(19)
(11) EP 0 270 966 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
15.06.1988  Patentblatt  1988/24

(21) Anmeldenummer: 87117656.6

(22) Anmeldetag:  28.11.1987
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4G10C 3/12
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH FR GB IT LI NL SE

(30) Priorität: 06.12.1986 DE 3641813

(71) Anmelder: Reinhard, Franz
D-56281 Emmelshausen (DE)

(72) Erfinder:
  • Franz, Reinhard
    D-5401 Emmelshausen (DE)
  • Dost, Walfried
    D-5400 Koblenz (DE)

(74) Vertreter: Knoblauch, Ulrich, Dr.-Ing., Patentanwälte Dr. Knoblauch 
Kühhornshofweg 10
D-60320 Frankfurt
D-60320 Frankfurt (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Tastatur für eine elektronische Orgel


    (57) Bei einer Tastatur für eine elektronische Orgel mit Klaviereffekt drückt jede Taste (1) bei Betätigung über einen an ihr angebrachten Stößel (10) gegen eine Steuer­kurve (18) an einem um eine horizontale Drehachse schwenkbaren Reaktionshebel (14) und diesen unter Ab­fahren der Steuerkurve (18) zunächst gegen eine große und dann gegen eine kleine Reaktionskraft aus einer ersten in eine zweite Endlage. Um bei einer solchen Tastatur das Verhalten einer klassischen Klaviermechanik mit möglichst geringem Aufwand zu simulieren, ist dafür gesorgt, daß der Stößel (10) and der Taste (1) angelenkt ist und in der ersten Endlage der Taste mit seiner einen Längsseite in der Bahn eines ersten Arms (13) des Reak­tionshebels (14) liegt und mit seinem freien Ende senk­recht an dem einen Ende der Steuerkurve (18) anliegt, die sich von ihrer Stößel-Anlagestelle aus über einen in Betätigungsrichtung des Stößels abfallenden Bogen erstreckt, daß ein zweiter Arm (16) des Reaktionshebels eine Zusatzmasse (17) aufweist, die auf den Reak­tionshebel ein Trägheits-Drehmoment in Richtung auf die erste Endlage ausübt, und daß der Abstand der Stö ßel-Anlagestelle von der Drehachse (15) des Reaktions­hebels wesentlich kleiner als der Abstand des Schwer­punkts der Zusatzmasse von dieser Drehachse ist.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Tastatur für eine elektronische Orgel mit Klaviereffekt, bei der jede Taste gegen Federkraft um eine erste horizontale Dreh­achse schwenkbar gelagert ist und über einen an der Taste angebrachten Stößel bei Betätigung der Taste gegen eine Steuerkurve an einem um eine zweite horizontale Drehachse schwenkbaren mehrarmigen Reaktionshebel drückt und diesen unter Abfahren der Steuerkurve zunächst gegen eine große und dann gegen eine kleine Reaktionskraft aus einer ersten Endlage in eine zweite Endlage schwenkt.

    [0002] Um für den Spieler einer derartigen Orgel bei Wahl des Klaviereffekts das Anschlagverhalten einer Klaviertasta­tur zu simulieren, ist bei einer bekannten Tastatur der gattungsgemäßen Art (DE-AS 24 26 016) der Reaktions­hebel durch elinen starr an der Taste befestigten Stößel gegen die Kraft einer mit ihrem einen Schenkel an dem ersten Arm des Reaktionshebels anliegenden Torsionsfeder verschwenkbar, sobald der Stößel mit der an diesem Arm angebrachten Steuerkurve in Berührung kommt. Hierbei wird von Anfang an nur eine Komponente der Kraft, mit der die Taste betätigt wird, in die Schwenkbewegung des Reaktionshebels umgesetzt. Ferner hat der Reaktions­hebel, im Gegensatz zu einer herkömmlichen Klaviermechan­nik, nur eine geringe Masse. Um hinreichend hohe Reak­tionskräfte durch den Reaktionshebel auf die Taste bei deren Betätigung wirksam werden zu lassen, ist daher eine hohe Rückstellfederkraft und entsprechend aufwendige Rückstellfeder erforderlich. Dennoch ist die Reaktions­kraft unabhängig von der Beschleunigung (Änderung der Geschwindigkeit), mit der die Taste angeschlagen wird.

    [0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine Tastatur der gattungsgemäßen Art anzugeben, bei der das dynami­sche Verhalten jeder Taste bei ihrer Betätigung mit einfachen Mitteln, aber höherer Genauigkeit der einer klassischen Klaviermechanik nachgebildet ist.

