(19)
(11) EP 0 219 751 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
29.04.1987  Patentblatt  1987/18

(21) Anmeldenummer: 86113763.6

(22) Anmeldetag:  04.10.1986
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4C10M 171/00, C10M 125/26, C10M 169/04, C08L 83/04
// (C10N40/06, 40:08, 40:14),(C10M169/04, 105:00, 107:50, 125:26, 155:02)
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE ES FR GB IT LI LU NL SE

(30) Priorität: 17.10.1985 DE 3536934

(71) Anmelder: BAYER AG
51368 Leverkusen (DE)

(72) Erfinder:
  • Goossens, John, Ir.
    D-5090 Leverkusen 1 (DE)
  • Oppermann, Günter, Dr.
    D-5090 Leverkusen 1 (DE)
  • Grape Wolfgang, Dr.
    D-5000 Koeln 80 (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Elektroviskose Flüssigkeiten


    (57) Die elektroviskose Flüssigkeit beruht auf einer Suspension, die mehr als 25 Gew.-% eines Aluminiumsilikats mit einem Wassergehlt von 1 bis 25 Gew.-% als disperse Phase und eine elektrisch nicht leitende hydrophobe Flüssigkeit als flüssige Phase in Verbindung mit einem Dispergiermittel enthalten. Dabei werden Aluminiumsilikate eingesetzt, bei denen das Atomverhältnis AI/Si an der Oberfläche zwischen 0,15 und 0,80 liegt. Als flüssige Phase wird Silikonöl verwendet, dem Dispergiermittel aus aminofunktionellen oder hydroxyfunktionellen oder acetoxyfunktionellen oder alkoxyfuntionellen Polysiloxanen mit einem Molekulargewicht > 800 zugesetzt sind. Bei einer elektroviskosen Flüssigkeit dieser Art bleibt die Elektroreaktivität auch noch bei hohen Temperaturen erhalten, ohne daß die elektrische Leitfähigkeit wesentlich ansteigt.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung geht aus von elektroviskosen Suspensionen, welche mehr als 25 Gew.-% eines Aluminiumsilikats mit einem Wassergehalt von 1 bis 25 Gew..-% als disperse Phase und eine elektrisch nicht leitende hydrophobe Flüssigkeit als flüssige Phase, sowie ein Dispergiermittel enthalten.

    [0002] Elektroviskose Flüssigkeiten (EVF) sind Dispersionen feinverteilter hydrophiler Feststoffe in hydrophoben elektrisch nicht leitenden Ölen, deren Viskosität sich unter dem Einfluß eines hinreichend starken elektrischen Feldes sehr schnell und reversibel vom flüssigen bis zum plastischen oder festen Zustand erhöhen läßt. Zur Änderung der Viskosität kann man sowohl elektrische Gleichfelder als auch Wechselfelder benutzen. Die dabei durch die EVF fließenden Ströme sind extrem niedrig. Daher lassen sich EVF überall dort einsetzen, wo die Übertragung großer Kräfte mit Hilfe geringer elektrischer Leistungen gesteuert werden soll, z.B. in Kupplungen, Hydraulikventilen, Stoßdämpfern, Vibratoren oder Vorrichtungen zum Positionieren und Festhalten von Werkstücken.

    [0003] Im allgemeinen bestehen die von der Praxis hergestellten Anforderungen darin, daß die EVF in einem Temperaturbereich von ca. -50°C bis 150°C flüssig und chemisch beständig ist und zumindest in einem Temperaturbereich von -30°C bis 110°C einen ausreichenden elektroviskosen Effekt zeigt. Es muß auch gewährleistet sein, daß die EVF in einem langen Zeitraum stabil bleibt, d.h. keine Phasentrennung stattfindet und sich insbesondere kein schwer redispergierbares Sediment bildet. Falls die EVF mit elastomeren Werkstoffen in Berührung kommen, sollen diese hiervon nicht angegriffen oder angequollen werden.

