[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von mit Kunstharzen in Form
von Lösungen und Dispersionen imprägnierten Papierbahnen.
[0002] Es ist üblich und bekannt, Gehäuse für Fernseh- und Radiogeräte, Hi-Fi-Türme und
andere Möbelteile mit Kunststoffolie vollständig zu beschichten bzw. zu umhüllen.
Man verwendet dazu vorzugsweise PVC-Folie unterschiedlicher Dicke.
[0003] Diese PVC-Folien werden z. B. auf Holzspanplatten geklebt und anschließend werden
aus diesem Verbundmaterial nach möbeltechnischen Grundsätzen Möbelteile oder Gehäuse
in einem Arbeitsgang hergestellt, d. h. daß man in die Holzspanplatten V-förmige
Nuten einschneidet und dann die Platten in diesen Nuten faltet oder umbiegt und so
in einem Arbeitsgang Gehäuse, Möbelteil oder dergleichen herstellt.
[0004] Wichtig ist bei diesem Verfahren, daß an der Faltlinie kein Einreißen der Folie eintritt.
Nachteilig an diesem Verfahren ist es wiederum, daß die PVC-Folie vor ihrer Verwendung
direkt und zur Erzielung einer guten Bedruckbarkeit einer entsprechenden Oberflächenbehandlung,
beispielsweise einer Koronabehandlung unterzogen werden muß.
[0005] Außerdem müssen die Spanplatten eine sehr saubere und glatte Oberfläche aufweisen,
damit noch wirtschaftlich vertretbare Ergebnisse erzielt werden können (Auftragung
dünner Folien).
[0006] Besonders nachteilig ist es aber, daß die PVC-Folie eine sehr ungünstige Dimensionsstabilität
(Dehnungs-/Schrumpfungsverhalten) aufweist, wenn Temperaturänderungen erfolgen, niedrige
Weiterreißfestigkeit aufweist, eine geringe Lichtstabilität besitzt sowie hohe elektrostatische
Aufladbarkeit und eine Erweichung bei 75 bis 85° C bereits stattfindet. Bei Erwärmung
auf mehr als 120° C findet außerdem eine HCl-Abscheidung statt.
[0007] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, ein folienförmiges, kunstharzhaltiges,
bahnförmiges Material herzustellen, das die Nachteile der üblicherweise verwendeten
reinen Kunststoffolie nicht aufweist, darüber hinaus eine gute Flexibilität aufweist,
Wasserfestigkeit besitzt und Beständigkeit gegen Lösungsmittel sowie auch eine innere
Festigkeit und eine gute Dimensionsstabilität bei Feuchteeinwirkung und Temperaturänderungen.
[0008] Außerdem soll das bahnförmige Material aus günstigen Rohstoffen in wirtschaftlicher
Weise und mit möglichst keinen zusätzlichen Verfahrensstufen herstellbar sein, mit
Ausnahme der Herstellung der geglätteten Papierbahn selbst.
[0009] Aus der Literatur, beispielsweise aus der DE-PS 25 50 980 ist es bekannt, Rohpapierbahnen
mit wäßrigen Tränkharzlösungen und/oder Dispersionen durch Einsaugen der Tränkflüssigkeit
an einer Saugzone zu imprägnieren, wobei man eine wenigstens zur vollständigen Sättigung
ausreichende Menge auf die Oberfläche der Papierbahn aufträgt und die Papierbahn anschließend
über eine Saugzone führt, in der die Imprägnierflüssigkeit zur anderen Oberfläche
durchgesaugt wird. Tränkharzlösungen sind aber Harze auf der Basis von Harnstoff-,
Melamin- und Phenolharzen und formaldehydhaltig und führen zu spröden Produkten.
[0010] Bei diesem Verfahren ist es erforderlich, die Rohpapierbahn nach ihrer Herstellung
einer zweiten Vorrichtung zuzuführen und sie erneut abzurollen, zu imprägnieren unter
Verwendung zusätzlicher Einrichtungen wie einer Saugzone und Trockenvorrichtung und
sie wieder aufzurollen.