    [0004] Erfindungsgemäß is diese Aufgabe dadurch gelöst, daß der Stößel an der Taste angelenkt is und in der ersten Endlage der Taste mit seiner einen Längsseite in der Bahn eines ersten Arms des Reaktionshebels liegt und mit seinem freien Ende senkrecht an dem einen Ende der Steuerkurve anliegt, die sich von ihrer Stößel-Anlage-­stelle aus über einen in Betätigungsrichtung des Stößels abfallenden Bogen erstreckt, daß ein zweiter Arm des Reaktionshebels eine Zusatzmasse aufweist, die auf den Reaktionshebel ein Trägsheits-Drehmoment in Richtung auf die erste Endlage ausübt, und daß der Abstand der Stößel-Anlagestelle von der Drehachse des Reaktionshe­bels wesentlich kleiner als der Abstand des Schwerpunkts der Zusatzmasse von dieser Drehachse ist.

    [0005] Bei dieser Ausbildung wird die bei der Betätigung der Taste über diese auf den Stößel ausgeübte Anschlagkraft zunächst praktisch vollständig auf den die Steuerkurve aufweisenden ersten Arm des Reaktionshebels übertragen, wie dies bei einer klassischen Klaviermechanik (nach DIN 8992 vom Januar 1971) der Fall ist. Aufgrund des geringen Verhältnisses der Abstände von Stößel-Anlage-­stelle und Zusatzmassenschwerpunkt von der Drehachse des Reaktionshebels und aufgrund der voll auf den die Steuerkurve tragenden Reaktionshebelarm wirkenden Stößel­kraft ergibt sich von Anfang an eine verhältnismäßig hohe Beschleunigung der Zusatzmasse und damit eine ent­sprechend hohe Reaktionskraft (entsprechend dem Produkt aus Masse und Beschleunigung), wobei man anstelle der Vielzahl von Bauteilen der klassischen Mechanik im we­sentlichen nur mit dem Stößel und dem die Steuerkurve aufweisenden Reaktionshebel und der Zusatzmasse auskommt, die Zusatzmasse aber ebenfalls verhältnismäßig klein sein kann. Kurz nach der Betätigung der Taste bewirkt der zweite Hebelarm eine Verschwenkung des Stößels, so daß dessen Kraft nicht mehr senkrecht auf die Steuer­kurve (d.h. auf eine Tangente in der Stößel-Anlagestelle der Steuerkurve) gerichtet ist, sondern der Stößel die Steuerkurve abzufahren beginnt, mit der Folge, daß nur noch eine Komponente der Stößelkraft auf die Steuerkurve bzw. den die Steuerkurve tragenden Reaktionshebelarm wirksam ist. Dabei vergrößert sich gleichzeitig der Abstand des Stößels von der Drehachse des Reaktionshe­bels, und die Reaktionskraft des Reaktionshebels nimmt plötzlich entsprechend ab. Anschließend ist die Taste - entsprechend der klassischen Klaviermechanik - sehr leicht zu betätigen. Der Stößel kann daher einfach als geradlinige Stange, ohne zusätzlichen Hebelarm wie bei der herkömmlichen Stoßzunge der klassichen Klavier­mechanik und ohne deren Auslösepuppe, mit der der Hebel­arm der Stoßzunge in Berührung kommt, ausgebildet sein, da der zweite Reaktionshebelarm die Auslösefunktion übernimmt.

    [0006] Sodann kann dafür gesorgt sein daß längs eines Reak­tionshebelarms ein Justiergewichtsstück vershiebbar gelagert ist, dessen Drehmoment um die Drehachse des Reaktionshebels dem Trägheits-Drehmoment der Zusatzmasse entgegenwirkt. Durch eine Verschiebung des Justierge­ wichtsstücks in Richtung zur Drehachse des Reaktionshe­bels erhöht sich die durch die Zusatzmasse auf den Stö­ßel ausgeübte Kraft und damit der anfängliche Tasten­widerstand, den der Spieler deutlich spürt. Je größer der anfängliche Widerstand der Taste war, umso deutli­cher empfindet der Spieler den Auslösepunkt, bei dem der Stößel au seiner Anfangslage auf der Steuerkurve zu rutschen beginnt. Durch Verstellung des Justierge­wichsstücks ist mithin eine optimale Anpassung des Auslösevorgangs des Stößels an den der Stoßzunge der klassischen Klaviermechanik möglich.

