[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Richten einer Eisenbahnschiene in einer
Rollenrichtmaschine gemäß dem Oberbegriff des Hauptanspruches.
[0002] Die Erfindung umfaßt ferner eine zur Durchführung des Verfahrens geeignete Rollenrichtmaschine.
[0003] Durch Warmwalzen von Schienenstählen in entsprechend kalibrierten Walzen hergestellte
Schienen kühlen nach dem Walzen auf Kühlbetten an Luft bis auf Raumtemperatur ab.
Wegen der unterschiedlichen Verhältnisse von Masse zu Oberfläche bei Schienenkopf
und -fuß verbiegen sich die Schienen jedoch beim Abkühlen. Um die hohen Ebenheitsanforderungen
an die Fahrfläche zu erfüllen, müssen die Schienen daher gerichtet werden.
[0004] Beim Richten in Rollenrichtmaschinen wird die Schiene bei ihrem Durchlauf durch die
versetzt zueinander angeordneten Ober- und Unterrollen mehrfach durch abwechselnde
Einzelbiegungen über Kopf und Fuß gegensätzlichen Biegeverformungen unterworfen, die
jedem Querschnitt der Schiene eine mehrfach in ihrer Steigung umkehrende Durchlaufbahn
aufzwingen, wobei abwechselnd Maxima bei Kontakt des Schienenfußes mit den Unterrollen
und Minima bei Kontakt des Schienenkopfes mit den Oberrollen auftreten.
[0005] Zwei Oberrollen und die dazugehörige Unterrolle und zwei Unterrollen bzw. die dazugehörige
mittige Oberrolle werden jeweils als ein Richtdreieck bezeichnet.
[0006] Im letzten auslaufseitigen Richtdreieck wird eine von der gewünschten Geraden noch
abweichende Biegeverformungskrümmung der Schiene bleibend beseitigt. Weltweit üblich
ist heute ein Rollenrichtsystem von neun Rollen, wobei vier Oberrollen und drei Unterrollen
den eigentlichen Richtvorgang bewirken, und die Schiene an der Einlauf- und der Auslaufseite
von je einer weiteren Rolle getragen wird. Die Achsen der Unterrollen und der Auslaufrolle
können in Höhenrichtung parallel über das Maß hinaus verschoben werden, das gerade
noch einen freien Durchlauf der Schiene ermöglicht. Den Betrag dieser Verschiebung
bezeichnet man als Anstellung. Die Achsen der Oberrollen sind dabei nicht anstellbar.
Sie werden angetrieben, um den Durchlauf der Schiene zu bewirken. Die Maxima und Minima,
die bei den gegensätzlichen Biegeverformungen in der Durchlaufbahn auftreten, werden
bewirkt durch Anstellung der Unterrollen gegen den Fuß der Schiene, wobei nach dem
Stand der Technik eine zur Auslaufseite hin abnehmende Unterrollenanstellung vorgesehen
ist. Durchläuft eine Schiene das Rollensystem mit einer solchen üblichen Anstellung
der Unterrollen, dann erfährt sie dabei abwechselnd Biegungen bzw. Krümmungen nach
oben und unten mit Maxima und Minima, bis schließlich die erwünschte Ebenheit erreicht
ist. Da beim Rollenrichten der Schienenquerschnitt durch die abwechselnden gegensätzlichen
Biegeverformungen plastisch umgeformt wird, die Formänderungen jedoch über den Querschnitt
unterschiedlich hoch sind, entstehen in den so gerichteten Schienen Eigenspannungen.
An der Fahrfläche und an der Schienenunterseite sind dabei die Eigenspannungen in
Längsrichtung positiv, d. h. es liegen Zugspannungen vor, denen Druckeigenspannungen
im Steg gegenüberstehen. Die Eigenspannungen nehmen mit steigender Festigkeit des
Schienenwerkstoffes zu. Das Verfahren zum Richten von Schienen in einer 9-Rollen-Maschine
(sieben Richtrollen zuzüglich Ein- und Auslaufrolle) sowie die beim Richten der Schienen
auftretenden Eigenspannungsverläufe sind ausführlich beschrieben in DE-Z Stahl und
Eisen 105 (1985), Nr. 25-26, Seiten 1451 - 1456, insb. Bilder 9 und 10 auf Seite 1455.