[0011] Außerdem ist bei diesem Verfahren die Verteilung der Imprägnierflüssigkeit über den
Papierquerschnitt ungleichmäßig, so daß Zonen stärkerer Imprägnierung entstehen neben
Zonen geringerer Imprägnierung, was zur Aufspaltung des Papierkerns führen kann.
[0012] In der DE-OS 30 24 394 wird ein Verfahren zur Herstellung eines Kunststoffurniers
in einer Papiermaschine beschrieben, bei dem die Papierbahn in der Trockenpartie mit
einer Imprägnierung versehen wird, die in der Leimpresse erfolgt. Die Durchtränkung
der Papierbahn mit der nicht näher bezeichneten Imprägnierflüssigkeit in der Presse
ist jedoch nur dann vollständig, wenn die Papierbahn bereits vorimprägniert ist,
so daß also auch hier zusätzliche Einrichtungen erforderlich sind.
[0013] Eine möglichst vollständige Durchtränkung und Imprägnierung des Rohpapieres ist erfindungsgemäß
deshalb nur dann gegeben, wenn neben der Auswahl einer geeigneten Auftrags- bzw. Im
prägniervorrichtung die Eigenschaften des Papieres wie z. B. Mahlungszustand und Mahlgrad,
Absorptionsfähigkeit der Faserstoffe, Porosität und Oberflächenrauheit auf die Eigenschaften
der Imprägnierungs- bzw. der Beschichtungsmischung, d. h. deren Oberflächenspannung,
Viskosität, Ladungszustand und Feststoffgehalt, abgestimmt sind.
[0014] Erfindungsgemäß wird das Problem nun dadurch gelöst, daß die Papierbahn aus einem
Zellstoffasergemisch von hoher Saugfähigkeit und Festigkeit gebildet ist, das auf
einen Mahlgrad von maximal 35° SR gemahlen ist und die Imprägnierflüssigkeit aus einem
Gemisch wäßriger, anionischer Copolymerdispersionen und wäßriger, anionischer polymeren
Lösungen besteht mit einem pH-Wert zwischen 7,5 und 10 und der Auftrag mit einer Leimpresse
in der Trockenpartie der Papiermaschine durchgeführt wird. Vorzugsweise liegt der
pH-Wert zwischen 8 und 9.
[0015] Der Zellstoff der Papierbahn besteht in Verfolg der Erfindung vorzugsweise aus Eukalyptus-Zellstoff
und Kiefernholzsulfat-Zellstoff in einem Verhältnis von 50 : 50 bis 10 : 90, vorzugsweise
von 30 : 70 bis 15 : 85. Der Mahlgrad liegt vorzugsweise zwischen 15 und 25° SR.
[0016] Dem Faserstoff der Papierbahn können weitere chemische Hilfsmittel wie Naß- und Trockenfestmittel,
Fällungsmittel (Fixiermittel), Kunstharzdispersionen, Tenside, Farbstoffe und Füllstoffe
zugesetzt werden, die die Eigenschaften des Rohpapieres variieren.
[0017] Unter den Füllstoffen sollen verstanden werden Weißpigmente z. B. TiO₂, Kreide,
Kaolin.
[0018] Besonders günstig im erfindungsgemäßen Sinne hat sich formaldehydfreies Naßfestmittel
in einer Menge von 1 bis 5 Gew.-%, bezogen auf den atro Faserstoff erwiesen, in Form
von beispielsweise Polyamidamin-Epichlorhydrin-Harz sowie ein Zusatz einer Kunstharzdispersion
z B. auf der Basis von Acrylsäureester oder Styren-Butadien in einer Menge von 1 bis
20 %, bezogen auf atro Faserstoff und ein geringer Zusatz von Tensiden zur besseren
Benetzbarkeit des Papieres, in einer Menge von < 0,5 % bezogen auf atro Faserstoff.
