[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Polychloropren unter Verwendung
von Xanthogendisulfiden als Molekulargewichtsregler.
[0002] Es ist bekannt, die Polymerisation von Chloropren unter Einsazt von Xanthogendisulfiden
als Molekulargewichtsregler (Kettenübertragungsmittel) durchzuführen. Man erhält
auf diese Weise Produkte, die gegenüber den mit Mercaptanen geregelten Polymerisation
ein günstigeres Vulkanisationsverhalten zeigen und zu Vulkanisation mit höheren Festigkeiten
führen.
[0003] Ein Nachteil des Einsatzes von Xanthogendisulfiden ist der Anstieg der Mooney-Viskosität
bei der Lagerung des unvulkanisierten Kautschuks. Gegenüber früher bekannten Xanthogendisulfiden,
beispielsweise aus DE-OS 23 06 610, haben die nach der EP-OS 53 319 erhaltenen Verbindungen,
die sich durch einen besonders geringen Gehalt an elementarem Schwefel auszeichnen,
in diesem Punkt zu Verbesserungen geführt, die jedoch noch nicht ausreichend sind.
[0004] Es wurde nun gefunden, daß man lagerstabile Polychloroprene unter Verwendung von
Xanthogendisulfiden als Molekulargewichtsregler herstellen kann, wenn man vor der
Abtrennung des durch wäßrige Emulsionspolymerisation gewonnenen Polymers aus der
wäßrigen Phase ein Peptisationsmittel zusetzt und anschließend die Polymersuspension
in üblicher Weise aufarbeitet.
[0005] Gegenstand der Erfindung ist daher ein Verfahren zur Herstellung von Polychloropren
durch wäßrige Emulsionspolymerisation von Chloropren mit 0 - 20 Gew.-% mit Chloropren
copolymerisierbarer Monomerer in Gegenwart von Xanthogendisulfiden und einem Polymerisationsinitiator
und Aufarbeitung der Polymersuspension zum Festkautschuk, dadurch gekennzeichnet,
daß man nach der Polymerisation und vor der Abtrennung des Polymeren aus der wäßrigen
Suspension dem Reaktionsgemisch ein Peptisationsmittel zusetzt.
[0006] Bevorzugte Xanthogendisulfide entsprechen der Formel

in der
n 0 bis 4,
R und R₁ unabhängig voneinander Wasserstoff, C₁-C₆-Alkyl, C₅-C₈-Cycloalkyl oder gemeinsam
mit der CH-Gruppe ein sauerstoffhaltiges, gegebenenfalls 1- bis 3-fach durch C₁-C₄-Alkyl
substituiertes, hetero cyclisches Ringsystem mit 5 - 8 Ringgliedern darstellen,
insbesondere solche der EP-OS 53 319 mit einem Gehalt an freiem Schwefel von kleiner
als 2 Gew.-%.
[0007] Beispiele sind Dimethylxanthogendisulfid, Diethylxanthogendisulfid, Dipropylxanthogendisulfid,
Dibutylxanthogendisulfid, Dicyclohexylxanthogendisulfid, Bis-(1,3-dioxolan-4-yl-methyl)-xanthogendisulfid,
Bis-(5-ethyl-1,3-dioxan-5-yl-methyl)-xanthogendisulfid (MTX), Diisopropylxanthogendisulfid.
[0008] Bevorzugte Polymerisationsinitiatoren sind Formamidinsulfinsäure, Kaliumperoxodisulfat,
Mischungen aus Formamidinsulfinsäure und Kaliumoxodisulfat, Mischungen aus Kaliumperoxodisulfat
und Natrium-β-anthrachinonsulfonat oder Mischungen von Formamidinsulfinsäure, Kaliumperoxodisulfat
und Natrium-β-anthrachinonsulfonat sowie Kombinationen der verstehend genannten Initiatoren
und Initiatormischungen mit Natriumdithionit oder Natriumdithionit allein.
[0009] Die Polymerisationstemperatur beträgt insbesondere 0 bis 60° C.
[0010] Bevorzugte Peptisationsmittel sind Tetraalkylthiuramdisulfide allein oder in Kombination
mit nukleophil wirkenden Substanzen, wie Aminen, Mercaptobenzthiazolen oder Diarylpolysulfiden.
Die Alkylgruppen der Tetraalkylthiuramdisulfide tragen vorzugsweise 1 - 4 C-Atome,
wobei Tetraethylthiuramdisulfid besonders bevorzugt ist.
[0011] Die Aufarbeitung des Latex zum Festkautschuk erfolgt vorzugsweise nach der bekannten
Methoden der Gefrierkoagulation. Der Zusatz des Peptisierungsmittel kann vor oder
nach dem Entfernen restlicher Monomerer aus dem Polymerlatex erfolgen.
