(19)
(11) EP 0 241 689 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
21.10.1987  Patentblatt  1987/43

(21) Anmeldenummer: 87102986.4

(22) Anmeldetag:  03.03.1987
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4F42B 3/16, F42C 19/08
(84) Benannte Vertragsstaaten:
BE DE ES FR GB GR IT NL SE

(30) Priorität: 06.03.1986 AT 568/86

(71) Anmelder: OREGON ETABLISSEMENT FÜR PATENTVERWERTUNG
FL-9493 Mauren (LI)

(72) Erfinder:
  • Dorazil, Otto
    A-1100 Wien (AT)

(74) Vertreter: Torggler, Paul, Dr. et al
Wilhelm-Greil-Strasse 16
6020 Innsbruck
6020 Innsbruck (AT)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Pyrotechnischer Verzögerungszünder


    (57) Zünder mit einem zwischen Zündhütchen (6) und Detonator (9) angeordneten pyrotechnischen Ver­zögerungssatz (7) und einer Durchschlagsicherung (8), die bei vollständiger oder teilweiser Abwesenheit des Verzögerungssatzes (7) eine Zündübertragung vom Zündhütchen auf den Detonator (9) verhindert. Die Durchschlagsicherung (8) besteht aus einem entflamm­baren oder thermisch zersetzbaren, weitgehend ohne feste Rückstände verbrennenden oder sich thermisch zersetzenden Feststoff.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung bezieht sich auf einen Zünder mit einem zwischen Zündhütchen und Sprengladung bzw. Initial­sprengladung angeordneten pyrotechnischen Verzögerungs­satz und mindestens einer Durchschlagsicherung, die bei vollständiger oder teilweiser Abwesenheit des Verzögerungssatzes eine Zündübertragung vom Zündhütchen auf die Sprengladung bzw. Initialsprengladung verhindert.

    [0002] Die derzeit bekannten und in Gebrauch befindlichen Durchschlagsicherungen in pyrotechnischen Verzögerungs­elementen haben den Nachteil, daß beim Bersten oder Durchschmelzen des aus einer beschichteten Schwermetall­folie bestehenden Sicherungselementes durch die dabei entstehenden Partikelchen der weitere Verlauf des Zündkanals ganz oder teilweise abgedeckt bzw. verlegt werden kann und dadurch eine zuverlässige Zündüber­tragung auf die Initialsprengladung, z.B. auf den Detonator eines Handgranatenzünders, verhindert wird. Weiters ist bei Verwendung beschichteter Schwermetall­folien eine nicht unwesentliche Umweltbelastung festzustellen.

    [0003] Demgegenüber wird nun erfindungsgemäß vorgeschlagen, daß die Durchschlagsicherung aus einem entflammbaren oder thermisch zersetzbaren, weitgehend ohne feste Rückstände verbrennenden oder sich thermisch zersetzen­den Feststoff besteht.

    [0004] Dadurch wird stets ein freier Zündkanal zu den weiteren Ladungen, z.B. zum Detonator, gewährleistet. Darüber­hinaus wird durch die exotherme Reaktion des Ver­brennens bzw. thermischen Zersetzens der Durchschlag­sicherung nach dem Abbrand der Verzögerungsladung sogar eine verstärkte Zündübertragung auf die Sprengladung bzw. Initialsprengladung (Detonator) erzielt. Die erfindungsgemäße Durchschlagsicherung besteht in diesem Sinne aus einem - allerdings nur in Verbindung mit dem Abbrand des Verzögerungssatzes - an der Zündübertragung "aktiv" beteiligten Material.

    [0005] Der Forderung, daß die Durchschlagsicherung bei Abwesen­heit des Verzögerungssatzes die Zündübertragung vom Zündhütchen auf die Sprengladung bzw. Initialspreng­ladung verhindern soll, kann bei einem solchen "aktiven" Material dadurch entsprochen werden, daß die Ent­flammungs- oder Zersetzungstemperatur des Feststoffes der Durchschlagsicherung über der vom Zündstrahl des Zündhütchens am Ort der Durchschlagssicherung erzeugten Gas- oder Partikeltemperatur liegt, jedoch unterhalb der vom abgebrannten Verzögerungssatz erzeugten Reaktions­temperatur.

    [0006] Bei den für Handgranatenzünder üblichen Zündhütchen und Verzögerungssätzen treten durch den Abbrand des Ver­zögerungssatzes Reaktionstemperaturen von etwa 1300° C auf. Bei Fehlen eines Verzögerungssatzes würden die Partikelchen des Zündhütchens auf die ca. 30 bis 35 mm entfernte Durchschlagsicherung mit etwa 500 bis 600° C auftreffen. Demnach wäre bei einem derartigen Hand­granatenzünder bekannter Bauart als Material für die Durchschlagsicherung mit Vorteil ein Feststoff zu verwenden, dessen Entflammungs- oder Zersetzungs­temperatur über 600°, jedoch unter 1300° C liegt.