[0019] Bei der erfindungsgemäßen Verwendung der wäßrigen anionischen Copolymerdispersion,
die beispielsweise auf der Basis von Acrylsäure, Acrylsäureestern, Vinylacetat und/oder
Styrol aufgebaut sein kann, sind die dispergierten Teilchen vorzugsweise kleiner als
0,2 my und von geringer bis mittlerer Filmhärte und einer niedrigen Mindest-Filmbildungstemperatur,
vorzugsweise unter 30° C.
[0020] Das Verhältnis zwischen den beiden Copolymerisaten der Dispersion und der Lösung
beträgt vorzugsweise 500 : 1 bis 1 : 1, vorzugsweise 100 : 1 bis 10 : 1 auf die Wirksubstanz
bezogen, d. h. 500 Teile Dispersion auf 1 Teil Lösung bis 10 Teile Dispersion auf
1 Teil Lösung.
[0021] Im Rahmen der vorliegenden Erfindung ist es auch möglich, andere Kunststoffe, z.
B. Styren-Butadien-Mischpolymerisate, Polyurethan- oder Polyolefindispersionen sowie
Tränkharz lösungen auf der Basis von Harnstoff- oder Melamin-Formaldehyd-Harzen
in Anteilen der Imprägniersubstanz zuzusetzen.
[0022] Durch die Verwendung der erfindungsgemäßen Mischung mit einem Anteil Tränkharzlösung
kann der spröde Charakter des imprägnierten Papieres vermindert werden.
[0023] Diesen Imprägniersubstanzmischungen können auch weitere Hilfsmittel wie Benetzungsmittel,
Viskositätsregler, Antihaft- und Penetrationshilfsmittel, Pigmente, Farbstoffe und
Entschäumer zugesetzt werden.
[0024] Als Benetzungs- und Penetrationsmittel werden Stoffe eingesetzt,die die Grenzflächenspannung
zwischen flüssiger Phase und fester Phase verändern, z. B. Tenside und Emulgatoren.
[0025] Erfindungsgemäß kann durch eine Kombination von Maleinsäure-Copolymerisaten und
diesen die Grenzflächenspannung verändernden Substanzen die Penetration der Imprägnierflüssigkeit
vorteilhaft beeinflußt werden.
[0026] Erfindungsgemäß wird diese Imprägniersubstanz in Form eines Gemisches aus Lösung
und Dispersion mit einem Feststoffgehalt von 5 bis 60 % eingesetzt, wobei die Viskosität
zwischen 10 und 60 s (nach DIN-Becher, 4 mm) liegt.
[0027] Der Auftrag dieser Imprägnierungs- und Beschichtungsmischung auf das Faservlies
erfolgt innerhalb der Papiermaschine in einer Walzenauftragsvorrichtung (Leimpresse).
Dabei wird erfindungsgemäß das Faservlies mit einem Trockengehalt von 98 bis 92 %
durch eine Leimpresse zugeführt und so die beiderseitige Tränkung vorgenommen.
[0028] Erfindungsgemäß kann nach dieser ersten Prozeßstufe der Imprägnierung eine weitere
einseitige oder beidseitige Oberflächenabdeckung, d. h. Beschichtung, des Faservlieses
innerhalb der Papiermaschine mit der gleichen oder einer ähnlich aufgebauten Copolymermischung
vorgenommen werden, wobei zwischen den beiden einzelnen Prozeßstufen eine Zwischentrocknung
stattfinden sollte.
[0029] Durch eine nachträglich aufgebrachte Beschichtung auf einer Seite der getrockneten
Bahn wird eine dichtere Oberfläche erreicht, die eine bessere Bedruck- oder Lackierbarkeit
oder Kaschierbarkeit erreicht. Wenn nur eine weitere einseitige Oberflächenbeschichtung
erfolgt, kann diese vermittels einer Rakelauftragsvorrichtung vorgenommen werden.
Ein einseitiges Rollen der beschichteten Papierbahn kann durch einen zusätzlichen
Auftrag auf der Rückseite vermieden werden.
