[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1. Eine
derartige Vorrichtung ist aus der DE-PS 30 44 462 bekannt. Abgesehen davon, daß bei
dieser bekannten Anordnung neben der auf dem Dornpaar des Rollenträgers angeordneten
Kernbremse weitere Bremsen benötigt werden, was mit den dazu erforderlichen Steuermitteln
einen erheblichen Materialaufwand bedeutet, ist es dort nicht möglich, einen geregelten
Schnellstopp in Gefahrensituationen bzw. im Bedarfsfall durchzuführen. Ein weiterer
Nachteil ist darin zu sehen, daß durch die Verwendung von elektrischen bzw. elektromagnetischen
Bremsen die Ansprechzeit sowohl während des Regelvorganges im Normalbetrieb als auch
beim Notstopp verhältnismäßig hoch ist.
[0002] Hiervon ausgehend liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine Vorrichtung zum
Regeln der Spannung einer Druckträgerbahn aufzuzeigen, die neben einer kompakten preiswerten
Bauweise weniger Steuerelemente benötigt, die sowohl im Normalbetrieb als auch bei
einem auszuführenden Notstopp schneller reagiert, mit der ein geregelter Notstopp
durchführbar ist und mit der gewünschtenfalls durch die Hinzufügung nur zweier Schaltelemente
ein schneller Stopp bei Spannungsausfall sowie die Verwendung der vorhandenen Bremsen
als Restrollenbremse bei einem Rollenwechsler möglich ist.
[0003] Diese Aufgabe wird durch die Anwendung der Merkmale gemäß dem kennzeichnenden Teil
des Patentanspruchs 1 gelöst. Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich
aus den Unteransprüchen sowie aus der Beschreibung in Verbindung mit den Zeichnungen.
Aus der europäischen Patentschrift 00 13 368 ist es zwar bereits bekannt, einen Notstopp
durchzuführen, der an die gerade herrschenden Betriebsbedingungen angepaßt, also geregelt
ist, jedoch wird dafür eine aufwendige Steuer- und Regelschaltung benötigt, die u.a.
wegen der verwendeten Drosselstellen das System dämpft und die somit besonders bei
starken Bahnzugschwankungen eine zu große Totzeit im Regelkreis und damit eine zu
späte Reaktion erwarten läßt.
[0004] Im folgenden wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels beschrieben, wobei
Bezug auf die beiliegenden Zeichnungen genommen wird. In diesen zeigen:
Fig.1 eine schematische Darstellung eines Abschnittes der zu regelnden Druckträgerbahn
mit einem Meßwertaufnehmer hinter einem Rollenwechsler und
Fig.2 ein elektro-pneumatisches Schaltbild zur Durchführung der normalen Regelung
und des Notstopps.
[0005] Vorzugsweise wird die Erfindung in einer Rollenrotationsdruckmaschine verwendet,
in der Druckträgerbahnen, beispielsweise Papierbahnen, bedruckt werden. Hierfür wird
üblicherweise ein Rollenträger (1) verwendet, um dessen Lager (2) drehbar vorzugsweise
zwei, an einem Doppelarm (3) angeordnete Materialrollen (4, 5) positioniert werden.
Von einer der Rollen, beispielsweise von der Rolle (5) wird bei der Darstellung gemäß
Fig.1 die zu regelnde Druckträgerbahn (14) abgezogen und einer nicht dargestellten
Rollenrotationsdruckmaschine zugeführt.
[0006] Die Materialrollen (4 und 5) sind auf jeweils einem Dornpaar bzw. auf einem Rollenkern
(6, 7) drehbar gelagert. Auf jedem der Rollenkerne (6, 7) ist erfindungsgemäß eine
Kernbremse (8 bzw. 9) angeordnet. Jede der Kernbremsen (8, 9) weist mindestens zwei
Bremszangen (10, 11 bzw. 12, 13) auf. Es ist vorteilhaft, die Bremszangen (11 und
13), die für den erfindungsgemäß geregelten Notstopp benötigt werden, mit einem höheren
Reibwert auszugestalten, als die für den Normalbetrieb benötigten Bremszangen (10
und 12) und/oder diese doppelt vorzusehen.
[0007] Die zu regelnde Druckträgerbahn (14) wird über mehrere herkömmliche Umlenkwalzen
geführt. Zwischen den Umlenkwalzen (15 und 16) ist eine auslenkbare Walze, beispielsweise
eine sogenannte Tänzerwalze (17) angeordnet, deren Position abgetastet wird, um Regelsignale
für die Bahnspannung zu erhalten.
