               zugefügt werden, welche UV-Licht absorbieren und unter Bildung von Radikalen die Einleitung
               der radikalischen Polymerisation erleichtern. Beim Aushärten mit Elektronenstrahlen
               benötigt man dagegen keine Photoinitiatoren. Die meisten Photoinitiatoren enthalten
               wenigstens eine Carbonylgruppe, die in Konjugation zu einem aromatischen Ring steht.
               Gewöhnlich wird ein Photoinitiatorsystem verwendet, das aus mehreren Komponenten
               besteht.
 
            [0027] Daneben enthält das durch Strahlung polymerisierte Kunstharz gegebenenfalls zur Erzielung
               der gewünschten dekorativen, mechanischen und physikalischen Oberflächeneigenschaften
               geeignete Additive wie Weichmacher, Füllstoffe, Farbstoffpigmente, Mittel zur Verbesserung
               der Abriebfestigkeit sowie Stabilisatoren. Zu diesen Stoffen gehören beispielsweise
               Bariumsulfat, Kieselsäure, Aluminiumoxid und lichtstabile Pigmente.
 
            [0028] Zur Herstellung der dekorativen Platte werden die flüssigen durch Strahlung polymerisierbaren
               Verbindungen auf die zu beschichtende Unterlage aufgebracht, z.B. durch Sprühen, Gießen,
               ein Rakelsystem, eine Walze oder Siebdruck. Die aufgetragene Schicht ist dann, wenn
               sie auf eine Dekorschicht aufgebracht ist, transparent. Sie kann aber auch selbst
               dekorativ sein und ist dann eingefärbt und befindet sich auf einer nicht dekorativen
               Papierschicht oder direkt auf der Kernschicht. In einer weiteren Ausführungsform wird
               auf diese dekorative Kunstharzschicht nach der Strahlungshärtung noch eine zusätzliche,
               durch Strahlung polymerisierbare Schicht aufgebracht, die allerdings nicht dekorativ
               sondern transparent ist.
 
            [0029] Die für den Auftrag der durch Strahlung polymerisierbaren Verbindungen verwendete
               Unterlage ist somit eine Papierschicht, eine dekorative Papierschicht oder die obengenannten
               Kernschichten auf Basis von Holz, Kunststoff, Metall oder einem Stapel aus weiteren
               faserhaltigen Schichten, welcher den Kern der später erhaltenen Platte bildet. Die
               faserhaltigen Schichten des Stapels, die vorzugsweise aus Natronkraftpapieren oder
               einem Vliesstoff aus Holz- und/oder Cellulosefasern bestehen, enthalten die bei H.P.L.-Platten
               üblichen hitzehärtbaren vorgehärteten Harze, insbesondere Phenol-Formaldehyd-Harze,
               während die gegebenenfalls zusätzlich vorhandenen auf dem Stapel liegenden Papiere
               ein Aminoplast-Harz, insbesondere aber ein Phenoplast-Harz enthalten. Der Gehalt
               an hitzehärtbaren Harzen beträgt 20 bis 250 Gew.-%, bezogen auf die jeweilige Schicht.
 
            [0030] Das Tränken bzw. Imprägnieren der faserhaltigen Schichten bzw. der Papierschichten
               erfolgt beispielsweise durch Eintauchen in ein Bad mit einer das hitzehärtbare Harz
               enthaltenden Lösung oder Dispersion bzw. durch Auftragen oder Aufsprühen mittels eines
               Dosiersystems. Das Lösungs- bzw. Dispergiermittel ist je nach verwendetem Kunstharz
               wäßrig-alkoholisch, wäßrig-acetonisch oder wäßrig. Ferner kann es bis zu 20 Gew.-%
               Flammschutzmittel enthalten. Anschließend wird die Verteilung der gewünschten Harzmenge
               durch Abstreifen oder Abquetschen, z.B. mit Walzen, vorgenommen.
 
            [0031] Noch vor dem Auftrag der durch Strahlung polymerisierbaren Verbindungen auf die
               vorgesehene Unterlage werden die hitzehärtbaren Harze der Unterlage wie üblich vorgehärtet
               und getrocknet.
 
