[0001] Die Erfindung betrifft eine transportable, mit zwei hermetisch verschließbaren Ausstiegen
versehene Zivilschutzvorrichtung, bestehende aus einem zylinderförmigen Stahlbehälter
mit Ver- und Entsorgungseinrichtungen zur zeitweisen Umgebungsunabhängigkeit einer
oder mehrerer Personen, nutzbar in Verbindung mit Baukörpern.
[0002] Zivilschutzvorrichtung der genannten Art sind in verschiedenen Ausführungsformen
bekannt.
[0003] So beschreibt die DE-C2-30 35347 einen zylindrischen Stahlbehälter, der in einer
Hülle aus Beton befestigt und unterirdisch eingebaut wird. Der Zugang erfolgt über
tunnelartige Schleusen, die mit Fluchtkellern oder mit der Erdoberfläche verbunden
sind. Diese tunnelartigen Schleusen können als exponiertes Bauteil des Schutzraumes
bei Angriff äußerer Kräfte, wie sie durch Verschiebungen bei Druckwellen oder Erdbebeneinwirkungen
entstehen, leicht beschädigt oder abgerissen werden. Entsprechend große Schwierigkeiten
entstehen bei einer Rettung der Insassen.
[0004] Die unterirdische Ausführung dieser Schutzräume und insbesondere die Schaffung der
Verbindungen mit vorhandenen Baukörpern erfordern zudem eine relativ hohen Aufwand.
Auch wird durch den Einbauort das schnelle Erreichen eines solchen Schutzraumes behindert,
insbesondere für Personen in Hochhäusern oder größeren Bürogebäuden.
[0005] Bekannt ist auch aus der DE-C-705 637 ein zylindrischer Stahlbehälter, der als selbständiger
Schutzraum gegen Kampfgase, Kampfstofe und Geschosse bestehen soll.
[0006] Die Möglichkeit eines längeren Aufenthaltes in diesem Schutzraum bzw. die der zeitweisen
Unabhängigkeit von der Umgebung ist jedoch hier nicht gegeben, da maßgebliche Einrichtungen
der Versorgung bzw. des hermetischen Abschlusses von der Umgebung nicht vorhanden
sind.
[0007] Da zudem die Zugangswege zu diesem Schutzraum nicht geschützt oder durch abgesicherte
Fluchtwege mit Gebäuden verbunden sind, ist ein Erreichen dieser Schutzräume im Bedarfsfalle
nicht immer sichergestellt.
[0008] Ebenfalls bekannt ist eine metallener, kesselartiger Schutzraum gegen Fliegerangriffe
(DE-C-633 501), der u. a. auch fahrbar ausgeführt werden kann.
[0009] Ungünstig ist hierbei neben der ebenfalls nicht vorhandenen Absicherung der Zugangswege
die mangelnde Anbindung an bestehende Baukörper.
[0010] Allen bekannten Systemen liegt weiterhin ein mangelndes Defensivverhalten zugrunde,
da alle Schutzräume während des Einwirkens äußerer Kräfte, wie z. B. durch Druckwellen
oder durch Erdbeben hervorgerufenen Kräfte, direkt als Angriffsfläche widerstehen
sollen.
[0011] Darüber hinaus ist eine Integration in vorhandene Baukörper oder in schon bestehende
alte Schutzräume nicht oder nur schwierig mit konstruktiv aufwendigen Maßnahmen möglich.
[0012] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, einen Zivilschutzraum zu schaffen,
der transportierbar und in bestehende Baukörper einfach integrierbar ist sowie einen
ausreichenden Schutz vor äußeren Einwirkungen, wie z. B. Druckwellen oder durch Erdbeben
hervorgerufene Kräfte bietet, ein relativ leichtes Aufspüren und Bergen der zu schützenden
Personen ermöglicht, die Fertigung dieses Schutzraumes in Serie erlaubt und die Integration
in bestehende Baukörper mit geringem Aufwand ermöglicht.