[0007] Nach dieser Literaturstelle erreichen die Längszugeigenspannungen bei einer Schiene
UIC 60 Güte 90 A (Festigkeit: 950 N/mm
2) im Kopf bis zu 200 N/mm
2 und im Fuß bis zu 260 N/mm2, bei einer Schiene UIC 60 in Güte S 1200 (Festigkeit:
1250 N/mm
2) im Kopf bis zu 250 N/mm
2 und im Fuß bis zu 400 N/mm2.
[0008] Die hohen Längszugeigenspannungen in Schienenkopf und -fuß beruhen darauf, daß diese
Bereiche der Schiene durch das ' Rollenrichten gegenüber dem Schienensteg verkürzt
werden, diese Verkürzungen jedoch durch elastische Dehnungen ausgeglichen werden,
da dies der Zusammenhalt der Schiene erfordert.
[0009] Die elastischen Dehnungen von Kopf und Fuß entsprechen den dort zu messenden Zugeigenspannungen.
Das Gleichgewicht wird durch elastische Stauchungen des Steges entsprechend den dort
zu messenden Druckeigenspannungen gewahrt.
[0010] Die hohen Zugeigenspannungen beeinflussen die Gestaltfestigkeit und die Bruchsicherheit
der Schienen. Zwar werden sie an der Fahrfläche während des Betriebes durch das Befahren
in Druckeigenspannungen umgewandelt, aber an der Fußunterseite bleiben sie erhalten.
[0011] Man kann die Bruchsicherheit von Schienen erhöhen, indem die Längszugeigenspannungen
im Schienenfuß abgebaut werden. Hierzu gibt es bereits verschiedene Ansätze. Man kann
die Eigenspannungen z. B. durch Spannungsarmglühen entscheidend verringern. Auch sind
Vorschläge bekannt, Schienen durch Recken eigenspannungsarm zu richten (DE-OS 32 23
346). Schließlich kann man nach einem nicht vorveröffentlichten Vorschlag der Anmelderin
durch ein geeignetes Erwärmen des Schienensteges den Eigenspannungszustand beim Rollenrichten
im günstigen Sinne verändern. Da aber das Rollenrichten das übliche Verfahren ist,
nach dem Schienen im Erzeugungsfluß gerichtet werden, um hohen Ebenheitsanforderungen
zu genügen, ist anzustreben, schon mit diesem Verfahren allein zu niedrigen Längseigenspannungen
im Schienenfuß zu kommen.
[0012] In z. Z. üblichen Rollenrichtmaschinen für Schienen, z. B. einer 9-Rollen-Richtmaschine,
sind lediglich die Unterrollen anstellbar, d. h. nur ihre Achsen sind in Höhenrichtung
verschiebbar, die der Oberrollen dagegen nicht. Deren Achsen liegen auf einer Linie.
Auch sind die Rollendurchmesser alle gleich.
[0013] Die Richtwirkung wird so erzielt, daß die Schiene zunächst mit dem Kopf in der Zugzone
stark durch entsprechende Anstellung der ersten Unterrolle durchgebogen wird. Von
diesem Krümmungszustand ausgehend wird dann mit abnehmender Anstellung der zweiten
und der dritten Unterrolle durch aufeinanderfolgende Einwirkung von Ober- und Unterrollen
(Richtdreiecke) die Schiene unter abnehmenden Beträgen mit dem Fuß bzw. Kopf in der
Zugzone gebogen, bis sie gerade ist. Hierbei gibt die gemeinsame Tangente an die Oberrollen
die angestrebte Durchlaufbahn in bezug auf den Schienenkopf vor. Auf diese Weise lassen
sich gute Ergebnisse bezüglich der Geradheit der Schienen erreichen, jedoch die Längseigenspannungen
im Fuß nur sehr wenig beeinflussen. Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, das
Verfahren der eingangs beschriebenen Art zum Rollenrichten von Eisenbahnschienen so
weiterzuentwickeln, daß die die Bruchsicherheit der Schiene im betrieblichen Einsatz
mitbestimmenden Längszugeigenspannungen im Schienenfuß entscheidend abgebaut werden.