    [0007] Günstig ist es ferner, wenn der zweite Reaktionshebelarm ein Polster zur Auflage auf dem freien Ende des Stößels nahe der zweiten Endstellung aufweist. Bei dieser Aus­bildung übernimmt der Stößel gleichzeitig die Funktion des Fängers der klassischen Klaviermechanik und der erste Reaktionshebelarm die Funktion des klassischen Gegenfängers, ohne daß ein Gegenfängerstiel am Reaktions­hebel vorgesehen ist. Ferner kann der Reaktionshebel aus der Position, in der er mit seinem Polster auf dem freien Ende des Stößels aufliegt, sehr schnell repetiert werden, um beispielsweise ein Tremolo zu spielen.

    [0008] Um die Betätigung der Taste möglichst unabhängig von Reibungskräften zu machen, kann wenigstens eine der Berührungflächen von Steuerkurve und Stößel gleitfähig sein.

    [0009] Statt dieser gleitfähigen Ausbildung wenigstens einer der Berührungsflächen von Steuerkurve und Stößel ist est aber auch möglich, wenigstens eine der beiden Berüh­rungsflächen von Steuerkurve und Stößel durch eine Rolle zu bilden.

    [0010] Sodann kann wenigstens eine der Berührungsflächen von Steuerkurve und Stößel gepolstert sein, um Stoßgeräusche zu dämpfen.

    [0011] Aufgrund von Herstellungstoleranzen kann zwischen Stößel und Steuerkurve ein Spiel auftreten. Um das Spiel auszu­gleichen, kann daher dafür gesorgt sein, daß die Schwenk­bewegung des Reaktionshebels durch dessen Endlagen be­stimmende gepolsterte Anschläge begrenzt ist, von denen der die erst Endlage bestimmende Anschlag in Schwenk­richtung des Reaktionshebels verstellbar ist. Durch entsprechende Verstellung des verstellbaren Anschlags kann hierbei ein Spiel zwischen Stößel und Steuerkurve ausgeglichen werden, wobei durch die Polsterung der Anschläge gleichzeitig eine Stoß- und Geräuschdämpfung erreicht wird.

    [0012] Eine andere Justiermöglichkeit kann dadurch erreicht werden, daß der zweite Reaktionshebelarm in zwei durch ein arretierbares Gelenk verbundene Abschnitte unter­teilt ist. Durch Lösen der Gelenkarretierung und relati­ve Verdrehung der beiden Reaktionshebelarmabschnitte läßt sich ebenfalls ein Spiel zwischen Stößel und Steuer­kurve ausgleichen.

    [0013] Eine besonders einfache Ausbildung der Spielausgleich­einrichtung kann darin bestehen, daß das Gelenk ein Filmgelenk ist und jeder der beiden Abshnittge des zwei­ten Reaktionshebelarms einen sich quer zur Längsrichtung des zweiten Reaktionshebelarms erstreckenden Vorsprung aufweist und daß der Drehwinkelabstand der beiden Vor­sprünge durch eine die Vorsprünge verbindende Stell­schraube einstellbar ist.

    [0014] Ferner kann dafür gesorgt sein, daß der Reaktionshebel in der zweiten Endstellung außerhalb der Betätigungs­reichweite des Stößels durch eine Abstelleinrichtung arretierbar ist. Durch entsprechende Betätigung der Abstelleinrichtung läßt sich die Tastatur dann wahlweise auf das Verhalten einer Orgel- oder einer Klaviertasta­tur einstellen.

    [0015] Die Erfindung und ihre Weiterbildungen werden nachste­hend anhand der Zeichnung bevorzugter Ausführungsbei­spiele näher beschrieben. Es zeigen:

    Fig. 1 bis 4 eine Seitenansicht eines Teils einer er­findungsgemäßen Tastatur in verschiedenen Be­triebsstellungen, teilweise im Schnitt,

    Fig. 5 bis 7 eine Seitenansicht eines Teils eines zwei­ten Ausführungsbeispiels einer erfindungsgemäßen Tastatur, teilweise im Schnitt,

    Fig. 8 und 9 eine Abwandlung des Reaktionshebels des Ausführungsbeispiels nach den Fig. 5 bis 7 und

    Fig. 10 eine weitere Abwandlung des Reaktionshebels des Ausführungsbeispiels nach den Fig. 5 bis 7.



    [0016] Bei der Tastatur nach den Fig. 1 bis 4 ist jede Taste 1 um eine Drehachse 2 gegen die Kraft einer Rückholfeder 3 schwenkbar gelagert. Die Taste 1 betätigt ein elektri­sches Schaltelement 4, das eine Kontaktfeder 5 aufweist, die in der Ruhestellung durch einen Kontaktsößel 6 mit einem feststehenden Kontakt 7 und in der Arbeits­stellung mit einem feststehenden Kontakt 8 in Berührung gebracht wird.

