(19)
(11) EP 0 232 479 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
19.08.1987  Patentblatt  1987/34

(21) Anmeldenummer: 86115729.5

(22) Anmeldetag:  12.11.1986
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4E04H 9/10
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE ES FR GB GR IT LI LU NL SE

(30) Priorität: 13.02.1986 DE 3604466

(71) Anmelder: Hoesch Aktiengesellschaft
D-44145 Dortmund (DE)

(72) Erfinder:
  • Mielke, Georg, Ing. grad.
    D-4700 Hamm 1 (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Transportable Zivilschutzvorrichtung


    (57) Zur einfachen Integration einer ausreichenden Anzahl von Schutzräumen in beliebige Baukörper und zur Ausnutzung eines durch den jeweiligen Baukörper gebildeten Schutzpotentials wird eine transportable Zivilschutvorrichtung vorgeschlagen, die aus einem zylinderförmigen hermetisch abschließbaren Stahlkör­per (1, 13) besteht, mindestens eine Person aufnehmen kann, alle nötigen Versorgungseinrichtungen zur zeitweisen Umgebungs­unabhängigkeit enthält und mit dem Baukörper verschüttet, heißen, kalten oder strahlenden Umgebungen ausgesetzt und wieder geborgen werden kann, ohne daß eine in der Zivilschutz­vorrichtung befindliche Person zu Schaden kommt (Fig. 1).




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft eine transportable, mit zwei hermetisch verschließbaren Ausstiegen versehene Zivilschutzvorrichtung, bestehende aus einem zylinderförmigen Stahlbehälter mit Ver- und Entsorgungseinrichtungen zur zeitweisen Umgebungsunabhängigkeit einer oder mehrerer Personen, nutzbar in Verbindung mit Baukör­pern.

    [0002] Zivilschutzvorrichtung der genannten Art sind in verschiede­nen Ausführungsformen bekannt.

    [0003] So beschreibt die DE-C2-30 35347 einen zylindrischen Stahlbe­hälter, der in einer Hülle aus Beton befestigt und unterirdisch eingebaut wird. Der Zugang erfolgt über tunnelartige Schleusen, die mit Fluchtkellern oder mit der Erdoberfläche verbunden sind. Diese tunnelartigen Schleusen können als exponiertes Bau­teil des Schutzraumes bei Angriff äußerer Kräfte, wie sie durch Verschiebungen bei Druckwellen oder Erdbebeneinwirkungen ent­stehen, leicht beschädigt oder abgerissen werden. Entsprechend große Schwierigkeiten entstehen bei einer Rettung der In­sassen.

    [0004] Die unterirdische Ausführung dieser Schutzräume und insbesonde­re die Schaffung der Verbindungen mit vorhandenen Baukörpern erfordern zudem eine relativ hohen Aufwand. Auch wird durch den Einbauort das schnelle Erreichen eines solchen Schutzraumes behindert, insbesondere für Personen in Hochhäusern oder größe­ren Bürogebäuden.

    [0005] Bekannt ist auch aus der DE-C-705 637 ein zylindrischer Stahl­behälter, der als selbständiger Schutzraum gegen Kampfgase, Kampfstofe und Geschosse bestehen soll.

    [0006] Die Möglichkeit eines längeren Aufenthaltes in diesem Schutz­raum bzw. die der zeitweisen Unabhängigkeit von der Umgebung ist jedoch hier nicht gegeben, da maßgebliche Einrichtungen der Versorgung bzw. des hermetischen Abschlusses von der Umgebung nicht vorhanden sind.

    [0007] Da zudem die Zugangswege zu diesem Schutzraum nicht geschützt oder durch abgesicherte Fluchtwege mit Gebäuden verbunden sind, ist ein Erreichen dieser Schutzräume im Bedarfsfalle nicht immer sichergestellt.

    [0008] Ebenfalls bekannt ist eine metallener, kesselartiger Schutzraum gegen Fliegerangriffe (DE-C-633 501), der u. a. auch fahrbar ausgeführt werden kann.

    [0009] Ungünstig ist hierbei neben der ebenfalls nicht vorhandenen Ab­sicherung der Zugangswege die mangelnde Anbindung an bestehende Baukörper.

    [0010] Allen bekannten Systemen liegt weiterhin ein mangelndes Defen­sivverhalten zugrunde, da alle Schutzräume während des Einwir­kens äußerer Kräfte, wie z. B. durch Druckwellen oder durch Erdbeben hervorgerufenen Kräfte, direkt als Angriffsfläche widerstehen sollen.