[0014] Auch ist es eine Aufgabe der Erfindung, eine hierfür geeignete Vorrichtung zu schaffen.
[0015] Gelöst wird die Aufgabe gemäß dem kennzeichnenden Teil des Hauptanspruches dadurch,
daß die Schiene beim Richten einer insgesamt gekrümmten Durchlaufbahn mit dem Krümmungsmittelpunkt
unterhalb des Schienenfußes folgt und derart gebogen wird,.daß die Minima der Bahn,
die jeder Schienenabschnitt in der Richtmaschine auf seinem Weg zum letzten Richtdreieck
durchläuft, Eckpunkte eines gedachten, einlaufseitig ansteigenden und zum letzten
Richtdreieck abfallenden Polygonzuges sind und die Maxima oberhalb des Polygonzuges
liegen, und daß jeder Schienenabschnitt mit einer durch das letzte Richtdreieck zu
beseitigenden Endkrümmung mit einem Radius von 15 - 60 m in das letzte Richtdreieck
einläuft.
[0016] Das Verfahren wird so durchgeführt, daß z. B. bei der eingangs beschriebenen 9-Rollen-Richtmaschine
die beiden Oberrollen an der Ein- bzw. Auslaufseite ihre feste Achse behalten, wohingegen
die beiden mittleren Oberrollen nach oben verschoben sind. Damit wird als Bezugslinie
der Anstellung für die Durchlaufbahn der Schiene nicht mehr eine einheitliche gemeinsame
Tangente an die Oberrollen, bezogen auf den Schienenkopf, sondern ein Polygonzug definiert.
Die Eckpunkte dieses Polygonzuges sind dabei gegeben durch die je weiligen tiefsten
Punkte der Berührungsflächen von Oberrollen und Schienenkopf.
[0017] Diese Berührungspunkte (= Eckpunkte des Polygonzuges) stellen die Minima der Schienendurchlaufbahn
dar. Mit der Verschiebung der jeweiligen Unterrollen über die jeweiligen Strecken
des Polygonzuges hinaus erreicht man die für die Richtwirkung notwendige Anstellung
gegen den Schienenfuß. Die dabei auftretenden Durchbiegungen stellen die Maxima der
Durchlaufbahn der Schiene dar.
[0018] Beim Durchlauf durch die einzelnen Richtdreiecke der Rollenrichtmaschine beschreibt
jeder Abschnitt der Schiene somit, begrenzt durch die Anpressung an die Oberrollen,
insinsgesamt einen nach oben hin gerichteten Bogen. Dieser Bogen wird durch die jeweiligen
Einzelbiegungen (Maxima und Minima) der Durchlaufbahn moduliert. Die dafür notwendigen
Anstellungen der mittleren Oberrollen sowie der Unterrollen sind unter Berücksichtigung
der Rückfederung der Schiene so gewählt, daß vor dem Einlauf der Schiene in das letzte
Richtdreieck die Schiene eine konstante Endkrümmung erhält. Der Krümmungsradius beträgt
dabei je nach Schienenqualität und beabsichtigter Richtwirkung 15 - 60 m. Diese auf
der letzten Strecke des Polygonzuges konstante Endkrümmung wird im letzten Richtdreieck,
gebildet von der letzten Oberrolle, der letzten Unterrolle und der Auslaufrolle, umgewandelt
in eine gerade Bahn der Schiene.