    [0017] An dem dem Betätigungshebelarm der Taste 1 in Bezug auf die Drehachse 2 gegenüberliegenden Hebelarm der Taste 1 ist ein Stößel 10 um eine horizontale Drehachse 11 drehbar angelenkt. Der Stößel 10 wird durch die Kraft einer Feder 12, hier einer Blattfeder, die am Stößel 10 befestigt ist und auf der Taste 1 lose aufliegt, gegen einen ersten Arm 13 eines Reaktionshebels 14 ge­drückt, der um eine horizontale Achse 15 schwenkbar gelagert ist. Der Reaktionshebel 14 hat einen zweiten Arm 16, an dessen Ende eine Zusatzmasse 17 befestigt ist. Zwischen den Armen 13 und 16 ist der Reaktionshebel 14 mit einer Steuerkurve 18 in Form eines Kreisbogens versehen, an dessen einem Ende das freie Ende des Stö­ßels 10 in der in Fig. 1 dargestellten einen Endlage (der Ruhelage) des Reaktionshebels 14 senkrecht anliegt, wobei sich die Längsachse des geradlinigen, stangenför­migen Stößels 10 senkrecht zu einer Tangente an der Steuerkurve 18 in der Stößel-Anlagestelle erstreckt. Die Drehachse 15 und die Steuerkurve 18 liegen etwa auf dem gleichen Kreis um den Krümmungsmittelpunkt 19 der Steuerkurve 18. Die Steuerkurve 18 ist konvex gewölbt und grenzt mit ihren Enden an Polster 20 und 21 an, deren Stößel-Anlageflächen sich unter einem Winkel zur Steuerkurve 18 und jeweils etwa in Längsrichtung der Arme 13 und 16 des Reaktionshebels 14 erstrecken, wobei der Stößel 10 in der in Fig. 1 dargestellten Endlage der Taste 1 mit einer Seitenfläche plan an dem Polster 20 anliegt.

    [0018] Die Endlagen des Reaktionshebels 14 sind durch Anschläge 22 und 23 für den Arm 16 oder durch Anschläge 24 und 25 für eine am Arm 13 befestigte, diesen verlängernde Anschlagplatte 26 bestimmt. Hierbei können die Anlage­flächen der Anschläge 22 bis 25 gepolstert sein, um die Anschlaggeräusche zu dämpfen. Die Anschläge 22 bis 25 können als horizontal durchgehende Leisten ausgebil­det sein, die den Reaktionshebelarmen 14 aller Tasten 1 gemeinsam sind.

    [0019] Um ein gegebenenfalls aufgrund von Herstellungstoleran­zen zwischen dem freien Ende des Stößels 10 und der Steuerkurve 18 in der in Fig. 1 dargestellten Endlage vorhandenes Spiel auszugleichen, ist der Anschlag 22 bzw. 24 in Richrtung des Doppelpfeils 27 bzw. 28 um die Drehachse 15 des Reaktionshebels 14 verstellbar, so daß sich der Arm 16 mit der Zusatzmasse 17 in der darge­stellten Ruhelage praktisch nicht auf dem Anschlag 22 bzw. dem Anschlag 24, sondern über die Steuerkurve 18 auf dem freien Ende des Stößels 10 abstützt, wobei dafür gesorgt ist, daß der Gesamtmassenschwerpunkt des Reak­tionshebelarms 16 etwa auf gleicher Höhe mit der Dreh­achse 15 liegt, so daß durch das Gesamtgewicht des Reak­tionshebelarms 16 stets ein Drehmoment um die Drehachse 15 entgegen der durch die Taste 1 bewirkten Betätigungs­drehrichtung des Reaktionshebels 14 ausgeübt wird.

    [0020] Um die Belastung des Stößels 10 durch den Reaktionshebel 14 in der in Fig. 1 dargestellten Endlage justieren zu können, ist ein Justiergewichtsstück 29 auf einem dritten Reaktionshebelarm 30, der sich etwa in der glei­chen Richtung wie der Arm 16, jedoch auf der dem Arm 16 gegenüberliegenden Seite der Drehachse 15 erstreckt, axial in Richtung des Doppelpfeils 31 verschiebbar ge­lagert. Bei dem Hebelarm 30 kann es sich um eine Gewinde­stange und bei dem Gewichtsstück 29 um eine Mutter han­deln.