[0008] Durch einen Pneumatikkolben (18) wird mit Hilfe einer Vorrichtung (20) der Bahnzug
bzw. die gewünschte Bahnspannung voreingestellt. Der Pneumatikzylinder (18) läßt eine
Bewegung der Tänzerwalze (17) in Richtung des Doppelpfeiles (19) zu. Die Auslenkung
der Tänzerwalze (17) wird mittels ihres verschwenkbaren Armes (21) ermittelt, wobei
die obere und untere maximale Auslenkung durch Anschläge (22, 23) begrenzt ist. Hierfür
wird ein elektrischer Meßwertaufnehmer (24) eingesetzt, der die jeweilige Winkellage
des Armes (21) feststellt. Entsprechend der Winkellage wird über eine Leitung (25)
ein elektrisches Signal an eine Steuer-/Recheneinheit (28) gegeben, die in Fig.2 gezeigt
ist. Diese kann in der Praxis beispielsweise einen freiprogrammierbaren Mikroprozessor
umfassen. Aus den von dem Meßwertaufnehmer (24) kommenden elektrischen Signalen, ggf.
in Verbindung mit Voreinstellwerten von der Vorrichtung (20), ermittelt die Steuer-/Recheneinheit
(28) Steuerinformationen, die für den Normalbetrieb und für einen geregelten Notstopp
benötigt werden. Diese gelangen über eine Leitung (27) an einen elektrisch steuerbaren
Luftdruckregler (26), der auch als elektro-pneumatischer Wandler bezeichnet werden
kann.
[0009] Gemäß der Erfindung wird dem Luftdruckregler (26) über eine Luftleitung (29) die
beispielsweise von einem Kompressor kommende Druckluft zugeführt. In dem Luftdruckregler
(26) wird entsprechend den an diesen anliegenden elektrischen Steuersignalen der Luftdruck
geregelt, so daß am Ausgang (30) eine proportionale Druckänderung entsprechend den
elektrischen Werten auftritt. Vorzugsweise liegt der minimale Luftdruck am Ausgang
(30) mindestens bei 0,5 bar. Der Ausgang (30) ist mit dem Eingang eines Magnetventiles
(31) verbunden, das vorzugsweise ein Servomagnetventil ist, weshalb eine zusätzliche
mit Druckluft beaufschlagte Leitung (32) erforderlich ist. Das Magnetventil (31) weist
zwei Druckluftausgänge (35 und 35ʹ) auf. Entsprechend der Ansteuerung des Magnetventils
(31) durch die Steuer-/Recheneinheit (28) ist eine der Leitungen (35 oder 35ʹ) mit
Druckluft beaufschlagt. Die Leitung (35) führt zu einem Steuerteil (34), der der Materialrolle
(5) und den entsprechenden Bremsen (10, 11) zugeordnet ist, während die Leitung(35ʹ)
zu den in der gleichen Weise aufgebauten Steuerteilen (34ʹ) und zu den Bremsen (12,
13) für die Materialrolle (4) führt. Aus Vereinfachungsgründen wird im nachfolgenden
lediglich der rechte Teil (34) der Schaltung in Fig. 2 beschrieben, der für die Materialrolle
(5) benötigt wird, wenn von dieser die zu regelnde Bahn (14) abgenommen wird.
[0010] Die Luftleitung (35) führt zu einem weiteren Magnetventil (36) mit zwei Ausgängen
(41 und 43) im Schaltungsteil (34) für die Materialrolle (5). Für die Materialrolle
(4) wird das zuvor erwähnte Steuerteil (34ʹ) benötigt. Da vorzugsweise auch das Magnetventil
(36) ein Servomagnetventil ist, wird zusätzlich eine Druckluftleitung (37) benötigt.
Einer der Ausgänge (41) des Magnetventils (36) liegt an einem Eingang eines pneumatischen
Odergliedes (42), während der andere Ausgang (43) vorzugsweise über ein weiteres Oderglied
(44), dessen Ausgangsleitung (46) über das Oderglied (42) mit der Bremse (10) und
direkt mit der Bremse (11) für geregelten Notstopp verbunden ist. Der Ausgang des
Odergliedes (42) ist über eine Leitung (47) mit der Bremse (10) für Normalbetrieb
verbunden. Entsprechend der Steuersignale von der Steuer-/Recheneinheit (28) wird
entweder die Luftleitung (41) oder die Luftleitung (43) mit geregelter Druckluft beaufschlagt.
Für den Normalbetrieb führt die Leitung (41) Druckluft, die über das Oderglied (42)
an die Bremse (10) für Normalbetrieb gelangt, so daß eine feinfühlige, schnellreagierende
Bahnspannungsregelung während des Normalbetriebes ermöglicht wird. Wird eine Notsituation
festgestellt, so steuert die Steuer- und Recheneinheit (28) das Magnetventil (36)
um, so daß nunmehr über die Luftleitung (43), das Oderglied (44) und die Luftleitung
(46) direkt die Bremse (11) für einen Notstopp mit der geregelten Druckluft beaufschlagbar
ist, und außerdem wird über das Oderglied (42) der Ausgang des Odergliedes (44) gleichzeitig
an die Bremse (10) angelegt. Somit kann über beide Bremsen (10, 11) ein geregelter
und somit feinfühliger Notstopp durchgeführt werden. Dadurch ist die Gefahr eines
Bahnrisses weitestgehend reduziert bzw. ein solcher kann gänzlich vermieden werden.