[0019] Der zu den Oberrollen hin gekrümmte Bogen der Schienendurchlaufbahn ist vorzugsweise
so gestaltet, daß der Schienenabschnitt mit konstanter Endkrümmung und die Minima
der Einzelbiegungen auf einem gemeinsamen Kreisbogen liegen. Die mittleren Oberrollen
sind dabei gegenüber der ein- und auslaufseitigen Oberrolle um einen gleichen Betrag
höher gestellt.
[0020] Alternativ kann der nach oben gekrümmte Bogen der Schienendurchlaufbahn so gestaltet
sein, daß die Minima der Einzelbiegungen auf einem Kreisbogen mit größerem Radius
als der Radius der Endkrümmung liegen. Um die erforderliche Endkrümmung zu erreichen,
muß dabei das letzte Maximum der Einzelbiegungen vor Einlauf der Schiene in das letzte
Richtdreieck entsprechend eingestellt werden. Die Einstellung wird unter Berücksichtigung
der Rückfederung so gewählt, daß die im Bereich zwischen diesem Maximum und dem letzten
Minimum gegebene Durchbiegung der nach oben gekrümmten Schiene der gewünschten konstanten
Endkrümmung entspricht.
[0021] So erfindungsgemäß gerichtete Schienen weisen neben der erforderlichen Ebenheit überraschenderweise
sehr niedrige Längszugeigenspannungen an der Fußunterseite auf, wie in den nachfolgenden
Beispielen ausgeführt wird.
[0022] Man kann die für das erfindungsgemäße Verfahren wesentliche, nach oben gekrümmte,
um die Einzeldurchbiegungen infolge der Anstellung der Unterrollen modulierte Krümmung
der Schienendurchlaufbahn mit konstanter Endkrümmung vor Einlauf in das letzte Richtdreieck
auch erreichen, wenn man für die beiden mittleren Oberrollen einen kleineren Durchmesser
vorsieht, als den Durchmesser der äußeren Oberrollen, wobei die Achsen der Oberrollen
in derselben Ebene liegen. Auch mit dieser Maßnahme erhält die Schiene beim Durchlauf
die geforderte Krümmung über den Schienenkopf, übergehend in eine einheitliche Endkrümmung,
bevor sie durch das auslaufseitige Richtdreieck in die geforderte Gerade gebogen wird.
Auch mit dieser Variante erreicht man neben der geforderten Ebenheit der Schiene sehr
niedrige Längszugeigenspannungen im Schienenfuß.
[0023] Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens eignen sich Rollenrichtmaschinen
mit den Merkmalen der Ansprüche 4 bis 6.
[0024] Mit der Rollenrichtmaschine gemäß den Ansprüchen 4 und 5 ist es möglich, die jeweilige
Krümmung der nach oben gebogenen Durchlaufbahn der Schiene entsprechend den gewünschten
Spannungsverhältnissen im Schienenfuß in bestimmten Grenzen einzustellen. Bei einer
Rollenrichtmaschine mit den Merkmalen des Anspruches 6, nach denen die mittleren Oberrollen
einen kleineren Durchmesser aufweisen als die äußeren Oberrollen, ist der Krümmungsradius
der Schienendurchlaufbahn durch den Durchmesser der mittleren Rollen zwar bindend
festgelegt. Eine derartige Maschine kann aber mit Vorteil da zum Einsatz kommen, wo
Schienen gleichbleibender Qualität und gleichbleibender Abmessung gerichtet werden
sollen. Dann kann man den Durchmesser der mittleren Rollen von vornherein so wählen,
daß das optimale Richtergebnis gewährleistet ist.
[0025] Im folgenden wird die Erfindung anhand von zwei Beispielen und Figuren näher erläutert.
[0026] In Fig. I ist eine 9-Rollen-Richtmaschine dargestellt, in der die beiden mittleren
Oberrollen höhenverstellbar sind. Dieser Darstellung zugeordnet ist mit Fig. 2 eine
Darstellung der gekrümmten Schienendurchlaufbahn über die einzelnen, durch durch die
Rollen vorgegebenen Richtdreiecke.