    [0021] Mittels einer Abstelleinrichtung 32, die unterhalb des Reaktionshebelarms 16 angeordnet ist und für jeden Reak­tionshebel 14 bzw. jede Taste 1 einen Hebel 33 aufweist, der durch Verdrehen einer allen Reaktionshebeln 14 ge­meinsamen Welle 34 verschwenkbar ist, können durch Ver­drehen der Welle 34 und Hochschwenken der Hebel 33 iln die in Fig. 4 dargestellte Lage alle Reaktionshebel 14 in der oberen Endlage am Anschlag 23 bzw. 25 arre­tiert werden, so daß sich ein Abstand zwischen dem Pol­ster 21 und dem freien Ende des Stößels 10 ergibt. In dieser Lage der Reaktionshebel 14 können alle Tasten 1 wie bei einer Orgel frei betätigt werden, ohne daß die Reaktionshebel 14 ebenfalls verschwenkt werden. Statt für jeden Reaktionshebel 14 einen eigenen Hebel 33 vorzusehen, genügt es jedoch, an den seitlichen Enden der Tastatur jeweils nur einen Hebel 33 vorzusehen und die beiden Hebel 33 durch eine allen Reaktionshebeln 14 gemeinsame Stange zu verbinden, die beim Hochschwenken der beiden Hebel 33 durch Verdrehen der Welle 34 die Reaktionshebel 14 gegen den Anschlag 23 bzw. 25 drückt.

    [0022] Das Verschwenken der Abstelleinrichtung 32 kann mittels eines nicht dargestellten elektromagnetischen Drehan­triebs bewirkt werden, der durch Ziehen eines Registers unter Betätigen eines zugeordneten Schalters ausgelöst werden kann.

    [0023] Wenn die Abstelleinrichtung 32 die in den Fig. 1 bis 3 dargestellte Lage einnimmt und die Taste 1 gegen die Kraft der Feder 3 betätigt wird, überträgt der Stößel 10 in der in Fig. 1 dargestellten Lage die Schwenkbewe­gung der Taste 1 zunächst voll auf den Reaktionshebel 14, wobei die durch den Reaktionshebel 14 auf die Taste 1 ausgeübte Reaktionskraft direkt proportional zu der Beschleunigung ist, mit der die Taste 1 betätigt wird. Dabei ist die Reaktionskraft wegen des verhältsnismäßig großen Abstands der Zusatzmasse 17 von der Drehachse 15 und des verhältnismäßig geringen Abstands des Stößels 10 von der Drehachse 15 verhältnismäßig hoch, so daß die Zusatzmasse 17 entsprechend klein gewählt werden kann. Gleichzeitig mit der Aufwärtsverschwenkung des Reaktionshebelarms 16 wird der Stößel 10 durch das ela­stische Polster 20 des Reaktionshebelarms 13 im Uhrzei­gersinn geschwenkt, bis er die in Fig. 2 dargestellte Stellung, die sogenannte Auslösestellung, erreicht hat. In dieser zur Steuerkurve 18 schrägen Stellung beginnt der Stößel 10 auf der Steuerkurve zu rutschen. Der Spie­ ler spürt dies, weil die Taste 1 von dieser Stellung an leichter zu bewegen ist.

    [0024] Die Taste 1 bewegt sich jetzt weiter bis zu ihrem unte­ren (nicht dargestellten) Anschlag. In dieser Zeit glei­tet der Stößel 10 ohne nennenswerten Krafschluß ent­lang der Steuerkurve 18. Gleichzeitig verläßt der Reak­tionshebelarm 16 den Stößel, bis er am Anschlag 23 oder der anderer Reaktionshebelarm 13 mit seiner Anschlagplat­te 26 am Anschlag 25 anschlägt. Aus dieser zweiten End­lage wird der Reaktionshebel 14 durch das Polster des Anschlages 23 bzw. 25 und das Eigengewicht des Hebelarms 16 in Verbindung mit dem Gewicht der Zusatzmasse 17 zurückgedreht, um sich dann mit seinem elastischen Pol­ster 21 auf dem Stößel 10 aufzulegen. Damit hat der Reaktionshebel 14 die in Fig. 3 dargestellte Lage zum schnellen Repetieren eingenommen.

    [0025] Bei dieser Ausführung wird der Stößel 10 allein durch entsprechende Formgebung des Reaktionshebels 14 und der Steuerkurve 18 ohne die herkömmliche auf einen zu­sätzlichen Hebel des Stößels wirkende Auslösepuppe über die Steuerkurve 18 zum Polster 21 bzw. Reaktionshebel­arm 16 geführt. Der Reaktionshebelarm 16 übernimmt daher mit seinem Polster 21 gleichzeitig die Aufgabe des her­kömmlichen Gegenfängers und der Stößel 10 gleichzeitig die Aufgabe des herkömmlichen Fängers.

