[0001] Komplexsalze aus dem 7,7,8,8-Tetracyano-p-chinodime-thananion (TCNQ)- der Formel
neutralem 7,7,8,8-Tetracyano-p-chinodimethan (TCNQ) und anorganischen oder organischen
Kationen sind als elektrisch leitende Verbindungen bekannt.
[0002] Diese Komplexe können durch Umsetzung von TCNQ mit organischen Kationjodiden hergestellt
werden [J. Am. Chem. Soc. 4, 3374-3387 (1962)], z. B.
Reaktionsschema I
[0003] Hierbei wird ein TCNQ-Molekül durch Jodid zum TCNQ-Anion unter Freisetzung von Jod
reduziert.
[0004] Ein anderes Verfahren besteht in der Umsetzung von stickstoffhaltigen Heteroaromaten
oder tertiären Aminen mit P-Phenylen-1.4-dimalodinitril der Formel H
2TCNQ (11) und TCNQ, z. B.
[0005] Reaktionsschema 11
[0006] Die Verarbeitung dieser Komplexe bei Temperaturen oberhalb ihres Schmelzpunktes bereitet
Schwierigkeiten, da bei den bisher bekannten Verbindungen Schmelz- und Zersetzungstemperatur
sehr nahe beieinander liegen. Aus der DE-OS-3 214 355 ist bekannt, daß bestimmte TCNQ-Komplexe
kurze Zeit, maximal 1 bis 2 Minuten, auf Temperaturen oberhalb ihres Schmelzpunktes
erhitzt werden können, ohne ihre elektrische Leitfähigkeit zu verlieren. Erschwerend
ist, daß die zur Verarbeitung erforderlichen Temperaturen zu hoch sind.
[0007] Aus der FR-A-2 211 464 sind spezielle feste organische Leiter bekannt, nämlich TCNQ-
und TNAP-Komplexsalze (TNAP=11,11,12,12-Tetracyano-2,6-naphthoquinonedimethan), deren
Kation von bekannten Thioverbindungen mit ungerader Elektronenzahl gebildet wird.
Diese Komplexsalze werden in reiner Form oder in Form von Gemischen als elektrisch
leitende Verbindungen angewendet.
[0008] Es wurde gefunden, daß Mischungen aus TCNQ-Komplexen und schmelzbaren, niedermolekularen,
bei Raumtemperatur festen organischen Verbindungen bei niedrigeren Temperaturen als
die reinen TCNQ-Komplexe zu festen, elektrisch leitfähigen Überzügen auf Substraten
verarbeitet werden können, ohne daß die elektrische Leitfähigkeit verloren geht.
[0009] Die Erfindung betrifft daher schmelzbare Mischungen mit hoher elektrischer Leitfähigkeit,
bestehend aus 0,5 bis 99 Gew.-% eines TCNQ-Komplexes der Formel
in der
D für einen Elektronendonator oder ein Kation und
n für eine Zahl von 1 bis 5 steht,
und 1 bis 99 Gew.-% einer oder mehrerer der folgenden bei Raumtemperatur festen, schmelzbaren,
organischen Verbindungen: gegebenenfalls substituierte lineare oder cyclische Kohlenwasserstoffe,
Ester aliphatischer Carbonsäuren, lineare oder cyclische aliphatische Ketone und Alkohole,
gegebenenfalls substituierte aromatische oder araliphatische Kohlenwasserstoffe, gegebenenfalls
substituierte aromatische oder araliphatische Ketone, gegebenenfalls substituierte
aromatische oder araliphatische Ether, gegebenenfalls substituierte aromatische oder
araliphatische Thioether und Sulfone, Ester aromatischer Carbonsäuren, Nitrile aromatischer
Carbonsäuren und heterocyclische Verbindungen.
