(19)
(11) EP 0 273 222 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
06.07.1988  Patentblatt  1988/27

(21) Anmeldenummer: 87117801.8

(22) Anmeldetag:  02.12.1987
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)4D02J 3/16
(84) Benannte Vertragsstaaten:
BE CH DE ES GB IT LI

(30) Priorität: 09.12.1986 DE 3641958

(71) Anmelder: Osthoff-Senge GmbH & Co. KG
D-42304 Wuppertal (DE)

(72) Erfinder:
  • Ebbinghaus, Rainer
    D-4050 Mönchengladbach (DE)
  • Osthoff, Walter
    D-5600 Wuppertal 1 (DE)

(74) Vertreter: Peerbooms, Rudolf, Dipl.-Phys. 
Rieder & Partner Anwaltskanzlei Postfach 11 04 51
42304 Wuppertal
42304 Wuppertal (DE)


(56) Entgegenhaltungen: : 
   
       


    (54) Verfahren und Vorrichtung zum Glätten von Kettfäden


    (57) Zur Vorbereitung auf den Webvorgang werden Kettfäden geglättet, was bisher durch Schlichten erfolgt. Um den Einsatz von Schlichtmitteln und Entschlichtmitteln ganz oder zumindest weitgehend zu erübrigen, werden erfindungsgemäß die Kettfäden (6) als Schar parallel nebeneinander ausgerichteter Fäden an einer Sengflamme vorbeigeführt und durch Absengen ihrer freien Faser­enden geglättet.




    Beschreibung


    [0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Glätten von Kettfäden in Vorbereitung auf den Webvorgang sowie eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens.

    [0002] Die aus der Spinnerei kommenden Kettfäden sind noch rauh, da sie zahlreiche vom Fadenkern abstehende Faserenden aufweisen, die nicht mit eingedreht sind. Werden die Kettfäden im Webstuhl weiterverarbeitet, sind sie starken mechanischen Beanspruchungen durch Rebung oder Scheuerung ausgesetzt, die vor allem beim Weiterrücken der Kette und bei der Fachbildung in den Augen der Litzen und durch Aneinanderreiben der Kett­fäden hervorgerufen werden. Die aus den Fadenkernen vorstehenden Faserenden bieten Angriffspunkte zur weiteren Aufrauhung und Nesterbildung, was schließlich als Summe der dehnenden und scheuernden Beanspruchung zu Fadenbruch führen kann. Dem versucht man bisher durch Schlichten der Kettfäden vorzubeugen d. h. die Kettfäden werden mit klebefähigen und filmbildenden Produkten in Kontakt gebracht, so daß beim Trocknen des Schlichtmittels ein festes Fadengerüst mit glatter Oberfläche entsteht. Starkes Schlichten aber hat zur Folge, daß die Fäden an Elastizität und Dehnbarkeit verlieren, daß einzelne Fäden der Webkette verkleben und daß die Farbe gefärbter Kettfäden beeinträchtigt wird. Das nach dem Webvorgang notwendig werdende Entschlichten des Gewebes mit teilweise säurehaltigen Substanzen hängt von der Intensität des vorgehenden Schlichtens ab, d. h. starkes Schlichten bedingt intensives Entschlichten mit der Gefahr einer weiteren Faserschädigung.

    [0003] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Ver­fahren zum Glätten von zu verwebenden Kettfäden an­zugeben, welches den Einsatz von Schlichtmitteln ganz oder zumindest weitgehend erübrigt.

    [0004] Erfindungsgemäß wird die Aufgabe dadurch gelöst, daß die Kettfäden als Schar parallel nebeneinander aus­gerichteter Fäden an einer Sengflamme vorbeigeführt und ihre freien Faserenden abgesengt werden. Durch diese Maßnahme wird eine gute Glättung der Kettfäden erreicht, die für den nachfolgenden Webvorgang vor­züglich präpariert sind. Ein besonderer Vorteil dieses Verfahrens ist es, daß durch das Absengen der Fäser­chen an den Kettfäden das Schlichten der Kettfäden zur Vorbereitung des Webvorganges teilweise oder voll­ständig überflüssig wird und die geschilderten Nachteile eines Schlichtens und späteren Entschlich­tens zumindest weitestgehend vermieden werden können. In Ausgestaltung der Erfindung können die zwischen den Kettfäden durchtretenden Senggase und/oder -flammen gegen die Kettfäden reflektiert werden, so daß die Fäden auch im Bereich des Flammenschattens gleichmäßig der Sengbehandlung unterzogen werden. Vorteil­hafterweise werden die Kettfäden nach dem Zetteln oder Schären der Sengbehandlung unterzogen. Nach dem Zetteln oder Schären sind die Kettfäden in der ge­ samten Breite des Zettel- oder Schärbaumes parallel aufgewickelt, d. h. sind die Abstände zwischen den einzelnen Kettfäden noch relativ groß. Dieses er­möglicht ein seitliches Vorbeitreten der Sengflamme an jedem einzelnen Kettfaden und erhöht damit die Sengwirkung. Die Kettfäden können mit sehr hohen Geschwindigkeiten von z.B. 1000 Meter pro Minute an der Sengflamme vorbeigeführt werden.

