[0001] Die Erfindung betrifft eine Einrichtung gemäß dem Oberbegriff des Anspruches 1.
[0002] Es ist bekannt, als Stör- und Täuschkörper getauchte Schleppkörper einzusetzen, die
durch elektromechanische Anregung (Klöppelschlag gegen eine Hohlkörperwandung) oder
als elektrisch angesteuerte Wasserschallgeber der Geräuschabstrahlung ins Wasser dienen,
um von einem zu schützenden Objekt abzulenken; bzw. Druckluft blasenförmig ins Wasser
abzulassen, um durch die schallreflektierende Wirkung einer langsam dahintreibenden
Blasenansammlung ein reflektierendes Zielobjekt vorzutäuschen.
[0003] Der Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, daß die vorbekannten Einrichtungen gattungsgemäßer
Art nur von beschränkter Wirksamkeit sind, weil insbesondere ohne erheblichen technischen
Aufwand nur ein relativ schmalbandiges und wenig voluminöses Schallspektrum abstrahlbar
ist und eine bloße Blasenansammlung als solche relativ leicht identifizierbar ist,
zumal sie sich recht schnell verflüchtigt. In Erkenntnis dieser Gegebenheiten liegt
der Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine sowohl passiv wie auch aktiv wirksame Störeinrichtung
mit vergleichsweise geringem technologischen Aufwand anzugeben.
[0004] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß im wesentlichen dadurch gelöst, daß die gattungsgemäße
Einrichtung das Kennzeichen des Anspruches 1 aufweist.
[0005] Nach dieser Lösung kann z.B. bei Bestückung des Tragkörpers mit individuellen pyrotechnischen
Ladungen, also durch deren Anzahl und durch deren Zündabstand, die Wirkintensität
und Wirkdauer deren Verbrennungsgasblasen in weiten Grenzen beeinflußt, aber auf die
räumliche Umgebung des Tragkörpers selbst beschränkt und deshalb den gegebenen Tarnaufgaben
entsprechend positioniert bzw. verbracht werden. Die dreidimensionale Verteilung der
Störwirkung der pulsierend expandierenden, sowohl als sekundäre Schallquellen wie
auch als Reflektoren wirkenden Gasblasen läßt sich durch die herabhängende Länge einer
Kette aneinandergereihter einzelner Ladungen leicht den aktuellen Erfordernissen anpassen.
Eine entsprechende Staffelung dieser Ketten relativ zueinander und der Ladungen längs
der Ketten führt aufgrund von örtlichen Druckwellen-Überlagerungen im umgebenden Wasser
zur Ausbildung virtueller Schallquellen mit Intensitäten, die erheblich über denjenigen
an den Orten der einzelnen Ladungen liegen können und dadurch die aktive Störwirkung.
also die akustische Verseuchung des umgebenden Wassers gegen die Wirkung einer Wasserschall-Peilanlage,
noch erheblich verstärken.
[0006] Um eine breitbandigere Störwirkung und zusätzliche Täuscheffekte hervorzurufen, ist
es zweckmäßiger, die explosions- oder impulsförmige Abgabe von Reaktionsgasen innerhalb
eines gefluteten, schwingungsfähigen Gehäuses durchzuführen, dessen Wandung dann aufgrund
intensiver Vibrationsanregung nicht nur zu niederfrequenter aber oberwellenreicher
Druckwellen- , also Körperschallabstrahlung ins Wasser führt, sondern daneben zum
Aufbau äußerer Kavitationsschichten, also trotz technologisch leicht beherrschbarer
niederfrequenter Anregung zu ausgesprochen hochfrequenter Schallabstrahlung. Und trotz
quasi-stationärer Aussetzung des Störkörpers im Wasser ergibt sich für eine entfernte
Ortungsanlage aufgrund dieser Kavitationserscheinungen leicht der Eindruck eines sich
sehr schnell durchs Wasser bewegenden Objektes, also eines Zielobjektes. Hinzu kommt
wieder die Täuschwirkung eines schallreflektierenden Gasblasenvorhanges aufgrund Austritts
der Explosionsgase aus dem Innenraum des Schwinggehäuses durch seine Flutungsöffnungen
hindurch; mit Verstärkung dessen mechanischer Schwingungsanregung infolge der Wasserschlagwirkung
von den an der Außenwand kollabierenden Gasblasen. Eine noch günstigere Wirkung und
Einsatzbreite ergibt sich, wenn solche Wasserschlag-Anregung eines Schwinggehäuses
kombiniert wird mit impulsförmiger Schallabstrahlung durch auf unterschiedliche Frequenzgemische
abgestimmte Stoßwellenrohre. Reaktionsgase können schließlich auch als Vortriebsmittel
für eine Antriebseinrichtung dienen, damit der pyroakustische Störkörper selbststeuernd
oder ferngesteuert gewisse Wege zurücklegen und dadurch nicht nur ein größeres räumliches
Gebiet akustisch verseuchen, sondern noch wirklichkeitsgetreuer ein Zielobjekt vortäuschen
kann.