[0030] Ein solcher Auftrag kann beispielsweise eine stark wäßrige Lösung von Stärke oder
CMC sein. Eine zusätzliche Glättung der imprägnierten und einseitig beschichteten
Bahn z. B. mit bekannten Maschinenglättwerkseinrichtungen oder in einem separaten
Arbeitsgang in einem Kalander erhöht noch die gewünschte Bedruck- und Lackierbarkeit
der beschichteten Seite.
[0031] Diese auf solche Art und Weise hergestellte faserhaltige Folie unterschiedlicher
Dicke und unterschiedlicher Rohdichte, je nach angewandtem Druck bei der Vliesherstellung
und Glättung der getränkten und beschichteten Bahn, eignet sich vorzüglich im festen
Verbund mit einer relativ starren und steifen Unterlage, z. B. Holzspanplatte, als
dekorative und schützende Umhüllung von Möbelteilen wie z. B. Fernseh- und Radiogehäuse
oder Hi-Fi-Türme (Gehäuseummantelung). Durch Anwendung dieser wirtschaftlich günstig
herstellbaren faserhaltigen Folie werden die eingangs erwähnten Nachteile bei Verwendung
von PVC- oder anderer Kunststofffolie vermieden.
[0032] Die erfindungsgemäß hergestellte faserhaltige Folie von hoher Flexibilität, Dimensionsstabilität
bei Temperaturveränderung und mit guten Sperreigenschaften gegen Wasser und Lösungsmittel
ist ebenfalls für andere Zwecke vorzüglich geeignet wie z. B. als Basismaterial von
hochwertigen Schleifpapieren für den Naßschliff, Druck- und Werbeträger, dekoratives
Wandmaterial (z. B. schwer entflammbare pigmentierte oder unpigmentierte dimensionsstabile
Tapete), Klebebänder, Trägerpapier z. B. für Fußbodenbeläge.
[0033] Die Erfindung wird nun anhand von Beispielen näher erläutert.
Beispiel 1
[0034] Erfindungsgemäß wurde ein Rohpapier folgender Zusammensetzung und Beschaffenheit
als zweilagiges Papier auf einer Duplex-Papiermaschine hergestellt:
80 % Kiefernholzsulfat-Zellstoff
20 % Eukalyptus-Zellstoff
Mahlgrad 30° SR (Schopper-Riegler)
Zusätze, handelsüblich (auf atro Zellstoff berechnet):
1 % Talkum
3 % formaldehydfreies Naßfestmittel
0,3 % Netz- und Dispergiermittel
[0035] Dieses Rohpapier mit einer Flächenmasse von 90 g/m² wurde mit der erfindungsgemäßen
Kunstharz-Mischung von Dispersion und Lösung im Verhältnis 20 : 1 in einer Leimpresse
beidseitig imprägniert. Der mit dieser erfindungsgemäßen Kunstharz-Mischung überraschend
starke Imprägniereffekt, sonders charakterisiert anhand der Schichtfestigkeit und
Steifigkeit unter Berücksichtigung der sich dabei einstellenden Wasserabsorption,
beruht wohl auf einem synergistischen Effekt der verwendeten Dispersion und Lösung,
die, allein eingesetzt, bei weitem nicht die gleichen angestrebten guten Papiereigenschaften
erreichen lassen.
[0036] Nachfolgende Beispiele belegen das. Die Leimflotten mußten z. T. mit Wasser auf die
optimale Viskosität ( < 60 s nach DIN-Becher, 4 mm) eingestellt werden.
Leimpressen-Rezepturen:
[0037]
1 - Kunstharz-Dispersion allein (wäßrige anionische Copolymerdispersion auf Basis von Acrylsäureester, Acrylnitril
und Styrol), Feststoffgehalt 50 %, mittlere Teilchengröße ca. 0,1 µm, mittlere Filmhärte,
Mindest-Filmbildungstemperatur < 1° C.