            [0032] Während der Strahlungspolymerisation ist die äußerste, noch flüssige Schicht aus
               durch Strahlung polymerisierbaren Verbindungen mit einer Folie oder Platte aus Kunststoff
               oder Papier oder einer Verbundfolie aus verschiedenen Kunststoffschichten oder Kunststoff-
               und Papierschichten mit rauher Oberflächenstruktur abgedeckt, welche für die aktinische
               Strahlung ausreichend durchlässig sein muß. Die zur Abdeckung vorgesehene Folie oder
               Platte darf keine stark poröse Oberfläche aufweisen, da sonst Gefahr besteht, daß
               die flüssigen durch Strahlung noch polymerisierbaren Verbindungen in die Oberfläche
               eindringen. In diesem Fall läßt sich die Folie bzw. Platte nach der Polymerisation
               nicht mehr entfernen. Diese äußerste flüssige Schicht kann selbst dekorativ sein und
               einen Farbstoff enthalten oder nicht dekorativ, d.h. transparent, sein und sich dann
               auf einer Dekorschicht oder auf einer durch Strahlung polymerisierten dekorativen
               Kunstharzschicht befinden. Vorzugsweise werden Folien mit einer Dicke bis zu 0,1
               mm eingesetzt, da dickere Abdeckungen für Elektronenstrahlen bzw. UV-Strahlen keine
               ausreichende Durchlässigkeit aufweisen oder relativ lange Belichtungszeiten erforderlich
               machen. Im allgemein werden Folien mit einer Dicke von 20 bis 60 µm verwendet, da
               sie einerseits ausreichend durchlässig für die Strahlung sind und andererseits auch
               genügend mechanische Festigkeit aufweisen. Der Einfachheit halber wird im folgenden
               von Folien bzw. Abdeckfolien gesprochen.
 
            [0033] Die Kunststoffolie besteht insbesondere aus einer durch biaxiale Streckung orientierten
               Polyester- oder Polypropylenfolie. Die rauhe Struktur der zur Abdeckung vorgesehenen
               Folie wird beispielsweise durch Zusatz von Pigmenten, zumindest in der Nähe ihrer
               äußeren Oberfläche, erzeugt. Diese Oberflächenrauhigkeit beruht auf Erhebungen in
               der Folienoberfläche, deren Höhe allerdings im Vergleich zur Foliendicke nur gering
               ist und im Bereich von maximal einigen Mikrometern liegt. Die Pigmente bestehen beispielsweise
               aus anorganischen Teilchen, insbesondere aus Aluminiumoxid, Aluminiumsulfat, Bariumsulfat,
               Calciumcarbonat, Magnesiumcarbonat, Kaolin, Talk, Siliciumdioxid, Titandioxid oder
               Mikroglasperlen, oder organischen Kunststoffpartikeln, die mit dem Kunststoff der
               Folie unverträglich und in der Folie teilchenförmig dispergiert sind. Die Pigmente
               zeigen gewöhnlich eine Teilchengröße von 0,1 bis 20 µm, wobei die mittlere Teilchengröße
               im Bereich von 0,1 bis 4 µm liegt. Ihre Konzentration liegt bei 0,01 bis 10 Gew.-%,
               bezogen auf das Foliengewicht. Die Konzentration der Pigmente in der Folie und ihre
               Größe wird in Abhängigkeit von der gewünschten Oberflächenrauhigkeit der Kunststoffolie
               eingestellt.
 
            [0034] Das Aufbringen der Abdeckfolie auf die flüssige durch Strahlung noch polymerisierbare
               Schicht erfolgt dadurch, daß zunächst diese flüssige Schicht in der oben beschriebenen
               Weise auf die Unterlage aufgebracht wird und diese dann mit der Abdeckfolie versehen
               wird, wobei die rauhe Oberflächenseite der Abdeckfolie mit der flüssigen, polymerisierbaren
               Schicht in Kontakt tritt. Es ist aber auch möglich, zuerst die flüssige polymerisierbare
               Schicht auf die rauhe Oberflächenseite der Abdeckfolie aufzutragen und danach die
               Abdeckfolie mit dieser flüssigen Schicht auf die Unterlage aufzubringen.
 
