[0001] Die Erfindung betrifft die Verwendung von Polyglykoldialkylethern als Viskositätsregler
für wässrige Aniontensidlösungen.
[0002] Tensid/Wasser-Systeme, aus denen die unter die Gruppe der kosmetischen Präparate
fallenden Körperreinigungsmittel (Haarshampoos, Schaumbäder, Duschbäder, Handwaschpasten)
im wesentlichen bestehen, enthalten als hauptsächlichen Tensidanteil meist Aniontenside,
beispielsweise Alkylethersulfate. Hauptgründe für deren Verwendung sind gute Reinigungs-
und Schaumeigenschaften. Zum Zwecke der Stabilisierung von dispersen Systemen, z.B.
Perlglanzmitteln, und der besseren Handhabung bei der Anwendung derartiger Aniontenside
enthaltender Lösungen werden bei der Produktion Verdickungsmittel zugesetzt.
[0003] Als Mittel zur Erhöhung der Viskosität aniontensidhaltiger Formulierungen sind aus
dem Stand der Technik eine Vielzahl von Verbindungen bekannt. Die einfachste und billigste
Lösung zur Regulierung der Viskosität aniontensidhaltiger Lösungen besteht darin,
daß man Kochsalz oder andere Elektrolyte zusetzt. Dadurch werden die Ladungsverhältnisse
in den Lösungen drastisch geändert, wobei letztlich die Assoziation von Tensid-Mizellen
ermöglicht, d.h. die Bildung sehr großer Mizellen begünstigt wird. Dies führt zu
einem Viskositätsanstieg. Als Verdickungsmittel werden außerdem Kombinationen von
Elektrolyten, beispielsweise Kochsalz, mit Alkanolamiden eingesetzt. Nachteilig ist,
daß diese unter Freisetzung von Amin zur Hydrolyse neigen.
[0004] Als Verdickungsmittel werden außerdem auch Hydroxyethylzellulose oder Fettsäurepolyglykolester
eingesetzt. So werden beispielsweise in der US-PS 3 957 970 Shampoos beschrieben,
die Polyethylenglykol-distearat als viskositätsregelndes Agens enthalten. Fettsäurepolyglykolester
zeigen zwar ein brauchbares Verhalten als Viskositätsregulatoren aniontensidhaltiger
Formulierungen, werden jedoch in wässrigen Lösungen sukzessive in Fettsäure und
Polyglykol hydrolysiert. Sie können daher über längere Zeit ihre verdickende Wirkung
nicht beibehalten.
[0005] Fettalkoholethoxylate sind ebenfalls als Viskositätsregler für Tensidlösungen untersucht
worden, weisen jedoch ebenfalls den Nachteil auf, eine befriedigende Verdickung aniontensidhaltiger
Lösungen nicht zu gewährleisten.
[0006] Es wurde nun gefunden, daß die Nachteile der bisher üblicherweise verwendeten Verdickungsmittel,
vor allem die hydrolytische Spaltung der Viskositätsregulatoren, nicht eintreten,
wenn man als Viskositätsregler für wässrige Aniontensidlösungen Polyglykoldialkylether
verwendet. Die Erfindung betrifft daher die Verwendung von Polyglykoldialkylethern
der allgemeinen Formel (I)
R¹-O ( CH₂-CH₂-O )
nR² (I)
in der R¹ und R² gleich oder verschieden sein können und für geradkettige oder verzweigte
Alkyl- oder Alkenylreste mit 8 bis 22 C-Atomen und n für Zahlen von 10 bis 70 stehen,
als Viskositätsregler für wässrige Aniontensidlösungen allein oder in beliebigen Mischungen
mit als Viskositätsregler bekannten, in Aniontensidlösungen verwendeten Verbindungen.
[0007] Die erfindungsgemäß verwendeten Polyglykoldialkylether der allgemeinen Formel (I)
enthalten an ihren Enden zwei Alkyl- oder Alkenylreste R¹ und R², die gleich oder
verschieden sein können, und für geradkettige oder verzweigte Reste mit 8 bis 22 C-Atomen
stehen. Herstellungsbedingt sind die beiden Reste R¹ und R² in der Regel verschieden
und stehen, insbesondere bei aus nativen Quellen zugänglichen Verbindungen, bevorzugt
für geradkettige Alkyl- oder Alkenylreste im angegebenen C-Zahlbereich. Besonders
geeignet sind n-Alkyl- oder Alkenylreste aus der Gruppe Octyl, Nonyl, Decyl, Undecyl,
Dodecyl, Tridecyl, Tetradecyl, Pentadecyl, Hexadecyl, Heptadecyl, Octadecyl, Octadecenyl,
Nonadecyl, Eicosanyl, Uneicosanyl oder Docosanyl. Aus dieser Gruppe sind insbesondere
die Reste der höheren Kettenlängen, wie beispielsweise mit 14 bis 22 C-Atomen, bevorzugt.
