[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Aufarbeiten von Altöl. Bei diesem Altöl
kann es sich z.B. um gebrauchtes Motorenöl, Getriebeöl, Schmieröl, Hydrauliköl, Transformatorenöl
oder ähnliche Öle oder Mischungen dieser Öle handeln.
[0002] Altöl enthält verschiedenartige Verunreinigungen, die aus der vorausgegangenen Nutzung
stammen, so enthält gebrauchtes Schmieröl diverse Additive und polychlorierte Diphenyle
(PCB), die hochgiftig sind. Wenn man das Altöl zur Wiederverwendung aufarbeiten will,
muß man die Verunreinigungen und insbesondere die Halogenide, darunter PCB, weitgehend
entfernen.
[0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, bei der Aufarbeitung von Altöl einerseits
nicht destillierbare Verunreinigungen und andererseits auch halogen- und heteroatomhaltige
Komponenten zu entfernen. Bei den nicht destillierbaren Verunreinigungen handelt es
sich vor allem um hochsiedende Alterungsprodukte, Additive und Feststoffe im Altöl
und bei den halogenhaltigen Komponenten insbesondere um PCB. Ziel des Verfahrens ist
es auch, die zu entsorgenden Abfallmengen zu minimieren. Erfindungsgemäß wird dies
dadurch erreicht, daß man das Altöl bei einem Druck von 50 bis 250 bar mit wasserstoffreichem
Gas versetzt, auf eine Temperatur von 350 bis 500°C erhitzt, in einer Abscheidezone
Feststoffe abtrennt und als Schlamm entfernt, eine verdampfte, ölreiche Phase aus
der Abscheidezone abzieht und bei Temperaturen von 300 bis 400°C katalytisch hydriert,
das hydrierte Produkt mit Ammoniak versetzt und entgast und aus dem entgasten Produkt
eine Ammoniumchlorid enthaltende wäßrige Phase abtrennt.
[0004] Bei diesem Verfahren werden die unerwünschten hochsiedenden Komponenten in der Abscheidezone
destillativ aus dem Altöl abgetrennt. Die Abscheidung erfolgt unter hohem Druck von
50 bis 250 bar bei Temperaturen von 350 bis 500°C unter hydrierenden Bedingungen.
Die Handhabbarkeit des Rückstandes wird dadurch erheblich verbessert.
[0005] Die in der Abscheidezone entstehende ölreiche Dampfphase wird in der anschließenden
katalytischen Hydrierung z.B. an einem Standard-Raffineriekatalysator auf der Basis
Kobalt-Molybdän oder Nickel-Molybdän hydriert. Dabei werden Chlorverbindungen, auch
PCB, zu HCl, Sauerstoff-Verbindungen zu H₂O, Stickstoff-Verbindungen zu NH₃ und Schwefel-Verbindungen
zu H₂S weitgehend umgewandelt. Die Hydrierung erfolgt in der Gas- oder Rieselphase.
Aus dem hydrierten Produkt werden die unerwünschten Komponenten durch Zusatz von Ammoniak
als Ammoniumverbindungen ausgewaschen. Da dabei aus HCl Ammoniumchlorid entsteht,
vermindert diese Neutralisierung die Korrosionsprobleme. Die bei der Hydrierung zwangsläufig
anfallenden Hydriergase, z.B. CH₄, Äthan und Propan, können zur Unterfeuerung im Erhitzer,
der der Abscheidezone vorgeschaltet ist, benutzt werden.
[0006] Eine Weiterbildung der Erfindung besteht darin, daß man das hydrierte Produkt nach
Zugabe von Ammoniakwasser in einer ersten Entgasungsstufe bei einem Druck von 50 bis
250 bar und Temperaturen von 20 bis 60°C entgast, ein wasserstoffhaltiges Gas abzieht
und mindestens teilweise dem Altöl zugibt, die ölhaltige Phase auf 1 bis 5 bar entspannt
und einer zweiten Entgasungsstufe aufgibt und aus der zweiten Entgasungsstufe bei
Temperaturen von 20 bis 60°C ein C₁- bis C₄-Kohlenwasserstoffe enthaltendes Gas, ein
ölreiches Produkt und eine Ammoniumchlorid enthaltende wäßrige Phase getrennt ableitet.