            [0035] Die Rauhigkeit der Oberfläche wird auf die Oberfläche der durch Strahlung zu polymerisierenden
               Schicht übertragen, welche dann die Oberflächenstruktur der Abdeckfolie annimmt und
               eine matte Oberfläche erhält. Dieses Ergebnis ist umso überraschender, da der Oberflächenglanz
               des Endproduktes durch Verwendung von strukturierten Trennmedien beim abschließenden
               Verpressen praktisch nicht mehr herabgesetzt werden kann.
 
            [0036] Zur Einleitung der durch Strahlen bewirkten Polymerisation kann eine übliche Quelle
               zur Bildung freier Radikale eingesetzt werden, wie z.B. ein Photoinitiator, oder
               es wird einfach nur Hitze zugeführt. Wenn die photopolymerisierbare Schicht Photoinitiatoren
               enthält, wird die Polymerisation beim Durchgang unter Quecksilberdampflampen eingeleitet.
               Für das Aushärten mittels UV-Strahlung ist die Abwesenheit von Sauerstoff nicht erforderlich.
               Die zum Aushärten der polymerisierbaren Verbindungen verwendeten Elektronenstrahlen
               haben zweckmäßigerweise eine Energie entsprechend 150 bis 350 KeV. Die Energie der
               Elektronenbeschleuniger wird durch die Dicke der auszubildenden Kunstharzschicht,
               die notwendige Strahlungsdosis und die Einwirkungsdauer bzw. Durchführgeschwindigkeit
               bestimmt.
 
            [0037] Die für die Beschleunigung der Elektronenstrahlen verwendeten Vorrichtungen sind
               im Handel erhältlich. Es handelt sich um die als "Scanner type" und "Linearcathode
               type" bekannten Beschleuniger. Durch die Wechselwirkung mit den Komponenten der polymerisierbaren
               Schicht werden freie Radikale gebildet. Dieser Aushärtungsvor gang wird gewöhnlich
               bei Raumtemperatur durchgeführt. Auch für das Aushärten mittels Elektronenstrahlen
               ist es nicht erforderlich, daß dieser Vorgang in einer inerten, d.h. weitgehend sauerstoffreien
               Atmosphäre stattfindet, da die polymerisierbare Oberflächenschicht durch die aufliegende
               Kunststoffolie geschützt ist.
 
            [0038] Nach der durch Strahlung bewirkten Polymerisation kann die Abdeckfolie entfernt werden.
               Man kann aber auch die Abdeckfolie erst nach Beendigung des Verfahrens, d.h. nach
               der Hitzeverpressung, entfernen oder sie als Umhüllung der fertiggestellten Platte
               verwenden. Die Unterlagen werden sofern sie ausreichend flexibel sind, zur Lagerung
               aufgewickelt oder gleich auf das gewünschte Format zugeschnitten. Wenn die das durch
               Strahlung polymerisierte Harz aufweisende Unterlage nur aus einer Papierschicht besteht,
               wird sie auf einem die Kernschicht bildenden Stapel aus faserhaltigen Schichten aufgelegt.
               Es ist auch möglich, zusätzlich die untere Seite des Stapels mit einer solchen Unterlage
               zu versehen.
 
            [0039] Das erhaltene Schichtpaket aus faserhaltiger Kernschicht und durch Strahlung polymerisierter
               Oberflächenschicht(en) sowie gegebenenfalls dazwischen liegenden Schichten aus Papier
               oder Dekorpapier wird, wie bei der Herstellung von H.P.L.-Platten üblich, zu einer
               dekorativen Platte in der Hitze verpreßt, wobei die hitzehärtbaren Harze ausgehärtet
               werden. Die Temperatur liegt vorzugsweise bei 120 bis 210°C, der Druck im Bereich
               von 10 bis 100 bar und die Einwirkungszeit bei 1 bis 30 Minuten.
 
