[0001] Es ist allgemein bekannt, daß man durch Zusätze von halogenhaltigen, organischen
Substanzen eine Verminderung der Brennbarkeit von Substraten erreichen kann. Dabei
ist Brom erheblich wirksamer als Chlor. Ferner ist der Synergismus zwischen Halogenverbindungen
und Antimonoxid bekannt. In Gegenwart von Antimonoxid kann man die Menge an Halogenverbindungen
drastisch reduzieren, um die gleiche flammwidrige Ausrüstung zu erreichen. Auch Phosphorverbindungen
in Verbindung mit Halogenverbindungen werden häufig zu flammfesten Ausrüstungen, insbesondere
bei Textilien, verwendet. Eine ausführliche Darstellung der chemischen Prozesse beim
Brand, der Wirkung der verschiedenen Flammschutzmittel im Brenngeschehen und der flammwidrigen
Ausrüstung verschiedener Substrate findet man in dem Buch von J.W. Lyons "The Chemistry
and Uses of Fire Retardants", New York 1970.
[0002] Für die Herstellung von schwer brennbaren Nadelvliesbodenbelägen bestehen zwei Möglichkeiten:
Verwendung schwer brennbarer Fasern oder Ausrüsten von Vliesstoffen aus konventionellen
organischen Fasern mit Flammschutzmitteln oder flammwidrigen Bindemitteln. Handelsübliche
Bindemittel sind wäßrige Dispersionen auf Styrol-Butadien-Copolymerisat- oder Polyacrylat-Basis,
wobei Bindemittel auf Basis von Butadien-Styrol-Copolymerisaten im allgemeinen weniger
geeignet sind, wenn man Flammwidrigkeit anstrebt. Flammhemmende Zusatzstoffe sind
meist organische Halogenverbindungen, organische Phosphorverbindungen und Antimontrioxid.
[0003] Die Ausrüstung und Verfestigung von Nadelvliesbodenbelägen erfolgt meist unter Vollbadimprägnierung
der Vliese. Dabei wird die Dispersion verdünnt und das Nadelvlies in das Bad eingetaucht.
Der Binderauftrag liegt im allgemeinen bei 20 bis 30 Gew.% (Feststoff), bezogen auf
das Fasergewicht.
[0004] Flammschutzmittel-Zusätze zur Imprägnierflotte, z.B. organische Halogen-und/oder
Phosphorverbindungen haben keine Bindewirkung. Ihre Zumischung zur Binderdisposition
führt daher zu einer Einlagerung in das Bindemittel und damit zur Verminderung der
Bindefestigkeit. Ist das Flammschutzmittel im Bindemittel löslich, so wird außerdem
das Bindemittel durch den Zusatz klebriger gemacht und dadurch die Verschmutzungsneigung
des gebundenen Vlieses erhöht.
[0005] Ist es im Bindemittel unlöslich, so führt sein im allgemeinen gegenüber dem Bindemittel
unterschiedlicher Brechungsindex dazu, daß das Bindemittel nach dem Trocknen keinen
klaren, transparenten, sondern - je nach Menge des Zusatzes und Schichtdicke - einen
trüben bis undurchsichtigen Film bildet. Im Nadelvliesbodenbelag bewirkt dieser Effekt
zumindest eine Beeinträchtigung der Brillanz, eine sogenannte Farbverschleierung.
Diese kann im Prinzip dadurch vermieden werden, daß man Zusatzstoffe mit einer Korngröße
verwendet, die wesentlich geringer ist als die Wellenlänge des sichtbaren Lichts.
Derartig feinteilige Additive stehen aber kaum zur Verfügung.
[0006] Der dritte Nachteil fast aller gängigen halogenorganischen und mineralischen Flammschutzadditive
ist ihr relativ hohes spezifisches Gewicht, das leicht zu ihrem Absetzen in der dünnflüssigen
Imprägnierflotte und zu ihrer Ablagerung auf dem Boden der Auftragswanne, in Behältern
und Rohrleitungen führt.