    [0004] Bereits 1962 wurden in dem US-Patent 30 47 507 eine ganze Reihe von Substanzen als disperse Phase für EVF vorgeschlagen. Dabei wurde Silikagel als bevorzugte Substanz erwähnt. Ferner wurden EVF auf der Basis von Silikagel-Dispersionen in nichtleitenden Ölen in dem britischen Patent 1 076 754 beschrieben, wobei hier der Wassergehalt der Silikagel-Teilchen und die Art wie dieses Wasser gebunden ist, als besonders kritisch in bezug auf die Elektroreaktivität der EVF angesehen wird, In der jüngeren Literatur werden EVF auf der Basis von unterschiedlichen Typen von Ionenaustauscherteilchen beschrieben (siehe z.B. deutsche Offenlegungsschrift 25 30 694 und britisches Patent 15 70 234). In dem US-Patent 30 47 507 wird bereits darauf hingewiesen, daß diese EVF vergleichbare elektroviskose Effekte zeigen wie die EVF auf Basis von Silikagel-Teilchen. Die Teilchengröße der Ionenaustauscherteilchen soll zwischen 1 bis 50 um liegen. Dies hat zur Folge, daß sich die Teilchen absetzen. Zur Vermeidung des Absetzens der verhältnismäßig großen Teilchen wird üblicherweise die Dichte der flüssigen Phase an die Dichte der dispersen Phase angepaßt. Diese Dichte-Anpassung ist aber temperaturabhängig und darum nicht praxisgerecht.

    [0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, EVF mit einer deutlich höheren Elektroreaktivität bereitzustellen, die bevorzugt auch bei hohen Temperaturen noch erhalten bleibt und außerdem eine geringe elektrische Leitfähigkeit besitzen.

    [0006] Diese Aufgabe wird, ausgehend von einer EVF, die ein mit Hilfe eines geeigneten Dispergiermittels in einer elektrisch nichtleitenden Flüssigkeit dispergiertes Aluminiumsilikat enthält, erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß das Atomverhältnis Al/Si auf der Oberfläche des Aluminiumsilikats zwischen 0,15 und 0,80, bevorzugt zwischen 0,2 und 0,75 liegt. Das Al/Si Atomverhältnis kann auf der Oberfläche der Teilchen erheblich von der Volumenzusammensetzung abweichen.

    [0007] Gemäß einer bevorzugten Ausführungsform werden als Dispergiermittel aminofunktionelle oder hydroxyfunktionelle oder acetoxyfunktionelle oder alkoxyfunktionelle Polysiloxane mit einem Molekulargewicht )800 eingesetzt. Dabei sind die funktionellen Polysiloxane mit einer Konzentration von 1 bis 30 Gew.-%, vorzugsweise 5 bis 20 Gew.-X, bezogen auf die wasserhaltigen Aluminiumsilikatteilchen, zugesetzt.

    [0008] Vorzugsweise haben die als Dispergatoren eingesetzten aminofunktionellen Polysiloxane folgende allgemeine Formel

    wobei

    10 < n < 1000

    m = 0 bis 5,

    R = H oder Alkyl mit 1 bis 8 C-Atomen und

    X = ein zweiwertiger Kohlenwasserstoffrest ist, der aus C, H und gegebenenfalls 0 und/oder N besteht.



    [0009] Die Verknüpfung der Aminogruppen mit dem Silikongrundkörper erfolgt entweder über eine SiC- oder über eine SiOC-Bindung. Ist eine SiC-Bindung gewünscht, so steht X für einen zweiwertigen Kohlenwasserstoffrest mit 1 bis 6, vor zugsweise 1 bis 3 Kohlenstoffatomen. Besonders bevorzugt als aminofunktioneller Rest sind die Aminomethyl- und Aminopropylgruppierung. Der zweiwertige Rest X kann außer C und H auch N enthalten. So kann X-NHR z.B. die Gruppierung CH2-CH2-CH2-NH-CH2-CH2-NH2 bedeuten. Ist eine SiOC-Verknüpfung gewünscht, so ist der aminofunktionelle Rest