            [0040] Sofern die Kernschicht aber aus einer Holz-, Kunststoff- oder Metallplatte besteht,
               kann die Temperatur und der Druck gewöhnlich bis auf Werte von 80°C und 5 bar abgesenkt
               werden.
 
            [0041] Das Verpressen erfolgt in einer bekannten Stationär-, Durchlauf- oder kontinuierlichen
               Preßvorrichtung. Die Zahl und die Dicke der faserhaltigen Schichten der Kernschicht
               bzw. die Dicke der Kernschicht wird je nach Verwendung der Platte gewählt, wobei für
               Außenanwendungen je nach Verwendungszweck Plattendicken von 3 bis 25 mm erforderlich
               sind. Wird eine Vielzahl von Platten, die durch Strahlung polymerisierte Kunstharzschichten
               aufweisen, in der Presse übereinandergestapelt, was bei geringer Dicke der Kernschicht
               wirtschaftlich von Vorteil ist, so werden die einzelnen Platten durch jeweils ein
               Trennmedium voneinander getrennt. Das Trennmedium ist z.B. eine Papierschicht, Kunststoffolie
               oder Metallplatte. Wenn das Trennmedium eine grobe Oberflächenstruktur aufweist, d.h.
               Erhebungen oder Vertiefungen, wird der angrenzenden äußeren Schicht der jeweiligen
               Platte diese grobe Struktur verliehen, wobei die bereits vorhandene matte Feinstruktur
               erhalten bleibt. Der bereits durch den Strahlungsvorgang festgelegte Glanzgrad der
               Plattenoberfläche kann durch das Trennmedium praktisch nicht mehr verändert werden.
 
            [0042] Die hergestellten dekorativen Platten sind überraschenderweise besonders witterungsbeständig
               und äußerst kratzfest, was eventuell auf einer nicht vorhersehbaren Wechselwirkung
               zwischen den verschiedenen Harzen oder vielleicht auch auf einer Nachvernetzung der
               radikalisch polymerisierbaren Verbindungen bei der Hitzeverpressung beruhen könnte.
               Die Kratzfestigkeit und chemische Beständigkeit ist überraschenderweise wesentlich
               höher als bei einer Platte, die einen Anstrich aus den gleichen durch Strahlung polymerisierbaren
               Verbindungen erhält und deren Anstrich - ohne die Hitzeverpressung - nur durch Strahlung
               radikalisch polymerisiert worden ist. Darüberhinaus zeigt die Plattenoberfläche einen
               stark verringerten Glanz, wie er selbst bei Verwendung von Mattierungsmitteln in der
               Oberflächenschicht nicht erreicht werden kann.
 
            [0043] Die Erfindung wird durch die Fig. 1 bis 4 und die nachfolgenden Beispiele näher
               erläutert. Die Prozentangaben sind Gewichtsprozent.
 
            [0044] Es zeigt:
               
               
Fig. 1 den Ablauf der im Beispiel 1 beschriebenen Verfahrensvariante,
               Fig. 1a einen Teilquerschnitt durch eine Platte gemäß Fig.1,
               Fig. 2 den Ablauf der im Beispiel 2 beschriebenen Verfahrensvariante,
               Fig. 3 den Ablauf der im Beispiel 3 beschriebenen Verfahrensvariante.
               Fig. 3a einen Teilquerschnitt durch eine Platte gemäß Fig. 2 und 3.
 