    [0007] Die erfindungsgemäße Durchschlagsicherung kann beispiels­weise aus einer Folie aus Kunststoff bestehen, wie z.B. aus Polyamid oder aus einem Schichtstoff aus Kunststoff, z.B. mit einer Schicht aus Polyamid und einer Schicht aus Zelluloid, wobei das Polyamid vorwiegend Puffer­funktion hat und das Zelluloid das eigentliche "aktive" Material darstellt. Es kommen aber auch Metallfolien in Frage, sofern sie entflammbar sind und im wesentlichen ohne feste Rückstände verbrennen. Ferner können auch Metall-Kunststoff-Schichtstoffe verwendet werden. Eine weitere Möglichkeit wäre die Verwendung von schwer entflammbaren pyrotechnischen Material, z.B. von korus­kativen Sätzen für die Durchschlagsicherung, gegebenen­falls in Kombination mit Metall und/oder Kunststoff­schichten.

    [0008] Die gewollte Zündübertragungsleistung der Durchschlag­sicherung kann durch besondere Formgebung des Materials der Durchschlagsicherung positiv beeinflußt werden, z.B. durch Kegel-, Kalotten- oder Halbkugelform, und zwar als Voll- oder Hohlkörper.

    [0009] Die Durschlagsicherung kann wie üblich zwischen dem untersten Teilsatz des Verzögerungssatzes und dem Detonator, und/oder aber auch zwischen Teilsätzen des Verzögerungssatzes angeordnet sein.

    [0010] Die Erfindung wird nachstehend anhand der Zeichnungen durch Ausführungsbeispiele näher erläutert.

    Fig. 1 zeigt einen Handgranatenzünder im Vertikalschnitt.

    Fig. 2 bis 4 sind Vertikalschnitte eines Teiles des Zündröhrchens eines Handgranatenzünders mit verschiedenen Ausführungsvarianten der Durchschlagsicherung.



    [0011] Der dargestellte Handgranatenzüder besteht aus einem Zünderkopf 1, einem auf dem Zünderkopf 1 schwenkbar gelagerten und federbelasteten Schläger 2, einem Sicherungsbügel 3, der den Schläger 2 vor dem Abwurf der Handgranate in gespannter Position hält, wobei der Sicherungsbügel 3 mit Hilfe eines Splintes 4 in gesicherter Stellung am Zünderkopf 1 festgehalten ist. Im Inneren des Zünderkopfes 1 ist das Zündröhrchen (insgesamt mit 5 bezeichnet) eingeschraubt. Es enthält von oben nach unten das Zündhütchen 6, drei Teilsätze des Verzögerungssatzes 7, die Durchschlagsicherung 8 und die mehrschichtige Detonatorladung 9. Die Durch­schlagsicherung ist nahe am unteren Ende des Verzögerungssatzes 7, jedoch mit (größerem) Abstand über der Detonatorladung 9 angeordnet.

    [0012] Im Falle des Ausführungsbeispieles nach Fig. 1 ist die Durchschlagsicherung 8 kegelförmig ausgebildet und besteht z.B. aus Kunststoff. Bei dem in Fig. 1 darge­stellten Handgranatenzünder wird im Normalfall der Verzögerungssatz 7 durch das Zündhütchen 6 initiiert und nach Ablauf der vorgegebenen Verzögerungszeit die kegelförmige Durchschlagsicherung 8 aktiviert, die ihrerseits den Zündstrahl verstärkt an den Detonator 9 weiterleitet. Bei Fehlen des Verzögerungssatzes 8, irrtümlich oder auch produktionsbedingt durchaus möglich, trifft der Zündstrahl des Zündhütchens 4 auf die Durchschlagsicherung 8. Für die Durchschlagsicherung 8 wird ein Feststoff, z.B. Kunststoff, verwendet, dessen Entflammungstemperatur (Zersetzungstemperatur) hoch genug ist, daß die Zündstrahlenergie nicht ausreicht, das Material der Durchschlagsicherung 8 zu aktivieren. Der Zündstrahl wird unterbrochen und eine Initiierung des Detonators 9 verhindert.

    [0013] Die in Fig. 2 dargelegte Variante unterscheidet sich zu Fig. 1 dadurch, daß als Durchschlagsicherung 8 ein Vollkörper, z.B. Pfropfen, aus "aktivem" Material ein­gesetzt wird. Der Vorteil ist in der zusätzlichen Verstärkung des Zündstrahles zu sehen.