    [0011] Darüber hinaus ist eine Integration in vorhandene Baukörper oder in schon bestehende alte Schutzräume nicht oder nur schwierig mit konstruktiv aufwendigen Maßnahmen möglich.

    [0012] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, einen Zivil­schutzraum zu schaffen, der transportierbar und in bestehende Baukörper einfach integrierbar ist sowie einen ausreichenden Schutz vor äußeren Einwirkungen, wie z. B. Druckwellen oder durch Erdbeben hervorgerufene Kräfte bietet, ein relativ leichtes Aufspüren und Bergen der zu schützenden Personen er­möglicht, die Fertigung dieses Schutzraumes in Serie erlaubt und die Integration in bestehende Baukörper mit geringem Auf­wand ermöglicht.

    [0013] Zur Lösung dieser Aufgabe wird bei eine Zivilschutzvorrichtung der eingangs genannten Gattung erfindungsgemäß vorgeschlagen, daß die Zivilschutzvorrichtung innerhalb von Baukörpern freibe­weglich angeordnet ist, wobei ein Ausstieg aus dem zylindri­schen Stahlbehälter als dessen von außen angeschlagener an­nähernd durchmessergleicher Deckel ausgebildet, der Stahlbehäl­ter mit aufpralldämpfendem Material ausgekleidet, außen mit Aushängmitteln für Transport und Bergung versehen, sowie mit einem aufspürbaren Personenmelder ausgerüstet ist.

    [0014] Weiterbildende Merkmale der Erfindung sind in der Unteran­sprüchen erfaßt.

    [0015] Vorteilhafterweise wird der in geschweißter Ausführung als Serienprodukt hergestellte, leicht zu transportierende, zylin­derförmige Stahlbehälter in seiner Abmessung bzw. seinem Perso­nenfassungsvermögen dem jeweiligen Baukörper angepaßt, in dem Zivilschutzräume installiert werden sollen. Hierbei werden als Zivilschutzvorrichtung Stahlbehälter bevorzugt, die eine, zwei oder drei Personen beherbergen können.

    [0016] Die Aufstellung dieser Zivilschutzvorrichtung in vorhandenen Baukörpern erfolgt so, daß die Zivilschutzvorrichtung einer­seits von den Bewohnern des Baukörpers leicht und sicher er­reicht werden können, d. h. an Fluchtwegen, Treppenhäusern, Korridoren oder direkt am Arbeitsplatz, und daß andererseits bestmöglich die Schutzkapazität ausnutzbar wird, welche durch die konstruktive Ausführung der Baukörper gegeben ist. Die Maße des die Zivilschutzvorrichtung umgebenden Baukörpers hat somit eine Stoßdämpferfunktion und erhöht durch eine teilweise Auf­nahme der einwirkenden Kräfte die Schutzwirkung der Zivil­schutzvorrichtung für die in ihr befindlichen Personen.

    [0017] Im Baukörper vorhandene Spannungen können nicht auf die Zivil­schutzvorrichtung übertragen werden, da diese nicht mit dem Baukörper fest verbunden ist. Die Zivilschutzvorrichtung ist von ihren inneren und äußeren Einrichtungen her so ausgelegt, daß eine oder mehrere in seinem Inneren befindliche Personen ein Zusammenbrechen des Baukörpers und ein Verschüttetwerden durch Teile des Baukörpers ohne Schaden überstehen können. Da­bei wird insbesondere die entstehende kinetische Energie, z. B. beim Hinfallen der Personen, durch eine Innenauskleidung des Stahlbehälters mit aufpralldämpfendem Material aufgefangen. Vorteilhafterweise besteht das aufpralldämpfende Material aus wärmedämmendem Kunststoff geringer Dichte oder Mineralwolle, vorzugsweise mit einer wärmereflektierenden Schicht kaschiert. Diese Wärmedämmung bzw. Wärmereflektion bewirkt eine Aufrecht­erhaltung der Körpertemperatur der in der Zivilschutzanlage be­findlichen Personen, falls diese über einen längeren Zeitraum in einer kalten Umgebung verschüttet sind.

    [0018] Die Bergung bzw. Rettung der in den Schutzräumen verschütteten Personen wird durch den aufspürbaren Personenmelder erleich­tert, der vorzugsweise aus einer in dem Schutzraum befindlichen Niederfrequenzspule besteht, welche durch das Schließen der Einstiegsluke von innen aktiviert wurde und durch eine Magnet­feldsonde von der Oberfläche des Verschüttungsgebietes geortet werden kann.