            [0045] In den Figuren sind funktionsgleiche Bauteile mit gleichen Ziffern versehen. In
               Fig. 1 wird das teilweise ausgehärtetes Kunstharz enthaltende Natronkraftpapier 1
               mit einer farbstoffhaltigen durch Strahlung polymerisierbaren Flüssigkeitsschicht
               2 versehen. Die Schicht 2 wird mit der Kunststoffolie 3 abgedeckt und in der Vorrichtung
               4 mit Elektronenstrahlen ausgehärtet. In Fig. 2 ist die farbstoffhaltige Schicht 5
               bereits durch Strahlung teils ausgehärtet, wenn sie mit der transparenten durch Strahlung
               polymerisierbaren Flüssigkeitsschicht 6 versehen wird. Die Kunststoffolie 3 wird auf
               die Schicht 6 aufgebracht. Fig. 3 unterscheidet sich von der Fig. 1 nur dadurch, daß
               sich auf der Kunststoffolie 3 noch eine transparente, durch Strahlung polymerisierbare
               Flüssigkeitsschicht 6 befindet. In den Figuren sind die Umlenkrollen mit 7,8,9,10
               und die Beschichtungseinrichtungen mit 11 und 12 bezeichnet. In Fig. 1a und 3a sind
               gemäß den Schichtanordnungen der Fig. 1, 2 und 3 verpreßte Platten 14 zu sehen. Der
               den Kern bildende Stapel ist mit 13 bezeichnet.
 
            Beispiel 1
[0046] Wie in Fig. 1 gezeigt, wird auf ein zunächst mit hitzehärtbarem Phenol-Formaldehyd-Harz
               (Harzauftrag 70 %) imprägniertes Natronkraftpapier 1 nach teilweiser Aushärtung des
               Harzes mit Walzen eine pastöse Flüssigkeit 2 (Viskosität 50 Poise bei 25 °C) aus einem
               durch Strahlung polymerisierbaren Gemisch aus 85 Gew.-Tl. aliphatischen Urethanacrylat-Oligomeren
               als Präpolymer, 15 Gew.-Tl. Hexandioldiacrylat als Verdünnungsmonomer und 10 Gew.-Tl.
               organischer Farbstoffpigmente aufgebracht, wobei sich ein geschlossener Film (Schichtdicke
               etwa 80 µm) ausbildet. Unmittelbar danach wird auf diesen Film aus durch Strahlung
               polymerisierbaren Verbindungen eine mattierte biaxial gestreckte Monofolie 3 aus Polypropylen,
               welche 8 Gew.% Calciumcarbonat, mittlere Teilchengröße 3 µm, enthält, aufgebracht
               und der Film ohne Druckanwendung bei Raumtemperatur mit Elektronenstrahlen weitgehend
               homogen vernetzt. Die absorbierte Strahlungsdosis beträgt 60 kGy.
 
            [0047] Nach Entfernen der Kunststoffolie 3 wird das Papier 1 mit der außen liegenden durch
               Strahlung copolymerisierten Kunstharzschicht 2 jeweils auf die Außenseite eines Stapels
               13 aus 50 übereinanderliegenden Papieren gelegt. Die Papiere wurden zuvor mit hitzehärtbarem
               Phenol-Formaldehyd-Harz getränkt und das Harz teilweise ausgehärtet. Das Schichtpaket
               wird in einer Presse zwischen zwei strukturierten Blechen bei 150°C und 80 bar 10
               Minuten lang verpreßt. Es hat folgenden Aufbau:
               - Dekorative Schicht 2 (durch Strahlung polymerisiertes Kunstharz mit organischen
               Farbstoffpigmenten) als äußere Schicht auf einer vorimprägnierten Papier schicht 1,
               - 50 Papierbahnen (mit Phenol-Formaldehyd-Harz getränkt) als Kernschicht 13.
               - Dekorative Schicht 2 (durch Strahlung polymerisiertes Kunstharz mit organischen
               Farbstoffpigmenten) als äußere Schicht auf einer vorimprägnierten Papierschicht 1.
 
            [0048] Die erhaltene 10 mm dicke beidseitig dekorative Platte 14 hat eine Kratzfestigkeit
               von größer als 3,0 N (DIN 53799, Teil 10). Sie ist hydrolyseunempfindlich und zeigt
               keine Änderungen nach 100-stündigem Kochen in Wasser. Ihre Oberfläche wird durch konzentrierte
               Mineralsäure während einer Einwirkungszeit von 6 Stunden nicht angegriffen (DIN 53230).
               Die Lichtechtheit dieser Platte erhält die Note 8 (DIN 54004). Die Beständigkeit der
               Platte gegen Witterungseinflüsse wird gemessen nach ASTM G 53-84, wobei man über 1500
               h einen Zeitzyklus von 4 h UV/4 h CON (condensation period) bei einer Testtemperatur
               von 50 °C einhält. Die dekorativen Oberflächen zeigen einen niedrigen Oberflächenglanz
               entsprechend einem Reflektometerwert von 20-22, Einstrahlungswinkel 60° bzw. einen
               Reflektometerwert von 44-45, Einstrahlungswinkel 85° (DIN 67 530). Nach der Bewitterung
               zeigt die Platte keine Verfärbung oder Glanzänderung.
 