    eine Aminoalkoxygruppierung. Aus Gründen der Hydrolysestabilität ist eine sekundäre SiOC-Verknüpfung bevorzugt. Besonders geeignet ist dabei der 1-Amino-2-Propoxyrest

    oder der 1-Amino-3-Butoxyrest



    [0010] Anstelle von aminofunktionellen Polysiloxanen können auch siliziumfunktionelle Polysiloxane der allgemeinen Formel

    als Dispergiermittel eingesetzt werden. Dabei ist 10 í n < 1000. Y stellt eine hydrolisierbare Gruppe, vorzugsweise eine Hydroxy-, eine Alkoxy- oder Carboxygruppe dar.

    [0011] Bevorzugt enthalten die vorgenannten als Dispergiermittel verwendbaren funktionellen Polysiloxane 20 bis 300 Dimethylsiloxaneinheiten. Diese ermöglichen insbesondere die Herstellung von Dispersionen mit hohem Feststoffgehalt bei nicht zu hoher Grundviskosität.

    [0012] Mit der Erfindung werden folgende Vorteile erzielt:

    Aluminiumsilikathaltige EVF zeigen überraschenderweise wesentlich größere Elektroreaktivitäten als solche mit Silikagel oder Aluminiumoxid.



    [0013] Für die erfindungsgemäßen, mit Silikonöl hergestellten EVF gilt, daß sie mit elastomeren Werkstoffen, insbesondere mit Gummi bestens verträglich, absetzstabil und physiologisch indifferent (ungiftig) sind. Außerdem sind sie innerhalb eines ungewöhnlich weiten Temperaturbereichs wärme- und kältebeständig und weisen nur eine geringe Druckabhängigkeit der Viskosität auf. Darüber hinaus haben die erfindungsgemäßen elektroviskosen Suspensionen günstige, nur wenig von der Temperatur und der Frequenz abhängige dielektrische Werte und eine hohe elektrische Durchschlagsfestigkeit.

    [0014] Insbesondere für die erfindungsgemäßen EVF mit einem Silikonöl als flüssiger Phase und einem der erfindungsgemäßen funktionellen Polysiloxane als Dispergiermittel, wurde weiter festgestellt, daß die Elektroreaktivität auch bei hohen Temperaturen sehr gut erhalten bleibt.

    [0015] Als weiterer Vorteil ist hervorzuheben, daß die Herstellung der EVF relativ einfach und daher preisgünstig ist und handelsübliche Produkte als Ausgangsstoffe verwendet werden können.

    [0016] Im folgenden wird die Erfindung anhand von Beispielen, die in Diagrammen und mittels einer Tabelle verdeutlicht werden, näher erläutert. Es zeigen:

    Fig. 1 die Abhängigkeit der bei der EVF gemessenen Schubspannung als Funktion der elektrischen Feldstärke bei konstanter Schergeschwindigkeit,



    [0017] Tabelle 1 die Zusammenfassung der dispersen Phasen und Tabelle 2 die charakteristischen Daten der erfindungsgemäßen EVF im Vergleich zum Stand der Technik.

    [0018] Es werden die verfahrenstechnischen Maßnahmen zur Herstellung der EVF, der chemische Herstellungsweg für die Dispergatoren, die zur Kontrolle der gewünschten physikalischen Eigenschaften erforderliche Meßtechnik sowie typische Ausführungsbeispiele für die erfindungsgemäßen EVF angegeben.

    [0019] Zur Herstellung von EVF können handelsübliche Aluminiumsilikate verwendet werden. Bei Bedarf kann der Feuchtegehalt des Aluminiumsilikats erhöht oder erniedrigt werden.