[0008] n in der allgemeinen Formel (I) für die erfindungsgemäß verwendeten Polyglykoldialkylether
liegt im Bereich von 10 bis 70, bevorzugt im Bereich von 30 bis 50. Dabei ist darunter
der durchschnittliche Ethoxylierungsgrad zu verstehen.
[0009] Die erfindungsgemäß verwendeten Polyglykoldialkylether der allgemeinen Formel (I)
sind als solche bekannt und werden auch nach an sich bekannten Synthesemethoden industriell
hergestellt. Dies kann beispielsweise dadurch erfolgen, daß Fettalkoholethoxylate
der allgemeinen Formel (II)
R¹-O(CH₂-CH₂-O)
nH (II)
in der R¹ und n die oben angegebenen Bedeutungen haben, mit Alkylhalogeniden
R²X (III)
in denen R² die oben angegebenen Bedeutungen haben kann und X für Cl, Br oder I stehen
kann, in Gegenwart von Alkali umgesetzt werden. Die Fettalkoholethoxylate der allgemeinen
Formel (II) werden dabei in ebenfalls an sich bekannter Weise aus Fettalkoholen und
Ethylenoxid im gewünschten Molverhältnis, das sich dann in der Größe von n in den
allgemeinen Formeln (I) und (II) niederschlägt, umgesetzt. Dabei können als Fettalkohole
native oder synthetische Alkanole verwendet werden, wobei als Ausgangsalkohol nicht
nur die reinen Verbindungen zu nennen sind, sondern auch die aus nativen Quellen
zugänglichen Fettalkoholgemische zu verstehen sind, die Alkylreste mit C-Zahlen in
einem mehr oder weniger engen Bereich aufweisen. Als solche sind beispielsweise Alkohole
aus der Talgfettspaltung ("Talgalkohole") zu verstehen.
[0010] Die erfindungsgemäß verwendeten Polyglykoldialkylether der allgemeinen Formel (I)
können als Viskositätsregler in wässrigen Aniontensidlösungen allein oder in beliebigen
Mischungen mit als Viskositätsregler allgemein bekannten und in Aniontensidlösungen
verwendeten Verbindungen eingesetzt werden. Dabei zeigen sie erfahrungsgemäß in Verbindung
mit anderen Viskositätsreglern eine deutlich bessere Wirkung, weswegen ihr Einsatz
in Mischungen mit anderen Viskositätsreglern bevorzugt ist. Als andere Viskositätsregler
werden dabei mit Vorteil die auch sonst als Viskositätsregler in Aniontensidlösungen
verwendeten Elektrolyte angesehen; z.B. Natriumchlorid. Dabei liegt die Konzentration
der Polygylkoldialkylether allein oder in solchen Kombinationen im Bereich von 2
bis 7 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht des Systems Wasser/Tensid/Verdicker.
Als Vorteil ist dabei anzusehen, daß derartige Polyglykoldialkylether-Elektrolyt-Kombinationen
schon bei niedrigen Salzkonzentrationen zu deutlich höheren Viskositätswerten für
die Antiontensidlösungen führen, als dies bei herkömmlichen Verdickern, insbesondere
bei der Verwendung von Elektrolyten allein beobachtet wird. Dabei liegt bei Verwendung
einer Mischung aus Polyglykoldialkylethern und Elektrolyten der erzielte Viskositätsgewinn
deutlich über der additiven Wirkung einer alleinigen Verwendung von Elektrolyten und
der - auch in Abwesenheit von Elektrolyten schon überraschend guten - verdickenden
Wirkung der erfindungsgemäß verwendeten Polyglykoldialkylether. Diese synergistische
Wirkung zeigt sich bei Verwendung in allen üblicherweise verwendeten Aniontensidlösungen
und wirkt sich auch dort aus, wo bisher große Probleme bei der Viskositätsregelung
der Tensidlösungen bestanden, beispielsweise bei schwer verdickbaren, hochethoxylierten
Alkylethersulfat-Tensiden und Aniontensiden auf Sulfosuccinatbasis.
[0011] Es zeigte sich, daß die erfindungsgemäß verwendeten Verbindungen die Schaumeigenschaften
der Tensidlösungen nicht oder nur wenig beeinträchtigten. Außerdem ließen sich Polyglykoldialkylether
gut in wässrige Aniontensidlösungen einarbeiten.
[0012] Die Erfindung wird durch die nachfolgenden Beispiele näher erläutert.
[0013] Die viskositätsregulierende Wirkung der erfindungsgemäß verwendeten Polyglykoldialkylether
der allgemeinen Formel (I) wurde in wässrigen Lösungen (10 % waschaktive Substanz)
folgender Aniontenside getestet:
Aniontensid 1: Kokosalkohol (C₁₂
/₁₄)-2EO-Sulfat-Natrium und
Aniontensid 2: Talgalkohol (C₁₂
/₁₈)-7EO-Sulfat-Natrium/-Magnesium.
[0014] Die Viskosität der wässrigen Tensidlösungen wurde nach Höppler in einem Kugelfallviskosimeter
bei 20°C bestimmt.