    [0019] Der Schutzraum verhindert auch, daß durch den nachfolgenden schnellen und effektiven Einsatz von schwerem Räumgerät die Personen zu Schaden kommen können. Nach Auffinden und Freilegen des Schutzraumes kann dieser unter Zuhilfenahme der außen ange­brachten Anschlagmittel aus dem Verschüttungsgebiet entfernt, geöffnet und die darin befindliche Person befreit werden.

    [0020] In einer zweckmäßigen weiteren Ausbildung kann der zylindrische Teil des Stahlbehälters doppelwandig ausgebildet werden, wobei der Ringraum als Speicher für Trink- und/oder Kühlwasser dient.

    [0021] Ebenso kann eine Ausführung ein Feuerlöschsystem beinhalten, welches, im Brandfall von innen betätigt, die Umgebung des Stahlbehälters ablöscht.

    [0022] Zusätzlich kann einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung ent­sprechend der als Ausstieg aus dem zylindrischen Stahlbehäter außen angeschlagene annähernd durchmessergleiche Deckel mit einem Scharnier versehen sein, welches im Notfall, von innen oder außen betätigt, absprengbar ist, um nach einem möglichen Verziehen oder Verwerfen des Schutzraumes einen sicheren Aus­stieg zu gewährleisten.

    [0023] In einer weiteren nützlichen Ausführung kann die Außenseite des Stahlbehälters mit strahlungs- oder hitzeabweisenden Materia­lien beschichtet sein, so daß auch ein längerer Aufenthalt in einer entsprechend heißen oder strahlenden Umgebung möglich ist.

    [0024] Nachfolgend wird die Erfindung anhand schematischer Ausfüh­rungsbeispiele näher erläutert. Es zeigt

    Fig. 1 eine teilweise im Längschnitt dargestellte Ausführungs­form für 1 Person,

    Fig. 2 den Querschnitt durch eine Ausführungsform für 3 Perso­nen,

    Fig. 3 eine Anordnung von erfindungsgemäßen Zivilschutzvorrich­tungen in einem Großraumbüro.



    [0025] Eine Zivilschutzvorrichtung (Fig. 1) besteht aus einem Stahl­behälter 1 von ca. 1,2 m Durchmesser mit einer Wanddicke von 25 mm und einer Höhe von 3 m.

    [0026] Der zylindrische Teil des Stahlbehälters 1 wurde als endloses geschweißtes Schraubennahtrohr gefertigt und in Einzellängen zerteilt.

    [0027] Der Stahlbehälter 1 ist versehen mit einer Auskleidung 2 aus 80 mm dicker Steinwolle, deren nach innen gerichtete Oberfläche mit einer 0,1 mm dicken Alumiumfolie kaschiert ist. Auf der runden Bodenplatte 3 mit einer Wanddicke von ebenfalls 25 mm wird vor dem Verschweißen mit dem zylindrischen Stahlbehälter 1 die als Sitzbank gestaltete Versorgungseinrichtung 4 befestigt. Diese Versorgungseinrichtung 4 enthält alle notwendigen Ein­richtungen zur Umgebungsunabhängigkeit wie Atemluft, Wasser, Nahrungsmittel, Verbandszeug, Radio usw.

    [0028] Der Stahlbehälter 1 hat einen seitlichen Ausstieg 5, der ebenso hermetisch verriegelbar ist wie der als Deckel 6 ausgebildete obere Ausstieg.

    [0029] Der Deckel 6 ist an einem per Funkbefehl von innen und außen lossprengbarem Scharnier 7 befestigt und hat als Anhängmög­lichkeit eine Öse 8 zur Bergung der gesamten Zivilschutzvor­richtung.

    [0030] Die Wanddicke des Deckels 6 ist der durch zusammenstürzende Baukörper oder Bergung entstehenden Belastung angepaßt.

    [0031] Weitere Anhängemöglichkeiten zur Bergung sind durch ange­schweißte Ösen 9 bzw. die umlaufende Schlaufe 10 gegeben.

    [0032] Die gesamte Zivilschutzvorrichtung ist mit einer mehrlagigen Blei-/Keramikschicht als Hitze- und Kernstrahlungsschutz­schicht 11 umkleidet.

    [0033] Beim Einstieg in die Zivilschutzvorrichtung setzt die Person durch Verriegelung des Ausstiegs 5 von innen eine niederfre­quente Induktionsspule in Betrieb, die als Personenmelder 12 von Bergungsmannschaften mit magnetfeldempfindlichen Sonden ge­ortet werden kann.