    [0020] Bei der Herstellung der Dispersionen wird das Dispersionsmedium und ein Teil oder die gesamte Menge Dispergiermittel vorgelegt und unter ständigem Umrühren das Aluminiumsilikat in das Dispersionsmedium eingerührt. Am Anfang kann das Aluminiumsilikat schnell eindosiert werden, während gegen Ende mit zunehmender Viskosität das Aluminiumsilikat langsam zugegeben wird. Wird am Anfang nur ein Teil des Dispergiermittels vorgelegt, so wird während der Zugabe des Aluminiumsilikates die restliche Dispergiermittelmenge gleichzeitig mit zugegeben. Für die Endeigenschaften der EVF ist die Herstellungsprozedur aber nicht kritisch. Auch die Art der Vermischung ist nicht kritisch für die Endeigenschaften der EVF. Es können z.B. einfache Rührvorrichtungen, Kugelmühlen oder Ultraschall zur Dispergierung verwendet werden. Bei einer intensiven Vermischung können die Dispersionen aber im allgemeinen schneller hergestellt werden und dabei etwas feinteiliger werden.

    [0021] Die Menge des benötigten Dispergiermittels hängt stark von der spezifischen Oberfläche des verwendeten Aluminiumsilikates ab. Als Richtwert werden ca. 1 bis 4 mg/m2 benötigt. Die absolut benötigte Menge hängt aber weiter noch von der Art des verwendeten Aluminiumsilikates sowie des Dispergiermittels ab.

    [0022] Die verwendeten Aluminiumsilikate können sowohl amorph, als auch kristallin sein, wie z.B. gefälltes Aluminiumsilikat bzw. Zeolith. Das für die Größe der Elektroreaktivität maßgebliche Al/Si Atomverhältnis auf der Oberfläche der Aluminiumsilikat-Teilchen wurde mittels ESCA (Elektronenspektroskopie für chemische Analyse) bestimmt. Die Aluminiumsilikate brauchen nicht rein zu sein und können ohne weiteres bis zu 20 Gew.-X Fe203, TiO2, CaO, MgO, Na20 und K20 enthalten. Auch können noch bis einige Gew.-X S03 und Cl vorhanden sein. Weiterhin kann die mittels ESCA untersuchte Oberfläche bis zu 25 At % C aufweisen. Der Glühverlust, d.i. der Gewichtsverlust bei 1000°C, bewegt sich bei den amorphen Aluminiumsilikaten im allgemeinen zwischen 10 und 15 Gew.-X. Hiervon sind im Schnitt ca. 6 Gew.-X Feuchte, was gleichbedeutend ist mit dem Gewichtsverlust, der durch Trocknen bei 105°C bestimmt wird. Die spezifische Oberfläche des amorphen Aluminiumsilikate, gemessen nach der BET-Methode, beträgt im allgemeinen zwischen 20 und 200 m2/g. Die kristallinen Aluminiumsilikate können außer in einer Salz-Form, wobei die einwertigen Salze zu bevorzugen sind, auch in der H+-Form vorliegen. Der durch Trocknung bei 500° C bestimmte Wassergehalt beträgt ca. 1 bis 25 Gew.-X, vorzugsweise soll er jedoch zwischen ca. 5 und 15 Gew.-X liegen.

    [0023] Als Dispersionsmedium für die Aluminiumsilikatteilchen werden vorzugsweise Silikonöle wie Polydimethylsiloxane und polymere Methylphenylsiloxane verwendet. Auch sind flüssige Kohlenwasserstoffe wie z.B. Paraffine, Olefine und aromatische Kohlenwasserstoffe brauchbar. Weiter können z.B. auch Fluorkohlenwasserstoffe, Polyoxyalkylene oder fluorierte Polyoxyalkylene benutzt werden. Der Erstarrungspunkt der Dispersionsmedien wird vorzugsweise niedriger als -30°C eingestellt, der Siedepunkt größer 150°C. Die Viskosität der Öle liegt bei Raumtemperatur zwischen 3 und 300 mm2/s. Im allgemeinen sind die niedrigviskosen Öle zu bevorzugen (3 bis 20 mm2/s), weil hiermit eine niedrigere Grundviskosität der EVF erreicht wird, so daß mittels des elektroviskosen Effektes starke Viskositätsänderungen erzielt werden können.