[0012] Das nach dem erfindungsgemäßen Verfahren erhaltene Polychloropren eignet sich für
die Herstellung von Klebstoffen und Gummiartikeln. Dabei zeigt sich, daß durch den
Zusatz des Peptisationsmittels der Viskositätsanstieg bei der Lagerung vermieden wird,
aber dennoch die Vulkanisate die bekannt hohe Festigkeit aufweisen.
[0013] Geeignete Comonomere sind z.B. Acrylnitril, Methacrylnitril, Acrylsäureester, Methacrylsäureester,
Vinylidenchlorid, Styrol, Vinyltoluole, Butadien-(1,3), 1-Chlorbutadien-(1,3) 2,3-Dichlorbutadien-
(1,3), 2-Chlor-3-methylbutadien-(1,3) und Schwefel, wobei Schwefel und 2,3-Dichlorbutadien-(1,3)
bevorzugt sind.
[0014] Für die Herstellung vernetzter Produkte eignen sich als Comonomere insbesondere zweifach
mit (Meth)acrylsäure veresterte Alkylenglykole, z.B. Ethylenglykoldimethacrylat.
[0015] Die Xanthogensulfide werden insbesondere in einer Menge von 0,3 bis 5 mmol je 100
g Monomere, eingesetzt.
[0016] Die Peptisationsmittel werden vorzugweise in einer Menge von 2 · 10⁻⁵ bis 3 · 10⁻³
Mol je 100 g Monomere, bevorzugt 10⁻⁴ bis 1,5 · 10⁻³ Mol eingesetzt.
[0017] Bezogen auf die zu polymerisierenden Monomeren werden vorzugsweise 0,01 bis 0,3 Gew.-%
Natriumdithionit eingesetzt.
[0018] Werden als Polymerisationsinitiator Mischungen, enthaltend Natriumdithionit eingesetzt,
so beläuft sich das Gewichtsverhältnis der üblichen Initiatoren zu Natriumdithionit
von 0,05 - 5:1, bevorzugt 0,1 - 3:1 Gewichtsteilen.
[0019] Werden als übliche Initiatoren eine Mischung von FAS und Kaliumperoxodisulfat verwendet,
so beträgt deren Gewichtsverhältnis zueinander 1:10 - 10:1 Gewichtsteile. Gelangt
eine Mischung aus Kaliumperoxodisulfat und Anthrachinon-β-sulfonsaures Natrium zum
Einsatz, so können diese Komponenten in dem Gewichtsverhältnis, wie es der US-PS
2 426 854 entnommen werden kann, eingesetzt werden. Das Gewichtsverhältnis von FAS/Kaliumperoxodisulfat
und Anthrachinon-β-sulfonsaures Natrium kann im Rahmen der Angaben in der DE-OS 2
650 342 variiert werden.
[0020] Für Klebstoffrohstoffe wird üblicherweise auf Comonomere verzichtet, für Gummirohstoffe
ist 2,3-Dichlorbutadien und im Falle vernetzter Materialien Ethylenglykoldimethacrylat
das bevorzugte Comonomer.
[0021] Herstellung der Xanthogendislufide
(a) Bis-(5-ehtyl-1,3-dioxan-5-ylmethyl)-xanthogendisulfid (MTX)
Die Herstellung erfolgt nach der in DE-OS 2 306 610, Beispiel 5 beschriebenen Methode.
Man erhält ein gelblich gefärbtes Produkt
Fp: 42-46° C
Schwefelgehalt: 4,6 %
Die Ermittlung des Schwefelgehaltes erfolgt nach der in der EP-OS 53 319 beschrieben
HPLC-Methode.
(b) MTX-Herstellung nach der in EP-OS 53 319, Beispiel 3 beschriebenen Methode.
Man erhält ein fast farbloses Produkt.
Fp: 51-53° C
Schwefelgehalt: 0,6 %.
(c) Diethylxanthogendisulfid
Man stellt das Produkt nach EP-OS 53 319, Beispiel 5 her.
Fp 22-24° C
Schwefelgehalt: 0,95 %.
Beispiel 1
[0022] 10 kg Chloropren werden in 15 kg Wasser, dem 550 g disproportionierte Harzsäure (Feststoffgehalt
70 Gew.-%), 50 g Natriumsalz eines Napthalinsulfonsäure-Formaldehyd-Kondensationsproduktes,
60 g Natriumhydroxid, 35 g MTX nach Methode (a) und 10 g Kaliumperoxodisulfat zugesetzt
sind, emulgiert. Als Katalysatorlösung verwendet man eine 3 gew.-%ige wäßrige Formamidinsulfinsäurelösung.
[0023] Die Emulsion wird mit Stickstoff gespült, auf 40° C erwärmt und durch Zugabe von
Katalysatorlösung gestartet.
[0024] Während der Polymerisation wird weiter Katalysatorlösung so eindosiert, daß die Temperatur
des Ansatzes 45° C nicht übersteigt. Nach Monomerumsätzen von 28 und 55 % werden jeweils
weitere 17,5 g MTX nach Methode (a) eindosiert, die Polymerisation nach einem Monomerumsatz
von 70 % durch Zusatz von 12 g Brenzcatechin abgestoppt und das überschüssige Monomere
bei vermindertem Druck durch Wasserdampfdestillation abgetrennt.