    [0014] In Fig. 3 wird eine Variante vorgestellt, bei der die Durchschlagsicherung 8 zwischen zwei Teilsätzen (Preß­fraktionen) 7/1, 7/2 des Verzögerungssatzes 7 angeordnet ist, wobei der untere, dem Detonator zugewandte 7/2 kleiner ist. Bei ordnungsgemäßer Fertigung des Ver­zögerungselementes wird der Zündstrahl des Zündhütchens 6 den Teilsatz 7/1 initiieren, der in weiterer Folge die ihrerseits verstärkt den Zündstrahl an den Teil­satz 7/2 weiterleitet. Fehlt nun der Teilsatz 7/1, so reicht der Zündstrahl des Zündhütchens 6 nicht aus, um die Durchschlagsicherung 8 zu aktivieren. Die Zündung wird unterbrochen, eine ungewollte Durchzündung wird somit auch hier verhindert. Das Zündröhrchen besteht in diesem Fall im Bereich des Verzögerungssatzes aus zwei Teilröhrchen 5/1, 5/2, wobei zuerst das Teil­röhrchen 5/2 mit dem Teilsatz 7/2 der Verzögerungs­ladung gefüllt wird, worauf die Durchschlagsicherung 8 aufgesetzt und das Teilröhrchen 5/2 mit dem Teilröhrchen 5/1 verschraubt wird. Dann erst erfolgt das Einfüllen des Teilsatzes 7/1.

    [0015] Gemäß einer nicht dargestellten Variante zu Fig. 3 kann eine zweite Durchschlagsicherung auch unter dem unteren Teilsatz 7/2 (etwa wie in Fig. 1 oder 2) angeordnet sein.

    [0016] Die Variante gemäß Fig. 3 zeigt die Verwendung eines koruskativen Satzes als Durchschlagsicherung 8. Korus­kativs bestehend aus Stoffpaaren, wie z.B. aus Magnesium­Silicium, Magnesium-Phosphor od. dgl. Der koruskative Satz wird in einem gesonderten Arbeitsgang in das Zünd­röhrchen 5 eingeformt, bevor das Zündröhrchen zur Füll­station des Verzögerungssatzes 7 gelangt. Die Durch­schlagsicherung 8 kann auch aus einer Kombination eines koruskativen Satzes mit einer Folie, einem Pfropfen od. dgl. aus Kunststoff und/oder Metall bestehen.

    [0017] Die Ausführungsbeispiele zeigen Zünder für Handgranaten. Die erfindungsgemäße Durchschlagsicherung ist jedoch auch bei Zündern für andere Munitionsarten und auch auf nicht militärischem Gebiet einsetzbar.


    Ansprüche

    1. Zünder mit einem zwischen Zündhütchen und Spreng­ladung bzw. Initialsprengladung angeordneten pyro­technischen Verzögerungssatz und mindestens einer Durchschlagsicherung, die bei vollständiger oder teilweiser Abwesenheit des Verzögerungssatzes eine Zündübertragung vom Zündhütchen auf die Sprengladung bzw. Initialsprengladung verhindert, dadurch gekenn­zeichnet, daß die Durchschlagsicherung (8) aus einem entflammbaren oder thermisch zersetzbaren, weitgehend ohne feste Rückstände verbrennenden oder sich thermisch zersetzenden Feststoff besteht.
     
    2. Zünder nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Entflammungs- oder Zersetzungstemperatur des Feststoffes der Durchschlagsicherung (8) über der vom Zündstrahl des Zündhütchens (6) am Ort der Durchschlagssicherung (8) erzeugten Gas- oder Partikeltemperatur liegt, jedoch unterhalb der vom abgebrannten Verzögerungssatz (7) erzeugten Reaktions­temperatur.
     
    3. Zünder nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Feststoff der Durchschlagsicherung (8) eine Entflammungs- oder Zersetzungstemperatur über 600° C, jedoch unter 1300° C aufweist.
     
    4. Zünder nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Durchschlagsicherung aus Kunststoff besteht.
     
    5. Zünder nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Durchschlagsicherung aus entflammbarem Metall besteht.
     
    6. Zünder nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Durchschlagsicherung aus einem schwer entflammbaren pyrotechnischen Material, vorzugsweise aus einem koruskativen Satz besteht.
     
    7. Zünder nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Durchschlagsicherung (8) in Form eines dünnwandigen Körpers,z.B. einer Folie oder eins Schichtstoffes ausgebildet ist.
     
    8. Zünder nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Durchschlagsicherung (8) als Vollkörper, z.B. als Pfroppfen ausgebildet ist.
     
    9. Zünder nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß de Durchschlagsicherung (8) als Hohlkörper ausgebildet ist.
     
    10. Zünder nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Durchschlagsicherung (8) kegel-, kalotten- oder halbkugelförmig ausgebildet ist.
     
    11. Zünder nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Durchschlagsicherung (8) zwischen dem unteren Ende des Verzögerungssatzes (7) und der Detonatorladung (9) angeordnet ist.
     
    12. Zünder nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß zwischen zwei Teilsätzen (7/1, 7/2)des Verzögerungssatzes (7) eine Durch­schlagsicherung (8) angeordnet ist.
     




    Zeichnung