            Beispiel 2
[0049] Die viskose durch Strahlung polymerisierbare farbstoffhaltige Flüssigkeit 2 des
               Beispiels 1 wird, wie im Beispiel 1 beschrieben, auf ein vorgehärtetes Phenol-Formaldehyd-Harz
               enthaltendes Natronkraftpapier 1 aufgebracht und mit Elektronenstrahlen weitgehend
               homogen vernetzt. Die absorbierte Dosis beträgt 5 bis 10 kGy. Auf der Papieroberfläche,
               auf der sich die durch Strahlung poly merisierte dekorative Kunstharzschicht 5 befindet,
               wird, wie in Fig. 2 gezeigt, mit Walzen oder Rotationssiebdruck eine weitere Schicht
               6 aus transparenter - d.h. farbstoffreier - durch Strahlung polymerisierbarer Flüssigkeit
               aufgebracht, welche außer dem Farbstoff die gleichen Verbindungen enthält wie die
               zuerst aufgebrachte Schicht. Diese Schicht bildet einen geschlossenen Film mit einer
               Schichtdicke von etwa 20 µm. Gleich nach Aufbringen dieser zweiten Schicht wird eine
               mattierte durch Strecken biaxial orientierte Monofolie 3 aus Polyäthylenterephthalat
               auf die nasse Schicht 6 gelegt. Analog Beispiel 1 wird mit Elektronenstrahlen ausgehärtet.
               Die absorbierte Strahlungsdosis beträgt 60 kGy. Nach dem Entfernen der Kunststoffolie
               3 wird das Papier 1 mit der außen liegenden durch Strahlung copolymerisierten Kunstharzschicht
               6 jeweils auf die Außenseite eines Stapels 13 aus 50 übereinanderliegenden Papieren
               gelegt. Die Papiere wurden zuvor mit hitzehärtbarem Phenol-Formaldehyd-Harz getränkt
               und das Harz teilweise ausgehärtet. Das Schichtpaket wird in einer Presse zwischen
               zwei Blechen bei 150 °C und 80 bar 10 Minuten lang verpreßt. Es hat folgenden Aufbau:
               - Transparente Schicht 6 (durch Strahlung polymerisiertes Kunstharz) als äußerste
               Schicht,
               - Dekorative Schicht 5 (durch Strahlung polymerisiertes Kunstharz mit organischen
               Farbstoffpigmenten) beide Schichten auf einer vorimprägnierten Papierschicht 1,
               - 50 Papierbahnen (mit Phenol-Formaldehyd-Harz getränkt) als Kernschicht 13.
               - Dekorative Schicht 5 (durch Strahlung polymerisiertes Kunstharz mit organischen
               Farbstoffpigmenten)
               - Transparente Schicht 6 (durch Strahlung polymerisiertes Kunstharz) als äußerste
               Schicht, beide Schichten auf einer vorimprägnierten Papierschicht 1.
 
            [0050] Die erhaltene dekorative Platte 14 zeigt eine Kratzfestigkeit von größer als 2,0
               N (DIN 53 799, Teil 10). Ihre Oberfläche wird durch konzentrierte Mineralsäure während
               einer Einwirkungszeit von 6 Stunden nicht angegriffen. Die Lichtechtheit dieser Platte
               erhält die Note 8 (DIN 54 004). Sie zeigt einen Oberflächenglanz entsprechend einem
               Reflektometerwert von 22-24, Einstrahlungswinkel 60°, bzw. einen Reflektometerwert
               von 44-45, Einstrahlungswinkel 85° (DIN 67 530).
 