[0007] Man hat daher schon Bindemittel verwendet, die Vinylchlorid einpolymerisiert enthalten.
Ein gewisser Nachteil bei diesen Bindemitteln besteht darin, daß man mit Vinylchlorid
nur relativ geringe Mengen Chlor in das Polymerisat bekommt ohne den Griff des gebundenen
Vlieses zu stark zu versteifen. Copolymerisate aus Vinylchlorid und Acrylestern mit
mehr als 60 bis 70 Gew.% Vinylchlorid lassen sich zudem bei Raumtemperatur nicht verfilmen.
In dieser Hinsicht sind Copolymere aus Vinylidenchlorid und Acrylestern günstiger.
Hier lassen sich große Mengen Chlor in das Polymerisat einbrigen, ohne daß Schwierigkeiten
bei der Filmbildung auftreten. Allerdings wurde beobachtet, daß die Flammschutzwirkung
nicht unbedingt mit steigender Vinylidenchloridmenge verbessert wird, da für das Brandverhalten
nicht allein die Menge an Halogen von Bedeutung ist. Ferner steigt mit zunehmender
Menge an Vinylidenchlorid die Neigung zur Vergilbung.
[0008] In der EP-A-0 180 868 sind Dispersionen von Copolymeren aus 10 bis 50 Gew.% Vinylidenchlorid
beschrieben, die neben Acrylestern gegebenenfalls Vinylchlorid einpolymerisiert enthalten
können. Die Dispersionen eignen sich als Bindemittel für Anstrichfarben und Putze.
Als Bindemittel für Nadelvliesbodenbeläge sind sie ungeeignet, da es sich um unvernetzte
und unvernetzbare Polymere handelt, die - sofern sie für diesen Verwendungszweck eine
ausreichende Weichheit besitzen - zu einer untragbaren Schmutzanfälligkeit der Beläge
beim Begehen führen würden. Durch Einpolymerisieren von vernetzend wirkenden Comonomeren,
wie z.B. N-Methylol-(meth)-acrylamide, kann zudem, wie in DE 1 086 208 oder DE-AS
1 047 431 gezeigt wurde, die Reinigungsbeständigkeit von Vliesstoffen erheblich verbessert
werden.
[0009] Aus der GB-PS 1 054 877 ist es bekannt, schwer entflammbare, gebundene Faservliese
unter Verwendung eines Bindemittelgemisches herzustellen, das, bezogen auf die Fasern,
20 bis 200 Gew.% Polymerisate auf Basis von Acrylsäureestern und/oder Butadien, 15
bis 150 Gew.% von wenigstens 80 % ihres Gewichts Vinylidenchlorid einpolymerisiert
enthaltenden Mischpolymerisaten und 15 bis 150 Gew.% Antimontrioxid enthalten. Die
dabei nicht als Bindemittel wirkenden Vinylidenchloridpolymerisate können bevorzugt
in Pulverform eingesetzt sein. Solche Mischungen sind ungeeignet zur Herstellung von
Nadelvliesbodenbelägen nach dem Verfahren der Vollbadimprägnierung. Sowohl die pulverförmigen
chlorhaltigen Flammschutzmittel als auch Antimontrioxid beeinträchtigen das Aussehen
des Nadelvliesbodenbelags. Er zeigt eine Farbverschleierung von grau bis weiß, je
nach zugesetzter Menge. Außerdem wird die Bindekraft durch die festen Zusätze erheblich
beeinträchtigt.
[0010] Außerdem sind aus der US-PS 3 787 232 vernetzbare Bindemittel für die Verfestigung
von Vliesstoffen und zur Ausrüstung von Textilien und Papier bekannt, die Vinylchlorid
und/oder Vinylidenchlorid einpolymerisiert enthalten. Dabei werden, wie aus den Beispielen
hervorgeht, Copolymere die allein Vinylchlorid einpolymerisiert enthalten, vorgezogen,
wenngleich drei der Beispiele wäßrige Dispersionen von Copolymeren aus Vinylchlorid
und Vinylidenchlorid betreffen. Diese Dispersionen (Beispiele III, E, F und O) sind
jedoch nicht als Bindemittel für Faservliese geeignet, da diese Mischpolymerisate
bei Raumtemperatur zu steif sind und die Dipersionen bei Raumtemperatur keinen zusammenhängenden
Film bilden. Die Mindest-Filmbilde-Temperatur (MFT) der Dispersionen III, E, F, und
O, bestimmt nach DIN 53 787, betragen:
Beispiel 3,E MFT: 39°C,
Beispiel 3,F MFT: 30°C und
Beispiel 3,O MFT: über 50°C.