2 - Kunststoff-Dispersion, mit Wasser verdünnt, Feststoffgehalt 25 %
3 - Kunststoff-Lösung allein, mit Wasser verdünnt (anionische wäßrige Lösung eines
carboxylgruppenhaltigen Copolymers auf Basis von Maleinsäureanhydrid), Feststoffgehalt
ca. 12 %
4 - Kunststoff-Lösung mit formaldehydfreiem Naßfestmittel, mit Wasser verdünnt, Feststoffgehalt
ca. 10 %
5 - erfindungsgemäße Kunststoffmischung, bestehend aus Dispersion (gemäß Beispiel
1) und Lösung (gemäß Beispiel 3) im Verhältnis 20 : 1, mit Zusätzen von
- formaldehydfreiem Naßfestmittel und
- Entschäumer,
verdünnt mit Wasser auf einen Feststoffgehalt von ca. 25%.
[0038] Eine reine Kunstharz-Dispersion (Rezeptur 1) reduziert zwar aufgrund ihrer guten
filmbildenden Eigenschaften die Wasserabsorption am stärksten, die Penetration in
das Rohpapier ist jedoch unzureichend. Das belegen die nur geringfügig verbesserten
Werte bezüglich Schichtfestigkeit und Steifigkeit.
[0039] Durch eine Verdünnung dieser Dispersion mit Wasser (Rezeptur 2) erfolgt eine stärkere
Penetration in das Rohpapier bei gleichzeitig erhöhter Wasserabsorption und noch
ungenügender Elastizität des imprägnierten Papiers.
[0040] Die ungenügende Imprägnierung machte sich außerdem in einer unzureichenden Ribbelfestigkeit
der Papieroberfläche bemerkbar. Die Imprägnierung des Rohpapiers mit der wasserverdünnten
Kunstharz-Lösung (Rezeptur 3) führt zwar zu einer verbesserten Elastizität, jedoch
auf Kosten einer stark verschlechterten Schichtfestigkeit.
[0041] Auch der Zusatz von Naßfestmittel (Rezeptur 4) bewirkt keine wesentliche Eingenschaftsveränderung
des imprägnierten Papiers.
[0042] Erst durch die erfindungsgemäße Kunstharz-Mischung von Dispersion und Lösung (Rezeptur
5) wird der gewünschte hohe Imprägniereffekt der Leimflotte und damit alle angestrebten
guten Papiereigenschaften erreicht, charakterisiert durch eine um ca. 10 % höhere
Schichtfestigkeit als bei Rezeptur 2, relativ niedrige Wasserabsorption und höchste
Elastizität (ca. 10 % niedrigere Steifigkeit als bei Rezeptur 3).
[0043] Dieser anhand der Wirkung der Einzelkomponenten (Dispersion, Lösung, Naßfestmittel)
nicht zu erwartende überproportional hohe Imprägniereffekt ist auf den Synergismus
von Dispersion und Lösung zurückzuführen.
Beispiel 2
[0044] In einer weiteren Versuchsreihe wurde die mittelharte Kunstharzdispersion (5) durch
eine harte Dispersion mit einer Teilchengröße von ca. 0,15 µm, Mindest-Filmbildungstemperatur
ca. 25° C, ausgetauscht. Bei dieser Dispersion handelte es sich um eine wäßrige Copolymerdispersion
auf Basis von Acrylsäureester und Styrol.
[0045] Folgende Eigenschaften des damit imprägnierten Rohpapiers wurden erhalten (die mit
der Rezeptur 5 aus der vorhergehenden 1. Versuchsreihe erreichten Ergebnisse wurden
zum besseren Verständnis nochmals aufgeführt):
6 - Kunstharz-Dispersion, mit Wasser verdünnt, mit Zusatz von formaldehydfreiem Naßfestmittel,
Feststoffgehalt ca. 25 %
7 - erfindungsgemäße Kunstharzmischung, bestehend aus Dispersion und der Lösung gemäß
Beispiel 3 im Verhältnis 20 : 1, mit Zusätzen von
- formaldehydfreiem Naßfestmittel und
- Entschäumer,
verdünnt mit Wasser auf einen Feststoffgehalt von ca. 25%.