Beispiel 1
[0015] Nach der oben angegebenen Synthesemethode wurden folgende Polyglykoldialkylether
der allgemeinen Formel (I) hergestellt; ihr Schmelzbereich ist der nachfolgenden
Tabelle 1 zu entnehmen.

Beispiel 2
[0016] Die viskositätserhöhende Wirkung der erfindungsgemäß verwendeten Polyglykoldialkylether
der allgemeinen Formel (I) in aniontensidhaltigen Formulierungen (Aniontenside: die
oben genannten Tenside wurden bei unterschiedlicher Konzentration des Polyglykoldialkylethers
sowie in Gegenwart unterschiedlich hoher Mengen an Elektrolyt (NaCl) überprüft. Die
Ergebnisse sind den Tabellen 2 und 3 zu entnehmen. Die Angabe "100 mPa.s" bedeutet,
daß die Viskosität unter 100 mPa.s liegt.
Vergleichsbeispiel
[0017] Es wurde anstelle der Polyglykoldialkylether ein herkömmliches Kokosfettsäurediethanolamid
als viskositätsregulierende Komponente in den wässrigen Aniontensidlösungen verwendet.
Die Ergebnisse sind der letzten Spalte der Tabellen 3 und 4 zu entnehmen.
Tabelle 2
[0018] Abhängigkeit der Viskosität einer Lösung des Aniontensids 1 (10 % Aktivsubstanz)
in Gegenwart unterschiedlicher Mengen der Verbindungen aus Beispiel 1 (a bis d) und
Natriumchlorid.

Tabelle 3
[0019] Abhängigkeit der Viskosität einer Lösung des Aniontensids 1 (10 % Aktivsubstanz)
in Gegenwart unterschiedlicher Mengen der Verbindungen aus Tabelle 1 (e bis i) sowie
der Verbindung des Vergleichsbeispiels.

Tabelle 4
[0020] Abhängigkeit der Viskosität einer Lösung des Aniontensids 2 (10 % Aktivsubstanz)
in Gegenwart unterschiedlicher Mengen der Verbindungen des Beispiels 1 sowie unterschiedlicher
Mengen an Elektrolyt (NaCl).

[0021] Die Polygylkoldialkylether zeigten natürlicherweise entsprechend den Strukturunterschieden
unterschiedlich starke Auswirkungen auf die Viskosität von Aniontensidlösungen. In
salzfreien und auch salzhaltigen Aniontensidformulierungen erwies sich das Produkt
des Beispiels 1e als besonders wirksames Verdickungsmittel: es erhöhte die Viskosität
aniontensidhaltiger Formulierungen ausgesprochen stark.
[0022] Die Wirkung der meisten Produkte zeigte sich (mit Ausnahme der Verbindung (I) des
Beispiels 1e) erst bei Zusätzen von 4 % und höher.
[0023] Mit der Verbindung des Beispiels 1e ließ sich auch die Viskosität schwer verdickbarer
Aniontensidformulierungen (vgl. Tabelle 4 mit Aniontensid 2) bereits bei einem Zusatz
von 2 % des Polygylkoldialkylethers ausreichend erhöhen.
1. Verwendung von Polyglykoldialkylethern der allgemeinen Formel (I)
R¹-O ( CH₂-CH₂-O )nR² (I)
in der R¹ und R² gleich oder verschieden sein können und für geradkettige oder verzweigte
Alkyl- oder Alkenylreste mit 8 bis 22 C-Atomen und n für Zahlen von 10 bis 70 stehen,
als Viskositätsregler für wässrige Aniontensidlösungen allein oder in beliebigen Mischungen
mit als Viskositätsregler bekannten, in Aniontensidlösungen verwendeten Verbindungen.
2. Verwendung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß in der allgemeinen Formel
(1) R¹ und R² verschieden sind.
3. Verwendung nach Ansprüchen 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß in der allgemeinen
Formel (I) die Reste R¹ und R² geradkettig sind.
4. Verwendung nach Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Alkylreste
R¹ und R² 14 bis 22 C-Atome aufweisen.
5. Verwendung nach Ansprüchen 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß in der allgemeinen
Formel (I) n für Zahlen im Bereich von 30 bis 50 steht.
6. Verwendung nach Ansprüchen 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß Verbindungen der
allgemeinen Formel (I) mit anderen Viskositätsreglern kombiniert werden.
7. Verwendung nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß Verbindungen der allgemeinen
Formel (I) mit Elektrolyten kombiniert werden.
8. Verwendung nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß Verbindungen der allgemeinen
Formel (I) mit Kochsalz kombiniert werden.
9. Verwendung nach Ansprüchen 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß der Gehalt an
Verbindungen der allgemeinen Formel (I) in den wässrigen Aniontensidlösungen im Bereich
von 2 bis 7 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht des Systems Wasser/Tensid/Viskositätsregler
beträgt.