    [0026] Je näher das Justiergewichtsstück 29 zur Drehachse 15 verschoben wird, desto schwerer wird der rechts von der Drehachse 15 liegende Teil des Reaktionshebels 14. Dies äußert sich wiederum in einer größeren Belastung des Stößels 10 in der in Fig. 1 dargestellten Lage, was wiederum einen größeren Tastenwiderstand zur Folge hat, den der Spieler deutlich spürt. Die Stelle, an der der Stößel 10 auf der Steuerkurve 18 nach rechts zu rutschen beginnt, wird vom Spieler umso deutlicher wahrgenommen, je größer vorher der Widerstand in der Taste 1 war. Mit dieser Verstellung des das Justiergewichts­stücks 29 ist somit eine optimale Angleichung des Aus­lösevorgangs an den der klassichen Klaviermechanik mög­lich.

    [0027] "Keyboard"-Spieler bevorzugen häufig eine Schrägstellung des Instruments, häufig so, daß der Griffbereich der Tasten höher als ihre Drehachse 2 liegt. Bei dieser Ausführung der Tastatur ist dies ohne weiteres möglich, selbst bei einer 40°-Schrägstellung tritt keine wesentl­che Änderung der Funktion ein.

    [0028] Das Ausführungsbeispiel nach den Fig. 5 bis 7 unterschei­det sich von dem nach den Fig. 1 bis 4 im wesentlichen nur dadurch, daß der Reaktionshebel 114 und die mit diesem zusammenwirkenden Teile nicht oberhalb der Taste 1, sondern unterhalb des Griffbereichs der an ihrem einen Ende um die horizontale Achse 2 schwenkbaren Taste 1 angeordnet sind. Ferner ist die Steuerkurve 118, im Gegensatz zur Steuerkurve 18, auf der dem Reak­tionshebelarm 16 mit der Zusatzmasse 117 gegenüberliegen­den Seite in Bezug auf die Drehachse 15 am Reaktionshe­belarm 113 und nicht am Reaktionshebelarm 116 vorgesehen.

    [0029] Auch die Wirkungsweise der Tastatur nach den Fig. 5 bis 7 ist im wesentlichen die gleiche. Wird die Taste 1 etwa um 70 % ihres möglichen Weges nach unten bewegt, werden der Stößel 10 und der Reaktionshebel 114 in die in Fig. 6 dargestellte Lage gedreht. Durch die Drehung des Reaktionshebels 114 hat das Polster 20 den Stößel 10 in die dargestellte Lage geschwenkt. Dies ist die Auslösestellung. Der Stößel 10 gleitet von da an entland der Steuerkurve 118 nach unten, und der Antrieb zur weiteren Drehung des Reaktionshebels 114 ist unterbro­chen.

    [0030] Die Taste 1 wird dann ohne nennenswerten Widerstand bis gegen ihren unteren (nicht dargestellten) Anschlag gedrückt. Gleichzeitig schwingt der Reaktionshebelarm 116 mit der Zusatzmasse 117 aufgrund seiner kinetischen Energie bis zum oberen elastischen Anschlag 23. Hier wird er angehalten und fällt anschließend auf seinen unteren elastischen Anschlag 27 in die in Fig. 7 darge­stellte Lage zurück. Beim Loslassen der Taste 1 geht sie an ihren oberen (nicht dargestellten) Anschlag und der Stößel 10 wieder in seine Ausgansstellung nach Fig. 5 zurück.

    [0031] Auch bei diesem Ausführungsbeispiel ist im Bereich der Steuerkurve 118 ein nicht dargestelltes das Justiergewichts­stück (entsprechend dem Justiergewichtsstück 29 in Fig. 1) vorgesehen.

    [0032] Auch hier ist ein Speilausgleich des Stößels 10 und der Steuerkurve 118 durch Höhenverstellung in Richtung des Doppelpfeils 27 möglich.

    [0033] Zum Abstellen des Reaktionshebels 114 (um ihn mit dem Stößel 10 außer Eingriff zu bringen) bis zum oberen Anschlag 23 ist wieder die Abstelleinrichtung 32 vorge­sehen.

    [0034] Auch bei diesem Ausfühurungsbeispiel ist eine Schrägstel­lung der Tastatur möglich, wie es für Keyboards häufig erwünscht ist.