    [0024] Als Dispergiermittel können im Dispersionsmedium lösliche Tenside verwendet werden, die z.B, von Aminen, Imidazolinen, Oxazolinen, Alkoholen, Glykol oder Sorbitol abgeleitet werden. Auch können im Dispersionsmedium lösliche Polymere verwendet werden. Geeignet sind z.B. Polymere, welche 0,1 bis 10 Gew.-X N undloder OH, sowie 25 bis 83 Gew.-X C4-C24 Alkylgruppen enthalten und ein Molekulargewicht im Bereich 5'103 bis 106 besitzen. Die N- und OH-haltigen Verbindungen in diesen Polymeren können z.B. Amin-, Amid-, Imid-, Nitril-, 5- bis 6-gliedrige N-haltige heterocyclische Ringe bzw. ein Alkohol sein und die C4-C24 Alkylgruppen Ester von Acryl- oder Methacrylsäure. Spezifische Beispiele für die vorgenannten N- und OH-haltigen Verbindungen sind NN-Dimethylaminoethylmethacrylat, Tertiär-Butylacrylamid, Maleinimid, Acrylnitril, N-Vinylpyrolidon, Vinylpyridin und 2-Hydroxyethylmethacrylat. Die vorgenannten polymeren Dispergiermittel haben gegenüber den niedermolekularen Tensiden im allgemeinen den Vorteil, daß die hiermit hergestellten Dispersionen bezüglich des Absatzverhaltens stabiler sind und die Elektroreaktivität weniger frequenzabhängig ist.

    [0025] Besonders bevorzugte Dispergiermittel für die Herstellung von EVF, wobei das Aluminiumsilikat in ein Silikonöl dispergiert ist, sind die erfindungsgemäßen funktionellen Polysiloxane. Ihre Herstellung ist dem Fachmann im Prinzip bekannt.

    [0026] Die Herstellung der als Dispergator verwendeten aminomodifizierten Polysiloxane varriert je nach der gewünschten Art der Verknüpfung. Verbindungen des Typs

    wobei n und m die oben angegebene Bedeutung haben und X = CH2 ist, werden hergestellt aus den entsprechenden Halogenderivaten (C1 oder Br) und dem entsprechenden Amin nach:



    [0027] Die Cl-haltige Verbindung wird hergestellt durch Cohydrolyse gewünschter Mengen von ClCH2(CH3)2SiCl, ClCH2(CH3)SiCl2 und (CH3)2SiCl2. Natürlich kann anstelle von Cl auch Br eingesetzt werden.

    [0028] Verbindungen des obengenannten Typs, wobei X ein Alkylrest mit 2 bis 6 C-Atomen ist, können beispielsweise hergestellt werden durch platinkatalysierte Addition eines geeigneten Olefins an SiH-haltige Verbindungen. So reagiert beispielsweise Allylchlorid mit einem Silikonöl der Formel



    [0029] zu einem Y-chlorfunktionellen Silikonöl, das analog zu oben für X = CH2 beschriebenen Reaktion zu dem gewünschten aminofunktionellen Öl umgesetzt werden kann. Alternative Wege sind dem Fachmann im Prinzip ebenfalls geläufig.

    [0030] Verbindungen des obengenannten Dispergatortyps, bei denen X für eine Aminoalkoxygruppierung steht, können hergestellt werden durch Umsetzung von siliziumfunktionellen Ölen, die beispielsweise SiCl, SiOCH2H5,

    oder

    [0031] SiH-Gruppierungen enthalten mit Aminoalkanolen, gegebenenfalls unter Zusatz geeigneter Katalysatoren. Besonders geeignet ist dabei 1-Propanolamin. Im Falle der aminoalkoxyfunktionellen Systeme kann m (vorteilhaft) den Wert 0 annehmen. Besonders bevorzugt als Dispergator ist ein aminoalkoxyfunktionelles Polysiloxan der Formel

    wobei n einen Wert zwischen 15 und 100 annimmt, bevorzugt zwischen 30 und 70.