[0011] Es wurde nun gefunden, daß man Nadelvliesbodenbeläge mit Vorteil herstellen kann,
indem man Nadelvliese mit wäßrigen Dispersionen von Copolymeren einer Mindest-Filmbilde-Temperatur
von 5 bis 25°C aus
15 bis 35 % ihres Gewichts Vinylidenchlorid
10 bis 45 % ihres Gewichts Vinylchlorid
8 bis 72 % ihres Gewichts Estern der (Meth)Acrylsäure mit 1 bis 12 C-Atome enthaltenden
Alkanolen oder gegebenenfalls Vinylestern 2 bis 3 C-Atome enthaltender aliphatischer
Carbonsäuren oder Gemische dieser Monomerer
1 bis 7 % ihres Gewichts α,β-monoolefinisch ungesättigten 3 bis 5 C-Atome enthaltende
Mono- und/oder Dicarbonsäuren und/oder deren Amide
2 bis 5 % ihres Gewichts N-Methylol-(meth)acrylamid und/oder deren Alkylether mit
1 bis 4 C-Atomen in den Alkylgruppen,
0 bis 3 % ihres Gewichts Vinylsulfonsäure
im Gemisch mit suspendierten feinteiligen Antimonoxiden behandelt und dann bei erhöhter
Temperatur trocknet.
[0012] Die wäßrigen Copolymer-Dispersionen können nach bekannten Verfahren der Emulsionspolymerisation
z.B. mit Emulsionszulauf der Monomeren im geschlossenen Druckkessel in an sich üblicher
Weise hergestellt sein. Ihre Herstellung ist nicht Gegenstand dieser Erfindung. Es
können die üblichen wasserlöslichen, radikalbildenden Polymerisationsinitiatoren,
wie Alkalipersulfate, vorteilhaft in Kombination mit wasserlöslichen Reduktionsmitteln,
wie Formaldehydsulfoxylat oder Natriumpyrosulfit, verwendet werden.
[0013] Als Emulgiermittel können alle für die Emulsionspolymerisation üblichen anionischen
und nichtionischen Emulgatoren verwendet worden sein. Dabei enthalten die Copolymer-Dispersionen
vorzugsweise eine Emulgatormenge von nur 2 bis 4 Gew.%, bezogen auf die Copolymeren,
und ihr LD-Wert liegt vorzugsweise über 70 %, wobei die Oberflächenspannung vorzugsweise
im Bereich von 35 bis 55 dyn/cm liegt. Als Emulgatoren für die als Bindemittel eingesetzten
Copolymer-Dispersionen werden Disulfonate allein oder zusammen mit anderen üblichen
anionischen und/oder nichtionischen Emulgatoren bevorzugt. Damit hergestellte Copolymer-Dispersionen
sind koagulatfrei, feinteilig und scherstabil und haben eine verhältnismäßig hohe
Oberflächenspannung im Bereich von 40 bis 50 dyn/cm. Als bevorzugte Disulfonate seinen
die Natriumsalze von Paraffindisulfonsäure und Alkyl-Diphenyletherdisulfonsäure genannt.
[0014] Die Menge an Vinylidenchlorid beträgt 15 bis 35 Gew.%, diejenige an Vinylchlorid
10 bis 45 Gew.%. Erst die Kombination von beiden chlorhaltigen Monomeren gibt das
gewünschte flammwidrige Verhalten. Die Menge an Estern der Acrylsäure beträgt 8 bis
72 Gew.%, wobei Ethyl-, Butyl- und 2-Ethylhexylacrylat besonders bevorzugt sind.
Bei den Vinylestern sind Vinylacetat und Vinylpropionat von besonderem Interesse.