[0013] Zur Lösung dieser Aufgabe wird bei eine Zivilschutzvorrichtung der eingangs genannten
Gattung erfindungsgemäß vorgeschlagen, daß die Zivilschutzvorrichtung innerhalb von
Baukörpern freibeweglich angeordnet ist, wobei ein Ausstieg aus dem zylindrischen
Stahlbehälter als dessen von außen angeschlagener annähernd durchmessergleicher Deckel
ausgebildet, der Stahlbehälter mit aufpralldämpfendem Material ausgekleidet, außen
mit Aushängmitteln für Transport und Bergung versehen, sowie mit einem aufspürbaren
Personenmelder ausgerüstet ist.
[0014] Weiterbildende Merkmale der Erfindung sind in der Unteransprüchen erfaßt.
[0015] Vorteilhafterweise wird der in geschweißter Ausführung als Serienprodukt hergestellte,
leicht zu transportierende, zylinderförmige Stahlbehälter in seiner Abmessung bzw.
seinem Personenfassungsvermögen dem jeweiligen Baukörper angepaßt, in dem Zivilschutzräume
installiert werden sollen. Hierbei werden als Zivilschutzvorrichtung Stahlbehälter
bevorzugt, die eine, zwei oder drei Personen beherbergen können.
[0016] Die Aufstellung dieser Zivilschutzvorrichtung in vorhandenen Baukörpern erfolgt so,
daß die Zivilschutzvorrichtung einerseits von den Bewohnern des Baukörpers leicht
und sicher erreicht werden können, d. h. an Fluchtwegen, Treppenhäusern, Korridoren
oder direkt am Arbeitsplatz, und daß andererseits bestmöglich die Schutzkapazität
ausnutzbar wird, welche durch die konstruktive Ausführung der Baukörper gegeben ist.
Die Maße des die Zivilschutzvorrichtung umgebenden Baukörpers hat somit eine Stoßdämpferfunktion
und erhöht durch eine teilweise Aufnahme der einwirkenden Kräfte die Schutzwirkung
der Zivilschutzvorrichtung für die in ihr befindlichen Personen.
[0017] Im Baukörper vorhandene Spannungen können nicht auf die Zivilschutzvorrichtung übertragen
werden, da diese nicht mit dem Baukörper fest verbunden ist. Die Zivilschutzvorrichtung
ist von ihren inneren und äußeren Einrichtungen her so ausgelegt, daß eine oder mehrere
in seinem Inneren befindliche Personen ein Zusammenbrechen des Baukörpers und ein
Verschüttetwerden durch Teile des Baukörpers ohne Schaden überstehen können. Dabei
wird insbesondere die entstehende kinetische Energie, z. B. beim Hinfallen der Personen,
durch eine Innenauskleidung des Stahlbehälters mit aufpralldämpfendem Material aufgefangen.
Vorteilhafterweise besteht das aufpralldämpfende Material aus wärmedämmendem Kunststoff
geringer Dichte oder Mineralwolle, vorzugsweise mit einer wärmereflektierenden Schicht
kaschiert. Diese Wärmedämmung bzw. Wärmereflektion bewirkt eine Aufrechterhaltung
der Körpertemperatur der in der Zivilschutzanlage befindlichen Personen, falls diese
über einen längeren Zeitraum in einer kalten Umgebung verschüttet sind.
[0018] Die Bergung bzw. Rettung der in den Schutzräumen verschütteten Personen wird durch
den aufspürbaren Personenmelder erleichtert, der vorzugsweise aus einer in dem Schutzraum
befindlichen Niederfrequenzspule besteht, welche durch das Schließen der Einstiegsluke
von innen aktiviert wurde und durch eine Magnetfeldsonde von der Oberfläche des Verschüttungsgebietes
geortet werden kann.
[0019] Der Schutzraum verhindert auch, daß durch den nachfolgenden schnellen und effektiven
Einsatz von schwerem Räumgerät die Personen zu Schaden kommen können. Nach Auffinden
und Freilegen des Schutzraumes kann dieser unter Zuhilfenahme der außen angebrachten
Anschlagmittel aus dem Verschüttungsgebiet entfernt, geöffnet und die darin befindliche
Person befreit werden.