[0007] Als Energielieferant für eine Abgabe energiereicher, expandierender und wieder kollabierender
Gasblasen ins Wasser sowie für die FunktIon der Antriebseinrichtung können herkömmliche
Treibsätze dienen; oder ein sehr gasreiches lithergoles Hochleistungs-Treibstoffsystem
mit Natrium- oder Kaliumboranat und Säure als Lieferanten sehr großer Mengen energiereicher,
also stark expandierender Reaktionsgase - wie in den eigenen älteren Anmeldungen P
34 35 075.6 und P 34 35 076.4 vom 25.09.1984 näher erläutert.
[0008] Zusätzliche Alternativen und Weiterbildungen sowie weitere Merkmale und Vorteile
der Erfindung ergeben sich aus den weiteren Ansprüchen und, auch unter Berücksichtigung
der Darlegungen in der Zusammenfassung, aus der nachstehenden Beschreibung von in
der Zeichnung unter Beschränkung auf das Wesentliche stark abstrahiert skizzierten
bevorzugten Ausführungsbeispielen zur erfindungsgemäßen Lösung.
[0009] Es zeigt:
Fig. 1 einen getauchten Tragkörper mit pyrotechnischen Ladungsketten,
Fig. 2 einen gefluteten, zugleich als Schwinggehäuse dienenden Tragkörper mit pyrotechnischen
Ladungen und
Fig. 3 einen angetriebenen Tragkörper mit pyrotechnischem Treibstoff für den Betrieb
des Antriebs, des Schwinggehäuses und eines abgestimmten Schalldruckwellengenerators.
[0010] Die Funktion der erfindungsgemäßen Einrichtung zum Stören und Täuschen von Wasserschall-Drtungsanlagen,
also zur Abwehr der Bedrohung. die von beispielsweise Torpedos oder Minen ausgeht,
beruht im wesentlichen darauf, pyrotechnische Energie impulsartig als Schallwellenenergie
ins Wasser 1 abzustrahlen. Dazu werden von einem Luft- oder Wasserfahrzeug pyroakustische
Störkörper 2 ausgesetzt, die im wesentlichen aus einem (z.B. als Schleppkörper oder
für Auftrieb. Schwebezustand oder rangsames Absinken im Wasser 1 ausgelegten) Tragkörper
3 für pyrotechnische Ladungen 4 bestehen. Diese können, wie in Fig. 1 und Fig. 2 angedeutet,
längs Zündschnüren 5 diskret verteilt. oder gemäß Fig. 3 als kompakter oder lamellarer
bzw. granulatförmig gepreßter Körper ausgebildet sein. Die Zündschnüre 5 können schon
vor dem Aussetzen der Störkörper 2 angezündet werden; oder die Tragkörper 3 sind mit
Zündgeräten 6 ausgestattet, welche beispielsweise nach Ablauf einer Verzögerungszeit
und z.B. initiiert durch die Berührung mit dem Seewasser 1 die Anzündung der Zündschnüre
5, und darüber nacheinander das explosionsartige Abbrennen der einzelnen Ladungen
4, einleiten.
[0011] Im Ausführungsbeispiel nach Fig. 1 sind die pyrotechnischen Ladungen 4 längs Zündschnüren
5 vom Tragkörper 3 frei ins Wasser 1 abgehängt. Die Reaktionsgasblasen 7 der einzelnen
nacheinander angezündeten Ladungen 4 expandieren impulsartig in das umgebende Wasser
1, bis der Reaktionsdruck des verdrängten Wassers bei Ausbleiben von Abbrandgas zum
Kollaps der jeweiligen Gasblase 7 führt, und r.ufen dadurch lokale Kompressionswellen,
also eine sehr oberwellenreiche Schallabstrahlung in das Wasser 1 hervor.
[0012] Zugleich wirken die Expansionsgasblasen 7 als dynamischer Blasenvorhang, also als
räumlich schwankender Reflektor für einfallende Wasserschallwellen, die etwa von Ortungsanlagen
ausgestrahlt sind. Aus der Überlagerung der Druckwellenfronten der einzelnen expandierenden
Gasblasen 7 resultiert ferner eine Anzahl virtueller Schallquellen im Bereiche abseits
der einzelnen Ladungen 4, wie im einzelnen in der eigenen älteren Anmeldung P 34 35
130.2 vom 25.09.1984 näher erläutert - worauf hier zur Vermeidung von Wiederholungen
voll-inhaltlich Bezug genommen wird.