Ferner geeignet sind Ester der Methacrylsäure mit 1 bis 4 C-Atome enthaltenden Alkanolen.
Die Menge an ungesättigten Mono- und/oder Dicarbonsäuren und/oder deren Amiden beträgt
1 bis 7 Gew.% vorzugsweise 3 bis 5 Gew.%. Hier sind Acrylsäure, Methacrylsäure, Acrylamid
und Methacrylamid sowie Itaconsäure und deren Mono- und Diamide von besonderer Bedeutung.
Häufig ist es zur Verbesserung der Stabilität der wäßrigen Dispersion vorteilhaft,
wenn bis zu 3 Gew.% Vinylsulfonsäure - meist als Alkali-, insbesondere als Natrium-Salz
- mitverwendet werden. Von den N-Methylol-(meth)acrylamiden und deren Ethern werden
2 bis 5 Gew.%, vorzugsweise 2 bis 3 Gew.%, eingesetzt. Hier werden N-Methylolacrylamid
und N-Methylol-methacrylamid bevorzugt. Wichtig für die Gebrauchseigenschaften des
Nadelvliesbodenbelages ist, daß das Mischpolymerisat eine Mindest-Filmbilde-Temperatur
(MFT) bestimmt nach DIN 53 787 von +5 bis +25°C aufweist. Bei tieferen Mindest-Filmbilde-Temperaturen
ist zwar die Einbindung der Fasern günstig, jedoch ist die Anschmutzbarkeit des mit
der Dipsersion gebundenen Bodenbelags sehr hoch. Bei höheren Mindest-Filmbilde-Temperaturen
des Mischpolymerisates ist zwar die Anschmutzbarkeit sehr gering, dafür ist aber die
Verfestigung des Vliesstoffes, d.h. die Bindung der Fasern, unzureichend. Ferner ist
der Nadelvliesbodenbelag zu steif, so daß er besonders unter kühlen Bedingungen nach
dem Abwickeln von der Rolle nicht mehr leicht zu verlegen ist. Im beanspruchten Temperaturbereich
sind beide Eigenschaften gut ausgewogen, insbesondere im Bereich von 10 bis 20°C.
[0015] Zum Behandeln der Nadelvliese werden die Copolymer-Dispersionen zunächst mit in Wasser
suspendierten feinteiligen Antimonoxiden gemischt, wobei das Mengenverhältnis von
Copolymeren (fest) zu den suspendierten Antimonoxiden meist von 100 zu 2 bis 100 zu
15, vorzugsweise von 100 zu 5 bis 100 zu 10, beträgt. Die Antimonoxide sollen feinteilig
sein; sie haben meist eine mittlere Teilchengröße von 5 bis 50, vorzugsweise von 10
bis 20 nm. Von besonderem Interesse ist Sb₂O₅ einer mittleren Teilchengröße im Bereich
von 10 bis 20 nm, wie es z.B. als handelsübliche wäßrige Sb₂O₅-Suspension (®Nyacol
A 1530 (® = eingetragenes Warenzeichen)) einer mittleren Teilchengröße (Teilchendurchmesser)
von 14 bis 15 nm zur Verfügung steht. Mit einem derartigen Gemisch wird das Nadelvlies
behandelt, z.B. hindurchgeführt oder rückseitig imprägniert und das behandelte Nadelvlies
dann bei erhöhter Temperatur, meist im Bereich von 100 bis 150°C, vorzugsweise von
110 bis 130°C, in an sich üblicher Weise getrocknet.
[0016] Als Nadelvliese werden bei dem neuen Verfahren die für die Herstellung von Nadelvlies-Bodenbelägen
üblichen genadelten Vliese eingesetzt, die meist eine Dicke von 0,3 bis 1,0 cm, ein
Flächengewicht von 300 bis 2000 g/m² und eine Nadelung von 100 bis 500/cm² aufweisen.