[0007] Beim Verfahren fällt in der Abscheidezone ein feststoffhaltiger Schlamm an, der zu
entsorgen ist, aber auch noch weiter aufgearbeitet werden kann, z.B. durch Filtrieren
oder Zentrifugieren, um Wertstoffe, etwa Nickel und Molybdän, wiederzugewinnen. Ferner
entsteht ein mit Ammoniumsalzen und wasserlöslichen organischen Verbindungen verunreinigtes
Prozeßwasser, das sich biologisch leicht reinigen läßt, weil toxische Chlor-Verbindungen
fehlen.
[0008] Ausgestaltungen des Verfahrens werden mit Hilfe der Zeichnung erläutert.
[0009] Das aufzuarbeitende Altöl kommt aus der Leitung (1) und wird zunächst in einem mechanischen
Filter (2) von groben Feststoffen befreit. Durch eine Pumpe (3) wird das Altöl auf
50 bis 250 bar komprimiert und gelangt in der Leitung (4) zunächst zu einem Wärmeaustauscher
(5), in welchem eine erste Erhitzung des Altöls erfolgt. Dem Altöl in der Leitung
(6) wird wasserstoffreiches Gas aus der Leitung (7) zugemischt, worauf die Temperatur
des Gemisches im gefeuerten Erhitzer (10) auf 350 bis 500°C erhöht wird. Mit diesen
Temperaturen gelangt das Altöl in der Leitung (11) zu einem Abscheider (12) an sich
bekannter Bauart. Im Sumpf des Abscheiders sammelt sich der unverdampfte Anteil des
Altöls in Form eines Schlammes, der Feststoffe, hochmolekulare Verunreinigungen, Alterungsprodukte
und Additive enthält. Dieser Schlamm wird in der Leitung (13) aus dem Verfahren entfernt
und kann, falls gewünscht, einer weiteren Aufarbeitung zugeführt werden.
[0010] Eine ölreiche Dampfphase verläßt den Abscheider (12) durch die Leitung (14), wobei
man ihr aus der Leitung (15) wasserstoffreiches Gas zumischt. Es bietet sich an, mit
diesem Gas die Temperatur des Gemisches einzustellen, das man in der Leitung (14)
in den Hydrierreaktor (16) leitet. Die Eintrittstemperaturen des Gemisches in den
Reaktor (16) liegen im Bereich von 300 bis 400°C. Im Reaktor (16) erfolgt an einem
an sich bekannten Hydrierkatalysator, der im Festbett angeordnet ist, die Hydrierung
des Gemisches bevorzugt in der Gasphase oder auch in der Rieselphase. Als Hydrierkatalysator
verwendet man üblicherweise einen Kobalt-Molybdän- oder Nickel-Molybdän-Katalysator.
[0011] Das hydrierte Produkt verläßt den Reaktor (16) in der Leitung (20), es enthält anstelle
der Verunreinigungen des Gemisches in der Leitung (14) nunmehr HCl, NH₃, H₂S, H₂O
und weitere Hydrierprodukte. Das Produkt in der Leitung (20) gibt einen Teil seiner
fühlbaren Wärme im Wärmeaustauscher (5) ab. In der Leitung (21) gibt man dem hydrierten
Produkt Ammoniakwasser aus der Leitung (8) zu, und zwar in einer solchen Menge, daß
das entstandene HCl neutralisiert wird. Das Gemisch strömt durch einen Kühler (22),
den es mit Temperaturen von 20 bis 60°C in der Leitung (23) verläßt. Im Abscheider
(25) erfolgt bei einem Druck, der nur wenig unter dem im Hydrierreaktor (16) herrschenden
Druck liegt, eine erste Trennung von Kondensat und Gasphase. Das Gas, das in der Leitung
(26) abzieht, enthält vor allem Wasserstoff. Der größere Teil des Gases strömt in
der Leitung (7) unter der Wirkung des Kompressors (28) zurück zur Altölaufarbeitung,
wobei frischer Wasserstoff aus der Leitung (29) zugegeben wird. Ein Teil des von der
Pumpe (28) geförderten wasserstoffhaltigen Gases wird in der Leitung (15) abgezweigt.