    [0005] Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist eine Vorrichtung vorgesehen, die eine Sengmaschine mit einer einen Sengschlitz aufweisenden Brennereinheit aufweist und gekennzeichnet ist durch eine dem Sengschlitz unmittelbar gegenüberliegende Prallwand, zwischen der und der Brennereinheit die Kettfäden hindurchlaufen. Dadurch wird gewährleistet, daß die durch die Kettfäden hindurchtretenden Senggase und/oder -flammen auf die Prallwand treffen und von dieser auf die der Sengflamme abgewandten Seite der Kettfäden zurückgeworfen werden. Dies führt zu einer kurzseitigen Sengflammeneinhüllung jedes einzelnen Kettfadens und damit zur vollständigen Befreiung von abstehenden Fäserchen. Die erfindungsgemäße Vor­richtung ist kosten- und energiesparend da nur eine Brennereinheit notwendig ist und die Sengflammen­energie optimal genutzt wird.

    [0006] In Ausgestaltung der Erfindung kann vorgesehen werden, daß die Prallwand eine dem Sengschlitz gegenüber­liegende Flammenverwirbelungskammer in Form einer Längsnut oder Längssicke aufweist. Die Prallwand kann dabei aus einem im unteren Bereich V-förmig zu der Längssicke abgewinkelten Blech bestehen. Durch diese besondere Ausbildung der Prallwand im Bereich des Sengschlitzes werden die durch die Kettfäden hin­durchtretenden Senggase und/oder -flammen aufgefangen und verwirbelt, um dann auf die Sengflammenschatten­seite der Kettfäden zurückreflektiert zu werden. Dies begrenzt die Sengflammeneinwirkung auf einen räumlich sehr kleinen Bereich und erhöht gleichzeitig die Wirk­samkeit der Sengbehandlung.

    [0007] In Weiterbildung kann der Erfindung zufolge vorgesehen werden, daß die Kettfäden über eine obere Leitwalze laufen, welche zusammen mit der Prallwand von der Brennereinheit wegschwenkbar ist. Die Wegschwenk­barkeit ist notwendig, um bei betriebsbedingtem Ab­schalten der Vorrichtung Sengschäden an den Kettfäden zu vermeiden.

    [0008] Schließlich kann der Erfindung zufolge noch eine zu­sammen mit der Leitwalze und der Prallwand schwenkende Abschirmwand vorgesehen werden, die beim Abschalten der Vorrichtung vor den Sengschlitz fällt. Die Ab­schirmwand ist dabei so positioniert, daß sie sich zwischen Sengschlitz und Kettfäden schiebt, also eine vollständige Abschirmung der Kettfäden vor der Seng­flamme und der Senghitze gewährleistet.

    [0009] Die Erfindung wird im folgenden anhand der Zeichnung näher erläutert. In der Zeichnung zeigen:

    Fig. 1 eine schematische Gesamtansicht der erfindungsgemäßen Vorrichtung in Arbeitsstellung,

    Fig. 2 die Vorrichtung in einer Abschalt­stellung,

    Fig. 3 die Vorrichtung mit zurückgeschwenkter Brennereinheit und

    Fig. 4 eine perspektivische Ansicht der Prallwand.