[0027] In Fig. 3 ist eine weitere 9-Rollen-Richtmaschine dargestellt, bei der die mittleren
Oberrollen einen kleineren Durchmesser aufweisen als die beiden äußeren Oberrollen.
[0028] Fig. 4 zeigt eine Darstellung der nach oben gekrümmten Durchlaufbahn der Schiene
durch die Richtmaschine nach Fig. 3.
[0029] Bei der in Fig
. 1 schematisch dargestellten Rollenrichtmaschine R
1 sind vier Oberrollen 1, 3, 5 und 7 sowie eine untere Einlaufrolle E, drei untere
Richtrollen 2, 4 und 6 sowie eine untere Auslaufrolle A in einem Maschinenständer
8 gelagert.
[0030] Die mittleren Oberrollen 3 und 5 sind höhenverstellbar. Alle Rollen haben in diesem
Beispiel einen Durchmesser von 950 mm. Der Abstand zwischen den Oberrollen einerseits
und den Unterrollen andererseits beträgt, bezogen auf die Rollenachsen, 1 500 mm.
[0031] Die Unterrollen 2, 4 und 6 liegen jeweils mittig zu den entsprechenden Oberrollen
1, 3, 5 und 7.
[0032] Die Unterrollen 2, 4 und 6 sowie die Einlaufrolle E und die Auslaufrolle A sind ebenfalls
höhenverstellbar.
[0033] Alle Oberrollen sind durch nicht dargestellte Antriebsmittel angetrieben.
[0034] Zwischen den Oberrollen und den Unterrollen wird eine Schiene 9 gerichtet. Die Schiene
liegt dabei mit ihrem Kopf 9a an den Oberrollen und mit ihrem Fuß 9b an den Unterrollen
an.
[0035] In dem Beispiel sind die mittleren Oberrollen 3 und 5 um einen gleichen Betrag von
73 mm gegenüber der geraden Verbindung zwischen den Kontaktlinien der ersten Oberrolle
1 und der vierten Oberrolle 7 mit dem Schienenkopf 9a höhergestellt.
[0036] Bei Anlage des Schienenkopfes 9a an die Oberrollen 1, 3, 5 und 7 beschreibt die durchlaufende
Schiene einen (gedachten) Polygonzug P mit den Eckpunkten l', 3', 5', 7'.
[0037] Die Unterrollen sind über die Seiten des Polygonzuges P hinaus nach oben hin angestellt.
Die Unterrolle 2 ist um 22 mm höher gestellt, so daß die (gedachte) Polygonstrecke
l'-3' nach oben hin durchgebogen wird. Diese Durchbiegung ergibt das erste Maximum
2' der Biegung der Schiene. Die Unterrolle 4 ist um 18 mm gegenüber der Polygonstrecke
3'-5' höher gestellt (Maximum 4'), die Unterrolle 6 um 15 mm gegenüber der Polygonstrecke
5'-7' (Maximum 6').
[0038] Es ergibt sich eine insgesamt zu den Oberrollen hin gekrümmte Durchlaufbahn der Schiene
9, wobei, wie Fig. 2 zeigt, die den Oberrollen zugeordneten Minima 1', 3', 5' und
7', definiert durch die Eckpunkte des gedachten Polygonzuges P, auf dem gleichen Kreisbogen
K mit dem Radius r = 31 m liegen wie der Schienenabschnitt S mit konstanter Endkrümmung
vor Einlauf in das letzte Richtdreieck, das gebildet wird von der Oberrolle 7, der
Unterrolle 6 und der Auslaufrolle A.
[0039] Die konstante Endkrümmung des Schienenabschnittes S mit dem Radius r = 31 m wird
durch Anstellung der Auslaufrolle A um 33 mm nach unten bleibend beseitigt.