[0046] Mit einer reinen Kunstharz-Dispersion gemäß Rezeptur 6 ist, wie auch bereits bei
den Rezepturen 1 und 2 belegt, nicht der angestrebte hohe Imprägniereffekt zu erreichen.
Erst die erfindungsgemäße Kombination von Dispersion und Lösung führt wiederum zu
den gewünschten Papiereigenschaften, wobei aufgrund der hohen Filmhärte der gewählten
Dispersion die Elastizität des imprägnierten Papieres schlechter als bei Verwendung
der Rezeptur 5 ausfällt.
[0047] Durch eine nachfolgende Satinage dieser erfindungsgemäß imprägnierten Papiere wird
die Steifigkeit um ca. 10 bis 20 %, die Wasserabsorption um ca. 15 bis 20 % erniedrigt,
während die Schichtfestigkeit nahezu konstant bleibt.
Beispiel 3
[0048] In der nächsten Versuchsreihe wurde die erfindungsgemäße Kunstharz-Mischung von
Dispersion und Lösung in Kombi nation mit einem Harnstoff-Formaldehyd-Harz im Verhältnis
2 : 1 zur Imprägnierung des Rohpapiers nach Beispiel 1 verwendet.
8 - Kunstharz-Dispersion allein gemäß Rezeptur 6 in Kombination mit Harnstoff-Fomaldehyd-Harz
im Verhältnis 2 : 1
9 - erfindungsgemäße Kunstharzmischung, bestehend aus Dispersion und Lösung gemäß
Rezeptur 7 (im Verhältnis 20 : 1) in Kombination mit Harnstoffharz im Verhältnis 2
: 1
10 - Kunstharz-Dispersion allein (wäßrige anionische Copolymerdispersion auf Basis
von Acrylaten) Feststoffgehalt 50 %, mittlere Teilchengröße ca. 0,15 µm, mittlere
Filmhärte, Mindest-Filmbildungstemperatur 12° C in Kombination mit Harnstoff-Formaldehyd-Harz
im Verhältnis 2 : 1
11 - erfindungsgemäße Kunstharzmischung, bestehend aus Dispersion (gemäß Rezeptur
10) und Lösung (gemäß Rezeptur 3) im Verhältnis 20 : 1 in Kombination mit Harnstoffharz
im Verhältnis 2 : 1
[0049] Die erhaltenen Eigenschaften des imprägnierten Papiers sind in der folgenden Tabelle
zusammengefaßt:
[0050] Auch Kombinationen von Kunstharz-Dispersionen und Tränkharzen, wie z. B. Harnstoff-Formaldehyd-Harz,
wie sie zur Imprägnierung von Dekorrohpapieren in separaten Imprägnieranlagen üblich
sind, führen zur Verbesserung der Eigenschaften des Rohpapiers. Der Typ der verwendeten
Kunstharz-Dispersionen bestimmt dabei wesentlich Flottenaufnahme, Porosität, Wasserabsorption
und Schichtfestigkeit des Papiers (s. Rezepturen 8 und 10).
[0051] Aber erst durch die erfindungsgemäße Kunstharz-Mischung von Dispersion und Lösung
werden auch bei diesen speziellen Tränkharz-Kunstharz-Kombinationen der gewünschte
hohe Imprägniereffekt und damit die angestrebten Eigenschaften des imprägnierten
Papiers erreicht (s. Rezepturen 9 und 11). Dazu zählt die z. B. beträchtliche Reduzierung
von Porosität und Wasserabsorption sowie die Erhöhung der Schichtfestigkeit. Aufgrund
des relativ hohen Tränkharz-Anteils liegt jedoch das Niveau der Schichtfestigkeit
etwas niedriger als bei den Rezepturen 1 und 2.