    [0010] Die Vorrichtung besteht aus einer einen Sengschlitz 1 aufweisenden Brennereinheit 2, die an einer Schwenk­einrichtung 3 mit Verstellzylinder 4 angeordnet ist. Gegenüber dem Sengschlitz 1 befindet sich in Arbeits­stellung eine Prallwand 5, zwischen der und der Brennereinheit 2 die Kettfäden 6 hindurchlaufen. Die Kettfäden laufen über Leitwalzen 7, 8, 9, wobei die obere Leitwalze 8 gemeinsam mit der Prallwand 5 an Schwenkarme 10 angeordnet ist. Die Schwenkarme 10 sind an einem pneumatischen Zylinder 11 angelenkt, der mit einem Schnellentlüftungsventil 12 ausgerüstet ist. In der Arbeitsstellung hält der pneumatische Zylinder 11 die Schwenkarme 10 in horizontaler Lage. Während des Arbeitsvorganges treffen die aus dem Sengschlitz 1 austretenden Sengflammen zunächst auf die brenner­zugewandte Seite der Kettfäden 6, treten an diesen seitlich vorbei und treffen dann auf die Prallwand 5 auf. Die Prallwand 5 fängt die Sengflammen auf und verwirbelt sie gleichzeitig. Zu diesem Zweck weist die Prallwand 5 eine dem Sengschlitz 1 gegenüberliegende Flammenverwirbelungskammer 13 in Form einer Längsnut oder Längssicke auf. In ihrem unteren Bereich besteht die Prallwand 5 aus einem V-förmig zu der Längssicke abgewinkelten Blech. Mit dieser besonderen Ausbildung der Prallwand erreicht man eine Konzentrierung und Reflexion der Sengflamme auf die Flammenschattenseite der Kettfäden.

    [0011] Fig. 2 zeigt die Vorrichtung bei gewollter oder ungewollter Unterbrechung des Arbeitsablaufes. Bei Ab­schaltung der Vorrichtung wird der pneumatische Zylinder 11 über das Schnellentlüftungsventil 12 auto­matisch entlüftet, so daß die Schwenkarme 10 um etwa 45° herunterfallen und die die Kettfäden 6 tragende obere Leitwalze 8 mit der Prallwand 5 von der Brenner­einheit 2 weggeschwenkt wird. Zusammen mit der Prall­wand 5 und der oberen Leitwalze 8 wird eine Abschirm­wand 14 verschwenkt, die sich in Fig. 1 oberhalb der oberen Leitwalze 8 befindet und die beim Verschwenken sich zwischen die Brennereinheit 2 und die Kettfäden 6 schiebt und damit die Kettfäden gegen die Sengflamme bzw. die Abwärme der Brennereinheit schützt.

    [0012] In Fig. 3 ist die Brennereinheit 2 um etwa 135° entgegen dem Uhrzeigersinn zurückgeschwenkt.

    [0013] Fig. 4 zeigt in perspektivischer Ansicht die Prallwand 5, mit der als V-Nut ausgebildeten Flammenver­wirbelungskammer 13 und die obere Abschirmwand 14.


    Ansprüche

    1. Verfahren zum Glätten von Kettfäden in Vorbe­reitung auf den Webvorgang, dadurch gekenn­zeichnet, daß die Kettfäden (6) als Schar parallel nebeneinander ausgerichteter Fäden an einer Sengflamme vorbeigeführt und ihre freien Faserenden abgesengt werden.
     
    2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekenn­zeichnet, daß die zwischen den Kettfäden (6) durchtretenden Senggase und/oder -flammen gegen die Kettfäden reflektiert werden.
     
    3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekenn­zeichnet, daß die Kettfäden (6) nach dem Zetteln oder Schären der Sengbehandlung unterzogen werden.
     
    4. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach den Ansprüchen 1 und 2, bestehend aus einer Sengmaschine mit einer einen Seng­schlitz aufweisenden Brennereinheit, gekenn­zeichnet durch eine dem Sengschlitz (1) un­mittelbar gegenüberliegende Prallwand (5), zwischen der (5) und der Brennereinheit (2) die Kettfäden (6) hindurchlaufen.
     
    5. Vorrichtung nach Anspruch 4, dadurch gekenn­zeichnet, daß die Prallwand (5) eine dem Sengschlitz (1) gegenüberliegende Flammenver­wirbelungskammer (13) in Form einer Längsnut oder Längssicke aufweist.
     
    6. Vorrichtung nach Anspruch 5, dadurch gekenn­zeichnet, daß die Prallwand (5) aus einem im unteren Bereich V-förmig zu der Längssicke abgewinkelten Blech besteht.
     
    7. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 4 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Kettfäden (6) über eine obere Leitwalze (8) laufen, welche zusammen mit der Prallwand (5) von der Brennereinheit (2) wegschwenkbar ist.
     
    8. Vorrichtung nach Anspruch 7, gekennzeichnet durch eine zusammen mit der Leitwalze (8) und der Prallwand (5) wegschwenkende Abschirmwand (14), die bei Abschalten der Vorrichtung vor den Sengschlitz (1) fällt.
     




    Zeichnung










    Recherchenbericht