[0040] Die in diesem Beispiel gewählten Einzeldurchbiegungen (Maxima, Minima) der Schiene
sind einer Schienenhöhe von 172 mm angepaßt (Profil UIC 60) und ergeben unter Berücksichtigung
der Rückfederung vor Einlauf der Schiene in das letzte Richtdreieck die konstante
Endkrümmung mit einem Radius r = 31 m.
[0041] In Fig. 3 ist eine weitere Rollenrichtmaschine R
2 dargestellt. Sie entspricht im wesentlichen der in Fig. 1 beschriebenen Rollenrichtmaschine
R
1. Die Bezugszeichen, wie in Fig. 1 genannt, werden deshalb beibehalten. Der Unterschied
zur Rollenrichtmaschine R
1 besteht darin, daß bei der Rollenrichtmaschine R
2 die mittleren Oberrollen 3 und 5 fest gelagerte Achsen aufweisen, die in einer Linie
mit den Achsen der Oberrollen 1 und 7 liegen. Der Durchmesser der Oberrollen 3 und
5 ist jedoch kleiner als der Durchmesser der äußeren Oberrollen l und 7. Er beträgt
in diesem Beispiel 930 mm gegenüber 950 mm der Rollen 1 und 7. Gerichtet wird eine
Schiene UIC 60 mit einer Höhe von 172 mm.
[0042] Bei Anlage der Schiene 9 mit ihrem Kopf 9a an die Oberollen 1, 3, 5 und 7 ergibt
sich ebenfalls ein gedachter Polygonzug P' mit den Eckpunkten l', 3', 5' und 7', die
die Minima der Schienenbiegung beim Durchlauf der Schiene durch die Rollen bilden.
[0043] Die Minima l', 3', 5' und 7' liegen hier, wie Fig. 4 zeigt, auf einem Kreisbogen
K' mit einem größeren Radius r
1 = 225 m als der Radius r = 25 m des Schienenabschnittes S mit konstanter Endkrümmung
vor Einlauf in das letzte Richtdreieck (Rollen 7, 6, A). Die Unterrolle 2 ist um 22
mm gegenüber der Polygonstrecke 1'- 3' höhergestellt (Maximum 2'). Die Unterrolle
4 ist um 8 mm (Maximum 4') über die Polygonstrecke 3'-5' hinaus höhergestellt.
[0044] Die Unterrolle 6 ist um 20 mm über die Polygonstrecke 5'-7' hinaus höhergestellt
(Maximum 6'). Die dadurch der Schiene im Bereich zwischen dem Maximum 6' und dem Minimum
7' gegebene Durchbiegung entspricht unter Berücksichtigung der Rückfederung der gewünschten
konstanten Endkrümmung des Schienenabschnittes S mit einem Radius r = 25 m. Diese
Endkrümmung wird durch Anstellen der Rolle A um 10 mm nach unten beseitigt.
[0045] Mit den erfindungsgemäßen Verfahrensschritten wird im Fuß einer Schiene Profil UIC
60, zum Beispiel in Güte 90 A eine Zuglängseigenspannung von nur 35 N/mm2, statt sonst
250 N/mm2, und z. B. in Güte S 1200 von nur 60 N/mm2, statt sonst bis zu 400 N/mm2,
erreicht.
[0046] Der Streubereich der mit dem erfindungsgemäßen Verfahren in Schienen mit Profil UIC
60 nach Fig. 5 erreichbaren Eigenspannungen ist in dem Diagramm nach Fig. 6 wiedergegeben.
[0047] Während im Kopf 9a und Steg 9c der Eigenspannungsverlauf über die Höhe der Schiene
9 dem des üblichen Rollenrichtens entspricht (durchgezogene Linien), entstehen im
Fuß 9b niedrigere Längszug- bis sogar Druckeigenspannungen (Zugspannung - Pluswerte,
Druckspannung - Minuswerte).
[0048] Die gestrichelten Linien bezeichnen den Streubereich nach dem üblichen Rollenrichten,
während die strichpunktierten Linien den Streubereich begrenzen, der sich beim erfindungsgemäßen
Richten im Fußbereich ergibt.