Sie bestehen im allgemeinen aus Stapelfasern aus Polyamiden oder Polypropylen mit
einer Stapellänge von 5 bis 12 cm. Fasereinbindung, Schmutzresistenz und Aussehen
der erfindungsgemäß herstellten Nadelvliesbodenbeläge sind den entsprechenden Eigenschaften
von Nadelvliesbodenbelägen, die mit handelsüblichen Bindemitteln verfestigt wurden,
oft überlegen. Darüber hinaus sind die erfindungsgemäß herstellten Nadelvliesbodenbeläge
flammwidrig.
[0017] Zur Prüfung der Eigenschaften der erfindungsgemäß verfestigten Nadelvliesbodenbeläge
wurden folgende Untersuchungen durchgeführt:
[0018] Die Brennbarkeit der gebundenen Nadelvliesbodenbeläge wird nach DIN 75 200 bestimmt
(die entsprechende US-Vorschrift ist die MVSS 302). Dabei wird die Geschwindigkeit
gemessen, in der eine 250 mm lange Probe abbrennt. Flammwidrig ausgerüstete Proben
haben eine niedrige Brenngeschwindigkeit.
[0019] Die Fasereinbindung wird mit dem Tretradversuch nach Lisson gemäß dem DIN-Entwurf
54 322 geprüft. Bei Nadelvliesbodenbelägen aus Polypropylenfasern wird das in dem
DIN-Entwurf beschriebene Wellenprofil der Tretradfüße verwendet. Abweichend von dem
DIN-Entwurf wurden Nadelvliesbodenbeläge aus Polyamidfasern mit dem aggresiveren
Pyramidenprofil geprüft. Nach 250 Hin- und Hergängen des Tretrades wird die Prüfung
beendet. Abweichend von dem DIN-Entwurf erfolgt die Beurteilung der Oberfläche optisch,
wobei die Veränderung der Oberfläche mit Standards verglichen und benotet wird. Dabei
bedeutet 1 sehr gut und 5 sehr schlecht.
[0020] Um die Anschmutzbarkeit zu prüfen, werden die Bodenbeläge in einem viel begangenen
Korridor ausgelegt. Die Beläge werden wöchentlich mit dem Staubsauger trocken gereinigt.
Nach drei Wochen wird die Verschmutzung beurteillt. Es erfolgt eine Benotung durch
Vergleich mit Standards. Die Note 1 bedeutet sehr gut, die Note 5 sehr schlecht.
[0021] An einem in Brillant-tiefblau gefärbten Nadelvliesbodenbelag wird beurteilt, ob durch
die Vollbadimprägnierung ein Grauschleier entstanden ist. Kann kein Grauschleier festgestellt
werden, wird die Note 1 gleich sehr gut, vergeben. Die Notenskala reicht bis 3.
[0022] Beim Reiben eines verfestigten Nadelvliesbodenbelags mit einem Metallstift kann der
Binder an der Oberfläche beschädigt werden. Erkennbar wird dies an entstehenden hellen
Strichen. Dieser Vorgang wird als "Schreiben" bezeichnet und ist besonders kritisch
bei Vliesen aus Polypropylen. Wird kein Schreiben beobachtet, so wird die Note 1 (sehr
gut) vergeben. Die Notenskala endet mit 5.
[0023] Beispiel 1 und die Vergleichsbeispiele A bis D sollen zeigen, daß Copolymere aus
Vinylidenchlorid und Vinylchlorid in der Flammfestausrüstung sich günstiger verhalten
als solche Copolymere, die jeweils nur eines dieser Monomeren einpolymerisiert enthalten.
Beispiel 1
[0024] Die Herstellung der wäßrigen Dispersion erfolgt in einem druckfesten Polymerisationskessel
mit einem Volumen von 50 l, ausgerüstet mit Heiz- und Kühlmantel, einem Blattrührer,
einem Zulaufkessel von 50 l Inhalt und einem Zulaufgefäß von 4 l Inhalt. In den Kessel
werden als Vorlage eingebracht: 10,0 kg Wasser, 0,08 kg Natriumperoxidisulfat, 0,1
kg einer 40 %igen wäßrigen Lösung des Natriumsalzes von C₁₄-Paraffinsulfonsäure und
1,67 kg von Zulauf I.