[0010] Als Vertreter der im Anspruch genannten bei Raumtemperatur festen, schmelzbaren organischen
Verbindungen seien genannt:
gegebenenfalls substituierte lineare oder cyclische Kohlenwasserstoffe wie Octadecan,
1-Chloroctadecan, Ester aliphatischer Carbonsäuren, wie Palmitinsäuremethylester,
Stearinsäuremethylester, Ethylencarbonat; lineare oder cyclische aliphatische Ketone
und Alkohole, wie Cyclododecanon, Cyclooctanon; Octadecanol; gegebenenfalls substituierte,
aromatische oder araliphatische Kohlenwasserstoffe, wie Naphthalin, Anthracen, Biphenyl,
Fluoren, Terphenyl;
gegebenenfalls substituierte aromatische oder araliphatische Ketone wie Diphenylketon,
Dibenzylketon;
gegebenenfalls substituierte aromatische oder araliphatische Ether wie Diphenylether;
gegebenenfalls substituierte aromatische oder araliphatische Thioether und Sulfone
wie Dibenzylsulfid, Diphenylsulfon;
Ester aromatischer Carbonsäuren, wie 4-Chlorbenzoesäuremethylester, Terephthalsäuredimethylester;
Nitrile aromatischer Carbonsäuren wie 4-Chlorbenzonitril; heterocyclische Verbindungen,
wie Caprolactam, Phthalimid.
[0011] Schmelzpunkte geeigneter organischer Verbindungen liegen im allgemeinen oberhalb
30°C, bevorzugt oberhalb 60° C, aber unterhalb des Schmelzpunktes des TCNQ-Komplexes.
Ein typischer Bereich ist eher 60 bis etwa 180° C.
[0012] Die organischen Verbindungen können einzeln oder als Gemische verwendet werden. Die
erfindungsgemäßen Mischungen mit TCNQ-Komplexen enthalten 0,5 bis 99 Gew.-%, bevorzugt
10 bis 90 Gew.- % TCNQ-Komplex der Formel III und 1 bis 99,5 Gew.-%, bevorzugt 10
bis 90 Gew.-% einer oder mehrerer der beschriebenen organischen Verbindungen.
[0013] Die für die Herstellung der erfindungsgemäßen Mischungen geeigneten TCNQ-Komplexe
sind an sich bekannt. Ihre Zusammensetzung kann durch die Formel III
beschrieben werden, in der D für einen Elektronendonator bzw. für ein Kation und n
für eine Zahl von 1 bis 5, vorzugsweise für 2, steht.
[0014] Besonders geeignete CT-Komplexe entsprechen der Formel
worin D
+ ein Kation und in 1, 2, 3 oder 4, insbesondere 1 ist.
[0015] Diese Komplexe werden auch als Chargetransfer- (abgekürzt CT-) Komplexe oder Radikalionensalze
bezeichnet. Ein Überblick findet sich in J. Am. Chem. Soc. 84, 3374-3387 (1962).
[0016] Bevorzugt werden im Rahmen der Erfindung solche CT-Komplexe, deren Donatorteil leicht
zugänglich ist und sich von einer organischen, Stickstoff und/oder Sauerstoff und/oder
Schwefel und/oder Phosphor enthaltenden, Verbindung ableitet und als Kation vorliegt.
Beispiele hierfür sind die Kationen der folgenden Verbindungen bzw. die entsprechenden
quarternären Ammonium-, Sulfonium- oder Phosphoniumionen:
[0017] Triethylamin, Diethylcyclohexylamin, Chinolin, Benzo-2,3-chinolin, o-Phenanthrolin,
Benzthiazol, N-Methylbenzimidazol, Pyridin, 2,2'-Dipyridin, 4,4'-Dipyridin, 4,5-Dimethylthiazolin,
1-Phenylimidazolidin, Bis-[1,3-diphenyl-imidazolidinyliden-(2)], Bis-[3-methyl-benzthiazolinyliden-(2)],
Isochinolin, Triphenylphosphin, Trimethylsulfoniumion.
[0018] Besonders bevorzugt sind TCNQ-Komplexe der Formel 111, in denen D für ein Kation
der Formel IV, V oder VI
steht, in dem
R einen gegebenenfalls substituierten aliphatischen, cycloaliphatischen oder araliphatischen
Rest mit 1 bis 30 C-Atomen bedeutet und
n 1 oder 2 ist.
[0019] Die erfindungsgemäßen Mischungen können durch Vermischen der Einzelbestandteile im
festen Zustand nach bekannten Verfahren z. B. durch Mahlen, Mörsern hergestellt werden.