            Beispiel 3
[0051] Auf ein zunächst mit hitzehärtbarem Phenol-Formaldehyd-Harz (Harzauftrag 70%) imprägniertes
               Natronkraftpapier 1 wird nach teilweiser Aushärtung des Harzes die pastöse farbstoffhaltige
               Flüssigkeit 2 aus durch Strahlung polymerisierbaren Verbindungen des Beispiels 1
               aufgebracht, wobei sich ein geschlossener Film (Schichtdicke etwa 80 µm) ausbildet
               (vgl. Fig. 3).
 
            [0052] Auf eine mattierte Kunststoffolie 3 aus Polypropylen wird eine transparente Schicht
               6 aus einer pastösen, farbstoffreien Flüssigkeit aus den gleichen durch Strahlung
               polymerisierbaren Verbindungen aufgebracht (Schichtdicke etwa 20 bis 40 µm). Das Papier
               1 und die Kunststoffolie 3 werden dann blatt- oder bahnförmig übereinandergebracht,
               so daß die beiden Flüssigkeitsschichten 2,6 in Kontakt miteinander treten. Dabei ist
               darauf zu achten, daß sich keine Lufteinschlüsse bilden. Mittels Elektronenstrahlen,
               welche durch die Kunststoffolie 3 auf die flüssigen Schichten 2,6 auftreffen, erfolgt
               eine Vernetzung der polymerisierbaren Verbindungen. Die absorbierte Dosis beträgt
               60 kGy. Nach dem Entfernen der Kunststoffolie 3 wird das Papier 1 mit der polymerisierten
               Oberflächenschicht 2,6 durch Hitzeverpressung mit einem Papierstapel 13 wie im Beispiel
               2 beschrieben zu einer dekorativen Platte 14 weiterverarbeitet.
 
            [0053] Die in den Beispielen durch Strahlung polymerisierten Kunstharzschichten zeigen vor
               der Hitzeverpressung noch relativ niedrige Kratzfestigkeitswerte im Bereich von etwa
               0,7 bis 0,9 Newton. Erst nachdem erfindungsgemäß die durch Strahlung polymerisierte
               Kunstharzschicht der Hitzeverpressung unterworfen worden ist, wird überraschenderweise
               eine wesentlich höhere Oberflächenhärte der Platte erhalten.
 
            [0054] Der mit einem Reflektometer vom Typ RB nach Dr. Lange gemäß DIN 67 530 gemessene
               Reflektometerwert beträgt 45 bis 47, Einstrahlungswinkel 20° bzw. etwa 83, Einstrahlungswinkel
               60°, wenn die mattierte Kunststoffolie bei der Vernetzung mit Elektronenstrahlen fehlt.
               Er läßt sich auf Werte von 37 bis 41, Einstrahlungswinkel 20° bzw. etwa 79, Einstrahlungswinkel
               60°, erniedrigen, wenn man bei der Hitzeverpressung strukturierte Preßelemente verwendet,
               welche der äußersten Schicht der Platte z.B. eine orangenstrukturähnliche Oberflächenbeschaffenheit
               verleihen. Durch Zusatz von Mattierungsmittel in die Oberflächenschicht lassen sich
               noch niedrigere Reflektometerwerte erreichen, die etwa bei 30 bis 36, Einstrahlungswinkel
               20°, bzw. etwa 75, Einstrahlungswinkel 60°, liegen. Die erfindungsgemäß besonders
               niedrigen Glanzwerte lassen sich allerdings nur durch die speziellen Maßnahmen bei
               der Polymerisation der Kunstharzschicht erreichen.
 
          
         
            
            1. Dekorative Platte umfassend eine Kernschicht (13) und ein- oder beidseitige dekorative
               Schicht, dadurch gekennzeichnet, daß zumindest die äußerste Schicht (2,6) der Platte
               (14) auf wenigstens einer der beiden Plattenoberflächen überwiegend aus einem Kunstharz
               aus einer oder mehreren durch Strahlung polymerisierten Komponenten aufgebaut ist,
               ausgewählt aus der Gruppe der ungesättigten Acrylate und Methacrylate, daß diese Schicht
               (2,6) bei einer Kratzbeanspruchung von mindestens 1,5 Newton, vorzugsweise 2 bis
               7 Newton (DIN 53 799, Teil 10) kratzfest ist und einen Reflektometerwert im Bereich
               von maximal 50, Einstrahlungswinkel 85° (DIN 67 530) aufweist.
 