[0020] In einer zweckmäßigen weiteren Ausbildung kann der zylindrische Teil des Stahlbehälters
doppelwandig ausgebildet werden, wobei der Ringraum als Speicher für Trink- und/oder
Kühlwasser dient.
[0021] Ebenso kann eine Ausführung ein Feuerlöschsystem beinhalten, welches, im Brandfall
von innen betätigt, die Umgebung des Stahlbehälters ablöscht.
[0022] Zusätzlich kann einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung entsprechend der als
Ausstieg aus dem zylindrischen Stahlbehäter außen angeschlagene annähernd durchmessergleiche
Deckel mit einem Scharnier versehen sein, welches im Notfall, von innen oder außen
betätigt, absprengbar ist, um nach einem möglichen Verziehen oder Verwerfen des Schutzraumes
einen sicheren Ausstieg zu gewährleisten.
[0023] In einer weiteren nützlichen Ausführung kann die Außenseite des Stahlbehälters mit
strahlungs- oder hitzeabweisenden Materialien beschichtet sein, so daß auch ein längerer
Aufenthalt in einer entsprechend heißen oder strahlenden Umgebung möglich ist.
[0024] Nachfolgend wird die Erfindung anhand schematischer Ausführungsbeispiele näher erläutert.
Es zeigt
Fig. 1 eine teilweise im Längschnitt dargestellte Ausführungsform für 1 Person,
Fig. 2 den Querschnitt durch eine Ausführungsform für 3 Personen,
Fig. 3 eine Anordnung von erfindungsgemäßen Zivilschutzvorrichtungen in einem Großraumbüro.
[0025] Eine Zivilschutzvorrichtung (Fig. 1) besteht aus einem Stahlbehälter 1 von ca. 1,2
m Durchmesser mit einer Wanddicke von 25 mm und einer Höhe von 3 m.
[0026] Der zylindrische Teil des Stahlbehälters 1 wurde als endloses geschweißtes Schraubennahtrohr
gefertigt und in Einzellängen zerteilt.
[0027] Der Stahlbehälter 1 ist versehen mit einer Auskleidung 2 aus 80 mm dicker Steinwolle,
deren nach innen gerichtete Oberfläche mit einer 0,1 mm dicken Alumiumfolie kaschiert
ist. Auf der runden Bodenplatte 3 mit einer Wanddicke von ebenfalls 25 mm wird vor
dem Verschweißen mit dem zylindrischen Stahlbehälter 1 die als Sitzbank gestaltete
Versorgungseinrichtung 4 befestigt. Diese Versorgungseinrichtung 4 enthält alle notwendigen
Einrichtungen zur Umgebungsunabhängigkeit wie Atemluft, Wasser, Nahrungsmittel, Verbandszeug,
Radio usw.
[0028] Der Stahlbehälter 1 hat einen seitlichen Ausstieg 5, der ebenso hermetisch verriegelbar
ist wie der als Deckel 6 ausgebildete obere Ausstieg.
[0029] Der Deckel 6 ist an einem per Funkbefehl von innen und außen lossprengbarem Scharnier
7 befestigt und hat als Anhängmöglichkeit eine Öse 8 zur Bergung der gesamten Zivilschutzvorrichtung.
[0030] Die Wanddicke des Deckels 6 ist der durch zusammenstürzende Baukörper oder Bergung
entstehenden Belastung angepaßt.
[0031] Weitere Anhängemöglichkeiten zur Bergung sind durch angeschweißte Ösen 9 bzw. die
umlaufende Schlaufe 10 gegeben.
[0032] Die gesamte Zivilschutzvorrichtung ist mit einer mehrlagigen Blei-/Keramikschicht
als Hitze- und Kernstrahlungsschutzschicht 11 umkleidet.
[0033] Beim Einstieg in die Zivilschutzvorrichtung setzt die Person durch Verriegelung des
Ausstiegs 5 von innen eine niederfrequente Induktionsspule in Betrieb, die als Personenmelder
12 von Bergungsmannschaften mit magnetfeldempfindlichen Sonden geortet werden kann.