    [0032] Es ist weiterhin möglich, zunächst das Silan

    herzustellen und anschließend durch eine basisch katalysierte Xquilibrierungsreaktion unter Zusatz von Oktame- . thylcyclotetrasiloxan einen Kettenaufbau durchzuführen.

    [0033] Die so hergestellten EVF wurden in einem modifizierten Rotationsviskosimeter untersucht, wie es bereits von W.M. Winslow in J. Appl. Phys. 20 (1949) Seite 1137-1140 beschrieben wurde.

    [0034] Die Elektrodenfläche des inneren rotierenden Zylinders mit einem Durchmesser von 50 mm beträgt ca. 78 cm2, die Spaltweite zwischen den Elektroden 0,58 mm. Bei den dynamischen Messungen kann die Scherbelastung bis maximal 2330 s-1 eingestellt werden. Der Meßbereich des Viskosimeters für die Schubspannung beträgt maximal 750 Pa. Es sind statische und dynamische Messungen möglich. Die Anregung der EVF kann sowohl mit Gleichspannung als auch mit Wechselspannung erfolgen.

    [0035] Bei Anregung mit Gleichspannung können bei einigen Flüssigkeiten neben der spontanen Erhöhung der Viskosität oder der Fließgrenze beim Einschalten des Feldes auch noch langsame Abscheidungsvorgänge der festen Teilchen auf den Elektrodenoberflächen stattfinden, die das Meßergebnis verfälschen, insbesondere bei kleinen Schergeschwindigkeiten, bzw. bei statischen Messungen. Daher wird die Prüfung der EVF bevorzugt mit Wechselspannung und bei dynamischer Scherbeanspruchung durchgeführt. Man erhält so gut reproduzierbare Fließkurven.

    [0036] Zur Bestimmung der Elektroreaktivität stellt man eine konstante Schergeschwindigkeit O<D<2330 s-1 ein und mißt die Abhängigkeit der Schubspannung T von der elektrischen Feldstärke E. Mit der Prüfapparatur können Wechselfelder bis zu einer maximalen effektiven Feldstärke von 2370 kV/m bei einem maximalen effektiven Strom von 4 mA und einer Frequenz von 50 Hz erzeugt werden. Man erhält dabei Fließkurven entsprechend Fig. 1. Man erkennt, daß die Schubspannung T bei kleinen Feldstärken zunächst parabelförmig und bei größeren Feldstärken linear ansteigt. Die Steigung S des linearen Teils der Kurve kann aus Fig. 1 entnommen werden und wird in Pa.m/kV angegeben. Aus dem Schnittpunkt der Geraden τ = τO (Schubspannung ohne elektrisches Feld) wird der Schwellwert EO der elektrischen Feldstärke bestimmt und in kV/m angegeben. Für die Erhöhung der Schubspannung τ(E)- τO im elektrischen Feld E>EO gilt:

    [0037] 

    Die Messungen kann man mit verschiedenen Schergeschwindigkeiten D wiederholen. Die dabei bestimmten Werte für EO und S streuen i.a. in einem Bereich von ca. ±5% bis ±20 % um den Mittelwert.

    [0038] Bei den nachfolgend beschriebenen Ausführungsbeispielen entsprechen die mit dem Buchstaben E gekennzeichneten Rezepturen den erfindungsgemäßen Beispielen, während die anderen Beispiele als Stand der Technik anzusehen sind (Vergleichsbasis).