Man kann einen Teil des Gases der Leitung (26) über das Entspannungsventil (30) leiten
und in der Leitung (31) zum gefeuerten Erhitzer (10) führen, wo es als Brennstoff
dient.
[0012] Das sich im Abscheider (25) sammelnde ölreiche Kondensat strömt in der Leitung (32)
zu einem Entspannungsventil (33) und wird dort auf einen Druck von 1 bis 5 bar entspannt.
Im anschließenden Abscheider (34) wird erneut Gas und Flüssigkeit getrennt. Dabei
entsteht ein C₁- bis C₄-Kohlenwasserstoffe enthaltendes, brennbares Gas, das man in
der Leitung (35) abführt und über die Leitung (31) ebenfalls als Brennstoff im Erhitzer
(10) benutzt. Das Produkt des Verfahrens, die ölreiche Phase, zieht man durch die
Leitung (36) aus dem Abscheider (34) ab, Abwasser entfernt man durch die Leitung (37).
Das Abwasser enthält Ammoniumverbindungen und kann, da es nicht toxisch ist, einer
biologischen Reinigung unterzogen werden.
[0013] Wo Wasserstoff nicht zur Verfügung steht, gibt man dem Altöl durch die gestrichelt
eingezeichnete Leitung (9) Methanol zu, das im Verfahren zu H₂ und CO gespalten wird.
Dadurch erzeugt man sich das wasserstoffreiche Hydriergas und verzichtet auf die Wasserstoffzufuhr
durch die Leitung (29). Die Spaltung des Methanols erfolgt im Erhitzer (10) durch
thermische Zersetzung und auch unter den Bedingungen, die im Abscheider (12) und im
Hydrierreaktor (16) herrschen.
BEISPIEL 1
[0014] In einer Versuchsanlage im Labormaßstab wird gebrauchtes Motorenöl mit einem Gesamtchlorgehalt
von 0,5 Gew.% aufgearbeitet. Pro Stunde werden 1,5 kg des Altöls auf 140 bar komprimiert
und mit 3,5 Nm³/h an wasserstoffreichem Gas mit einem H₂-Gehalt von 98 % vermischt.
Die Mischung wird auf 445°C erhitzt und dem Heißabscheider (12) zugeleitet, in welchem
bei einer Temperatur von etwa 440°C eine Auftrennung in eine Flüssigphase und eine
Gasphase erfolgt. Die im Sumpf des Abscheiders anfallende Flüssigphase, im Mittel
180 bis 200 g/h, ist ein schwarzer, pastöser, teerähnlicher Rückstand, der die im
Altöl enthaltenen Feststoffe enthält.
[0015] Die Gasphase wird am Kopf des Heißabscheiders (12) abgezogen und auf 380°C gekühlt.
Mit dieser Temperatur wird sie dem Hydrierreaktor (16) aufgegeben, der 1,2 kg eines
Kobalt-Molybdän-Raffineriekatalysators als Festbett enthält. Der handelsübliche Katalysator
besteht aus Strangpreßlingen mit 3 mm Durchmesser. Das Produkt durchströmt das Katalysatorbett
von oben nach unten, wobei die Temperatur von 380°C auf 384°C ansteigt. Dem hydrierten
Produkt wird durch eine Dosierpumpe pro Stunde 300 g eines 2-%igen Ammoniakwassers
zugegeben. In einem Kühler wird das Gemisch auf Raumtemperatur abgekühlt und auf Normaldruck
entspannt. Dabei fällt ein wasserstoffreiches Gas an, das noch C₁- bis C₄-Kohlenwasserstoffe
in einer Menge von 8,5 l/h enthält. Das Flüssigprodukt besteht aus einer praktisch
chlorfreien, gelblich-klaren Ölphase, welche im Mittel in einer Menge von 1,3 kg/h
erhalten wird, daneben entsteht eine wäßrige Phase, deren Menge etwa der zugegebenen
Menge an Ammoniakwasser entspricht und die etwa 5 Gew.% Ammoniumchlorid enthält.