[0034] Fig. 2 zeigt eine für drei Personen bestimmte Zivilschutzvorrichtung, wobei die
zylindrische Wand des Stahlbehälters 13 als ringförmiger Trinkwassertank 14 ausgebildet
ist. Das Trinkwasser dient gleichzeitig im Brandfalle als Kühlmittel für den Innenraum.
Außerdem kann im Brandfall von innen betätigt vom Löschmittelbehälter 15 aus ein Löschmittel
über die Düsen 16 außerhalb des Stahlbehälters 13 versprüht werden.
[0035] Fig. 3 zeigt eine Möglichkeit der Anordnung von einhundertvierzehn Stahlbehältern
1 in einem 2400 qm großen Büroraum. Die Stahlbehälter sind nicht an der Außenwand
17 angebracht, damit diese als zusätzlicher Schutz gegen Druckwellen genutzt werden
kann. Die günstigste Anordnung der Stahlbehälter 1 ist deren Aufstellung in der Nähe
der Gebäudestützen 18 und der Treppen 19, da hier einerseits die Fluchtwege angelegt
sind und andererseits durch die Gebäudestützen 18 und Schächte der Treppen 19 eine
zusätzliche Schutzwirkung gegen senkrecht wirkende Kräfte gegeben ist.
1. Transportable, mit zwei hermetisch verschließbaren Ausstiegen versehene Zivilschutzvorrichtung,
bestehend aus einem zylinderförmigen Stahlbehälter mit Ver- und Entsorgungseinrichtungen
zur zweitweisen Umgebungsunabhängigkeit einer oder mehrerer Personen, nutzbar in Verbindung
mit Baukörpern,da durch gekennzeichnet, daß die Zivilschutzvorrichtung innerhalb von Baukörpern freibeweglich angeordnet
ist ,wobei ein Ausstieg aus dem zylindrischen Stahlbehälter (1, 13) als dessen von
außen angeschlagener annähernd durchmessergleicher Deckel (6) ausgebildet, der Stahlbehälter
(1, 13) mit aufpralldämpfendem Material (2) ausgekleidet, außen mit Anhängmitteln
(8, 9) für Transport und Bergung versehen sowie mit einem aufspürbaren Personenmelder
(12) ausgerüstet.
2. Zivilschutzvorrichtung nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch die vorzugsweise Anordnung
an der den Außenwänden (17) des Baukörpers abgewandten Seite von Fluchtwegen, Treppenhäusern
(19) oder Korridoren.
3. Zivilschutzvorrichtung nach einem oder mehreren oder vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß das aufpralldämpfende Material (2) aus wärmedämmendem
Kunststoff geringer Dicht oder Mineralwolle, vorzugsweise mit einer wärmereflektierenden
Schicht kaschiert, besteht.
4. Zivilschutzvorrichtung nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die Anhängmittel als Haken, Ösen (9) und/oder Seilschlaufe
(10) um den Stahlbehälter (1, 13) ausgebildet sind.
5. Zivilschutzvorrichtung nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß der Personenmelder (12) als eine durch Magnetfeldsonden
erkennbare, durch Innenverriegelung der Ausstiege (5, 6) aktivierbare, niederfrequente
Induktionsspule ausgebildet ist.
6. Zivilschutzvorrichtung nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
gekennzeichnet durch ein lossprengbares Scharnier (7) des von außen angeschlagenen
Deckels (6).
7. Zivilschutzvorrichtung nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß die Wand des zylindrischen Stahlbehälters (13) als ringförmiger
Trink- und/oder Kühlwassertank (14) ausgebildet ist.
8. Zivilschutzvorrichtung nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
gekennzeichnet durch einen integrierten Feuerlöschmittelbehälter (15), der mit außerhalb
des Stahlbehälters (13) angeordneten Sprühdüsen (16) verbunden ist.
9. Zivilschutzvorrichtung nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
gekennzeichnet durch eine keramische oder metallische Strahlungs- und/oder Hintzeschutzschicht
(11) auf der Außenoberfläche des Stahlbehälters (1, 13).