1. Verfahren zur Herstellung von mit Kunstharzen in Form von Lösungen und Dispersionen
imprägnierten Papierbahnen, dadurch gekennzeichnet, daß die Papierbahn aus einem Zellstoffasergemisch
von hoher Saugfähigkeit und Festigkeit gebildet wird, das auf einen Mahlgrad von maximal
35° SR gemahlen ist und die Imprägnierflüssigkeit aus einem Gemisch wäßriger anionischer
Copolymerdispersionen und wäßriger anionischer Lösungen besteht, mit einem pH-Wert
zwischen 7,5 und 10, und der Auftrag mit einer Leimpresse in der Trockenpartie der
Papiermaschine durchgeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der pH-Wert vorzugsweise
auf einen Bereich zwischen 8 und 9 eingestellt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Zellstoff der
Papierbahn aus Eukalyptus-Zellstoff und Kiefernholzsulfat-Zellstoff in einem Verhältnis
von 50 : 50 bis 10 : 90, vorzugsweise 30 : 70 bis 15 : 85, gebildet wird, gegebenenfalls
in Kombination mit synthetischen Faserstoffen und einer vorzugsweise schneidenden
Mahlung bis zu einem Mahlgrad von 15 bis 25° SR unterworfen wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß dem Faserstoff der
Papierbahn weitere chemische Hilfsmittel wie pH-Regulierer, Naß- und Trockenfestmittel,
Kunstharzdispersionen, Fällungsmittel (Fixiermittel), Tenside, Farbstoffe, Füllstoffe
und dergleichen zugesetzt werden.
5. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß als Tränk- bzw. Beschichtungssubstanz
für die Behandlung des Faservlieses übliche wäßrige, anionische Copolymerdispersionen
auf Basis von Acrylsäure, Acrylsäureester, Acrylnitril, Vinylacetat und/oder Styrol
mit einer mittleren Teilchengröße unter 0,2 my, geringer bis mittlerer Filmhärte
und Mindest-Filmbildungstemperatur unter 30° in Kombination mit üblichen wäßrigen,
anionischen Lösungen von Copolymerisaten auf Basis von Maleinsäureanhydrid bzw. Maleinsäure
mit z. B. Styrol, Acrylsäure, Acrylsäureestern und dergleichen im Verhältnis 100 :
1 bis 10 : 1 (auf Wirksubstanz berechnet), vorzugsweise 25 : 1 bis 15 : 1, sowie
mit weiteren Zusätzen, wie Härtungs-, Viskositätsregulierungs-, Antihaft- und Penetrationshilfsmittel
sowie Pigmenten und Farbstoffen verwendet werden.
6. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß zusätzlich die Mischung
aus Dispersion und Lösung einen Anteil eines Tensides enthält.
7. Verfahren nach Anspruch 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Anteil eines Tensides,
bezogen auf die Mischung aus Dispersion und Lösung, 0,05 bis 1,5 % beträgt.
8. Verfahren nach Anspruch 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Durchtränkung
des Faservlieses der Papierbahn innerhalb der Papiermaschine in einer ersten Prozeßstufe
beidseitig mittels Walzenauftrag und eine Beschichtung in einer zweiten Prozeßstufe
einseitig mittels Rakelauftrag erfolgt, der sich eine Oberflächenglättung der Papierbahn
anschließt.
9. Verfahren nach Anspruch 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Papierbahn nach
erfolgter Trocknung und Oberflächenglättung einer weiteren Oberflächenvergütung einer
Seite, wie Beschichtung, Bedruckung und/oder Lackierung unterworfen wird.
10. Verwendung einer getrockneten Papierbahn, hergestellt nach Anspruch 1 bis 9 zur
Umhüllung von Möbelteilen (Gehäuseummantelung) durch Aufkleben derselben auf eine
steife Unterlage und Weiterverarbeitung eines solchermaßen erhaltenen Verbundstoffes
durch Anbringung von Gehrungsschnitten und Faltung im Bereich der Gehrungsschnitte
zu dreidimensionalen Möbelteilen (Faltkorpus).