    [0039] Die Rezepturen 1 bis 14 zeigen den Einfluß des Atomverhältnisses Al/Si auf der Oberfläche der unterschiedlichen dispersen Phasen. Bei den Rezepturen 15, 16, 18, 20, 21, 23 und 24 wird deutlich, daß die gute Wirkung der erfindungsgemäßen Al-Silikate auch mit anderen Dispergiermitteln erhalten bleibt. Die Beispiele 20, 21 und 25 zeigen, daß dies auch für andere Dispersionsmedien zutrifft.

    [0040] Die Beispiele 6, 7, 9, 10, 16, 21, 25 zeigen, daß die erfindungsgemäßen EVF auch bei höheren Temperaturen noch eine gute Wirkung aufweisen. Besonders hervorzuheben ist die gute Wirkung bei höheren Temperaturen bei den EVF, die Dispergiermittel auf Polysiloxanbasis enthalten (Beispiele 7 und 25 im Vergleich zu den Beispielen 15 und 20).

    Ausführugsbeispiele



    [0041] 

    Silikonöl 1: Polydimethylsiloxan Viskosität bei 25°C: 5 mm2 s-1 Dichte bei 25°C: 0,9 g.cm-3 Dielektrizitätszahl er nach DIN 53483 bei 0°C und 50 Hz: 2,8

    Silikonöl 2: Polymethylphenylsiloxan Viskosität bei 25°C: 4 mm2s-1 Dichte bei 25°C: 0,9 g.cm-3 Dielektrizitätszahl εr bei 25°C: ca. 2,5



    [0042] Isododecan Viskosität bei 25°C: 1,7 mm2 s-1 Dichte bei 20°C: 0,75 g.cm-3 Dielektrizitätszahl er bei 20°C: 2,1

    Dispergiermittel 1:

    Dispergiermittel 2: Sorbitansesquioleat

    Dispergiermittel 3: Tetradecylamin

    Dispergiermittel 4: 2 Heptadecenyl-4,4(5H)-oxazol- dimethanol

    Dispergiermittel 5:

    Dispergiermittel 6:








    Ansprüche

    1) EVF, welche mehr als 25 Gew.-% eines Aluminiumsilikats mit einem Wassergehalt von 1 bis 25 Gew.-X als disperse Phase und eine elektrisch nicht leitende hydrophobe Flüssigkeit als flüssige Phase sowie ein Dispergiermittel enthalten, dadurch gekennzeichnet, daß das Atomverhältnis Al/Si an der Oberfläche des Aluminiumsilikats zwischen 0,15 und 0,80 liegt.
     
    2) EVF nach Anspruch 1, welche als flüssige Phase ein Silikonöl enthalten, dadurch gekennzeichnet, daß das Dispergiermittel aus aminofunktionellen oder hydroxyfunktionellen oder acetoxyfunktionellen oder alkoxyfunktionellen Polysiloxanen mit einem Molekulargewicht >800 besteht.
     
    3) Elektroviskose Dispersionen nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die funktionellen Polysiloxane mit einer Konzentration von 1 bis 30 Gew.-%, vorzugsweise 5 bis 20 Gew.-%, bezogen auf die Aluminiumsilikat-Teilchen zugesetzt sind.
     
    4) Elektroviskose Dispersionen nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die aminofunktionellen Polysiloxane folgende Struktur haben:

    wobei 10<n<1000, m = 0 bis 5, R = H oder Alkyl mit 1 bis 8 Atomen und X ein zweiwertiger Kohlenwasserstoff ist, der aus C, H und gegebenenfalls 0 und/oder N besteht.
     
    5) Elektroviskose Dispersion nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die aminofunktionellen Polysiloxane folgende Struktur besitzen:

    mit m = 0 bis 3 und 10<n<1000
     
    6) Elektroviskose Dispersionen nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die funktionellen Polysiloxane folgende Struktur haben:

    mit 10<n<1000, wobei Y eine hydrolisierbare Gruppe, insbesondere eine Hydroxy-, eine Alkoxy- oder Carboxy-Gruppe darstellt.
     




    Zeichnung