            2. Dekorative Platte nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Kunstharz aus
               einem Epoxyacrylat- oder Siliconacrylat-, vorzugsweise einem Polyesteracrylat, insbesondere
               aus einem Urethanacrylat-Oligomeren oder den entsprechenden Methacrylat-Oligomeren
               als durch Strahlung polymerisierbaren Präpolymeren aufgebaut ist, welches gegebenenfalls
               mit Mono-, Tetra-, Penta- und/oder Hexaacrylat, vorzugsweise mit Di- oder Triacrylat,
               von Polyolen oder Atherpolyolen, oder den entsprechenden Methacrylaten durch Strahlung
               polymerisiert ist.
 
            3. Dekorative Platte nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Präpolymere
               ein aliphatisches Urethanacrylat-Oligomeres ist, welches mit einem Di- oder Tri acrylat
               durch Strahlung polymerisiert ist.
 
            4. Dekorative Platte nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß
               die durch Strahlung polymerisierte äußerste Schicht (2) der Platte (14) dekorativ
               ist und sich gegebenenfalls zwischen der Kernschicht (13) und der äußersten Schicht
               ein Papier (1) befindet.
 
            5. Dekorative Platte nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß
               die durch Strahlung polymerisierte äußerste Schicht (6) der Platte (14) transparent
               ist und sich zwischen der Kernschicht (13) und dieser äußersten Schicht eine dekorative
               Schicht (2) befindet, die aus einem Dekorpapier besteht oder die durch Strahlung polymerisierten
               Komponenten umfaßt.
 
            6. Verfahren zur Herstellung der dekorativen Platte (14) nach einem der Ansprüche
               1 bis 5, wobei man in einem ersten Schritt wenigstens eine flüssige Oberflächenschicht
               (2,5,6) welche frei von siliciumhaltigen Pigmenten ist und die durch Strahlung polymerisierbaren
               Komponenten des Anspruchs 1 umfaßt, auf eine Unterlage (1) aufträgt und anschließend
               in einem zweiten Schritt durch Strahlung polymerisiert, dadurch gekennzeichnet, daß
               während des zweiten Schrittes auf der flüssigen Oberflächenschicht (2) eine Folie
               (3) oder Platte auf Basis von Kunststoff und/oder Papier mit rauher Oberfläche befindet
               und nach dem zweiten Schritt die durch Strahlung polymerisierte Oberflächenschicht
               (2) zusammen mit der Unterlage (1) bei erhöhter Temperatur verpreßt wird.
 
            7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die flüssige Oberflächenschicht
               (5) Farbpigmente und/oder weitere dekorative Additive umfaßt, auf der nach der durch
               Strahlung bewirkten Polymerisation gegebenenfalls eine weitere, transparente Oberflächenschicht
               (6), welche die durch Strahlung polymerisierbaren Komponenten umfaßt, aufgetragen
               wird und diese weitere Oberflächenschicht (6) durch Strahlung polymerisiert wird.
 
            8. Verfahren nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Unterlage ein
               Papier (1) ist, welches hitzehärtbares, teilweise ausgehärtetes Kunstharz enthält,
               und daß beim Verpressen das Papier (1) mit der außen liegenden durch Strahlung polymerisierten
               Oberflächenschicht (2,5,6) auf einem zur Ausbildung der Kernschicht (13) vorgesehenen
               Stapel von Faserschichten, insbesondere Papierschichten, aufliegt.
 
            9. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die durch
               Strahlung polymerisierte Oberflächenschicht (2,5,6) bei einer Temperatur von 80 bis
               220°C und einem Druck von 5 bis 100 bar verpreßt wird.