[0013] Insgesamt führt der Einsatz der Störkörper 2 also zu einer breitbandigen aktiven
und passiven akustischen Verseuchung des Schallübertragungs-Mediums Wasser 1. so daß
die nähere Umgebung eines derartigen Störkörpers 2 für Wasserschallortungsanlagen
einerseits als Scheinziel wirkt und andererseits kaum zur Detektion dahinter verborgener
Objekte durchdringbar ist.
[0014] Eine Anordnung der Ladungen 4 im vom Wasser 1 gefluteten Innenraum 8 eines Schwinggehäuses
9 gemäß Fig. 2 - anstelle der kettenförmigen Abhängung ins Wasser 1 nach Fig. 1 -
weist den Vorteil auf, durch die Zündung der Ladungen 4 intensive, relativ niedrige
aber mischfrequente Körperschall-Vibrationen der schwingfähigen Wandungsteile des
Gehäuses 9, angeregt durch die Expansionsgasblasen 7 im Innenraum 8, hervorzurufen.
Aus diesen Schwingungen kurzer, intensiver Anregung resultiert auf der Gehäuseaußenseite
die Ausbildung von Kavitationsschichten 10, wie sie sonst praktisch nur an sehr schnell
durch Wasser 1 hindurchbewegten Objekten (wie etwa an kritischen Rumpfformen schneller
Schiffe oder insbesondere an Propellerblättern) auftreten. Dieser Störkörper 2 täuscht
durch die Ausbildung derartiger Kaviationsschichten 10 also für eine entfernt stehende
Ortungsanlage auch noch das Vorhandensein eines raschen Fahrzeuges vor, obgleich es
sich lediglich um einen quasi-stationären Schwimm- oder Sinkkörper zum länger andauernden
Aufbau eines quasi-stationären Stör- und Täuschfeldes handelt.
[0015] Der Abbau des Explosionsgasblasen-Überdruckes im Innenraum 8 durch seine Flutungsöffnungen
11 durch austretende Blasen 7, die an der Außenwand kollabieren, erhöht durch die
Wasserschlagwirkung die Schwingungsintensität des Gehäuses 9; und die Störschallwirkung
erhöht sich auch dadurch, daß die Blasen-Kollapse durch ihre Sogwirkungen wie (sekundäre)
Schallquellen wirken. Insgesamt ist dieses aktiv und passiv wirkende Objekt in Form
des Störkörpers 2 also für eine Ortungsanlage schwer identifizierbar und aufgrund
des intensiven Blasenvorhanges 12 kaum durchdringbar. Durch unterschiedliche mechanische
Auslegung einzelner Bereiche der Wandung des Schwingungsgehäuses 9 können unterschiedliche
Eigenresonanzen hervorgerufen werden, mit der Folge auch eines breitbandig abgestimmten
hochfrequenten Schwingungsverhaltens der Kavitationsschichten 10.
[0016] In der symbolisch-vereinfachten Prinzipdarstellung nach Fig. 1 oder Fig. 2 is* im
Interesse der Übersichtlichkeit nicht berücksichtigt. daß die Störkörper 2 auch mit
einem Eigenantrieb ausgestattet sein können, um ein vom Aussetzungsort her räumlich
aufgefächertes, also weiter ausladendes Störgebiet aufzuspannen, etwa zur Abschirmung
daninter ablaufender Operationen.
[0017] Ein abgewandelter, zugleich vom Lieferanten für die pulsierenden Blasen 7 angetriebener
Störkörper 2 ist in Fig. 3 skizziert. Abweichend von der Verhältnissen nach Fig. 2
werden hier die Reaktionsgase eines kompakten Treibsatzes zunächst in wenigstens einem
Druckraum 13 gesammelt, aus dem sie dann, portioniert durch ein Überdruckventil 20,
über ein Rohr 14 impulsartig in das eigentliche Schwinggehäuse 9 übertreten. Das hat
den Vorteil, eine Körperschall-Frequenzabstimmung apparativ einfacher realisieren
zu können. Außerdem ist es dann auch einfacher, die pyrotechnische Ladung 4 zugleich
als Treibstoff für eine Antriebseinrichtung 15 heranzuziehen; bei der es sich wie
skizziert um ein Abgas-Rückstoßsystem oder, vorteilhafter noch, um das in der eigenen
älteren Patentanmeldung P 34 35 076.4 vom 25.09.1984 näher erläuterte Fluidkolben-Wasserstrahlantriebssystem
handeln kann.