[0025] Man senkt den pH-Wert des Latex auf 6,5, friert das Polymere auf einer Kühlwalze
aus und trocknet es. Die Mooney-Viskosität (M1-4ʹ) des Polymeren liegt bei 73 ME.
Beispiel
[0026] Man verfährt wir im Beispiel 1, nur werden vor Polymerisationsbeginn 30 g und bei
30 % sowie 57 % Monomerumsatz je 15 g MTX nach Methode (b) eindosiert. Die Mooney-Viskosität
des Polymeren liegt bei 76 ME.
Beispiel 3
[0027] Man verfährt wir in Beispiel 1, setzt jedoch vor Polymerisationsbeginn 19 g und
bei 30 % sowie 54 % Monomerusatz je 9,5 g Diethylxanthogendisulfid nach Methode (c)
zu. Die Mooney-Viskosität des Polymeren liegt bei 70 ME.
Beispiel 4
[0028] Man polymerisiert wie in Beispielen 1 bis 3, setzt jedoch dem abgestoppten Latex
vor oder nach dem Entgasen des Monomeren Tetraethylthiuramdisulfid (TETD) und Dibutylamin
(nDBA) zu. Die zugesetzten Mengen sind der Tabelle 1 zu entnehmen. Die Peptisation
und Aufarbeitung wird analog DE-OS 2 018 736 durchgeführt.
[0029] Alterungsverhalten des Rohpolymeren Man ermittelt die Viskosität des frischen und
bei 70° C im Trockenschrank gealterten Polymeren nach Mooney (DIN 53 523). Je stabiler
die Produkte sind, um so geringer ist die Viskositätsdifferenz (ΔML) zwischen den
Messungen.

Beispiele 5-7
[0030] Herstellung von Polychloropren für den Einsatz als Klebstoffrohstoff.
[0031] Man polymerisiert wie in Beispiel 1 bei +10° C in Gegenwart von folgenden Mengen
an Xanthogendisulfid (Gesamtmenge) (5) 65 g, (6) 61 g, (7) 33 g.
[0032] Als Aktivatorlösung setzt man an Stelle der Formamidinsulfinsäure eine 1 gew.-%ige
wäßrige Natriumdithionitlösung ein.
[0033] Die Aufarbeitung wird analog Beispiel 1 durchgeführt.
[0034] Änderung der Lösungsviskosität von Polychloropren Klebstoffrohstoffen
[0035] 2,5 g des Polymers werden in 47,5 Toluol gelöst, 1 h bei 23° C im Wasserbad getempert
und danach die Viskositätsmessung im Brookfield-Viskosimeter LVT mit Adapter nach
DIN 53 019 durchgeführt.
[0036] Die Lösungsviskosität wird vom frisch hergestellten und bei 70° C im Trockenschrank
gealterten Polymer bestimmt. Die Ergebnisse sind in Tabelle 2 festgehalten.

1. Verfahren zur Herstellung von Polychloropren durch wäßrige Emulsionspolymerisation
von Chloropren mit 0 - 20 Gew.-% mit Chloropren copolymerisierbarer Monomerer in Gegenwart
von Xanthogendisulfiden und einem Polymerisationsinitiator und Aufarbeitung der Polymersuspension
zum Festkautschuk, dadurch gekennzeichnet, daß man nach der Polymerisation und vor
der Abtrennung des Polymeren aus der wäßrigen Suspension dem Reaktionsgemisch ein
Peptisationsmittel zusetzt.
2, Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Xanthogendisulfide der
Formel

entsprechen, in der
n 0 bis 4,
R und R₁ unabhängig voneinander Wasserstoff, C₁-C₆-Alkyl, C₅-C₈-Cycloalkyl oder gemeinsam
mit der CH-Gruppe ein sauerstoffhaltiges, gegebenenfalls 1- bis 3-fach durch C₁-C₄-Alkyl
substituiertes, heterocyclischen Ringsystem mit 5-8 Ringgliedern darstellen.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Polymerisationsinitiatoren
Formamidinsulfinsäure, Kaliumperoxodisulfat, Mischungen aus Formamidinsulfinsäure
und Kaliumoxodisulfat, Mischungen aus Kaliumperoxodisulfat und Natrium-β-anthrachinonsulfonat
oder Mischungen von Formamidinsulfinsäure, Kaliumperoxodisulfat und Natrium-β-anthrachinonsulfonat,
sowie Kombinationen der vorstehend genannten Initiatoren und Initiatormischungen
mit Natriumdithionit oder Natriumdithionit allein verwendet werden.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Peptisationsmittel Tetraalkylthiuramdisulfide
allein oder in Kombination mit nukleophil wirkenden Substanzen verwendet werden.