    [0034] Fig. 2 zeigt eine für drei Personen bestimmte Zivilschutzvor­richtung, wobei die zylindrische Wand des Stahlbehälters 13 als ringförmiger Trinkwassertank 14 ausgebildet ist. Das Trinkwas­ser dient gleichzeitig im Brandfalle als Kühlmittel für den Innenraum. Außerdem kann im Brandfall von innen betätigt vom Löschmittelbehälter 15 aus ein Löschmittel über die Düsen 16 außerhalb des Stahlbehälters 13 versprüht werden.

    [0035] Fig. 3 zeigt eine Möglichkeit der Anordnung von einhundertvier­zehn Stahlbehältern 1 in einem 2400 qm großen Büroraum. Die Stahlbehälter sind nicht an der Außenwand 17 angebracht, damit diese als zusätzlicher Schutz gegen Druckwellen genutzt werden kann. Die günstigste Anordnung der Stahlbehälter 1 ist deren Aufstellung in der Nähe der Gebäudestützen 18 und der Trep­pen 19, da hier einerseits die Fluchtwege angelegt sind und andererseits durch die Gebäudestützen 18 und Schächte der Treppen 19 eine zusätzliche Schutzwirkung gegen senkrecht wir­kende Kräfte gegeben ist.


    Ansprüche

    1. Transportable, mit zwei hermetisch verschließbaren Ausstie­gen versehene Zivilschutzvorrichtung, bestehend aus einem zylinderförmigen Stahlbehälter mit Ver- und Entsorgungsein­richtungen zur zweitweisen Umgebungsunabhängigkeit einer oder mehrerer Personen, nutzbar in Verbindung mit Baukörpern,da durch gekennzeichnet, daß die Zivilschutzvorrichtung inner­halb von Baukörpern freibeweglich angeordnet ist ,wobei ein Ausstieg aus dem zylindrischen Stahlbehälter (1, 13) als dessen von außen angeschlagener annähernd durchmesserglei­cher Deckel (6) ausgebildet, der Stahlbehälter (1, 13) mit aufpralldämpfendem Material (2) ausgekleidet, außen mit An­hängmitteln (8, 9) für Transport und Bergung versehen sowie mit einem aufspürbaren Personenmelder (12) ausgerüstet.
     
    2. Zivilschutzvorrichtung nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch die vorzugsweise Anordnung an der den Außenwänden (17) des Baukörpers abgewandten Seite von Fluchtwegen, Treppenhäusern (19) oder Korridoren.
     
    3. Zivilschutzvorrichtung nach einem oder mehreren oder vorher­gehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das auf­pralldämpfende Material (2) aus wärmedämmendem Kunststoff geringer Dicht oder Mineralwolle, vorzugsweise mit einer wärmereflektierenden Schicht kaschiert, besteht.
     
    4. Zivilschutzvorrichtung nach einem oder mehreren der vorher­gehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Anhäng­mittel als Haken, Ösen (9) und/oder Seilschlaufe (10) um den Stahlbehälter (1, 13) ausgebildet sind.
     
    5. Zivilschutzvorrichtung nach einem oder mehreren der vorher­gehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Perso­nenmelder (12) als eine durch Magnetfeldsonden erkennbare, durch Innenverriegelung der Ausstiege (5, 6) aktivierbare, niederfrequente Induktionsspule ausgebildet ist.
     
    6. Zivilschutzvorrichtung nach einem oder mehreren der vorher­gehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch ein lossprengbares Scharnier (7) des von außen angeschlagenen Deckels (6).
     
    7. Zivilschutzvorrichtung nach einem oder mehreren der vorher­gehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Wand des zylindrischen Stahlbehälters (13) als ringförmiger Trink- und/oder Kühlwassertank (14) ausgebildet ist.
     
    8. Zivilschutzvorrichtung nach einem oder mehreren der vorher­gehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch einen integrierten Feuerlöschmittelbehälter (15), der mit außerhalb des Stahl­behälters (13) angeordneten Sprühdüsen (16) verbunden ist.
     
    9. Zivilschutzvorrichtung nach einem oder mehreren der vorher­gehenden Ansprüche, gekennzeichnet durch eine keramische oder metallische Strahlungs- und/oder Hintzeschutzschicht (11) auf der Außenoberfläche des Stahlbehälters (1, 13).
     




    Zeichnung













    Recherchenbericht