[0049] Die Vorkrümmung der Schiene mit einer konstanten Endkrümmung vor Einlauf in das letzte
Richtdreieck ist für das erfindungsgemäße Verfahren von entscheidender Bedeutung.
[0050] In diesem vorgekrümmten Zustand hat die Schiene noch den Eigenspannungszustand mit
hohen Längszugeigenspannungen im Fuß. Die nach oben vorgekrümmte Schiene wird dann
aber im letzten Richtdreieck geradegebogen und im Fuß dadurch so bleibend gedehnt,
daß die Gesamtlänge des Schienenfußes vergrößert und der Länge des nahezu unverformten
Schienensteges wieder angeglichen wird. Bei der Rückfederung nach Auslauf der Schiene
aus der Richtmaschine ist damit ein Längenausgleich durch elastische Dehnungen bzw.
entsprechende Zugeigenspannungen nicht mehr in dem Maße wie beim üblichen Rollenrichten
gegeben, so daß die Längszugeigenspannungen im Fuß demzufolge Null oder nahe Null
liegen.
[0051] Aufgrund der verringerten Längszugeigenspannungen im Schienenfuß wird das Verhalten
von erfindungsgemäß gerichteten Schienen bei der Beanspruchung entscheidend verändert.
[0052] Die Vorteile der so erzielten Eigenspannungsverteilung mit niedrigen Längszugeigenspannungen
an der Schienenfußunterseite konnten durch Dauerschwingversuche an ganzen Schienen
mit einer Prüfanordnung, wie sie in der eingangs genannten DE-Z Stahl und Eisen 105
(1985), Seite 1452, in Bild 3 beschrieben ist, nachgewiesen werden.
[0053] Die Ergebnisse der Dauerschwingversuche sind in Fig. 7 für das Schienenprofil UIC
60 in Güte 90 A zusammengestellt. Danach beträgt die dauernd ertragene Gestaltfestigkeit
[0054] der gekerbten Schienen nach üblichem Rollenrichten 100 N/mm
2, nach erfindungsgemäßem Rollenrichten 150 N/mm
2.
[0055] Der Vorteil in der Dauerfestigkeit beträgt danach an diesem Beispiel 50 %. Er gilt
proportional auch für ungekerbte Schienen. Selbst wenn man davon bei der laufenden
Schienenerzeugung nur die Hälfte, also 25 %, dauernd verwirklichen kann, ist dieser
Vorteil erheblich. In Bezug auf die Eigenschaft der Schiene als Träger erhöht man
damit entweder ihre Tragfähigkeit um diesen Prozentsatz, oder man kann bei gleicher
Beanspruchung das Widerstandsmoment der Schiene und damit deren Metermasse erniedrigen.
Statt des Profiles UIC 60 mit einem Widerstandsmoment von 335 cm
3 und einer Metermasse von 60 kg/m kann man im Falle des erfindungsgemäßen Richtverfahrens
sogar das Profil S 49 mit einem Widerstandsmoment von 240 cm
3 und einer Metermasse von 49 kg/m einsetzen, ohne an dauerhafter Tragfähigkeit auch
bei Korrosion und den damit eingebrachten Kerben einzubüßen.
[0056] Ebenso erheblich sind die Vorteile in Bezug auf die Bruchsicherheit nach bruchmechanischer
Beurteilung. Die linearelastische Bruchmechanik beschreibt die Bedingungen, unter
denen ein Bauteil ausgehend von einem bereits vorhandenen Anriß spröde bricht. Sie
läßt sich auf Schienen anwenden. Danach nimmt die Bruchsicherheit von Schienen zu,
wenn vor Eintritt des Bruches bei gleicher äußerer Beanspruchung ein möglichst tiefer
Anriß ertragen wird. Die wie üblich rollengerichtete Schiene UIC 60 in Güte 90 A ertrug
in der Dauerschwingprüfung einen Daueranriß von 9 mm, bevor sie bei der Oberspannung
von 205 N/mrn2 spröde brach.
