(57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen von Zylinderrohren mit Streckgrenzen
> 750 N/mm² für den Gebrauch bei Temperaturen bis -40 Grad C, indem ein Vorrohr aus
Stahl mit 0,02 - 0,1 % Kohlenstoff, 0,005 - 0,25 % Silizium - 2,0 % Mangan,
2 - 4 % Nickel, 0,03 - 0,06 % Niob und Eisen mit üblichen Verunreinigungen durch Warmformgebung
und Abkühlen an Luft auf Raumtemperatur hergestellt wird. Erfindungsgemäß wird vorgeschlagen,
daß das Vorrohr bei 900 - 950 Grad C normalisierend geglüht, auf Raumtemperatur abgekühlt
und im Temperaturbereich von Raumtemperatur bis 100 Grad mit Querschnittsabnahmen
von etwa 15 - 80 % auf Fertigabmessung kaltgeformt wird.
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen von Zylinderrohren für den Gebrauch
bei Temperaturen bis minus 40 Grad Celsius.
[0002] Prinzipiell ist es bereits bekannt, daß hohe Kerbschlagzähigkeitswerte im Tieftemperaturbereich
bei einer Stahllegierung mit etwa 1 % Mangan durch Zugabe von etwa 9 % Nickel erreicht
werden. Eine derartige Stahllegierung mit der Bezeichung X8 Ni9 nach Euronom 129-76
hat aber nur eine Streckgrenze von etwa 480 N/mm². Der Stahl ist wegen des hohen Nickelgehaltes
recht teuer bei gleichzeitig unzulänglicher Streckgrenze. Für die Anwendung bei weniger
tiefen Temperaturen werden Stähle mit nicht zu hohem Nickelgehalt und teilweise dafür
höherem Mangangehalt und zusätlich mehrfacher Glühbehandlung empfohlen. Diese Stähle
erreichen trotz der aufwendigen Glühbehandlung nach anderen Vorschlägen nicht die
wünschenswerten Festigkeitseigenschaften für den in Rede stehenden Gebrauch.
[0003] Aufgabe der Erfindung ist ein Verfahren zum Herstellen von Zylinderrohren mit einer
Streckgrenze über 750 N/mm² für den Gebrauch bei Temperaturen bis minus 40 Grad C.
[0004] Die Aufgabe löst ein Verfahren mit den kennzeichnenden Merkmalen des Hauptanspruchs.
Während es nicht gelingt, durch die Maßnahmen nach dem Stand der Technik, z. B. durch
umfangreiche Wärmebehandlung des Fertigproduktes die Streckgrenze auf eine wünschenswerte
Höhe anzuheben, zeight sich überraschenderweise, daß durch die Kaltumformung des normalisierten
Gefüges nach dem gegenwärtigen Vorschlag die Kerbschlagzähigkeit bei tiefen Temperaturen
und die Bruchdehnung nicht in demselben Maße abnehmen wie die Streckgrenze ansteigt.
Durch das Maß der Kaltumformung ist es möglich für die Temperatur bis minus 40 Grad
C des jeweiligen Anwendungsfalles die Mindeststreckgrenze von 750 N/mm² und ausreichenden
Kerbschlagzähigkeiten zu erreichen. Zusätzlich wird vorgeschlagen, das auf Fertigabmessung
hergestellte Zylinderrohr einer Anlaßglühung bei einer Temperatur von 300 - 500 Grad
zu unterziehen, wodurch die Festigkeitswerte weiter angehoben werden.
[0005] Des weiteren kann nach dem Vorschlag vorgesehen sein die Kaltumformung in zwei Stufen
vorzusehen. Diese Maßnahme wird vorgeschlagen, wenn Festigkeits- und Kerbschlagzähigkeitswerte
über die genannten Mindestwerte hinaus erreicht werden sollen. In diesem Fall muß
vor der zweiten Stufe ebenfalls ein Normalisierungsglühen eingelegt werden. Andererseits
werden dann in der 2. Stufe die angestrebten Werte schon durch kleinere Umformungen
erreicht, weil in dieser Stufe ein feineres Ausgangsgefüge vorliegt.
[0006] Die Kaltumformung kann durch Walzen oder Ziehen oder teils nach dem einen und teils
nach dem anderen Verfahren erfolgen. Das Abkühlen von Normalisierungstemperatur erfolgt
an Luft oder Wasser.
[0007] Beansprucht wird darüber hinaus die Verwendung der nach dem erläuterten Verfahren
hergestellten Rohre in den Fertigabmessungen für Zylinderrohre, wie sie bei Hydraulikantrieben
zur Anwendung kommen, wenn diese eine Streckgrenze von mindestens 750 N/mm² und eine
Kerbschlagarbeit von mindestens 100 J bei minus 20 Grad C besitzen sollen und damit
z. B. an Erdbewegungsmaschinen bei Temperaturen bis zu minus 40 Grad C verwendet werden.