[0018] Beim pyroakustischen Störkörper 2 nach Fig. 3 dient die Ladung 4 ferner zur Anregung
eines abgestimmten Schalldruckgenerators 16. der im dargestellten Beispielsfalle mit
der Antriebseinrichtung 15 baulich vereint ist. Er besteht aus einer Anzahl von -
aufgrund ihrer Länge und ihres Durchmessers - auf unterschiedliche Grundfrequenzen
abgestimmten Stoßwellenrohren 14 zwischen dem umgebenden Wasser 1 und einem periodisch
geöffneten Druckraum 13 für die Reaktionsgase der Treibstoff-Ladung 4. Die definierten
zeitlichen Druckverläufe 17 am Ausgang der Impulsrohre 14 unterscheiden sich gegeneinander
insbesondere durch ihre Anstiegs- und Abfallflanken, also durch sehr unterschiedliche
Oberwellengehalte; wie in Fig. 3 jeweils in Richtung parallel zur Achse 18 des Störkörpers
2 über radial sich erstreckender Zeitachse veranschaulicht. Die durch die Stoßwellenrohre
14 austretenden kleinen pulsierenden Gasblasen 7 und die rückwärtig aus der Antriebseinrichtung
15 ebenfalls komprimiert-impulsförmig austretenden größeren Antriebs-Gasmengen vereinen
sich im Fernfeld (im Wasser 1) wieder zu einem Blasenvorhang 12.
[0019] Der pyroakustische, selbstlaufende Störkörper 2 nach Fig. 3 stahlt also Schallwellen
19 in verschiedenen Spektralbereichen ab. Diese sind durch konstruktive Maßnahmen
in weiten Grenzen variierbar, da es sich um eine Überlagerung von niederfrequenten
Körperschalleffekten mit hochfrequenten Kavitationseffekten und dem Frequenzgemisch
periodisch-impulsförmiger Effekte des langsamen Aufweitens und raschen Kollabierens
einer Vielzahl von Gasblasen handelt, ergänzt um die frequenzmäßig gestaffelt abstimmbaren
Effekte der Schwingungsanregung von Stoßwellenrohren 14. Der einfache mechanische
Aufbau ermöglicht die Bereitstellung großer Mängen relativ kleiner, also leicht handhabbarer
pyroakustischer Stör- und Täuschkörper 2 als preisgünstige Verbrauchsartikel an Bord
auch von Handelsschiffen, um einer sich durch gegnerische Wasserschall-Ortungsanlagen
zu erkennen gebenden bevorstehenden Bedrohung rasch Schutzmaßnahmen entgegensetzen
zu können, hinter denen Ausweich- oder Abwehrmanöver vorbereitet werden können.
1. Einrichtung zum Stören und Täuschen von Wasserschall-Ortungsanlagen,
dadurch gekennzeichnet,
daß ins Wasser aussetzbare Tragkörper (3) mit pyrotechnischen Ladungen (4) zur blasenförmigen
Abstrahlung energiereicher Reaktionsgase ausgestattet sind.
2. Einrichtung nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß jeder Tragkörper (3) wenigstens eine kettenförmige Anordnung einzelner Ladungen
(4) abhängt.
3. Einrichtung nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Ketten durch Zündschnüre (5) zwischen den Ladungen (4) ausgebildet sind.
4. Einrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß Ladungen (4) im Innenraum (8) eines gefluteten Schwinggehäuses (9) angeordnet
sind, deren Wandungen zur Ausbildung von Kavitationsschichten (10) in Schwingungen
versetzbar sind.
5. Einrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Innenraum (8) eines zu Kavitationsschwingungen (10) anregbaren Schwinggehäuses
(9) aus einem Druckraum (13) über
ein Impulsrohr (14) mit Reaktionsgasen speisbar ist, die durch Flutungsöffnungen (11)
als Blasenvorhang (12) aus dem Schwinggehäuse (9) wieder austreten können.
6. Einrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß ein Schalldrucknellengenerator (16) mis unterschiedlich abgestimmten, zwischen
einem Expansionsgas-Druckraum (13 und dem umgebenden Wasser (1) verlaufenden Impulsrohren
(14) vorgesehen ist.
7. Einrichtung nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Ladungen (4) gleichzeitig als Treibstoff für eine Antriebseinrichtung (15) am
Tragkörper (3) vorgesehen sind.