[0025] Zulauf I ist eine wäßrige Emulsion aus 9,3 kg Wasser, 5 kg Vinylidenchlorid, 5 kg
Vinylchlorid, 9 kg n-Butylacrylat 0,6 kg Acrylsäure, 2,67 kg einer 15 %igen wäßrigen
Lösung von N-Methylolmethacrylamid, 0,4 kg einer 25-%igen wäßrigen Lösung des Natriumsalzes
der Vinylsulfonsäure, 0,1 kg Natriumpyrophosphat und 0,01 kg Ascorbinsäure, emulgiert
mit 1,33 kg einer 45 %igen wäßrigen Lösung des Natriumsalzes von C₁₂-Alkyl-Diphenyletherdisulfonsäure.
[0026] Zulauf II ist eine Lösung von 0,1 kg Natriumperoxidisulfat in 1 kg Wasser.
[0027] Man heizt das Reaktionsgefäß auf 70°C auf und beginnt bei 45°C mit dem kontinuierlichen
Zuführen der Zuläufe I und II, die innerhalb von 4 Stunden zugegeben werden. Anschließend
wird das Reaktionsgemisch weitere 3 Stunden auf 70°C gehalten, mit Stickstoff gespült
und gekühlt. Der Feststoffgehalt beträgt 45,6 %, der LD-Wert 88 %, die OSP 43,0 dyn/cm
und die MFT 8°C.
Vergleichsbeispiel A
[0028] Es wird wie in Beispiel 1 angegeben gearbeitet, jedoch Vinylidenchlorid durch die
entsprechende molare Menge an zusätzlichem Vinylchlorid ersetzt.
[0029] Der Feststoffgehalt der Copolymer-Dispersion beträgt 44,8 %, der LD-Wert 81%, die
OSP 43,8 dyn/cm und die MFT 8°C.
Vergleichsbeispiel B
[0030] Man arbeitet wie in Beispiel 1 angegeben, ersetzt jedoch das Vinylchlorid durch die
entsprechende molare Menge an zusätzlichem Vinylidenchlorid. Der Feststoffgehalt der
Copolymer-Dispersion beträgt 46,0 %, der LD-Wert 92 %, die OSP 40,0 dyn/cm und die
MFT 10°C.
Vergleichsbeispiel C
[0031] Man arbeitet wie in Beispiel 1 angegeben, ersetzt jedoch bei gleicher Chlormenge
Vinylidenchlorid durch Vinylchlorid. Der Feststoffgehalt der Copolymer-Dispersion
beträgt 45,5 %, der LD-Wert 76 %, die OSP 40,0 dyn/cm und die MFT 25°C.
Vergleichsbeispiel D
[0032] Man arbeitet wie in Beispiel 1 angegeben, ersetzt jedoch bei gleicher Chlormenge
Vinylchlorid durch Vinylidenchlorid. Der Feststoffgehalt der Copolymer-Dispersion
beträgt 46,1 %, der LD-Wert 90 %, die OSP 46,6 dyn/cm und die MFT <2°C.
[0033] Alle Dispersionen werden mit 8 Gew.% (fest/fest) einer handelsüblichen wäßrigen Sb₂O₅-Suspension
(mittlere Teilchengröße 14 bis 15 nm) gemischt und mit dem Gemisch ein 6 mm dickes
Nadelvlies aus Polyamid behandelt unter Hindurchführen des Vlieses und Abquetschen.
Die so behandelten Vlieses werden 0,5 Stunden bei 120°C getrocknet und dann ihre Brennbarkeit
nach DIN 75 200 bestimmt. Die Ergebnisse der Brennversuche zeigt Tabelle 1.