BEISPIEL 2
[0016] Der Anlage des Beispiels 1 wird eine Mischung aus gebrauchtem Motorenöl und Methanol
mit einem Methanolgehalt von 5 Gew.% in einer Menge von 1,5 kg/h zugeführt. Der Gesamtchlorgehalt
der Mischung beträgt 0,5 Gew.%. Die Mischung wird auf 240 bar komprimiert und pro
Stunde mit 800 Nl wasserstoffhaltigem Gas, das im Verfahren erzeugt wird, vermischt.
Das Gas ist eine Mischung aus H₂ und CO mit 33 Vol.% CO. Die weitere Behandlung der
Mischung erfolgt wie im Beispiel 1. Als Produkte fallen im Mittel pro Stunde 1,2 kg
eines weitgehend chlorfreien Öles und 980 Nl Gas an, das im wesentlichen aus H₂ und
CO im Verhältnis 2:1 besteht und einen Anteil von C₁- bis C₄-Kohlenwasserstoffen von
etwa 1 bis 2 Vol.% enthält. Der größte Teil des Gases wird der komprimierten Motorenöl-Methanol-Mischung
zugegeben. Im Heißabscheider (12) fallen pro Stunde 200 g eines pastösen Rückstandes
an, der bei Temperaturen von mindestens 250°C fließfähig ist. Methanol wird in den
Produkten nicht nachgewiesen, was bedeutet, daß es im Prozeß vollständig zu CO und
H₂ gespalten wird.
1. Verfahren zum Aufarbeiten von Altöl, dadurch gekennzeichnet, daß man das Altöl
bei einem Druck von 50 bis 250 bar mit wasserstoffreichem Gas versetzt, auf eine Temperatur
von 350 bis 500°C erhitzt, in einer Abscheidezone Feststoffe abtrennt und als Schlamm
entfernt, eine verdampfte, ölreiche Phase aus der Abscheidezone abzieht und bei Temperaturen
von 300 bis 400°C katalytisch hydriert, das hydrierte Produkt mit Ammoniak versetzt
und entgast und aus dem entgasten Produkt eine Ammoniumchlorid enthaltende wäßrige
Phase abtrennt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man das hydrierte Produkt
nach Zugabe von Ammoniak in einer ersten Entgasungsstufe bei einem Druck von 50 bis
250 bar und Temperaturen von 20 bis 60°C entgast, ein wasserstoffhaltiges Gas abzieht
und mindestens teilweise dem Altöl zugibt, die ölhaltige Phase auf 1 bis 5 bar entspannt
und einer zweiten Entgasungsstufe aufgibt und aus der zweiten Entgasungsstufe bei
Temperaturen von 20 bis 60°C ein C₁- bis C₄-Kohlenwasserstoffe enthaltendes Gas, ein
ölreiches Produkt und eine Ammoniumchlorid enthaltende wäßrige Phase getrennt ableitet.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß man dem Altöl Methanol
zugibt.
4. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß man das wasserstoffhaltige
Gas aus der ersten Entgasungsstufe teilweise dem Altöl vor der Erhitzung und teilweise
der verdampften ölreichen Phase vor der katalytischen Hydrierung zugibt.
5. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß man das C₁- bis C₄-Kohlenwasserstoffe
enthaltende Gas aus der zweiten Entspannungsstufe als Brennstoff zum Erhitzen des
Altöls verwendet.