Man kann aber auch den TCNQ-Komplex in eine Schmelze der organischen Verbindungen
eintragen.
[0020] Die Leitfähigkeit der Mischungen kann durch Verändern des Verhältnisses von TCNQ-Komplex
zu organischer Verbindung in weiten Bereichen variiert werden. Die Mischungen können
im allgemeinen mindestens 5 Minuten in der Schmelze gehalten werden, ohne daß ihre
elektrischen Eigenschaften verloren gehen. Auch ein mehrmaliges Aufschmelzen der Mischungen
ist möglich.
[0021] Die Schmelzpunkte der erfindungsgemäßen Mischungen hängen vom Mischungsverhältnis
sowie von den Schmelzpunkten der Einzelbestandteile ab. Sie liegen aber immer deutlich
unter den Schmelzpunkten der reinen TCNQ-Komplexe, wodurch eine geringere thermische
Belastung der TCNQ-Komplexe und leichtere Verarbeitung erreicht werden.
[0022] Die erfindungsgemäßen Mischungen können darüber hinaus noch weitere Bestandteile
enthalten, wie polymere Binder, Stabilisatoren, Pigmente.
[0023] Aufgrund ihres günstigen Schmelz- und Zersetzungsverhaltens können die erfindungsgemäßen
Mischungen zur Herstellung elektrisch leitender Überzüge auf Substraten durch Aufschmelzen
verwendet werden.
[0024] Als geeignete Substrate seien genannt: Glas, Metalle, Metalloxide, organische Polymere.
Solche Substrate können beschichtet werden, indem Schmelzen der erfindungsgemäßen
Mischungen auf vorgeheizte Substrate aufgebracht werden. Man kann auch die erfindungsgemäßen
Mischungen bei Raumtemperatur auf die zu beschichtenden Substrate aufbringen und anschließend
in einem vorgeheizten Ofen aufschmelzen. Beide Verfahren führen zu elektrisch leitfähigen
gut haftenden Überzügen.
[0025] Die so hergestellten Überzüge können in der Elektrotechnik und in der Elektronik
verwendet werden.
Beispiele
[0027] Die Leitfähigkeiten der Mischungen wurden mittels Zweielektrodenmessung bei einem
Druck von 1960 bar (2000 kp/cm
2) bestimmt.
Beispiel 1
[0028] X g TCNQ-Komplex der Formel A und Y g der Verbindung * (siehe Tabelle 1) werden durch
Mörsern innig vermischt und anschließend für z-Minuten in einem Glasprobenröhrchen
durch Erhitzen in einem Metallbad der Temperatur T geschmolzen. In allen Fällen wurden
dünnflüssige Schmelzen erhalten. Die Leitfähigkeiten der wieder erstarrten Schmelzen
wurden bestimmt.
Beispiel 2
[0029] Es wird wie im Beispiel 1 vorgegangen unter Verwendung der TCNQ-Komplexe B-E.
[0030] Aus den Beispielen 1 und 2 wird deutlich, daß die erfindungsgemäßen Mischungen gegenüber
den reinen TCNQ-Komplexen niedrigere Schmelzpunkte bei stark erhöhter Stabilität bei
hohen Temperaturen und gute elektrische Leitfähigkeit aufweisen.
Beispiel 3
[0031] Mischungen aus je 2 g der TCNQ-Komplexe der Formeln A-E und je 2 g Naphthalin wurden
bei 200°C aufgeschmolzen. Die erhaltenen Schmelzen wurden in flüssigem Zustand auf
vorgeheizte (180°C) Glasplatten bzw. Aluminiumplatten aufgetragen. Schichtdicke ca.
0,5 mm. Nach dem Abkühlen wurden in allen Fällen harte, glänzende Überzüge mit guter
elektrischer Leitfähigkeit erhalten.
Beispiel 4
[0032] In eine Schmelze von 2 g Naphthalin bei 160°C werden unter Rühren 2 g TCNQ-Komplex
der Formel B eingetragen. Es wird eine dünnflüssige Schmelze erhalten, die nach dem
Abkühlen eine elektrische Leitfähigkeit von 8=2.10-2 S/cm aufweist.