Die Kerbschlagarbeit wird an ISO-V- Längsproben bestimmt.
[0008] Die Erfindung wird anhand des nachstehend beschriebenen Beispiels näher erläutert.
[0009] Ein Stahl mit der chemischen Zusammensetzung von (Massen-%)
0,027 % C
0,25 % Si
1,91 % Mn
0,006 % P
2,88 % Ni
0,039 % Nb
Rest Eisen und üblichen Verunreinigungen wird mit einer üblichen Warmfertigung zu
einem Vorrohr der Abmessung 225 x 34 mm warm umgeformt und anschließend an Luft bis
auf Raumtemperatur abgekühlt. Das Vorrohr wird anschließend bei 920 Grad C normalisiert
und an Luft abgekühlt. Durch mehrere Stopfenzüge mit Einzelquerschnittsänderungen
bis zu 7 % wird das Vorrohr ohne Zwischenwärmebehandlung bis auf die Zwischenabmessung
180 x 29,75 mm kaltumgeformt. Die erfolgte Gesamtquerschnittsänderung entspricht ca.
40 %. Die vorliegende Zwischenabmessung wird bei 940 Grad C mit nachfolgender Wasserabschreckung
normalisiert und ohne Zwischenwärmebehandlung mit Einzelquerschnittsänderungen bis
zu 9 % und einerGesamtquerschnittsänderung von 33 % auf die Fertigrohrabmessung 155
x 19 mm durch Stopfenzüge kalt umgeformt.
[0010] In diesem Zustand wird bei minus 40 Grad C eine Kerbschlagarbeit von 197 J an ISO-V-Längsproben
ermittelt. Das Rohr weist bei Raumtemperatur eine R
p0,2-Streckgrenze von 852 N/mm², eine Zugfestigkeit von 888 N/mm² und eine A₅-Dehnung
von 15 % auf.
1. Verfahren zum Herstellen von Zylinderrohren mit Streckgrenzen >750 N/mm² für den
Gebrauch bei Temperaturen bis - 40 Grad C, in dem ein Vorrohr aus Stahl mit 0,02 -
0,1 % Kohlenstoff, 0,005 -0,25 % Silizium, 1,5 - 2,0 % Mangan, 2 - 4 % Nickel, 0,03
-0,06 % Niob und Eisen mit üblichen Verunreinigungen durch Warmformgebung und Abkühlen
an Luft auf Rautemperatur hergestellt wird,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Vorrohr bei 900 - 950 Grad Celsius normalisierend geglüht, auf Raumtemperatur
abgekühlt und im Temperaturbereich von Raumtemperatur bis 100 Grad mit Querschnittsabnahmen
von etwa 15 - 80 % auf Fertigabmessung kaltumgeformt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Zylinderrohr mit der Fertigrohrabmessung einer Anlaßglühung bei einer Temperatur
zwischen 300 und 500 Grad unterzogen wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Kaltumformen zur Fertigabmessung in einer ersten Stufe mit Querschnittsabnahme
von insgesamt etwa 20 - 50 % und einem anschließenden Normalisieren bei 900 - 950
Grad Celsius mit nachfolgender Abkühlung auf Raumtemperatur und in einer zweiten Stufe
mit einer Querschnittsabnahme von insgesamt etwa 5 - 60 % erfolgt.
4. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Kaltumformen mindestens teilweise durch Walzen mit Querschnittsabnahmen von
20 - 70 % bei jedem Durchgang erfolgt.
5. Verfahren nach Anspruch 1, 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Kaltumformen mindestens teilweise durch Ziehen mit Querschnittsabnahmen von
5 - 50 % bei jedem Durchgang erfolgt.
6. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche 1 - 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Abkühlen von Normalisierungstemperatur auf Raumtemperatur an Luft erfolgt.
7. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche 1 - 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Abkühlen von Normalisierungstemperatur auf Raumtemperatur in Wasser erfolgt.
8. Verwendung eines Stahles von 0,02 - 0,1 % Kohlenstoff, 0,05 -0,25 % Silizium, 1,5
- 2,0 % Mangan, 2 - 4 % Nickel, 0,03 -0,06 % Niob und Eisen mit üblichen Verunreinigungen,
aus dem durch Warmformgebung Vorrohre erzeugt sind, die einer Normalisierungsglühung
bei einer Temperatur zwischen 900 - 950 Grad Celsius und einer nachfolgenden Kaltumformung
mit Querschnitts abnahmen von insgesamt etwa 15 - 70 % auf Fertigabmessung unterzogen
worden sind, wobei die Kaltumformung in zwei Stufen von je mindestens 15 % Gesamtquerschnittsabnahme
und einer dazwischen liegenden Normalisierungsglühung und anschließendem Anlassen
auf eine Temperatur zwischen 300 und 500 Grad C erfolgt.