Beispiel 2
[0034] Man arbeitet wie in Beispiel 1 angegeben. Die Vorlage hat die dort angegebene Zusammensetzung,
Zulauf I hingegen besteht aus 5,9 kg Wasser, 6 kg Vinylidenchlorid, 2,6 kg Vinylchlorid,
10 kg Ethylacrylat, 0,4 kg Methacrylamid 6,67 kg einer 15 %igen wäßrigen Lösung von
N-Methylolmethacrylamid, 0,4 kg einer 25 %igen wäßrigen Lösung des Natriumsalzes der
Vinylsulfonsäure, 0,1 kg Natriumpyrophosphat und 0,01 kg Ascorbinsäure emulgiert mit
1,33 kg einer 45 %igen wäßrigen Lösung des Natriumsalzes von C₁₂-Alkyldiphenyletherdisulfonsäure.
Zulauf II hat die gleiche Zusammensetzung wie in Beispiel 1. Der Feststoffgehalt der
Copolymer-Dispersion beträgt 45,6 %, der LD-Wert 51 %, die OSP 36,8 dyn/cm und die
MFT 19°C.
Beispiel 3
[0035] Man arbeitet wie in Beispiel 1 angegeben, setzt jedoch bei Zulauf I folgende Monomerenmischung
ein: 4 kg Vinylidenchlorid, 4 kg Vinylchlorid, 11 kg iso-Butylacrylat, 0,5 kg Methacrylsäure
und 1 kg einer 48 %igen wäßrigen Lösung von N-Methylolacrylamid. Der Festgehalt der
Copolymer-Dispersion beträgt 45,0 %, der LD-Wert 89 %, die OSP 50,3 dym/cm und die
MFT 20°C.
Beispiel 4
[0036] Man arbeitet wie in Beispiel 1 angegeben, setzt jedoch bei Zulauf I folgende Monomerenmischung
ein: 4 kg Vinylidenchlorid, 9 kg Vinylchlorid, 6 kg 2-Ethylhexylacrylat, 0,2 kg Acrylamid,
0,4 kg Acrylsäure und 2,67 kg einer 15 %igen wäßrigen N-Methylolmethacrylamid-Lösung.
[0037] Der Feststoffgehalt der Copolymer-Dispersion beträgt 45,7 %, der LD-Wert 92 %, die
OSP 45,6 dyn/cm und die MFT 18°C.
Beispiel 5
[0038] Man arbeitet wie in Beispiel 1 angegeben. Die Vorlage besteht jedoch aus 11,8 kg
Wasser, 0,051 kg Natriumperoxidisulfat und 0,087 kg einer 35 %igen wäßrigen Lösung
des Natriumsalzes des Schwefelsäurehalbesters von mit 25 Mol Ethylenoxid umgesetztem
para-Isooctylphenol. Zulauf I besteht aus 12,54 kg Wasser, 3,28 kg Vinylidenchlorid,
3,28 kg Vinylchlorid, 6,56 kg n-Butylacrylat 6,56 kg Vinylpropionat, 0,308 kg Acrylsäure
und 3,414 kg einer 15 %igen wäßrigen Lösung von N-Methylolmethacrylamid, emulgiert
mit 1,365 kg einer 45 %igen Lösung des Natriumsalzes von C₁₂-Alkyldiphenyletherdisulfonsäure.
Zulauf II besteht aus einer Lösung von 0,133 kg Natriumperoxidisulfat in 1,28 kg Wasser.
[0039] Der Feststoffgehalt beträgt 42,4 %, der LD-Wert 91 %, die OSP 43,1 dyn/cm und die
MFT 5°C.
[0040] Das Ergebnis der Brennversuche und die Beurteilung der Verfestigung ist in Tabelle
2 angegeben. Es wurden hier außerdem noch zwei Vergleichsbeispiele aufgenommen: Vergleichsbeispiel
E ist eine handelsübliche 50 %ige wäßrige Dispersion eines Copolymerisats aus 40 Teilen
Butadien und 60 Teilen Styrol, Vergleichsbeispiel F ist eine handelsübliche 40 %ige
Dispersion eines Copolymerisates vorwiegend aus Acrylsäurebutylester und Acrylnitril.