[0057] Dagegen ertrug die erfindungsgemäß rollengerichtete Schiene mit 28 mm einen dreimal
so tiefen Daueranriß, bevor der Bruch bei derselben Oberspannung eintrat.
1. Verfahren zum Richten einer Eisenbahnschiene in einer Rollenrichtmaschine, wobei
die Schiene bei ihrem Durchlauf durch die versetzt zueinander angeordneten, hintereinander
liegende Richtdreiecke bildenden Ober-und Unterrollen mehrfach durch abwechselnde
Einzelbiegungen über Kopf und Fuß gegensätzlichen Biegeverformungen unterworfen wird,
die der Schiene eine mehrfach in ihrer Steigung umkehrende, abwechselnd Maxima bei
Kontakt des Schienenfußes mit den Unterrollen und Minima bei Kontakt des Schienenkopfes
mit den Oberrollen aufweisende Durchlaufbahn aufzwingen, und wobei im letzten auslaufseitigen
Richtdreieck eine von der gewünschten Geraden noch abweichende Biegeverformungskrümmung
der Schiene bleibend beseitigt wird,
dadurch gekennzeichnet ,
daß die Schiene beim Richten einer insgesamt gekrümmten Durchlaufbahn mit dem Krümmungsmittelpunkt
unterhalb des Schienenfußes folgt und derart gebogen wird, daß die Minima der Bahn,
die jeder Schienenabschnitt in der Richtmaschine auf seinem Weg zum letzten Richtdreieck
durchläuft, Eckpunkte eines gedachten, einlaufseitig ansteigenden und zum letzten
Richtdreieck abfallenden Polygonzuges sind und die Maxima oberhalb des Polygonzuges
liegen, und daß jeder Schienenabschnitt mit einer durch das letzte Richtdreieck zu
beseitigenden Endkrümmung mit einem Radius von 15 bis 60 m in das letzte Richtdreieck
einläuft.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet , daß der Schienenabschnitt mit der Endkrümmung und die Minima
der Einzelbiegungen auf einem gemeinsamen Kreisbogen liegen.
3. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet , daß die Minima der Einzelbiegungen auf einem Kreisbogen mit
größerem Radius als der Radius der Endkrümmung liegen, wobei das letzte Maximum der
Einzelbiegungen so gewählt ist, daß vor Einlauf der Schiene in das letzte Richtdreieck
die konstante Endkrümmung erreicht wird.
4. Rollenrichtmaschine zur Durchführung des Verfahrens nach den Ansprüchen 1 bis 3,
bestehend aus einem Maschinenständer und in diesem angeordneten teilweise angetriebenen
Richtrollen, nämlich vier Oberrollen und fünf zu den Oberrollen versetzt angeordneten
anstellbaren Unterrollen, von denen vom Einlauf gesehen die vierte Oberrolle zusammen
mit der vierten und fünften Unterrolle das letzte Richtdreieck bilden,
dadurch gekennzeichnet , daß jeweils die an den Schienenkopf (9a) einer zu richtenden
Schiene (9) zur Anlage kommende untere Kontaktlinie der zweiten und der dritten Oberrolle
(3;5) oberhalb der geraden Verbindung zwischen den entsprechenden Kontaktlinien der
ersten und der vierten Oberrolle (1;7) liegt.
5. Rollenrichtmaschine nach Anspruch 4, bei der die Oberrollen untereinander gleiche
Durchmesser haben,
dadurch gekennzeichnet , daß die zweite und die dritte Oberrolle (3;5) anstellbar
im Maschinenständer (8) gelagert sind.
6. Rollenrichtmaschine nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet ,
daß die zweite und die dritte Oberrolle (3;5) jeweils einen kleineren Durchmesser
hat als die untereinander im Durchmesser gleichen erste und vierte Oberrolle (1 ;
7), wobei die Achsen der Oberrollen (1;3;5;7) in derselben Ebene liegen.