    [0035] Bei der Abwandlung des Reaktionshebels 114 nach den Fig. 8 und 9 ist der Reaktionshebelarm 116 in zwei Ab­schnitte 116a und 116b unterteilt, die durch ein Film­gelenk 35 gelenkig verbunden sind. Jeder Hebelarmab­schnitt 116a und 116b hat einen quer zur Längsrichtung des Hebelarms 116 vorstehenden Vorsprung 36 und 37, die durch eine Stellschraube 38, die eine gewindefreie Bohrung des Vorsprungs 37 durchsetzt und in eine Gewinde­bohrung des Vorsprungs 36 eingreift, relativ zueinander verschwenkbar sind, um ein Spiel zwischen Stößel 10 und Steuerkurve 118 auszugleichen. Wird mit Hilfe der Stellschraube der Spalt 39 gemäß Fig. 9 verengt, so entsteht eine Knickung des Reaktionshebelarms 116 im Bereich des Filmgelenks 35. Damit wird auch die Zusatz­masse 117, wie in Fig. 9 dargestellt, nach oben ver­stellt, so daß sich die Zusatzmasse 117 erst nach einer weiteren Drehung des Hebelarms 113 relativ zu der Lage nach Fig. 8 im Uhrzeigersinn am Stößel zum Ausgleich des Spiels zwischen Stößel und Steuerkurve 118 anlegen kann. Der untere Anschlag 22 ist bei diesem Ausfüh­rungsbeispiel nicht verstellbar.

    [0036] Bei der Abwandlung des Reaktionshebels 114 nach Fig. 10 wird die Steuerkurve durch eine Rolle 118ʹ gebildet, die zwischen zwei Lagerarmen 40 um eine Achse 41 drehbar gelagert ist. Im übrigen ist dieser Reaktionshebel eben­so wie der Reaktionshebel 114 nach den Fig. 8 und 9 ausgebildet.

    [0037] Durch die Rolle 118ʹ, die alternative auch am freien Ende des Stößels 10 vorgesehen sein kann, wird die Gleit­reibung zwischen Stößel 10 und Steuerkurve weitgehend vermieden. Man kommt daher ohne Schmiermittel zwischen Stößel und Steuerkurve aus, wie es erforderlich wäre, wenn wenigstens eine der Berührungsflächen zwischen Stößel und Steuerkurve nicht als Rolle ausgebildet, sondern nur gepolstert ist bzw. aus elastischem Werk­stoff, wie Gummi, Silikon oder dergleichen, besteht, um Stoßgeräusche zu vermeiden. Solche Polsterstoffe hätten einen zu hohen Reibungskoeffizienten, der eine Schmierung erfordert. Das Ölen oder Schmieren der Mecha­nik einer Orgel würde jedoch einen hohen Wartungsaufwand bedeuten. Bei vielen elastischen Kunststoffen besteht darüber hinaus dei Gefahr, daß sie durch ungeeignete Schmiermittel zersetzt werden.

    [0038] Die Verwendung einer Rolle, wie der Rolle 118ʹ, als Steuerkurve erübrigt daher nicht nur eine Schmierung, sondern ermöglicht auch die freie Wahl eines die Rolle und/oder das Stößelende überziehenden Polstermaterials.

    [0039] Im Rahmen der Erfindung liegende Abwandlungen der darge­stellten Ausführungsbeispiele können darin bestehen, daß die sehr schwach Blattfeder 12 durch eine entspre­chende Biegefeder, z.B. eine Schenkelfeder oder eine Torsionsfeder, ersetzt oder der Stößel 10 selbst biege-­elastisch ausgebildet wird. Statt auf einem eigenen Hebelarm, wie dem Hebelarm 30, kann das Justiergewichts­stück 29 auch auf dem Reaktionshebelarm 13 bzw. 113 verschiebbar gelagert sein. Statt des Justiergewichts­stücks 29 und des Hebelarms 30 ist es möglich, die Zu­satzmasse 17 auf dem Reaktionshebelarm 16 verschiebbar zu lagern. Die Anschlagplatte 26 kann einteilig mit dem Reaktionshebelarm 13 bzw. durch diesen selbst gebil­det sein. Anstelle des Filmgelenks 35 bei den Ausfüh­rungsbeispielen nach den Fig. 8 bis 10 kann ein Gelenk mit Gelenkbolzen vorgesehen sein. Wenn der Gelenkbolzen als Schraubbolzen ausgebildet ist, kann das Gelenk mit­tels einer auf den Schraubbolzen passenden Mutter arre­tiert werden, so daß die Vorsprünge 36 und 37 sowie die Stellschraube 38 entfallen. Alternativ kan für den Spielausgleich zwischen Stößel und Steuerkurve auch der Stößel in seiner Länge einstellbar ausgebildet sein, z.B. durch Unterteilung des Stößels in zwei axial ver­schraubbare und arretierbare Abschnitte.