[0011] Ober ein Servomagnetventil (38), das mit Luftleitungen (40 und 39) verbunden ist,
über die ungeregelte Druckluft zugeführt wird, gelangt beim Ausfall der elektr. Spannung
und bei einem Rollenwechsel zur Restrollenbremsung über die Leitung (45) Druckluft
an das Oderglied (44) und somit, wenn auch ungeregelt, wiederum gleichzeitig an die
Bremsen (10 und 11), so daß in diesen Situationen, wenn auch ungeregelt, ein schnelles
Anhalten bzw. Abbremsen der jeweiligen Rolle, hier der Materialrolle (4) gewährleistet
ist. Liegt von der Steuer-/Recheneinheit (28) an dem Magnetventil (38) eine Spannung
an, so ist dieses gesperrt, so daß die Luft nicht an den Ausgang, d.h. an die Leitung
(45) gelangt.
[0012] Zur Ansteuerung der Magnetventile (31, 36, 38) führen zu diesen elektrische Leitungen
(48, 49 und 50) von der Steuer- und Recheneinheit (28). In entsprechender Weise werden
über Leitungen (49ʹ und 50ʹ) die entsprechenden Magnetventile (36ʹ und 38ʹ) des Schaltungsteils
(34ʹ) für die Materialrolle (4) angesteuert.
[0013] Bei der Durchführung eines Rollenwechsels wird über die Leitung (48) von der Steuer-/Recheneinheit
(28) her das Magnetventil (31) umgeschaltet, so daß Druckluft auf die Leitung (35ʹ)
gelangt.
1. Vorrichtung zur Regelung der Spannung einer Druckträgerbahn mit einer Notsstoppeinrichtung,
insbesondere für Rollenrotationsdruckmaschinen, mit einem Rollenträger zur Aufnahme
mindestens einer Materialrolle, bei der im geregelten Normalbetrieb mit einer Steuerbremse
und bei Gefahr oder Schnellstopp zusätzlich mit einer Notbremse die Materialrolle
abbremsbar ist, wobei die Bahnspannung durch Abtastung der Lage einer von der Druckträgerbahn
teilweise umschlungenen auslenkbaren Walze mittels eines Meßwertaufnehmers in Form
von elektrischen Signalen ermittelt wird und letztere einer Steuer-/Recheneinheit
zuführbar sind, dadurch gekennzeichnet, daß die Steuer-/Recheneinheit (28) mit einem
elektrisch steuerbaren Luftdruckregler (26) und mit einem elektrisch umschaltbaren
Magnetventil (36) mit zwei Druckluftausgängen (41, 43) verbunden ist, dem die geregelte
Druckluft von dem elektrisch steuerbaren Luftdruckregler (26) zuführbar ist und daß
einer der Ausgänge (41) des Magnetventils (36) über ein pneumatisches Oderglied (42)
mit der Bremse (10) für den Normalbetrieb und für geregelten Notstopp,der andere Ausgang
(43) mit der Notbremse (11) und über das pneumatische Oderglied (42) ebenfalls mit
der Bremse (10) verbunden ist, so daß im Normalbetrieb über das pneumatische Oderglied
(42) die Bremse (10) und beim Notstopp die Bremse (10) und die Bremse (11) geregelt
ansteuerbar sind.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Bremsen (10, 11) in
Form einer Kernbremse (8) mit mehreren Bremszangen ausgebildet sind, die unterschiedliche
Reibwerte aufweisen.
Vorrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der
Ausgang des elektrisch steuerbaren Luftdruckreglers (26) mit einem elektrisch umschaltbaren
Magnetventil (31) mit zwei Druckluftausgängen (35, 35ʹ) verbunden ist, die für die
Steuerung eines Rollenwechslers (1) mit zwei Materialrollen (4, 5) jeweils mit den
zugeordneten nachfolgenden pneumatischen Steuerelementen (36, 36ʹ) verbunden sind.
4. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen dem Ausgang
(43) des Magnetventils (36) und der Bremse (11) für den gesteuerten Notstopp ein weiteres
pneumatisches Oderglied (44) angeordnet ist, das bei Spannungsausfall oder beim Rollenwechsel
(Restrollenbremsung) von einem weiteren elektrisch steuerbaren Magnetventil (38) mit
Druckluft beaufschlagt wird, so daß bei Spannungsausfall oder Rollenwechsel über das
pneumatische Oderglied (44) sowohl die Bremse (10) für den Normalbetrieb als auch
die Bremse (11) für den Notstopp betätigbar sind, wobei das weitere Magnetventil (38)
elektrisch mit der Steuer-/Recheneinheit (28) verbunden ist.
5. Vorrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die elektrisch umschaltbaren Magnetventile (31, 36, 38) Servomagnetventile sind.
6. Vorrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
der geregelte Ausgang des elektrisch steuerbaren Luftdruckreglers (26) mindestens
0,5 bar beträgt.