    [0040] Unter "elektronische Orgel" sollen hier auch elektroni­sche Klaviere oder sogenannte "Keyboards" fallen.


    Ansprüche

    Tastatur für eine elektronische Orgel mit Klavier­effekt, bei der jede Taste gegen Federkraft um eine erst horizontale Drehachse schwenkbar gelagert ist und über einen an der Taste angebrachten Stößel bei Betätigung der Taste gegen eine Steuerkurve an einem um eine zweite horizontale Drehachse schwenkbaren mehrarmigen Reaktionshebel drückt und diesen unter Abfahren der Steuerkurve zunächst gegen eine große und dann gegen eine kleine Reak­tionskraft aus einer ersten Endlage in eine zweite Endlage schwenkt, dadurch gekennzeichnet,daß der Stößel (10) an der Taste (1) angelenkt ist und in der ersten Endlage der Taste (1) mit seiner einen Längsseite in der Bahn eines ersten Arms (13; 113) des Reaktionshebels (14; 114) liegt und mit seinem freien Ende senkrecht an dem einen Ende der Steuerkurve (18; 118; 118ʹ anliegt, die sich von ihrer Stößel-Anlagestelle aus über einen in Betätigungsrichtung des Stößels (10) abfallenden Bogen erstreckt, daß ein zweiter Arm (16; 116) des Reaktionshebels (14; 114) eine Zusatzmasse (17; 117) aufweist, die auf den Reaktionshebel (14; 114) ein Trägheits-Drehmoment in Richtung auf die erste Endlage ausübt, und daß der Abstand der Stößel-Anlagestelle von der Drehachse (15) des Reaktionshebels (14; 114) wesentlich kleiner als der Abstand des Schwerpunkts der Zusatzmasse (17; 117) von dieser Drehachse (15) ist.
     
    2. Tastatur nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß längs eines Reaktionshebelarms (3) ein Justier­gewichtsstück (29) vershiebbar gelagert ist, dessen Drehmoment um die Drehachse (15) des Reaktionshebels (14, 114) dem Trägheits-Drehmoment der Zusatzmasse (17; 117) entgegenwirkt.
     
    3. Tastatur nach Anspruch 1, dadurch gekenn­zeichnet, daß der zweite Reaktionshebelarm (16) ein Polster (21) zur Auflage auf dem freien Ende des Stößels (10) nahe der zweiten Endstellung auf­weist.
     
    4. Tastatur nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß wenigstens eine der Berührungs­flächen von Steuerkurve (18; 118) und Stößel (10) gleitfähig ist.
     
    5. Tastatur nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß wenigstens eine der beiden Berührungsflächen von Steuerkurve (118ʹ) und Stößel (10) durch eine Rolle gebildet ist.
     
    6. Tastatur nach Anspruch 4 oder 5, dadurch geken­zeichnet, daß wenigstens eine der beiden Berüh­rungsflächen von Steuerkurve und Stößel gepolstert ist.
     
    7. Tastatur nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Schwenkbewegung des Reak­tionshebels ((14; 114) durch dessen Endlagen bestim­mende gepolsterte Anschläge (22, 23; 24, 25) be­grenzt ist, von denen der die erste Endlage bestim­ mende Anschlag (22; 24) in Schwenkrichtung (27; 28) des Reaktionshebels (14; 114) verstellbar ist.
     
    8. Tastatur nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß der zweite Reaktionshebelarm (116) in zwei durch ein arretierbares Gelenk (35) verbundene Abschnitte (116a; 116b) unterteilt ist.
     
    9. Tastatur nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß das das Gelenk ein Filmgelenk (35) ist und jeder der beiden Abschnitte (116a; 116b) des zweiten Reaktionshebelarms (116) einen sich quer zur Längs­richtung des zweiten Reaktionshebelarms (16) erstreckenden Vorsprung (36; 37) aufweist und daß der Drehwinkelabstand der beiden Vorsprünge (36, 37) durch eine die Vorsprünge verbindende Stellschraube (38) einstellbar ist.
     
    10. Tastatur nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß der Reaktionshebel (14; 114) in der zweiten Endstellung außerhalb der Betäti­gungsreichweite des Stößels (10) durch eine Ab­stelleinrichtung (32) arretierbar ist.
     
    11. Tastatur nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß der Stößel (10) durch Feder­kraft (12) zur Stößel-Anlagestelle zurückstellbar ist.
     




    Zeichnung